Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 257 Mitglied seit: 11.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Eila bekam nicht wirklich mit, wer von den Dorfbewohnern in der Lage gewesen war, an dem Bestattungsritual teilzunehmen - sei es nun, dass jemand aus körperlichen oder seelischen Gründen verhindert war ...
Dankbar erwiderte sie den um Trost bemühten Händedruck des Schmieds, der ja auch einer von Alans besten Freunden gewesen war - sogar der Beste, auch wenn sich die junge Witwe im Moment nicht vorstellen konnte, getröstet zu werden.
Eilas Gedanken wanderten in die Vergangenheit - zu den glücklichen Zeiten von Alans Werben und den süßen Tagen der Ehe.
Die Töpferin lächelte unter Tränen und war nur körperlich wirklich 'anwesend' auf dieser Lichtung der Trauer.
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Der feste Händedruck Maíghreads gab Yngve Halt und Trost, denn noch immer fand er keine innere Ruhe. Noch immer war er erschüttert von seinem unkontrollierten Verhalten während des Kampfes. Seine ganze Erziehung, die Regeln der germanischen Gesellschaft schrieen nach Rache. Rache für den toten Freund. Rache für den Verlust, den Eila erlitten hatte.
Dem gegenüber stand der Grundsatz, den Maíghreads Vater Baldur ihn gelehrt hatte und den er für sich angenommen hatte oder zumindest glaubte angenommen zu haben. Geduld beweisen, denn die Götter würden denjenigen strafen, der Unrechtes getan hat.
Yngve musste dringend mit Maíghread reden, um wieder inneren Frieden zu finden, sonst würde er nicht eher ruhen, bis er den Mörder Alans gestellt hatte und seine Rache befriedigt hatte.
Er schenkte den beiden Frauen neben sich ein eher gequältes Lächeln und sah dann zu Thyra hinüber, die stark und gefestigt wirkte. War dies alles nur Fassade oder war die Wala dem weltlichen Geschehen schon soweit entrückt, dass sie keine Rache mehr für ihren Bruder ersehnte?
Beiträge: 218 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Voller Unglauben sah Dagny ihre Lehrerin an. Unglauben darüber, was sie gefragt wurde...sie konnte doch jetzt nicht...nein, das war unmöglich! Jetzt, gerade jetzt, wo sie ihr Vertrauen in Tanfana völlig verloren hatte! Tränen kamen in ihr wieder hoch. Wie sollte sie das denn schaffen? Wie nur? Sie verlangte da unmögliche Dinge von ihr...sie war nicht so stark wie Thyra, sie konnte das doch nicht...noch nicht... Sie schluckte und schüttelte langsam den Kopf. Dabei stimmte das garnicht. Sie wusste schon noch, wie es ging, sie war ja nicht dumm und hatte es nicht vergessen. Trotzdem...innerlich, vom Gefühl her, konnte sie es nicht, auf keinen Fall... Sie sah der Reihe nach alle anderen an, die fast ehrfürchtig zu Thyra sahen. Wenn sie alle sie ansehen würden mit diesem Ausdruck...das würde ihr gefallen. Sie würde respektiert werden, von allen...und gemocht auch! Alle würden sie mögen und schätzen...und nicht als das unartige, böse oder auch schwache Mädchen von nebenan ansehen...sie würden sie mit großem Respekt behandeln, so wie sie Thyra behandelten...das würde ihr doch gefallen! Doch dazu musste sie...sie musste stark sein, so wie Thyra! Sie musste das schaffen, was Thyra von ihr verlangte...sie würde Trost finden in dem Respekt und vielleicht gar Zuneigung der anderen...und wenn sie es schaffte, würde sie sogar vielleicht Trost von Tanfana bekommen...
Wieder sah sie zu Thyra auf, entschlossen, es zu schaffen. Fast grimmig blickte sie nun drein und nickte nun doch. "Ich weiß es noch...und ich werde es versuchen..." Dieses Wechselbad der Gefühle und der Meinungen, der Gedanken, der Wendungen in ihr überraschte sie selbst...
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Zwar hielt Alarich an beiden Seiten die Hände umfaßt, aber alles rauschte an ihm vorbei, wie in einem bösen Traum. Er wollte hier weg. Nur hier weg. Alles Schreckliche hinter sich lassen. Doch er wußte, bevor es besser wurde, würde alles nur noch viel schlimmer werden. Keine Zeit für die Trauer. Die Lebenden brauchten ihn mehr als die Toten.
Beiträge: 416 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Pera war so in Gedanken versunken, daß er Achodis erst bemerkte, als dieser ganz heran war und ihn leise ansprach. Der junge Römer blickte auf und sofort hellte sich seine düstere Miene auf. "Achodis..." Woher wußte der Grieche eigentlich immer, wann Pera ihn brauchte? "Wie sehr wünsche ich mir, jetzt mit Dir in Deine Hütte gehen zu können. Ich sehne mich so danach, in die Arme genommen zu werden, - und auch Dich in meinen Armen zu halten." Er seufzte tief und mit hörbarer Unsicherheit. "Wie soll es nur weitergehen?"
Dann hob er den Blick und betrachtete besorgt den Verband um den Kopf seines Geliebten. "Wie geht es Deinem Kopf? Solltest Du Dich nicht besser schonen?" Tiefe Sorge klang aus seiner Stimme. Erstaunt fühlte er das Figürchen in seiner Hand. Und endlich erschien ein Lächeln auf seiner Miene. Ein leichtes nur, das auch gequält wirkte. Aber immerhin ein Lächeln. "Danke", hauchte er.
Allein das Peras Mine sich aufhellte, zeigte dem Griechen, das er es richtig gemacht hatte. Die Wünsche seines Liebsten konnte er nur zu gut verstehen. Ja, wie gerne würde er das nun mit ihm tun. Wie sollte es weiter gehen? Der Grieche blieb daraufhin einige Augenblicke sprachlos. Unsicher sah er sich um. Seine Stimme war leise.
„Halten Freunde sich nicht im Arm? … Ich...ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll... aber ich weiß, das du nicht allein bist. Wie ich auch. Und ich meine nicht nur uns.... wir haben hier Freunde. Gemeinsam kann man alles überwinden, Marcus.“
Der besorgte Blick erinnerte ihn an seine Kopfschmerzen. Der Grieche versuchte es mit einem Lächeln abzutun. Was ihm sicher nicht besonders gelang. Denn er war durchaus ein recht empfindlicher Mann, was Schmerz und Verletzungen anging.
„Der Kopf?...Ach..es geht schon...ehrlich...mach dir bitte keine Sorgen.“
Kurz fasste er sich an den Verband und verzog das Gesicht. Er war kein besonders guter Lügner. Aber er wollte auch nicht zu schwächlich gegenüber Marcus wirken. Dir Figur und das Lächeln seines Liebsten lenkte ihn wieder ab. Achodis erwiderte es unsicher. Dann kam ihm eine weitere Idee.
„Willst du mit mir beten?“
Er zeigte auf einen abseits stehenden Baum, der eine Hölung hatte, in der man die Figur durchaus aufstellen konnte. Die Götter waren doch überall. Und auch wenn er erst seit Marcus angefangen hatte ansatzweise an sie zu glauben, so wollte er es doch versuchen. Für Marcus, für seine, für ihre gemeinsamen Freunde.
Beiträge: 410 Mitglied seit: 10.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Oh, Thyra verstand Dagny nur zu gut, waren ihre GEfühle doch nicht weniger aufgewühlt und durcheinander. Einzig und allein die Tatsache, dass zwei Thyras in einem Körper lebten, ließ die Wala noch so ruhig erscheinen. Der Mensch Thyra litt nicht weniger, als die Dorfbewohner, sie hätte weinen können, ihren Schmerz und ihre Wut den Göttern entgegenschreien können. Aber über dem Mensch Thyra stand die Wala Thyra, die jedes GEfühl eisern kontrollierte und keine solchen Ausbrüche zulassen würde. Das war der Grund, warum Thyra sich so unerschütterlich gab, obgleich ihr Herz bis in seine Grundfesten erschüttert und verwundet war.
Nur deswegen schaffte sie es sogar, Stärke auszustrahlen, als sie auch Dagnys andere Hand ergriff: "Dann versuche bitte, dich in Trance zu versetzen, DAgny!" Die Wala schloss die Augen und stimmte einen Gesang an, der nicht aus Worten, sondern einfach nur aus Tönen bestand. Thyra selbst brauchte diesen Gesang nicht mehr, sie konnte einfach mit purer Willenskraft in den Zustand der Trance überwechseln, aber Dagny brauchte diesen Leitfaden noch. Und deshalb sang Thyra, ihre Stimme ruhig, auch wenn nur noch die fest geschlossenen Augenlider das Gefühlschaos in ihr verbargen.
Und plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper... Doch nein, es war nicht ihr Körper, denn Thyra sah, sich plötzlich von außen, sah, dass sich ihr Körper nicht vom Fleck gerührt hatte, sondern immer noch auf der Lichtung stand. Und ihre Füße trugen sie fort, weit fort und viel zu schnell, als dass sie hätte erkennen können, wohin sie lief. Aber Thyra wusste, dass sie in diesen Gebieten keine Angst haben musste, ein höheres Bewusstsein würde immer wissen, wohin sie lief und so lange sie Vertrauen hatte, konnte sie sich nicht verirren. Es war fast wie eine Heimkehr... Und dann stand sie am Ufer eines Flusses. Es war ein wunderschöner Fluss, breit und tief und voll klarsten Wassers. An den Ufern wuchsen Büsche und Trauerweiden und die Umgebung war voller Frieden. In dem Fluss lagen goldene Trittsteine und Thyra erkannte den Fluss, sie hatte ihn schön mehrfach gesehen. Das war der Grenzfluss zwischen Leben und Tod. Sie befand sich im Zwischenreich von wo aus die Seelen der Toten entweder mit oder ohne Führer zu Helle gelangten, oder aber von den Walküren nach Walhalla geholt wurden. Immer wieder jedoch verirrten sich Seelen im Zwischenreich und es brauchte alle Kraft einer Wala, um dieser verirrten Seele den Weg zu zeigen. Einige Männer, die sich suchend umsahen, kamen auf sie zu. Thyra erkannte einige Männer, die wohl am Heiligtum ihr Leben gegeben hatte. Unauffällig zog sie sich ein wenig zurück. Sie hatte hier nichts zu tun. Die Krieger zu geleiten, war die Aufgabe der Walküren, nicht die ihre! Sie wartete auf die einfachen Menschen, die ihrer Hilfe bedurften. Ob Dagny ihr gefolgt war, oder nicht, vermochte Thyra nicht festzustellen, denn das Zwischenreich war so groß, dass sie nicht unbedingt am selben Punkt stehen mussten. So notwendig, würden sie sich sehen, darauf vertraute sie. Immer mehr Krieger erschienen. Dann kamen auch die Frauen und Kinder. Die Frauen wussten, wohin, betraten die Trittsteine und waren rasch den Blicken der Lebenden sntschwunden. Aber zwei Kinder, ängstlich aneinandergeklammert, schienen nicht zu wissen, was mit ihnen geschehen war. Thyra trat ihnen entgegen und streckte ihnen die Hände hin. Und die Kinder ergriffen erleichtert ihre Hände. In diesem Moment erkannte Thyra komplett, wer sie waren. Im Zwischenreich gab es keine Geheimnisse mehr. Und obgleich sie Trauer ergriff, bei dem Gedanken, dass diese beiden wunderbaren Geschöpfe in wenigen Augenblicken dem Zugriff der Lebenden entschwunden waren, empfand sie doch zugleich auch Erleichterung darüber, dass die Kinder nun auf ewig in Sicherheit sein würden. Sie führte die Kinder zu den Trittsteinen und half ihnen bei der Überquerung, bis zwei Drittel des Flusses geschafft waren. Weiter durfte Thyra nicht gehen, sonst würde auch sie sterben müssen. Aber das goldene Licht, das hier leuchtete, würde den Kindern den Weg weisen: „Hier müsst ihr alleine weiter gehen, ich darf nicht weiter gehen, aber ich weiß, dass ihr es schaffen könnt, Aimo und Danhild, ihr werdet erwartet!“ Die Kinder lächelten und bedankten sich. Leichtfüßig sprangen sie von Stein zu Stein und nur Augenblicke später waren sie verschwunden. Thyra wandte sich ab und kehrte zum Ufer zurück. Zuerst kamen wieder Krieger, die von den Walküren gen Walhalla gehoben wurden. Dann entstand plötzlich Unruhe unter den Walküren, ein Mann schien gegen sie anzukämpfen … und riss sich los. Thyra erstarrte. Der Mann, der so heftig gegen die Walküren gekämpft hatte, war niemand anders, als ihr Bruder Alan! In einer Geste, die er als kleines Kind, wenn er sich des Nachts gefürchtet hatte, öfters gebraucht hatte, streckte er nun seiner Schwester die Hände entgegen: „Thyra, sie dürfen mich nicht fortholen! Noch nicht!“ So wenig Emotionen sonst Thyra berührten, wenn sie in Trance war, so musste sie nun doch gegen das plötzliche Aufwallen von Tränen ankämpfen: „Alan, deine Zeit ist um!“ Mit der Kraft der Verzweiflung klammerte er sich an Thyras Arm: „Aber wie kann ich das Eila antun? Es wird ihr das Herz brechen!“ Ungeweinte Tränen erstickten Thyras Stimme, als sie sich zwang, dem Bruder zu antworten: „Dir vermochte ich nie die Schwester zu sein, die du gebraucht hättest, kleiner Bruder! Aber ich schwöre dir, um Eila werde ich mich kümmern, wie um eine Schwester, ebenso wie um das Kind, das sie unter dem Herzen trägt!“ Alan schüttelte den Kopf: „Du warst, was du sein musstest, Thyra! Ich war derjenige, der nicht verstand!“ Nun kamen Thyra doch die Tränen. Sie fühlte sich schon lange schuldig, wegen ihres Zwists mit dem Bruder und nun das zu hören, war auch für sie zu viel. „Bruder, bitte! Ich könnte es nicht ertragen und Eila auch nicht, wenn wir wüssten, dass du in der Zwischenwelt gefangen bleiben musst, weil du nicht gehen wolltest, als der Ruf der Götter kam! Geh mit den Walküren, du wirst von Walhalla aus über Eila wachen können, das weiß ich! Und wenn sie aus dem ersten Tal der Trauer emporgeklettert ist, wird sie das auch spüren!“ Nun lächelte Alan doch: „Danke!“ Mit diesen Worten ließ er von Thyras Arm ab und die Walküren hoben ihn gen Walhalla. Thyra sah ihm nach, ohne viel zu sehen, denn immer noch verschleierten Tränen ihren Blick. Sie hörte noch seine letzten Worte: „Sage Eila, dass ich sie liebe!“ Aber sie nahm Dagnys Anwesenheit wahr und wandte sich ihrer Schülerin zu. Keinen Moment zu früh, denn im nächsten Moment erschienen Dagnys Eltern auf der Bildfläche. Auch sie sahen sich suchend um. Und Thyra flüsterte Dagny zu: „Nimm sie bei der Hand und führe sie über die Trittsteine im Fluss, aber nur bis zu zwei Dritteln, dann kehr um und komm zurück ins Land der Lebenden!“ Ihre Stimme klang eindringlich, Dagny sollte nicht mit ihren Eltern gehen, so schwer es auch war, geliebte Menschen fortgehen zu sehen...
Nach diese Kraftakt kehrte Thyra in ihren Körper zurück und öffnete die Augen. Beinahe hätte ihre Knie nachgegeben, aber irgendwie fing sie sich wieder und blieb stehen. Sie fühlte sich ebenso erschöpft, wie die Krieger, die gekämpft hatten. Aber Thyra kannte das. Solche Visionen waren kräftezehrend. Aber abgesehen davon, dass sie eine Spur blasser geworden war, als normal, sah man der Wala nichts an. Dass ihre Augen immer noch ein wenig feucht schimmerten, würde außer Dagny niemand sehen und vor Dagny versuchte Thyra nicht, sich zu verstecken, denn sie hätte es nicht gekonnt, das spürte sie.
Sie wandte sich nun wieder an das Dorf: „Brüder und Schwestern, eure Liebsten sind sicher angekommen, wo wir alle ihnen eines Tages werden folgen können! Und sie sind für uns nicht verloren, denn sie werden uns begleiten, hört auf den Wind und ihr werdet sie hören können!“ Tanfana hatte sich nicht gezeigt, aber das spielte für Thyra keine Rolle. Sie war nicht mehr abhängig von der Liebe der Göttin, sie hatte in sich selbst Kraft gefunden, Kraft, die nicht von den Göttern, sondern von ihrer Liebe zu den Menschen ihres Dorfes kam. Und Thyra wusste, dass sie jeden Schlag überstehen konnte, so lange es das Dorf nicht vollständig zerstören würde...
Beiträge: 218 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Dagny schoss die Augen, als Thyra zu singen begann. Langsam versuchte sie, nur sich auf die Melodie zu konzentrieren. Sie spürte und hörte irgendwann nur noch dieses Lied, nichts anderes mehr. Sie verank in eine Dunkelheit, die sie alles vergessen ließ, was um sie herum war. Von überall her ertönte die Melodie, lauter als Thyra sie sang. Und plötzlich stand sie neben Thyra an jenem Ort, der so schön war, dass sie es nicht glauben konnte. Sie konnte kein Wort sagen, sondern nur mit großen Augen beobachten, wie Thyra die Seelen der Verstorbenen auf die andere Seite des Flusses schickte, sich von ihnen verabschiedete. Plötzlich spürte sie einen Stich in ihrem Herzen. Da standen ihre Eltern und kamen auf sie zu. Sie wollten sich von ihr verabschieden! Sie fiel ihnen um den Hals und weinte Tränen, die nicht existierten.
Diese Tränen rannen aus den geschlossenen Augen einer starr stehenden Dagny in der irdischen Welt. Nachdem es vorbei war, öffnete sie die Augen und wischte sich über das Gesicht. Sie musste doch stark sein, doch konnte sie nicht. Obgleich sie jedes Geräusch vermied, rannen die Tränen weiter...
Beiträge: 314 Mitglied seit: 23.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Schweigend stand Maíghread zusammen mit ihrem Mann bei den anderen und schloss sich der traditionellen Beerdigungszeremonie stillschweigend an. Sie kannte es nicht und fand es ein wenig befremdlich. In ihrer Heimat waren Beerdigungen stets anders abgelaufen. Sie benutzte absichtlich nicht das Wort besser, selbst nicht in ihren Gedanken. Denn sie würde sich nicht erlauben die Traditionen einzelner Völker in Frage zu stellen. Viele der Dinge die während der Beerdigung von sich gingen, verstand die Heilerin nicht. Es gab einfach doch zuviele Unterschiede zwischen den beiden Völkern.
Hin und wieder warf sie Yngve einen Blick zu und versuchte zu erkennen was er gerade dachte oder fühlte. Maíghread wusste wie schlimm dies hier für ihn war, denn er hatte bei diesem schrecklichen Kampf einen guten Freund verloren und musste nun an seinem Grab stehen. Während der ganzen Beerdigung hielt sie die Hand ihres Mannes und tat keine anstalten diese wieder loszulassen. Auch wenn sie im Moment keine Worte finden konnte um ihren Mann zu trösten, so wollte sie das er wenigstens wusste das sie für ihn da war. Maíghread wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als Thyra verkündete das die gestorbenen dort angekommen waren, wo sie ihnen irgendwann hin folgen würden. Es war wohl kaum ein richtiger Trost für die Menschen die an diesem Tag und in der Zeit darauf um sie trauerten.
Noch eine Weile stand Maíghread mit ihrem Mann dort wo die Beerdigung stattgefunden hatte und hielt seine Hand in der ihren. Ihr war Kalt, doch sie würde so lange mit ihm hier stehen bleiben wie Yngve es wollte. "Ihr Tod wird nicht ungesühnt bleiben." Die Heilerin blickte ihren Mann an und unterstrich ihre Worte damit, das sie kurz seine Hand drückte. Sie glaubte daran, dass derjenige der für ihren Tod verantwortlich waren, dafür büßen mussten. "Wollen wir gehen?" fragte sie vorsichtig nach, denn allmäglich wurde diese Kälte unerträglich und ihr Rücken schmerzte sehr. Dennoch versuchte sie sich davon nichts anmerken zu lassen, da sie Yngve nicht dazu drängen wollte zu gehen.
Beiträge: 257 Mitglied seit: 11.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Die junge Töpferin blieb auf der Lichtung und im Kreis der Dorfgemeinschaft stehen bis sich hier und da die Hände der Versammelten lösten und die traurige Zusammenkunft sich dem Ende zuneigte. Es war seltsam hier zu sein und doch in Gedanken ganz weit weg in ihrem alten Dorf in vergangener Zeit ...
Eila spürte das Lied der Wala mehr als das sie es hörte, spürte eine warme Welle der Liebe über sich hinwegspülen - war dies nur Erinnerung, ein flüchtiger Traum?
Der wortlose Gesang endete, Thyra sprach zu den Menschen die in Trauer oder Mitleid hier zusammengekommen waren und die Bedeutung in der Worten der Wala drang zu Eila durch. Die junge Frau hob den Kopf und löste den Blick von der Grube die nun - nun mit Sicherheit - nur noch den Leib ihres Liebsten enthielt. Die Augen der jungen Witwe suchten Thyra und sie nickte der Wala zu, voller Dankbarkeit.
Eigentlich war Thyra ihr immer 'fremd' geblieben, wie vielleicht vielen im Dorf, vielleicht sogar ihrem verstorbenen Bruder ... das war wohl das Los einer Wala, einer heiligen Frau die nicht ganz bei den menschen sein konnte, weil sie auch bei den Göttern war. In dieser Stunde der Not aber fühlte sich Eila ihrer Schwägerin näher als je zuvor.
Als einige der Männer begannen, die Gräber zu verschließen wandte sich die Töpferin ab und ging wie von einem Traum umsponnen zum Lager zurück. Hier und da grüßte sie die vertrauten Menschen und warf ihnen dankbare Blicke zu, wenn sie versuchten Worte des Trostes zu finden. - Sie meinten es ja alle gut ...
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Als Thyra ihren Singsang anstimmte, sah Yngve ihr und Dagny mit versteinert wirkendem Geischt zu. Zuviel war heute geschehen, zuviele Menschen waren heute gestorben. Erinnerungsfetzen aus der Kindheit und Jugend zogen vorbei... nie wieder würde es so sein... nie wieder würde er unbeschwert mit seinem Freund Alan im Fluss schwimmen gehen oder an dem kleinen Weiher im Wald, wo jetzt Maíghreads caledonische Schwitzhütte stand, angeln... nie wieder. Dieser Römer hatte alles zerstört und doich war Alan nun an dem Platz, der einem tapferen Krieger zustand. Dies hatte der Römer ihm nicht nehme können, den Platz in Walhalla.
Ein wenig Trost schnenkte dem Schmied der warme Händedruck seiner Frau. Sie war die ganze Zeit bei ihm gewesen und dafür war Yngve ihr sehr dankbar.
Als die Gräber verschlossen waren, gingen die ersten Trauernden von der Lichtung. Yngve sah Maíghread dankbar an. Dafür, dass sie den Glaube hatte, dass der Tod dieser vielen Menschen nicht ungesühnt bleiben würde. Erst jetzt spürte er, dass die Hand seiner Frau eiskalt war. "Ja, lass uns gehen", sagte er leise und zog die frierende Maíghread mit unter seinen Umhang in seinen Arm.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Nach und nach verließen die ersten Trauernden die kleine Lichtung und kehrten zu ihren Wagen und dem improvisierten Nachtlager zurück, nachdem wenigstens der schwache Trost blieb, dass die Menschen, die heute ihr Leben lassen mussten, an dem Ort angekommen waren, der ihnen gebührte.
Dennoch war die Stimmung noch immer sehr gedrückt und die Menschen aus Alarichs Dorf sprachen nicht viel, zu tiefe Wunden hatte der Angriff der Römer heute in ihren Seelen hinterlassen, die Zeit brauchen würden, um zu heilen. Auch wusste noch niemand, was die Zukunft bringen würde, wo sie ein neues Zuhause finden würden, die grausamen Schatten der Römer lagen noch immer über ihnen...
Beiträge: 3715 Mitglied seit: 24.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Swana blieb an Alarichs Seite, egal wie lange er am Grab seines Sohnes verweilen würde, auch wenn alle anderen Trauernden schon gegangen sein würden. Noch immer hielt sie seine Hand. Die junge Richfrau verstärkte sanft den Druck ihrer Hand und wahrte so ein wenig Abstand zu den anderen Dorfbewohnern, (um Alarich eventuell am weggehen zu hindern). Ihr Blick, in dem Schmerz, Sorge und unendliche Liebe lagen, suchten den seinen. Der schwache Trost, dass die Gefallenen nun in Walhalla waren, linderte den Schmerz nicht wirklich.
„Alarich“, begann sie leise, sodass nur Alarich sie hören konnte, „bitte, hör mir zu. Wenn es jemanden gibt, der weiß wie groß der Schmerz ist, den du ertragen musst, dann bin ich es. Das weißt du. Ich habe meine Familie vor zwölf Monden verloren. Ich kann verstehen, dass du deinen Schmerz über Aswins und Alrichs Tod nicht zulassen kannst, nicht zulassen darfst, jedenfalls nicht den anderen Menschen hier gegenüber“, dass es ihr wehtat, dass er sie ausschloß, ließ Swana ungesagt, denn sie wollte ihm nicht noch mehr Schmerz zufügen, „aber bitte, verschließ dich nicht vor mir, nicht wenn wir allein sind... Ich bin deine Frau und wir haben uns einmal versprochen, über alles zu reden.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr, „Verschließ dich nicht vor der Trauer, sondern rede mit mir, sonst...“, die junge Richfrau stockte kurz, „...sonst wirst du daran zerbrechen...“, die junge Richfrau wählte ganz bewusst die gleichen Worte, die Alarich auch ihr gesagt hatte, immer und immer wieder, als sie vor zwölf Monden niemanden an sich heranlassen und nicht über den Schmerz, den der Tod ihrer Familie verursacht hatte, hatte sprechen wollte. Irgendwann war die Mauer, die sie um sich herum aufgebaut hatte, eingestürzt. Liebevoll sah sie ihn, als sie fortfuhr, „Du musst es nicht jetzt tun, du sollst nur wissen, dass ich für dich da bin... immer.“
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Langsam wanderten die Augen des Richs vom Grab seines ältsten Sohnes zu seiner jungen Frau. Er vernahm ihre Worte und nickte. Er verstand was sie meinte und doch konnte er sich, selbst ihr gegenüber, nicht öffnen. Nicht im Moment. Nicht in den nächsten Tagen. Es gab zu viel zu tun und Alarich wusste, wenn er die Trauer zuließe, würde sie ihn überrennen, wie eine Horde dieser römischen Reiten. „Ich weiß, Swana, ich weiß…“ erwiderte er leise, löste seine Hand aus der ihren und legte einen Arm um die Schultern seiner Frau, um sie an sich zu ziehen. Es würde der Moment kommen, in dem auch er trauern konnte, doch jetzt war die Zeit für ihn noch nicht da. Langsam wand er dem Grab von Aswin den Rücken zu. Jetzt, wo sein Blick sich schon von dem Grab gelöst hatte, war es einfacher. Mit müden Schritten ging Alarich neben seiner Frau her und verließ mit ihr gemeinsam die Lichtung.
Dank seiner Verletzung und Amalias Anweisungen hatte Almarius sich zwar dazu gestellt, musste sich aber die ganze Zeit an einen Baum lehnen und gab bald nach den letzten Worten auf. Er ging selber. Alleine. Voller Stolz. Doch später rächte es sich durch einen unruhigen Schlaf und zunehmende Schmerzen. Die Weiterreise nahm er nur noch wie durch einen Schleier wahr. Dabei sah er oft Aswin und Alrich vor seinem geistigen Auge. Vor allem Alrich schmerzte ihm dabei. Er hörte immer wieder die letzten Worte. Der eigene Bruder hatte ihn nicht...sie hatten sich im Streit auseinandergelebt und nichts schien dies irgendwie zu schwächen. Er hatte nur eine kühle Maske getragen. Um nicht zu zeigen, wie sehr ihm das alles schmerzte. Doch er zerrieb immer wieder etwas Minze zwischen den Fingern um zu riechen, was ihm immer half, die Ruhe zu bewahren. ... Der Duft der Heimat und der Geborgenheit.