Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 282 Mitglied seit: 08.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Senecia hatte nicht ohne Grund so schnell nach dem Schlüssel gefragt. Sie wollte den beiden Männern Zeit geben, ohne sie reden zu können. Ismar machte einen sehr verstörten Eindruck auf sie und Senecia verstand nicht warum. Außerdem machte sie Maximus Nähe fast verrrückt. Wenn sie doch nur wüsste woran sie bei ihm war.
Im Officium saß der Scripa von Maximus auf einem Hocker neben dem Schreibtisch und wartete auf seinen Herrn. Senecia grüßte freundliche und ließ sich dann von Maximus Haussklaven die Geldkassette geben. Sie schloss sie mit dem ihr überlassenen Schlüssel auf und zählte das Geld für Ismar in einen leeren Beutel ab. Dann verschloss sie alles gut wieder und gab die Kassette dem Sklaven zurück. Den Beutel für Ismars Bezahlung behielt Senecia in der Hand.
Anschließend ging Senecia zur Tür des Officium, blieb aber noch einen Moment lang neben der Tür stehen, so dass man sie nicht gleich vom Atrium, wo Maximus und Ismar saßen, sehen konnte. Hier würde sie nichts von der Unterhaltung der beiden verstehen, aber von hier aus konnte sie Maximus einen Moment lang betrachten. Er sah wirklich gut aus. Die Uniform stand ihm fast noch besser als seine Ehrentunika. Verträumt schaute Senecia zu den beiden Männern und hing ihren Gedanken nach.
Für Ismar war es offensichtlich, das die beiden etwas füreinander empfanden, aber wer war er, das es ihm etwas anging? Als der Blick des Legaten so ernst wurde ahnte der Sklavenhändler, dass das Thema nicht beendet war. Wieso interessierte sich der Offizier so sehr für sein Leben? Ismar glaubte nicht, dass es wirkliches Interesse war. Er erinnerte sich noch zu gut an das Verhör und fürchtete eine Strafe, wenn er nicht wahrheitsgemäß antworten würde. Aber wie sollte er es sagen? Er wich diesem durchdringenden Blick des Legaten aus und schaute zu Boden. Er sah sich in seinem Dorf. All die grausamen Dinge die seine Herren mit ihm getan hatten. Die Schläge, das Brandmal...immer wieder diese Erniedrignungen. Und da war niemand den es interessierte...er war Ismarus...aber sollte ...konnte er es sagen? Seine Lippen waren sehr trocken und er konnte sie kaum beruhigen. Die Augen gingen umher, ohne den Herren anzuschauen. Eigendlich war er bis jetzt ja ganz nett gewesen. Konnte er ihm vertrauen? Ismar öffnete einige male den Mund und blieb doch stumm. Dann formten sich einfach so Wörter zu Sätzen und er hörte sich selbst von fernem zu wie er redete.
"Widar würde niemals zulassen dass ich Handel in meinem Dorf treibe...und ...mein....mein ... Vater noch viel weniger. ... Nein, Herr...für meine Leute bin ich kein Mattiaker... Ich ..ich bin ...Römer, Knecht und Sklave"
Er war den Tränen nahe, konnte sie aber unterdrücken. Hass und Wut übermannten ihn und ließen ihn den Becher fortwerfen...er zerschellte in viele Teile. Sofort merkte er seinen Fehler. Er blickte mit großen Augen zu Valerius Maximus wobei sein Zittern auf die Hände übergegangen war.
"Es...es tut mir Leid...Herr...Ich...ich werde ihn ersetzen...Herr"
Angst vor Strafe ergriff sein Herz. Seine Augen spielten ebenso mit seinen gegensetzlichen Gefühlen wie sein Herz. Hass und Furcht verwirrten Ismars Gedanken und erstickten jeden Funken Verstand. Er sah den Römer...den Offizier...
"Aber wieso interessiert es dich?...Du bist Römer...ein Offizier, wie mein....Vater, der sich meine Mutter nahm und mein Schicksal besiegelte, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken! Wie lächerlich muss ich für dich wirken...Ein Wurm...nicht war? Das bin ich für dich...für jeden Römer! Ein Wurm!"
Nun schaute er dem Legaten direkt in die Augen. Was hatte er da gerade getan? Was hatte er gesagt? Seine Muskeln krampften sich zusammen und er glaubte seinen Magen in den Kniekehlen wieder zu finden. Ein fast lautloses und heiseres *Herr* konnte Ismar gerade noch seiner Kehle entlocken, bevor er zu Boden schaute und auf die Strafe wartete. Seine Gedanken gingen dabei zu seinem zu Hause. Die Tränen konnte er nur noch mühsam bekämpfen.
Beiträge: 291 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Da hatte er wohl unwissentlich genau ins Schwarze getroffen. Das Zittern der Stimme, das Wasser in den Augen, dann das Zittern der Hände, durch das Ismar auch noch den Becher fallen lies, so daß er zerschellte und sich der Wein auf dem Boden ausbreitete. "Mach Dir wegen des dummen Bechers keine Sorgen", beruhigte ihn Maximus mit auf einmal erstaunlich sanfter Stimme. Er winkte einem Sklaven, der sich sofort daranmachte, die Scherben und den vergossenen Wein zu entfernen. Ein anderer brachte einen neuen Becher mit Wein und reichte ihn Ismar wortlos mit einer leichten Verbeugung.
Maximus wartete, bis der Sklave sich wieder zurückgezogen hatte, ehe er weitersprach. "Dein Vater war ein Römer, der eine Germanin vergewaltigt hat? Und Du bist bei Deiner Mutter aufgewachsen? Warum haben sie Dich nicht als Säugling sterben lassen, wenn sie Dich so verachten wegen Deiner Herkunft?" Soweit er wußte, mußten auch germanische Kinder erst von ihrem Vater angenommen werden, ehe sie ein Recht auf Leben hatten. Warum hatten sie sich die Mühe gemacht, ihn großzuziehen?
"Du bist hier. Du bist ein Händler, der mit uns Geschäfte treibt. Zwar ein Peregrinus und kein römischer Bürger, doch immerhin nicht als Sklave erkennbar. Du könntest Dich einfach absetzen und anderswo Deinen Handel weiterbetreiben. Warum tust Du das nicht? Du könntest Dich auch zu den Hilfstruppen melden. Auch dort wärest Du sicher. Und würdest nach Deiner Dienstzeit sogar das römische Bürgerrecht erlangen. Nicht nur für Dich, sondern auch für Deine Nachkommen. - Laß es mich Dir ganz klar sagen, wenn Du ein Wurm bist, dann nur, weil Du es zuläßt. Du könntest es durchaus zu etwas bringen." Prüfend lag der Blick des Legaten weiterhin auf Ismar.
Er sollte sich keine Sorgen machen? Ismar schaute verblüfft auf. Wieso war der Legat so freundlich zu ihm? Er hatte sogar darauf verzichtet ihn dafür zu bestrafen, dass er ihm in die Augen geschaut hatte. Nun versuchte er in den Augen des Römers die Wahrheit zu finden. Er schien ehrlich zu sein, dennoch spürte Ismar diesen imensen Respekt vor dem Legaten. Jedem anderen hätte der Sklavenhändler eine schroffe Antwort entgegengeworfen, doch nicht ihm...
"Es... es war der letzte Wunsch meiner Mutter, mich zu behalten... mein He...Vater hat diesen Wunsch respektiert...obwohl meine Mutter bei meiner geburt starb. Aber.... es war ...manchmal wünschte ich ...ich wäre tot gewesen."
Mit gesenktem Blick nahm er den Becher entgegen und leerte ihn umgehend um die Hälfte. die Wärme tat ihm gut. Als der Legat weitersprach, schaute Ismar wieder auf, wobei seine Augen sich allmählich weiteten. Aber...was wäre mit Hund? ...Und würde dass wirklich gehen? Weg? ...Aber konnte er sein Dorf verlassen? Sein Zittern wurde weniger, doch seine atmung verriet noch seine nervösität. Nicht als Sklave erkennbar? Sein Sitz wurde unruhig, als er an das Brandmal denken musste.
"Wo anders? ...Ich ...Das Dorf, meine Familie...es ist alles was ich habe...sie und...meinen Leibsklaven. ... Sicher? ...Aber ... ich wäre dort auch nur ein einfacher Soldat...und niemals würde man mich anerkennen...ich..ich weiß es. Vieleicht bin ich schuld...aber was bin ich? Zu Hause nennt man mich Ismarus oder Sklave ... hier...ich ...ich weiß nicht wieso du so mit mir redest...Herr...Aber noch nie...noch nie hat ein Römer so mit mir geredet...und ...was wenn es dir nicht gefällt, was die Späher heraufinden? ...Ich bin doch nichts wert. Es würde niemanden scheren, wenn ich am Wegesrand am Kreuz enden würde.... was soll denn aus mir werden? ... Zu was soll ich es bringen, Herr? Du hast gut reden...du hast alles...was auch mein Vater hatte...meine Heimat verlassen? ...Und was wird aus Hund?..."
Seine letzten Worte hätte er lieber verschluckt. Ismar hatte einfach drauflos geredet. Und nun Hunds Namen erwähnt. Seine Gedanken spielten noch immer mit den Möglichkeiten, die er noch nie zuvor gehört hatte...wenn das möglich war...er konnte Römischer Bürger werden? Mit verwirrten und durchaus fragenden Blick starrte er den legaten an. Seine Hände umklammerten den Becher.
Beiträge: 282 Mitglied seit: 08.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
An der Tür stehend schreckte Senecia zusammen als ein Becher im Atrium zerschellte. Worüber sprachen die beiden da? Sollte sie jetzt wieder zurück gehen, oder würde sie dann das Gespräch stören?
Unschlüssig blieb Senecia noch stehen, ging dann aber langsam auf der anderen Seite des Atriums entlang, um vielleicht doch etwas vom Gespräch verstehen zu können.
Beiträge: 291 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Maximus kniff die Augen ein wenig zusammen. Der germanische Vater hatte also den Wunsch der Mutter erfüllt. Und dann doch den Jungen zu einem Sklaven gemacht? Das war doch wohl kaum der Wunsch der Mutter gewesen? Oder vielleicht doch? Hatte sie den Wunsch am Ende gar nicht aus Liebe zu dem Kind, sondern eher als Rache an dessen Vater ausgesprochen? Nein, so grausam konnte doch keine Mutter sein. Nicht einmal eine, die eine Barbarin war.
"Du besitzt einen Wagen und mehrere Sklaven. Hund? Ist das der von Dir erwähnte Leibsklave? Du kannst in Deinem Wagen leben, bis Du Dir ein Haus leisten kannst. Allein schon von dem Geld, das Du heute hier verdient hast, könntest Du Dir ein kleines Anwesen leisten. Wäre ich Du, würde ich das Dorf meiden. Ich würde römische Waren einkaufen und dann über den Rhenus gehen, um zu handeln. So machen es viele und sie machen gute Geschäfte dabei. Wer zwingt Dich, in dieses Dorf zurückzugehen, wo Dir nur Verachtung entgegenschlägt?" Natürlich konnte sich Maximus nicht wirklich in jemanden hineindenken, der als Sklave aufgewachsen war. Noch dazu bei den Germanen. Er konnte auch nicht begreifen, welche Kraft dazu gehörte, sich zu lösen von dem, was einem ein Leben lang eingehämmert worden war.
Ismar schreckte ein wenig zusammen, als er sah, wie sich die Augen des Legaten verängten. Was dieser dann weiter erzählte ließ Ismar traurig zu Boden schauen. Also doch...war das mit den Hilfstruppen nur ein nett gemeinter Aufmunterungsversuch? Er sollte Händler bleiben?...Und das Dorf meiden? ... Mit leerem Gesichtsausdruck stierte der Sklavenhändler erst an Valerius Maximus vorbei, nur um ihm dann wieder in diese gnädigen Augen zu schauen. Er hatte ihn nicht ausgelacht, hatte ihn nicht geschlagen...
"Ja,...Hund ist mein Leibsklave ... er ist mir ...sehr wertvoll geworden. ... Aber...ich lebe bereits in meinem Wagen..und vom Geld, ...es bleibt nicht viel übrig, wenn ich beim Rich und meinen He...meiner Familie vorgesprochen habe... Ich...ich kann nicht...du kannst es nicht verstehen. Du bist ein freier Mann...schon immer gewesen...würden sie mich jemals fangen...nein, ich kann unmöglich weg... es ist der einzige Ort an dem ich...es ist ein zu Hause ... auch wenn es meist grausam ist...irgendwann ...habe ich meine Ruhe...ich habe meine eigene Hütte...und Hund ist bei mir, wenn ich ... ich meine...es ist ein zu Hause..."
Selbsthass überkam ihn erneut und so trank er mit einem Zug den Rest des Bechers und hielt ihn zitternd in richtung des Sklaven...zumindest wo er ihn vermutete. Seine Tränen brannten heiß in den Augen und im Herzen. Was wenn er fortlief? Was wenn sie ihn ergreifen würden? Er dachte mit Schmerzen an die Bestrafungen, als er das erste mal weggelaufen war...nein, nie wieder... Konnte er jemals wirklich frei sein? Dieser Mann konnte ihn kaum verstehen...und konnte Ismar ihn und damit vieleicht seinen Vater verstehen? Er wusste nicht ob es der Wein oder das Vertrauen war, was Ismar dazu brachte den Legaten offen in die Augen zu schauen und ...
"Was hat mein Vater wohl gedacht? Er war Offizier ...haben sie mir gesagt ... ich...ich will ihn verstehen...Wieso? Wieso hat er das getan? ... Sind Römer so? ... Herr?"
Ismar merkte dass der Wein eine gute Teilschuld an den Fragen hatte...doch es war mehr. Er redete mit einem Offizier...einem Römer. Ismar hatte Angst es zu weit zu treiben und irgendwann doch den Legaten so weit zu reizen, dass dieser ihn bestrafen würde. Und dabei hatte er das unbestimmte Gefühl, genau dass zu wollen. Hatten seine Herren am Ende doch recht? Verlangte der Römer in ihm nach Prügel und Strafe? Seine Kiefermuskeln spannten sich an und er konnte dem Blick des Legaten nicht standhalten. Dieser war so viel mehr als er. Und dabei fühlte er enormen Respekt für den Römer. Was für ein Glück musste es sein, Teil dessen Familie zu sein.
Beiträge: 282 Mitglied seit: 08.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Senecia hatte sich leise auf die andere Seite des Impluviums geschlichen und lauschte nun, hinter einer Säule verborgen, dem was die beiden Männer erzählten. Sie wußte, dass es nicht richtig war sie hier tat, aber ihre Neugier war zu groß und sie hatte Angst, dass Ismar aufhören würde zu reden, wenn sie wieder dazu kam. Solange ihnen ihr Wegbleiben nicht auffiel, konnte sie unbemerkt hören was sie sprachen. Wie es schien, hatte Maximus in dieser kurzen Zeit schon mehr von Ismar erfahren, als Senecia bei ihren letzten beiden Gesprächen mit dem Sklavenhändler zusammen genommen.
Was Senecia von Ismar zu hören bekam, ließ sie staunen.
es ist der einzige Ort an dem ich...es ist ein zu Hause ... auch wenn es meist grausam ist... Was hat mein Vater wohl gedacht? Er war Offizier ...haben sie mir gesagt ... ich...ich will ihn verstehen...Wieso? Wieso hat er das getan? ... Sind Römer so? ... Herr?
Sie waren zu Hause grausam zu ihm? Wie? Wer? Und sein Vater? Und was hatte sein Vater getan? Wer war sein Vater? Gespannt wartete Senecia auf Maximus Antwort. Den Beutel mit dem Geld hatte sie fest in der Hand.
Beiträge: 291 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Was für eine merkwürdige Welt war das, die sich Maximus auf einmal eröffnete. Ein Zuhause nannte Ismar den Ort, an dem er wie ein Sklave behandelt - und vermutlich auch mißhandelt - wurde. Ein Zuhause nannte er aber auch seinen Sklaven und wie er das meinte, wollte sich Maximus lieber nicht vorstellen. Ohne Frage war Ismar der merkwürdigste Bursche, der ihm je begegnet war.
Ein Sklave trat unauffällig näher und füllte Ismars Becher. Und auch den von Maximus, den dieser gerade ebenfalls hinhielt. "Und Soldat bei den Hilfstruppen läge Dir vollständig fern? Deinen Sklaven könntest Du da allerdings nicht mit hinnehmen. Aber das Bürgerrecht würde Dir nach fünfundzwanzig Jahren winken." Nein, es war wohl zwecklos. Dieser Mann war allzusehr in seiner Welt gefangen. Wie ein Tier an einer Leine, das für einen Moment die Illusion der Freiheit hatte, nur um dann den Zug der Leine umso mehr zu spüren.
Dann fragte der Bursche nach seinem Vater. Was mußte man wohl fühlen bei dem Wissen, daß der Vater ein Vergewaltiger war? Ein Offizier, das konnte alles sein vom Optio bis zum Tribun - oder sogar Legaten. Es dürfte unmöglich sein herauszufinden, wer sein Vater war. "Normalerweise versuchen wir zu verhindern, daß so etwas passiert, doch in einem Krieg ist das nicht so leicht, wie es sich anhört. Römischen Soldaten ist es nicht erlaubt zu heiraten. Daher... haben sie natürlich ein erhöhtes Bedürfnis nach dem Kontakt mit Frauen. Für gewöhnlich geben sie einen großen Teil ihres Soldes aus für käufliche Liebe. - Wie gesagt, im Krieg ist es kaum zu verhindern, daß sie sich an den Frauen der Feinde vergehen. Dazu kommt, daß die Anspannung einer Schlacht nun einmal bei vielen Männern... in großem Verlangen endet. Ich nehme mal an, Du hast keine direkte Kampferfahrung? Sprich mit Männern, die Kampferfahrung haben, sie werden es Dir bestätigen. Und das hat nichts mit Römer oder Nicht-Römer zu tun." Jetzt war Maximus froh, daß Senecia nicht da war. Dieses Thema war wirklich nichts für ihre unschuldigen Ohren. Aber wo blieb sie eigentlich so lange?
Ohne Hund? Fünfundzwanzig Jahre? Ismars gedanken rasten und unter ihm tat sich ein düsteres Loch auf, in dem sein Herz zu verschwinden schien.
"Ohne Sklave? ...So lange? Ich ...ich denke nein, ... das hätte ich wohl früher wissen müssen."
Ismars blick fixierten die Augen des legaten, hingen an dessen Lippen. Noch nie hatte er so viel über das römische Leben erfahren dürfen. Er kannte nur Geschichten und Gerüchte. Die meisten davon von seinen Herren. Was er hörte verwirrte ihn nur noch mehr. Also traf ihn keine Erbschuld, oder? Sein Vater war nicht das Monster das alle in ihm sahen...Aber letzendlich war es doch seine Entscheidung gewesen, die Frau zu schänden. Wut durchlief seinen Körper, ließ seine Augen schmal werden. Den Becher hielt er nur noch fester und der Sklavenhändler trank lieber, bevor er noch etwas falsches sagen würde. Doch als Valerius Maximus fertig gesprochen hatte, konnte er nicht mehr anders...der Wein hatte seine Zunge derart gelöst, dass er nun noch viel weniger über seine Worte nachdachte als es normalerweise der Fall war.
"Also ist es egal? Also passiert sowas mal...Und die Kinder? Niemand denkt an sie, ...oder? Niemand! Ihr zieht durch die Lande, schändet Frauen und wundert euch über die Taten eines Arminius? Der soetwas wahrscheinlich gesehen hat? ...Ich dachte ...ich dachte die Legion wäre etwas besseres. Ich habe mir immer vorgestellt, wie mein Vater zur Rechenschaft gezogen wurde und desswegen sich niemand um mich geschehrt hatte...nein, ich war in keiner Schlacht! Aber ich kämpfe so oft...um meinen Stolz, meine Ehre...dass was davon noch übrig ist...ich kämpfe mehr als andere es jemals verstehen würden.... und vieleicht kenne ich es, ja...aber ich lasse ihn am ende nicht allein... ich bleibe! ... Herr."
Zum Schluss schaute er zu Boden, als er festgestellt hatte, wie er mit dem Legaten geredet hatte. Das war sicher alles andere als angemessen. Und er hatte von Hund geredet...Wieso tat er dass nur? Furcht, den Legaten verärgert zu haben ließ Ismar zittern und den Kopf tief senken.
"Es ...es tut mir leid, ich hätte so nicht reden dürfen, ... Herr"
Jetzt erst stellte er fest, wie oft er wohl Herr gesagt hatte...und es störte ihn nicht. Denn dieser Mann war ein Herr. Ismar musste zugeben dass dieser Offizier der erste war, den er kennengelernt hatte, der es wirklich zu verdienen schien, mit aller Unterwürfigkeit Herr genannt zu werden. Doch wie sollte er bei diesem Mann sich soetwas wie Respekt verdienen? ...Nicht in dem er auf dem Boden kriechen würde, da war er sich sicher. Aber stand ihm etwas anderes zu? Nein! Schnell trank er abermals den Becher aus. Wer trinkt, kann nicht reden.
Beiträge: 282 Mitglied seit: 08.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Senecia mußte die Luft anhalten als sie hörte was Maximus da über Soldaten im Kampf erzählte. Damit auch bloß kein Laut über ihre Lippen kam, hatte sie sich die Hand vor den Mund gehalten. Traf ein solch schändliches Verhalten tatsächlich auch auf Offiziere zu? Laut Ismars Aussage wohl, denn Senecia reimte sich jetzt zusammen, dass er wohl ein Bastard war. Ja sicher, schoß es ihr durch den Kopf, das erklärte sein Aussehen. Für einen Germanen war er etwas klein, aber für einen Römer doch recht groß und seine Haare, sowie seine ständig gebräunte Haut passten nicht in ihr Germanen Bild. Wieso hatte sie das nicht schon früher erkannt? Und Maximus? Hatte auch er ein solch unziemliches Verhalten an den Tag gelegt, als er noch nicht in einer solch hohen Stellung war wie jetzt? Er schien den weiblichen Verlockungen auch nicht abgeneigt zu sein, wie sie hatte an Lysandra feststellen müssen.
Langsam schien sich Ismar um Kopf und Kragen zu reden. Seine Stimme war schon leicht angeschlagen vom Wein und Senecia hielt den Zeitpunkt für gekommen, um doch wieder zu den Männern zu stoßen. Sie schlich sich zum Officium zurück und ging offen auf sie zu.
Beiträge: 291 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Maximus runzelte die Stirn. Ismar schien der Wein ziemlich in den Kopf zu steigen. Er winkte eine Sklaven heran und befahl im leise, den Wein stärker zu verdünnen. Erst dann wandte er sich Ismar wieder zu. "Das habe ich nicht gesagt. Im Gegenteil werden solche Vergehen sehr streng bestraft. - Wenn denn jemand Zeuge wird und es zur Anzeige bringt. Wer weiß, vielleicht wurde er sogar bestraft? Ich fürchte, nach so vielen Jahren läßt sich schwer herausfinden, was damals geschehen ist."
Die gestammelten Erklärungen des Sklavenhändlers berührten Maximus durchaus. Mehr, als er zuzugeben bereit war. Da war ein Mensch derart gefangen in der Welt, die andere ihm unerträglich gestalteten - und er versuchte noch, es richtiger zu machen als andere.
"Nein, Du hättest so nicht reden dürfen, Ismar. Das war ganz und gar unangemessen. Doch ich bin gewillt, es dem Wein zuzuschreiben und Dir dieses eine mal zu verzeihen." Gerade kam auch Senecia zurück, wie er sehen könnte. Maximus lächelte, als er sie erblickte. Wie schön und anmutig...
"Ismar, weißt Du, was ein Patron und was ein Klient ist? Kennst Du Dich so weit mit unserer Lebensweise aus?" Es war eine spontane und irgendwie irrwitzige Idee. Doch sie hatte auch ihren Reiz. Ismar war außergewöhnlich und kam mit Menschen in Kontakt, an die Maximus niemals herankäme.
Es gab keine Zeugen, keine Beweise. Und es war zu lange her. Aber es machte Ismar Mut und Hoffnung, dass die römer doch gute Menschen waren. Als der Legat ihm seinen Fehler verzeite, ohne ihn zu strafen blickte der Händler ihm mit Ehrfurcht in die Augen. Er glaubte zu fühlen, wie seine Welt sich zertrümmerte und neu entstand...aber war dieses neue gut, oder würde es sein Ende bedeuten? Ismar schaute kaum in die Richtung aus der Senecia nun zu ihnen kam. Dabei hörte er Maximus neugierig zu. Ismar kaute auf seiner Lippe herum und schüttelte nur leicht den Kopf.
"Nein, Herr...Ich weiß nicht was ein Patron? oder ein Klient? ist. Ich kenne deine Welt nur aus Geschichten....Geschichten von Mattiakern."
Er senkte den Kopf, wobei seine Gedanken wie wild rasten. Was geschah hier gerade? All seine Vorsicht verschwand ebenso wie die Wut und der Hass.
Beiträge: 282 Mitglied seit: 08.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Als Senecia zurück kam, schnappte sie noch die Worte Klient und Patron auf. Grinsend schaute sie Maximus an und spielte mit dem Beutelchen in der Hand. „Hast du nicht schon genug Klienten, Maximus?“ scherzte Senecia. Es war schon ein gutes Stück Arbeit, seine Klienten morgens in Empfang zu nehmen, und Senecia hatte auch ihren Teil dabei zu erledigen, indem sie sich um die Bereitstellung der Gaben mit kümmerte. Es war schon ein buntes Völkchen, welches der Legat um sich versammelt hatte. „Nun Ismar, es würde mich sehr freuen, wenn wir dich demnächst häufiger hier sehen würden. Habt ihr noch Platz für mich?“
Beiträge: 291 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Maximus hatte fast schon damit gerechnet, daß Ismar sich damit nicht auskannte, aber das war für ihn kein Hindernis. Dann würde er es ihm eben erklären. Aber erst einmal lachte er zu Senecias Äußerung. "Eigentlich kann man nie genug Klienten haben, Senecia. - Natürlich ist noch Platz für Dich." Er rückte unwillkürlich noch ein Stück zur Seite, obwohl das eigentlich gar nicht nötig war, und deutete neben sich, in der Hoffnung, daß sie sich da wieder hinsetzte.
"Nun, ein Patron übernimmt praktisch die Schirmherrschaft für seinen Klienten. Das bedeutet, daß er ihn fördert, so gut es ihm möglich ist, ihm juristischen Beistand leistet und auch sonst bei seinen Problemen hilft. Der Klient im Gegenzug unterstützt seinen Patron, indem er kleine Aufgaben übernimmt, ihn über alles informiert, was er so hört, und indem er sich regelmäßig bei ihm blicken läßt. - Ist das einigermaßen verständlich oder hast Du dazu Fragen?" Er wollte sichergehen, daß Ismar verstand, worum es dabei ging. Denn er sollte sich auf nichts einlassen, was er später bereuen würde.