Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
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Lucan (04.09.2008)
Einstiegspost
Lange Zeit war Lucan jenseits des Weges gegangen. Die Angst, möglicherweise einem Römertrupp zu begegnen, war einfach zu groß gewesen. Daß Dornen und Äste ihm Haut und Kleidung zerrissen, war nur halb so schlimm wie das, was die Römer ihm angetan hatten und antun würden, wenn sie ihn wieder einfingen ... Doch als die Sonne tiefer sank, hatte Lucan es für sicherer gehalten, den Trampelpfaden zu folgen, um sich nicht doch noch zu verirren. Mittlerweile taten ihm die Füße weh und auch sein Magen schmerzte vor Hunger. Nun hatte er endlich den Waldrand erreicht. Vorsichtig lugte der Junge aus dem Gestrüpp hervor, ob auch keine berittenen Truppen in der Nähe waren. Niemand war zu sehen. Rasch huschte Lucan hinaus auf den Weg. Nachdem er sich abermals umgeschaut hatte, beschloß er, daß es wohl besser wäre, im Straßengraben dem Lauf des Weges zu folgen. Dort wäre er wenigstens vor ungebetenen Blicken sicher, weil er sich rechtzeitig wegducken konnte. So sprang er eilig in den Graben. Aber in welche Richtung sollte er gehen? Nachdenklich drehte er den Kopf - und erstarrte mitten in der Bewegung. Dort lag jemand! Nur wenige Meter von ihm entfernt. Lucan sog scharf die Luft ein, um seinen Schreckensschrei zu unterdrücken. Zögernd machte er ein paar Schritte auf den regungslosen Körper zu. War der Mann etwa tot? Lucan streckte den Fuß aus und stubste ihn leicht damit an.
Achodis (04.09.2008)
Einstiegspost
Nachdem der Händler Achodis aus dem Wagen gezerrt und ihn in den Straßengraben geworfen hatte, lag er eine Weile da. Einfach nur da. Es kam das Ende. So musste es sein. Das Fieber nahm ihm das logische Denken. Da lag er nun, in seiner "Sklavenklaidung" sogar die Bänder an Hals, Handgelenken und Füßen hatten sie ihm gelassen. Immerwieder versuchte er aufzustehen und sich bemerkbar zu machen, wenn er ahnte, das da jemand die Straße entlang kam. Aber mehr als ein zartes Aufrichten und ein Heiseres Krächzen brachte er nicht zu stande. Die Hoffnung, die ihn immerwieder überkam, wenn er jemanden hörte, erstarb in seinem schwachen Körper. Langsam schwanden ihm die Sinne und er wusste nicht ob er schlief oder nur existierte. Als... da war etwas...er versuchte sich zu bewegen ... aber zuerst musste er die nebelschwarden in seinem Kopf bekämpfen. Dann berührte ihn etwas. Die berührung war nicht fest, dennoch schmerzte sie und entriss seiner Kehle ein leises Ächtsen.
Lucan
Kaum hatte er ihn berührt, da stöhnte der Mann gequält. Lucan zuckte zusammen, doch zugleich fiel ihm ein Stein vom Herzen. Wenn er dem Mann helfen konnte, dann konnte der ihm später vielleicht auch helfen ... Der Kleidung nach war der Fremde ein Sklave, genau wie er selbst. Nur, wie sollte er ihm helfen? Erstmal hier raus! Unsicher sah er über die Schulter. Was, wenn die Römer, die den armen Kerl hier reingeworfen hatten, noch in der Nähe waren? Lucan biß sich auf die Unterlippe, betrachtete nochmals den fiebernden Sklaven. Sterben lassen konnte er ihn nicht - und wollte er auch nicht! Also beugte er sich runger, griff den Kranken unter den Armen und begann mit aller Kraft zu zerren. So schwach der Körper des anderen sein mochte, für ihn war er trotzdem schwer. Es dauerte ein paar Minuten, bis das Kind den Erwachsenen aus dem Graben gehievt hatte. Mit aller Anstrengung zog er ihn über den Weg, bis der Mann im Gras lag. Dort war es wenigstens weicher für ihn - Und jetzt? Bei Fieber mußte man viel trinken, hatte seine Mutter immer gesagt. In diesem Fall kam ihm die beginnende Dunkelheit zur Hilfe, denn mit ihr kam die nächtliche Kälte - und Feuchtigkeit. Lucan lief ein Stück weit in die Wiese hinein, suchte ein paar feuchte Blätter zusammen. Zurück bei dem Kranken, legte er zwei davon auf dessen Stirn. Ein weiteres hielt er ihm vor die Lippen. Nicht viel, aber wenigstens etwas ...
Achodis
Die Berührung wurde stärker. Jemand umfaste ihn recht ungeschickt. Schmerzen wie tausend nadelstiche durchfuhren ihn. Aber wehren konnte er sich nicht. Achodis wurde bewegt. Als er durch den Nebel hindurch bemerkte, das ihm da jemand helfen wollte, versuchte er die Bemühungen mit ungelenken Bewegungen zu unterstützen. Dann lag er wieder. Es war weicher, aber auch ein wenig kühler. Irgendwie tat es ihm sogar gut. Dann war er allein... Abermals döste er davon. Bis etwas kühles auf seine Stirn gelegt wurde... er dachte an zu Hause und stammelte unverständliche dinge auf griechisch vor sich hin. Feuchtigkeit legte sich auf seine Lippen. Er genoss es förmlich. Achodis sog die wenigen Tropfen gierig ein. Seine trockenen Lippen erfreuten sich der feuchtigkeit. Sie schmerzten dennoch leicht. Im Gegensatz zum Rest des Körpers war es nur ein unangenehmes ziehen. langsam bewegte er die Lippen er wollte demjenigem danken, der ihm half. Er konnte nur Schemen erkennen. Der düstere nebel hielt ihn die ganze Zeit über gefangen.
"W....Wer? ...Wo?"
Mehr konnte er nicht sprechen. Da er beim sprechen einigermaßen klar im Kopf war, sprach er in der einzigen Sprache, die er zu sprechen erlaubt war. Latain.
Lucan
Angespannt, mit großen Augen betrachtete Lucan jede noch so kleinste Regung des Mannes. Offenbar hatte das Wasser ihm wirklich ein bißchen gutgetan, seine vom Fieber gefangenen Sinne etwas geklärt; denn er versuchte zu sprechen. Der Junge kniete sich neben ihn, beugte sich nahe an seine Lippen, um die Worte, die nicht mehr als ein Hauch waren, zu verstehen. Dem Klang nach war es jene Sprache der Römer, die er selbst nach einem Jahr nur bruchstückhaft verstand. Doch die zwei Worte, die dem Kranken über die spröden Lippen kamen, kannte er durchaus. Wer und wo? Wo konnte er nicht genau sagen ... aber seinen Namen. "Lucan", erwiderte er. Einen Moment hielt er inne, um sich an den lateinischen Wortlaut dessen zu erinnern, was er ihm nun sagen wollte. Obwohl das nicht sehr hilfreich war ... "Irgendwo am Weg ..." Er blickte sich um. Doch den Gedanken, sich auf die Suche nach den paar Heilkräutern zu machen, die er noch im Gedächtnis hatte, verwarf er schnell wieder. Das Risiko, daß er sich verlaufen würde und der Mann deswegen umkam, war zu groß. Aber vielleicht ein paar Äste? "Soll ich ... Feuer machen?" fragte er, klang aber ziemlich hilflos dabei.
Achodis
"Lucan"
Wiederholte Achodis mit stammelnder Stimme. Der Name klang nicht besonders Römisch. Im Anbetracht der Tatsache, das die Stimme, die recht jung klang, das latein nicht richtig betohnte. Entschied er sich für germanisch. Die Gedanken holten ihn sacht aus dem Nebel.
"Achodis"
Erwiederte er schwach, nur um sofort ein wenig mehr einzusacken. Der Junge fragte ihn, ob er feuer machen sollte. Konnte er das? Ein kleverer Bursche! Achodis hatte offensichtlich ausnamsweise mal Glück gehabt.
"Wärme wäre gut"
Konnte er nur schwach erwiedern. Nur vieleicht würde das feuer sie Verraten. Sein vater hatte ihm vieles gelehrt.... der Nebel... dann sprach er leise weiter
"Ein Grubenfeuer. Kannst du das?"
Mehr konnte er beim bessten willen nicht hervorbringen. Er konnte nur hoffen, das Lucan ihn verstand.
Lucan
Ein Grubenfeuer? "Ich weiß nicht ..." Das klang so, als müßte er buddeln. Allerdings blieb noch das Problem, im Dunklen Feuersteine zu finden. "Ich kann's versuchen." Versprechen konnte der Junge nichts. Alles, worauf er sich verlassen konnte, war das schwindende Licht und seine eigene - begrenzte - Geschicklichkeit. Und natürlich die Dinge, welche die Natur bot. Wieder entfernte Lucan sich, suchte die Gegend nach einem großen, möglichst spitzem Stein ab. Nachdem er diesen herbeigeschleppt hatte, sammelte er Äste, trockenes Moos und Rindenstücke ein. Da er sich jedoch nicht tief in den Wald hinein traute, war die Ausbeute ziemlich kläglich. Als er das nötigste beisammen hatte, fing der Junge an, mit Hilfe des Steins die feuchte Erde aufzulockern. Immer wieder riß er Gras und Erdklumpen weg, bis sich schließlich eine kleine, etwas unförmige Grube gebildet hatte. Der nächster Schritt war da schon schwieriger. Da er keine Feuersteine zur Hand hatte, mußte er es mit Feuerbohren versuchen - die einzige Alternative, die er kannte, aber noch nie ausprobiert hatte. Lucan fing auf gut Glück an, einen fingerdicken Stock zwischen den Handflächen zu drehen und so auf ein Stück Holz zu reiben. Der Stein von vorhin diente ihm als Gegengewicht, damit der Feuerquirl ihm nicht wegrutschen konnte. Doch alles, was er erreichte, war, daß seine Hände nach einer Weile verdammt weh taten. Verbissen rieb Lucan weiter, bemüht, eine gleichmäßige Geschwindigkeit beizubehalten. Aber irgend etwas schien er falsch zu machen. Minuten später brannten seine Handflächen, die von dem rauhen Holz rissig waren, aber immer noch kein Feuer.
Enttäuscht ließ Lucan den Stock fallen und pustete in seine Hände. Was machte er nur falsch? Grübelnd starrte er auf das improvisierte Werkzeug. Verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, wie seine Mutter es ihm vor Jahren gezeigt hatte ... Und plötzlich fiel es ihm wieder ein: Eine Schnur muß her! Wieso war er eigentlich nicht gleich darauf gekommen?! Flink krabbelte er zu Achodis hinüber und versuchte den Strick zu lösen, der immer noch seine Hände band. Das war auch nicht ganz so einfach, wie er nach kurzem Zurren feststellte. Da konnte nur der scharfe Stein ihm helfen ... "Das könnte jetzt weh tun", warnte Lucan Achodis, bevor er anfing, mit der Kante des Steins an der Fessel zu sägen. Tatsächlich franste das Seil recht schnell aus. Leider schrammten die scharfen Ecken und Kannten aber auch die Haut des Mannes blutig. Doch darauf konnte Lucan im Moment keine Rücksicht nehmen.
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weiter Lucan
Als der Strick endlich riß, kehrte Lucan umgehend zur Feuergrube zurück, wo er aufs neue mit seiner Arbeit begann. Diesmal nahm er beim Feuerbohren die Schnur zur Hilfe. Was genauso anstrengend, aber um einiges wirksamer war. Ganz allmählich roch das Holz schon etwas schwefelig. Und obwohl seine Hände sich ziemlich wund anfühlten, wollte Lucan jetzt erst recht nicht aufgeben! Er rieb so lange weiter, bis die ersten Körchen des Holzstaubs zu glühen anfingen. Schnell griff er nach dem trockenen Moos und legte es in kleinen Stücken darauf. Eine kleine, blauorange Flamme schoß empor. Vor lauter Freude und Erstaunen riß Lucan erstmal den Mund auf. "GESCHAFFT!" jubelte er. Im nächsten Moment schlug er sich die Hand von den Mund. Sie mußten doch leise sein, sonst lockten sie vielleicht Römer an! Hastig fuhr der Junge fort, Rindenstücke und Äste nachzulegen.
Achodis
Alles, was um ihn herum geschah, bekahm Achodis nur am rande mit. Sein Geist entglitt ihm immer wieder. Doch plötzlich... Lucan zog an seinen Fesseln. fasst wollte er schreien. Doch es kam nur ein ersticktes gurgeln hervor. Sein Körper verkrampfte sich. Als Lucan ihn erneut ansprach, konnte Achodis ihn kaum verstehen. Das Blut schoß durch seine Adern und er konnte es deutlich in den Ohren vernehmen. Die tausend nadelstiche brannten sich tief in sein bewusstsein. Der folgende Schmerz war um einiges größer, als der zuvor. Aber er war zu schwach um sich zu wehren. Aus dem Gurgeln wurde ein Stöhnen, aus diesem ein leises Ächtsen, bis er schließlich mit leicht zitternden Augenliedern, in sich zusammensank. Er athmete noch. Flach und ruhig. Fasst als würde er schlafen. Ein traumloser Schlaf. existens auf den düsteren Nebel eingegrenzt und gefangen.
Lucan
Langsam wuchs das Feuer. Flammen tanzten in der Grube, wärmten die nachtklare Luft ein wenig auf. Wie zuvor, lief Lucan zu Achodis hin, um ihn nun zur Feuerstelle zu ziehen. Natürlich nicht zu nah dran, das war gefährlich, aber nah genug, daß auch er die wohltuende Wärme zu spüren bekam. Er selbst setzte sich, die Arme umd die angewinkelten Knie geschlungen, auf die andere Seite des Lagerfeuers. Wie lange er insgesamt gebraucht hatte, es zu entfachen, konnte er nicht sagen. Doch es hatte ihn unheimlich müde gemacht. Das Kinn auf die Knie gestützt, sah der Junge dem Flammenspiel zu, bis er seine Augen nicht länger aufhalten konnte. Er kauerte sich seitwärts am Boden zusammen. Lucan war so erschöpft, daß seine schmerzenden Hände und das Hungerbauchweh vollkommen vergessen waren. Vom heimeligen Knacken des Feuers beruhigt, sank er in einen tiefen, traumlosen Schlaf ...
Achodis
Aus der Tiefe seines Seins wuchs ein Gefühl. Ein schlechtes. Achodis konnte es nicht zuordnen. Bis er seine Augen mit aller kraft öffnete und den Schleier bekämpfte. Da war ein Feuer. Er war jetzt woanders. Lucan hatte ihn anscheinend woanders hingehieft. Der kleine hatte Mumm, keine Frage. Es dauerte einige Momente, bis er sich wieder einigermaßen artikullieren konnte. Seine Stimme war kaum hörbar und gezeichnet durch das Fieber.
"Danke"
Dabei bemerkte er, das der Junge wohl schon eingeschlafen war. Dann musste er es morgen wohl wiederholen. Wenn es überhaupt ein Morgen für ihn gab. Mit diesen Gedanken schlief er so sehlig ein, wie es nur ging.
Lucan
Irgendwann wurde Lucan wach, weil ihm kalt war. Erschrocken setzte er sich auf. Nein, das Feuer war nicht aus gegagen. Die Glut war noch dort, und sie würde ausreichen, um es neu zu entfachen. Sein Blick glitt zum Horizont. Es war heller geworden, aber die Sonne war noch nicht mal richtig aufgegangen. Kein Wunder, daß ihm so kalt war. Da konnte ein bißchen Bewegung beim Feuerholzsammeln nicht schaden. Schlafen konnte er jetzt sowieso nicht mehr ... aber zuerst mußte er nach dem kranken Mann sehen. Kaum jedoch war Lucan aufgestanden, da überkam ihn ein plötzliches Schwindelgefühl. Er ließ sich zurück in die Hocke sinken, verharrte so, bis sich die Übelkeit wieder legte. Diesmal stand er langsamer auf. Dennoch blieb ein flaues Gefühl in seinem leeren Magen, als er um die Feuerstelle herum schritt, hin zu dem Kranken. Dicht vor ihm blieb der Junge entsetzt stehen. Erst jetzt konnte er erkennen, daß die Haut des Fremden von seltsamen Pusteln überzogen war. Alarmiert sah er hinunter auf seine eigenen Hände - doch an ihnen war nichts zu sehen. Die Übelkeit eben war sicher daher gekommen, daß er schon länger nichts richtiges zu Essen hatte. Er kannte dieses Gefühl inzwischen ziemlich gut. Also Holz UND Beeren sammeln. Beerensaft würde auch gegen den Durst helfen und dem Mann noch eher helfen als gestern die nassen Blätter. Aber jetzt, wo es hell wurde, konnte er Achodis nicht mehr so einfach auf der Wiese liegen lassen! Wer auch immer den Weg entlang kam, würde ihn sofort entdecken. Nach kurzem Überlegen zog Lucan seinen Mantel aus und breitete ihn über den Körper des Schlafenden, so daß nur noch der Kopf rausguckte. Anschließend lief er ein Stück weg, um zu überprüfen, wie es vom Weg aus aussah. Glücklicherweise lag Achodis leicht zur Seite gedreht, so daß sein Haar in dem graubraun der Lumpenkleidung fast unterging.
Der Junge beeilte sich, neues Holz und Moos einzusammeln. Auch diesmal entfernte er sich nicht allzu weit vom Waldrand. Es vergingen vielleicht zehn Minuten, bis er zurück kam und Reisig und trockene Gräser nachschob. Sofort wuchs die Glut wieder zu Flammen empor. Lucan wartete noch ein wenig ab, um sicherzugehen, daß das Feuer nicht zu hoch schlug. Dann machte er sich abermals auf, um den Beerenstrauch zu suchen, an dem er gestern Abend irgendwann vorbeigekommen war. Hoffentlich fand er ihn wieder ...
Achodis
Wage erkannte Achodis die Bewegungen des Jungen. Er versuchte mit aller Kraft wieder klar zu werden. Das alles muss doch eine viel zu große Belastung für den Jungen sein. Gerade so schaffte er es sich aufzusetzen. Seine Muskeln zitterten. Die Kälte des Morgens ließen seine Gelenke schmerzen. Die Haut war noch immer sehr berührungsempfindlich. Als Lucan wieder zurück war, stellte er mit einem Lächeln fest, das dieser Beeren gesammelt hatte. Ein solch netter Junge. Noch immer verschwamm die Welt in unregelmäßigen Abständen vor seinen Augen. Beeren? Er erinnerte sich wieder an Geschichten seines Vaters aus fernen Ländern. Seine Stimme war noch immer heiser und schien noch schwächer geworden zu sein.
"Es gibt Völker, weißt du Lucan?, die essen Insekten und Käfer, um zu überleben."
Achodis wollte noch viel mehr erklären und von der Ferne erzählen...aber er war einfach zu schwach. Er konnte sich nicht einmal mehr richtig halten und lies sich wieder niedersinken.
Lucan
Tatsächlich schaffte er es, den Platz von gestern Abend wiederzufinden. Auf dem weg dorthin hatte er sich immerzu genauestens umgesehen, um sich den Rückweg einzuprägen. Einen Moment überlegte er, sich selbst erstmal den Bauch vollzuschlagen, doch dann fiel ihm ein, daß es Achodis ja noch viel schlechter ging. Er brauchte die Beeren dringernder. Lucan lüftete seine zerlumpte Tunika, um dort die Waldfrüchte einzusammln. Kurz betrachtete er seinen entblößten Bauch. Es waren immer noch die blauen Flecke und Schrammen zu sehen, die er Constantinus zu verdanken hatte, aber so langsam heilten die Blessuren. Ohne zu zögern begann Lucan nun, so viele Beeren wie möglich in sein geschürztes Hemd zu sammeln. Sogar die, die nur halb gereift waren, packte er ein. Daß der Beerensaft seine Kleidung befleckte, war ihm ziemlich egal. Er war ohnehin dreckig durch die Flucht und von der gestrigen Buddelei. Einige Zeit später hatte er seine Tunika soweit gefüllt, daß er sie noch höher raffen mußte, um keine Beeren zu verlieren. Es war etwas schwierig, sich so den Weg zurück durchs Unterholz zu bahnen, aber es gelang ihm.
Als er zu Achodis zurückkehrte, stellte Lucan erfreut fest, daß dieser wach war und sich sogar aufgesetzt hatte. Sein Lächeln mit einem scheuen Grinsen erwidernd, ließ er die Beeren zwischen dem Mann und sich ins Gras kullern. Aufmerksam sah er auf, als Achodis erneut mit ihm sprach. Doch was er sagte, verwirrte ihn zunächst. Hatte er richtig verstanden? "Es gibt Völker, weißt du Lucan, die essen Insekten und Käfer, um zu überleben." "Uäh!" Irritiert verzog der Junge das Gesicht. Eine Erinnerung war in ihm geweckt worden, damals, als sein Bruder Raban mit ihm gewettet hatte, er würde sich nicht trauen, einen Regenwurm zu essen. Er hatte sich getraut ... Und wie er geschmeckt hatte, daran konnte er sich seltsamerweise gar nicht mehr erinnern.
Achodis
Achodis athmete schwer und man sah ihm an, das jede Bewegung ihm etliche Mühen bereitete. Doch er hatte nicht vor einfach so dazuliegen und den Jungen alles alleine machen lassen. Er musste wenigstens einigermaßen ansprechbar sein. Lucan schien ein cleverer Junge zu sein. Aber eben nur ein Junge. Dessen Kindheit sicher schon lang vorbei war, sonst wäre er wohl kaum zum jetzigen Zeitpunkt hier. Aber das bedeutete doch nicht das man es ihm nicht leichter machen durfte, oder? Seltsamer weise fühlte sich Achodis mit ihm unter seinesgleichen. War er auch ein Sklave? Was machte er hier? Achodis hob nur leicht den Kopf und das schiehn ihn schon sehr anzustrengen. Mit einer Hand griff er ungelenk zu den Beeren. Es machte nicht den Anschein, als würde er bald etwas zu essen bekommen, wenn man ihm nicht half. Entschuldigend läachelte er verlegen. Seine leiserwerdende Stimme schiehn schon etwas weniger rauh zu sein. Oder man gewöhnte sich daran.
"Wie kommst du hierher, Lucan?"
Den Jungen jetzt in ein Gespräch zu verwikkeln hielt Achodis für einen sehr guten Plan. Dann erschien es dem einzelnen zumindest, das die Zeit schneller verging.
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Lucan
Achodis hatte Schmerzen, das war nicht zu übersehen. Lucan griff mit seinen Händen nach denen des Mannes, führte sie zu einer Schale zusammen, so als würde man aus einem Brunnen trinken. Dann ließ er ein Beeren in Achodis' Handflächen fallen, so daß er sie als Schüssel zum Mund führen konnte. Da wollte der Mann auf einmal wissen, wo er herkäme. "Ich ..." Lucan biß sich auf die Unterlippe. "Ich bin weggelaufen." gab er zögernd zu. "Von den Römern."
Grimoald
Die Nächte waren mittlerweile schon ziemlich kühl. Und das traf auch auf den frühen Morgen zu. Und sie waren ziemlich früh aufgebrochen, denn mit etwas Glück würden sie zwei Dörfer aufsuchen können, falls sie im ersten nicht alles bekamen. Livia und Grimoald hatten zwei Pferde mit Tauschwaren beladen, führten die Tiere aber, denn sie mußten eine ziemliche Strecke über schmale Waldpfade gehen, da ritt es sich nicht sehr bequem.
"Wir müssen über die Anhöhe dort hinten. Sie ist höher, als sie von hier aussieht. Dann werden wir sehr bald auf die große Handelsstraße treffen. Ihr folgen wir einfach bis zum nächsten Ort. Dort können wir Getreide und Salz eintauschen. Und Ziegen und Kühe. Sie haben fruchtbaren Boden dort", erklärte er, nachdem sie die Palisaden des Dorfes hinter sich gelassen hatten.
Die beiden Hunde liefen ausgelassen voraus. Grimoald hatte sie mitgenommen, da sie sonst den ganzen Tag zuhause bleiben müßten. Außerdem konnten sie sich unterwegs genug austoben und würden sich in den Dörfern ganz sicher gut benehmen.
"Gibt es noch irgend etwas, was Du brauchst? Es wäre die Gelegenheit, auch ungewöhnliche Dinge einzutauschen. Über die Handelsstraße kommt einfach alles an Waren."
Achodis
Er war sehr dankbar, das der Junge ihm half, die Beeren in die Hand zu bekommen. Während er Lucan zuhörte, führte er die Früchte an den Mund. Alles schien so unendlich schwer zu sein. Der kalte Schweiß und die schmerzenden Knochen taten ihr übriges. Als er hörte, das der Junge weggelaufen war... und vor den Römern, da stockte ihm der eh schon schwere Athem. Achodis lies die Hand sinken und starrte den Jungen durch schleier getränkte Augen an.
"Römer?..... ja, Römer"
Und mit Schmerzen dachte er an die Zeit bei seinem römischen Herren. Alles war besser, als die Römer! Außer vieleicht fahrende Händler. Achodis athmete tief durch und sank abermals zusammen. Es war so schwer, so unendlich schwer die Dunkelheit aus den Sinnen zu vertreiben. Jetzt lag er abermals der länge nach ausgestreckt und kämpfte mit dem Fieber. Seine Unterlippe zitterte und Kälte umfasste seine Existenz in Gänze.
Livia
Livia folgte Grimoald. Die schmalen Waldpfade störten sie wenig, schließlich hatte sie auf ihrem Weg ins Marserdorf so einige Wege zurückgelegt.
"Gut, nur wäre es jetzt nicht sinnvoll, einen Bock zu nehmen, die sind jetzt kurz vor dem Winter noch einmal heiß und einen rangelnden Ziegenbock auf diesen Wegen ist kein angenhmes Ringen!", antwortete sie auf Grimoalsd Pläne, sie kritisierte nicht, sondern riet nur und aus ihren Worten sprach die erfahrene Viehzüchterin. Das ausgelassene Toben der Hund entlockte ihr ein Lächeln. "Nein, ich habe alles, was ich brauche, es sei dennihr hättet Mangel an irgendwelcher Beleuchtung außer dem Feuer. WEnn es Dunkel ist, näht es sich nur bei FEuerschein nicht so gut, das Licht ist dann einfach zu wechselhaft!", antwortete sie auf Grimoalds Frage, ob sie etwas bräuchte.
Grimoald
Grimoald faßte es auch nicht als Kritik auf. "Da merkt man, daß Du von einem Gutshof kommst. Du hast recht, ein Ziegenbock wäre ungünstig. Wir brauchen ihn auch nicht, wir können die Ziegen von einem Nachbarsbock decken lassen." Während sie die Anhöhe hinaufstapften, blickte Grimoald zur Seite. Die Römer waren wirklich dumm, eine solche Frau zu vertreiben. Nicht nur, daß sie einen ausgeprägten Sinn für das Praktische hatte, sie war auch noch sehr hübsch. Vor allem, wenn sie lächelte. Er lächelte unwillkürlich ebenfalls, auch wenn er wußte, daß sie wegen der Hunde lächelte und nicht wegen ihm.
"Außer dem Feuer haben wir noch Bienenwachskerzen. Wo wir doch eine Imkerin im Haus haben, sollte es daran keinen Mangel geben. Wird Dir das Licht reichen? Oder sollten wir uns um weitere Beleuchtung kümmern?" Mit Näharbeiten kannte er sich nur mäßig aus.
Sie hatten die höchste Stelle erreicht und Grimoald blieb kurz stehen, denn man hatte von hier einen wunderbaren Ausblick, trotz der Bäume. "Siehst Du? Der Wald endet dort vorne. Da sind wir dann fast schon an der Straße. An der Straße wenden wir uns nach Osten, es ist dann nicht mehr weit. Da hinten kannst Du die Rauchfahnen von dem Dorf sehen, wo wir hinwollen. Der direkte Weg dorthin ist leider nicht möglich. Da gibt es Sümpfe, die nicht ohne sind."
Livia
"Bienenwachskerzen reichen! Alles was ich brauche, ist eine ruhige Flamme!", antwortete Livia auf die Feststellung, dass sie kerzen hätten.
An der höchsten Stelle blieben sie kurz stehen: "Na danke, in die Sümpfe maag ich nicht geraten!" antwortete sie auf Grimoalds Feststellung, dass es da Sümpfe gab. Von hier oben sah man wirklich gut. Plötzlich schrak Livia jedoch zusammen. Da unten war eindeutig ein Kind. Livia, die selbst Mutter gewesen war, wusste, wie ein Kind aussah, das irgendwie in Schwierigkeiten geraten war. Und so sah das eindeutig aus. Livia konnte nicht sagen, warum sie es wusste, aber sie wusste, dass das Kind dort unten Hilfe brauchte. DAher zeigte sie hinunter: "Grimoald! Da unten ist ein Kind und eindeutig zu klein, um sich hier allein aufzuhalten, aber an dem Feuer kann ich nur das Kind sehen!" Die liegende GEstalt unter dem Lumpenmantel entging Livias Blick.
Lucan
Besorgt bemerkte Lucan, daß es Achodis trotz seiner Bemühungen wieder schlechter ging. Natürlich", nachdenklich stopfte er sich noch ein paar Beeren in den Mund. Er ist so krank, daß er einen Heiler braucht ..." Doch noch ehe er darüber in Angst geraten konnte, daß Achodis vielleicht sterben würde, gewahrte er eine Bewegung aus den Augenwinkeln, die ihn vor Schreck aufspringen ließ. Auf einer Anhöhe waren zwei Gestalten erschienen, die offensichtlich auf dem Weg zu dem Pfad waren, neben dem sie ihr Notlager aufgeschlagen hatten ... sofern man das überhaupt so nennen konnte. "Da kommt jemand!" rief Lucan ängstlich. "Verstecken, schnell!" Hastig warf er seinen Mantel über Achides' Körper, zupfte ihn so zurecht, daß er unter den Lumpen kaum noch zu sehen war. Mehr stolpernd als rennend, zog er sich dann seinerseits ins Gestrüpp hinter dem Graben zurück. Von dort aus konnte er die näherkommenden Menschen beobachten, ohne daß sie ihn endecken konnten. Bitte keine Römer", flehte er im Stillen. Bitte keine Römer ... Aber plötzlich geschah etwas, mit dem Lucan überhaupt nicht gerechnet hatte - denn vor lauter Panik war ihm vollkommen entgangen, daß die Leute zwei Hunde mithatten. Als wie aus dem Nichts eine große, feuchte Schnauzte vor seinem Gesicht auftauchte, hätte der Junge beinahe losgeschrien. Der erstickte Schreckenslaut ging jedoch im lauten Gebell des Hundes unter. "Halt die Klappe", piepste Lucan dem Tier zu, aber das hörte natürlich nicht. Im Gegenteil - nun fing auch noch ein zweiter Hund zu bellen an. Verstört krabbelte Lucan rückwärts, tastete nach einem größeren Stock, mit dem er sich notfalls wehren konnte.
Grimoald
Grimoald kniff die Augen zusammen und suchte mit seinem Blick die Umgebung ab. Aber auch er konnte niemanden sonst erblicken. "Das muß noch nichts heißen. Die Eltern könnten gerade Holz für das Feuer suchen. Vielleicht machen sie hier einfach Rast." Doch man konnte schon an seinem Tonfall hören, daß er das alles auch sehr merkwürdig fand. Deshalb pfiff er auch die Hunde nicht zurück, als sie vorwärtsstürmten. Die Tiere waren klug und würden die Lage auskundschaften, bis Grimoald und Livia heran waren. "Laß uns schauen, was da los ist", sagte der Jäger entschlossen und legte nun einen etwas schnelleren Schritt vor.
Die Hunde schlugen mitlerweile an. Sie hatten etwas - oder jemanden - gestellt. Von dem Jungen war nichts mehr zu sehen. "Ich glaube, der Kleine steckt in dem Gebüsch da. - Anda! Pix! Hier!" Die Befehle klangen scharf und die Hunde gehorchten sofort.
Achodis
Seine Welt war abermals in seltsamen Wolken getaucht. Als er daraus gezerrt wurde, durch lautes hundebellen...Lucan? Wo war der Junge? Römer?.. Er musste die Hunde ablenken. Wenn er zu den Römern zurückkam, war das sicher nur halb so schlimm, als wenn Lucan das wiederfahren würde, der ja schließlich noch so jung war. Wild versuchte er zu zappeln und zu schreien. Aber es wurde nur ein wimmerndes Keuchen und unwillkührliche Bewegungen daraus. Er öffnete den Mund...leise echtste er
"Lucan!"
Dann griff er nach allem was er hatte und sammelte seine Kraft aus jeder Pohre.
"LUCAN! ... Lasst ihn inruhe!"
Wütend warf er mit den wenigen Beeren, die neben ihm lagen nach dem Geräusch der Hunde, da er sie mit seinen geschwächten Augen nicht ausmachen konnte. Achodis versuchte abermals dem tapferen Jungen zu helfen... aber er brach in sich zusammen. Es war zuviel gewesen. Jetzt durchfuhren ihn Wellen des Schmerzes und die Dunkelheit hüllte ihn erneut ein. Alles schien jetzt so fern... so dumpf.
Livia
Livia runzelte die Stirn: "Mitten auf der handelsstraße wo es doch nicht mehr weit zum Dorf ist?"
Auch ihr Schritt hatte sich merklich beschleunigt. Als sie die Anhöhe herunnterkamen und auf die ebene Fläche hinaustraten, Sah Livia, dass ein Mensch in der Nähe des FEuers mit Beeren nach den Hunden warf und dann auch noch zusammenbrach. "Bei allen Göttern!", entfuhr es ihr erschrocken, als sie das fiebergezeichnete Gesicht des Mannes sah: "Grimoald! Der Mann hier braucht dringend Hilfe. Ich schaue einmal nach dem Jungen!"
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie entschlossen auf das Gebüsch zu: "Du musst keine Angst vor uns haben!", sagte sie leise und ruhig.
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Lucan
Auf einmal hatte Achodis zu schreien begonnen. Lucans Gedanken rasten vor Angst. Das sind doch Römer, dachte er panisch. Darum die Hunde! Sie suchen nach uns!" Unerwartet verebbte der Lärm. Hatten sie Achodis erwischt?! Abwehrbereit hielt Lucan den Ast vor sich, den seine zitternden, wunden Hände ergriffen hatten. Gleichzeitig machte er sich ganz klein im Gebüsch, um sich vor eventuellen Tritten oder einem Angriff der Hunde zu schützen. Da aber erklang eine Frauenstimme. In einer Sprache, die er ewig, so schien es, nicht mehr gehört hatte ... und doch kannte er sie. Denn er war mir ihr aufgewachsen. Die Stimme rief einen Namen, rief jemanden zu Achodis, denn ohne Zweifel war er es, der 'dringend Hilfe brauchte.' Einen Moment lang kauerte Lucan da wie erstarrt. "Du musst keine Angst vor uns haben!" Die Frau sprach ruhig und sanft, fast so, wie seine Mutter immer geklungen hatte. Und aus irgendeinem Grund, den er nicht sagen konnte, kamen ihm plötzlich die Tränen. Vergeblich versuchte er sie runterzuschlucken. All die Angst, das Bauchweh, der Hunger, alles, was er bis jetzt zurückgehalten hatte, wollte mit einem Schlag raus. Der Junge schluchzte unterdrückt auf, und Tränen zogen helle Spuren durch den Schmutz in seinem Gesicht. Zögernd tauchte er zwischen den Ästen hoch und trat ein paar Schritte vor.
Livia
Der Junge weinte jetzt und das schnitt Livia ins Herz. Sie ertrug es nicht, ein Kind weinen zu sehen. Als er näherkam, zuckte sie erschrocken zusammen. Das Kind sah furchtbar aus. Behutsam, um ihn nur ja nicht zu erschrecken, ging Livia in die Hocke und streckte dem Kind die Hände hin: "Was ist mit euch passiert?", fragte sie sanft. Man sah ihr an, dass sie Römerin war, aber sie sprach Germanisch und in ihren Augen sah man es deutlich, das heftige Mitleid mit dem kleinen Jungen, der eindeutig Hilfe brauchte. "Komm!", sagte sie dann noch.
Grimoald
Grimoald hatte den Mann zuerst gar nicht bemerkt unter dem Mantel. Erst als er sich aufrichtete und irgendwas warf, drehte sich der Jäger zu ihm um. Auch die Hunde wollten schon wieder losstürmen. Diesmal auf den Mann zu. "Platz!", befahl Grimoald scharf. Beide Hunde legten sich sofort zu Boden, doch man konnte am regen Schwanzwedeln und Hecheln sehen, wie schwer es ihnen fiel, stillzuhalten.
Grimoald trat nun auf den Mann zu, der einfach wieder zusammengebrochen war. Livia wollte sich ja um das Kind kümmern. Und vielleicht war es besser, wenn das eine Frau machte. Grimoald mit seinem Bart und seinen Ledersachen mochte erschreckend auf ein Kind wirken.
Ohne zu zögern kniete sich Grimoald neben dem Mann nieder. Er sah ein wenig fremdartig aus. Aber vielleicht lag das auch an den vielen Pusteln und den vor Fieber geröteten Wangen. Vorsichtig legte er dem Mann eine Hand auf die Stirn. "Er hat sehr hohes Fieber", rief er zu Livia herüber. "Und jede Menge Pusteln im Gesicht - - nein, überall..." Er sah die Hand des Mannes an und schob den Ärmel etwas hoch. Dabei sah er auch die Spuren der Fesselung. Er schüttelte entsetzt den Kopf. Was war hier nur geschehen? Die völlig unzureichende Kleidung des Mannes sprach auch Bände.
Der Jäger richtete sich wieder auf und ging zu seinem Pferd, um den Wasserschlauch zu holen. Dann machte er sein Halstuch los, tränkte es mit Wasser und kehrte zu dem Kranken zurück. Er legte das nasse Tuch auf seine Stirn, dann hob er den Kopf des Mannes leicht an, um ihm vorsichtig Wasser einzuflößen.
Lucan
Mißtrauisch, doch auch mit einem kleinen Hoffnungsschimer in den Augen, betrachtete Lucan die Frau. Sie trug die Kleidung der Römer, sprach aber besser germanisch als Achodis. Und ihre Stimme klang so weich und freundlich, daß wohl kaum etwas Böses von ihr zu erwarten war. Was ist mit euch passiert? Nervös biß Lucan sich auf die Unterlippe, versuchte so, die Tränen zurückzudrängen. "Mit Achodis weiß ich nicht", brachte er hervor, ehe er erneut kräftig schlucken mußte. "Ich hab ihn so im Graben gefunden, gestern Abend." Einen Augenblick noch starrte er auf ihre Hände, die ihn, wie ihre Worte, aufforderten, aus seinem Versteck zu kommen. Endlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und steckte seine verschmutzte, rissige Hand aus. Die Frau zog ihn sachte zwischen den Büschen hervor. Nun konnte Lucan auch sehen, daß da noch ein Mann war, der sich um Achodis kümmerte. Die Hunde lagen jetzt friedlich da - und er erinnerte sich, eine Männerstimme gehört zu haben, die sie zurückgepfiffen hatte.
Achodis
Zuerst durchbrach dumpfer Schmerz den Schleier des Fiebers, dann ...feuchtigkeit... Wasser... angenehme Kühle auf der Stirn ...hatte er es geschafft etwas Wasser zu besorgen? Er begann wie automatisch gierig zu schlucken. Allerdings rechten sich einig Tropfen sofort und ließen ihn husten. Schmerzen verzerrten sein Gesicht. Achodis versuchte die Augen zu öffnen, doch zuerst konnte er nicht mehr als ein Schehmen sehen. Seine Stimme, von den Strapazen gezeichnet, war chwach und leise. Er sprach ein gutes Germanisch, mit einem seltsam klingenden Akzent.
"Lucan?...Waren es Römer? ... Sind sie ford?"
Angst... unendliche Angst zeichnete seine Worte aus.
Grimoald
Grimoald setzte den Wasserschlauch sofort wieder ab, damit der Mann husten konnte. So ging das nicht. Er brauchte Wasser! Und dann die Worte. Angst sprach aus ihnen. Angst vor den Römern. Sie hatten also Probleme mit den Römern gehabt? Waren die hier in der Nähe? Verdammt, warum war der Mann so krank?
"Nein, keine Römer. Hab keine Angst, Du bist sicher", sagte er sanft. Ganz vorsichtig hob er den Oberkörper des Mannes nochmals an und schob nun sein Bein darunter, so daß er gestützt halb sitzen konnte. "Versuch nochmal, etwas zu trinken. Ganz langsam. Es ist genug da." Er setzte den Wasserschlauch nochmal an, achtete dieses mal aber darauf, daß weniger Wasser in den Mund des Kranken floß.
Tausend Fragen lagen ihm auf der Zunge. Wer der Mann mit dem seltsamen Akzent war, wie er hieß, woher er kam, warum er in so schlechtem Zustand war und vor allem.. wo die Römer waren, von denen er sprach. Und der Junge, wie paßte der dazu? Grimoald warf einen Blick herüber. Der Junge schien langsam Vertrauen zu Livia zu fassen. Gut. Sehr gut. Vielleicht konnte der Kleine ein paar der Fragen beantworten?
Achodis
Verwirrung machte sich in ihm breit...Keine Römer? Der Sprache nach war der Mann der ihm Half Germane...und richtig athmen konnte er jetzt auch. Die Dunkelheit schob sich jetzt etwas schneller fort. Achodis wagte nicht zu sprechen. Seine Augen gingen schnell umher. Gerne nahm er das Wasser jetzt langsamer in sich ein. Es war wie eine Erlösung. Die Wellen des Schmerzes, die ihn nochimmer plagten konnte er in dieser Position viel besser ertragen. Seine Worte klangen diesmal zwar noch krank aber weniger angestrengt.
"Danke, Herr"
Er versuchte sofiel Ergebenheit in Worten und Kopfbewegung zu legen, dass dieser Mann auf gar keinen Fall wütent über dass Fehlverhalten des Sklaven sein konnte. Dieses Verhaltensmuster war fesst in ihm verankert. Oft genug hatte man es ihm eingeprügelt. Er schaute, wenn er nicht trank stehts zu Boden.
Grimoald
Grimoald konnte geradezu spüren, daß der Mann so besser atmen konnte. Und jetzt klappte es auch mit dem Trinken. Doch es war nicht zu übersehen, wie krank der Mann war. Er brauchte richtige Hilfe. Er brauchte eine Heilerin. Aber konnte er ihn in diesem Zustand ins Dorf bringen? Die Krankheit war am Ende ansteckend. Noch weniger konnte er ihn ins Nachbardorf bringen, auch wenn das näher war. Vielleicht wäre es klug, ihn in Amalias Hütte zu schaffen und sich dort um ihn zu kümmern. Und jeden Kontakt mit anderen zu vermeiden? Das waren Überlegungen, die sie später anstellen konnten.
Die Worte des Mannes waren für Grimoald ein Schock. Diese Unterwürfigkeit... Der Mann konnte nur ein Sklave sein. Ein Sklave der Römer. Was für eine Schande, einen Menschen so zu unterdrücken! "Ich bin kein Herr. Ich bin Grimoald. Wir werden Dich zu einer Heilerin bringen. Irgendwie..." Er feuchtete das Tuch nochmal an, tupfte das fiebrige Gesicht ab und legte dann das kühlende Tuch wieder auf die Stirn des Mannes. Er stützte ihn weiter ab und blickte nun hilfesuchend zu Livia herüber.
Lucan
Immer wieder unsicher zwischen der Frau und dem Geschehen bei Achodis hin und her blickend, hörte Lucan, wie der fremde Mann abermal seinen Namen nannte. Grimoald also. Und er wollte Achodis zu einer Heilering bringen, irgendwie? Lucan fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. "Können wir keine Trage bauen?" schlug er vor, nun schon eine Nuance lauter und weniger weinerlich.
Achodis
Der Germane schien sehr nett zu sein. Nun er hatte mit denen bisher auh die bessten Erfahrungen gemacht... aber wenn diese wie die anderen sind, und ihn verkaufen, wenn sie erst erkannten, dass er nicht kämpfen konnte? Nach so langer Zeit als Sklave...als niedrigster Dreck der selbst für den Boden zu schade war...wusste er die Aussage des Germanen nicht so recht einzuordnen. Vorsichtshalber blieb er in der Rolle, in der er inzwischen am bessten war...
"Grimoald, Herr...Du hasst mich gefunden. Also bin ich jetzt dein Besitz Herr. Ich danke dir aus tiefstem Herzen, dass du mir Hilfst und mich zu einer Heilerin bringen willst, Herr..."
Die Stimme des Jungen, der vorschlug eine Trage zu bauen, entlockte ihm ein Lächeln. Lucan war ein fester Punkt seiner Existenz, an dem er sich gerne geistig festhielt.
Er sprach ohne nachzudenken. So wie er es gelernt hatte. In seinem Zustand übernahmen immer mehr die Instinkte. Seine Stimme wurde immer leiser und er schwächer...seine letzten Worte waren nicht mehr als ein hauchen. Nur schwer wahrzunehmen.
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Livia
Livia umschloss vorsichtig die Hand des Jungen m it ihrer eigenen, sie sah, dass er dringend einen Halt brachte, die Situation überforderte das Kind. Als sie seine Worte hörte, wurde Livia bleich. Wenn ein Mann so krank im Graben lag, konnte das nur bedeuten, dass es ein Sklave war, den man wegen seiner Krankheit nicht mehr hatte brauchen können!
Livia nickte dem Jungen nun, ihm zu folgen und kam zu Grimoald hinüber. Als sie die Pusteln sah, biss Livia sich auf die Lippe, sie hatte ihre Tochter wegen einer ähnlichen Krankheit verloren, sie wusste, wie gefährlich so etwas war. Sie lächelte das Kind aufmunternd an: "Die Trage ist weniger das Problem, nur wissen wir nicht, was Achodis hat und daher ist das Wohin eher eine Frage!" Sie wandte sich an Grimoald: "Aber irgendwie müssen wir es schaffen, ihn zu einer Heilerin zu bringen!"
Grimoald
"Mein Besitz?", fragte Grimoald ungläubig. Und schüttelte dann energisch den Kopf. "Der Rich wird entscheiden, wenn es an der Zeit ist. Jetzt sehen wir erstmal, daß Du wieder gesund wirst, ja?" Er legte seine Hand ganz leicht auf die Schulter des Mannes und hoffte, daß dies beruhigend wirkte. Den gehauchten Namen hatte er nur schlecht verstanden. "Achodes? Es wird alles wieder gut werden, hörst Du? Es gibt keine unlösbaren Probleme."
Livia und der Junge kamen mittlerweile näher und der Vorschlag des Jungen war sogar recht vernünftig. "Du heißt Lucan, ja? Hör zu, Lucan, ich habe das Gefühl, daß Dein Freund hier Schmerzen hat. Deshalb wird es schwierig, ihn zu transportieren. Ich würde sonst sagen, wir bauen eine Schleife und lassen sie von einem der Pferde ziehen..." Das konnte er gut, immerhin tat er das ständig, um seine Jagdbeute zu transportieren.
Schmutzig war der Junge. Und so mager, daß es zum Erbarmen war. Sicher hatte er Hunger. "Livia... Du hast doch sicher etwas Proviant eingepackt?" Immerhin hatten sie vorgehabt, den ganzen Tag unterwegs zu sein. "Meinst Du, Du könntest etwas zu essen zaubern, während ich versuche, eine Schleife zu bauen? Er wird sich nicht auf einem Pferd halten können. Und wir müssen ihn ins Dorf bringen. In unser Dorf. Wenn seine Krankheit ansteckend ist, und davon bin ich überzeugt, wird uns eh sonst niemand haben wollen. Wenn das die gleiche Krankheit ist, die ich in meiner Kindheit hatte..." Damals war das halbe Dorf erkrankt. Und es hatte auch Todesfälle gegeben.
Livia
"Freilich mache ich etwas zu Essen!", antwortete Livia und begann bereits in einem Beutel auf dem Rücken ihres Pferdes zu kramen.
Als Grimoald von der Schleife sprach, legte Livia den Kopf schief. "Wir haben zwei Pferde dabei und ich meine, es würde Achodis sicher weniger Schmerzen bereiten, wenn du anstatt einer Schleife eine Trage bauen könntest, die zwischen die beiden Pferde gehängt wird, das rüttelt weniger! Zu viel Schmerzen können in diesem Zustand tödlich sein!", sprach sie ihre Überlegungen aus.
In der Zwischenzeit hatte sie gefunden, was sie suchte, und fachte das Feuer an: "Mehr als Brühe ist jetzt für dich keine gute Idee, Lucan, sonst wird dir nur schlecht und dein Freund kann das jetzt auch brauchen." Siw beschäftigte sich während ihren Worten dabei, mit Hilfe einiger Fleischstücke und eines kleinen Topfes eine Fleischbrühe zu kochen. Während der letzten zwei Monate hatte sie genug germanische Flüchtlinge hochgepäppelt um zu wissen, was einem halb verungerten Menschen am besten tat.
Lucan
Und ob das Kind mit der Situation überfordert war! Mit jedem von Grimoalds Worten waren Lucans Augen größer geworden. Erstens aus Verwunderung über die beiden; dann, weil allein das Wort Essen ihm den Mund wässrig machte und zum Dritten beunruhigten ihn die Worte über Achodis' Krankheit. "Das heißt, ich kann sie auch bekommen?" fragte er betroffen. Grübelnd wickelte er eine verfilzte Haarsträhne um seine Finger. Er konnte immer noch nicht so recht einordnen, was hier genau geschah und wem er trauen konnte. Nett wirkten auf den ersten Blick hin beide, und genau das irritierte ihn. Daß Römer mit Germanen unterwegs waren, kannte er nur unter der Voraussetzung, daß Sklaven ihre Herrn begleiteten. Aber Livia ging mit Grimoald ganz anders um, obwohl - Er kannte Geschichten. Hatte sie oft von anderen Sklaven gehört, aber nie so recht glauben können. Sie hatten ihm erzählt, daß es tatsächlich Herren gäbe, die ihre Sklaven freundschaftlich behandelten, ja ihnen sogar erlaubten, richtige Berufe zu haben. Also stimmte es? War das hier eine solche Beziehung? Und konnte er dann Livia überhaupt vertrauen? Ihre Augen und ihre Stimme versprachen es, ebenso wie ihre sanften Berührungen. Von der Brühe, die sie nun anfing zuzubereiten, ganz zu Schweigen! Bereits das allmählich blubbernde Wasser im Topf hatte ihn dicht hinter sie gelockt. Dennoch war sie eine Römerin und wußte um die Gesetze, die entlaufene Sklaven betrafen ... Und was war mit Grimoald? Unentschlossen sah er zwischen der Frau, die ähnlich klang wie seine Mutter, und dem Mann, dessen Kleidung ihn noch viel mehr an Zuhause erinnerte, hin und her. Schließlich atmete er tief durch und wagte die Frage zu stellen, die ihm so auf der Zunge brannte. Ohne zu wissen wieso, wandte er sich dabei direkt an Grimoald. "Seid ihr zusammen unterwegs, weil sie deine Domina ist?" Falls es so war, verwendete er sicherheitshalber den lateinischen Ausdruck dafür, um trotzdem respektvoll gegenüber ihr zu sein.
Grimoald
"Ich bin mir nicht sicher, ob die Pferde ruhig genug hintereinander gehen dafür. Aber versuchen wir es. Das Ding zur Schleife umzubauen, wenn es gar nicht geht, sollte nich das Problem sein. Wir machen einen Probelauf mit dem Jungen auf der Trage und schauen, ob es geht." Grimoald zweifelte sehr daran, daß die Pferde, die sich noch dazu nicht sehr gut kannten, so eine Aktion mitmachen würden. Hätte er vorher gewußt, daß so etwas nötig wurde, hätte er andere Tiere ausgesucht. Aber wer konnte denn so etwas ahnen.
"Nun mach Dir mal keine Sorgen, Lucan. Es muß nicht jeden erwischen. Und Du bist ja auch nicht allein", sagte er in beruhigendem Tonfall, als der Junge seiner Angst vor einer Ansteckung Ausdruck verlieh.
Doch als der Kleine seine weitere Frage stellte, mußte Grimoald sich wirklich zusammenreißen, um nicht laut vor Lachen herauszuplatzen. So wurde es nur ein Schmunzeln, begleitet von einem Kopfschütteln. "Nein, sie ist nicht meine Herrin und ich nicht ihr Herr. Du bist hier nicht mehr im römischen Gebiet, Lucan. Dies ist Marserland. Wir haben gegen die Römer gekämpft in der großen Schlacht. Livia möchte lieber bei uns leben als bei den Römern, sie ist eine freie Frau. Und da sie einen Platz zum wohnen brauchte, lebt sie in meinem Haus. Wir wollten Waren tauschen in einem anderen Dorf, verstehst Du?" Ob das nicht zuviel auf einmal war? Grimoald war sich nicht sicher. Aber einen Versuch war es immerhin wert.
"Tu mir doch mal einen Gefallen und hol mir drei der Felle von dem Pferd dort. Dann machen wir es Deinem Freund erstmal bequem und warm." Noch immer hielt er Achodis halb auf seinem Schoß. Und er mußte doch die Trage bauen.
Livia
"Mein Hengst kennt das, er dürfte keine Schwierigkeiten machen, auch wenn es sich bei dem anderen Pferd um ein unbekanntes Tier handelt!", antwortete Livia ruhig. Ihr Pferd war ein ehemaliges Schlachtross, er behielt in den verrücktesten Situiationen noch einen kühlen Kopf und Livia hatte gelernt, dem Hengst blind zu vertrauen. Bekam man Grimoalds Tier zum Mitmachen, wäre das erledigt.
"Keine Angst, Lucan. Manche Krankheiten bekommen auch nur ERwachsene und Kinder nicht und eine ansteckende Krankheit heißt nicht, dass jeder in der Nähe des Kranken sie auch bekommt!", beruhigte nun auch Livia den Jungen.
In der Zwischenzeit verbreitete die Brühe einen appetittlichen Duft. Dann stellte der Kleine eine Frage, die Grimoald fast zum Lachen gereizt hätte, Livia jedoch ein bitteres Lächeln entlockte. Nicht, dass sie dem Jungen etwas übel genommen hätte, aber es waren bittere Erinnerungen an die Grausamkeit ihres Volkes, die er mit dem Wort "Domina" heraufbeschwor. Grimoald erklärte dem Kind, wieso sie zusammen reisten und Livia setzte hinzu: "Du kannst mich behandeln, wie jede andere Frau der Marser auch. Ich habe mein leben im römischen GEbiet aufgegeben und lebe unter den MArsern, wie wenn ich eine von ihnen wäre!" Lächelnd setzte sie hinzu: "Das Wort Domina wollte ich in Bezug auf meine Person schon nicht hören, als ich noch in Mogontiacum gelebt habe!"
In der Zwischenzeit war die Brühe fertig geworden und Livia schöpfte zwei Schalen voll. Die eine reichte sie Lucan: "Lass es dir schmecken! Aber trink nicht zu hastig, sonst wird dir schlecht!" Mit der anderen kam sie zu Achodis herüber, um dem Mann zu helfen, seine Brühe zu trinken. Behutsam kneite sie sich neben den Fieberkranken. "Ich kümmere mich um ihn, mach du die Trage!", wandte sie sich an Grimoald. Leise fügte sie hinzu: "Ich weiß nicht, aber der Mann sieht so aus, als müsste er schleunigst zu einer Heilerin, wenn er überleben soll!"
Lucan
Marserland? Bei diesem Wort fingen die blauen Augen des Kindes schlagartig zu strahlen an. Livia mochte Germanen also lieber als Römer - nicht allzu schwer nachzuvollziehen, denn das tat er auch! Gehorsam nickte Lucan auf Grimoalds Bitte hin. Er lief zu den Pferden hinüber, und nachdem er sich auf die Zehenspitzen gestellt und hier und da ein bißchen gezogen hatte, kam er mit drei Fellen auf einmal über die Schulter zurück. Sie waren zwar ein bißchen schwer, aber nicht zu sehr. Verstohlen warf er einen Blick zum Feuer hinüber, um zu sehen, wie Livia mit der Fleischbrühe voran kam. "Wie weit ist es denn zu eurem Dorf?" wollte er wissen. Wobei, wenn er erstmal was im Magen hatte, würde es ihm wohl auch nichts mehr ausmachen, wenn es weiter weg war ...
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Grimoald
Grimoald blickte nachdenklich drein. Er kannte den Hengst schlicht noch nicht gut genug, um ihn in der Beziehung einschätzen zu können. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Livias Urteil zu vertrauen. "Wenn Du Deinen Hengst führst und ich meine Stute, dann müßte es eigentlich gehen. Lucan achtet dann auf den Kranken und das Gepäck", überlegte er laut, während er beobachtete, wie der Kleine mit den Fellen kämpfte. Als der Junge herankam, ließ Grimoald Achodis langsam und vorsichtig zu Boden. Er breitete zwei Felle aus, schön nahe am Feuer, bettete den Griechen darauf und deckte ihn mit dem dritten Fell zu. "Sollten wir ihm vielleicht nasse Tücher um die Waden wickeln? Und ein nasses Tuch noch in den Nacken legen? Meine Mutter hat das früher gemacht, wenn wir hohes Fieber hatten." Er hatte nicht viel Ahnung von Krankenpflege und kratzte seine Erinnerungen zusammen, so gut es ging.
"Danke, Lucan", sagte er zu dem Jungen und streichelte ihm kurz über die Haare. "Iß erstmal in Ruhe Deine Brühe. Und dann kommst Du und hilfst mir bei der Trage, ja? Es ist nicht sehr weit bis zu unserem Dorf. Über die Anhöhe dort und dann noch ein Stückchen. In zwei, drei Stunden - bei langsamem Tempo - könnten wir dort sein." Aus dem Gepäck zog er seine Axt. Er wußte schon, warum er das Ding immer und ständig mit sich herumschleppte. Jetzt erwies sich wieder einmal, wie gut das war. Am Waldrand fanden sich schnell geeignete Äste, die er mit geschickten Schlägen von den Bäumen abschlug, von kleineren Ästen befreite und schließlich zum Lagerplatz brachte. Als er genug zusammen hatte, suchte er Lederbänder heraus, mit denen er aus den Ästen ein stabiles Gestell zusammenschnürte.
Livia
Livia nickte: "Es ist ja zum Glück kein zweiter Hengst, sonst wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, aber wenn er vorne laufen kann, müssten wir eigentlich keine Probleme bekommen!"
"Wadenwickel können wir machen, das schadet auf alle Fälle nicht, aber das Tuch würde ich leiber auf die Stirn legen, wir haben nur die eine Unterlage und wenn die bei diesem Wetter nass wird, ist das keine gute Idee. Aber ich bin auch keine Heilerin!" Auch Livia wusste nur wenig von Krankenpflege, nur das, was jede römische Hausfrau darüber lernte.
Livia hob nun Achodis Oberkörper an. Es fiel ihr nicht schwer, denn sie selbst war keine schwache Frau und der Grieche wog nicht gerade viel. Dann begann sie, ihm schluckweise die Brühe einzuflößen, aber so´, dass er sie schlucken konnte, ohne sich zu verschlucken.
Achodis
Achodis geb seinen ständigen kampf gegen die Dunkelheit auf. jetzt, wo er wusste, das ihm geholfen wurde konnte er sicher ein wenig ruhen. Der dumpfe Schmerz von Nadelstichen, als Grimoald ihn umbettete, nahm er nur aus der Ferne war und es entlockte ihm nur ein leises Geräusch des Unmutes. Sein Geist registrierte zuerst nur sehr langsam, dass ein warmer geruch von leben in seine Nähe gekommen war. Aber dieser verdrängte seinen Schleier und lies ihn die Augen öffnen. Da stand die Frau...wie war ihr Name? Er wusste es nicht. Aber es gab eh nur eine Anrede....Sie hielt eine Schale in den Händen von der aus dieser fantastische Geruch gekommen war. Selten hatte Achodis etwas schmackhaftes essen dürfen und in den vergangenen Jahren so garnicht. Er blinzelte einwenig und schaute die Frau zwar an, traute sich aber nicht ihr direkt in die Augen zu schauen. Sie machte einen römischen Eindruck. Aber Grimoald hatte es doch verneint....war es ein Trick? Wie gut das er sich gebührend verhalten hatte. Auch oder gerade jetzt durfte er keine Fehler machen. Das Denken viel ihm schwer.
"Ich ...danke... dir ...Herrin."
Um nicht die Luft oder das bewustsein zu verlieren, musste Achodie Athempausen einschieben. zuerst schaute er fasst mit Gier zur Schale nur um sofort den Blick zu senken, um nicht den Unmut der Römerin zu wecken. Die schnelle Bewegung lies ihn vor Schmerzen wieder leicht aufstöhnen. Dankbar nahm er die Brühe in sich auf, die ihm gereicht wurde. Diesmal erschien ihm der Schmerz durch die berührung weniger schlimm zu sein, oder er gewöhnte sich langsam daran.
Lucan
"Ja, He - Grimoald", verbesserte er sich schnell. Dieses Sklavengerede von Achodis wirkte ansteckend, vor allem, da er das vergangene Jahr über selbst so hatte sprechen müssen, um nicht noch schlechter behandelt zu werden. Vom Topf her zog inzwischen ein köstlicher Geruch hinüber, der beinahe zuviel für den ausgehungerten Jungen war. Als er die volle Schüssel aus Livias Händen entgegennahm, mußte er sich beherrschen, nicht gleich aus ihr zu trinken. Was auch besser so war, denn kaum hatte er begonnen zu löffeln, da sog er zischend die Luft ein. "Heiß ..." Lucan pustete auf die Brühe, während er sie umrührte. Sein Magen knurrte ungeduldig, jede Sekunde der Warterei bedeutete für ihn eine Qual. Endlich war die Brühe soweit abgekühlt, daß man sie essen konnte. Minutenlang vergaß Lucan alles andere um sich herum. Als die Schüssel leer gegessen war, hob er sie hoch und ließ auch noch den letzten Rest in seinen geöffneten Mund tröpfeln. Das hatte gut getan! Lächelnd sah er zu Livia hinüber. "Das war lecker, krieg ich noch mehr?"
Grimoald
Die Felle weichen nicht so schnell durch. Und Tücher für die Wadenwickeln nehmen wir von den Verpackungen der Töpferwaren. Die Krüge legen wir dem Kranken um die Füße, da sollten sie nicht kaputt gehen, wenn wir sie festbinden und er nicht zu sehr um sich tritt." Achodis schien wirklich Schmerzen zu haben, aber daran konnten sie im Moment nichts tun. Es galt erst einmal, sein Leben zu retten.
Der Jäger unterbrach seine Arbeit und wickelte die Tonwaren aus. Na bitte, die Tücher waren groß genug, sie nochmal durchzureißen. Da reichte es, zwei Krüge auszupacken. Grimoald zerschnitt beide Tücher und hatte so nun vier davon. Zwei feuchtete er mit Wasser an und wickelte je eins um die Waden des Griechen. Die trockenen Tücher wickelte er dann darüber. So würde nur wenig Feuchtigkeit auf die Felle geraten.
Dann ging er wieder zu der Trage, um weiter daran zu arbeiten. Die Worte des Kleinen ließen ihn schmunzeln. Ob Livia sich darauf einließ? Vermutlich war es besser, wenn er etwas wartete, bevor er die nächste Portion erhielt. Zuviel auf einmal konnte ein hungernder Magen gar nicht verkraften. Doch wie erklärte man das einem hungerndem Kind? Gespannt darauf, wie die Römerin antworten würde, schlang er das nächste Lederband um die Äste und verband sie so fest miteinander.
Livia
"Ich bin nicht deine Herrin, Achodis!", antwortete Livia sanft auf die Worte des Griechen, "Ich bin niemandes Herrin und es ist auch nicht mein Begehren, sich zu einer solchen aufzuschwingen! Mein Name ist Livia und eine andere Anrede gibt es für mich nicht mehr!"
Livia lächelte, als sie sah, wie hungrig der Kleine über seine Brühe herfiel. Das war eindeutig das einzig Richtige gewesen, was man hatte tun können.
Dann jedoch fragte er nach mehr, was Livia ihm leider abschlagen musste. "Ich kann mir vorstellen, dass du immer noch Hunger hast, Lucan, aber du musst noch ein bisschen warten. Weißt du, du hast jetzt lange nichts mehr oder mindestens viel zu wenig gegessen und dein Magen hat sich daran gewöhnt, du musst dich nur übergeben, wenn es zu viel wird und dann hast du gar nichts mehr im Magen! Aber die Brühe kann man mitnehmen und wenn du noch eine halbe Stunde wartest, kannst du die nächste Schale bekommen!"
Lucan
Das Kind zog eine unwillige Grimasse, dennoch klangen Livias Worte zu ernst, um nicht auch einleuchtend zu wirken. Mit einem unterdrückten Seufzer nickte Lucan. "Die Beeren können wir ja auch mitnehmen für unterwegs", schlug er dann zögernd vor. "Die sind doch gesund." Hoffnungsvoll sah er Livia an. Er konnte sich nicht vorstellen, daß er sich davon auch übergeben konnte. Aber er hatte immer noch ein kleines bißchen Bauchweh, und das wollte er loswerden ...
Grimoald
Schmunzelnd verfolgte Grimoald die Diskussion über das Essen. Er konnte den Jungen so gut verstehen. Aber natürlich hatte Livia ganz recht mit ihrer Sorge, daß Lucan die Nahrung nicht bei sich behalten würde, wenn er es übertrieb. Während dessen vollendete er die Trage und prüfte nochmal alle Verbindungsstellen. Aber es hielt alles und war auch stabil.
Jetzt mußten sie die Trage an den Pferden befestigen. Grimoald begann bei dem Hengst. Inzwischen kannte das Tier ihn ja zum Glück und ließ es sich gefallen, daß er die Trage anbrachte. Dann führte er seine Stute heran. Auch bei ihr ging es ganz gut, die Trage zu befestigen, auch wenn sie ein wenig nervös guckte bei dem merkwürdigen Ding. Grimoald ließ ihr Zeit, die Trage zu begucken und zu beschnuppern, bevor er begann, Felle aufzulegen. Schließlich war das Beförderungsmittel fertig. "Lucan, jetzt brauchen wir mal Deine Hilfe. Du müßtest mal probeliegen, damit wir schauen können, ob das geht mit den beiden Pferden."
Achodis
Achodis erschrag schon fasst bei der Antwort der Römerin. Livia? Konnte er eine Herrin wirklich so nennen? Wieso war sie nicht seine Herrin? Wenn Grimoald doch nicht sein Herr war? Konnte es der erste Schritt in die Freiheit sein? Nach Hause? Er wagte nicht davon zu träumen, denn zu oft hatte man ihn zum Narren gehalten, nur um ihn später dann um so härter bestrafen zu können. Er entschied sich dazu kein weiteres Wort von sich zu geben. Achodis wollte nicht allzusehr die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Es war gut, dass Grimoald wohl mit dem Bauen einer Trage beschäftigt war und Livia sich an Lucan wante. Er hingegen lies sich erneut von den warmen Wellen des Nebels davontragen. Achodis hatte nicht genug Kraft, um sich mit alledem zu beschäftigen. Und die Annäherung der Dunkelheit tat seiner Verwirrung gut.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Livia
Livia lächelte Lucan an: "Normalerweise sind die Beeren natürlich gesund! Aber jetzt musst du einfach ein starker Junge sein und noch ein bisschen warten. Eine halbe Stunde ist keine Ewigkeit und dann kannst du auch wieder etwas essen!"
Dann sprach Grimoald Lucan an und Livia kam vorsichtshalber auch herüber. Nicht, dass ihr Hengst unruhig wurde, mit lauter unbekannten oder mindestens weitgehend unbekannten Menschen.
Lucan
Der Junge blickte zwar ein bißchen enttäuscht drein, nickte dann aber. Livia hatte recht, eine halbe Stunde war keine Ewigkeit. Obwohl sie ihm bestimmt viel länger als sonst vorkommen würde ... Auf einmal rief Grimoald nach ihm, und Lucan drehte fragend den Kopf. Probeliegen? "Ich bin aber doch viel leichter als Achodis!" merkte er an, lief aber trotzdem zu Grimoald hinüber.
Grimoald
Grimoald schüttelte den Kopf. "Es geht mir nicht um das Gewicht, die Trage hält das aus und die Pferde merken das kaum. Es geht darum, ob die Pferde damit klarkommen, auf gleichem Abstand zu bleiben und ob der Transport für Achodis erträglich sein wird. - Also, rauf mit Dir." Grimoald reichte dem Jungen die Hand, um ihm raufzuhelfen. Als er oben war, nickte er Livia zu, damit sie mit dem Hengst losging, er faßte seine Stute am Halfter. Es konnte losgehen.
Achodis
Gerade als die Dunkelheit ihn sanft auffangen wollte, offnete er nur für einen Wimpernschlag die Augen. Allein. Sie hatten ihn in den Graben geworfen und einfach allein hier zurückgelassen. Einsamkeit umschnürte sein Herz. Unendliches Leid ergriff seine Seele. Dann demmerte es ihm ganz allmählich... Lucan... die Rettung. Aber wo waren sie? Nervös versuchte er seine Augen aufzureißen, um nach ihnen zu suchen. Doch sie ließen sich nur minimal öffnen. Seine Augen gingen schnell hin und her. Kopfschmerzen, so stark als hätte ein Römer ihm den Kopf zertrümmert, machten es ihm unmöglich, seine Umgebung richtig wahrzunehmen oder gar zuzuordnen. Wo waren sie? Auch sie hatten ihn liegenlassen. Zum sterben zurückgelassen. Sie waren nicht besser...kein Stück. Sein Herz, seine Brust...alles hatte einen dumpfen Schmerz, der nach Verlusst schmeckte.
Lucan
Oben auf den Trage setzte Lucan sich so hin, daß er sich mit beiden Händen rückwärts abstützen konnte. Neugierig betrachtete er erst den Abstand zum Boden, sah sich dann nach den Pferden um. "Können die uns eigentlich beide tragen, wenn mir die Füße weh tun?" erkundigte er sich vorsichtig. Er hatte schon eine ziemliche Ausdauer, dadurch, daß er bei den Römern so viel arbeiten mußte, dennoch hatte die Flucht ihn doch ziemlich geschafft.
Livia
Livia lächelte, als sie den Eifer des Jungen sah: "Also dich schaffen sie sicher noch, wenn du nicht mehr kannst! Das wird dann höschtens für dich ein bisschen unbequem mit all dem Gepäck!"
Ihr Hengst machte keine Schwierigkeiten, er lief Schritt für Schritt von dannen und sah sich nur zwei Mal nach hinten um, um sich zu vergewissern, dass alles seine Richtigekit hatte.
Grimoald
Auch Grimoald lächelte, als der Junge fragte, ob die Pferde ihn auch noch schaffen würden. "Und zur Not nehme ich Dich auf meine Schultern. Es ist auch gar nicht so sehr weit, Du wirst schon sehen." Sie ließen die Pferde ein paar Schritte mit der Trage gehen und es klappte wirklich überraschend gut. "Wunderbar. Gut, Lucan, dann komm erst mal wieder da runter. Schaffst Du das, die Stute solange zu halten, bis ich Achodis hergeholt habe?" Dafür brauchte es ja nicht viel Kraft. Dem Pferd genügte es, daß jemand da war, der das Ende des Stricks hielt.
Grimoald drückte dem Jungen den Strick in die Hand, der am Halfter der Stute befestigt war, und ging zum Feuer herüber. Er trat die Glut auseinander und schaufelte ein paar Handvoll Erde darauf, bis er sicher war, daß wirklich alles aus war. Dann ging er zu dem Kranken herüber. "Achodis?", sprach er ihn mit ruhiger Stimme an und legte seine Hand auf die fieberheiße Stirn des Mannes. "Ich bringe Dich jetzt rüber zur Trage, ja? Es tut vielleicht ein bißchen weh, aber das muß jetzt eben sein. Du mußt zu einer Heilerin, hörst Du? Lehn Dich einfach an, ich bin so vorsichtig, wie möglich."
Grimoald war überrascht, wie leicht der Mann war, als er ihn auf die Arme nahm. Der war ja halb verhungert!
Achodis
Als Grimoald ihn ansprach konnte Achodis kaum antworten. Es fehlte ihm an der nötigen Kraft. Doch als dieser ihn anhob wimmerte er leise vor Schmerzen. Es waren wieder diese Nadelstiche...Die Welt war nochimmer von Verwirrung geprägt und Achodis konnte sie nicht recht verstehen. Nachdem er ein zwei Schritte zu den Pferden rübergegangen war, hielt sich Achodis an ihm fest. Es war ihm egal wo. Es bedeutete halt und Sicherheit. Achodis drückte sich gegen ihn. Er hatte Angst hinunter zu fallen. Seine Augen schlossen sich wieder, und sein Innerstes beruhigte sich wieder.
Lucan
"Kein Problem", das Kind ließ sich bereitwillig den Strick in die Hand drücken. Pferde festhalten war einfach, das hatte er schon früher bei seinen Geschwistern oder seinem Vater gedurft! Etwas skeptischer war er da schon, als er Grimoald dabei beobachtete, wie er Achodis herüber trug. Als er ihn auf die Trage legte, streiften die Augen des Jungen sorgenvoll über das schweißnasse Gesicht. Allein hätte er es bestimmt nicht mehr lange geschafft, den Mann am Leben zu halten ...
Grimoald
Grimoald schüttelte leicht den Kopf. Ob der Mann überhaupt bis zum Dorf durchhalten würde? Er war sich da gar nicht so sicher. Vorsichtig bettete er ihn auf die Trage und deckte ihn sorgfältig zu. Dann spannte er einige Lederschnüre quer über die Trage und den Körper des Kranken, um ihn so auf der Trage zu sichern. "Hab keine Angst, Achodis. Das ist nur, damit Du nicht fallen kannst und ganz sicher liegst", erklärte er und hoffte, daß Achodis die Worte überhaupt verstand.
Die letzten Felle und Gegenstände, die sie am Feuer gebraucht hatten, waren schnell verstaut. Dann trat Grimoald an Livia heran. "Dein Hengst ist wirklich ein großartiges Tier, ich hätte nie gedacht, daß das so gut geht. Was meinst Du, sollten wir vielleicht erst einmal die anderen meiden? Für den Fall, daß das ansteckend ist? Es gibt am Rand des Dorfes eine alte Hütte. Nicht besonders gut in Schuß, aber für den Anfang würde es bestimmt gehen... Glaubst Du, das ist ansteckend?" Ihn erinnerte das an eine Krankheit, die er als Kind gehabt hatte. Aber da konnte er sich natürlich irren.
Livia
"Danke! Er ist das gewohnt, in der Legion gibt es oft Verwundete und auch ein Tribn ist nicht dagegen gefeit!", ein Schatten zog bei diesen Worten über Livias Gesicht, Tullius' Tod lag noch nicht so lange zurück, dass sie einfach so darüber reden konnte.
So war sie dankbar für den Themawechsel: "Ich fürchte, wir müssen sie meiden, das kann ansteckend sein, aber ich weiß es nicht und Epidemien sollten wir keine riskieren!" Die Krankheit erinnerte sie ein wenig an die, an die sie ihre Tochter verloren hatte, aber diese Gedanken verbot sie sich rasch.
Grimoald
Der Schatten, der kurz über ihr Gesicht zog, war ihm nicht entgangen. Doch er wußte nicht, was sie betrübte und noch weniger, wie er ihr helfen konnte. Und so streifte er mit seiner Hand nur kurz die ihre, um ihr zu zeigen, daß sie nicht allein war. Auch schien sie dankbar zu sein für den Themenwechsel. Und gab eine weise Einschätzung ab. Grimoald nickte zu ihren Worten. Livias Meinung zu dieser Sache war ihm sehr wichtig. Sie war mit Sicherheit erfahrener im Umgang mit Krankheiten als er.
"Dann laßt uns losgehen." Er ging zu Lucan und faßte die Stute am Halfter. "Und los gehts."
Achodis
Eigendlich hätte die Bewegung der pferde ihm Schmerzen bereiten müssen. Aber der Effekt der Schaukel überwog alles schlechte. So konnte Achodis sich völlig dem Nebel ergeben. Nur ab und zu konnte man ein Stöhnen oder ein Winseln von ihm vernehmen, wenn es doch zu sehr schmerzte. Das Fieber hatte ihn jetzt in seinen Fängen und lies ihn dinge im Traum sehen, die er nicht einmal erleben wollte. Griechische Worte, die so undeutlich ausgesprochen wurden, dass selbst ein Muttersprachler ihn kaum verstehen würde, verliesen ab und zu seine Kehle.
Lucan
Lucan blieb dicht hinter Grimoald, als dieser sich mit den Pferden in Bewegung setzte. Neben der Trage herlaufend, stellte er verwundert fest, daß Achodis kaum mitzubekommen schien, was da gerade mit ihm geschah. Wäre da nicht unablässig sein unruhiges Gemurmel gewesen, hätte man meinen können, er schliefe in aller Seelenruhe. Aus alter Gewohnheit in einen leichten Laufschritt verfallend, schloß er zu Grimoalds Pferd auf, um neben diesem weiterzulaufen.
Livia
Mit einem leisen Schnalzen trieb Livia ihren Hengst an und schrit dann langsam voraus. Zu schnell wollte sie nicht gehen, das würde Achodis nur weh tun. Und sie merkte, dass es noch schlechter um den GRiechen stand als vorher
Grimoald (10.09.2008)
Es wurde eine sehr ruhige Reise zurück zum Dorf. Sie gingen langsam, um Achodis zuviel Schaukelei zu ersparen. Doch war das Wetter zumindest gut, und so kamen sie gut voran. Die Pferde machten kaum Probleme wegen der Trage, das hatte Grimoald sich schwieriger vorgestellt. Achodis schien zu schlafen, auch wenn er ab und an undeutliche Worte murmelte. Und Lucan schien trotz seiner Müdigkeit doch ganz gut mitzukommen.
Als sie das Dorf erreichten und den Torwachen klarmachten, dass sie auf Abstand bleiben sollten, gab es natürlich einen kleinen Aufruhr. Grimoald beruhigte die Leute aber schnell, riet ihnen, auf Abstand zu bleiben und bat um Lebensmittel und Decken. Dann führte er die kleine Gruppe zu einem alten Haus, das am Rande des Dorfes langsam verfiel. Für ein paar Tage würde es schon gehen. Noch war Sommer und bis es empfindlich kühl wurde, würde Achodis hoffentlich gesund und auch alle anderen von der Krankheit verschont geblieben sein.
Weiter in: Alarichs Dorf - Die alte Hütte am Rande des Dorfes
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 07.04.2009 16:07:34
07.04.2009 16:06:59
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