Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 295 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Bernwards Frage überraschte ihn in der ersten Sekunde. Hatte Yngve ihm nicht längst alles erzählt? Vielleicht war ihm der Schmied wohlgesinnter als er gedacht hatte... vielleicht war es aber auch nur Zufall gewesen. Wie dem auch war, es änderte nichts daran. Raban fiel es sichtlich schwer zu sprechen. Als Isolde in ihrer ruhigen, vorsichtigen Art fragte, schien es ihn tief im Inneren zu treffen wie ein glühendes Eisen. "Es... es stimmt, was Yngve sagt.", begann er schließlich, den Blick zu Boden gerichtet,"In gewissem Sinne jedenfalls. Aber ich muss von vorne anfangen und es ist eine lange Geschichte." Er sah kurz auf und lächelte müde. Bernwards und Isoldes Gesichter sahen ihn erwartungsvoll an. Das Feuer warf flackernde Schatten und spiegelte sich in ihren Augen, während sein Knistern als einziges Geräusch die Stille durchbrach. Was immer die Götter mit ihnen vorhatten, zu irgendetwas musste das hier gut sein. Das hoffte Raban inständig. "Ich bin nicht so frei wie ihr. Ich bin ein Sklave der Römer, jedenfalls war ich das.", sagte er leise, "Mein Herr ist ein römischer Offizier, der mich aufzog. Ich weiß nicht, woher ich wirklich stamme, weil er es mir nie verraten hat." Er warf einen vertrockneten Grashalm in die Flammen. "Eines Tages kam Larcias Vater zu ihm und sagte, er bräuchte jemanden, der ihm seine Tochter wiederbringt. Ich sollte das für ihn tun und dafür die Freiheit erhalten, die ich mir mein Leben lang gewünscht hatte. Also willigte ich ein." Wieder hing ein Moment der Stille in der Luft und Raban wagte nicht, die beiden Menschen neben ihm anzusehen. Er wusste nicht, ob Bernward seine Beweggründe verstehen würde, er spürte nur, dass er das alles erzählen wollte. Erzählen musste. Nur dann konnte er Isoldes Zuneigung ohne Angst annehmen. "Die Geschichte mit dem Stoffhandel kennt ihr.", fuhr er fort, "Am Stand lernte ich Larcia kennen. Ich wusste sofort, dass sie es sein musste, weil sie nicht aussieht wie eine germanische Frau. Ich... ich weiß nicht, ich nehme an, ich mochte sie wegen ihrer Herkunft. Sie war eine Verbindung zu meinem bisherigen Leben und ich war trotz allem ziellos. Ich hatte nie gewusst, wo ich hingehöre und wer ich überhaupt bin. Römer oder Germane, oder beides?" Raban hielt inne. Der nächste Teil würde Isolde sicher wehtun... "Larcia und ich haben viel geredet... Irgendwann ist es passiert, ich hab sie geküsst. Darauf hat Yngve eben angespielt, er weiß durch Ragnar davon. Es gab Streit, weil ich den Kuss benutzen wollte, um Larcia und ragnar zu ihrem Vater zu locken. Eine Erpressung.", erzählte er leise, die letzten Worte stockend und mühsam. "Aber ich wollte nie mit ihr spielen, das ist nicht wahr. Auch wenn es unglaublich klingt... Es war keine Berechnung. Ich war so auf diese Freiheitsidee fixiert, ich... ich wusste mir einfach keinen Ausweg. Das ist keine Entschuldigung, ich weiß.", seufzte er. "Der Rest ist schnell erzählt. Yngve hat die Sache bei einem Streit mitbekommen, warum er es dir nicht erzählt hat, weiß ich allerdings nicht. Er wird seine Gründe gehabt haben.", fuhr er fort, "Als ich bemerkt habe, dass ich Isolde zuliebe im Dorf bleiben möchte, weil ich wirklich etwas für sie empfinde, war es eigentlich längst zu spät. Doch ich habe ihr versprochen zu bleiben, obwohl sie nichts davon wusste. Deshalb habe ich dich gefragt, Bernward." Endlich sah Raban auf. "Nur deshalb. Ich wollte mit Larcia nicht spielen und ich will auch mit deiner Tochter nicht spielen." Immer noch knisterte das Feuer leise, den beißenden Rauchgeruch nahmen sie alle nicht mehr wahr.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Bernward
Bernward wäre nicht Isoldes Vater, wenn er nicht gemerkt hätte, wie verunsichert seine Tochter in diesem Moment war. Sacht legte er seine Hand auf ihre und drückte diese leicht. Niemand würde seiner Tochter ungestraft wehtun, aber er würde sich erst einmal in Ruhe anhören, was Raban zu sagen hatte. Er war niemand, der sich nur auf die Aussage einer Seite verliess und gerade in diesem Fall, wollte er alle Fakten kennen, bevor er urteilte.
Ruhig, ohne eine Regung zu zeigen, hörte sich der Fischer an was Raban zu sagen hatte und begann erst zu sprechen, als der Händler geendet hatte.
"Freiheit ist das höchte Gut, welches wir neben der Familie haben", begann Bernward ruhig und er konnte diesn Wunsch sehr gut nachvollziehen, "Das ist auch einer der Gründe, warum wir jetzt vor den Römern fliehen. Eine Unterwerfung würde eine Art Knechschaft bedeuten, aber wir wollen unsere Freiheit behalten, selber entscheiden dürfen, wo wir leben oder gegen wen wir in den Kampf ziehen und deshalb kann ich dich gut verstehen, Raban, dass du ebenfalls diesen Wunsch hegst, frei zu sein. Dennoch hast du schwere Schuld auf dich gelanden, Raban. Dir hätte doch klar sein müssen, in welche Situation du Larcia, eine verheiratete Frau, bringst, indem du sie küsst. Du wärst irgendwann gegangen und sie hätte für deinen Fehler vielleicht sogar mit ihrem Leben bezahlt", eindringlich sah Bernward den Händler an. Er wollte den jungen Mann nicht schonen, ihm klarmachen, wie ernst die Situation im Zweifelsfalle für Larcia geworden wäre. Dann wurden seine Gesichtszüge ein bisschen weicher und er lächelte Raban sogar ein wenig an, denn er sah, wie sehr der junge Mann unter dem litt, was getan hatte und geschwiegen hatte, "aber ich sehe, dass du deine Tat ehrlich bereust und über die Angelegenheit mit Larcia habe ich nicht zu entscheiden, das ist Pharamonds Sache, aber eine Entschuldigung und gegebenenfalls ein Entschädigung halte ich in diesem Fall für durchaus angebracht."
Nachdenklich betrachtet er Raban, "Aber eines würde ich gerne noch von dir wissen, bevor wir uns zur Nachtruhe begeben sollten... warum ist es dir so wichtig, dass dieser Römer dich freilässt oder dir dieses Versprechen gab? Du bist hier unter Deinesgleichen und nicht mehr im Gebiet des römischen Imperium. Hier bist du kein Sklave, hier bist du ein freier germanischer Mann. Du hättest einfach nicht nach Mogontiacum zurückkehren brauchen."
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 24.03.2010 10:11:40
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Schweigend hielt Yngve Maíghread im Arm und hatte sie fest an sich gedrückt. Und es war ja vermutlich nicht nur das eigene Dorf, welches brannte, nach den Feuerscheinen am Horizont zu urteilen. Aber das musste Maíghread ja nicht wissen...
"Ich weiss...", flüsterte er, ...und es werden nicht die Einzigen in dieser Schlacht bleiben, fügte er noch in Gedanken hinzu. Der Schmied räusperte sich und sah seine Frau an, "Sie wussten, dass dies geschehen würde, m'annsachd. Falko und die Anderen, die zurückgeblieben sind, wollten lieber ehrenvoll mit einem Schwert in der Hand sterben, als auf ihrem Lager vor sich hinsiechen. Sie sind jetzt in Walhalla... Und wir sollten sie so in Erinnerung behalten, wie sie waren, als starke und mutige Krieger, die ihr Leben gelassen haben, damit wir weiterhin frei sein können."
Noch einmal drückte Yngve Maíghread an sich, "Und nun lass uns schlafen gehen, morgen wird wieder ein sehr antrengender Tag für uns alle werden..."
Beiträge: 314 Mitglied seit: 23.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Sicher wussten Sie es und trotzdem ist es grausam." Nur weil man wusste das man sterben würde, machte es das doch nicht leichter. Maíghread musste an die vielen Menschen denken die nun eine Familienmitglied verloren hatten. "Es wird nicht einfach sein für die Familien." Bei dem Gedanken an das was im Dorf passiert war, wurde der Heilerin ein wenig flau im Magen. Und so kam ihr Yngves vorschlag gerade recht. "Ja, ja lass und schlafen gehen. Aber nur das du es weißt...das Thema mit Raban ist noch nicht erledigt."
Beiträge: 207 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Isolde hatte sich gesetzt, um nicht unruhig auf und ab zu laufen. Erstens war das Zelt nicht sonderlich groß und zweitens hatte sie ihre Nervosität und Unsicherheit so – hoffentlich – besser im Griff. Sie hatte deutlich Mühe Rabans nun folgender Erklärung gefasst folgen zu können. Nie hätte sie mit so einer Offenbarung gerechnet. Nie! Die blonde Germanin versuchte Rabans Gesten zu deuten. Fast schon beschämt, aber vielleicht auch um sich besser sammeln zu können, hatte er den Blick zu Boden gesenkt. Sie hatte das Gefühl, dass er ihren Blick mied, doch dann sah er ihr einen Augenblick direkt in die Augen und war froh, dass er sich seiner Vergangenheit, die anscheinend unmittelbar mit dem Dorf und damit ihr selbst zu tun hatte, auseinandersetzte. Raban hatte also gelogen. Alles was er ihr über sich selbst erzählt hatte, seine Herkunft, seine Lebensgeschichte, ja sogar sein Beruf... Alles, alles, alles war eine einzige Lüge gewesen. So konnte es nicht fassen und der Schock stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Noch nie hatte sie sich so betrogen gefühlt. Jetzt verstand sie die Angst ihres Bruders und warum er so reagiert hatte. Wenn sie das gewusst hätte, wenn sie gewusst hätte, was er getan hatte, warum er in dieses Dorf gekommen war... Isolde versuchte ihre Angst, aber vor allem ihre Enttäuschung vor ihrer Familie zu verbergen, aber natürlich kannten sie ihre Isolde zu gut. Vor allem der Kuss, von dem er erzählte, schmerzte sie. Nicht nur diese Geste, wo allein schon eine einfache Berührung bei ihr selbst zu viel ausgelöst hatte, sondern auch, dass er Larcia in eine so große Gefahr damit gebracht hatte. Raban musste doch die ungeschriebenen Gesetzte kennen und wissen, wie die Konsequenzen für sie, aber vor allem für Ragnars Frau, ausgesehen hätten. Für sie war es unvorstellbar, dass jemand so berechnend, so selbstbezogen sein konnte, dass er eine andere Person in Lebensgefahr brachte. Nun war sie es, die den Blick zum Boden richtete. So groß ihre Enttäuschung auch war, so sehr konnte sie Rabans Verhalten auch verstehen. In einem Punkt schien er nicht gelogen zu haben: Die Freiheit war für ihn das größte Gut. Ruhig, fast schon zu ruhig, nahm sie wahr, wie er nun direkt zu ihrem Vater sprach und seine Zuneigung zu ihr beteuerte. Sie wollte und konnte sich jetzt nicht zu dem, was sie eben erfahren hatte, äußern. Wie hatte er ihr das nur verschweigen können? Alle hatten es gewusst, Yngve, Maighread... und Raban hatte es ihr nicht gesagt... Isolde lehnte sich an die Schulter ihres Vaters und war froh, dass es jemanden gab, der nun bei ihr war. Fast ohne jede Wertung nahm Bernward ihr eine Reaktion auf das Gesagte ab und Isolde dankte ihm im Stillen dafür. Die Frage, die er nun in den Raum warf, ließ sie zum ersten Mal wieder aufsehen und Raban direkt ins Gesicht sehen.
Beiträge: 295 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Am meisten traf ihn Isoldes Enttäuschung, die er deutlich spürte. Er senkte den Kopf, wusste nicht, ob er aus Scham, Selbsthass oder Traurigkeit die brennenden Tränen hinter den Augenlidern fühlte. Raban hasste sich für das, was er getan hatte und im Stillen wunderte er sich, dass Bernward so ruhig und sachlich bleiben konnte. Sicherheit sprach aus seinen Worten, aber auch ernst. Zum ersten Mal hatte Raban so etwas wie eine Vorstellung davon wie ein Vater seine Kinder behandelte. "Ich hasse mich selbst dafür, dass ich Larcia so in Gefahr gebracht habe.", erwiderte er und wischte die Spuren einer verirrten Träne aus dem Gesicht. Mochte Bernward es für Selbstmitleid halten, er konnte es nicht ändern. "Ich werde die Sache mit Pharamond und mit Ragnar persönlich klären, denn ihm habe ich damit am meisten geschadet." Bernwards nächste Frage klang freundlicher, Raban schöpfte ein wenig Hoffnung. "Ich weiß es nicht genau...", antwortete er ehrlich, "Bei den römern habe ich immer nur gelernt, dass Germanen Abschaum sind, wilde Tiere." Er sah ihn nachdenklich an. "Du weißt selbst, wie sie uns sehen. Weil mein Herr mich gut behandelte, glaubte ich ihm all diese Dinge und hasste die Germanen für das, was sie getan haben. Als ich dann hier in das Dorf kam, hatte ich gar nicht den Gedanken, dass ich ja frei war und nicht zurückgehen bräuchte. Es war sowas wie mein schlimmster Alptraum in einem Dorf voller Germanen zu leben!", erklärte er, den letzten Satz mit einem halben Schmunzeln. "Bis ich euch dann kennengelernt habe und gemerkt habe, dass sie mich immer angelogen haben. Ihr ward netter zu mir als ich es je hätte erwarten dürfen. Aber wie gesagt, zu Beginn war ich arrogant und hielt es nicht für nötig meine Meinung zu ändern... das geschah erst durch deine Tochter." Es tat weh, Isolde in dem Wissen anzusehen, dass sie ihm vermutlich nie verzeihen würde und dass er damit alles verloren hatte, was er wollte. Raban würde damit leben müssen, irgendwann würde es aufhören wehzutun. Vielleicht. Er wollte nicht wieder weglaufen.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Bernward
Bernward legte einen Arm um die Schultern seiner Tochter und rückte sie sacht an sich. Am meisten traf es sie, dass Raban so unehrlich gewsen war.
Ruhig blickte der Fischer den jungen Mann an und erwartete auch diesmal eine ehrliche Antwort von diesem. Rabans Körperhaltung und seine Gestik sagten mehr als es Worte vermocht hätten. Auch die Tränen, die er sich nun beinahe schon verlegen fortwischte, zeigten, wie sehr ihn diese ganze Sache traf. "Selbsthass bringt dich nicht weiter Raban. Lerne aus dieser Situation und handle beim nächsten Mal umischtiger." Berward nickte. Er sich nicht weiter einmischen, das war eine Angelegenheit, die Raban nun mit Pharamond allein zu klären hatte.
Rabans Erklärung, warum er so gehandelt hatte und nicht anders, war durchaus einleuchtend, "Ja, die Meinung der Römer über unser Volk ist allgemein bekannt, aber es gibt auch Ausnahmen. Pera, Livia und Larcia denken nicht so über uns." Nachdenklich sah Bernward den jungen Mann an, "Nun gut, Raban. Meine Entscheidung steht immer noch nicht fest, das wirst du verstehen. Du hast die Gastfreundschaft diese Dorfes und die meines Sohnes unter falschem Vorwand in Anspruch genommen, aber du warst wenigstens jetzt so ehrlich, uns die Wahrheit zu erzählen. Du wirst dich weiterhin beweisen müssen, bevor ich meine endgültige Entscheidung treffe, vorausgesetzt Isolde möchte diese Verbindung noch immer eingehen", Bernward blickte fragend seine Tochter an. Er würde sie nicht zwingen, selbst wenn seine Entscheidung positiv ausfallen würde.
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 26.03.2010 10:20:30
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Nein, das wird es mit Sichherheit nicht...", sagte Yngve leise und noch immer hielt er Maíghread fest im Arm. Es war für sie alle schwer, sie alle hatten diese Menschen gekannt und sie wären nicht mehr da, wenn sie ind Dorf zurückkehren würden...
Der Schmied hatte es sich schon beinahe gedacht, dass er bei seiner Frau nicht so glimpflig mit dem Thema Raban davon kommen würde, "...nicht mehr heute, m'annsachd", auch wenn Yngve diese Worte sehr leise und zärtlich zu Maíghread sagte, war deutlich, dass er in dieser Nacht nicht mehr über dieses Thema sprechen würde. Zusammen mit ihr kroch er unter die Felle und Decken, die ihnen als Nachtlager dienen würden.
Beiträge: 207 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Isoldes Gedanken überschlugen sich. So schockiert sie auch war, es fiel ihr nicht schwer das, was Raban erzählte nachvollziehen, seine Ängste ebenfalls empfinden zu können. Sie lehnte sich an die starke Schulter ihres Vaters und mehr denn je fühlte sie sich als seine kleine Tochter, war froh, dass er die Familie seit jeher beschützt hatte. Sie wollte erwachsen und unabhängig sein, aber in Wirklichkeit war sie doch noch klein und zerbrechlich, brauchte ihre Familie und die Hand, die ihr den Weg wies, wenn sie nicht mehr weiter wusste. Erst nach einer kleinen Pause bemerkte Isolde, dass die beiden Männer sie ansahen und anscheinend etwas von ihr erwarteten. Verwundert sah sie ihren Vater dann, erinnerte sich, dass er seine Antwort mit einer an sie gerichteten Frage beendet hatte. Sie schloss kurz die Augen und versuchte sich zu sammeln... Raban hatte sie belogen. Alles, was sie von ihm ihm, seiner Vergangenheit, Herkunft erfahren hatte, war eine einzige Lüge. Er hatte ein Netz aus Lügen gesponnen, in das er sich verheddert hatte. Doch bevor die Spinne, die gefangene Fliege fressen konnte, hatte er sich befreit und seine Fehler gestanden. Er war nicht geflohen, obwohl er so unendlich viele Gründe dafür gehabt hätte. Er war geblieben... Für sie... „Bitte, gib Raban die Möglichkeit sich weiter zu beweisen.“ Isolde drückte leicht die Hand ihres Vaters. „Ich kann ihm verzeihen und an meinen Gefühlen ändert es nichts.“ Noch immer war sie enttäuscht, aber ihr Herz teilte ihr sehr deutlich mit, dass dieser Zustand – so schmerzhaft er auch war – nicht von Dauer sein konnte. Sie hatte nicht nur Mitleid mit dem Händler, der eigentlich keiner war, nein, die wohlige Wärme, die sie empfand, wenn sie sich an ihn erinnerte, an seine vorsichtigen Berührungen, wenn sie ihn jetzt ansah, ihn betrachtete, wie er verlegen und voller Scham in ihr Gesicht blickte, ließ sie wissen, dass sie niemand anderen als ihn lieben wollte.
Beiträge: 295 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Die junge Frau brauchte einen Moment ehe sie reagierte, in ihrem Gesicht las er eine Mischung aus Enttäuschung und Unentschlossenheit. Dennoch klangen ihre Worte relativ sicher. Raban wagte es kaum zu glauben. Sie wollte ihn trotz allem? Trotz, dass er eine Frau und sogar das ganze Dorf so sehr in Gefahr gebracht hatte? Er hatte mit einer Abweisung gerechnet, mit Wut oder dem Wunsch, ihn nie wieder sehen zu wollen. Er hätte es verstanden, auch wenn es wehgetan hätte. Nun war es an ihm, einen Moment die Augen zu schließen. "Das heißt..." Er schluckte und schüttelte ungläubig den Kopf. "Es tut mir Leid, ich weiß nur wirklich nicht, was ich sagen soll.", murmelte er und warf Bernward einen entschuldigenden Blick zu. Die Wärme und Freude angesichts von Isoldes Entscheidung, schienen ihn innerlich verbrennen zu wollen. "Deine Tochter ist zu so vielem bereit.", sagte er schließlich, "Ich hätte es akzeptiert, wenn sie es nicht mehr gewollt hätte. Ich habe einiges wiedergutzumachen und bevor das nicht bereinigt ist, werde ich sicher nicht auf eine Entscheidung von dir hoffen."
Raban erhob sich, es war spät und er würde morgen vor allen anderen mit dem Erkundungstrupp weiterziehen müssen. Sein warmer Blick traf Isolde und er lächelte. "Wirklich, du verdienst etwas Besseres...", sagte er leise, "Aber ich danke dir für die Chance." Dann blickte er zu Bernward. "Dir danke ich natürlich besonders für deine ehrlichen Worte und dass du mir trotz allem die Gelegenheit gibst, mich zu beweisen." Das Feuer war beinahe erloschen und die nächtliche Kühle umfing sie mit klammer Feuchte. Es würde Regen geben. "Ich muss morgen vor den anderen los und wir alle können den Schlaf gebrauchen.", sagte Raban.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Bernward
Behutsam strich Bernward seiner Tochter über den Arm und nickte ihr aufmunternd zu. "Das werde ich, Isolde", lächelnd erwiederte der Fischer den Druck ihrer Hand. Seine Tochter hatte ihr Herz entscheiden lassen. Ob dies eine gute Entscheidung war, würde sich noch herausstellen. An Raban gewandt meinte er, "Nun, du hast gehört, was meine Tochter gesagt hat, Raban. Du sollst diese Chance bekommen, um ihretwillen. Ja, Isolde ist eine starke und tapfere Frau und sie hat eine Familie, die zu und hinter ihr steht, das solltest du nie vergessen." Nachdenklich blickte er den Händler an und nickte dann zu dessen letzten Worten.
Vielleicht hatte Raban recht, vielleicht verdiente Isolde Besseres, aber es würde sich noch heraustellen, ob der junge Mann nicht doch das Beste für seine Tochter war... "Du hast gesehen, welche fatalen Folgen Unehrlichkeit haben kann, Raban. Und jeder Mensch hat ein zweite Chance verdient. Nutze sie gut." Nachdem Raban sich zum schlafen verabschiedet hatte, legte Bernward seiner Frau und seiner Tochter Isolde einen Arm um die Schultern, "Wir sollten uns auch zur Ruhe begeben, meine Mädchen." Er sah zum dunklen Nachthimmel empor. Es würde Regen geben, das verrieten ihm nur allzu deultich seine alten Knochen und der dunkel verhangene Himmel.
Beiträge: 207 Mitglied seit: 11.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Etwas besseres... Isolde schüttelte leicht, kaum merkbar den Kopf, sagte aber nichts. Es waren bereits genug Worte hier im Zelt an diesem Tag gefallen, die sie nie hatte hören wollen und alles, was geschehen war, trug nicht gerade dazu bei ihr die nächsten Stunden und Tage leichter zu gestalten. Es gab so vieles, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging und sie Raban sagen wollte, doch sie schwieg. Auch Raban selbst schien zu denken, dass man diese Angelegenheit für den Augenblick besser ruhen lassen sollte. Er verabschiedete sich und ging und Isolde unterdrückte den starken Drang im Nachzulaufen, kuschelte sich stattdessen wieder an ihren Vater. Sie war sich sehr, sehr sicher, dass sie niemals jemand anderen haben wollte als Raban. Sie konnte und wollte sich nicht einmal vorstellen, dass man sie mit einem Mann aus dem Dorf verheiratete, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte. Allein der Gedanke daran fühlte sich so falsch an, dass sie ihn schnell wieder abzuschütteln versuchte.
„Ja, ich bin schrecklich müde.“, antwortete sie ihrem Vater leise und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange bevor sie sich von ihm löste und das Geschirr und übrig gebliebene Essen wegräumte. In der Hoffnung, dass der Schlaf erholsam sein würde, legte sie sich zu ihrer Schwester und Mutter. Die Wärme und Nähe der anderen würde sie vor schlimmen Träumen bewahren, dessen war sie sich sicher. Sie hoffte inständig, dass weder Bilder eines brennenden Dorfes, noch die Sorge um ihre Familie, ihren Bruder, Raban oder das, was jener ihr eben gestanden hatte, sie verfolgen würde.
Tbc: Schattenlager >> Tross Mitte
05.04.2010 10:16:07
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