Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Warum sollten sie nicht freundlich zu dir sein?", fragte Yngve überrascht, "auch wenen wir im Herbst von den Römern überfallen wurden, heisst das nicht, dass hier die Menschen, die hier im Dorf leben, alle Römer als Feinde ansehen. Auch wenn dies einigen mit Sicherheit nicht leicht fällt...", er machte eine kurze Pause, da er an seinen Freund Alan denken musste, der von einem Römer geköpft worden war und was er selbst mit hatte ansehen müssen. Und er hatte nichts dagegen tun können... Die Selbstzweifel diebezüglich waren überwunden, dank Geroman, dem Goden aus Siegmars Dorf, aber der Schmerz über den Verlust des Freundes, die waren geblieben. Aber damit wollte Yngve seine Cousine nicht belasten. "...aber in unserem Dorf leben ein paar Römer. Livia, die Frau von Grimoald zum Beispiel, oder Pera, der bei unserem Griechen Achodis lebt. Und der Bruder des Richs ist sogar Präfekt und erst im letzten Sommer zu uns zurückgekehrt. Und wenn Lucanus nicht gewesen wäre, dann hätte hier niemand überlebt..." Dass Elfrun nicht ahnen konnte, dass der Tribun hier in diesem Dorf zu Gast gewesen war und der Schmied ihn als Freund bezeichnete, war Yngve nicht ganz bewusst. Allerdings sollte ihr der Name selbst schon etwas sagen.
Yngve sah seine Cousine von der Seite her an, während sie weitergingen und legte ihr sacht eine Hand auf den Arm, "Mach dir keine Sorgen, so schwieirg ist es nicht. Ausserdem blamierst du dich nicht, woher sollst du denn wissen, wie hier alles vonstatten geht."
Beiträge: 48 Mitglied seit: 13.02.2011 IP-Adresse: gespeichert
"Nun ja, vermutlich habe ich gedacht, dass es hier genauso sein würde wie in Mogontiacum. Mein Vater, ja, der war den Germanen gegenüber aufgeschlossen, musste es wohl auch sein, immerhin hat er eine von ihnen geheiratet.." Elfruns Blick wurde automatisch weicher und unverkennbar wehmütig, als sie ihre Eltern und vor allem den erst vor kurzem verstorbenen Vater erwähnte. "Ein paar andere haben wohl ähnlich gedacht, aber die meisten Römer, mit denen ich daheim zu tun hatte, waren den Germanen gegenüber nicht allzu wohlgesonnen. Umso froher und erleichterter bin ich, dass das hier nicht genauso ist." Elfrun schwieg, während ihr Cousin die im Dorf lebenden Römer aufzählte, und mit jedem Namen, der hinzu kam, wurde ihr Gesichtsausdruck noch erstaunter. "So viele Römer auf diesem kleinen Fleck? Das hätte ich nie gedacht, dann bin ich mit meinem halbrömischen Blut ja gar nichts besonderes." Für einen Moment lang war Elfrun versucht, Yngve darum zu bitten, sie mit den erwähnten Römern bekannt zu machen, verkniff es sich dann aber doch. Früher oder später würde sie hoffentlich alle Bewohner dieses Dorfes näher kennenlernen, aber dabei wollte sie keine Unterschiede zwischen Germanen und den anderen machen, denn schließlich würde sie mit allen gleichermaßen auf unbestimmte zusammenleben und hoffentlich gut mit ihnen auskommen. Bemüht, all die Namen, die Yngve ihr nannte, richtig abzuspeichern, hörte Elfrun ihrem Cousin aufmerksam zu und nickte dann und wann. "Almarius ist Präfekt?" fragte sie nach, als er zum Ende gekommen war, und war über diesen doch recht hohen Status weniger überrascht, als vielleicht zu erwarten gewesen wäre. "Jetzt verstehe ich auch, warum er so...so römisch wirkt. Ganz anders als du, zum Beispiel." Elfrun lächelte ihren Cousin an und dankte innerlich nicht zum ersten Mal den Göttern, dass sie sie zu dieser Familie hatten finden lassen. Jemand, der sie mit so offenen Armen und vollkommen unvoreingenommen in Empfang genommen und ihr auf diese Weise den Beginn ihres neuen Lebens so viel leichter gemacht hatte. "Ich verspreche dir, dass ich mich bei allem, was ich tue, sehr anstrengen werde, Yngve, um dir und deiner Familie keine Schande zu machen. Viel ist es noch nicht, was ich kann, aber ich kann lernen. Und mit dem Raseneisenerz fange ich an."
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Yngve schüttelte lachend den Kopf, "Nein, hier ist es ganz anders als in Mogontiacum, Elfrun. Aber ich kann dich verstehen. Als ich in Mogontiacum war, kam ich mir sehr verloren vor, alles war so anders, so fremd... wenn uns Einar damals nicht geholfen hätte, wären Amalia, Alan und ich vermutlich nie wieder aus der Stadt herausgekommen..." Ja, das war ein Abenteuer gewesen, aber es hatte ja, Tanfana sei Dank, alles ein glückliches Ende genommen und sie waren mit Reinka zurückgekehrt. Aber Elfrun hatte durchaus recht, auch unter den Marsern gab es viele, die den Römern nicht wohlgesonnen waren und erst recht nicht, nach dem letzten Herbst. Sie hatten noch Glück im Unglück gehabt, aber es war eine weise Entscheidung von Alarich gewesen, das Dorf zu verlassen, als er die Warnung von Einar bekommen hatte. Andere Gauen hatte nicht so viel Glück gehabt und waren bereits am Heiligtum gewesen. Selbst die Entsendung von Alrich, Aswin und Arvid, um die Menschen in Sicherheit zu bringen, war gescheitert, da die Zeit einfach nicht ausgereicht hatte... Und Arvid war als Einziger lebend von dort zurück gekehrt. Für den Schmied war dies ein Zeichen der Götter, auch wenn der Sohn des Richs mit diesem Schicksal zu hadern schien... Trotz seiner Überlegungen war Yngve nicht entgangen, dass der Blick seiner Cousine bei der Erwähnung ihrer Eltern, viel weichere Züge angenommen hatte. Sie musste enorm unter Anspannung stehen, auch jetzt noch, wo sie hier war, auch wenn er noch immer nicht genau wusste, warum sie so schnell hatte aus Mogontiacum aufbrechen müssen. Mit der Zeit würde die Anspannung hoffentlich nachlassen und er würde immer die entspannte Elfrun sehen.
"Bis vor drei Jahren war das auch noch nicht so, da waren wir ein ganz normales Marserdorf... und nein, ich muss dich leider enttäuschen, als Halbrömerin bist du hier wirklich nichts besonderes...", meinte er halb im Spass. "Du bist ja erst ein paar Tage hier. Wenn du dich erst einmal richtig eingewöhnt hast, wirst du die restlichen Dorfbewohner auch richtig kennenlernen."
"Ja, er hat 25 Sommer bei den Römern verbracht", bestätigte der Schmied und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als Elfrun das römische Verhalten von Almarius erwähnte, "na, da bin ich aber froh, dass ich nicht so römisch bin...", Yngve war stolz darauf Marser zu sein und sich wie ein solcher zu verhalten. Der Schmied ahnte nichts von Elfruns Befürchtungen, dass sie vielleicht nicht so offen empfangen worden wäre, aber warum hätte er das nicht tun sollen? Nur weil sie einen römischen Vater hatte? Er selbst war mit einer Caledonierin verheiratet und Elfrun gehörte zur Familie.
Yngve drehte sich zu seiner Cousine um und sah sie lächelnd an, "Mach dir keine Sorgen, das wird nicht passieren. Du wirst unserer Familie keine Schande bereiten und so schwierig ist es auch gar nicht... Ja, das Raseneisenerz... da müssen wir noch eine Weile gehen, bevor wir etwas finden werden. Hier so nah beim Dorf, gibt es noch keines." of, gibt es noch keines."
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"Du warst in Mogontiacum? Für längere Zeit? Was genau hast du denn dort gemacht?" Das Interesse in Elfruns Stimme war aufrichtig, sie hatte ihren Cousin von Anfang an gemocht, und in Folge dessen wollte sie auch gern so viel wie möglich über ihn und die Dinge, die ihm wichtig waren, erfahren. Irgendwie brachte es ihn ihr auch näher, dass er sich damals ähnlich verloren gefühlt hatte wie sie es im Moment tat, es zeigte ihr, dass das kein Zeichen von persönlicher Schwäche war sondern ganz offensichtlich etwas völlig natürliches, wenn man aus seinem normalen Leben und Umfeld so plötzlich herausgerissen wurde.
Die Sprache kam nun auf Almarius, der im Grunde der erste Dorfbewohner war, den Elfrun und Galeo bei ihrer Ankunft kennengelernt hatten, und Elfruns Interesse blieb weiterhin geweckt, auch wenn sie über die Gründe dafür nicht näher nachdachte. "25 Jahre? Das ist lang, ein ganzes Leben fast. Zumindest länger als meins..." entgegnete sie auf Yngves Erklärung überrascht und begann im Kopf fast automatisch zu überschlagen, wie alt Almarius denn wohl sein mochte? Sein Haar war schon recht grau, aber er hatte nicht wie ein alter Mann ausgesehen oder gewirkt. Nunja, irgendwann würde sich bestimmt noch die Gelegenheit ergeben, das genauer herauszufinden, und eigentlich hatte sie das ja auch gar nicht zu interessieren. Dummerweise tat es das aber, und so fragte Elfrun einfach weiter, schließlich war es ja eine wünschenswerte Sache, ihre Mit-Dorfbewohner so gut wie möglich kennenzulernen. "Warum war er denn so lange dort, wenn seine ganze Familie offenbar hier im Dorf ist? Als ich hier ankam, hab ich gedacht, dass ihr Marser alle sehr ähnlich sein würdet, anders als wir Römer, aber jetzt hab ich das Gefühl, dass es da doch große Unterschiede gibt. Mir soll es recht sein, dann fallen Galeo und ich vielleicht nicht ganz so sehr auf und können hier auch für uns eine kleine Nische finden. Kannst du mir in den nächsten Tagen noch ein paar Leute vorstellen, bitte? Diese Livia zum Beispiel und die anderen, die du erwähnt hast."
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Nein, für für ein paar Tage", meinte Yngve kopfschüttelnd und sah Elfrun an, "das ist eine ziemlich lange Geschichte. Möchtest du sie wirklich hören?" Auch wenn Elfrun erst wenige Tage im Dorf war, hatte der Schmied eigentlich nicht den Eindruck, dass seine Cousine glaubte, dass alles was die Römer taten gut und richtig war. Immerhin zeigte die Entführung von Reinka, dass die Römer nicht davor zurückschreckten, kleine Mädchen zu entführen. Und Reinka war eben keine dieser Kindergeiseln, die die Römer mitnahmen, um sich den Gehorsam eines Stammes oder eines Richs zu sichern. Reinkas Eltern gehörten noch nicht einmal zu einer der reicheren Familien im Dorf.
Der Schmied wusste nicht sehr viel über die römische Lebensweise und so auch nicht, ob es üblich war, 25 Jahre zu dienen oder nicht. "Ja, mir kommt auch auch sehr lang vor..." Von Elfruns Gedanken ahnte Yngve nichts und selbst als sie sich näher nach dem Bruder des Richs erkundigte, fand er nichts ungewöhnliches dabei. Almarius war ein sehr höflicher Mann, zudem hatte er lange beiden Römern gelebt, so war es nur verständlich, dass Elfrun sich zunächst erst einmal an die Leute hielt, deren Lebensweise ihrer eigenen ähnelte. "Soweit ich das weiß, lebte er als Heranwachsender bei einem Verwandten in einem anderen Dorf und dieser Verwandte war eher römerfreundlich eingestellt - damals sind wohl recht viele junge Männer aus diesem Dorf in römische Dienste getreten. Wenn du genaueres wissen willst, musst du ihn selbst fragen. Sicherlich wird er ein so hübschen junge Frau gerne Auskunft geben", meinte der Schmied lachend.
"Aber sicher doch, Elfrun, gerne sogar", Yngve freute es, dass seine Cousine sich anscheinend schnell ins Dorfleben einfinden wollte und keine Kontakte mit den Dorfbewohnern scheute, "Livia wird sich sicher freuen dich kennenzulernen. Hast du Swana, die Frau des Richs oder Eila schon kennengelernt?"
Beiträge: 48 Mitglied seit: 13.02.2011 IP-Adresse: gespeichert
"Wenn es dir nichts ausmacht, sie mir zu erzählen, dann höre ich sie mir sehr gern an." nickte Elfrun mit aufrichtigem Interesse. Sie wollte tatsächlich wissen, was damals geschehen war, denn auch wenn es mit ihrem eigenen bisherigen Leben im Grunde nichts zu tun hatte, so schaffte die Tatsache, dass Yngve in ihrer Heimatstadt etwas für ihn wichtiges erlebt hatte, eine kleine, aber durchaus vorhandene Verbindung zwischen ihnen. Und diese Art von Verbindung war Elfrun wichtig, denn je mehr sie von diesen entdecken würde, desto heimischer und wohler würde sie sich fühlen können, auch wenn sie sich bislang über ihre Aufnahme und die Behandlung durch die anderen Dorfbewohner beim besten Willen nicht beschweren konnte. "Es muss schwer sein, so lange von seiner eigentlichen Familie getrennt zu sein." sagte sie nachdenklich, als die Sprache wieder auf Almarius kam. "Und dann zurück zu kommen und vielleicht ganz anders zu sein als die anderen. Ich meine, Galeo und ich sind das auch, aber wir sind erst jetzt dazu gekommen, das ist irgendwie anders, finde ich." Auf die Bemerkung ihres Cousins über ihr Äusseres ging Elfrun nicht näher ein, lief allerdings zu ihrem Ärger unverkennbar rot an, obwohl sie durchaus geschmeichelt war. "Ja, vielleicht mache ich das, wenn ich ihn mal irgendwo treffe." In der Hoffnung, von ihrer blühenden Gesichtsfarbe abzulenken, ging Elfrun möglichst unauffällig zum nächsten Thema über und sprach einfach weiter. "Ja, Swana hab ich bereits kennengelernt, als Galeo am Tag unserer Ankunft in der Hütte des Richs waren, und sie war sehr nett zu uns. Aber Eila kenne ich noch nicht."
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Da sie den ganzen Tag unterwegs sein würden und nicht gerade auf einer Jagd, sprach nichts dagegen, Elfrun die Geschichte um Reinkas Entführung jetzt zu erzählen und nicht erst bis zum Abend zu warten, auch wenn sie sich hervorragend dazu eignete, an einem langen Winterabend am Herdfeuer erzählt zu werden.
„Es sind jetzt bereits zwei Sommer und zwei Winter vergangen“, erinnerte sich der Schmied an das Frühjahr 13. n. Chr. zurück, „Im Wald lagen noch die letzten Reste des Schnees vom Winter, aber die Sonne hatte den Winter bereits besiegt und Amalia wollte die ersten jungen Heilkräuter sammeln. Amalia, Aswin und ich trafen hier in diesem Wald auf zwei Chatten, von denen einer verletzt war und wir nahmen sie mit ins Dorf, wo Amalia die Verletzung versorgte. Nur ein paar Tage später war dann plötzlich der eine Chatte und ein Mädchen aus unserem Dorf, Reinka, verschwunden, sowie zwei Pferde. Der vermeidliche Chatte hatte Reinka entführt. Der verletzte Chatte gestand ziemlich schnell, dass er und sein Begleiter römische Spione aus Mogontiacum waren. Sein Name ist Marcus Iunius Pera und er musste dann als Sklave im Hause des Richs arbeiten“, Yngve hielt kurz inne, um die Reaktion seiner Cousine abzuwarten, immerhin gehörte auch Pera zu Elfruns Familie.
„Da die beiden Spione als Gäste in meiner Hütte untergebracht gewesen waren, war ich mitverantwortlich, für das was Balbus getan hatte...Schnell war ein Suchtrupp zusammengestellt und dank der Informationen, die Pera uns gegeben hat, wussten wir, dass er auf dem Weg nach Mogontiacum war. Alarich hielt es für angebracht, wenn ausser Alan und mir auch noch eine Frau zum Suchtrupp gehören sollte, damit wir möglichst unauffällig aus Mogontiacum wieder herauskommen konnten. Denn zwei Männer allein mit einem Mädchen, das gerade mal zehn Sommer alt war, das hätte vermutlich Fragen aufgeworfen. So begleitete uns Amalia...“, er beschrieb die mehrtägige Suche nach den Mädchen, die sich als gar nicht so einfach gestaltete, da Balbus einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung von fast einem halben Tag hatte und der vermutlich noch größer geworden war, da er als römischer Spion und Soldat sicher Vorteile hatte und er genau wusste, wo er nächtigen konnte und wo er am besten den Rhenus überquerte.... „...keiner von uns dreien sprach Latein, was uns natürlich zusätzliche Probleme verschaffte, denn je näher wir dem Römergebiet kamen, desto misstrauischer wurden die Leute. Auch das wusste Balbus ganz genau. Er hatte sich im Marsergebiet möglichst abseits der Straßen gehalten und erst jenseits des Rhenus die Römerstraße benutzt.So bekamen wir jenseits des Flußes so gut wie gar keine Auskünfte mehr, wohin ein einzelner Mann mit einem blonden Mädchen unterwegs war. So mussten wir uns auf die Aussage von Pera verlassen, dass Balbus wirklich nach Mogontiacum wollte. Als wir Mogontiacum endlich erreichten, war uns alles anders als gut zumute. Noch nie hatte je einer von uns dreien eine so große Ansiedlung gesehen. Wie also sollten wir Reinka finden...?“
Beiträge: 48 Mitglied seit: 13.02.2011 IP-Adresse: gespeichert
Zwei Sommer und zwei Winter...Elfrun dachte unwillkürlich an die Zeit zurück, als sie noch sorglos mit ihrem Vater in dessen Haus in Mogontiacum gelebt hatte. Ein seltsames Gefühl, dass von den Ort, der jahrelang ein sicherer Hort gewesen war, ein Unheil für dieses Dorf, in dem sie nun lebte, seinen Ausgang genommen hatte. So lang schien es noch gar nicht her zu sein, und dennoch schon so unendlich weit fort und außer Reichweite. Zum Glück war Yngves Geschichte so spannend, dass Elfrun bald damit aufhörte, über ihre eigene Vergangenheit nachzugrübeln und ihm stattdessen aufmerksam zuhörte. Der Name Amalia sagte ihr bereits etwas, denn auch wenn sie die junge Heilerin bislang noch nicht persönlich kennengelernt hatte, so hatte sie doch schon mehr als einmal aus den Äußerungen der Dorfbewohner heraushören können, wie beliebt und geschätzt sie unter ihnen war. Aswin war der Sohn des Richs gewesen, wenn sie sich nicht irrte, aber offenbar tragischerweise schon in jungen Jahren verstorben, und viel mehr hätte Elfrun über diese beiden bislang noch nicht sagen können, aber sie war trotzdem froh, zumindest ihre Namen zu kennen, sodass sie ihren Cousin nicht ständig unterbrechen musste. Yngve fuhr mit seiner Erzählung fort, und nur wenig später verzog Elfrun leicht das Gesicht. Einer der beiden Spione war also ein Iunius gewesen, wenn auch einer, dessen Name von ihrem Vater seinerzeit nur beiläufig erwähnt worden war, da er ursprünglich gar nicht aus Mogontiacum stammte und dort nur seinen Dienst in der Legion tat. Ein Spion, das war nichts, dessen man sich rühmen konnte, dafür trug dieses Wort zuviel von Heimlichkeit, Illoyalität und Verrat in sich. Dass ein Mitglied ihrer Familie als Sklave hatte arbeiten müssen, passte Elfrun allerdings genauso wenig, auch wenn sie in diesem Fall die Gründe dafür durchaus nachvollziehen konnte.
"Tut mir leid, dass ihr es so schwer hattet." sagte Elfrun aufrichtig. "Es ist nicht gerade angenehm, solche Geschichten über Römer zu hören. Sich das Vertrauen der Leute zu erschleichen und dann ein wehrloses Kind zu entführen, das ist furchtbar." Hin und hergerissen zwischen Ärger und Betroffenheit schüttelte sie den Kopf, und erst als Yngve die Größe von Mogontiacum erwähnte, stahl sich wieder ein Lächeln auf Elfruns Gesicht. "Weißt du, dass es mir genau umgekehrt geht? Ich mag dieses Dorf wirklich sehr, aber manchmal stehe ich einfach nur da und kann nicht begreifen, wie klein es ist. Wie wenig Menschen hier leben im Vergleich zu Mogontiacum, wo man in den Straßen nie allein war. Schade, dass ich dich damals noch nicht kannte, ich hätte euch gern geholfen, dann hättet ihr auch kein Problem mehr mit der Sprache gehabt:"
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Elfrun schien es zumindest zu verstehen, warum man Pera zum Sklaven gemacht hatte. Aber mittlerweile hatte der Rich den jungen Römer ja freigelassen, nachdem dieser sich bei ihrer Flucht und bei dem Angriff der Römer eindeutig auf die Seite der Marser gestellt hatte.
Yngve schüttelte den Kopf, „Es ist nicht deine Schuld, dass Balbus ein schlechter Mensch ist und sogar Kinder als Geiseln nimmt.“ „Na ja, hier bei uns mag wirklich alles viel kleiner sein, aber allein ist man hier auf dem Dorfplatz eigentlich auch nicht“, meinte der Schmied lachend, „es hat ja auch Vorteile, dass unser Dorf nicht so groß ist wie Mogontiacum. So kannst die alle Leute viel schneller kennenlernen“, dann wurde er wieder ernster, „es ehrt dich, dass du uns hättest helfen wollen, aber wenn du damals nicht gewusst hättest, dass deine Mutter und mein Vater Geschwister waren, wären wir für dich, wenn du uns in Mogontiacum begegnet wärst, auch nur drei Barbaren, die von jenseits des Rhenus kamen, gewesen.“ Er machte ihr daraus keinen Vorwurf, es wäre nur eine ganz normale Reaktion gewesen.
„Als wir dann den Marktplatz in Mogontiacum gefunden hatten, bekamen wir sogar unerwartete Hilfe von einem sugambrischen Knochenschnitzer. Einar war sicher, dass er Reinka am Tag zuvor gesehen hatte und versprach sich umzuhören, wo man sie hingebracht hatte. Reinka hatte man inzwischen in das Haus des Statthalters gebracht, wo sie sich anscheinend mit dessen Sohn Drusus angefreundet hatte und sie gemeinsam Reinkas Flucht vorbereiteten. Auch Einar hatte am nächsten Morgen, als wir ihn wieder getroffen hatten, Neuigkeiten für uns. Eine Sklavin, die im Haus des Statthalters lebt, hat ihm gesagt, dass Reinka dort war und wollte ihr mitteilen, dass wir gekommen waren, um sie nach hause zu holen. Jetzt hieß es nur noch abwarten und beobachten, ob der Sklavin und Reinka die Flucht aus dem Haus auch gelingen würde. Aber anstatt der Sklavin tauchte des nachts dann der kleine Sohn des Statthalters zusammen mit Reinka am vereinbarten Treffpunkt auf. Was glaubst du, was das für eine Überraschung für uns war...“
Beiträge: 48 Mitglied seit: 13.02.2011 IP-Adresse: gespeichert
"Eigentlich ist man in diesem Dorf überhaupt nie allein." war es Elfrun bereits herausgerutscht, bevor sie verlegen innehielt und sich auf die Lippe biss. Das letzte, was sie wollte, war vor ihrem Cousin wie ein verwöhntes und undankbares Weibchen dazustehen, immerhin hatten er und seine Familie sie mit offenen Armen in ihrer Hütte aufgenommen. Eine Hütte, in der es deutlich weniger komfortabel zuging als daheim in ihrem Haus in Mogontiacum, aber das hatte Elfrun noch nie gestört. Woran sie sich hingegen immer noch nicht wirklich gewöhnt hatte, war der Umstand, dass alle Familienmitglieder gemeinsam in nur einem einzigen Raum lebten und das Tag und Nacht. Elfruns Vater war zwar wohlhabend aber nicht wirklich reich gewesen, doch sie hatte von klein auf ihre eigenen Räumlichkeiten gehabt und sich daran gewöhnt, auch einmal allein zu sein. Das ging jetzt natürlich nicht mehr, ganz abgesehen davon, dass es offenbar keinen Germanen störte, selbst die intimsten Dinge in Anwesenheit anderer Personen zu tun. Aber nun gut, das war nichts, an das man sich nicht gewöhnen konnte, es würde einfach nur ein wenig Zeit dauern, bis ihr die neue Lebensweise wirklich in Fleisch und Blut übergegangen war. Dankbar für die Ablenkung griff Elfrun nun schnell das andere Thema wieder auf und legte kurz darauf die Stirn in nachdenkliche Falten. "Als Barbaren? Mag sein, aber ich glaub es eigentlich nicht. Mein Vater ist Angehörigen anderer Völker immer mit Respekt entgegengetreten, auch wenn ihm das manchmal Kopfschütteln eingebracht hat. Ich denke, das hätte er mir auch beigebracht, wenn er selbst keine Germanin zur Frau genommen hätte." Elfrun lächelte ihren Cousin an und legte ihm leicht die Hand auf den Arm. "Ich hab euch nie für Barbaren gehalten, aber ich bin trotzdem froh, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, euch richtig kennenzulernen. Und jetzt erzähl bitte weiter, was wollte der Junge von euch? Und war er wirklich der Sohn des Statthalters?"
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Yngve hob eine Augenbraue. So hatte er das noch gar nicht gesehen, aber vermutlich störte es ihn nicht, da er es nicht anders gewohnt war. „Nun, es gibt auch hier Orte, an denen man allein sein kann, du wirst sie sicher finden, wenn du erst länger hier lebst“, meinte er und schenkte seiner Cousine ein zuversichtliches Lächeln. Da der Schmied noch nie ein römisches Haus von innen gesehen hatte, und Svanvith und Lucanus damals keine Probleme damit gehabt hatten, dass alle in einem Raum lebten und schliefen, als sie bei ihm und Maíghread untergebracht waren, ahnte er auch nichts von Elfruns Unbehagen.
„Da hast du natürlich recht. Und du wärst sicherlich auch nicht hierher gekommen, wenn du die Meinung vieler anderer Römer über uns teilen würdest“, stimmte Yngve ihr zu und erwiderte das Lächeln. „Oh ja, das war er“, bestätigte der Schmied, als er fortfuhr „Einar kannte den Jungen. Er trieb sich des öfteren auf dem Markt herum und kam dann auch an seinen Stand. Was wollen kleine Jungen schon? Abenteuer erleben“, meinte er lachend, „aber wir haben ihn natürlich nach hause zurück geschickt. Wir waren ja nicht lebensmüde, den Sohn des Statthalters mitzunehmen, sondern wollten nur Reinka wieder nach hause bringen. Wir verabschiedeten uns von Einar, ohne den wir in dieser Stadt verloren gewesen wären und konnten dann die Stadt ohne weitere Zwischenfälle im Morgengrauen verlassen und machten uns auf den Heimweg. Als wir unsere erste rast machten, hielt ich an der Straße Wache und hörte Hufgetrappel. Es war aber kein Händler, keine Reisenden oder gar ein Wachtrupp, der vielleicht nach dem verschwundenen Mädchen aus dem Haus des Statthalters suchte. Nein, der kleine Bengel ist uns anstatt nach Hause zu gehen, gefolgt. Wie er das genau angestellt hat, kann ich dir nicht sagen, aber der hatte es faustdick hinter den Ohren, das kann ich dir sagen. Und es interessierte ihn auch nicht im geringsten, was er uns durch sein Verhalten für einen Ärger einbrocken konnte. Ihn einfach zurückbringen erwies sich als gar nicht so einfach, denn der Kleine war ziemlich stur und wollte es sogar erzwingen, dass wir ihn mitnahmen. Mit vernünftigen Worten war ihm nicht beizukommen. Wir hatten gerade beschlossen, dass Alan den Jungen nach Mogontiacum zurück bringen sollte und wir dann zurück reiten würden, aber es kam natürlich ganz anders... denn plötzlich stand ein römischer Offizier vor uns.“
Beiträge: 48 Mitglied seit: 13.02.2011 IP-Adresse: gespeichert
"Allein sein? In eurem Dorf? Hier im Wald, meinst du sicher." Elfrun schmunzelte und zwinkerte ihrem Cousin zu, aber so ganz ließ dieses Thema sie doch noch nicht los, war es doch eins der Dinge, die sie daran erinnerten, dass sie halt doch erst seit einigen Wochen Gast in diesem Dorf war und davor 17 Jahre in einem ganz anderen Umfeld aufgewachsen war. Da waren schon einige Dinge, an die sie sich erst würde gewöhnen müssen, aber die Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der Galeo und sie aufgenommen worden waren, machten diese kleineren Verwirrungen mehr als wett. "Nein, vermutlich wäre ich das nicht..." stimmte sie Yngve mit einem kleinen Kopfschütteln zu. " Allerdings hatten wir auch nicht allzu viele Alternativen, zumindest nicht auf die Schnelle. Wir sind ja damals Hals über Kopf aufgebrochen, ich habe meine Vater noch nicht einmal beerdigen können..." Ein ziemlich dicker Kloß machte sich mit einem Mal in Elfruns Hals breit, und sie war froh, dass ihr Cousin wieder dazu überging, von dem Abenteuer in Mogontiacum zu berichten. Der Sohn des Statthalters war ihnen gefolgt, und aus der Sache waren sie unbehelligt wieder herausgekommen? "Meine Güte, ihr konntet von Glück sagen, dass ihr nicht die ganze Garnison auf euren Fersen hattet, sondern nur einen einzelnen Offizier...Wer um der Götter willen war das denn? Einer vom Stab des Statthalters?"
Beiträge: 627 Mitglied seit: 12.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
„Nein, nicht nur im hier im Wald...“, meinte Yngve und schüttelte lachend den Kopf, „... ich bin mir sicher, du wirst sie finden...“ Da hier recht viele Menschen auf relativ engem Raum zusammenlebten, entwickelte jeder so seine eigene Strategie, um für ein paar Augenblicke allein zu sein, wenn er das wollte. Seine und Maíghreads Hütte beispielsweise lag im hinteren Teil des Dorfes, der Garten war zu der Seite hin ausgerichtet, dass man ihn von den anderen Hütten aus und noch nicht einmal von seiner Schmiede her sehen konnte. Die Weiden, auf welchen die Tiere grasten, waren ebenfalls so weitläufig, dass man auch dort immer ein Plätzchen fand um ungestört zu sein und auch der Flusslauf hatte solche Stellen parat.
Yngve hört den Schmerz in Elfruns Stimme, als sie berichtete, dass sie ihren Vater noch nicht einmal hatte beerdigen können, sondern Hals über Kopf hatten fliehen müssen. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie mitfühlend, „Wir könnten am Heiligtum ein Gebet für ihn sprechen und ein Opfer für ihn bringen. Ich bin mir sicher, dass Tanfana, egal wo er jetzt auch sein mag, ihre schützende Hand über ihn halten wird. Jetzt noch einmal zurückzukehren, wird vermutlich wenig Sinn machen“, meinte der Schmied bedauernd, zumal es für Elfrun wohl auch noch immer zu gefährlich war, "...es sei denn...", Yngve ließ den Gedanken wieder fallen, er wollte seiner Cousine nicht unnötig Hoffnung machen und vielleicht war es auch einfach noch zu früh, aber sie konnte immer noch Rache an dem Mörder ihres Vaters nehmen.
„Aus seinen Worten wart schon herauszuhören, dass er nicht allein war... was natürlich auch gelogen sein konnte...“, der Schmied zuckte mit den Achseln. Sie hatten nie herausgefunden, ob der Römer alleine gewesen war oder nicht. „Ganz genau wissen wir es bis heute nicht. Drusus sprach ihn mit einem Namen an. Er nannte ihn Lucan, aber mehr weiß ich leider auch nicht, nur dass er ein Offizier war und kein einfacher Legionär. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass es Lucanus war, der Neffe des Legaten, aber als er hier bei uns im Dorf war, haben wir nie darüber gesprochen... und das ist auch eine andere Geschichte, die ebenfalls ein wenig merkwürdig, aber nicht weniger spannend ist“, Yngve machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr, „aber Tanfana sei Dank, der weitere Rückweg verlief reibungslos, niemand behelligte uns, nur Alan hatte arge Schwierigkeiten mit seinem Bein und große Schmerzen. Kurz bevor wir unser Dorf wieder erreichten, fanden wir einen Mann, der anscheinend sein Gedächtnis verloren hatte. Dieser Mann stellte sich sehr schnell als Amalias verschollener ältester Bruder Pharamond heraus. So kamen wir nicht nur mit der entführten Reinka wieder nach hause, sondern auch Amalia hatte einen Teil ihrer Familie wieder gefunden.“