Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid schluckte schwer als Swana ihn mit ihren Worten traf. Natürlich fühlte er sich schuldig. So unendlich schuldig. Alle anderen waren gestorben, nur er hatte überlebt und selbst das nur, weil ihm jemand geholfen hatte. Alleine hätte er es nicht geschafft. Dann wäre er ebenfalls gestorben. So wie sein Bruder und wie sein geliebter Onkel. Warum hatten die Götter beschlossen ihn überleben zu lassen? Wegen seinem Sohn? Arvid glaubte kaum, denn es waren Väter wie Mütter in dieser sinnlosen Schlacht gestorben und er war der festen Meinung das andere das Leben eher verdient hatten als er. Aus Aswin wäre sicher einmal ein fähiger Rich geworden und sein Onkel hatte stets alles für die Familie gegeben, hatte immer dafür gesorgt, dass es ihnen allen gut ging. Sein Leben war mehr wert gewesen als Arvids.
Als Swana nach seinem Arm griff blickte er ihr für einen kurzen Moment direkt in die Augen und sie konnte sehen wie tief der Schmerz in seiner Seele saß und ihn langsam aufzufressen begann. Jedes ihrer Worte bohrte sich wie ein Pfeil in sein Herz. Aswin und Alrich waren großartige Krieger gewesen, bessere als er es je sein würde und dennoch hatte er überlebt und nicht sie. Er war nicht tapfer und schon gar nicht mutig. Arvid schüttelte den Kopf und riss seinen Arm aus Swanas Hand. „Ich bin nicht tapfer und mutig schon gar nicht. Aswin und Alrich hatten diese beiden Eigenschaften. Doch nicht ich. Swana, ich habe nur überlebt weil der Feind mir geholfen hat. Weil man mich weg vom Heiligtum gebracht hatte, hinter einem Busch versteckt gehalten hatte bis alles vorbei war. Ich war unvorsichtig, wurde verletzt und das hat letztendlich dazu geführt, das Alrich und Aswin sterben mussten. Hätte ich besser aufgepasst, dann hätte ich den Angriff kommen sehen, wäre nicht verletzt geworden und hätte Seite an Seite mit meinem großen Bruder und meinem Onkel kämpfen können. Vermutlich wären wir alle drei gestorben, doch ich müsste nicht mit der Schande leben, das ich mein Leben dem Feind zu verdanken habe.“ Sein Herz begann wild zu schlagen und seine Wunde schmerzte sehr. Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und seine Stimme war immer lauter geworden. Ganz so, als wollte er sich den Schmerz von der Seele schreien. „Ich habe versagt. Es ist alleine meine Schuld dass die beiden gestorben sind. Das so viele Menschen am Heiligtum gestorben sind. Ich konnte nichts für sie tun, nichts außer ihnen ein anständiges Begräbnis zu gestatten. Dein Versprechen war nicht unmöglich. Du hast es nur dem falschen abgerungen.“
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Swana spürte mehr als das sie sah, wie sehr ihre Worte Arvid trafen. Sie konnte sehen und ahnen, wie es in ihm arbeitete und dass sie mit ihren Worten recht hatte, dass er sich schuldig fühlte, nicht nur am Tod von Aswin und Alrich, sondern auch am Tod der anderen Menschen, die am Heiligtum gestorben waren. Und die stetige Frage, warum er überlebt hatte und nicht jemand anderes.... Die junge Richfrau wusste, was Arvid durchmachte, denn genauso hatte sie sich gefühlt, als ihre Familie in den Flammen umgekommen war. Auch sie hatte geglaubt, dass sie es nicht verdient hatte zu leben und die anderen hatten sterben müssen. Marwin, von dem sie damals noch nicht gewusste hatte, dass er gar nicht im Haus gewesen war und ihre jüngere Schwester, die in allem immer so perfekt gewesen war und vermutlich im Sommer verheiratet worden wäre und auch ihre Mutter, die immer gütig und hilfsbereit gewesen war, die hätten es verdient gehabt zu leben und nicht sie, die Nichtsnutzige und Verrückte in der Familie. Jedenfalls hatte Swana vor gut einem Sonnenumlauf so gedacht. Heute, wo sie alles überwunden hatte, glaubte sie, dass es eine Prüfung der Götter gewesen war.
Der Schmerz in Arvids Augen traf Swana mitten ins Herz. Ihre Ahnung wurde damit bestätigt. Tränen füllten ihre Augen, als sie sich erneut selbst erkannte und haargenau wusste, wie es sich anfühlte, wenn der Schmerz begann einen aufzufressen. Aber es war noch nicht zu spät, wenn jemand Arvid jetzt genauso half, wie Alarich ihr geholfen hatte... Die junge Richfrau nahm es hin, dass Arvid sich so grob aus ihrer Hand befreite und ließ ihn gewähren. Er wurde immer lauter, bei dem was er sagte, aber das spielte keine Rolle. Sollte er sich ruhig seinen Schmerz von der Seele schreien, es war egal, Hauptsache er ließ seinem Schmerz, seiner Trauer, seiner Wut und seiner Scham freien Lauf. Wie konnte man seine Verhalten in einer solchen Situation als unvorsichtig bezeichnen, wenn man vom Feind umzingelt war? Niemand, nicht einmal der beste und mutigste Krieger, wäre in der Lage gewesen, gegen so viele Gegner zu bestehen. Als Arvid geendet hatte und sah Swana ihn wieder direkt an und noch immer funkelten die Tränen in ihren Augen, „Dann haben wir alle mit der gleichen Schande zu leben, denn auch wir haben unser Leben dem Feind zu verdanken. Die Römer waren in der Überzahl und es hätte nicht mehr lange gedauert, dann wären sie siegreich gewesen, wenn nicht Lucanus den Rückzug befohlen hätte. Nur so haben wir den Überfall überleben können“, sie machte eine kurze Pause und trat wieder zu ihm. Wortlos nahm Swana den Sohn ihres Mannes ersteinmal in den Arm, bevor sie fortfuhr. „Nein Arvid. Kein Sterblicher hätte dieses Versprechen halten können, vielleicht nur Tanfana selbst.... du hast nicht versagt, wie hättest du als einzelner Mann alle retten sollen? Und niemand hätte diesen Angriff noch verhindern können, Arvid. Es muss der Wille der Götter gewesen sein, dass wir gewarnt wurden und dass wir überlebt haben.“
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid wusste nicht was er tun oder sagen sollte. Die Tränen in Swanas Augen schmerzten ihn mehr als alles anderes. Hätte er nur nichts gesagt, hätte er geschwiegen und wäre ihr weiter aus dem Weg gegangen, dann würde sie nun nicht so traurig sein. Er wollte irgendetwas sagen, damit sie sich besser fühlte doch es wollte ihm einfach nichts einfallen. Traurig ließ er den Kopf hängen und wischte sich still und heimlich die Tränen aus dem Augenwinkel. Es würde ihm nicht im Traum einfallen vor Swana zu weinen. Es reichte schon, dass er vor ihr die Beherrschung verloren hatte. Was Swana sagte klang irgendwie einleuchtend. Auch die anderen waren vom Feind gerettet worden und trotzdem hatte er das Gefühl, das es bei ihm irgendwie anders war. Der Feind hatte so viele andere getötet, nur ihn hatten sie verschont. Warum? Was hatte sie dazu bewegt ihm das Leben zu schenken? War es das schlechte Gewissen gewesen, dass sie irgendwann übermannt hatte oder war es eine Fügung des Schicksals gewesen? Arvid wusste es nicht und im Grunde war es ihm auch egal, denn es würde nichts daran ändern, das er sich leer, verzweifelt und schuldig fühlte.
Arvid erwiderte die Umarmung von Swana, doch nur für einen kurzen Augenblick. Er fürchtete wenn er die Umarmung zu lange aufrecht erhalten würde, würde er in Tränen ausbrechen. „Was für ein Wille kann das gewesen sein? So viele Menschen sterben zu lassen? Deiner Freundin den zukünftigen Mann zu nehmen, unserem Vater den ältesten Sohn und Bruder zu nehmen und vielen anderen die Familie zu nehmen? Welche Götter können so etwas zulassen? Sie waren unbarmherzig und grausam. Wir haben nichts getan was diese Strafe zur Folge gehabt hätte. Wir waren anständig, haben unser Leben gelebt und niemandem geschadet. Wir haben den Göttern Opfer gebracht und ihnen unseren Glauben geschenkt. Und das soll ihr dank sein?“
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Es war noch nicht überstanden. Dieser erste 'Ausbruch', diese erste Zulassen von Gefühlen war erst der Anfang. Es war noch ein weiter Weg, bis Arvid diese ganze Sache überwunden haben würde, aber der Anfang war getan und Swana war sich sicher, dass Arvid auch den Rest des Weges schaffen würde. Mit einem kleinen Lächeln des Verstehens hob die junge Richfrau sein Kinn an und meinte leise, „Ist schon gut. Es war gut, dass du es herausgelassen hast. Ich weiß, wie es ist...“, ihre Worte waren nicht nur dahin gesagt, sie wusste es wirklich und der Ton mit dem die die Worte ausgesprochen hatte, machten diese mehr als deutlich.
Auch Swana löste die Umarmung, sie würde ihn nicht zwingen, sie noch weiter aufrecht zu erhalten, wenn er das nicht wollte. Aber die Imkerin griff nach Arvids Händen und drückte diese leicht, „Ich weiß es nicht, Arvid, ich weiß es nicht. Es mag unbarmherzig erscheinen, aber niemand weiß, warum die Götter so etwas getan haben. Und auch die Römer haben Götter, Arvid, das darfst du nicht vergessen. Vielleicht haben die Römer ihnen größere Opfer gebracht als wir den Unseren. Vielleicht hat Tanfana deshalb nicht mehr für uns tun können, nicht mehr von uns beschützen können... vielleicht hat ihre Macht gerade noch ausgereicht, um dem Mann, der dich gerettet hat, diese Eingebung zu geben, oder vielleicht war es einfach auch nur ein Mensch, der es mit seinem gewissen nicht vereinbaren konnte, einfach alle zu töten. Aber auch er war nur ein einziger Mann und hat nicht mehr ausrichten können... “ Sie zuckte mit den Schultern, „das Einzige, woran ich glaube ist, dass wir es Tanfana und einer Fügung des Schicksals zu verdanken haben, dass wir noch leben.“
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Timeline: Ungefähr eine Woche nach der Rückkehr ins Dorf.
Die Reise zurück nach Hause war erleichternd gewesen - und doch so schwer. Nicht nur körperlich, sondern auch tief in Inneren fühlte Ragnar sich immer noch angeschlagen, wie wohl so viele seiner Nachbarn und Freunde. Einzig und allein die Kinder schienen mit den schrecklichen Erlebnissen der letzten Wochen schneller abschließen zu können und Verlust und Angst besser zu verwinden, als so mancher gestandener Krieger aus Alarichs Dorf.
Ragnar hatte sich bewußt Zeit gegeben, hatte in der vergangenen Woche viel mit Pharamond und Larcia gesprochen, hatte Augen und Ohren offen gehalten, wie es den anderen dabei ging. Es tat ihm vor allem gut, Romaeus dabei zu beobachten, wie er - wie eh und je - die Welt um sich herum erkundete und mit jedem Tag wieder etwas neues entdeckte und dazu lernte. Und es tat ihm gut, sich mit seiner Arbeit zurückzuziehen. Allerdings nur, solange das Tageslicht reichte.
Er hatte nicht nur Arnia, sondern auch seiner Familie versprochen, sich zu schonen, und obwohl seine Wunde über dem Auge bereits zugeheilt war, achtete er darauf, seine Sehkraft keinesfalls zu überlasten. Der Schreck, daß er sie zeitweise auf dem verwundeten Auge verloren hatte, saß immer noch tief und die Narbe, die seine Braue seit Arnias kompliziertem Eingriff durchzog, würde ihn für immer daran erinnern. Selbst der Fluß erinnerte nach wie vor an all das schreckliche Geschehen. Immer mal wieder trieben verkohlte Bretter und Holzreste im Wasser umher, das nach wie vor trüb aussah, als stünde ein schweres Gewitter bevor. Dabei war heute strahlend blauer Himmel! Ein sonniger Herbsttag, ungewöhnlich für diese späte Jahreszeit, der die wenigen verbliebenen Blätter an den Bäumen geheimnisvoll in allen Farben schimmern ließ. Ein merkwürdiger Gegensatz zum schmutzigdunklem Wasser ...
Nachdenklich den seltsamen Kontrast betrachtend, ließ Ragnar sein Schnitzmesser sinken. Er war so vertieft in den Anblick, das er nur am Rande mitbekam, wie sich zwei vertraute Gestalten näherten.
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Ragnar und Bertrada
Hart waren die Zeiten, die hinter ihnen lagen und auch die die vor ihnen lagen, würden nicht einfach werden. Für Bertrada und die Kinder hatte sich nicht viel geändert. Sie waren nun Gäste in einer anderen Hütte, aber das spielte keine große Rolle. Die Familie hatte keine Angehörigen verloren und auch sonst nicht viel abbekommen, aber deswegen ging es Bertrada trotzdem nicht unbedingt bestens.
Sie hatte geglaubt, mit der Rückkehr in ihre Heimat würde es besser werden. Sie hatte das Unverständnis, ja das Verletztsein ihres Ältesten auf sich genommen, im Glauben, den Kindern eine sichere Heimat bieten zu können. Und was hatte sie bekommen? Angst und Gefahr.
Die Rückkehr war nicht einfach gewesen. Elmar hatte seiner Mutter mehrfach vorgeworfen, dass es hier noch schlimmer war. Und Bertrada hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, die Wahrheit zu erzählen, warum sie das Dorf in dem sie so glücklich gewesen war, bis Guntram starb, verlassen hatte. Er war noch zu jung für solche Abartigkeiten!
Dennoch hatte sie versucht, sich zusammenzunehmen und jeden Tag für eines der Kinder besonders da zu sein, um sie wieder aufzubauen. Die Kinder hatten den Schrecken immerhin besser verkraftet, als sie selbst.
Heute war Dietwolfs Tag, schon allein deswegen, weil er genau an diesem Tag vor fünf Jahren in Bertradas Arme gelegt worden war. Ihren kleinen Sohn an der HAnd wanderte sie am Flussufer entlang. Plötzlich sah Dietwolf auf: "Mama, da ist Ragnar! Lass uns zu ihm gehen!"
Bertrada lächelte und erfüllte den Wunsch ihres Jüngsten. "Heilsa, RAgnar!"
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Erst eine helle Kinderstimme ließ Ragnar sich umschauen, und er erkannte die beiden Gestalten als Bertrada und ihren jüngsten Sohn. Ein wissendes Lächeln malte sich auf die Lippen des jungen Mannes, als der kleine Dietwolf aufgeregt feststellte, wer da vor ihm am Ufer saß und seine Mutter förmlich hinter sich her zog. "Heilsa, Betrada. Und Heilsa junger Mann, euch hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen!" begrüßte er die beiden freudig.
Bevor das Dorf von jener unglücksseligen Gefahr bedroht worden war und sie hatten fliehen müssen, hatte er den einen oder anderen Nachmittag mit dem kleinen Dietwolf verbracht, wenn er etwas Zeit abzweigen konnte. Seit dem Unglückstag am Heiligtum, oder eigentlich sogar seit dem Tag ihrer Flucht hatte er kaum etwas mitbekommen, was die junge Witwe und ihre sechs Kinder betraf. Zu sehr war er zuerst mit seiner Verwundung, wie auch mit den Problemen seiner Familie und den engsten Freunden beschäftigt gewesen. "Tut mir leid, daß wir uns nicht eher sehen konnten. Ich hoffe, dir und deinen Kindern geht es gut?" erkundigte er sich sogleich verspätet und warf Dietwolf ein augenzwinkerndes Lächeln zu.
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Ragnar, können wir dann jetzt bald wieder in den Wald?", fragte Dietwolf aufgeregt, völlig vergessend, dass er noch nicht einmal Heilsa gesagt hatte. Bertrada seufzte: "Dietwolf, es wird Winter! Ich glaube nicht, dass Ragnar jetzt noch so oft in den Wald geht. Außerdem werden im Dorf alle Hände gebraucht, die anpacken können!"
Dietwolf zog einen Flunsch, aber dann hellte sich seine Miene wieder auf: "Dann helf ich dir eben dabei!" Bertrada lächelte ob des Überschwangs ihres Jüngsten, sagte aber nichts dazu. "Wir können uns nicht beklagen!", antwortete sie auf Ragnars Frage, "Wir sind mit dem Schrecken davongekommen!" Ihre Miene wurde aber sehr ernst. Der SChrecken hatte bei den Ältesten ausgereicht und außerdem wusste sie sehr wohl, was eine Menschen dieser Gaue jetzt durchmachten.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Erneut mußte der junge Mann schmunzeln, als Dietwolf sofort wissen wollte, wann sie das nächste Mal in den Wald gingen. Daß Bertrada ihren Jüngsten gleich darauf ausbremste, nahm er mit einem belustigten Anheben der Augenbrauen zur Kenntnis; nicht jedoch ohne anschließend leicht das Gesicht zu verziehen, da ein unangenehmes Ziepen über seinem linken Auge sich bei dieser Geste bemerkbar machte. "Ja, das kannst du tun", ermunterte er den Kleinen. "Und wenn der erste Schnee fällt, hilfst du mir, den ersten Schneemann für Romaeus zu bauen, hm?"
Ernst nickte er Bertrada zu, als diese erklärte, sie wären bis auf den Schrecken unbeschadet davongekommen. "Wenigstens eine Familie, der es gut geht", kommentierte er und lächelte ihr befangen zu. "Ich glaube, viele können in diesem Jahr nur hoffen, daß der Winter schnell vorübergeht und die Zeit all ihre Wunden heilt."
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Ja! Das mach ich ganz bestimmt!", rief Dietwolf begeistert aus, als sein großer Freund sogar seine Hilfe wollte!
Auf die Worte Ragnars hin zuckten Bertradas Munwinkel kurz, als ob sie sich nicht entscheiden konnten, ob nun ein Lächeln angebracht war, oder auch nicht. "Wenn das so schnell gehen würde, wäre mancher glücklich...", erwiderte sie. Oh, sie kannte ihn, den Schmerz um geliebte Personen.
Sie sah Ragnar ernst an: "Wenn deine Familie oder jemand in deinem Umfeld Hilfe braucht, dann zögere nicht, dich an mich zu wenden! Ich bin gesund, ich kann arbeiten und ich bin auch nicht schwanger, so wie einige Frauen hier!" Bertrada wollte nicht geschont werden, sie konnte arbeiten und sie würde es tun!
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ein leises Lachen entfuhr Ragnar angesichts der Begeisterung des kleinen Blondschopfs. "Du sagst es", stimmte er dann Bertradas Worten zu und nickte wiederholt bedeutungsschwanger vor sich hin. Ihr nett gemeintes Angebot ließ ihn erneut zu ihr aufblicken. "Danke, ich werde es Pharamond ausrichten. Arbeit kann gut tun, gerade in diesen Tagen ...", er sah nachdenklich auf seine neu begonnene Schnitzerei hinab. Es sah noch nicht wirklich aus wie ein Pferd - oder wurde es doch ein Hund? - aber die Umrisse der beiden Hinterbeine konnte man bereits erkennen. Das Stück Holz zwischen den Fingern drehend, hielt er es so hoch, daß Dietwolf es betrachten konnte. "Was meinst du, ist das ein Pferd oder ein Hund?"
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Da sagst du was!", erwiderte sie auf Ragnars Kommentar, dass Arbeit gut tun könnte. "Sonst krieg ich noch vor Beginn des Winters den Hüttenkoller!" Bertrada war das einfach nicht gewohnt. Sie hatte immer draußen gearbeitet und war auch auf den REisen immer draußen gewesen, da konnte sie einfach nicht lange in der Hütte sitzen.
Dietwolf legte den Kopf schief und betrachtete das angefangene Tier. "Die Beine sind die von nem Hund!", meinte er nachdenklich, "Aber der Hund hat Hufe! Das ist ja lustig! Das wird ein Pferdehund!" Lachend sprang er zwischen Bertrada und Ragnar hin und her wie ein Irrwisch. Bis Bertrada ihren Kleinen packte und festhielt: "Bleibst du stehen! Du machst mich schwindelig!" An der Art, wie sie den Jungen nun packte und gerade so hoch hob, dass die Füße den Boden nicht mehr berührten, ließ die Fröhlichkeit erkennen, die die Familie einst, vor dem Tode des Vaters ausgezeichnet hatte. Die kleinen Spielchen von einst, die Bertrada mit Guntrams Tod aufgegeben hatte und nun, um der Kinder Willen wieder anfing.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Ein Pferdehund ...", in komischer Verzweiflung verzog Ragnar das Gesicht und fuhr sich unwillkürlich mit einer Hand über die ziepende Augenbraue. Ein leises, halb belustigtes Seufzen entrang sich seiner Kehle und er schüttelte grinsend den Kopf. Dietwolfs Getobe und Bertradas Reaktion darauf ließen ihn liebevoll an Larcia und Romaeus denken - der 'Pferdehund' war schließlich ebenfalls für seinen Sohn gedacht.
"Ich versuch so viel es geht zu machen", er deutete flüchtig auf seine Braue, "aber ich schätze, ich sollte mich auch erstmal auf den Wiederaufbau der Hütten konzentrieren. So wie's aussieht, hab ich noch den ganzen Winter über Zeit, meinen Warenbestand zu vervollständigen. Und falls du etwas für die Kinder brauchst ... Knöpfe oder so", hierbei schmunzelte er leicht, denn er konnte sich denken, wie hoch der Verschleiß an Kleidung bei sechs Kindern sein mußte, "sag mir einfach Bescheid."
Beiträge: 135 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Ragnar, sag Mama, sie soll mich runterlassen!", beschwerte Dietwolf sich, aber er meinte das nicht quengelig. Bertrada hielt ihn nämlich immer noch so, dass seine Füße nicht auf den Boden kamen.
Bertrada sah RAgnar an: "Ist vor dem Winter wohl das Sinnvollste. Aber ich werd mich melden, wenn wieder einmal ein Knopf nicht auffindbar ist!" Normal trennte Bertrada die Knöpfe von alten Sachen ab und nähte sie auf Neue auf, aber Kinder verloren die Knöpfe eben auch manchmal.
Dietwolf war in der Zwischenzeit etwas eingefallen: "Duhu, Ragnar? Schnitzt du mir auch mal was?" "Dietwolf!", bremste Bertrada ihn ein wenig peinlich berührt, "Du weißt doch, dass ich momentan nichts habe, was ich dafür eintauschen könnte!" Dietwolf lachte und verdrehte den Kopf, um seine Mutter ansehen zu können: "Aber wenn ich Ragnar helfe, verdien ich das doch damit!" Dafür erntete er von Bertrada, die ihn nun abstellte, einen liebevollen Klaps: "Ts, ts, ts, immer nur an sich denken!"
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Nun konnte Ragnar sein Lachen tatsächlich nicht zurückhalten. Kinder waren eben einfach zu putzig in ihrer Unbefangenheit! "Da hat der junge Mann allerdings recht", stellte er fest, wobei ein amüsiertes Funkeln in seine Augen trat. "Was möchtest du denn, was ich dir schnitze?"