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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Tagebuch von Nachtfalter OSS (Start 10.02.2009)
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Tagebuch von Nachtfalter OSS (Start 10.02.2009)
littlegeorgefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Ja, Du schaffst das, ganz bestimmt! Die Gefühle die Du beschreibst kenne ich auch. Nach einem schönen "Hochgefühl" kommt sehr schnell der Fall...
Aber heute fällst Du nicht und morgen auch nicht.... - Versprochen!?
Das Passwort für die KiSi, wäre besser irgend jemand zu geben. Kannst Du Dir so jemanden vorstellen? Wenn ich die nur irgendwo hinstecke, dann kann ich trotzdem schnell wieder drauf zugreifen. Aber erstmal "verstecken" - an einen sicheren Ort, ist schon mal ein Anfang.

Alles Gute Dir und viel Erfolg!
Lieben Gruß
Jörg


09.03.2009 21:03:27  
Nachtfalterfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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10.03.2009
Jaja, das Kisi-Passwort. Damit dreht sich die Geschichte im Kreis. Ist KiSi an und ich nicht in Reichweite des Passworts - wunderbar. Aber wenn es doch irgendwie möglich ist, KiSi auszuschalten, dann rumort es mächtig in mir.

Das Passwort liegt nun wieder auf der Arbeit und ich komme da nicht dran, aber gestern hat mir das nicht geholfen. Ich habe die KiSi ausgeschaltet und einer Stunde meiner Sucht gefrönt. Es war erfüllend und frustrierend zugleich. Ich habe nicht mastubiert doch wollte ich einfach mal wieder das Kribbeln im Bauch haben, weil ich mir die Bilder angeschaut habe. Zu schade, denn eigentlich ist damit ein Monat harter Arbeit wieder zunichte gemacht. Aber es zeigt mir auch, dass ich nicht irgendwie gefeiter oder stärker bin, sondern dass ich immer effiziente Schutzmechanismen brauch, um gegen die Sucht vorzugehen.

Jetzt läuft die KiSi wieder und ich fühle mich wohl, weil ich weiß, dass sie an ist. Ich will nicht, dass sie Seiten aufweist, die ich versucht habe anzusurfen. Falls ich irgendwann die Bilanz meiner Frau zeige, um alles zu erklären, dann soll in der Kisi nichts stehen. Daher war gestern eine dumme Situation. Dennoch glaube ich, dass die Methode das Passwort auf der Arbeit zu hinterlegen gut ist, denn jetzt komm ich nicht ran... ;)

Meine Finger tun gerade vom vielen Lernen weh und morgen bin ich wieder auf Arbeitsreise. Das bringt mich vielleicht auf andere Gedanken, da ich mich auf meinen Vortrag vorbereiten muss.

Ich wünsch euch bis dahin alles Gute,

viele Grüße,
Nachtfalter


10.03.2009 21:15:18  
Eddyfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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geschrieben von Nachtfalter am 10.03.2009 21:15:18
10.03.2009
Ich habe die KiSi ausgeschaltet und einer Stunde meiner Sucht gefrönt. Es war erfüllend und frustrierend zugleich. Ich habe nicht mastubiert doch wollte ich einfach mal wieder das Kribbeln im Bauch haben, weil ich mir die Bilder angeschaut habe. Zu schade, denn eigentlich ist damit ein Monat harter Arbeit wieder zunichte gemacht.


Ich weiß, dass sich das jetzt vielleicht blöd anhört, aber der Monat ist nicht zunichte gemacht, nur weil du rückfällig geworden bist. Natürlich ist es frustrierend, wieder auf die alten Seiten gegangen zu sein, doch solange der Entschluss aufzuhören da ist, solange der Kampf gegen die OSS weitergeht, solange du nach vorne schaust ist nichts zunichte gemacht.
Ich weiß selber wie sehr ich mich hasse, wenn ich meinen "Count-Up" an cleanen Tagen wieder auf Null setzen muss, aber diese Rückfälle sind nunmal eine Begleiterscheinung des Ausstiegs.
Ich möchte wirklich nichts verharmlosen und wünsche uns allen im Optimalfall eine rückfallfreie Zukunft oder zumindest eine in der die Rückfälle immer weniger werden.

Kämpfe weiter Nachtfalter, deinen Bericht "Ich bin OS-süchtig (...)" fand ich klasse!
Hat mir sehr geholfen wieder hierher ins Forum zu finden.


11.03.2009 02:28:38  
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18.03.2009 Mittwoch abend
Also vor 3 Tagen war es richtig schlimm und der Sonntag, vom Wetter her eh für den ... lieben HerrGott, hat mich gebrochen. Es hat mich gewundert, dass ich mir einen fünfzehnstelligen Code so einfach merken konnte, obwohl es eine wilde Zahlenkombination war. Was hilfts? Es ist nun passiert und den Sonntag muss ich dann wohl streichen, denn ihr könnt euch vorstellen, dass ich nichts gemacht habe, außer vor meinem Rechner zu hocken und alles zu ziehen, was auf meinem Browser sichtbar war.

Was blieb, war nur der Frust, dass ohne KiSi nichts geht. Tjo so hab ich den Wochenstart hingelegt. Aber bisher ist es gut vorangegangen. Die Sucht hat mich bisher nicht komplett aufgesucht und nachdem ich ein neues komplizierteres Passwort mit extrem vielen Sonderzeichen genommen habe (Ich hoffe, ich kann es eingeben, wenn ich den Zettel davor liegen habe), hoffe ich, dass es besser läuft. Im Moment ist das Passwort auch erstmal schön außer Reichweite und nun muss ich das Beste aus der Situation machen. Knapp 10 Tage bleiben mir noch bis zur alles entscheidenen Prüfung und knapp 3 Wochen bis zum Ende eines 9-jährigen Lebensabschnitt. Eigentlich müsste ich glücklich sein. Die Aussichten für die Prüfung sind gut und nach dem Studium lösen sich gerade alle Nebelwolken nach und nach auf und es herrscht Sonnenschein.

Da frag ich mich und den lieben Gott wiedermal, womit ich das alles verdient habe? Aber ich war schon immer jemand, der Geschenke nicht abgelehnt hat. So freue ich mich darauf, was kommen wird und hoffe, dass es auch gut gehen wird. Und nicht zuletzt auch, dass ich es genießen kann. Denn bei diesem Entzug (oder zumindest Versuch davon) habe ich das Gefühl, dass ich strenger mit mir geworden bin. Aber nicht nur auf die Sucht sondern auch allgemein. Manchmal glaube ich, verwehre ich mir allgemein Spaß oder Freude oder auch Genugtuung über eine gute Leistung, weil ich mir dann immer wieder auch sage "Aber da hast du versagt - mal wieder."

Naja, das sind so meine Gedanken zur Nacht. Jetzt muss ich aber ins Bett, denn auch morgen möchte die Welt nicht von mir enttäuscht werden. Sprich - ich muss lernen, schreiben, kommunizieren, recherchieren und irgendwo auch noch Zeit für mich haben... Und vielleicht den Tag einfach mal so nehmen, wie er kommt und mich nicht selbst zu hart dran nehmen.

Meine gute Nacht-Gedanken :)
Nachtfalter


18.03.2009 23:22:12  
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26.03.2009
Nur noch wenige Tage vor der Prüfung sitzt der Stoff weitestgehend in der biochemischen Masse, die man umgangssprachlich Gehirn nennt. Ich habe seit meinem Rückfall vor fast zwei Wochen mehr gebüffelt als davor. Hatte der Kick mir Energie gebracht? Es ist wie immer bei einem Süchtigen, manchmal braucht er einfach die Dosis um, wieder klar denken zu können.

Ich hoffe, dass ich es nicht gebraucht habe, aber ich habe mich auch schon früher oft geirrt. So ist es nun wie es ist. Die Sucht verdränge ich, die Arbeit nimmt mich ein und ich racker, um nicht nachdenken zu müssen. Aber ich bin nicht unfroh darüber – im Gegenteil: meine Arbeit erfüllt mich. Denn sie gibt mir Anerkennung für das was ich tue. Vielleicht Anerkennung, die ich mir selbst nicht eingestehen kann. Denn keiner aus meiner Umwelt (mit Ausnahme der Leser und Gabriele) können in mich reingucken und sehen eine gigantische Baustelle. Und es wie der Turm zu Babel. Ich baue und baue und baue und weiß nicht einmal wohin?

Nach Oben! Das ist doch das Ziel in der heutigen Gesellschaft und ich fühle mich auch gut, wenn es nach oben geht. Wenn man langsam die Übersicht über alles bekommt. Doch dann ziehe ich immer wieder einen Stein aus dem Fundament heraus und alles stürzt ein Stück weit wieder zusammen. Manchmal frage ich mich da, wie viel Kraft und wie viel Zeit meines Lebens durch die Sucht schon verloren gegangen sind? Ich weiß nicht die genaue Menge, doch wenn ich in meinen Kalender schaue: 12 Tage des Jahres 2009 bin ich der Sucht nachgegangen – mit unterschiedlicher Ausdauer. Ich glaube 2x war es ganz besonders schlimm. Ein ganzer Tag ging verloren. Schaue ich es mir in der Gesamtzeit an: 7.5% aller Tage habe ich meiner Sucht gefrönt – in welcher Art auch immer. Aber das sind 7.5% zu viel. 12 Tage – das ist die Hälfte eines Monates, das wären fast zwei Wochen Urlaub. Das wäre mehr als genug Zeit, um zu forschen und zu lernen.

Aber ich möchte jetzt nicht in irgendeiner Trauer zergehen oder resigniert alles als Quatsch abtun, was ich bisher erreicht habe. Denn auf der anderen Seite sage ich mir halt, dass neben diesen 7.5 % Sucht auch noch 92.5% suchtfreies Leben standen. Und das macht mir Mut und Hoffnung. In meiner Forschung beschäftigt man sich mit sogenannter Chiralität.
(Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Chiralit%C3%A4t_(Chemie) , wen es interessiert)
>99% sind das Ziel eines jeden Chemikers. Und so sollte es auch bei meiner Sucht sein: >99% sind das Ziel. So viel suchtfreie Zeit, dass man es nicht mehr messen kann. Aber ich weiß auch, dass bereits 93% ein Erfolg sind. Und ich möchte ihn nicht kleinreden. Was ich halt nicht darf – jetzt aufhören. Es sind jetzt beinahe wieder 2 Wochen rum. Und es ist ein Passwort, was aus so vielen Sonderzeichen besteht, dass selbst die Zahl PI leichter zu lernen ist. Ich hoffe, dass es hilft.

Aber nicht zuletzt habe ich mir noch mächtige Unterstützung ins Boot geholt. Ich habe nicht mit meiner Frau über meine Sucht direkt gesprochen. Ich traue mir nicht zu, alles zu beichten. Sie vertraut mir, dass ich kämpfe und es würde sie unnötig verletzen, jetzt reinen Tisch zu machen. Dieses Zurückhalten von Wissen muss ich dann vor Gott verantworten. Aber ich habe meinen Suchtteufel in eine schwere Lage gebracht. Meine Frau hat mir das Internet freigegeben, wenn es unter der Kontrolle der KISI liegt. Und sie wird wohl bald ein Passwort eingeben, was nur ihr bekannt ist. Die Gefahr, dass allein der Versuch, die Kisi zu umgehen von ihr bemerkt wird, gibt meinem rational denkenden Ich Kraft. Wenn ich meine Frau mit dem Rüstzeug ausstatte, dass sie weiß, wie mein Rechner tickt, dann gelingt es ihr, mir zu vertrauen und mir gelingt es, eine weitere „Abwehr“ in Stellung gegen die Sucht zu bringen.

Doch im Augenblick ist mir nicht nach Sucht. Heute war Fußball erstmals wieder draußen und ich bin total kaputt und müde. Morgen werde ich dann wieder lernen und arbeiten – und wieder ein Stück an meinem Turm zu Babel bauen…

Eine von Gott behütete Nacht
Euer Nachtfalter



26.03.2009 20:56:25  
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29.03.2009
Das war mal ein Kick! Aber es war nicht der Suchtkick, es war Erfolg. Erfolg in der letzten Prüfung meines Lebens. Ein Kick, den man sich nicht für die schnellste Internetleitung der Welt oder Geld kaufen könnte. Nach einem Monat Rackern kann ich mich nun etwas entspannter zurücklehnen und auf nächste Woche und dem endgültigen Studienende entgegen blicken.

Ich freue mich sehr darauf, denn manchmal hat man das Gefühl, schon viel zu lange auf einer Stufe des Lebens verharrt zu haben. So ist es nun soweit. Luft holen und den nächsten Sprung wagen. Ich bin nach der Prüfung heim und habe aufgeräumt. Nein, nicht nur aufgeräumt. Ich habe endlich mal wieder richtig sauber gemacht. Erst die 2 ½ Monate Ausland nun die Prüfung – da bleibt viel Staub einfach liegen. Und ich habe ausgemistet, denn nur das Wenigste von hier, wird mit mir in die USA umziehen.

Die Frage, die sich mir nun nach dem Aufräumen stellt: Was nehme ich an inneren Einstellungen mit über den Teich? Ich würde mir wünschen, meine Sucht wie einen alten Ordner voll Papier in die Tonne zu werfen. Doch so leicht ist es nicht. Es gibt keine Abwrackprämie auf OSS und es gibt auch kein Recycling. Vermutlich gibt es nur die Erkenntnis, dass ein Süchtiger immer süchtig sein wird. Und zu keinem Zeitpunkt wird er wirklich sagen können „nun bin ich geheilt“. Mit der Meinung sitz ich am Ende des tollen Tages am Rechner und freue mich auf die Nacht. Endlich wieder ruhig schlafen, keine Prüfungsangst, - vorbereitungen, -stress. Endlich kann ich morgen mal wieder das tun, was ich am liebsten mag: Im Labor arbeiten.

Wo ist da die Sucht? Ich spüre sie nicht und ich sehe sie nicht. Aber wir wissen alle, dass sie sich heimtückisch von hinten anschleichen kann. Eines Tages steht man im Labor und weiß, heute passiert es. Vielleicht kann man sich noch einen Tag retten, doch oft fehlt die Kraft. Ich bitte den Herrn Gott, dass dies nicht allzu bald sein wird und wenn es passiert, hoffe ich auf mehr Kraft als bei den vergangenen Malen…

Eine gute Nacht euch,
ein froher, erleichterter Nachtfalter



30.03.2009 23:18:08  
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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... und wir atmen mit Dir hier auf! Gratulation!

Ich habe eine Idee, Nachtfalter.
Schreib doch auf ein leeres Blatt Papier mal das Wort "Onlinesexsucht" .... und verbrenne es dann! Zelebriere das richtig! Im Idealfall erinnerst Du Dich an dieses Bild, wenn der Suchtteufel mal wieder anklopfen sollte!

Alles Gute und freue Dich auf Deine tolle Zukunft,
G.


Gabriele Farke (HSO e.V.)

++++ Individuelle Onlinesexsucht-Beratung:
http://www.onlinesucht.de/Kosten HSO-2014-OK.pdf

++++ Das Buch "Gefangen im Netz?" ist auch als eBook erhältlich unter
http://www.ciando.com/ebook/bid-240826-gefangen-im-netz-onlinesucht-chats-onlinespiele-cybersex/



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30.03.2009 23:28:53    
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5.04.2009
Die Woche war doof. Ich habe nach meiner gelungenen und überaus zufriedenstellenden Prüfung immer wieder versucht, die KiSi zu umgehen. Man kommt doch immer an manchen Stellen durch. Da meine Frau ab Ostern vermutlich die Kontrolle über die KiSi übernehmen wird, dachte ich mir wohl, dass es wichtig wäre, die aufsichtslose Zeit nochmal zu nutzen.

Ich hätte auch das Passwort von Arbeit mitnehmen können, aber wenigstens da bin ich eisern geblieben und so blieb es bei ein paar Nacktbildern aber nichts explizitem und ich habe mich am Ende vor allem darüber geärgert, wie viel Zeit sinnlos darin unterging. Weder gab es ein gewisses Befriedungspotential noch kam ich auf die Seiten durch. Sozusagen hat die KiSi wieder mal gewirkt und schlimmeres verhindert. Aber zufrieden bin ich trotzdem nicht. Ab nächster Woche muss es anders werden. „Big Wife“ is watching me – sozusagen. Und es ist gut so. Denn ich will auch nicht und die Gefahr einer langen Diskussion über meine Sucht will ich vermeiden. Nein ich will erst gar keine Probleme dahingehend heraufbeschwören.

Aber es ist doch trotzdem doof. Wir wissen alle, dass wir auf ewig krank sind. Und damit sollten Rückschläge schon mit einkalkuliert werden. Was für mich bedeutet, dass es wieder Streit und Stress in diese Richtung mit meiner Frau geben wird. Die Frage, die sich mit stellt, ist, wie man dann damit umgeht? Auf der einen Seite hoffe ich auf ihr Verständnis und auf der anderen Seite frage ich mich, ob mir wirklich bewusst ist, wie sehr ich sie mit der Sache verletze, bzw. ob ich das nicht billigend in Kauf nehme (Was noch viel schlimmer ist).

Morgen kommt meine Frau und nach der Verteidigung am Dienstag beginnt für mich die Osterzeit. Das muss ich genießen. Denn die Übergangszeit zwischen dem Ende eines Lebensabschnitts und einem neuen Abschnitt ist zwar von Aufregung und Unsicherheit geprägt, aber auf der anderen Seite ist es auch der einzige Augenblick, wo man mal tief Luft holen kann. 3 Monate bleiben mir zum Luft-holen, insbesondere auch die Ostertage. Ich hoffe, dass wir die genießen können. Denn eines ist mir auch klar. Nächstes Ostern sind die Karten ganz neu gemischt. Wir werden wohl nicht in Deutschland sein und auch Zuwachs in der „kleinen Familie“ ist nicht ausgeschlossen.

Ein schöner Lebensabschnitt geht somit übermorgen zu Ende. Einer der mich sehr geprägt hat. Die Studienzeit hat meine Sucht wohl zu ihrer traurigen Effektivität gebracht. Aber ich habe auch in dieser Zeit meine Frau kennengelernt und meine Weichen für die Zukunft gestellt. Nun kann ich selbst entscheiden, was mich aus den vergangenen neun Jahren zukünftig begleiten wird.

Ein hoffnungsvoller Nachtfalter



05.04.2009 19:56:52  
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25.04.2009

Ich will nun endlich mal wieder ein paar Zeilen schreiben. Es gibt doch Ecken und Kanten, wo man immer wieder mal (leider) rückfällig wird und ich denke - nach 3 Monaten Unterstützung durch Gabriele - ist es zwar dahingehend besser geworden, dass ich mich mehr mit meiner Sucht auseinandersetze, sie mehr ins Auge fasse, doch dennoch nicht komplett frei bin. Es ist wieder ein Zustand, wie er auch zuvor bereits vorhanden war.

Manchmal werde ich rückfällig, dann geht es wieder lange Zeit ohne. Der Aufwand der letzten 5 - 10 % ist anscheinend der größte. Ab und an sagt sich der Körper (oder der innere Teufel) bis herher lass ich mich zurückdrängen von dir, aber nicht weiter. Das ist natürlich schade, aber auf der anderen Seite hatte ich auch immer wieder das Gefühl, dass ich nicht die Kraft oder die Energie habe, um die letzten kleinen Fehltritte immer wieder mal auszuschalten. Darüber ärgere ich mich auf der einen Seite selbst, denn ich mache mich dadurch in gewissem Maße abhängig, doch diese Abhängigkeit ist auch nicht kontrollierend. So entscheide immernoch ich, wann und wieviel Porno ich konsumiere. Dank der KiSi ist das Niveau sehr niedrig bis null und ich fühle mich dann gut so. Aber es ist halt nicht exakt null. Soll ich mich jetzt dafür verdammen?

Mein Alltag geht auch so weiter und ich fühle mich nicht fremdgesteuert. Aber auch halt nicht zufrieden.

Was bleibt ist das Gefühl, dass man halt nicht davon loskommt, sondern nur sich selbst fragen muss "Wieviel von meiner Freiheit zu entscheiden, lass ich mir von meiner Sucht nehmen?"

Viele Grüße,
Nachtfalter


25.04.2009 13:18:21  
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geschrieben von Nachtfalter am 25.04.2009 13:18:21
25.04.2009

Ab und an sagt sich der Körper (oder der innere Teufel) bis herher lass ich mich zurückdrängen von dir, aber nicht weiter...
Dank der KiSi ist das Niveau sehr niedrig bis null und ich fühle mich dann gut so. Aber es ist halt nicht exakt null. Soll ich mich jetzt dafür verdammen?

Was bleibt ist das Gefühl, dass man halt nicht davon loskommt, sondern nur sich selbst fragen muss "Wieviel von meiner Freiheit zu entscheiden, lass ich mir von meiner Sucht nehmen?"



Das sind genau die Dinge die mich auch noch beschäftigen! Seltene Rückfälle, die durch die KiSi auf einigermaßen geringem Niveau gehalten werden. Aber das angestrebte 0,00 ist halt doch nicht ganz erreicht. Oft nagt dann das Gefühl eben nicht wirklich frei zu sein. Und es wohl auch nie zu werden...?! Aber vielleicht ist das gerade gut so, um dieses Niveau zu halten, so dass sich keine Gewohnheit einschleicht.


28.04.2009 11:58:42  
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04.05.2009

Schnell noch ein paar Zeilen von mir. Nach einem Rückfall vor knapp 1,5 Wochen bin ich wieder clean. Das Wochenende mit meiner Frau war sehr schön und nun hat mich der Streß wieder voll im Griff.

Es gibt noch so viel, was ich vor dem Abflug in die USA vorbereiten muss. Und irgendwie glaubt man, dass man beim Ausräumen auch schon weiter sein müsste - bin ich aber leider noch nicht. Und dabei muss die Wohnung bis Ende Mai leer und mein Zeug in Kisten sind.

Ist schon komisch, hier alles aufzulösen und irgendwo zu vestauen. Ich hoffe, dass mir das auch ein wenig hilft, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber ich weiß ja, dass Sucht in Schüben kommt. Im Moment ist sie weit weg von mir, aber das kann auch wieder anders werden. Welches Signal da draußen nur darauf lauert, von mir aufgenommen zu werden, weiß ich nicht. Aber ich mache mir keine Illusionen, gefährdet bin ich, weil ich tief in meinem Inneren nicht so ganz bereit zu sein scheine, mich zu ändern. Schließlich sage ich mir oft, dass es gerade so bequem ist. Ich werde nicht von meiner Sucht kontrolliert und gehe ihr nicht ständig nach.

Trotzdem ist es nicht befriedigend, denn dass ich nicht der Sucht erliege, machen nur die äußeren Umstände. Ich habe schon viel erreicht, nur durch äußere Faktoren, wie KiSi. Doch wieviel mehr könnte ich erreichen, wenn ich endlich auch mal bei mir mit mir ansetze. Aber dazu fehlt mir vielleicht die Courage oder der Willen - weil es halt so bequem ist im Augenblick.

Wirklich komisch, denn normalerweise mache ich es mir nicht gern einfach nur bequem, sondern mich lieber auf zu neuen Ufern - sonst würde ich kaum weggehen.

So bleibt mir erstmal nur, weitermachen mit der Arbeit und mit der Planung - und die Sucht fortschieben. Am Wochenende sehe ich meine Frau wieder. Bis dahin sollte ich doch wohl ohne Probleme durchhalten und dann wieder eine Woche... dann sind wir schon bald wieder bei einem Monat ;)

Gute Nacht von mir,
Nachtfalter


04.05.2009 23:35:31  
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Nachtfalter, es ist ein langer Kampf, nicht wahr? .. Ich weiß, aber leider kann Dir diesen Kampf niemand abnehmen. Den hat der Herrgott wohl für Dich vorgesehen, jeder hat da so seine eigenen Aufgaben und Prüfungen zu meistern, denke ich.

In Deinen Zeilen schwingt auch ein bisschen Angst mit. Angst vor der Zukunft, vor dem Ungewissen. Und natürlich sind das ja auch Riesenschritte, die vor Dir liegen! Aber Du weißt auch, dass es IMMER einen Rückflug gibt, nicht wahr? Sollte also wirklich etwas total schieflaufen (wovon ich nicht ausgehe, aber was ja dennoch sein kann), dann gibt es Deutschland und Deine Leute immer noch. Und sie werden alle für Dich da sein!

Tu Dir den Gefallen, diesen Druck von Dir zu lassen. Du stehst großen Erwartungen gegenüber, aber die größte Erwartung stellst Du momentan an Dich selbst. Es geht schon alles gut! Und wenn nicht, ist das nicht das Ende Deines Lebens. Freu Dich doch einfach auf eine neue Zeit, auf einen Trip ins Abenteuerland, und sei einfach ein bisschen neugierig, was dieses Leben Dir dort bieten will.

Alles Gute und Mut und Kraft,
G.


Gabriele Farke (HSO e.V.)

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05.05.2009 07:39:27    
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