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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Cybersexsucht: Ausstieg, bevor es zu spät ist
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Cybersexsucht: Ausstieg, bevor es zu spät ist
saulusfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Dies ist mein Tagebuch zum Ausstieg aus meiner Cybersexsucht


11.01.2018 23:42:06  
saulusfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Vor 14 Jahren war ich als Jugendlicher die ersten Male in einem Chatroom. Da fragte mich eine vermeidliche Frau "Wie würde es dir gefallen, wenn jch alles tue, was du sagst?" Leider gefiel mir der Vorschlag damals sehr gut.

Jetzt, 14 Jahre später, liege ich spätabends in einem Hotelzimmer, da ich Auswärts auf Fortbildung bin, und hadere mit meinem Leben. Die Augen sind rot, der Rücken tut weh, der Kopf ist fruchtbar müde. Über Jahre habe ich wieder und wieder und wieder gechattet, teils telefoniert oder gewebcamt. Und dabei mehr Zeit vorm PC verbracht, als mein Körper hätte ertragen können. Ich habe Zeit aufgewendet, die ich eigentlich gar nicht habe. Ich habe sie mir einfach vom Schlaf abgezogen. Wenn ich 6 Stunden in einer Nacht schlafe, ist das schon gut.

Das ich süchtig bin, ist unstrittig. Dafür brauche ich keinen bescheuerten Selbsttest, wie sie häufig im Internet angeboten werden. Ich hatte unlängst Geburtstag, gehe auf die 30 zu, bin verlobt, habe ein Patenkind. Da ich am Schlaf spare, kriege ich mein Leben einigermaßen auf die Reihe. Mein Umfeld ist zufrieden mit mir. Nur ich allein weiß: Ich werde weder mir, noch den Menschen, die ich liebe, gerecht, wenn ich weiter meiner Sucht nachhänge. Jede Minute, die ich chatte, statt mit meinem Patenkind zu spielen, mit meiner Verlobten zu reden oder einem meiner Hobbies zu verbringen ist unwiederruflich verloren. Ich habe schlicht und ergreifend Angst, dass ich irgendwann sterbe und feststellen muss, dass ich mehr als die Hälte meiner im Leben frei verfügbaren Zeit mit chatten verbracht habe. Ich habe Angst, dass ich durch das viele vorm-PC-hängen meinen Rücken und meine Augen ruiniere bis ich 40 bin. Ich will ein langes und erfülltes Leben. Und ich will frei sein. Ich hoffe inständig, dass der 12.1.2018 mein zweiter Geburts-Tag wird.


bearbeitet von saulus am 15.01.2018 21:40:26
12.01.2018 00:13:27  
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Der erste Morgen ohne. Sitze in der Bahn. Normalerweise würde ich die Zeit zum chatten nutzen. Also die erste Situation, in der ich standhaft sein muss. Ich nutze die Zeit, um hier zu schreiben und Musik zu hören. Bisher geht es erstaunlich leicht. Von früheren erfolglosen Ausstiegsversuchen weiß ich, dass es noch schwerer werden wird. Wenn ich zu Hause bin, werde ich Sport machen und dann irgendwas Produktives von meiner todo-Liste erledigen. Schwierig wird es dann wieder heute Abend, wenn meine Verlobte im Bett ist. Ich muss echt zeitig mit ihr zusammen schlafen gehen, damit ich nicht mit dem PC alleine bin. Ich schaffe das.


12.01.2018 11:54:55  
SixteenYearsfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Glückwunsch zu deiner Einsicht! Ich habe selbst den dritten Entzug hinter mir und bin nun seit knapp 14 Monaten clean.

Ich kann dir eines sagen: Der Weg wird nicht schwer, steinig oder sonstwas sein. Er wird äußerst leicht sein. Du wirst womöglich ein paar Tage, vielleicht zwei Wochen clean sein und dann wirst du in den Bruchteilen einer Sekunde schwach werden. Das wird nicht hart sein; etwas in dir - deine Sucht - hat sich den Rückfall gewünscht und es ist nichts leichter als dem Nachzugeben. Das wird dir womöglich ein paar mal passieren und du wirst verzweifeln und irgendwann wirst du einfach wieder weiter machen und die Hölle beginnt von vorne.

Verzeih wenn ich den Teufel an die Wand male, ich will dich nur auf das vorbereiten, was vor dir steht. Ein wirklich hilfreiches Mittel ist meiner Meinung nach am Anfang der kalte Internet-Entzug, zumindest zu den gefährlichen Zeiten, denn die nächste OS-Seite ist meist nur zwei Klicks entfernt. Würde ein Alkoholiker auf Entzug ein Glas Wasser vor sich stellen, und sich vornehmen nur das Wasser zu trinken während daneben eine geöffnete Schnapsflasche steht? Jedes Kind weiß, dass das nicht gut gehen wird. Komischerweise sehen die wenigsten diese Analogie beim Internet.


Recovery is more than abstinance!

Porn & Co Konsum = Zufriedenheit durch Selbstberuhigung, sozusagen der mentale Schnuller für den Unlustvermeider. (keinen Frust ertragen wollen). (Bienemaja1)
12.01.2018 20:48:02   
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Hallo SixteenYears,

danke für deinen Zuspruch und Rat. Keine Sorge: Dies ist beiweitem nicht mein erster Entzug und mit Scheitern kenne ich mich aus. Ich denke Scheitern gehört sogar dazu, weil du als Süchtiger gewisse Erfahrungen machen musst:

1. Ich bin niemals geheilt. Ein Rückfall kann jederzeit passieren.
2. Welche Situationen sind für mich Gefährlich?
3. Wie verhindere ich einen Rückfall?

Dieser ist aber mein ernsthafterster Versuch und ich hoffe, dass ich es diesmal entgültig schaffe. Bei meinen früheren Versuchen habe ich kein Tagebuch geführt und hatte auch sonst keien besonderen Strategien. Natürlich verzeihe ich mir, wenn es anders kommen sollte und fange wieder von vorne an. Aber wie du schon sagst: Es ist die Hölle. Und da will ich nicht wieder hin. Ein kalter Internetentzug ist sinnvoll, in der heutigen Zeit aber sehr schwer. Ich versuche es so zu schaffen. Ich muss eh mit dem Internet leben.


12.01.2018 22:55:34  
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Meine Verlobte ist im Bett und dennoch habe ich mich entgegen meiner Vorsätze nochmal alleine ins Internet gewagt. Es war mir ein Bedürfnis noch über meinen Tag zu schreiben. Ich glaube, dass es gerade am Anfang eines Entzuges wichtig ist, sehr engmaschig zu arbeiten.

Mein Entschluss, auszusteigen, ist noch keine 24 Stunden alt, ich habe eigentlich noch nicht viel erreicht, aber ich habe das Gefühl, dass die Lebensgeister meinen Körper schlagartig geflutet haben. Ich glaube, alleine dass ich den Entschluss gefasst habe und ein Ziel vor Augen habe, macht etwas mit mir.

Jedenfalls ist mir, als ich heute nach Hause kam, aufgefallen, wie verdammt gut meine Verlobte in Unterwäsche aussieht. Das ergab sich zufällig. Es ergab sich auch, dass wir dann Sex hatten und es war sehr gut. Meine Verlobte ist nicht perfekt - wenn man die Maßstäbe unserer Germanys-next-Topmodel-verblödeten Gesellschaft anlegt. Und bedingt durch meine Sucht war mein Verlangen nach ihr oft gedämpft, musste sie doch mit einem Heer an Pornodarstellerinnen und Millionen von Internetnutzerinnen konkurrieren, von denen ich mir je nach Laune die raussuchen konnte, die mir am besten passten. Dadurch, dass ich mich gedanklich von dieser Internet-Traumwelt verabschiedet habe, zog ich nicht mehr automatisch unrealistische und unfaire Vergleiche und sah nur sie. Und da war sie perfekt.

Danach bin ich natürlich nicht mehr sonderlich produktiv gewesen, habe aber Zeit mit ihr verbracht.

Gegen Abend konnte ich mich dann tatsächlich trotz Dunkelheit und Kälte aufraffen laufen zu gehen. Erst wollte ich wie üblich Handy und Kopfhörer mitnehmen, damit ich Muskik hören kann und eine App mir zwischendurch sagt, wie schnell ich unterwegs bin. Ich entschied mich dann aber doch dagegen. Der Park war fast menschenleer, nur Natur und Stille und ich war mit meinen Gedanken ganz alleine. Eine zugegeben ungewohnte Situation für jemanden mit einem problematischen Mediennutzungsverhalten. Aber es war gut. Ich denke, das menschliche Gehirn ist evolutionär gesehen für die mediale Dauerbeschallung der heutigen Zeit nicht gemacht.

So blieb mir eben noch eine Sache zu tun: Den Account in meiner ehemals bevorzugten Chat-Community zu löschen. Obwohl ich alleine bin und obwohl dort zwei meiner regelmäßigen Chatpartnerinnen online waren, fiel es mir nicht all zu schwer. Ein leichtes kribbeln in der unteren Bauchgegend habe ich schon gespürt, habe mich dann aber gezwungen nicht schwach zu werden. Vielleicht hat es auch geklappt, weil ich heute schon Sex hatte, vielleicht auch, weil ich mir vor SixteenYears nicht die blöße geben wollte, jetzt schon zu scheitern ;-)


12.01.2018 23:28:26  
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Frage an die Community:

Wo seht ihr die Gefahren rückfällig zu werden und wie begegnet ihr ihnen?

Ich sehe da vor allem zwei Probleme:

1. Externe Reize
Ihr kennt es wahrscheinlich... eine Werbeanzeige, eine hübsche Frau auf der Straße, bei manchem reicht ein Dessous-Geschäft und schon sitzt man zu Hause vorm Rechner und ist im Rückfall. Natürlich gibt es keine Strategie damit umzugehen, außer stahlharter Willenskraft. Da bin ich aber auch schon bei Problem Nr. 2.

2. Alkohol
Bei mir reichen relativ geringe Mengen und der Alkohol entfaltet seine unheilvolle Wirkung, die Hemmschwelle und das Urteilsvermögen zu beeinträchtigen. Leider kommen leichtbekleidete Frauen oft da gehäuft vor, wo Alkohol ausgeschenkt wird. Eine ungünstige Kombination.

Habt ihr auch so große Probleme mit eurer Sucht im Zusammenhang mit Alkohol? Was tut ihr dagegen? Jetzt sagt mir nicht, ich soll nie wieder trinken. Ich will meine Onlinesucht überwinden, kein Heiliger werden. Breites Grinsen




13.01.2018 00:19:37  
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Heute war mein zweiter Tag.

Gestern Abend war ich abends alleine am Rechner und bin nicht schwach geworden. Habe aber viel Zeit damit verbracht, hier zu schreiben bzw. andere Tagebücher zu lesen. Ich bin nicht schwach geworden. Allerdings habe ich dennoch zwei Fehler gemacht.

In einem PDF des HSO heißt es

3. Der nächste Punkt ist der regelmäßige Feierabend. Ein wichtiger Bestandteil im
Suchtausstieg. Gewöhnt Euch daran, PÜNKTLICH um 20 oder 21 Uhr Feierabend zu
machen (außer wenn unsere SHG stattfindet). Stellt Euch einen Wecker und bittet
Eure Freundin oder Partnerin, Euch hierin zu unterstützen und Euch zu erinnern. Der
Erfolg liegt in der Regelmäßigkeit und keine Ausrede ist gültig, denn „Arbeit“ ist ja
immer da. Alles hat Zeit bis morgen. Die Abende sollten ab sofort den Angehörigen
oder Freunden (oder Euch selbst) gehören, nicht aber dem Computer. Ihr werdet es
genießen, endlich mal ohne Medien zu sein. Bestenfalls stellt Ihr das Handy auch
aus. Medienfreie Zeit sozusagen. Wisst Ihr, wie gut das tut?????


Es wird nicht erklärt warum das so wichtig ist. Aber mein Gefühl sagt mir tatsächlich, dass es stimmt und dass ich wirklich abends nicht mehr so lange am PC sitzen sollte. Es bringt ja auch nichts die eine Sucht durch eine andere zu ersetzen. Ich muss gucken, dass ich meinen Medienkonsum insgesamt weiter herunterschraube. Ich bin leider erst um 00:45 ins Bett gekommen und bin am nächsten Tag ziemlich spät aufgestanden und habe mich etwas benommen gefühlt. Bis ich in die Gänge gekommen bin und endlich was produktives gemacht habe, war es 11 Uhr.

Die zweite Sache:

5. Macht Euch Gedanken, ob Eure Selbstbefriedigung bisher zu exzessiv war. Wie oft
haltet Ihr es für notwendig und vertretbar? Legt Euch einen Wochenplan an, in dem
Ihr Soll- und Istzahlen notiert. Fest steht: Selbstbefriedigung JA, wenn nötig, aber
nicht zu exzessiv und auf keinen Fall mit Hilfe des Internets.
Bei Eurem Suchtausstieg MUSS es genügen, wenn Ihr die eigene Phantasie wieder
bemüht, um Euch zu befriedigen. Im Höchstfall ist MAL das Ansehen eines Magazins
erlaubt, nicht aber das Internet. Der Unterschied liegt darin, dass Ihr im Internet
AKTIV seid und Eure Gier kein Ende findet, im Magazin aber seid Ihr passive User
und habt das Heft irgendwann durch. Ziel soll aber immer sein, dass Eure eigenen
Gedanken und Vorstellungen genügen, um Euch genug Lust auf SB zu verschaffen!


So lautet ein weiterer Tipp des HSO. Und ich denke ebenfalls, dass das wichtig ist. Ich will komplett von pornografischem Material weg, nicht mal Magazine durchblättern. Ich habe gestern Abend aber tatsächlich noch masturbiert. Aus Gewohnheit vielleicht oder weil ich Angst hatte, dass mein Verlangen nach Cybersex wieder hochkommt. Jedenfalls hatte ich ja an dem Tag schon Sex. Der Grund, das ich masturbiert habe, war nicht, dieser unaufschiebbare, natürliche, innere Druck. Es war mein Kopf, der wollte, dass ich masturbiere, weil ich mir das als Problembewältigungsstrategie so angewöhnt habe. Und mein Entzug stellt für meinen Kopf scheinbar erstmal ein Problem dar.

Beim masturbieren hatte ich auch pornografische Bilder im Kopf. Ich denke aber, das wird mit der Zeit weggehen.

Tja, nun denkt man vielleicht: "Wo ist das Problem bei Masturbation ohne Cybersex und Pornos? Ist doch ganz natürlich." Nun am nächsten (heutigen) Morgen hat mich meine Verlobte mit einer, sagen wir mal erotischen Offährte geweckt, die ich ablehen musste, weil ich zu müde war und keine Lust hatte. Die Gründe für beides, habe ich ja oben genannt. Ich habe tatsächlich gewixt und mich damit um echten Sex mit meiner Verlobten gebracht. Ich war echt sauer auf mich.

Wir hatten dann am Nachmittag noch Sex aber meine Erektion war nicht so hart, wie sie hätte sein können, was sie wohl um einen Teil des Vergnügens gebracht hat.

Später waren wir noch mit Freunden essen.

Fazit:
1. Früher ins Bett gehen (klappt heute auch nur bedingt).
2. Ideal wäre deutlich weniger zu masturbieren und zwar nur dann, wenn der Körper sagt "Es muss jetzt unbedingt sein!". Allerdings habe ich sorge, dass meine Geilheit eine größere Rückfallgefahr bedeutet.


14.01.2018 00:00:31  
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Tag Nummer vier neigt sich dem Ende.

Gestern hatte ich frei und war erstaunlich produktiv. Ich habe ein größeres Projekt abgeschlossen, dass ich schon Ewigkeiten vor mir herschiebe und einige kleinere Dinge erledigt (da ich nicht all zu viel von mir preisgeben möchte und es hier ja vorrangig um meine Cybersexsucht geht, bleibe ich in der Beschreibung meines Alltags immer eher etwas vage). Es ist schon krass, wie viel Zeit man auf einmal hat, wenn man nicht mehr chattet.

Abends habe ich auf einem Turnier gespielt. Wir haben ziemlich verkackt dieses mal aber hat trotzdem Spaß gemacht und ich hatte nette Leute um mich. Mit meiner persönlichen Leistung war ich sehr zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde und die Auswirkungen meines Ausstiegs zu sehr glorifiziere, aber ich war wirklich sehr konzentriert und präsent. In Zeiten, in denen es mit der Sucht besonders schlimm war, hatte ich oft den Eindruck gar nicht richtig da zu sein und die Welt wie durch einen Schleier zu sehen.

Heute bin ich wieder beruflich im Lande unterwegs. Tag war mords-anstrengend, bin alleine auf dem Hotelzimmer, zu müde um Interesse an temporären Bekanntschaften zu haben, draußen ist es kalt und regnet. Bäh.

Eigentlich idealer Nährboden, um rückfällig zu werden. Heute fällt es mir auch schwer. Der Gedanke, diese ganzen Sachen von Früher nicht mehr zu haben -nie mehr zu haben- macht mich schon irgendwie melancholisch. Die (vermeintliche) Chatpartnerin, die du gefunden hast (nach stundenlanger Suche), die genau das schreibt, was dir gefällt. Die Bilder aus dem Internet, Frauen, die genau so sind, wie du es dir vorstellst, verknüpfen sich in deiner Fantasie mit dem Charakter deiner (vermeintlichen) Chatpartnerin zur perfekten Frau. Bzw. zu dem was sich dein Porno-verkorkstes Gehirn darunter vorstellt. All das werde ich nie mehr haben.

Es ist erstaunlich: Es ist erst der vierte Tag meines Ausstieges und mein Gehirn beginnt schon damit, meine Erinnerungen zu verändern. Es sagt mir "Ja, es war nur eine illusion, aber es war doch eine schöne Sache". Die Erinnerungen daran, wie ich unter meiner Sucht gelitten habe, beginnen zu verschwinden. Ich habe mich mal schlau gemacht und festgestellt, dieser psychologische Effekt ist bekannt und erforscht:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/nostalgie-warum-frueher-alles-besser-war-a-1120337.html

Ich muss mir immer wieder klar machen: Deine Sucht hat dir nie etwas gegeben. Kurzfristige Extase vielleicht, danach hinterlässt das kurzfristige Glücksgefühl einen schalen Beigeschmack, Leere, das Gefühl von Selbstbetrug, schlechtes Gewissen. Wenn du nicht schon vorher enttäuscht wurdest. Deine (vermeintliche) Chatpartnerin, von der du so angetan warst, ist einfach offline gegangen oder hat sich als Fake entpuppt, weil sie dir ein Foto geschickt hat, dass du mittels Google-Bilder-Rückwärtssuche einem amerikanischen Modell zuordnen konntest.


15.01.2018 21:39:06  
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Tag Nummer 5.

Der Tag heute war wenig anstrengend. Nachmittags habe ich mit ein paar Leuten eine Ballsportart gespielt. Lief sehr gut, hat extrem viel Bock gemacht. War heute sehr fokussiert. Die Bälle kamen immer auf den Punkt.

Danach war ich essen.

Jetzt schreibe ich noch eben meinen Eintrag, mache eine nochmal eine Einheit Sport und gehe dann schlafen.

Mein selbstgesetztes Ziel für heute:

1. Nicht mehr masturbieren, auch wenn ich merke, dass ich ein bisschen horny bin.

2. Ich mache jetzt den Computer aus und gucke auch nur noch ein einziges Mal nach dem Sport auf mein Handy, um zu sehen ob irgendwas ganz wichtiges ist. Kein nutzloses Zeitverplämpern. Um Spätestens 23 Uhr gehe ich schlafen.


16.01.2018 20:12:57  
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Tag Nummer 8.

Ich bin die letzten Tage nicht zum schreiben gekommen, weil ich recht viel zu tun hatte.

Meine selbstgesteckten Ziele von Tag Nr. 5 habe ich tatsächlich verwirklicht.

Diese Woche habe ich extrem viel gemacht. Vielleicht auch, weil ich mich ablenken wollte. Ich habe zweimal meinen Ballsport gemacht, zweimal Kraftraining und zweimal bin ich in der Sauna gewesen. Es fühlt sich gut an, wieder so aktiv zu sein. Fühle mich sehr lebendig. Bisweilen auch extrem müde aber das mag daran liegen, dass der Job momentan anstrengend ist und ich trotzdem sehr viel nebenbei mache.

Auch wenn ich keine Zeit mehr mit Cybersex verschwende, verbringe ich immer noch viel Zeit am PC und gehe abends zu spät ins Bett. Was die Selbstbefriedigung angeht ist es deutlich weniger als früher. Allerdings ertappe ich mich dabei, dass ich es manchmal zur Stress- oder Problembewältigung tue, was vielleicht nicht so sein sollte. Es gibt also noch einiges zu überdenken.


19.01.2018 22:05:58  
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Tag 12.

Weiterhin viel zu tun. Das Verlangen nach Cybersex und Pornos lässt merklich nach. Das ist echt gut, weil ich so merklich entspannter bin. Ich muss nicht die ganze Zeit daran denken, wann und wie ich das nächste Mal meine Sucht befriedigen kann.




23.01.2018 18:47:19  
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SUPER!!! Richtige Denkweise!

LG Biene Lächeln


23.01.2018 20:40:00   
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Wow, ich habe gerade festgestellt, dass schon fast 2000 mal mein Tagebuch gelesen wurde. Das Thema Cybersexsucht scheint einige Menschen zu beschäftigen.

Allerdings ist es hier im Forum sehr ruhig. An manchen Tagen wird nicht ein neuer Beitrag geposted.

Also zu dir, stiller Mitleser: Du hast erkannt, dass du ein Problem mit deiner Mediennutzung, vielleicht auch insbesondere Cybersex, hast. Sonst wärst du ja nicht hier, oder?

Ich kann dir nur dringend den Rat geben, dich hier zu registrieren. Mir hat es bis jetzt sehr geholfen, ein Ausstiegstagebuch zu führen. Das musst du ja nicht auch gleich tun. Du musst auch überhaupt nicht sofort geloben nie wieder Cybersex zu haben. Lass dir Zeit mit der Entscheidung, wahrscheinlich machst du es eh schon lange genug. Aber wenn dich das Gefühl beschlichen hat, dass etwas mit dir nicht stimmen könnte, tu dir einen Gefallen: Rede mit uns, schreib ins Forum, Oute dich, Frag nach... Oft hilft das Niederschreiben einer Frage schon, dir selber die Antwort geben zu können.


23.01.2018 23:13:00  
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Rückfall :-(

Nachdem ich zwei Wochen clean war, in denen es erstaunlich gut lief, kam jetzt der Rückfall.

Auslöser war eine Kombination aus Alkohol, Geilheit, Langeweile und nachts am PC sitzen.

Nach dem Motto "Wenn schon, denn schon" ist es dann auch nicht bei einem Mal am Wochenende geblieben.

Es war verdammt krass zu sehen wie ich reagiert habe. Nachdem ich das erste Mal eingebrochen bin, war mir klar, dass ich es jetzt wieder tun werde. Insofern war eine Erwartungshaltung da "Wann ist endlich die nächste Gelegenheit?". Ich war gereizt, wenn mich die Umstände zu lange davon abgehalten haben, es wieder zu tun. Ich war ungeduldig, konnte mich auf nicht anderes mehr konzentrieren. Und, besonders übel, vor dem zweiten Mal haben meine Hände etwas gezittert. :-( Und ich bin sonst ein sehr ruhiger und nervlich belastbarer Typ. Außerdem habe ich meine Verlobte enttäuscht (abgesehen davon, dass ich sie betrogen habe, was schlimm genug ist). Sie hat mich um einen Gefallen gebeten und ich habe es unter einem Vorwand abgelehnt, damit ich Zeit zum chatten habe. Fühle mich hundeelend deswegen.

Beim Turnier heute war ich übrigens richtig scheiße. Ob das mit meiner seelischen Disbalance zusammenhängt?

In mir ist gerade sehr viel Schmerz, Wut, Enttäuschung... Und ich stelle wieder mal fest: Es hat sich nicht gelohnt. Das Internet gibt mir nichts, aber auch gar nichts gutes, was von Dauer ist.

Nun ja, morgen ist also wieder Tag 1. In der Fastenzeit werde ich ohnehin keinen Alkohol trinken. Das kommt mir entgegen. Wie ich mich danach vor alkoholbedingten Rückfällen schütze, muss ich noch überlegen. Ich ziehe in Erwägung in der Fastenzeit komplett auf Medien (Smartphone, PC, Fernsehr) zu verzichten. Bin mir aber noch nicht sicher, ob sich das überhaupt mit meinem Leben vereinbaren lässt. Sicher ist es schwerer, aber die Gesellschaft kann mich doch nicht dazu zwingen, PC und Smartphone zu nutzen?

Fazit:
- Alkohol ist gefährlich
- Nachts alleine am PC ist gefährlich

Neue Regel:
- Keine Mediennutzung mehr zwischen 21 und 6 Uhr.
- Insbesondere wenn ich betrunken nach Hause komme, nicht mehr an den PC sondern direkt ins Bett


28.01.2018 23:46:16  
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