Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
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Frauengespräche
Monat und Tageszeit: Zwei Tage nach "Die Zeit, die wir teilen" im April, Vormittag Beteiligte Charaktere: Sigrid (gepostet mit Jandriks Account), Jandriks Mutter, und Ida Plot: ein Gespräch unter Frauen....
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Sigrid
Es waren kaum zwei Tage vergangen seit ihr Sohn und seine Frau von der Jagd zurück waren und Sigrid mochte Idas Hilfe nicht mehr missen. Die beiden Tage, die das junge Mädchen gefehlt hatte, hatten es ihr wirklich nicht leicht gemacht. Was musste Jandrik auch gerade nun auf solche Gedanken kommen! So kurz nach der Hochzeit... Aber sie konnte es sich schon denken, dass die beiden damit auch ein bisschen für sich hatten sein wollen. Sigrid mochte Ida, sie war ein fleißiges Mädchen und eine gute Hilfe, auch wennn sie sich vorher nicht ganz sicher gewesen war. Man hörte ja viel im Dorf. Ida galt als vorlaut und wild, schon seit sie klein gewesen war. Trotzdem hatte Sigrid sich nicht beklagt als die Vermählung unter den Männern vereinbart worden war. Sie wollte lieber abwarten, was denn aus Ida mal für eine junge Frau werden würde... und schlussendlich hatte sie Recht behalten. Ida war kein zartes Pflänzchen, sie konnte anpacken und mithelfen, das verschaffte ihr gewisse Anerkennung von Sigrid. Außerdem, und sie wusste, dass jede Mutter so denken würde, spürte sie, dass sie ihrem Sohn gut tat und er mehr lachte als früher. Das erfreute ihr Herz mehr als alles andere. Sigrid trat, den Kessel mit beiden Händen haltend, aus der Hütte, um ihn zu schrubben. "Ida, hilf mir mal bitte!", rief sie nach drinnen. Gersine, die schwangere Frau ihres ältesten Sohnes, war sowieso gerade nicht ansprechbar. Und so mussten Ida und Sigrid derzeit vieles zu zweit machen.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Es war gerade einmal zwei Tag her, dass Jandrik und sie auf ihrem Jagdausflug gewesen waren, aber es kam Ida schon wie ein halbe Ewigkeit vor, wie ein langsam verblassender Traum am Morgen. Und dann noch der überstürzte Aufbruch am letzten Morgen, weil die Wunde an seinem Arm, die der Wolf ihm zugefügt hatte, sich entzündet hatte. Und nun hatte das tägliche Einerlei, die stupide Hausarbeit, die Ida so sehr hasste, wieder, dennoch erledigte sie ihren Teil der Arbeit. Sie mochte manchmal aufsässig und rebellisch sein, aber da nun auch noch Jandriks Schwägerin beim größten Teil der Hausarbeit ausfiel, da die Schwangerschaft ihr wirklich übel zusetzte, konnte die junge rothaarige Frau nicht alles ihrer Schwiegermutter überlassen, zumal diese sich nicht besonders gegen den Ausflug in den Wald gesträubt hatte, aber sie war auch diejenige,vorn der keinen verstohlenen oder abschätzenden Blicke kamen, wie zum Beispiel von Jandrik Vater oder seinem Bruder, denn sie hatten seit dem Morgen in der kleinen Schutzhütte nicht mehr beieinander gelegen und wenn man mit der Familie in einer Hütte lebte, fiel soetwas natürlich sofort auf. Natürlich hätte sich Ida mit ihrer monatlichen Blutung herausreden können, aber sie wollte niemanden anlügen...
Als Sigrid nach ihr rief, warf Ida die Näharbeit, sie sie gerade wieder aufgenommen hatte, nachdem sie Hademar im Stall zur Hand gegangen war, sofort wieder beiseite und eilte zu ihrer Schwiegermutter nach draußen, nichts war der rothaarigen jungen Frau lieber, als dieser Näharbeit in der Hütte zu entkommen! „Warum schleppst du denn die schweren Kessel alleine nach draußen....?“, schimpfte sie. Ida wusste, dass Sigrid immer wieder mal Probleme mit dem Rücken hatte.
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Sigrid
Sigrid ließ sich von ihrer Schwiegertochter die Kessel abnehmen, jedenfalls einen davon. Den zweiten behielt sie fest in der Hand, schließlich war sie noch keine alte Frau und musste sich alles abnehmen lassen. Dass ihr Rücken manchmal schmerzte, war noch kein Grund, sich von den jungen Dingern alles hinterhertragen zu lassen. "Komm, wir brauchen Wasser!", erwiderte sie darum etwas schroff und ließ den Kessel vor der Hütte stehen, um ein paar Wassereimer zu holen. Die hatte sie heute morgen schon geholt und neben den Eingang gestellt. Nun schüttete sie die Hälfte des Wassers in einen Kessel und begann, ihn mit einer Bürste zu schrubben. "Mach du den zweiten Kessel, dann sind wir schneller fertig.", sagte Sigrid, schickte aber ein leichtes Lächeln hinterher, um ihre Schroffheit abzumildern. Unter lauter Männern war sie harte Befehle gewohnt, das bekam Ida zu spüren, obwohl Sigrid es niemals böse meinte. Es ging einfach nur schneller als lange freundlich zu bitten. Ida schien dagegen ihre Schwierigkeiten mit den Männern in der Hütte zu haben, auch wenn sie es nicht zeigte. Ihr Mann sah sie oft genug mit einem Grinsen an, weshalb Sigrid ihn sowieso schon immer rügte. Ihre Söhne waren auch nicht eben sanft zu Ida in ihren Bemerkungen... Jandrik war der Einzige, der es Ida nicht übel zu nehmen schien, dass sie das Lager nicht so oft teilen wollte. Ausgerechnet er. Doch Sigrid kannte ihren Sohn und wusste, dass er der Sanftmütigste von ihnen war und dass er seine Frau nie zu etwas drängen würde. "Die Männer können ganz schön rauh sein, nicht wahr?", bemerkte sie, während sie den Kessel säuberte. "In einer Hütte voll davon gewöhnt man sich schnell daran... Und im Grunde sind es alles liebenswerte Kerle."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Wie gut, dass Sigrid mit Ida keine nachtragende Schwiegertochter bekommen hatte. Aus ihrem Verhalten schloss die junge Frau, dass sie Jandriks Mutter mit ihrer Bemerkung wohl ein bisschen in ihrer Ehre gekränkt hatte. Sofort nahm Ida die andere Bürste zur Hand und begann den zweiten Kessel zu schrubben. Auch Sigrids Lächeln erwiderte sie kurz, bevor sie sich hier draußen an der frischen Luft, an die ihr nicht geliebte Arbeit zu machen.
An sich hatte Ida keine Probleme mit Männern umzugehen, hatte sie doch als Kind immer lieber ein Junge sein wollen, aber diese ständigen Sticheleien, die sie oft nur subtil von den männlichen Bewohnern, außer von Jandrik selbst, abbekam, nervten sie ungemein und machten sie wahnsinnig. Manchmal wünschte sie sich, dass diese harten Kerle einmal für einen Mond in einen Frauenkörper verbringen, das Lager mit jemanden teilen mussten, den sie nicht leiden konnten und vor allem das Tollste im Leben einer Frau erleben konnten: die monatliche Blutung! Es war ja gar nicht so, dass sie Jandrik nicht mochte, eigentlich konnte sie ihn sogar ganz gut leiden und auch wenn er sie nicht drängte, so wusste sie doch, dass gerade Männer ihre Bedürfnisse hatten, aber sie wollte nicht immer parat stehen, wenn ihr Mann Lust auf sie bekam... dass dies auch bei Jandrik der Fall war, konnte sie des öfteren abends oder nachts spüren, so breit war ihr Lager dann doch nicht und er schlief gerne dicht neben ihr...
Als ob Sigrid ihre Gedanken erraten hätte, fragte sie nun auch noch etwas in diese Richtung. Ida blickte von ihren Kessel auf und schaute sie ein wenig ungläubig an, bevor sie ein wenig errötete. Fing ihre Schwiegermutter nun auch mit diesem Thema an? Wies sie ihren Mann zu oft ab? Natürlich fiel es auf, dass der Rest der Hausgemeinschaft viel öfter beieinander als Jandrik und sie … „Ähm... ja...“, beeilte sie sich zu sagen, bevor Sigrid noch irgendetwas auffallen würde, „...du kennst sie länger als ich, aber ich denke, du hast recht...“, fügte die junge Frau vorsichtig hinzu, denn sie wusste noch nicht so genau, worauf Sigrid hinauswollte.
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Sigrid
Unwillkürlich musste Sigrid schmunzeln als sie Idas zögerliche Antwort vernahm. Das war alles neu für das junge Mädchen, das konnte sie gut verstehen. Mit einem Mann zusammen zu leben, das war schon etwas, woran man sich erst gewöhnen musste. Sigrid fand, dass Ida sich recht tapfer schlug bisher, schließlich war sie mit einem Mal gleich so vielen Kerlen auf einmal ausgesetzt. Wie es so Sigrids Art war, hielt sie nichts davon lange Worte um etwas zu machen, sondern sagte geradeheraus: "Ist schwer, wenn man plötzlich mit einem Mann das Lager teilen soll, du brauchst dich gar nicht schämen deswegen. Als Frau hat man es nicht eben leicht mit den Kerlen..." Sie sah kurz zu der jungen Frau hoch ehe sie weiter schrubbte. Vermutlich war Ida froh, ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen und den Gefallen tat Sigrid ihr. "Sag mir nur, wenn sie dich ärgern, dann werde ich ihnen gehörig aufs Dach steigen.", fügte sie noch hinzu.
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An sich fand Ida es nicht schlimm mit irgendwem, egal ob nun Mann oder Frau zusammenzuleben, immerhin hatte sie dies sechzehn Sommer lang mit ihrer Familie auch getan, aber es wäre ihr sicherlich leichter gefallen, wenn zum einen nicht dauernd diese Sticheleien seitens ihres Schwiegervaters und ihrer Schwäger oder aber sie mit Jandrik eine eigene Hütte bekommen hätten.... aber so war es nicht, und so musste die junge Frau das beste aus der Situation machen. Sie selbst kam aus einer Familie, in der es mehr Frauen als Männer gab, sie hatte zwei Schwestern und einen Bruder, der weggegangen war als sie noch ein Kind war, das war ein ganz anderes Familienleben, wie wenn sie nur Brüder gehabt hätte...
Kurz sah Ida auf, als Sigrid ihr so unverblümt sagte, dass sie sich nicht zu schämen brauchte, „...das ist es eigentlich nicht...“, sie dachte an die Nacht oder besser gesagt an den Morgen in der kleinen Schutzhütte zurück, als Jandrik und sie beieinander gelegen hatten und senkte schnell wieder den Blick, weil ihr nun doch die Röte ins Gesicht schoss, „...ich...“, sie holte tief Luft, sah wieder auf und ihrer Schwiegermutter direkt ins Gesicht, „ich weiß, dass ich aufmüpfig und frech gelte und ich möchte hier niemanden verletzen, weil ich ihm meine Meinung direkt ins Gesicht sage.“
„Danke, das ist lieb von dir“, meinte Ida aufrichtig und schenkte Sigrid ein kleines Lächeln, während sie weiterhin den Kessel schrubbte. Nach einer Weile meinte sie leise, „Dein Sohn ist ein guter Mann, Sigrid. Eine Frau könnte sich keinen besseren Mann wünschen... und er hätte jemand besseren verdient wie mich...“ Auch wenn Jandrik ihr das schon versucht hatte auszureden, so war Ida immer noch davon überzeugt, dass er jemanden verdient hätte, der nicht so rebellisch war wie sie.
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Sigrid
Sigrid wusste, dass Bernwards Familie aus nicht ganz so vielen Männern auf einmal bestand, jedenfalls bisher nicht. Sowas konnte sich nach einer Hochzeit schnell ändern und schließlich hatte Bernwards zweitälteste Tochter mit ihrem eigenen Sohn geheiratet. Dieser Fremde war ihr noch nicht ganz geheuer, sie hätte es lieber gesehen, wenn auch Isolde einen Mann aus dem Dorf genommen hätte. Doch Bernward hatte seinen Segen dem fremden Raban gegeben und anscheinend liebte seine Tochter ihn sehr. So ging das manchmal... Vielleicht machte Ida das auch zu schaffen, dass ihre eigene Schwester sich hatte den Mann aussuchen dürfen und sie nicht. Ihr Bruder Yngve hatte sich die Frau sogar von irgendwo weit weg mitgebracht, aber der war auch ein Mann. So waren nun mal die Sitten. Kurz sah die ältere Frau auf als Ida ihr antwortete und so erblickte sie gerade noch die leichte Röte im Gesicht des Mädchens. Ein Lächeln huschte ihr über das Gesicht. "Das tust du nicht.", meinte sie, "Wir sind hier alle so. Über die Jahre hab ich mich an den Ton gewöhnt. Wenn du sechs Jungen großziehst, darfst du nicht zimperlich sein." Das war etwas, was auch sie erst hatte lernen müssen. Geübt schrubbte sie weiter den Kessel. Doch dann musste sie doch die Stirn runzeln, auch wenn sie glaubte zu verstehen, was Ida meinte. "Jandrik war immer der Ruhigste meiner Söhne, glaubs mir, und das hat sich nicht gerade gebessert als Frija gestorben ist. Erst jetzt lacht er wieder so viel wie früher." Sie sah die junge Frau gerade an. "Und das ist deine Schuld." Ein bisschen ungestüm, aber herzlich deutete sie mit dem ausgestreckten Schrubber in ihrer Hand auf Ida. "Also sag mir mal, wer besser für meinen Sohn sein könnte, als eine Frau, die ihn glücklich macht? Na?" Resolut schrubbte sie weiter.
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Ida schmunzelte, „Das kann ich mir gut vorstellen...“, es herrschte nun einmal ein ganz anderer Umgangston, wenn die Familie überwiegend aus Männern bestand, „... du meinst also, ich kann ihnen einfach so meine Meinung sagen, ohne dass sie beleidigt sind?“
Das hatte die junge Frau in der kurzen Zeit, die sie nun hier in der Hätte von Jandriks Familie lebte, auch schon festgestellt. Ihr Mann war ruhig und einfühlsam.... Eigenschaften, die die meisten Frauen für ihren Mann so gar nicht haben wollten! Den Meisten war es wichtig, dass der Mann ein guter Krieger war und möglichst viele Feinde getötet hatte. Jandriks Charaktereigenschaften mochten bei vielen der Frauen eher als nicht besonders ideal gelten, einige hielten ihn bestimmt auch für einen Feigling.... aber das war ganz und gar nicht. Ida hingegen mochte gerade diese Dinge an dem Jäger, vielleicht weil auch die eigentlich sehr sensibel war, auch wenn sie im Dorf als aufmüpfig und rebellisch galt. Seufzend schrubbte Ida weiter. Jandrik hatte ihr von Frija und ihrem Tod erzählt, es war eine schreckliche Sache und sie hoffte, dass er soetwas nicht noch einmal miterleben musste.
Verwundert sah Ida wieder auf, als Sigrid ihr die Schuld daran gab, dass Jandrik nun wieder fröhlicher war und wieder mehr lachte. Verwirrt starrte sie ihre Schwiegermutter an. Sie musste sich irren... es war mit Sicherheit einfach nur die Zeit, die die Wunden, die Frijas Tod hinterlassen hatte, heilen ließ. Es konnte unmöglich sie sein! Noch entgeisterter starrte Ida, als Sigrid auch noch davon sprach, dass sie Jandrik glücklich machte. Das konnte nun schon überhaupt nicht sein. Wie konnte sie ihn glücklich machen, wenn sie ihn doch nicht liebte, nicht bei ihm liegen wollte und auch sonst eher widerwillig die ganze anfallende Hausarbeit machte? „Ich...? Ich mache ihn glücklich?“, fragte das rothaarige Mädchen, „... du musst dich irren...“
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Sigrid
Sie schnaubte. "Ja natürlich. Wenn du es ihnen nicht deutlich sagst, verstehen es die Kerle nicht.", sagte Sigrid und lachte. Die Erfahrung hatte sie früh machen müssen. Ihre eigene Mutter hatte früher viel Wert auf das gute Benehmen einer Frau gelegt, Zurückhaltung und Gehorsam dem Mann gegenüber, freundliche Worte... Zu Hademar zu ziehen war ein regelrechter Schock gewesen. Der hatte sich nie Mühe gegeben, besonders viele freundliche Worte zu machen und Sigrid hatte das schnell übernommen. Kam ihr ohnehin gelegen, wo sie doch nie derselben Meinung ihrer Mutter gewesen war. Bei Idas nächsten Worten sah nun Sigrid ihrerseits sehr erstaunt auf und stemmte die Hände in die Hüften. Was dachte das Mädchen sich nur in seinem hübschen Kopf? Das begriff sie nun gar nicht. Sicher, sie kannte Jandrik noch nicht so gut wie sie selbst, aber das war doch kein Grund etwas so Offensichtliches zu übersehen. Das war ja als würde man den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen! "Irren? Glaubst du, ich kenne meinen Sohn nicht?", fragte sie ungläubig, "So wie er jetzt ist, war er lange nicht. Im letzten Jahr war er kaum Zuhause, immer alleine, man hörte kaum mal ein Wort von ihm. Und nun lacht er, redet mit uns und isst ordentlich." Für sie war die Sache recht einfach. Sicher, Ida hatte Schwierigkeiten mit dem Leben als Ehefrau, sie lagen eigentlich nur beieinander um zu schlafen und Sigrid wusste, dass es auf die Weise noch dauern würde bis Ida schwanger würde. Aber all das schien ihrem Sohn egal zu sein. So wie er sie ansah... Plötzlich begriff Sigrid. War es das, was Ida solche Sorgen machte? Sie sah das Mädchen an. "Denkst du etwa, es macht ihm so viel aus, dass ihr so selten miteinander schlaft?" Sigrid meinte das nicht einmal im Sinne, dass ihrem Sohn da die körperlichen Dinge fehlten, sondern dass Ida ihm dadurch auch selten bewies, dass sie ihn begehrte. "Begehrst du ihn nicht?", fragte sie darum geradeheraus, wie es ihre Art war. Sie waren schließlich unter Frauen.
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Auch Idas Eltern hatten natürlich sehr viel Wert darauf gelegt, dass ihre Kinder allesamt gut erzogen waren, und dass gerade die Mädchen die Tugenden einer guten späteren Ehefrau erfüllen sollten, nur hatte sich die jüngste Tochter leider nie so wirklich daran gehalten und war überall angeeckt. Sollte ihr ihre aufmüpfige und rebellische Art hier etwa weiterhelfen? In einem Haushalt mit überwiegend doch recht derben Männern? „Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen“, ein kleine Lächeln umspielte Ida Lippen, mit Sigrid auf ihrer Seite war das natürlich machbar, den Männern die Meinung zu sagen.
„Ähm.... nein, so habe ich das nicht gemeint....“, meinte die junge Frau schnell. Natürlich kannte Sigrid ihren Sohn, das stand ganz außer Frage, „...ich dachte einfach, er hätte Frijas Tod langsam überwunden und wäre deswegen wieder fröhlicher... du glaubst also wirklich, dass ich...?“ Noch immer konnte und wollte Ida nicht glauben, dass sie für diesen Wandel verantwortlich sein sollte, so selten wie sie miteinander schliefen? Er liebte sie nicht und sie liebte ihn nicht, so einfach war die Sache doch, wie konnte sie dann einen derartigen Stimmungsumschwung bewirken? Das, was an dem einen Morgen in der kleinen Schutzhütte passiert war, das war doch nur ein Ausprobieren gewesen... auch wenn Ida zugeben musste, dass es durchaus gefallen hatte. Die erste Frage von Sigrid bekam die rothaarige junge Frau gar nicht richtig mit, so sehr war sie in ihre eigenen Gedanken vertieft. Erst die zweite Frage riss sie aus ihrer Grübelei. „Was...? Ich.... ähm... ich...“, Sigrid hatte sie mit dieser sehr direkten Frage praktisch überrannt. Ob sie Jandrik begehrte... wie konnte sie das, wenn sie ihn doch nicht liebte? Sie starrte ihre Schwiegermutter an und vergaß darüber sogar weiter den Kessel zu schrubben, „...ich... wir lieben uns nicht, wie kann ich ihn da begehren?“
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Sigrid
Einen Augenblick lang hatte Sigrid doch Mitleid mit der jungen Ida. So direkte Töne war sie sicher nicht gewöhnt von Zuhause, Mathilda war da ganz anders, das wusste sie. Aber Sigrid hielt nun mal nichts davon, große Worte zu machen, wenn man es doch einfach sagen konnte. Sie war eine erfahrene Frau, da war einem sowas wie das Schlafen mit einem Mann nicht mehr peinlich. "Sicher, er hat Frijas Tod gut überwunden, aber du hast ihm dabei geholfen, keine Frage.", meinte sie. Ohne Ida hätte Jandrik noch länger in seiner Einsamkeit verbracht. "Du hast ihn dazu gebracht, wieder mehr unter Menschen zu gehen und du hast ihn gezwungen, das ganze Traurigsein endlich sein zu lassen." Die Frau drehte den Kessel etwas, um ihn an einer anderen Stelle zu säubern. Nun musste Sigrid aber doch laut lachen. "Glaubst du alle, die sich begehren, lieben sich auch? Nein, das sind zwei völlig verschiedene Sachen, weißt du. Das wirst du noch lernen mit der Zeit, wenn du mal so alt bist wie ich. Zum Begehren musst du einen Mann hübsch finden und anziehend, aber lieben ganz sicher nicht. Und wenn du einen liebst, heißt das nicht, dass du ihn auch begehrst."
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Nein, so direkte Töne war Ida wirklich nicht gewöhnt, obwohl sie selber auch ziemlich direkt sein konnte. Aber auch das war wohl wieder der Unterschied, wenn eben mehr Männer in einem Haushalt lebten. Wirklich peinlich war es dem rothaarigen Mädchen nicht, wenn ein Paar miteinander schlief, schließlich teilten ihre Eltern auch regelmäßig das Lager und auch ihr Bruder und seine Frau hatten eine Weile bei ihnen in der Hütte gelebt, aber natürlich war das nicht dasselbe, wie selber mit einem Mann das Lager zu teilen.
Ida starrte Sigrid weiterhin ungläubig an. Sie konnte einfach immer noch nicht glauben, dass sie all das bewirkt haben soll. „Aber... aber ich habe doch gar nichts gemacht....“ Die junge Frau schüttelte den Kopf, das konnte einfach nicht sein. Sie, die überall aneckte und sich gegen alles und jeden auflehnte?
Die Worte ihrer Schwiegermutter verwirrten Ida immer mehr. Bisher gehörten Begierde und Liebe für sie immer zusammen, ohne Liebe keine Begierde... aber sie vertraute auch Sigrid, immerhin war sie älter als sie und um vieles erfahrener und sie war bisher immer ehrlich und offen zu ihr gewesen. „Wie soll das funktionieren? Wenn ich jemanden liebe, aber nicht begehre? Andersherum kann ich mir das ja vielleicht noch vorstellen, aber auch das fällt mir schwer...“
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Sigrid
"Gerade weil du nichts tust, aber das wirst du noch lernen zu verstehen.", antwortete Sigrid etwas harsch, aber nicht unfreundlich. "Lern ihn besser kennen, dann verstehst du was ich meine." Erklären konnte man so etwas schließlich nicht unbedingt, es war der Einfluss, den Ida ausübte, nicht unbedingt das, was sie tat oder ließ. Doch Sigrid hielt es für besser, wenn Ida diese Erfahrungen mit der Zeit selbst machte und es dadurch mitbekam, nicht durch irgendwelche Ratschläge. Gute Ratschläge hatten noch aus niemandem einen klugen Menschen gemacht, so sah sie das. Gelassen machte sich Sigrid an das nächste Stück schmutzigen Kessels und begann, die angetrockneten Breireste abzuschrubben. Eine mühselige Arbeit und zudem eine, die einem nach einer Weile ziemliche Rückenschmerzen bereitete, weil man ständig gebückt stehen musste. Deshalb hatte Sigrid sich schon vor einiger Zeit einen niedrigen Baumstumpf aus dem Holzvorrat zum Sitzen genommen. Hademar hatte ihn unten geglättet, sodass er einigermaßen gerade stand und nur ein bisschen wackelte. Damit konnte Sigrid die Arbeit halbwegs bequem erledigen. "Es gibt gute Männer.", begann sie schließlich, "Solche, die gut für dich sorgen und dich anständig behandeln. Ehrliche Männer. Solche kannst du lieben, aber nicht begehren, weil sie meistens nicht sonderlich ansehlich sind. Dann gibts da noch die Männer, die dich schlechter behandeln als den Mist in ihren Ställen und das sind meistens die, die hübsch sind und die du begehrst. Nach solchen Kerlen sind die Frauen ganz verrückt, weil sie ihnen Honig um den Mund schmieren, aber sie tun keiner Frau gut." Die Frau sah kurz auf. "Ist nicht einfach, glaubs mir. Man muss lernen, die zu lieben, die einem gut tun, nicht die Idioten."
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Verwirrt runzelte Ida die Stirn. Weil sie nichts getan hatte, hatte sie Jandrik dazu gebracht, seine Trauer zu überwinden? Irgendwie klang das für das junge Mädchen alles andere als logisch. Aber sie wollte Sigrid auch nicht widersprechen, stattdessen nickte sie nur. Sie hatte ihn ja auf dem Jagdausflug schon sehr viel besser kennengelernt, als sie ihn noch tage davor kannte. Und ihre Mutter hatte einmal zu ihr gesagt, 'Lebenserfahrung kann man nicht weitergeben, die muss man selbst machen...' Meinte ihre Schwiegermutter vielleicht etwas ähnliches?
Auch Ida schrubbte weiter an ihren Kessel, bis Sigrid weitersprach, aber wiederum ergaben die Worte der älteren Frau wenig Sinn für sie. Ihr war es bisher nie so gegangen, dass sie sich zu einem Mann hingezogen gefühlt hatte, der unverschämt gut aussah, der Frauen aber wie den letzten Dreck behandelte. Auch wenn sie aufmüpfig, rebellisch und frech war, so hatte sie sich nie von Äusserlichtkeiten blenden lassen. „Jetzt wird mir klar, warum viele Männer denken, Frauen seien dumm...“, platze es aus Ida heraus, „sehen die Frauen denn nicht, dass ein hübsches Gesicht und ein schöner Körper nicht alles ist?“, es war der jungen Frau unbegreiflich, wie sich eine halbwegs intelligente Frau so an der Nase herumführen lassen konnte. „Findest du? Aber sei beruhigt, ich hatte noch nie etwas für Idioten übrig...“, kam es ziemlich trocken von Ida, „...und dein Sohn ist beides.... er ist ein guter Mann und hässlich ist er auch nicht...“