Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Auch Jandrik war sich recht sicher, dass ihre Konstruktion halten würde. Das Seil war stramm, aber nicht überdehnt, und der Knoten saß fest. Sie konnten die Beute guten Gewissens zurücklassen, zumindest hatten sie alles Machbare versucht, um sie gegen Raubtiere zu verteidigen. Allein Wildkatzen oder Krähen konnten das Fleisch jetzt noch erreichen, aber das war nicht zu vermeiden. Zusammen machten sie sich auf den Weg zurück zum Lager. Jandrik presste ihm Gehen das Tuch auf die Wunde, um die Blutung zu stillen. Seine Frau hatte natürlich Recht mit dem Auswaschen, zum Glück gab es die kleine Quelle in der Nähe ihrer Hütte. Dort floss sauberes Wasser direkt zwischen Steinen hervor und damit unversehrt von allem, was in einem Fluss so schwamm. Als sie das Lager erreichten, legten sie zunächst den Frischling ab. Jandrik wollte sich am liebsten zuerst um die Beute kümmern und nicht um seinen Arm, aber er wusste nicht, ob Ida das zulassen würde. Zumindest ausbluten konnten sie das Tier ja, während er die Wunde auswusch, entschied er und hängte den Frischling kopfüber an das Gerüst. Mit einem kurzen Schnitt in die Kehle floß das Blut langsam aus dem kleinen Körper.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Besorgt sah Ida, dass sich Jandrik während des Heimwegs fast die ganze Zeit das zum Verband umfunktionierte Schultertuch auf die Wunde presste. Für das Wildschwein hatten sie alles getan, um es vor unliebsamen Räubern zu schützen, also machte sich die junge Frau darüber erst einmal keine Gedanken mehr. Viel wichtiger war es jetzt, schnell zum Lager zu kommen, um die Verletzung von Jandrik zu versorgen. Die paar oberflächlichen Kratzer, die sie selbst von den Büschen, durch die sie gekrochen war, abbekommen hatte, waren nicht der Rede wert, die meisten davon hatten nicht einmal geblutet.
Ein wenig ärgerlich, dass ihr Mann so uneinsichtig war, sich in erster Linie nur um seine Verletzung zu kümmern und stattdessen erst den Frischling zum Ausbluten aufzuhängen, schaute sie in der kleinen Schutzhütte in ihren Rücksäcken nach, ob sie irgendetwas Brauchbares dabei hatten, was sie zum verbinden nehmen konnten. Lediglich ein sauberer Lappen fiel ihr in die Hände. Ihr Schultertuch war vermutlich ruiniert, aber das war egal. Da die junge Frau nichts fand, was sie hätten verwenden können, musste der Saum ihres Kleides dran glauben. Dann folgte sie Jandrik zur Quelle, wo er schon dabei war, die Wunde auszuwaschen.
„Wasch es lieber etwas länger aus, nicht, dass noch etwas in der Wunde zurückbleibt und sie sich doch noch entzündet, wir haben keine Heilkräuter dabei, die wir mit auf die Wunde legen könnten...“, empfahl Ida. Als der Jäger mit dem Auswaschen fertig war, trocknete sie den Arm mit den noch sauberen Stellen des Schultertuchs trocken. Sie hatte sich entschlossen, die Verletzung gleich hier zu verbinden, bis zur kleinen Hütte würde das Blut nur wieder unnötig den Arm herunterlaufen. Vorsichtig legte Ida das saubere Tuch auf die Verletzung und begann dann, wieder sehr stramm, den Arm mit den abgerissenen Stoffstreifen zu verbinden.
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Während Jandrik den Arm an der Quelle auswusch, kümmerte sich Ida um einen passenden Verband. Eigentlich fand er es ein wenig überflüssig, so ein Gewese um einen Kratzer zu veranstalten, aber er erinnerte sich daran, was passieren konnte, wenn man Wunden verschmutzen ließ. Es gab Leute, die hatte ihre Nachlässigkeit den ganzen Arm oder sogar das Leben gekostet... Jandrik war sich sicher, Maighread hätte ihm dasselbe erzählt, also widersprach er Ida lieber erst gar nicht. "Danke.", sagte er, als sie mit dem Verband fertig war. Ihr Kleid war dafür ziemlich ruiniert. Er erhob sich aus dem feuchten Gras. Trotzdem war sie hübsch, auch ohne ihren Gürtel und mit abgerissenem Saum. "Ich schaue mal nach, ob ich einen neuen Gürtel für dich finde.", meinte er mit einem Lächeln. Er hoffte ja, sie konnte den alten wieder verwenden, wenn das Wildschwein in Sicherheit war, aber bis dahin tat es vielleicht auch etwas anderes. Zurück in der Hütte, wühlte er eine Weile in ihrem Gepäck und fand schließlich einen Lederriemen, der eigentlich dazu diente ein Pferd anzubinden. Dafür war der Riemen mit einem schönen Muster verziert. "Hier, vielleicht geht das.." Jandrik hielt ihr den Lederriemen hin. "Ich weiß, es ist nicht ganz das Richtige und ein bisschen lang, aber naja.." Er sah sie ein bisschen verlegen an. Ida war nicht eitel, also würde sie es hoffentlich nicht als Beleidigung empfinden, dass es bloß ein Pferdestrick war. Mit dem Muster hatte er sich damals jedenfalls viel Mühe gegeben und es sah sehr gleichmäßig aus.
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Jandrik konnte froh sein, dass er seine Gedanken nicht laut aussprach, denn sonst hätte er eine Standpauke zu hören bekommen, die sich gewaschen hatte. Die Verletzung, die ihm der Wolf zugefügt hatte, war nicht nur ein Kratzer. Jetzt, wo sie ausgewaschen war und auch schon während der Jäger sie unter der Quelle ausgewaschen hatte, war noch deutlicher zu sehen, wie lang und wie tief die Wunde eigentlich war. Der Wolf musste ihn mit seinem Reisszahn voll erwischt haben. „Doch nicht dafür...“, erwiderte sie mit einem Lächeln, „wenn wir wieder zuhause sind, gehst du zu Maíghread und läßt sie die Verletzung noch einmal anschauen“, die letzten Worte waren kein Vorschlag oder Rat und das konnte man auch ganz deutlich an Idas Tonfall hören.
Die junge Frau folgte ihrem Mann zurück zu der kleinen Schutzhütte und schon bald hatte Jandrik einen Lederriemen gefunden. Er war breiter und länger als ihr Gürtel, aber es war gut, dass sie nicht wusste, was der eigentliche Zweck des Riemens war. So reich waren sie nicht, dass sie ihr Pferd mit einem Lederriemen hätten anbinden können, die Kuh und das Pferd waren im Stall mit einem Seil angebunden, da die beiden sonst des nachts immer im Stall spazieren gingen... Ida musste den Riemen zweimal mehr um ihre Taille wickeln, wie ihren Gürtel, aber der Lederriemen würde seinen Zweck erfüllen. „Passt...“, meinte sie schlicht, als sie fertig war, „...und er hat ein hübsches Muster.“ Nachdenklich betrachtete sie den Jäger oder genauer gesagt, den Arm des Jägers und meinte schließlich, „damit kannst du schlecht das Ferkel ausnehmen... erstens hört die Wunde dann nicht auf zu bluten und zweitens könnte dann trotzdem noch Schmutz hineinkommen. Du sagst mir, was ich tun soll und ich mache es...“ Mit ihren eigenen Messer bewaffnet ging sie zu dem aufgehängten Frischling hinüber und wartete auf Abweisungen.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Ergeben nickte Jandrik. Zwar fand er es wenig männlich, sich nun schon von seiner Frau zur Heilerin schicken zu lassen, aber mit Ida darüber zu diskutieren hätte ihm sicher nur eine längere Standpauke eingebracht. Und sie hatte ja Recht. Sein Bruder hatte im Winter mal beinahe einen Fuß verloren, weil er eine Verletzung einfach nicht behandelt hatte. Nur mit viel Glück und dem Willen der Götter war die Wunde am Ende wieder verheilt und übrig nur ein paar Narben. Nein, Jandrik war vernünftig genug über so etwas nicht zu diskutieren. Er sah ihr zu, während sie den Riemen um ihre Hüften legte. Der Jäger hatte den Strick einmal aus übrig gebliebenen Lederresten gefertigt, aber er war so nahtlos gelungen, dass man das fast nicht sah. Das Muster verdeckte die Nähte zusätzlich. Der Riemen sah hübsch an Ida aus und nun sah sie auch gleich wieder viel weiblicher aus als ohne Gürtel. "Es ist nichts Besonderes, aber es war meine erste Arbeit mit Leder und ich hab mir Mühe gegeben.", erwiderte Jandrik. Gegen ihren Vorschlag, das Ferkel selbst auszunehmen, konnte er nichts sagen, also nickte er wieder. "Dann kannst du wenigstens üben." An dem Frischling konnte sie nicht allzu viel verderben, wenn ihr etwas misslang. Außerdem war das Tier klein und leicht zu häuten. "Weißt du noch, wie wir das gestern mit den Kaninchen gemacht haben?", fragte er sie, "Mit dem Frischling gehts genauso."
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„Du hast ihn selber gemacht?“, darauf wäre die junge Frau nie gekommen, sie hatte angenommen, dass Jandrik ihn von einem Händler oder jemandem, der Leder bearbeitet, getauscht hatte. Noch einmal betrachtete sie den Ersatzgürtel und das Muster darauf, es gefiel ihr wirklich gut. Die wenigsten Männer hatten einen Sinn für Schönes oder Feines. Ihren Bruder Yngve hatte sie bisher für eine der wenigen Ausnahmen gehalten, aber nun stellte sich heraus, dass auch ihr eigener Mann durchaus ein Händchen dafür hatte. Sie strich noch einmal mit den Finger über das Muster im Leder. „Er ist wirklich schön. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich ihn gerne behalten.“
Ida nickte, „Ja, ich denke schon...“, sagte sie und setzte die ersten Schnitte an den Hinterläufen des kleinen Tieres an. Wie bei den Kaninchen ließ sie auch hier das Fell in einem Stück, auch wenn das Abziehen dadurch schwieriger war und sie mehr Kraft kostete. Das abgezogene Fell reichte sie Jandrik und setzte nun vorsichtig aber bestimmt den Bauchschnitt, um die Gedärme heraus holen zu können. Da das Ferkel in der Falle gesteckt hatte, hatte es im Gegensatz zu dem Kaninchen nicht so viel im Darm und Ida konnte die Eingeweide mit der einen Hand halten, während sie sie mit der anderen herausschnitt. Natürlich hatte die junge Frau zwischendurch das eine oder andere noch einmal nachfragen müssen, wie dieser oder jener Schnitt angesetzt wurde, aber im Großen und Ganzen war Ida recht zufrieden mit ihrer Arbeit. Jetzt musste nur noch Jandrik zufrieden sein.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Ja, es war eher ein Versuch." Jandrik lächelte. "Wir hatten so viele Lederreste übrig, die sich mit der Zeit angesammelt haben, und ich dachte, da kann man was draus machen. Also hab ich ein paar längere Stücke genommen und die zusammen genäht und dann ein paar Riemen verflochten, damit es besser hält... Eigentlich sollte es ein Zügel für mein Pferd werden, aber es war dann am Ende zu kurz." Er lachte. "Also hab ichs dann ein paar Mal als Strick verwendet und nun hast du es.", endete er, "Und ich finde, als Gürtel macht sich der Riemen wirklich am besten, dafür ist er ideal. Steht dir." Das war seine Art ihrer Bitte zuzustimmen. Eigentlich war er nicht sonderlich begabt bei der Arbeit mit Leder, aber da durch die Jagd immer einiges anfiel, hatte er gelernt damit umzugehen. Wenn er es von der Gerberin abholte, tauschte seine Familie das Leder entweder im Dorf oder verwendete es selbst.
Aufmerksam sah Jandrik seiner Frau zu, wie sie das Ferkel bearbeitete. Bis auf ein paar Nachfragen, schien sie sich alles behalten zu haben und es ging ihr kaum etwas daneben. Wenn sie weiter so schnell lernte, war sie ihm eine sehr große Hilfe. "Gut." Er besah sich erst das Ferkel und dann das Fell in seiner Hand. "Ein paar Schnitte hast du zu lang gemacht, aber das ist am Anfang normal. Mit dem Fell hier können wir sowieso nicht viel machen, das Leder bringt uns mehr. Das reicht für ein paar Handschuhe oder eine Mütze, mal sehen."
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Ida verzog den Mund. Ein Zügel für ein Pferd. Und dann war es ein Strick. „Aber nicht, dass du mich jetzt mit einem Pferd verwechselst...“, meinte sie und schmunzelte amüsiert, während sie den Gürtel verknotete. Wen sie Jandrik richtig verstanden hatte, dann war es jetzt ihr Gürtel.
Ein Strahlen erschien auf dem Gesicht der jungen Frau, als der Jäger sie lobte. Auch die Kritik oder die Anregungen, die er ihr noch gab, nahm sie dankbar an, schließlich wollte sie alles richtig machen, demnächst auch ganz alleine, ohne dauernd nachfragen zu müssen. Ida ging mit den Eingeweiden ein Stück zur Seite und ließ sie erst einmal auf die Erde fallen, um die kleine Schaufel zu holen. Schnell waren die Gedärme vergraben. Dann nahm sie auch das kleine, auf links gedrehte Fell wieder an sich und wusch an der Quelle das Blut und die Faserreste ein wenig ab. „Räuchern wir das Ferkel auch?“, fragte sie, als sie das Fell neben der Frischling zum Trocknen aufhing.
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Auch an das Vergraben der Gedärme vergaß Ida nicht. Fast war Jandrik ein bisschen stolz auf das schnelle Lernvermögen seiner Frau. Hübsch und klug zugleich, er hatte schon Glück... Jandrik setzte sich auf den Holzbalken neben der Feuerstelle, als Ida zur Quelle lief, und kümmerte sich um ein neues Feuer. "Nein, das werden wir braten und dann morgen der Familie mitbringen.", antwortete er ihr. Wenn es klappte, konnten sie vor der Dunkelheit noch die ersten Pfeile über dem Feuer härten. Zu den Fallen zu gehen, würden sie erst morgen früh wieder schaffen. auch wenn es ärgerlich war. Nur das Wildschwein, das mussten sie unbedingt vor der Dunkelheit noch holen gehen, sonst hatten es bis morgen die Krähen halb aufgegessen. Jandrik erhob sich kurz, um das Ferkel auf einen Spieß zu ziehen, den er über das Feuer hängen würde, wenn es richtig brannte. "Bis das Feuer brennt und dann das Ferkel gar ist, zeige ich dir, wie man Pfeile aus Zweigen schnitzt."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Dass die Eingeweide vergraben werden mussten, verstand sich von selbst, schließlich konnten die ja nicht einfach unter dem geschlachteten Tier liegen bleiben.Und es gab mit Sicherheit Dinge, die Ida nicht so schnell lernte wie das Schlachten eines kleinen Tieres. Nähen und Brettchenweben zum Beispiel... das waren Dinge, die sie seit frühester Kindheit gelernt hatte und dennoch konnte sie es nicht gut.
Die junge Frau nahm das Ferkel von dem Gestell un reichte es Jandrik, der es auf einen Spieß zog und übers Feuer hängte. Jetzt kamen also die Pfeile. Ida war schon begierig darauf zu erfahren, wie man Pfeile machte. Das war bestimmt keine allzu leichte Arbeit. Eher kniffelig und man brauchte ganz sicher viel Geschick dafür. „Wenn es deinen Arm nicht zu sehr belastet... die Wunde sollte nicht wieder anfangen zu bluten, sonst müssen wir ins Dorf zurückkehren“, gab die junge rothaarige Frau zu bedenken und dabei ging es ihr gar nicht so sehr darum, ob es körperlich anstrengend war, sondern eher darum, dass der Jäger den Arm womöglich zuviel bewegte. So gingen sie also zum Rande der Lichtung und schon nach einer weile hatten sie eine stattliche Anzahl an Ästen und Zweigen gefunden, die sich wohl zum Herstellen von Pfeilen eignen würden. Gespannt saß Ida nun neben Jandrik und wartete darauf, dass er ihr zeigte, wie sie Pfeile herstellen konnte.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Ich werde auf den Arm aufpassen.", versprach Jandrik und gemeinsam machten sie sich daran, einige Zweige und Äste für die Pfeile zu suchen. Der Jäger achtete schon ganz selbstverständlich darauf, dass es die richtigen Hölzer waren und keine zu schweren Äste. Zudem mussten die Zweige möglichst gerade sein und einigermaßen lang. Das war etwas, was auf reinem Augenmaß beruhte und auf dem Wissen, wie lang sein Bogen in etwa war. Zur Sicherheit hatte er alelrdings immer einen Pfeil da, um daranzu messen. Als sie zur Feuerstelle zurückkehrten, legten sie ihre Fundstücke auf einen Haufen. Jandrik sah gleich, dass Ida einige ungeeignete Äste gesammelt hatte. "Wir müssen erst mal sehen, welche Äste man verwenden kann.", begann er und hob einen auf, "Der hier zum Beispiel ist zu dünn, der Pfeil würde brechen, wenn er aufkommt. Die Länge stimmt aber schon. So dick wie dieser hier darf ein Pfeil aber auch nicht sein." Er deutete auf einen weiteren Ast. "Am besten funktionieren Esche, Fichte und Kiefer. Alle anderen Hölzer muss man mehr bearbeiten, damit man sie verwenden kann.", erkärte Jandrik und nahm einen Esche-Zweig hervor. "Ein Pfeil ist etwa so lang wie mein Unterarm, dann ist er für den Bogen richtig. Also schneiden wir als erstes alle geeigneten Zweige in die richtige Länge."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Im ersten Moment sah Ida nicht, was Jandrik meinte. Für sie sahen die dünnen Äste und Zweige alle noch nicht aus wie ein Pfeil. Die meisten von ihnen waren nicht einmal wirklich gerade. Die junge Frau hatte angenommen, dass sie noch zurecht geschnitzt werden mussten, deswegen hatte sie wohl auch nicht allzu gut achtgegeben. Esche, Fichte und Kiefer... Fichte und Kiefer war ja noch relativ einfach, obwohl beide Zweige sich schon recht ähnlich sahen, aber es waren Zweige und Äste von Nadelbäumen, die sahen ganz anders aus, wie die von Laubbäumen. Aber wie bitte schön, sollte sie einen Esche von einem Buchen-, Erlen- oder Einzweig unterscheiden können? Die Bäume selbst hatten schon recht unterschiedliche Rinden, das hatte sie bei ihren Streifzügen in den Wald als Kind natürlich bemerkt, aber sie Äste? Ein wenig unglücklich sah sie die gesammelten Äste an, denn es fiel ihr wirklich schwer, bei den Ästen der Laubbäume einen Unterschied zu sehen. „Sind die Pfeile für alle Bögen gleich lang oder gibt es da auch Unterschiede?“, diese Frage tauchte spontan in Idas Kopf auf, als Jandrik ihr erklärte, wie lang die Pfeile sein mussten. Und vielleicht brachte ihr der Jäger das Bogenschießen auch noch bei...
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Er konnte sich ungefähr vorstellen wie verwirrt sich Ida angesichts der Fülle von Dingen fühlen musste, die er ihr gerade erklärte. Für jemanden, der nichts mit der Jagd zutun hatte oder auch mit Heilkräutern und Pflanzen, war es schwer all die Hölzer auseinander zu halten. Deshalb zeigte er ihr nochmal den Eschenzweig: "Man sieht den Unterschied an der Rinde auch bei den Ästen, aber das braucht Übung. Fürs Erste kannst du ja nach den Blättern an den Bäumen gehen oder nach der Rinde. Wenn du die Äste im Umkreis sammelst, findest du ja von selbst die richtigen." Später würde er ihr dann noch die spezielleren Unterschiede zeigen, wenn es nötig wäre. Aber im Moment reichte das. Auf die nächste Frage, schüttelte Jandrik den Kopf. "Nein, nicht ganz. Weil jeder unterschiedliche Bögen baut und die nicht alle genau gleich groß sind. Deshalb sind die Pfeile auch manchmal verschieden lang.", erklärte er und stand kurz auf, um seinen Bogen aus der Hütte zu holen. Nach einem Moment, saß er wieder neben Ida. "Hier, ein Pfeil muss genau so lang sein, dass er zwischen den Griff und die Sehne gespannt werden kann.", fuhr er fort. Fast alle Männer würden ihn wohl für ein bisschen wahnsinnig halten, das alles einer Frau zu erklären. Verschwendete Mühe, wo sie doch nur für die Hütte zuständig war und nicht jagte... Verteidigen konnte man sich schließlich auch mit anderen Waffen. Aber Jandrik war die Meinung anderer recht gleichgültig und er brauchte Ida nun mal auch als Hilfe im Wald. Da musste sie wissen, was sie tat.
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Jetzt, wo Jandrik ihr genau zeigte, auf was sie bei den Ästen und Zweigen zu achten hatte, sah Ida natürlich, was er meinte, aber es würde wohl trotzdem noch eine Weile dauern, bis sie das allein hinbekam... Vielleicht würde sie noch ein paar Mal, wenn sie wieder im Dorf waren, alleine zum Waldrand gehen und sich die Bäume und deren dazugehörige Äste und Zweige anschauen, vielleicht fand sie ja dann irgendwelche Merkmale, die sie sich einprägen konnte.
Aufmerksam hörte die junge Frau dem Jäger zu und als er kurz in der kleinen Schutzhütte verschwand, um seinen Bogen zu holen, nahm sie sich noch einmal ein paar Zweige zur Hand, um eventuelle Unterschiede zu finden. Ida legte die Äste wieder zur Seite, als Jandrik sich wieder neben sie setzte. Fasziniert schaute sie ihrem Mann zu, wie er den Bogen spannte, um seine Worte zu demonstrieren und zu unterstreichen. Ida machte sich eigentlich keine Gedanken, darum, dass jemand ihren Mann für wahnsinnig halten mochte, weil er ihr all diese Dinge, die mit der Jagd zutun hatten, erklärte. Sie wusste nicht einmal, wie ihr Vater darüber denken würde... bei Yngve war sie sich ziemlich sicher, dass er keinen Mann für verrückt erklären würde, der seiner Frau gewisse Dinge beibrachte, die normalerweise nur Männer taten.... immerhin hatte er eine Frau aus einem fernen Land geheiratet, die sehr gut mit einem Schwert umgehen konnte und wo es üblich war, dass Frauen das konnten. „Darf ich es auch mal versuchen?“, fragte Ida und streckte ihre Hand nach dem Bogen aus.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Jandrik spannte den Bogen kurz an, um es ihr zu zeigen. Eigentlich schien es ganz einfach, doch es gehörte eine Menge Kraft und Ruhe dazu, den Bogen zu halten und schließlich den Pfeil abzuschießen. "Später.", antwortete Jandrik, "Die Pfeile sind jetzt wichtiger. Wenn wir damit fertig sind, kannst du mal versuchen, die Sehne zu spannen." Er stellte den Bogen zur Seite, angelehnt an die Hütte. "Das ist auch wichtig: die Sehne des Bogens darf nicht nass werden, deshalb darf man sie nicht ins Gras legen. Sonst dehnt sie sich zu sehr.", erklärte er. Aber nun mussten sie sich wirklich um die Pfeile kümmern, wenn sie heute noch zu etwas kommen wollten. Jandrik wusste, dass es mit den Erklärungen sowieso länger dauern würde als sonst, also würde er wohl ohnehin morgen noch welche machen müssen. Und Zuhause, denn länger als die eine Nacht mehr konnten sie nicht mehr bleiben. Seine Mutter brauchte Ida. Also zeigte Jandrik seiner Frau, wie sie die Länge der Pfeile anhand eines Probepfeils abmaß, wie sie den Ast kürzte und mit einem Stein das Holz glättete. Das Befiedern und Ansetzen der Pfeilspitze würde Jandrik übernehmen. Während Ida fleißig Zweige zurechtschnitt und glättete, machte sich Jandrik an die Arbeit, die Gänsefedern vorsichtig auszuschneiden.