Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Bertrada war sehr froh, dass Ragnar Dietwolf das nicht übel nahm. Und Dietwolfs Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: "Einen Fischer!" Bertradas Mundwinkel zuckten kurz. Sie hatte sehr wohl verstanden. Diewtwolf, der nichts von seinem Vater hatte, versuchte sich so, ein Andenken zu schaffen.
Sie atmete kurz tief durch, um sich nicht mit ihrer Stimme zu verraten: "Dann kannst du aber nicht jeden Tag mit einer anderen Ausrede kommen, so wie bei mir!" "Tu ich doch gar nicht!", protestierte Dietwolf
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Interessanter Auftrag!" stellte Ragnar gleichermaßen verwundert und anerkennend fest, da er schließlich nicht wissen konnte, daß Dietwolfs verstorbener Vater Fischer gewesen war. Gleich darauf kam aber wieder sein Grinsen zurück, als Bertrada ihren Jungen sanft rügte, er sollte bei ihm bloß nicht mit Ausreden ankommen. "Und wenn doch, dann schick ich dich zu Larcia, daß du ihr mit Romaeus beim Windelwechseln hilfst", ging er leicht spöttisch darauf ein und feixte den Kleinen an, als dieser prompt das Gesicht verzog. Es war schon lustig zu sehen, wie eine nur halb ernst gemeinte Drohung sich als weitaus wirksamer erweisen konnte, als eine ernst gemeinte ...
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Mein Papa war Fischer!", erklärte Dietwolf einfach. Doch die wenigen Worte waren für Bertrada ein Schlag ins Gesicht. Wie sehr hatte sie die Kinder wohl vernachlässigt, wenn Dietwolf so bereit war, sich Fremden zu öffnen? Sie schloss für einen Moment die Augen und hoffte, Ragnar würde von ihrem Kleinen abgelenkt sein, während sie um Fassung rang.
Die nächsten Worte Ragnars holten aber dann doch das Lächeln wieder auf ihr Gesicht zurück: "Du hast als Baby sicher auch nicht besser gerochen!"
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Achso", ein wenig betreten betrachtete Ragnar den Jungen, doch dieser zeigte sich weiterhin unbekümmert, so daß der junge Mann seinerseits erleichtert fortfuhr: "Und wie genau möchtest du den Fischer? In einem Boot, oder am Flußufer im Gras?" erkundigte er sich aufmerksam, auch, weil er Bertradas Befangenheit durchaus spürte und ihr Gelegenheit geben wollte, sich wieder zu fangen. Außerdem wollte er dem Wunsch wie auch der Vorstellung des kleinen Dietwolf so gut er konnte nachkommen, und da war es am besten, ihn nach den Details zu fragen, die er sich sicherlich schon ausgedacht hatte.
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Im Boot! Papa hat immer im Boot gefischt! Mit einem Netz und so..." Die Worte des Kindes zeigten, wie schnell Kinder sich mit Schicksalsschlägen abfinden konnten, wenn man sie gut behandelte. Und Bertrada war dafür unendlich dankbar. Denn auch noch das Lachen der Kinder zu verlieren, wäre wohl zu viel für sie gewesen.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Also gut, ich werde mein bestes tun", versprach er dem Jungen. Es war in der Tat ein Auftrag, über den er wohl ein wenig länger würde nachdenken müssen, aber er wußte auch schon, was ihm dabei helfen würde.
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Danke, Ragnar!", rief Dietwolf begeistert, "Ich werd' dafür auch richtig viel helfen!"
Auch Bertrada nickte Ragnar dankbar zu. Ob es ihm wirklich bewusst war, was er da für ihren kleinen Sohn tat? Dass er ihm ein Andenken schuf, das sie ihm nicht bieten konnte?
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid & Swana
Arvid wollte nicht glauben was Swana sagte. Sicher, die Römer hatten auch Götter, aber sicherlich hatten sie ihnen keine größeren Opfer gebracht. Wie grausam konnten denn die Götter der Römer sein, dass sie ihnen dafür Stärke verliehen ein ganzes Dorf auslöschen zu können? Tanfana hätte so etwas nie getan. Sie hatte sein Volk niemals unterstützt wenn sie vorgehabt hätten ein anderes auszulöschen. Tanfana hatte sie nicht beschützen können und es lag sicher nicht daran, das sie nicht genügend Opfer gebracht hatten. Die Götter hatten an diesem Tag ihre Aufmerksamkeit abgewendet, hatten sie für irgendetwas bestraft. Nur Arvid wusste noch nicht warum.
Arvid rieb sich die Augen und blickte auf den Fluss. Er fiel ihm schwer zu glauben, dass die Götter die er immer verehrt hatte ihm und seinem Volk den Rücken zugekehrt hatten. "Die Götter haben uns an diesem Tag verlassen. Sie wollten uns bestrafen für etwas das wir getan haben und das ist ihnen gelungen. Es gibt wohl keine schlimmere Strafe als jene die uns getroffen hat."
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Arvid und Swana
Da Swana nichts von Arvids Gedanken ahnte, konnte sie ihm in dieser Hinsicht auch nicht widersprechen. Die römischen Götter oder die Götter anderer Völker waren nicht am Wohlergehen eines Dorfes interessiert, dass andere Götter anbetete... Und die Römer waren ein starkes, mächtiges Volk, warum also sollten sie ihren Göttern nicht größere Opfer gebracht haben, um hier siegreich zu sein? Wenn Tanfana und die anderen Götter sich von ihnen abgewandt hätten, hätte niemand, nicht mal die kleinste Maus, an diesem Tag überlebt...
Besorgt musterte Swana den Sohn ihres Mannes. Sie hatte das Gefühl, dass er sich wieder zurückzog, wieder diese Mauer um sich herum errichtete, um ja nichts an sich heran zu lassen. Die junge Richfrau konnte und wollte nicht glaube, was Arvid sagte, aber sie verstand warum er es sagte und dass er es glaubte. Sie seufzte leise, vielleicht würde sie genauso denken, wenn sie am Heiligtum gewesen wäre und wie Arvid als Einzige überlebt hätte. So etwas war nicht leicht zu verkraften, auch nicht für einen Krieger... Sacht legte Swana ihm eine Hand auf den Arm, „Das mag dir so erscheinen, Arvid, aber wenn das wirklich stimmen würde, dass die Götter uns verlassen haben, sich von uns abgewandt haben, dann hätten sie auch zugelassen, dass der ganze Tross, dein Vater, dein Sohn.... einfach alle, auch getötet worden wären... aber das haben sie nicht. Tanfana hat ihre schützende Hand über den Tross gehalten und nur so haben wir überleben können.“
An eine Strafe der Götter wollte die Imkerin nicht glauben. Eine Strafe der Götter hätte vielleicht Einzelnen getroffen, aber nicht so viele hunderte von Menschen... Der Krieg mit den Römern war grausam und forderte einfach zu viele Opfer... Ihre Götter waren mächtiger, weil die Römer so zahlreich waren und somit ihren Göttern, mehr opfern konnten... aber im Kleinen hatte Tanfana sie beschützt und hatte nicht zugelassen, dass ihr Volk komplett ausgelöscht wurde.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid und Swana
Der Sohn des Richs zuckte leicht zusammen, als Swana ihm eine Hand auf die Schulter legte. Es war nur schwer für ihn zu ertragen, denn Nähe war etwas, das er im Augenblick nicht ertragen konnte. Arvid konnte nicht einmal sagen warum. Vielleicht weil es so wiedersprüchlich zu seinem Gefühl der Einsamkeit war, das er seit Tagen hegte. Er wusste, dass er nicht alleine war und dennoch kam er nicht umhin sich öfters bei dem Gedanken zu ertappen, das es niemanden mehr auf dieser Welt gab. Es gab niemanden, der diesen Schmerz mit ihm teilen konnte und auch wenn Swana versuchte zu verstehen wie er sich fühlen musste, weil sie ein ähnlich schlimmes Schicksal erlitten hatte, so wusste sie dennoch nicht wie es wirklich um ihn stand.
Sein Glaube an die Götter war an jenem Tag gestorben, als er seinen Onkel und so viele andere zu Grabe getragen hatte, an jenem Tag an welchem er seinen toten Bruder auf dessen Pferd gehievt hatte um ihn zurück zu seiner Familie zu bringen. An jenem Tag, an dem der Feind ihm das Leben gerettet hatte. Es gab kaum eine größere Schande als jene die über ihn gekommen war. Er hatte dem Feind sein Leben zu verdanken. Nicht einem treuen Kämpfer seines Vaters, nicht seinem eigenen Geschick...nein...jenen Menschen die das Leid über ihn, seinen Vater und so viele andere Menschen gebracht hatten.
Arvid schüttelte rasch den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben, denn er war dabei immer tiefer in sie hinabzurutschen und glaubte sich dabei zu verirren. Er hatte gar nicht wirklich mitbekommen, was Swana gesagt hatte, denn nur noch ihre letzten Worte drangen an sein Ohr. Tanfana hat ihre schützende Hand über den Tross gehalten und nur so haebn wir überleben können." Es mochte sein, das sie dies getan hatte, aber nach welchen Kriterien hatte sie ausgewählt? Wieso hatte sie ihre Hände schützend über den Tross gehalten und die Menschen am Heiligtum zum sterben verdammt? Was hatten sie getan um ein solches Schicksal zu verdienen?
"Es mag so sein, vielleicht." gab er schließlich als Antwort. Er drehte sich so, das er Swana in die Augen sehen konnte und mit einem Mal wollte er nichts anderes als weit wegzulaufen. Er hatte das gefühl, als würde eine eisig kalte Hand nach seinem Herzen greifen und ihm die Last des Lebens die Fähigkeit zu atmen rauben. "Ich muss los." brachte er mühsam hervor und wandte sich zum gehen. Bedacht lief er langsam und verschwand irgendwann.
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Natürlich hatte Swana das Zusammenzucken Arvids bemerkt, dennoch ließ sie ihre Hand dort liegen. Sie konnte es in seinem Gesicht, in seinen Augen sehen, ja sie konnte es beinahe fühlen, wie sehr er litt, vielleicht weil sie ein ähnlich schlimmes Schicksal erlitten hatte. Sie wusste nicht, warum sie es beinahe fühlen konnte, aber das war jetzt auch nicht wichtig. Das war etwas, was sie später irgendwann mit Thyra besprechen konnte oder was noch besser wäre, mit Geroman, denn die Wala hatte im Augenblick selbst einen großen Verlust zu verwinden. Sie seufzte lautlos, denn der Gode war nicht hier, er war in Siegmars Dorf, dort wo er hingehörte. Also würde ein Gespräch darüber noch aufgeschoben werden müssen...
Als Arvid ihr antwortete, glaubte Swana im ersten Moment, der Bann wäre nun endgültig gebrochen und der Sohn ihres Mannes hätte begriffen, was sie ihm hatte sagen wollen, aber sein Blick sagte etwas anderes. Wieder hatte sie das Gefühl, zu wissen, nein zu fühlen, was in ihm vorging. Vielleicht war es auch nur der Ausdruck in seinen Augen... wieder konnte sie es nicht sagen. Er ging und Swana folgte ihm nicht, sie spürte, dass es besser war, ihn jetzt erst einmal gehen zu lassen, aber sie würde da sein, sollte er sie brauchen. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet, als er sie angesehen hatte und die junge Richfrau musste nun schwer schlucken, um ihn wieder loszuwerden, während sie Arvid nachsah. Swana nahm sich vor, sobald wie möglich mit Alarich zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit würde sie ihn bitten, mit seinem Sohn zu sprechen, vielleicht würde er sich ja seinem Vater anvertrauen...
tbc: Wieder daheim (ein paar Tage später, vielleicht auch ne Woche )
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Godwina und Marwin - Ende März/Anfang April
Der Wind wehte leicht über den Fluss und das angrenzende Gras und fuhr anschließend durch Godwinas Weizengoldene Haare. Die langen Haare fielen leicht über ihre Schulter und wehten mit dem Wind. Godwina hatte die Beine angezogen und die Arme darum geschlossen. Ihren Kopf stütze sie auf ihren Knie ab, während sie auf die leicht gekräuselte Oberfläche des Wassers schaute. Heute war der erste erträgliche Tag, seit der Winter vorrüber gegangen war. Auch wenn der Tot ihres Vaters nun schon etliche Monate zurücklag, fühlte es sich für Godwina noch immer so an, als wäre es erst gestern gewesen. Furhild sprach nie mit ihr über ihre Mutter, nie über ihren Vater und hatte ihr Verboten irgendetwas über die beiden zu fragen. Sie war einfach zum normalen Tagesgeschehen zurückgekehrt und hatte so getan als wäre nichts geschehen. Mit jedem Tag, den sie mit ihrer Tante zusammen verbringen musste, hasste sie diese umso mehr. Im Stillen jedoch beneidete sie Furhild um die Gabe so tun zu können, als wäre nie etwas geschehen. War es nicht leichter vergessen zu können, als sich immer an alles erinnern zu können, als immer den Schmerz des fürchterlichen Verlustes spüren zu müssen?
Godwina wusste es nicht. Wahrscheinlich hatte beides seine Vor- und Nachteile. Schweigend saß sie am Ufer des Flusses und lauschte dem leisen Geräusch des Windes der durch die Bäume fuhr und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie konnte das Gesicht ihres Vaters vor sich sehen, konnte spüren wie er ihr über ihre Wange fuhr und sie liebevoll auf die Stirn küsste. Seit er gestorben war, hatte dies niemand mehr getan. Es stimmte zwar, das sie kein kleines Mädchen mehr war, aber durfte sie sich deswegen nicht nach dem Kuss ihres Vaters oder seiner Umarmung sehnen? Als Godwina die Augen wieder öffnete, seufte sie kurz und zog iher Beine näher an ihren Körper heran.
Es war einer der ersten Tage an denen es so richtig schön war. Der Wind wehte leicht durch die wipfel der Bäume und Marwin hatte sich dazu entschieden, nach der Arbeit im Wald und der Hütte, sich nicht wie sonst zu Hause zu waschen. Nein...heute sollte ein Badetag sein.
Er ging auf den Fluss zu, nachdem er das Dort verlassen hatte. Er roch nach Holz, Wald und sich... lächelnd dachte er an die Bäume und an einen ganz besonderen Baum, während er weiter ging. Dann sah er sie... sie.... sie saß da...der Wind spielte mit ihren Haaren und er konnte nicht anders als stehen zu bleiben und sie eine weile zu bewundern.
Er hatte sie immer mal wieder gesehen, da er so oft es ging bei den Aufbauarbeiten bei Furhields Hütte half. Aber er konnte nicht so viel Zeit mit Godwina verbringen, wie er es wollte. Schließlich wollte er sich bei ihrer Tante mit der Arbeit empfehlen und nicht als ...faul angesehen werden, wenn er zu viel mit Godwina gesprochen hätte.
Der Verlusst von Falko war sicher noch groß. Auch für Marwin. Er hatte ihren Vater sehr gemocht. Der Junge glaubte sogar, das es auch andersherum so war... Falko hätte ihm sicher seine Tochter gegeben. Irgendwann.
Dann stutzte er...sie sah traurig aus. Marwin sah sich um. Niemand war da. Langsam kam er näher und ging dabei einen Bogen um sie nicht von hinten zu erschrecken sondern eher von der Seite zu kommen.
Als er bei ihr war wusste er immer noch nichts vernünftiges zu sagen. Also nahm er einen Holzanhänger den er an einem Lederband trug ab und reichte ihn ihr. Er hatte ihn selber geschnitzt und trug ihn als eine Art Erinnerung... Erinnerung daran, das die Götter wussten was sie taten. Es war ein Pferd mit einem Reiter...es sollte Odin darstellen. Auch wenn Marwin besser gefiel, wie Pharamond ihn nannte. Er sagte immer Wodan...seltsam...aber auch schön.
Marwin lächelte Godwina dabei an und konnte zu seinem Ärgerniss, noch immer nichts vernünftiges sagen. Und unvernünftiges wollte er nicht von sich geben. Er wollte nur eines...ihr Lächeln sehen.
In der anderen Hand trug er ein zusammengelegtes Kneul neuer Kleidung in dem sich auch die Seife und das Tuch zum trocknen befanden. In seinem Gesicht zeigten sich leichte dunklere stellen...kleine Stoppel im Kinnbereich. Etwas was ihm seit Tagen die Arbeit erleichterte. Einer der Männer aus dem Dorf hatte gesagt das das reichlich früh wäre... ein anderer verglich Marwin mit einem Baum... schlecht war dieser nicht.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Die junge Frau war so in ihre Gedanken und das wunderschöne Bild das sich vor ihr bot, vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Marwin sich ihr näherte. Erst als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm blickte sie auf und erkannte Marwin, der einen kleinen Bogen um sie lief und nur wenige Schritte von ihr entfernt war. Godwina lächelte leicht und strich sich eine wiederspenstige Haarsträhne hinter das Ohr.
Mit großen Augen blickte sie auf den Holzanhänger, der er ihr in die Hand legte. Sie wusste sofort, dass er ihn selbst geschnitzt hatte. Godwina erwiederte das Lächeln von Marwin und schloss ihre Hand fest um den kleinen Anhänger, der an einem Lederband hing. Sie war froh, dass sie jemanden hatte, der für sie da war wenn sie jemanden brauchte und der sie verstand, auch wenn sie nichts sagte. Seit ihre beste Freundin Dagny in Siegmars Dorf zurückgeblieben war, hatte sie sich immer einsamer gefühlt. Nur die wenigen Momente in denen sie Marwin gesehen hatte oder sie in paar Worte wechseln konnten, nur in diesen Momenten hatte sie gewusst, dass sie nicht alleine war.
"Danke." antwortete sie schließlich und wischte sich hastig eine Träne aus dem Augenwinkel. Godwina wusste nicht genau, warum ihr gerade zum heulen zumute war. War es, weil sie ihren Vater so schrecklich vermisste und die Götter jeden Tag darum bat ihn wieder zurück zu bringen oder war es, weil Marwins Geschenk sie so sehr gerührt hatte? Sie vermochte es nicht zu sagen, aber sie wollte auch nicht, das Marwin sie weinen sah. Er sollte nicht glauben, dass sie eine Heulsuse war oder eine schwache Frau. das war sie nicht, das wollte sie nicht sein. Nicht vor ihm.
Ihr Blick fiel auf das Bündel Kleider, dass er unter dem Arm hielt. "Wolltest du schwimmen gehen?" versuchte sie ein etwas unverfänglicheres Thema anzusprechen.
Wie wunderbar sie aussah, wenn sie in Gedanken versunken war... Marwin musste einfach lächeln. Als sie ihn ansah, blickte er kurz 'gefangen' in ihre tiefen Augen. Ihr Lächeln ließ sein Herz kurz stocken, so meinte er es zu spüren... doch warum nur? Warum wurde er immer nervöser? Warum beobachtete er ihre Bewegung..ihre Haarsträhne derart interessiert?
Godwinas große Augen sorgten dafür, das Marwin in eben jene zu versinken drohte. Sie nahm den Anhänger...sie nahm ihn... warum freute es ihn derart? Seine Lippen fingen an leicht zu zucken und der Junge atmete ein wenig angestrengter. Um es zu verbergen konnte er nur tief durchatmen...dann ging es wieder.
Sie dankte ihm und er konnte als Antwort nur nicken. Dann sah er ihre Träne und blickte ihr besorgt ins Gesicht. Oder irrte er sich? Fragend dreinblicken kam er mit dem Körper etwas näher, wahrte aber dennoch den Abstand, den er schließlich zu wahren hatte. Niemals hätte er sie als schwach angesehen...doch er wollte eben stark für sie sein. Doch nur dann, wenn auch sie das von ihm verlangte...also sprach er sie lieber nicht direkt auf die Träne an.
Ihre Frage holte ihn schließlich komplett aus seinen Gedanken heraus. Schwimmen? Sein Blick wechselte zwischen ihr und seinem Bündel hin und her. Der Themenwechsel war gelungen und Marwin merkte es nicht einmal, das es beabsichtigt gewesen war. Die Träne aber war nur für den Moment vergessen...
"Naja... zumindest waschen. Ich habe ...ziemlich geschwitzt..."
Damit legte er die Sachen auf einen Stein und zeigte damit auch, was darin verborgen lag...wie die Seife und das Tuch. Dann hob er das Hemd über den Kopf... schließlich wollte er sich waschen. Kaum das es auf dem Boden lag, verharrte er in jeder Bewegung... war das falsch? Oder war es auch unter Freunden erlaubt? Um die Sachen abzulegen hatte er ihr den Rücken zuwenden müssen. Nun verharrte er in jeder Bewegung. Was wenn sie es falsch verstehen würde? Was wenn er gleich richtig Ärger bekommen mochte? Aber war es nicht im letzten Sommer gewesen, als sie gemeinsam geschwommen sind?... Vielleicht würden sie es auch heute...also gegen schwimmen konnte doch niemand etwas haben...oder?