Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
(ooc: Alle Spieler, die möchten, können an der Beerdigung teilnehmen und zwar parallel zum Geschehen beim Tross. Beerdigt werden: Alan, Aswin, Mathi, Dagny's Eltern, die Familie von Sunna Der Toten, die am Heiligtum gefallen sind, kann bei dieser Beerdigung gedacht werden)
tbc: Tross (alle Teile)
Nachdem alle Verletzten versorgt, die verstreut herumliegenden Ausrüstungsteile wieder auf den Wagen verstaut, und die kaputten Karren notdürftig repariert worden waren, hatte der Tross sich langsam wieder in Bewegung gesetzt. Überall herrschte eine niedergeschlagene, gedrückte Stimmung, denn so ziemlich jeder hatte einen oder mehrere bekannte oder geliebte Menschen verloren.
Je weiter sich der Tross nach Osten bewegte, desto mehr ließ der Regen nach, bis er schließlich ganz aufhörte. Der Wald wurde lichter und die Gegend blieb weiterhin so flach, wie sie es seit der Überquerung des Haarstranges gewesen war. Als der Flüchtlingstreck am Nachmittag auf eine große Lichtung stieß, wurde diese als Nachtlager ausgewählt.
An die große Lichtung schloss sich, durch dichter stehende Bäume und nur durch einen schmalen Durchlass zu erreichende, eine kleinere Lichtung an. Die Dorfbewohner hatten sich entschieden, hier ihre Gefallenen zu bestatten. Anders ihrer gewohnten Sitte, die Toten zu verbrennen, waren mehrere Gräber ausgehoben worden, da es die nasse Witterung unmöglich machte, ausreichend trockenes Holz für die Scheiterhaufen zu finden. Die unverletzten Männer hatten von der Ebene, die sich nördlich der großen Handelstrasse erstreckte, große Findlinge herbeigeholt, die die Gräber schließlich abdecken sollten.
Nun fanden sich nach und nach die Trauernden auf der kleinen Lichtung ein.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Da er im Gegensatz zu einigen anderen nur leicht verletzt war, hatte Ragnar es sich nicht nehmen lassen, beim Heranschaffen der großen Steine mitzuhelfen. Mittlerweile war der Boden nicht mehr ganz so durchgeweicht, was die Aufgabe um einiges leichter machte. Doch das trockenere Wetter vertrieb nicht das Grau des Himmels, das sich in den Augen und Herzen der Menschen widerzuspiegeln schien, die nun nach und nach auf die Lichtung strömten.
Müde, regungslos stand Ragnar am Rande der kleinen Lichtung, während innerlich ein Sturm widersprüchlicher Gefühle in ihm tobte. Einerseits war er erleichtert darüber, daß seiner Familie nichts geschehen war. Pharamond hatte zwar nicht unversehrt, aber lebend den Angriff der Römer überstanden, Larcia und Romaeus waren beide mit dem Schrecken davongekommen. Doch sein Freund Arvid hatte seinen Bruder verloren und somit seine kleine Schwester auch ihren Geliebten. Aswin war tot, ebenso wie Alrich und unzählige andere Marser, die zum Fest der Tanfana das Heiligtum besucht hatten. Eine Feier die seit jeher zur Freude des Lebens und Geselligkeit stattfand; sie hatte dieses Jahr im Tod geendet. Der Tod eines nahezu ganzen Germanenvolkes. So viele waren sinnlos und grausam getötet worden. Die wenigen Marser, die überlebt hatten, ließen diesen Sieg der Römer nur noch endgültiger erscheinen. Eine Tatsache, die selbst vor ihrem Flüchtlingstroß nicht Halt gemacht hatte. Unzählige Männer, Frauen und Kinder waren bei dem Überfall der Römer verletzt worden, die Eltern der jungen Dagny und auch Sunnas Familie waren tot, Friya und Donald hatten ihren kleinen Sohn verloren und Alan hatte sein Leben im Kampf für die Nachhut geopfert ...
So viele unschuldige Leben als Rache für ihren Sieg vor fünf Jahren. Und ganz so wie damals, fühlte Ragnar auch jetzt eine Schuld in seinem Bauch nagen, für die er keine Worte fand. Einerseits war da die Erleichterung, ja sogar ein kleiner, ohnmächtiger Funken Freude darüber, daß es Larcia und ihrem kleinen Romaeus gut ging. Doch da war auch die Trauer um Aswin, diese fürchterliche Hilflosigkeit gegenüber Amalia und allen anderen, die geliebte Freunde und Familienmitglieder verloren hatten. Wut auf die verfluchten Römer und gleichzeitig das Wissen, daß Larica diese schreckliche Wahrheit noch viel härter treffen mußte als ihn. Dazu kam noch die Ungewißheit, was aus ihnen allen nun werden würde ... was aus der Kleinen werden würde. Seitdem Almarius und er sie aus den Trümmern der Kutsche geborgen hatten, klebte sie buchstäblich an ihm, wann immer er in ihrer Nähe auftauchte.
Ragnar spürte ihre Hand, seinen Gedanken darüber immer noch präsent, seit das Mädchen zwischen den Bäumen hervorgetreten war. Kleine Finger, die sich tröstend und zugleich nach Schutz suchend um seine schlossen. Er ließ es schweigend zu, erwiderte kurz den Druck der so viel kleineren Hand, während sein Blick erneut zur gegenüberliegenden Seite der Lichtung ging. Larcia kam stillschweigend heran, mit Romaeus auf dem Arm. Seine Familie, sie alle teilten die Trauer um die Gefallenen, teilten die Hilflosigkeit gegenüber diesem harten Schicksalsschlag, der über sie gekommen war. Und obwohl keiner es aussprach, hegte wohl jeder einzelne von ihnen insgeheim die Angst, daß die Götter sie verlassen hatten.
Erst nach längerem Umsehen enteckte er Pharamond, weit abseits. Seinem Gesichtsausdruck nach schien sein Bruder gedanklich ganz woanders zu sein - und Amalia und Athina waren überhaupt nicht da. Vielleicht fiel es seiner Schwester zu schwer, herzukommen. Vielleicht fiel es ihr überhaupt zu schwer, irgendetwas zu fühlen. Und Athina ... Vermutlich wollte sie nicht stören, doch innerlich hoffte Ragnar, daß sie vielleicht bei Amalia war und ihr ein wenig Trost spenden konnte. Dieser Riß, den der Tod nun indirekt aufs Neue in seine Familie geschlagen hatte, war noch schlimmer, als es damals bei Ranias Begräbnis die Leere in Pharamonds Augen gewesen war. Ohne auch nur ein Wort von sich zu geben, löste Ragnar seine Hand aus der des kleinen Mädchens, um sie sanft an der Schulter zu nehmen und vorwärts zu schieben. Auch, wenn sie nicht zu seiner Familie gehörte, sie alle brauchten und fanden Halt bei ihren Angehörigen. Die Kleine mußte sich unheimlich fremd und verloren fühlen unter all den fremden Menschen und auch noch mit der Tatsache, daß hier Verstorbene begraben wurden, die sie noch nicht einmal gekannt hatte. Und obgleich sie außer der zerstörten Kutsche und diesem kleinen Mädchen keinerlei Anzeichen eines vorangegangenen Kampfes gefunden hatten, verspürte Ragnar eine dumpfe Gewißheit, daß die Kleine außer ihnen niemanden mehr hatte. Zusammen mit dem Kind trat er stumm zu Larcia und Romaeus, suchte unsicher Pharamonds Blick, was dieser jedoch noch nicht einmal bemerkte. Ragnars Augen wanderten erneut zu den Bäumen hinüber, suchten die dämmerige Landschaft vergeblich nach seiner Schwester oder Athina ab. Abermals mußte er gegen die Tränen ankämpfen, da das hilflose Schweigen, das zwischen ihnen hing, mit einem Schlag übermächtig zu werden drohte. Rasch bemühte er sich, seine Beherrschung wiederzuerlangen, indem er die Nähe seiner Frau suchte. Nun war es seine Hand, die an ihr Halt suchte und sie zugleich in eine tröstende Umarmung zog. Romaeus war das ganze anscheinend nicht geheuer, denn er blickte mit großen, unsicheren Augen umher und schien zu spüren, wie traurig alle um ihn herum waren. Tröstend hob Ragnar die Hand und strich seinem Sohn über den Kopf. Ein Versuch, stark zu sein für seine Familie und gleichzeitig die Trauer zuzulassen. Sein Blick wurde erneut ziellos, verharrte für den Moment wieder auf dem kleinen Mädchen, wanderte über die anderen Anwesenden, ehe er schließlich an Thyra hängen blieb, die soeben die Lichtung betrat.
Selbst innerhalb dieser traurigen Zusammenkunft strahlte sie eine Ruhe und Stärke aus, für die selbst die hartgesottensten Krieger sie einfach nur bewundern konnten. Ragnar fragte sich im Stillen, wie die Wala nur imstande war, eine solche Last tragen zu können. Alan war ihr Bruder gewesen, hatte also nicht auch sie das Recht, traurig zu sein? Und doch zeigte sie keine Schwäche. Zeigte, wenn überhaupt, nur einen Hauch von Trauer, von dem er sich noch nicht mal sicher war, ob es ihren eigenen Gefühlen entsprach. Vielmehr schien es in diesem Moment so, als würden sich die Gefühle aller Umstehenden in der Präsenz der Wala vereinen.
Beiträge: 410 Mitglied seit: 10.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
In der Zwischenzeit hatte Thyra von irgendwo her eine erstarrte Ruhe genommen. Sie war jenseits von Tränen, jenseits von sichtbarer Trauer. Wäre sie unmittelbar nach dem Angriff auf das Heiligtum, oder unmittelbar nach dem Tode ihres Bruders allein gewesen, hätte die Wala vielleicht weinen können. Aber es hatte Menschen gegeben, die sie brauchten und so hatte Thyra sich die Tränen verboten und getan, als nähme sie das alles gar nicht mit. Und mittlerweile war ihr Herz erstarrt. Ihr war, als wäre etwas von der Kälte, die von Dagny Besitz ergriffen hatte, auch auf sie übergegangen. Die Hand auf die Schulter ihrer Schülerin gelegt, betrat sie die Lichtung. Sie wusste selbst nicht genaug, wem diese Hand Halt bot, ihr selbst, oder Dagny. Sie wusste nur, dass sie um des Dorfes Willen stark sein musste, um der Marser Willen! Und dennoch, die Ruhe, die Stärke, sie kamen eigentlich aus etwas, was eine Wala nicht haben durfte... Dem Verlust des Glaubens. Wie hatten die Götter so etwas zulassen können? Thyra musste an die Worte denken, die eine ihrer "Mitschülerinnen" Helgrune ins Gesicht geschleudert hatte, als deren Eltern, ewige Querdenker, von einer Krankheit dahingerafft worden waren: Wir Menschen sind stärker als die Götter! Wir können verzeihen, wir halten uns an GEsetze und wir versuchen, auch mit unbequemen Wahrheiten fertig zu werden! Meine Eltern haben immer gesagt, was sie denken! DAs gefiel den Göttern nicht, also haben sie sie vernichtet, um sie zum Schweigen zu bringen! Weil sie zu schwach sind, um meinen Eltern die Wahrheit zu beweisen! Helgrune hatte damals mit stoischer Ruhe reagiert, das Mädchen seinen Zorn, der doch eigentlich nur aus dem Gefühl der Ohnmacht entsprang, abreagieren lassen und das Mädchen dann tröstend in die ARme genommen. Damals war Thyra über diese GEdanken entsetzt gewesen, als ihre eigenen Eltern starben, hatte sie so etwas nicht gedacht, zu erfüllt war sie damals noch von der Liebe Tanfanas gewesen. Heute allerdings war das anders. Heute konnte Thyra diese GEdanken verstehen. Die Frage, was die Götter wollten und ob ihnen die Menschen überhaupt noch etwas bedeuteten konnte Thyra nicht mehr ausweichen. Sie sprang ihr in dem bleichen, reglosen GEsicht ihres Bruders entgegen, sie zeigte sich in Mathis kleinem, zerschmettertem Körper, sie schrie aus den Tränen der Menschen um sie herum. Aber wie es im Auges des Sturms am ruhigsten ist, war eine erstarrte Ruhe über die Wala gekommen. Ihre gesiterhafte Blässe hatte sich wieder normalisiert, die Stimme verriet keine Gefühle mehr, nur noch ein Hauch von Trauer spiegelte sich in ihren Augen wieder. NIcht, dass dieses Bild der Wahrheit entsprach, aber Thyra würde jede Träne, jedes Aufblitzen von Trauer bis zur vollkommenen Erschöpfung bekämpfen und zurückhalten.
Stumm trat sie in den Kreis der Trauernden. Ihr Rücken gerade, das Kinn nach wie vor stolz erhoben. Mit ihrem Herankommen, erschienen auch drei Raben auf der Lichtung. Thyra hatte keinerlei Macht über die Tierwelt, auch wenn solches manchmal gemunkelt wurde, aber die drei Raben waren ein Symbol, das nun zu passen schien, drei Raben: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, drei Götterboten in der gottverlassenen GEgend. Für manche mochte es ein Symbol der Hoffnung sein. Jedoch nicht für die Wala, die um des dezimierten Volkes Willen, ein hervorragend gespieltes Theater aufführte. Sie glaubte nicht mehr an das, was sie sagte. Und das war eigentlich das Schlimmste für die Wala. Ihr Leben war trotz mancher Rückschläge, mancher schweren Prüfungen immer erfüllt gewesen. Nun fehlte das, wofür sie gelebt hatte. Thyras Leben hatte seinen Sinn, seinen Mittelpunkt verloren... Reiner Trotz und das Gefühl, das ihren Leuten zu schulden, hielten die Wala aufrecht, ließen sie sich sogar vor DAgny verschließen.
"Brüder und Schwestern!", sie sprach die Menschen an, wie sie es immer tat, "Wir sind hier zusammengekommen, um jene zu ehren, die uns einen langen Weg vorausgegangen sind! Wir sind hier, um uns für dieses Leben zu verabschieden, den geliebten Menschen aber die Gewissheit mitzugeben, dass wir ihnen folgen werden, dass wir den Weg weitergehen wollen, den sie vorausgegangen sind!" Ihre Stimme klang ruhig und stark, ja sie brachte sogar ihren gewohnten Singsang zu Stande, obgleich ihr Herz ebenso kalt und spröde wie das römische Glas geworden war - und ebenso zerbrechlich. "Jedes Ende ist auch ein Neuanfang, das Leben ist ein endloser Kreislauf! Und ebenso wie dieser Kreislauf wollen wir jenen, die ihren Lebensweg abkürzten, um unseren zu verlängern, zeigen, dass das kein Irrweg war! Den Eltern, die heute ihre Kinder gehen lassen müssen, werden sich hilfesuchend die Arme jener Kinder entgegenstrecken, die heute ihre Eltern gehen lassen müssen, aus zwei zerrissenen Familien kann wieder eine starke werden! Ihr alle wisst das! Aber wir wollen es noch einmal verdeutlichen! Schließt den Kreis!" Sie griff mit der Rechten nach DAgnys Hand und streckte ihre Linke Hand aus, sie hoffte, dass die Menschen verstehen würden, dass sie einen Kreis schließen wollte, in dem sich die Menschen an den Händen hielten, um die Verbundenheit zu erneuern. Die Menschen mussten Halt aneinander finden, denn die Wala, die nicht mehr von den Göttern gehalten wurde, konnte kein ganzes Volk auffangen, nicht, wenn sie selbst trauerte.
Beiträge: 218 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Dagny stand stumm neben Thyra und lauschte ihren Worten. Wie tröstend diese doch sein sollten, doch ahnte keiner dieser Menschen etwas davon, wie schlecht es Thyra ging! Sie dachten alle, sie hätte keine Gefühle, wäre immer stark und unangreifbar, doch wusste Dagny es besser. Die spürte ihren Schmerz, der genauso groß war wie ihr eigener...allerdings war ihr eigener im Moment um einiges stärker, denn ihre Eltern starben gerade eben...vor wenigen Stunden. Sie wusste nichts zu sagen oder zu tun, Thyra hatte sie nicht eingewiesen in das bevorstehende Ritual. Sie blickte nur stumm und traurig alle an, die hier waren, versuchte, die Tränen, die wieder aus ihr heaus wollten, zurückzuhalten. Nun ergriff Thyra ihre Hand, und dies stärkte sie ein wenig. Sie gab ihr Halt und Energie, denn spürbar floss diese durch Thyras Körper über die Hand nach draußen, in Dagnys Hand und durch Dagnys Körper.
Was in Dagny vorging, verstand nichtmal sie selbst. Ihr Glaube an die Götter hatte nachgelassen, aber eigentlich durfte das nicht sein, besonders jetzt nicht, da sie Schülerin der Wala war! Doch diese Ereignisse schrecklicher Art hatten in ihr etwas zerbrechen lassen. Das Urvertrauen in Tanfana, das sie einst noch hatte, das Thyra in ihr geweckt hatte, war so gut wie verschwunden. Würde sie es jemals wiederfinden?
Pharamond stand nicht bei seiner Familie. Er stand abseits und versuchte nicht weiter aufzufallen. Er war da, weil man da war. Weil man den Menschen im Respekt auf ihrem letzten Weg entgegentrat. Doch er blieb liebr für sich. In diesem Moment wollte er alleine sein. Er dachte an Rania. Daran wie leer er gewesen war. Und wie das Leben ihn neu gefunden hatte...erfunden hatte. Sein Blick hing in der Ferne. Kaum hörte er die Wala. Doch die Worte brannten sich langsam zu ihn. Pharamond spürte den Verlusst von Freunden, von Kameraden. Und er wusste, wie sehr Amalia nun leiden musste. Wieso war er nicht für sie da? Wieso ertrank er sich in Selbstmitleid? Der Krieger suchte sie mit seinen Augen um zu ihr zu gehen. Dabei hielt er unauffällig die schmerzende Rippe. Es würde schon gehen. Nichts was sich eine Heilerin würde ansehen müssen. Er wollte die eigene Trauer nicht zeigen. Niemandem. Vor allem nicht Athina, sollte sie anwesend sein. Er durfte niemandem in die Augen sehen, sonst würde er gefahr laufen doch noch eine Träne frei zu lassen.
Seine Augen waren entrückt. Der Ausdruck leer und doch so getroffen. Würde er Amalia finden, so nahm er sich vor ihr die Hände auf die Schultern zu legen. Stärke geben. Das konnte er. Zumindest hoffte er, das er es noch konnte. Sollte sie nicht da sein, oder er sie nicht finden, würde er alleine abseits bleiben und ,sobald er es für richtig empfinden würde, gehen.
Als die Menschen anfingen sich die Hände zu reichen, wich er weiter zurück. Er konnte das nicht.
Beiträge: 257 Mitglied seit: 11.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Eila hatte lange geweint nachdem Yngve ihr die schwere Nachricht überbracht hatte. Ihr Herz war nicht hart geworden, sie hatte nicht mit dem Schicksal gehadert und nicht mit den Göttern - das war einfach nicht in ihr, so war sie nicht. Jemand hatte Alan gebracht und Akeela war auch da gewesen. Die junge Frau hatte getrauert und nur unwillig vom Leichnam des Liebsten gelassen, erst nach gutem Zureden.
Nun war die junge Frau hier, hier auf der Lichtung mit den aufgeworfenen Gräbern die selbst wie Wunden in Tanfanas Natur wirkten - offene, schmerzende Stellen - so wie in ihrem Herzen und rauh wie Eilas vom Klagen und Weinen geschundene Kehle. Akeela hatte sie am Karren angebunden, denn sie woillte nicht, dass der Wolfshund hier war und nicht, dass er sie verließ. Er war eines der Glieder, die sie mit Alan verband. Akeela und das Kind, viel mehr war ihr nicht geblieben ...
Eila stand im Kreis, an der Stelle, die dem Grab des Schreiners am nächsten war. In ein Tuch eingeschlagen hatte sie die kleine Schatulle mitgebracht, Alans Verlobungsgeschenk. Sie drückte das Bündel sanft an ihren Bauch.
Thyras Rede sickerte langsam in den Verstand der jungen Töpferin und als die Umstehenden begannen sich die Hände zu reichen, da kniete sich Eila an das Grab ihres Liebsten und legte das Schatullenbündel vorsichtig auf seine Brust. " Finde Frieden und Glück da wo Du nun bist mein Alan! " flüsterte sie.
Mit zitternden Beinen stand sie auf und reihte sich in den Kreis ein, drückte links wie rechts eine ermunternde, tröstende Hand.
Es brauchte einen Moment, die trockene Kehle zu lauten Sprechen zu bewegen, dann aber gelang es der jungen Frau einige Worte zu sagen: " Rache hat uns hierher geführt. Rache bringt Schmerz und Tod. Wir sollten keine Rache suchen sondern Frieden. Ich hoffe, niemand von uns muss je wieder einen Römer sehen - im Kampf meine ich! " Unsicher blickte Eila ins Rund um zu sehen, ob Pera da wäre, Livia, Larcia ... Sie nickte ihnen zu, wenn sie sie sehen konnte. " Wir haben viele unserer Liebsten verloren und wir dürfen sie betrauern. Aber wir müssen auch leben, damit ihr Tod nicht vergebens war - nicht ganz ... " jetzt versagte Eilas Stimme wieder, denn erneut brachen sich Tränen ihre Bahn - erleichternd und das Leid ein Wenig lindernd.
Durch den Vorhang der Tränen suchte der verschwommene Blick der Töpferin Gesichter lieber Menschen die sie auf dem schweren Gang hierher begleitet hatten.
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Anstrengende Stunden lagen hinter Yngve, nachdem er Eila die Nachricht von Alans Tod überbracht hatte. Der Schmied hatte geholfen, wo eine helfende Hand gebraucht wurde und seine Verletzungen dies zugelassen hatten. Das hatte ihn wenigtens abgelenkt, abgelenkt von den Geschehnissen während des Kampfes und seinem Versagen den Freund gerächt zu haben...
Aber nun, als der Schmied hier an Alans Grab stand, brachen die Erinnerungen an die letzten Momente und die Trauer über den Verlust des besten Freundes gnadenlos über ihm herein und er schwankte ein wenig. Seine Hand suchte die tröstende Berührung von Maíghreads Hand. Wie sehr brauchte er jetzt ihren Trost und ihre Nähe, um all das hier zu überstehen.
Schweigend lauschte Yngve den Worten der Wala, die sein Innerstes nicht erreichen konnten, noch nicht, dafür war der Schmerz einfach noch zu groß. Dennoch reichte er Maíghread und Eila die Hände, um den Kreis zu schließen, um die Verbundenheit der Familien, der Sippen, des ganzen Dorfes zu stärken. 'Aber wir müssen auch leben, damit ihr Tod nicht vergebens war - nicht ganz ...' Yngve schaute Eila an. Wie treffend ihre Worte doch waren. Die Frau seines besten Freundes bewies damit eine unglaubliche Stärke, diese Situation zu meistern. Sie war nun allein, allein mit der Trauer, dem Verlust und dem ungeborenen Kind...
(ooc: es ist mit Maíghread abgesprochen, dass sie mit Yngve bei der beerdigung ist)
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
(ooc: es ist mit Alarich abgesprochen, dass er zusammen mit Swana an Aswins Grab steht)
Erschöpft und leer stand Swana neben Alarich an Aswins Grab. Ihre Augen brannten und der Kloß in ihrem Hals schnürte ihr die Kehle zu, aber sie hatte keine Tränen mehr. Zu lange hatte sie geweint, den Schmerz mitansehen müssen, den Alarich ertragen musste, denn er hatte nicht nur den Sohn, sondern auch den Bruder verloren. Aswin, der so wenig mit seinem Vater, der so weise, gütig und liebevoll war, gemeinsam gehabt hatte. Aswin, die große Liebe ihrer besten Freundin, die Amalia nur Lied und Unglück gebracht hatte, weil Aswin aus irgendeinem Grund nicht in der Lage gewesen war, sich zu beweisen. Nun war es zu spät. Im Leben hatte er Pharamond nicht beweisen können, dass er Amalias würdig war, aber mit seinem ehrenhaften Tod am Heiligtum hatte er letztendlich doch seine Ehre unter Beweis gestellt. Die Imkerin musste auch an Alrich denken. Er war kein guter Mensch gewesen, jedenfalls hatte ihr das ihr Gefühl gesagt, dennoch war er sofort zum Heiligtum aufgebrochen, als er von der Gefahr gehört hatte, und war dort selbstlos in den Tod gegangen, um das Leben der Menschen zu retten, die ihm lieb und teuer waren. Hatte sie sich vielleicht doch in ihm geirrt, hatte ihre Gabe sie zum ersten Mal getrogen? Ganz dicht stand Swana nun neben Alarich, ihre Hand sanft und tröstend in der seinen liegend, denn sie wollte stark für ihn sein, ihm den Trost und die Geborgenheit geben, die er ihr nach dem Tod ihrer Eltern auch gegeben hatte und ihre unendliche Liebe zu ihm würde ihr die Kraft dazu geben.
Aber nicht nur für Alarich würde sie da sein, auch für Amalia, die ihre große Liebe zu Grabe tragen musste. Swana sah sich auf der kleinen Lichtung um, konnte ihre beste Freundin aber nirgends entdecken. Vielleicht konnte sie die Anwesenheit von so vielen Menschen im Augenblick einfach nicht ertragen...
Thyras Worte waren weise und richtig, aber für viele der Trauernden kamen sie vermutlich zu früh, zu frisch mochte der Schmerz und die Trauer um den Verlust der geliebten Menschen sein. Sanft streichelte sie Alarichs Hand, blickte ihn an, war einfach da.
Wortlos ergriff sie die Hand desjenigen, der an ihrer anderen Seite stand, als die Wala die Trauernden dazu aufforderte. Swanas Blick glitt wieder zu Alarich, „Zusammen werden wir stark sein...“, flüsterte sie kaum hörbar.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
An den schweren Arbeiten für die Gräber hatte Alarich sich nicht beteiligt. Er hatte so vieles zu organisieren und zu regeln, zu besprechen und zu trösten, daß er gar keine Zeit gehabt hätte, selbst wenn die Verletzung an seinem Arm es ihm erlaubt hätte, schwere Arbeiten zu verrichten. Im Grunde war es ein Wunder, daß nicht viel mehr Menschen gestorben waren, so konnten sie eigentlich von Glück sprechen. Und doch war jeder Todesfall eine Tragödie. Viele, zu viele von den Überlebenden waren verwundet, zum Teil schwer. Wie sollte es nur weitergehen? Es war schon so spät im Jahr. Alarich sorgte sich um die Zukunft aller, keine Zeit war geblieben, um zu trauern oder sich auch nur gedanklich auf die Beerdigung vorzubereiten.
So traf die Zeremonie sein verwundetes Herz unvorbereitet. Und so verschloß er sich nur noch mehr, um nicht hier und jetzt vor den Augen aller zusamenzubrechen. Keine Schwäche zeigen! Nicht jetzt. Die Menschen brauchten jemanden, der ihnen ein Fels in der Brandung war. Irgendwann würden sie ausruhen können, würden sie Sicherheit haben. Dann würde er sich fallen lassen. Und endlich trauern um seinen geliebten Sohn. Und um seinen Bruder, den er trotz aller Differenzen ebenfalls geliebt hatte.
Bestatten konnte Alarich heute nur seinen Sohn. Der Bruder mußte warten, bis es sicher war, zurückzukehren. Hoffentlich dauerte es nicht so lange. Die Toten durften nicht einfach so liegen bleiben. Auch im Dorf würden noch die Tapferen zu bestatten sein, die zurückgeblieben waren, um die Römer zu empfangen. All das ging Alarich durch den Kopf. Die Worte der Wala hörte er gar nicht so richtig. Er faßte die Hände der Menschen neben ihm, die seiner Frau. Doch stand er allein, innerlich allein. Tief in Gedanken versunken, mit undurchdringlicher Miene. Seine Frau wollte ihn stützen, für ihn da sein, aber er durfte nicht einmal das zulassen. Denn wenn er sich auf sie stützte, wäre dies der Zusammenbruch. Er wußte es. Und mußte ihr wehtun, indem er sie erst einmal auf Abstand hielt und nichts erwiderte. Ein Schmerz, der dem anderen nun noch hinzugefügt wurde, denn nichts entsetzte ihn mehr, als Swana, die sein ein und alles war, zu verletzen.
Beiträge: 416 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Verloren und allein stand Pera ganz am Rande des Geschehens. Nein, er trauerte um niemanden. Aswin hatte er zwar nicht den Tod gewünscht, aber daß er trauerte, konnte er wirklich nicht behaupten. Bei Alrich berührte es ihn gar noch weniger, daß er tot war. Pera erinnerte sich gut an die Zeit, in der Alarich ihn zu seinem Bruder geschickt hatte. Es war keine gute Zeit gewesen. Und nun? Er hatte hier Freunde, ja. Aber heute war er nur der Römer. Und Römer waren es gewesen, die dieses unendliche Leid über das Dorf gebracht hatten. Ob sie sich zurückgezogen hatten, weil er den Soldaten zu Lucanus geschickt hatte? Oder war es nur Zufall? Es tat seinem Herzen gut, daran zu glauben, daß er es war, der weiteres Unglück verhindert hatte. Doch sicher wissen konnte er es niemals. Und außer ihm wußte es auch kein anderer. Lohn würde es dafür also nicht geben. Im Gegenteil mußte er fürchten, daß jemand gesehen hatte, wie er den Soldaten verschonte, – und es falsch interpretierte.
Seufzend lehnte er sich mit dem Rücken an einen Baum. Er stand zu weit weg, um zu hören, was gesprochen wurde. Und er stand auch zu weit weg, um Eilas freundliches Lächeln zu sehen. Das hätte ihm gewiß gut getan. Denn immerhin hatte auch sie immerhin ihren geliebten Mann verloren. Und trotzdem zürnte sie ihm nicht. Es wäre gut für ihn, das zu wissen. Doch so versank er immer tiefer in düstere Gedanken. Wartete darauf, daß es zuende war. Irgendwie.
Der Grieche war nicht zur Feier gegangen. Es war ihm zu viel. Und genaugenommen gehörte er doch gar nicht dazu. Aus der Ferne beobachtete er das Geschehen. Langsam kam er dann doch näher. Wobei er sehr wohl respektvollen Abstand hielt. Dann sah er Pera. Es schmerzte ihn, den Liebsten so zu sehen. Aber er konnte nichts tun. Alles wäre zu offensichtlich gewesen...oder? Langsam ging er zu Marcus. Unsicher befeuchtete er seine trockenen Lippen. Leise hauchte er, in der Hoffnung Marcus nicht zu erschrecken. Der Griche hatte einen leichten Verband am Kopf und wirkte noch ein wenig schwach. Vielleicht auch, weil er so große Angst erlebte. Achodis versuchte für die Anderen hinter dem Baum verborgen zu bleibe. Natürlich stand er nur zufällig da.
„Marcus? … Kann ich... kann ich etwas tun?“
Unsicher sah er ihn an. Aber er wusste auch, das es nicht gut sein würde, die Feier zu stören oder die Götter durch Missachtung zu verärgern. Er würde ansonsten ruhig stehen bleiben. Einfach nur da sein. Hätte er doch nur seine Hütte. Sie würden dort Trost finden können. Seine Hände angelten nach etwas, was er in einer Tasche bei sich trug. Das Holz fühlte sich gut an. Stumm reichte er Marcus die Figur, die Marwin geschnitzt hatte und zum Lararium gehörte. Der Grieche hoffte das der Glaube dem Liebsten helfen würde.
Beiträge: 314 Mitglied seit: 23.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Fest hielt die Heilerin die Hand ihres Mannes umschlungen. Die Menschen die hier heute beerdigt wurden, waren seine Freunde gewesen und nun musste er sie zu Grabe tragen. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, als sie in die traurigen Gesichter der Anwesenden blickte. Bestattungen waren etwas grauenhaftes, auch wenn sie fest an ein Leben nach dem Tod glaubte. Schweigend lauschte sie den Worten von Thyra und fasste nach der Hand eines anderen, als die Gruppe sich zu einem Kreis aufstellte. Es war das erste Mal das sie eine solche Bestattung bei Yngves Volk sah. Glücklicherweise hatte sie noch nicht allzuviele Bestattungen miterleben müssen, aber die wenigen die sie gesehen hatte, waren anders gewesen.
In ihrer Heimat war es üblich den Verstorbenen in ein Grab zu geben und ihm Dinge mitzugeben, die ihn auszeichneten oder ihm in seinem Leben wichtig war. Die Gräber waren oft von einem Zaun oder einer Palisade umgeben um zu markieren wo jemand seine letze Ruhe gefunden hatte. Oftmals hatte aber auch ein Stein diese Stelle markiert. Ganz wie es hier nun der Fall war. Bevor der Tote bestattet wurde, wurde zuerst das Grab vorbereitet, dann wurde der Tote durch das Dorf getragen. Nach jedem Haus schlossen sich ihm weitere Dorfbewohner an, um ihn auf seinem letzen Weg zu begleiten. War der Verstorbene bestattet, gab es ein kleines Fest zu Ehren des Toten. Maíghread hatte dieses Fest noch nie wirklich verstanden. Sie fand es geschmacklos nach einem solch traurigen Ereignis ein Fest zu veranstalten. Dadurch das sie und ihr Volk an ein Leben nach dem Tod glaubten, waren sie an zwei wichtigen Feiertagen, Beltane und Samhain, zu den Gräbern zurückgekehrt um dort mit den verstorbenen zu feiern.
Die Heilerin verdrängte den Gedanken an ihr zuhauseu nd widmete sich wieder dem hier und jetzt. Die letzen Worte Thyras hatte sie nicht ganz verstanden. Dann began Eila zu sprechen und Maíghread spürte wie sich ein seltsames Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete. Sie bewunderte Eila für die Stärke die sie hier bewies und betete gleichzeitig zu ihren Göttern, dass sie der jungen Frau in dieser schwierigen Zeit beistanden.
Beiträge: 132 Mitglied seit: 21.04.2010 IP-Adresse: gespeichert
Ansgars Gesicht war wie versteinert, als er in einigem Abstand zu der Gemeinschaft des Dorfes auf dem Boden saß und der Trauerfeier beiwohnte. Ansa stand neben ihm und verstand gar nicht so wirklich was vorging, vergoss aber fleißig Tränen. Die Kleine konnte gar nicht anders, da so viele trauerten, weinte sie empathischer Weise einfach mit.
Der junge Germane hingegen zeigte keine Emotion, während in ihm sehr viele Gedanken um den Vorrang in seinem Bewusstsein rangen. So nah war er seinem Ziel gewesen, endlich seinen leiblichen Vater kennen zu lernen, und nun war er durch die Römer erschlagen worden.
So verhielt es sich so, dass einzig seine Augen zeigten, was ihn ihm vorging. Zorn wechselte sich mit Trauer ab und auch ein wenig Verzweiflung konnte immer wieder erkannt werden. Inzwischen wussten einige Mitglieder dieser Gemeinschaft, wer sein Vater gewesen sein sollte, aber in ihrer Trauer konnten sie gerade eher wenig Rücksicht auf ihn nehmen. Das verstand der junge Mann auch, der gerade versuchte, seine körperlichen Schmerzen zu vergessen, die auf Grund der vielen Gefühle, die gerade in ihm wüteten, jedoch eher stärker wurden, anstatt vergessen zu werden.
Erinnerungen kamen ihm in den Sinn. Sein Stiefvater, der wusste, dass er nicht sein Sohn war, ihn aber behandelte, als wäre er sein eigenes Kind. Er fiel in einer Schlacht gegen die Schatten und seine Mutter kam um vor Trauer. Nun hatten die Römer schon wieder sein Leben zerstört, obwohl er doch so auf Besserung gehofft hatte.
So sann der Germane nun auf Rache und es war kaum zu übersehen, dass seine Trauer immer wieder von Wut überschattet wurde.
Beiträge: 410 Mitglied seit: 10.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Die Menschen reichten sich die Hände. Immerhin soweit konnte Thyra sich noch verständlich machen! Trotz der Tatsache, dass die göttliche Macht, die die Wala einst ausgestrahlt hatte, verschwunden war. An Stelle des göttlichen Lichts war etwas anderes getreten: Reiner Trotz. Thyra hatte ihren Bruder geliebt, mehr als jeden anderen Menschen im Dorf. Zugegeben hatte sie das ausgesprochen selten. Es war noch nie ihre Art gewesen, viele Gefühle zu zeigen und seit sie Wala war, war sie noch distanzierter. Daran, dass sie den Bruder von seinem ersten Atemzug an von ganzem Herzen geliebt hatte, ihn beschützt hatte, wo es ging und als Kind versucht hatte, für ihn da zu sein, wenn die Eltern keine Zeit hatten, hatte sich jedoch nie etwas geändert. Der Verlust ihres Bruders traf sie härter, als sie der Tod ihrer Eltern getroffen hatte, obgleich sie damals im Alter ihrer Schülerin gewesen war. Das lag auch daran, dass sie jetzt völlig hilflos war. Als ihre Eltern starben, hatte sie wenigstens versuchen können, Alan zu trösten, dem Bruder wenigstens ein wenig die Mutter zu ersetzen. Nicht, dass er das gerne gehabt hätte, mindestens nach außen hin, aber dennoch war es besser gewesen, als nun Eila ins Gesicht blicken zu müssen, deren Leid sie zwar spürte, die sie aber nicht trösten können würde, da sie in zu verschiedenen Welten weilten. Thyra wusste, dass ihre Schwägerin sie beinahe fürchtete. Sie konnte also nun nicht einmal für die Frau ihres Bruders etwas tun, geschweige denn für das Dorf.
Dennoch, sie würde versuchen, die Seelen ins Totenreich zu geleiten, wenigstens das war sie den Menschen schuldig! Sanft entzog sie ihrem linken Nachbarn ihre Hand und zog sich samt Dagny aus dem Kreis zurück. Sie beugte sich so zu ihrer Schülerin hinunter, dass ihr Mund direkt an Dagnys Ohr war. "Ich hatte gehofft, du würdest nicht auf diese Weise mit der Ausbildung beginnen müssen, denn was jetzt kommt, ist unendlich schwer, aber das Leben lässt uns keine Wahl! Weißt du noch, wie man sich in Trance versetzt?" Zum ersten Mal in ihrem Leben flehte die Wala vor einer solchen Trance zu den Göttern: Verlasst uns nicht! Tanfana, gib dich Dagny zu erkennen, ich flehe dich an! Ich bitte um nichts für mich, wenn ihr meint, dass meine Zeit abgelaufen ist, dann soll es so sein! Aber nehmt DAgny nicht das Einzige fort, an das sie sich jetzt noch klammern kann! Und helft mir, meinem Volk das zu geben, was es braucht! Und wenn ihr dafür mein Leben, meine GEsundheit oder meine Seele haben wollt, dann nehmt es hin! Doch weder in ihrem Gesicht noch in ihrer Haltung, ja selbst in ihrer ausstrahlung bemerkte man nichts von den wahren Gedanken Thyras. Sie wirkte ruhig und beherrscht. Langgeübte Disziplin ließ ihre wahren Gefühle und Gedanken verschwinden. Thyra beherrschte diese Maske so gut, dass sie ein paar wenige Male sogar ihre Lehrmeisterin Helgrune hinters Licht geführt hatte. Sie hoffte, dass DAgny keine feineren Antennen haben würde, denn sie wollte es dem Mädchen nicht noch schwerer machen, als Dagny es ohnehin schon hatte.
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ganz deutlich spürte Swana, dass Alarich sich immer noch vor ihr verschloss. Er hielt zwar ihre Hand, aber sie konnte die Distanz, die er innerlich aufgebaut hatte, nicht nur fühlen, sondern auch in seinem Blick sehen. Nichts an sich heranlassen, keinen Schmerz, keine Trauer, gar nichts.... Swana wusste um die Leere und die Kälte, die sich in einem ausbreitete, einen innerlich aufzufressen drohte, wenn man geliebte Menschen verloren hatte. Nur war es bei Alarich noch anders, für ihn musste es noch schlimmer sein, er durfte nicht schwach erscheinen, er musste den Menschen hier Hoffnung geben, Stärke zeigen, das erwarteten sie einfach von ihrem Rich. Diese Tatsache, dass er nicht trauern durfte, schmerzte Swanas Herz beinahe noch mehr, als Alarichs Verschlossenheit ihr gegenüber und der Verlust, den sie heute erlitten hatten.
Langsam ließ die junge Richfrau den Blick über die Dorfbewohner schweifen. Es waren viele gekommen, um die Toten zu ehren und ihrer zu gedenken. Aber weder Amalia noch Arvid konnte Swana entdecken. Sie blickte in Gesichter, in denen die Trauer und der Schmerz deutlich zu sehen war. Es gab so viele, die Trost benötigten. Donald und seine hochschwangere Frau Friya, die ihren Sohn Mathi verloren hatten. Eila, die ihren geliebten Alan zu Grabe tragen musste, Yngve, der mitangesehen hatte, wie sein Freund starb. Sunna! Das arme Mädchen hatte ihre gesamte Familie verloren, auch wenn Swana sie im Augenblick nirgends sehen konnte. Dagny, die es vorausgesehen hatte, dass etwas schreckliches passieren würde, konnte nur mit Mühe ihre Tränen über den Tod ihrer Eltern zurückhalten. All diese Menschen brauchten Trost. Sie benötigten ihn genauso dringend, wie ihre eigene Familie, wie Alarich und Arvid. Und wie ihre beste Freundin, Amalia. Es schmerzte, denn Swana konnte unmöglich für alle da sein...
Thyra wirkte, trotz der Trauer um ihren Bruder, die sie empfinden musste, noch immer genauso erhaben und stark, wie immer. Swana bewunderte die Wala insgeheim dafür und nahm, sich vor, auch für ihrer eigene Familie so stark zu sein, besonders für Alarich.