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| An der TU Hamburg-Harburg haben Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, bei dem Wasserstoff aus Bioabfall gewonnen wird.
Die Vision vom sauberen Antrieb hat allerdings einen Schönheitsfehler. Bislang lasst sich Wasserstoff nur mit hohem Energieaufwand aus Erdgas oder mithilfe der Elektrolyse aus Wasser gewinnen - die Herstellung ist aufwendig, teuer und alles andere als umweltverträglich. Daher suchen Forscher in aller Welt fieberhaft nach neuen Möglichkeiten der Wasserstoffgewinnung.
Forscher der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) sind jetzt fündig geworden: Ein Team um Professor Rainer Stegmann,den langjährigen Leiter des Instituts für Abfallwirtschaft der TU, hat ein Verfahren entwickelt, bei dem das begehrte Gas aus natürlichen Roh- und Reststoffen gewonnen wird.
Die energetische Nutzung von Biomasse gehört in Deutschland langst zum Alltag. Vielerorts erzeugen Landwirte Biogas aus Energiepflanzen, Ernterückstanden oder auch Bioabfall.
Zur Wasserstoffgewinnung setzen Stegmann und seine Mitarbeiter nun auf ein zweistufiges Verfahren: Dem sogenannten Methan-Reaktor wird ein kleinerer Wasserstoff-Reaktor vorgeschaltet. "In diesem ersten Reaktor verändern wir die Bedingungen so, dass die Bakterien möglichst wenige organische Sauren, dafür aber vermehrt Wasserstoff und Kohlendioxid produzieren." Die Forscher fanden heraus, dass die Mikroorganismen bei einer Reaktortemperatur von 60 Grad und einem leicht sauren Milieu (pH-Wert von 5,5) besonders fleißig Wasserstoff erzeugen.
Des Weiteren haben die TUHH-Wissenschaftler in ihren Testreihen ermittelt, welche Biostoffe eine hohe Ausbeute versprechen. Ergebnis: Bei besonders zucker- und stärkehaltigen Substraten wie Glukose oder Maisstarke wird am meisten Wasserstoff gebildet. "Aber selbst mit Kartoffelschalen haben wir noch ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis erzielt", sagt Stegmann.
Die Resultate ihrer Forschungen stimmen die Wissenschaftler optimistisch: Die Laboruntersuchungen hatten gezeigt, dass die Erzeugung von Wasserstoff aus Biomasse "über eindeutige Potenziale als Baustein einer zukunftsfähigen Energieversorgung verfügt", so Stegmann. Das begehrte Gas könne so nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger als nach der herkömmlichen Methode produziert werden.
Jetzt wurde mit der dreijährigen Laborphase der erste Teil des Projekts abgeschlossen, das die TUHH im Auftrag des Ministeriums fur Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchfuhrt. Im nächsten Schritt wird eine deutlich größere Anlage in einem Container errichtet, mit der das neue Verfahren weiter erprobt und verbessert werden soll.
(Copyright (c) 2008 Axel Springer AG am 11.03.2008)
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