Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
~Time: Januar im Winter nach der Rückkehr ins Dorf
Gedankenverloren spaziert ein junger Krieger durch das Dorf, welches damals, endlose Zeit schien das her, verlassen werden musste. Thore, so der Name dieses Kriegers, kannte dieses Dorf erst seit der Rückkehr der Marser, denn er gehörte nicht zu diesem Stamm. Er kam in der Krisenzeit, als sie flüchteten, zu ihnen, half ihnen tatkräftig bei ihrer Flucht und dem Kampf gegen die römischen Soldaten, die sie verfolgten. Zahlreiche Tote hatte es gegeben, und doch waren die Verluste nicht so schlimm wie es hätte sein können. Die Marser waren wieder in ihrer Heimat und erholten sich...
Damals, er erinnerte sich jeden Tag daran, waren sie in einem anderen Dorf gewesen. Siegmar hieß der dortige Rich, und als ein Erkundungstrupp zum Heimatdorf geschickt wurde, half Thore auch dann, denn schließlich wollte er, dass sie ihm vertrauten, heimatlos wie er war. Doch schon sehr bald wurde Thore damals von seinem Stamm abgeholt, denn seine Mutter lag im Sterben. Natürlich kam er damals sofort mit und trauerte auf ihrem Begräbnis. Doch danach, immerhin waren seine Geschwister bereits selbstständig und waren dabei eigene Berufe zu erlernen, brach Thore erneut auf. Er wollte zurück zu den Marsern, denn dort begann er, sich mehr zuhause zu fühlen als in seinem Heimatdorf....sein trauerndes Herz begleitete ihn, und hier, bei Alarich und seinem Dorf, fühlte er sich besser. Hier wurde er nicht an seine Familie erinnert und hier hatte er bereits Freunde gefunden, so dachte Thore zumindest. Wie es die anderen sahen, wusste er nicht...
Seine Gedanken während des heutigen Spaziergangs in der Sonne dieses Winters galten Athina. Es gab eine ganze Zeitlang, in der er glaubte, Chancen bei dieser Frau zu haben, denn anfangs dachte er, sie mache ihm versteckte Avancen. Doch in all dieser Zeit, in der er hier war bei Pharamond und Ragnar, hatte die Kriegerin das vermutlich wieder vergessen. Doch Thore vergaß nicht, denn immernoch war er fasziniert von dieser Frau. Niemandem erzählte er davon, denn wenn Pharamond, mit dem die Kriegerin irgendwie verbunden war, soviel bekam Thore immerhin mit, davon wüsste, dann wäre das Vertrauen in Thore wohl weg. Also behielt er seine Gefühle für sich und litt im Verborgenen, sehnte sich nach dieser Frau, fantasierte in der Dunkelheit der Nacht...
Als der Krieger mitten im Schnee spazieren ging, hörte er plötzlich Schritte in der Nähe. Sein Blick wanderte umher, zu sehen, wer hier ebenfalls spazieren ging...
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ragnar war überglücklich! Es war ein sonnig-kalter Wintertag, wie er schöner nicht hätte sein können. Für seine Geliebte war es, genau genommen, ein 'Frauentag', denn für heute hatte er ihr Romaeus abgenommen; erstens um sie ein wenig zu entlasten und zweitens, weil sein Kleiner auch mal wieder was von seinem Papa haben sollte.
Vor einer Weile war sein Sohn aus seinem Mittagsschlaf aufgewacht und so putzmunter und quirlig, daß Ragnar ihn sich kurzerhand geschnappt hatte, um mit ihm einen Waldspaziergang zu machen. Sie hatten beinahe schon das andere Ende des Dorfes erreicht, als Romaeus plötzlich gehfaul wurde. "Papa, hoch!" verlangte er strahlend und reckte ihm seine Ärmchen entgegen. "Na, hopp!" Grinsend hob Ragnar seinen Sohn hoch und setzte ihn auf seine Schultern. Prompt tat der Junge das, was er schon als kleines Würmchen getan hatte: Er vergrub prompt seine Finger in den Haaren seines Vaters. "Au!" Halb lachend schüttelte Ragnar unwillig den Kopf. "Romaeus, laß mein Haar los!"
Erst jetzt, als er für den Moment stehen blieb, fiel sein Blick auf eine wohlbekannte Gestalt. "Heilsa, Thore!" begrüßte er gut gelaunt den jüngeren Krieger, der seit ihrer Flucht in Siegmars Dorf praktisch auch zu ihrer Familie zählte. "Romaeus, laß das!" Belustigt hob er den Kleinen über seinen Kopf und setzte ihn wieder auf den Boden. Der kleine Junge stellte sich kerzengerade vor Thore hin und sah zu ihm hoch. "Homus doß!" verkündete er strahlend und hob zugleich beide Arme, um zu zeigen, wie groß er schon war. Ragnar grinste von einem Ohr zum anderen. "Du kleines Plappermaul!" lachte er leise.
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
Durch Ragnars Stimme wurde Thore aus seinen Gedanken gerissen. Eine Sekunde lang musste seine Qual auf seinem gesicht noch zu sehen gewesen sein, denn er brauchte natürlich seine zeit, um diese abzuschalten. Das ging niemanden etwas an, nur ihn. Nun war es geschafft, und er lächelte nun endlich auch. "Heilsa, Ragnar...du siehst aus als hättest du gerade Gold gefunden!" Scherzhaft begann der Krieger zu grinsen. Ja, das würde ihn ablenken, ein Scherz lenkte immer ab von etwas das nicht so schön war. So würde Ragnar sicher nicht fragen worüber er eben nachgedacht hatte.
Nun, wo auch Ragnars Sohn vor ihm stand und verkündete, wie groß er war, grinste Thore erneut. Er kniete sich vor den Jungen. "Ja, du bist verdammt groß. Es dauert nicht lange und du bist größer als ich und dein Papa! Sieh, dein papa wird alt, er wird mal kleiner werden...aber du wirst immer größer!" Jetzt grinste der Krieger ziemlich frech zu Ragnar rüber. Dieser Scherz musste gesessen haben und sämtliche Bedenken über Thores eventuelle Trauer oder Qualen beiseite geräumt haben.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"He, nimm mal den Mund nicht so voll, Grünschnabel!" gab Ragnar spöttisch zurück. "Ünabel!" plapperte Romaeus begeistert nach und Ragnar grinste auf ihn hinunter. "Aber du hast recht, es dauert nicht lange und Romaeus ist ... großer Bruder!"
Immer noch mit diesem breiten Grinsen im Gesicht, das seine Augen zum Leuchten brachte wie früher als Kind bei Dorffesten, hob der junge Mann nun wieder den Blick zu Thore. "Homus danz doß!" nickte der Kleine begeistert. "Ich schätze, genau das will er dir damit sagen!"
Romaeus hatte sich inzwischen hingehockt und war mit beiden Händen dabei, den Schnee durcheinander zu wühlen, in dem angestrengten Versuch, aus dem kaltnassen Pulver einen Ball zu formen, was allerdings eher aussah wie ein unförmig zusammengeknautschter Klumpen.
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
Verwirrt blickte Thore den Knochenschnitzer an. Was wollte er denn damit sagen? Etwa dass.....? "Moment mal....heißt das...du kriegst wieder ein Kind? Ich meine Larcia....naja du weißt was ich meine..." Thore schien etwas verwirrt zu sein, ziemlich sogar. Kinder...er fand sie ganz spaßig, aber er hatte sich noch nie richtig vorstellen können wie es wäre, eigene zu haben. Außerdem...die, die er jetzt gerne hätte dazu, die hat sich einem anderen Mann genähert, und dieser Mann war niemand anderer als Ragnars Bruder. "Nicht schlecht...ich gratuliere dir...schätz ich" Manchmal wusste der junge Krieger nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Aber er schätzte, er hatte die richtigen Worte gewählt, so hoffte er zumindest. Auch, dass es Ragnar wieder gut ging nach den Verletzungen am Auge damals, freute ihn. Er mochte Ragnar, denn er war kein strenger, unsympatischer Mann wie andere, die Thore im Laufe seines jungen Lebens, besonders in seinem heimatdorf, gekannt hatte.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Amüsiert legte der junge Marser den Kopf schief und musterte Thore, der einigermaßen verwirrt schien. "Ganz genau das heißt es", strahlte er den Jüngeren an und mußte ein leises Auflachen unterdrücken. "Danke ..." Interessiert betrachtete er Thore, während sein Gesichtsausdruck sich zu einem anteilnehmenden Lächeln wandelte. "Ist bei dir alles in Ordnung? Ich wollte dich nicht überrumpeln, es ist nur so, ich weiß es auch erst seit kurzem ..."
Als Larcia ihm die Neuigkeit anvertraut hatte, war er vollkommen aus dem Häuschen gewesen. Leicht verlegen fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare und schaute nun wieder runter zu Romaeus, der energisch an seiner Hand zog. "Papa helfen!" Offenbar war der Krümel es müde, Schnee zusammenzuknautschen, ohne daß daraus ein Ball wurde. Rasch ging Ragnar in die Hocke und formte einen kleinen Schneeball, den er Romaeus in die Händchen drückte. Selig setzte der Junge sich auf den Boden und fing an, die Kugel rings um sich herum durch den Schnee zu rollen, damit sie größer wurde.
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
Lächelnd nickte Thore. "Klar ist alles okay...ich hab nur....an meine Mutter denken müssen. Und an meinen Vater." Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber es reichte sicherlich aus, um seine Nachdenklichkeit zu erklären. Schließlich half er auch mit, für den kleinen Jungen Schneekugeln zu bauen. Nachdenklich schloss Thore dabei für einen Moment die Augen. Ragnar war Pharamonds Bruder. Wenn er ihm erzählen würde, was sein Problem war, dann würde Oharamond sicherlich bald darüber bescheid wissen. Obwohl...eigentlich konnte er Ragnar doch vertrauen, oder nicht? Er würde schweigen, wenn Thore ihn darum bat, oder nicht? Innerlich rang der Krieger mit sich, wog die Möglichkeiten gegeneinander ab, und schließlich entschied er sich, ihm zumindest eine Frage zu stellen. "Sag mal....hast du vielleicht einen Rat für mich? Wie kann man...Gefühle für eine Frau loswerden?" Er versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ragnar, der gerade Romaeus half, die immer weiter anwachsende Schneekugel durch den umliegenden Schnee zu wälzen, hielt irritiert inne und sah mit zusammengezogenen Brauen zu Thore auf. "Gefühle für eine Frau loswerden!" wiederholte er perplex. Das war nun wirklich eine Frage, die ihm aus einem ganz bestimmten Grund verflucht bekannt vorkam!
"Da wir uns nicht in Mogontiacum befinden und du in letzter Zeit wohl auch nicht auf Römergebiet warst, nehme ich an, die Frau ist vergeben?" faßte er seine Ahnung in einem Satz zusammen und richtete sich tief durchatmend wieder auf. Es gab noch etwas, an das ihn Thores Frage erinnerte ... Nachdenklich schnalzte Ragnar mit der Zunge. "Weißt du ... Gefühle loswerden, das ist leider nicht so einfach. Ich kann dir nur dringend raten, dich an unsere Gesetze zu halten. Larcia und ich haben um unserer Liebe Willen gegen einige Gesetze verstoßen, und ... Ich kann nicht sagen, daß ich es nicht genauso wieder machen würde, aber wir hatten in dem ganzen Ärger auch unsagbar viel Glück ..."
Versonnen betrachtete er Romaeus, der sich soeben bäuchlings über die Schneekugel legte, die fast so groß war wie er selbst. "Du weiß doch, daß die Vorhut unseres Trosses damals von Räubern angegriffen wurde. Als ich gegen sie gekämpft hab, konnte ich an nichts anderes als Larcia und Romaeus denken. Damals, als ich mit dem Kleinen geflohen bin, hätte ich leicht ebenso wie diese Männer enden können. Darum hab ich den zweiten meiner Angreifer laufen lassen, obwohl ich die Chance hatte, ihn zu töten. Er war kaum so alt wie ich ..." Für einen Moment schwieg er, drehte dann fragend den Kopf zu Thore. "Darf ich fragen ... um wen es geht? Oder wie lange du sie schon - begehrst?"
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
Natürlich hatte Thore so etwas erwartet. Er wollte ja nicht gegen ein gesetz verstoßen, und genau aus diesem grunde wollte er seine Gefühle verschwinden lassen, ausmerzen, vernichten. Zumal Athina sicherlich diese heimlichen Gefühle, sofern sie denn überhaupt auch wirklich tief und echt waren, nicht erwiderte. "Ich begehre sie, seitdem wir einen Probekampf ausgefochten haben....seit sie meine Fähigkeiten getestet hat, damals als ich auf euch gestoßen bin..." Diese Aussage würde Ragnar sicherlich auch sofort ebenso mitteilen, wer diese Frau war, die Thore so faszinierte. "Und ja...sie ist sicherlich vergeben. Und ich bitte dich, das niemandem zu verraten, was ich dir gesagt habe...ich weiß nichtmal wieso ich diese Gefühle habe, es ist nur...sie fasziniert mich so, weißt du..." Und wenn sich die Gefühle nicht vernichten ließen...so musste Thore das eben aushalten. Verdammt, er war ein Krieger, ein Mann! Und ein mann durfte sich nicht von gefühlen unterkriegen lassen!
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Während Thore weiter erzählte, wanderten Ragnars Augenbrauen allmählich immer höher, bis sie halb unter seinem wirren Stirnhaar verschwanden. "Athina?!" Seinem ungläubigen Ausruf war deutlich anzuhören, daß er mit dieser Antwort so ziemlich als letztes gerechnet hatte. Dann, nach einem Moment des Schweigens, gewann er auch schon seine Fassung wieder. Genauer gesagt mußte er nun tatsächlich schmunzeln. "Nun ja, ich kann dich sogar ziemlich gut verstehen. Athina ist in der Tat eine sehr faszinierende Frau ...", sein Lächeln wurde bei diesen Worten tatsächlich eine Spur verlegener und seine blauen Augen streiften kurzzeitig den Boden.
"Keine Angst, ich werd dich schon nicht verraten", versicherte er Thore, als er erneut aufblickte und immer noch gegen sein eigenes albernes Grinsen ankämpfen mußte. "Solange du niemandem verrätst, daß sie ... ganz am Anfang, als sie unser Volk noch nicht so wirklich kannte ... versucht hat, mich rumzukriegen." Jetzt, da es raus war, mußte Ragnar nun doch hell auflachen.
"Meine erste ... Begegnung ... mit ihr war mitten in der Nacht. Romaeus hat geschrien, ich wollte mit ihm raus und bin in der Tür in Athina reingestolpert. Sie kam gerade vom Abtritt zurück. Unbekleidet. Glaub mir, ich war verdammt froh, daß es dunkel war und wär am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken! Und Pharamond ging es in der Situation ganz ähnlich ...", er zwinkerte Thore verschwörerisch zu. "Athina hat solche Dinge eher ... gelassen genommen. Allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher, ob sie bei Pharamond heute noch genauso gelassen reagieren würde ... Aber vielleicht - solltest du zumindest mit ihr reden. Auf mich hat sie damals auch Rücksicht genommen und sich seitdem etwas mehr angezogen."
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Schockiert starrte Thore Ragnar an. Sollte das etwa bedeuten, dass Athina Thores Gefühle gar eigenhändig, ob gewollt oder unabsichtlich...provoziert hatte?? "Aber.....ich kann ihr das nicht sagen! Sie sagt es doch sofort Pharamond! Mir ist doch nicht entgangen, dass er sie auch liebt...so wie er sie ansieht und so weiter...und mit dem möchte ich auf keinen Fall im Klinch liegen, er vertraut mir doch! Ich wäre tot, wenn er davon wüsste...nein...nein, ich kann ihr das nie erzählen, niemals..." Nervös knetete Thore seine Finger. "Alles was ich will ist...dass es aufhört. Es ist nicht gut, dass ich diese Gefühle habe. Sie bringen mir Unglück und allen anderen wohl auch...wenn sie davon wüssten. Nein, es muss aufhören...darum möchte ich sie loswerden, diese Gefühle...die verwirren mich, die machen mich total fertig! Ich kann oft nicht schlafen!" Verzweifelt rattert Thore diese Worte herunter. Ja, er wollte das loswerden, die Worte, sowie auch diese verwirrenden Gefühle, die er zum ersten Mal in seinem Leben hatte...
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"HeyHeyHey!" Abwiegelnd die Hände erhoben, trat Ragnar auf Thore zu und unterbrach diesen halbwegs in seinem Wortschwall, indem er ihn beschwichtigend bei den Schultern nahm. "Erst einmal, vergiß bitte nicht zu atmen!" befahl er ihm mit einem schiefen Grinsen. "Und zweitens, mein Bruder mag zwar als Hausherr ein ziemlich strenger Mann sein, aber er ist trotzdem mein Bruder und du stehst nicht weniger unter seinem Schutz als jeder andere in unserer Familie!"
Ihm einen mild tadelnden Blick zuwerfend, trat Ragnar einen Schritt von Thore zurück. "Das was du mir beschreibst, klingt stark nach der Zeit, in der ich noch Sklave bei Larcia war und weder aus noch ein wußte wegen meiner Gefühle zu ihr und meinem Heimweh nach meiner Familie. Aber am Ende waren es Pharamond und Amalia, die sowohl Romaeus als auch mich wieder aufgenommen haben, und letztendlich auch Larcia. Und das obwohl ich mich zu dieser Zeit ganz schön egoistisch verhalten habe gegenüber den beiden. Die Trennung von Larcia hat mich regelrecht krank gemacht und das hat mich damals leichtsinnig werden lassen. Aber deine Worte klingen ganz und gar nicht leichtsinnig, Thore. Ich bin sicher, auch Pharamond wird dich verstehen, wenn er merkt, daß du es ehrlich meinst. Schweigen über derartige Gefühle macht oft alles nur noch schlimmer. Ich hab einmal den Fehler gemacht, Larcia und meinen Geschwistern etwas sehr wichtiges zu verschweigen, weil ich dachte, sie davor beschützen zu müssen. Ich hab viel zu spät bemerkt, daß gerade dieses Schweigen für die anderen ein Vertrauensbruch war. Wenn du aber drüber redest, beweist das vielmehr dein Vertrauen. Und ... schließlich hast du auch mit mir drüber gesprochen, und ich hab dir nicht den Kopf abgebissen. Aber falls du möchtest, kann ich auch erstmal mit Pharamond reden - oder ich begleite dich."
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Thore hörte dem Schnitzer zu, dachte über seine Worte nach, aber er kam zu keinem Ergebnis. Was sollte es bringen, wenn er mit Pharamond darüber sprach oder gar mit Athina? Sie wussten es dann, möglicherweise würden sie auch verständnisvoll sein, aber Thore selbst würde es nicht viel bringen, denn sie wären immernoch da, die quälenden gedanken, der leichte Schmerz, die Sehnsucht danach, sie zu berühren. Es würde deswegen nicht vergehen, es würde sich nichts ändern, außer dass die beiden es eben wissen würden. Seufzend atmete Thore durch und sah Ragnar dann an. "Aber was bringt das, wenn ichs ihnen sage, außer Peinlichkeiten und vielleicht sogar Wut von Pharamond. Auch wenn er es versteht...was bringt es mir wenn sie es wissen? Es geht doch trotzdem nicht vorbei...es wird sich garnix ändern..." Er hatte trotzdem eine tierische Angst vor diesem gespräch, und außerdem....wäre das doch sehr peinlich! Thore war zwar ein Mann, aber er war noch sehr jung, und Peinlichkeiten dieser Art waren sehr schlimm für ihn. Nach seiner Meinung könnten solche Peinlichkeiten zum Tode führen, und er würde dann den Beweis liefern indem er einfach tot umfiel, sobald er es beichtete...
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Ganz ehrlich? Auf jeden Fall dir inneren Frieden! Und, so wie ich meinen Bruder kenne, auch den Respekt von Pharamond. Schau mal, diese Heimlichtuerei macht dich doch erst recht nervös! Ich kenne meinen Bruder, und wenn du auf vernünftige Weise an ihn herantrittst, wird er dir nichts weiter vorwerfen als den Mut, ehrlich zu sein! Ich selbst hatte nicht immer den Mut, und bei Larcias Familie bin ich damit sogar auf Haß und Feindschaft gestoßen, so wie du es befürchtest. Aber glaub mir, Pharamond ist da anders! Er liegt viel mehr Wert auf Ehrlichkeit und den Mut, Fehler einzugestehen. Und gerade er weiß, daß niemand etwas für seine Gefühle kann. Und solange du Athina und auch ihn mit Ehre und Vertrauen behandelst, ist das in Ordnung, Thore."
"Und da ist noch was." Ragnar musterte ihn kurz, grinste dann fast schon verschwörerisch. "Du bist zwar jung und noch nicht so erfahren wie andere Krieger, aber du hast deinen guten Willen und innere Stärke bewiesen. Selbst Alarich vertraut dir, und wenn es jemanden gibt, dessen Entscheidung Pharamond akzeptiert, dann ist es der Rich. Und jetzt ist es einfach an der Zeit, daß du ... dir selbst vertraust. Weißt du, manchmal macht man sich selbst so viele und so lange Gedanken um eine Sache, daß man vergißt, auf sein Inneres zu hören. Aber eigentlich weißt du längst, was das Richtige ist." Wieder mußte er leicht grinsen. "Ist mir auch schon passiert - aber aus Fehlern lernt man." Er warf dem Jüngeren ein aufmunterndes Zwinkern zu.
Beiträge: 168 Mitglied seit: 14.02.2010 IP-Adresse: gespeichert
Fehler? Etwas verwirrt und sogar innerlich ein wenig sauer dachte er über genau diesen Begriff nach. Was meinte Ragnar hier mit Fehler? War es so, dass er es als einen Fehler ansah, dass Thore diese komischen Gefühle hatte? Das wäre ja ganz schön unfair...genauso unfair, wie er sich die Behandlung Pharamonds vorstellte, die dieser Thore angedeihen lassen könnte.... "Fehler? Ist es ein Fehler, das zu fühlen? Wenn das so ist, will ich lieber überhaupt nichts mehr fühlen...aber wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich es ihm sagen, und sei es nur um dir zu beweisen, dass ich wirklich tot umfallen werde..." Fast grimmig blickte Thore bei diesen Worten über das Land. Er, der schon so einige Feinde vernichtet hatte, der mutig in jede Schlacht ritt, hatte Angst vor einer Beichte, hatte Angst vor Gefühlen! Wie lächerlich...