Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 1374 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Es war zunächst ein sehr schweigsamer Ritt. Grimoald sah es dem Jungen an, daß er erst einmal in Gedanken mit allem fertig werden mußte. Es störte ihn nicht. Er befaßte sich derweil mit den Hunden und mit dem Adler. Doch nach einer Weile brach Lucan dann doch das Schweigen und Grimoald blickte ihn einen Moment lang ungläubig an. Über was der Junge sich so alles Gedanken machte! "Damit hast Du sicher nicht unrecht. Sie wollen Macht demonstrieren. Sie tun es, weil sie es können und niemand sie zur Rechenschaft zieht. Und Kinder machen sie besonders gern zu Sklaven, weil diese noch leicht lernen. Und schnell vergessen, wenn sie jung genug sind. Lucan... Das Leben ist oft hart und ungerecht. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Meine Erfahrung ist die, daß die Götter demjenigen helfen, der nicht aufgibt. Demjenigen, der jede Chance, sein Leben zu Besseren zu ändern, tapfer ergreift, auch wenn er dabei immer wieder scheitert. Eines Tages klappt es dann doch. Merke Dir immer: Wer kämpft, kann verlieren. Aber wer nicht kämpft, hat schon verloren."
Beiträge: 588 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ernst hielt Lucan seinen Blick auf seinen Papa gerichtet und nickte versonnen zu seinen Worten. "So wie damals, als ich geflohen bin", schloß er aus seiner Erklärung. "Ich hab immer wieder daran gedacht, daß ich irgendwann vielleicht von Constantinus wegkann. Nicht nur, als Lucanus mich kaufen wollte. Aber es war nie eine andere Gelegenheit da, außer er ... bis Constantinus dann gestorben ist, und ich zu Lucanus sollte. Weil ich auch sonst so gehorsam war, haben die Männer gedacht, sie brauchen mich nicht fesseln, und als sie irgendwann kurz nicht aufgepaßt haben, bin ich einfach losgelaufen. Irgendwie komisch. Als ob die Götter mir schon vorher ein Zeichen geben wollten, als Lucanus versucht hat, mich Constantinus abzukaufen." fiel ihm im Nachhinein auf. "Ist Hoffnung eigentlich auch sowas wie Kämpfen, nur eben innen drin?"
Beiträge: 1374 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Grimoald nickte entschieden. "Ja, das ist es. Kämpfe werden nicht nur mit Waffen und Fäusten geführt. Eigentlich sind das sie selteneren." Er musterte Lucan nachdenklich. Vielleicht sollte der Junge mal mit der Wala sprechen? Sie konnte ihm vielleicht die Welt und diese ganzen Zusammenhänge besser erklären, als so ein oller Jäger wie er es konnte. Manchmal fühlte er sich entsetzlich unzulänglich, wenn es um die vielen Fragen der Jungen ging. Ja, auch Marwin überforderte ihn manches mal.
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"Ist bestimmt auch besser so", stellte Lucan fest. "Probleme mit Worten zu lösen ist auch auch immer besser, als gleich loszuschlagen." Mit einem leisen Zungeschnalzen gab er Vangio das Zeichen, ein bißchen schneller zu laufen, so daß er ein Stückchen zu seinem Vater aufholen konnte. "Weißt du, vorhin die Geschichte, das war schlimm, aber jetzt weiß ich wenigstens, daß ich nicht der einzige Überlebende bin - und das macht es irgendwie auch leichter. Es macht das, was passiert ist, nicht mehr so unglaublich ... groß."
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Grimoald war sich nicht ganz sicher, ob Lucan ihn so verstanden hatte, wie er es gemeint hatte. Aber vorerst wollte er es dabei belassen. Lucan brauchte Zeit, das alles durchzudenken. Er würde schon irgendwann wieder damit zu ihm kommen.
"Ja, das war sehr schlimm. Aber weißt Du: Sie sind wenigstens unter Freunden gestorben, das ist auch viel wert. Und... ich bin sicher, Du wirst Überlebende finden. Sie werden sich freuen zu sehen, daß Du auch überlebt hast und daß es Dir gut geht."
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Wieder nickte Lucan, diesmal jedoch mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Er freute sich jetzt schon darauf, die Menschen wiederzusehen, die einst zum Dorf seines Vaters gehört hatten. "Meinst du, bis heute Abend sind wir in Luitwinis Dorf?"
Beiträge: 1374 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Nach den Beschreibungen des Richs sollten wir das schaffen können." Grimoald schaute zu Lucan und schüttelte den Kopf. Jetzt lächelte der Junge schon wieder. Wie schnell doch die Stimmung bei Kindern schwankte. Aber er würde bestimmt nicht darauf drängen, daß Lucan wieder bedrückt und grüblerisch wurde. Mit einem Lächeln auf den Lippen war er ihm deutlich lieber. "Es ist nicht sehr weit bis dorthin."
Beiträge: 588 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Na die werden sicher staunen", prophezeite der Junge, wobei sein Lächeln auch wieder seine Augen erreichte. Geschickt trieb er Vangio weiter an, um somit neben Grimoald reiten zu können, zumindest dort, wo die Straße breiter war.
Beiträge: 1374 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Das werden sie ganz sicher", lächelte Grimoald. Die Ruhe auf dem Weg empfand er als wohltuend. Wobei er vermutete, daß Lucan sich eher wünschte, das Dorf würde nach der nächsten Wegbiegung auftauchen. Ganz so schnell ging es aber nicht. Grimoald mochte so etwas eigentlich gar nicht. Von Dorf zu Dorf reiten, so furchtbar viel reden, überall das Gleiche erzählen. Aber für seine Söhne war er eben auch bereit, mal über seinen Schatten zu springen. Mit etwas Glück konnten sie auch bald nach Hause zurück reiten. Er sehnte sich nach Livia. Und auch nach Marwin, so mürrisch der auch manchmal war. Sogar nach Roald, vielleicht gerade wegen dessen trockenen Scherzen.
Nach Stunden des Reitens durch den Wald erreichten die beiden dann doch endlich das Dorf des Luitwini. Der Tag neigte sich schon dem Ende zu und sie würden wohl hier um Obdach für die Nacht bitten müssen. Die Verhandlungen am Tor dauerten nicht lange. Grimoald stellte sich und seinen Sohn vor und bat um Gastfreundschaft. Und schon wurden sie zur Hütte des Richs geführt.
"Seid mir willkommen in meinem Haus, Marser", begrüßte Luitwini seine Gäste und reichte Grimoald den Begrüßungstrunk. Dann setzte man sich an den Tisch und der Austausch von Neuigkeiten begann. So wie in jedem Dorf waren alle mehr an allgemeinen Informationen interessiert. Und hier hörten sie auch zum ersten mal, daß die Römer sich in Bewegung gesetzt hatten. "Wir haben es von einem Händler. Er sagte, aus dem großen nördlichen Lager sind große Truppen losgezogen. Aber Richtung Süden. Und sie blieben auf ihrer Seite des Flusses. Aber ich sage Dir: Das hat nichts Gutes zu bedeuten. So spät im Jahr tun sie das sonst nie! Erst gestern haben wir Späher auf den Weg geschickt, um herauszufinden, was da los ist. Habt ihr gar nichts davon mitbekommen?"
Grimoald schüttelte den Kopf. "Nein. Aber das ist auch kein Wunder, wenn sie auf ihrer Seite des Flusses blieben. Sollen sie nach Süden ziehen, dann lassen sie uns wenigstens in Ruhe."
"Ja, aber die Frage ist: Wie weit ziehen sie nach Süden?" Luitwini zuckte mit den Schultern. "Sag es Deinem Rich, wenn Du nach Hause kommst. Ihr solltet den Fluß nicht aus den Augen lassen. Irgendwo werden sie ihn überqueren. Vielleicht tauschen sie ja auch nur Truppen aus. Aber sonst machen sie das so, daß die neuen erst ankommen müssen, bevor die alten gehen. Und das war wohl nicht der Fall." Luitwini nahm nicht an, daß sein Dorf in Gefahr war. Aber Stämme, die weiter südlch lebten, sollten seiner Meinung nach auf der Hut sein.
"Ich werde es ihm sagen", versicherte Grimoald, der beunruhigter war, als er sich anmerken ließ. Aber nein, so spät im Jahr griffen die Römer nicht an. Das taten sie nie. "Was uns aber eigentlich herführt. Mein Sohn Lucan hier stammt ursprünglich aus dem Dorf des Gervin, hier ganz in der Nähe, das vor einigen Jahren von den Römern niedergemacht worden ist. Er sucht nach weiteren Überlebenden aus seinem Dorf. Wir hörten, daß einige sich hierher zu Dir geflüchtet hätten. Stimmt das? Können wir mit diesen Leuten reden?"
Luitwini nickte. "Ja, es sind einige hierher gekommen. Die meisten zogen nach einer Weile weiter zu Verwandten oder Freunden, die bereit waren, sie aufzunehmen. Es haben ja fast nur Frauen und Kinder überlebt. Ein Geschwisterpärchen war eine Weile hier, sie hatten niemanden mehr. Wir hätten sie schon aufgenommen, aber sie hatten sozusagen Hummeln im Hintern. Sie suchten wie ihr nach weiteren Überlebenden. Rodrik hieß der kaum erwachsene Junge und seine kleine Schwester Adele. Tja, ich weiß nur, daß sie von Dorf zu Dorf zogen und suchten. Hier geblieben ist eine alte Frau mit ihrem Enkel. Sie heißt Iduberga, vielleicht kennst Du sie? Ihr Enkel heißt Mombert, er ist gerade erst drei Jahre alt und weiß zum Glück schon nichts mehr von seiner furchtbaren Vergangenheit. Mein Bruder hat die beiden in seinen Haushalt aufgenommen."
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Je weiter die Stunden vorüberzogen, desto ungeduldiger wurde der Junge auf dem Rücken seines Pferdes. Zwar nörgelte Lucan nicht, doch man konnte an dem unbewußten Geschaukel seiner Beine erkennen, daß ihm der Ritt durch den Wald viel zu lang vorkam. Selbst sein Versuch, sich durch das Erlauschen und Unterscheiden von Vogelstimmen abzulenken, scheiterte kläglich. Denn trotz seiner Langeweile mußte er sich auf den Weg konzentrieren, der stellenweise uneben war. Allmählich wurde es kühler und Lucan merkte, wie auch das Sonnenlicht um sie herum nach und nach schwand. Insgeheim fragte er sich, ob Vangio auch das Gefühl hatte, daß dieser Weg ewig dauern würde. Der Wald lag mittlerweile hinter ihnen, und Lucan hielt bei jeder Biegung den Blick gespannt auf den Horizont gerichtet.
Als er dann tatsächlich in einer Entfernung Rauchschwaden am Himmel entdeckte, hätte er vor Freunde fast einen Hüpfer gemacht. Gerade noch konnte er innehalten, da er Vangio nicht weh tun wollte, denn das Pferd war sicher erschöpft von dem weiten Ritt. Stattdessen streckte der Knabe die Hand aus und schaute sich nach seinem Vater um. "Schau mal da!" Glücklich grinste er ihn an, und die letzten paar Wegbiegungen kamen ihm gar nicht mehr allzu weit vor.
Wenig später saß Lucan in der Richshütte zwischen den Männern und Frauen am Tisch und ließ sich einen Becher Käsewasser schmecken. Wie immer, redeten die Erwachsenen erstmal eine ganze Weile über Geschehnisse aus dem weiteren Umkreis, die wichtig für Luitwinis Dorf sein konnten. Inzwischen hatte Lucan sich daran gewöhnt, sich so lange zurückzuhalten, bis diese Dinge geklärt worden waren. Obwohl diese Geschichten ihn meistens langweilten. Doch nach einiger Zeit sprach der Rich etwas an, was ihn verdutzt aufsehen ließ. Große römische Truppen waren Richtung Süden unterwegs? "So spät im Jahr tun sie das sonst nie!" - der Satz hätte nun auch von Grimoald stammen können. Hin und her gerissen zwischen leichter Angst und Neugier, schielte Lucan zu seinem Papa hinüber. Dieser jedoch blieb überraschend ruhig, und dem Kind erwich ein erleichtertes Aufatmen. Solange Grimoald ruhig blieb, gab es auch keinen Grund zur Panik, davon war er überzeugt! Luitwini zeigte sich allerdings besorgter als sein Vater, und unwillkürlich begann Lucan nun in einem alten Reflex, eine seiner Haarlocken um den Zeigefinger zu zwirbeln. "Ihr solltet den Fluß nicht aus den Augen lassen. Irgendwo werden sie ihn überqueren." Die Worte weckten ein komisches Gefühl in seiner Bauchgegend, das er nicht so recht einordnen konnte. Doch noch ehe er darüber nachdenken konnte, war es schon wieder verschwunden - denn Grimoald hatte einen einfachen Satz gesagt, der auf den Jungen wirkte, als hätte er eine Zauberformel ausgesprochen. Wupps - binnen eines Gedankenblitzes hatte Lucan den Kopf gedreht und seine gesamte Aufmerksamkeit nun auf Luitwini gerichtet. Zeitgleich hatte seine Hand, immer noch in seinem Haar verwickelt, innegehalten, um sich schließlich auf den Tisch zu senken.
Wie der Rich im vorherigen Dorf, hatte Luitwini zunächst schlimmes, aber auch positives zu berichten. Es war gut zu hören, daß Frauen und Kinder überlebt hatten, aber leider hieß das fast nur eben auch, das viele Familien ihre Väter verloren hatten. Doch Lucan wußte, dies war Kriegerschicksal, und eines Tages würde auch er alt genug sein, dieser ehrenhaften Pflicht nachzukommen. Ein Geschwisterpärchen war eine Weile hier, sie hatten niemanden mehr. Das Kinn in beide Hände gestützt, lauschte Lucan geduldig, was Luitwini zu erzählen hatte. Nur seine nahezu krampfhaft ineinander gefalteten Finger verrieten, wie aufgeregt er bei dessen Worten tatsächlich war. Denn der Rich nannte Namen, die er kannte! Mit Rodrik hatte er nicht so viel zu tun gehabt, weil er einfach viel älter war als er, aber seine Schwester Merlind hatte oft mit Adele gespielt! Zusammen mit seinem Lächeln hatte sich freudiger Glanz in Lucans blaue Augen geschlichen, und kaum daß Luitwini zuende gesprochen hatte, konnte er nicht länger an sich halten. "Adele war die Freundin von meiner Schwester!" platzte er strahlend heraus. "Und Iduberga, das war die Frau, die immer solche tollen Geschichten erzählt hat. Alle Kinder ha'm behauptet, daß sie schon immer so alt und weise gewesen ist, und Mombert war damals noch ein Säugling -" abrupt hielt er inne und zog die Augenbrauen zusammen. Erstens, da er bemerkt hatte, daß er ins Plappern gekommen war und zweitens, weil er daran denken mußte, was wohl mit Meinrad und Wunna passiert war ... den Eltern des Kleinen. Augenblicklich senkte seine Stimme sich zu einem Flüstern. "Sind seine Eltern tot?" Unruhig knetete Lucan seine Finger ineinander. Das stetige Auf und Ab seiner Gefühle machte ihn sichtlich nervös. Ein Wirrwarr von Empfindungen, so mächtig, daß es ihm keine Tränen erlaubte, aber auch nur ein Aufflackern von Freude. Trotzdem blieb er nach wie vor so ruhig wie möglich sitzen. Und nicht nur das zeigte, wie wichtig dieses Gespräch für ihn war, sondern auch seine Augen, die, fragend und wissend in einem, denen Luitwinis begegneten.
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Der Rich mußte unwillkürlich lächeln bei Lucans Ausbruch. "Es ist schön zu sehen, daß es noch weitere Überlebende gibt. Iduberga war in der ersten Zeit kaum dazu zu bewegen, überhaupt etwas zu sagen. Aber inzwischen erzählt sie wieder ihre Geschichten und die Kinder sitzen ihr gerne zu Füßen. Sie weiß überhaupt sehr viel und auch wenn ihre Augen und ihre Hände nicht mehr so wollen, so gehen doch die Frauen mit ihren kranken Kindern immer zuerst zu ihr. Und sie holen sich auch in vielen Fragen des Alltags Rat bei ihr." Sein Bruder hatte es nicht bereut, die alte Frau aufzunehmen, obwohl sie eigentlich ein unnützer Esser war. "Ihr beide könnt heute Nacht hier bei mir bleiben. Und ihr könnt auch gerne zu meinem Bruder gehen und in seinem Haus mit Iduberga sprechen. Es ist das Haus, das links direkt neben meinem gelegen ist." Bei der letzten Frage des Jungen wurde der Rich aber gleich wieder sehr ernst. "Ja, sie sind tot." Warum den Jungen anlügen? Er war sicher nicht hier, um geschont zu werden.
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"Danke, Luitwini", meinte Lucan, sichtlich betroffen, aber dennoch ehrlich. Ohne es zum merken, hatte er sich während der letzten Worte des Richs an Grimoald gekuschelt. Jetzt, wo er so viel schlimmes, aber auch gutes vom Schicksal der Dorfbewohner hörte, die einst Gerwins Gaue angehört hatten, fühlte er sich gleichzeitig aufgewühlt und hundemüde. Vielleicht sah man es ihm an, und Luitwini wies sie deshalb darauf hin, daß sie heute Nacht hierbleiben könnten. Trotzdem wollte er gern noch mit Iduberga sprechen, wenigstens ein paar Worte wechseln. Sie würde sich sicher freuen, ihn wiederzusehen und diese Nacht hier zu wissen. "Ich würd gern mitgehen", gab er daher unumwunden zu, warf jedoch einen fragenden Blick zu seinem Papa.
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Prüfend musterte Grimoald seinen Sohn. Er sah müde aus. Und traurig. Unwillkürlich hob er die Hand und strich dem Jungen über den Kopf. "Natürlich, geh nur. Möchtest Du lieber allein gehen? Oder soll ich mitkommen?" Er war sich nie sicher, was das beste für Lucan war. Eigentlich wollte er ihn keine Minute aus den Augen lassen. Aber der Junge brauchte vielleicht auch mal Abstand. Fragend blickte Grimoald Lucan an. Versuchte in seinem Blick zu erforschen, was er wollte. Denn manchmal sagte der Mund nein und die Augen, die doch der Spiegel des Herzens waren, sagten ja.
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Lucan preßte nervös die Lippen zusammen, nickte aber sofort. Es war aufregend für ihn, gleich Iduberga und Mombert zu sehen, und doch fühlte er sich irgendwie hilflos. Das Wissen, das die anderen Überlebenden seinen Schmerz teilten, war größtenteils erleichternd, aber es war trotzdem die erste Gelegenheit für ihn, überhaupt mit anderen Überlebenden zu sprechen - nachdem er ein Jahr lang versucht hatte, die Erinnerungen für sich zu verarbeiten. Es wühlte so viele Gefühle auf einmal in ihm auf, daß Lucan kaum damit nachkam, sie innerlich zu ordnen. Dafür auch ncoh Worte zu finden, war im Moment einfach zu viel für ihn. So streckte er nur seine Hand aus, um sie Halt suchend auf die von Grimoald zu legen.
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Grimoald spürte die kleine Hand in seiner und drückte sie leicht. Er erhob sich, ohne loszulassen. "Du entschuldigst uns bitte solange?", fragte er den Rich, der lächelnd nickte. "Grüßt meinen Bruder schön von mir."
Sie verließen die Hütte des Richs und Grimoald blieb vor dem Haus noch einen Moment stehen. "Das wird bestimmt nicht leicht, mein Junge. Wenn es Dir zuviel wird, wenn Du dann gehen willst, dann gib mir ein Zeichen, in Ordnung?" Er drückte die Hand seines Sohnes noch einmal und wartete auf eine Antwort, bevor sie an der Nachbarhütte klopften.