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Forum Übersicht » ADMINISTRATION » Steckbriefe » Gervais Ryont
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Gervais Ryont
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Vollständiger Name: Gervais Ryont

Spitzname: -

Alter: 234 Jahre

Herkunft: Paris, Frankreich

Familie:

Familienstand: ledig

Rasse: Vampir

Dein Schöpfer: Lestat de Lioncourt

Gesinnung: neutral, tendierend zu böse

Zugehörigkeit?: keine

*******************

Charaktereigenschaften: "Der würde sogar seine Großmutter verkaufen" - wenn es einen Satz gäbe, Gervais Ryont kurz und knapp zu beschreiben, dann wäre es wohl dieser. Als Einzelkämpfer geboren, war er schon als Kind extrem egoistisch. Nichts kann Gervais besser, als sich durchboxen. Da im Laufe der Jahre zu seiner Eigennützigkeit ein gewisser Geschäftssinn hinzukam, kommt er dennoch gut mit anderen Leuten aus - sofern etwas für ihn dabei rausspringt. Freundschaften sind für ihn eher vorübergehende Notwendigkeiten. Ausgenommen hübsche Frauen, für die er regelmäßig all seine Prinzipien über Bord wirft. Obwohl er den Ruf hat, ein Casanova zu sein, ist Gervais den Frauen, die je zu seinen Auserwählten zählten, stets treu geblieben. Die Gefühle des Verliebtseins sind bei ihm umso ausgeprägter, weil er durch das Söldnerdasein gegenüber anderen ziemlich mitleidslos geworden ist. Daß er bereits in recht jungen Jahren zum Vampir wurde, förderte seine Gleichgültigkeit und die damit verbundene Neutralität also nur.

Aussehen: Schon in seiner Jugend, die immerhin mehr als zwei Jahrhunderte zurück liegt, verdrehte Gervais mit seinen stattlichen 187 cm jungen Damen den Kopf. Heute würde man ihn wohl zum "sportlichen Durchschnittstyp" zählen, denn aus dem schlaksigen, verlausten Jungen von einst ist längst ein attraktiver Mann geworden. Oder besser gesagt: Ein Vampir, von dem man sich gerne anbeißen läßt. Seine grünbraunen Augen schillern mitunter wie Sonnenlicht auf Wasser, was auf Fremde besonders geheimnisvoll wirkt. Der Rotstich, welcher seine braunen, mittellangen Haare durchzieht, verleiht Gervais jenen edlen Flair, den man eigentlich nicht von einem Söldner erwartet. An Kleidung kann er sprichwörtlich tragen, was er will - selbst in voller Bundeswehrmontur oder den ältesten Lumpen ist seine Ausstrahlung immer noch stilvoll. Eben ganz so, wie es einem Vampir angemessen ist. ;-)

Besondere Merkmale (Aussehen, Verhalten ...) Gervais ist in jeder Hinsicht ein Blutsauger, was auch für's Finanzielle gilt.

*******************

Fähigkeiten: An erster Stelle ist seine Anpassungsfähigkeit zu nennen: Egal für wen, mit wem, wie und wo er arbeiten muß, solange er Geld wittert, tut Gervais alles, um es am Ende in der Hand zu halten. Selbiges gilt meist auch für andere Vorteile, die für ihn rausspringen. Dementsprechend fällt es ihm auch leicht, seine Lebensgewohnheiten zu ändern. Wohnortswechsel und Sympathiewechsel ist bei ihm ebenso üblich, wie für andere der tägliche Wechsel der Unterwäsche. Sein eigennütziger Geschäftssinn ist inzwischen die beste all seiner Überlebenskünste. Dadurch, daß er schon oft Entbehrungen erlitten hat, besitzt er seelisch sowie körperlich eine sehr gute Ausdauer.
Gervais' menschliche Fähigkeiten werden durch seine vampirischen zum Teil verstärkt. Seinen heute muskulösen Körper entwickelte er erst nach dem Biß, der ihn unsterblich machte. Waren seine Augen früher nur flink im Erfassen von herunterfallendem Geld oder hervorblitzenden Portemonnaies, so sieht er als Vampir im Dunklen noch die kleinste Maus über die Straße huschen. Die Stimmung eines potentiellen Opfers - oder Geschäftspartners - kann Gervais sogar riechen, wenn derjenige ein Zimmer weiter ist. Darüber hinaus genießt er seit seiner Verwandlung den Vorzug der Teleportation über kurze Entfernungen, den meisten eher als beamen oder orben geläufig. Durch seine zahlreichen Reisen beherrscht er neben Patois und dem Pariser Dialekt auch noch Englisch, Portugiesisch, Niederlädisch und Italienisch.

Stärken: So unglaublich es klingen mag: Wenn Gervais mit jemandem geschäftlich zu tun hat, zählt unbestreitbar seine Zuverlässigkeit zu seinen Stärken. Aufträge, was immer sie ihm einbringen, führt er generell äußerst gewissenhaft aus. Der Söldner liebt es, seine Handlungen bis ins kleinste Detail vorauszuplanen und die ausgeklügelten Momente anschließend voll auszukosten. Er ist ebenso pedantisch wie flexibel. Der Balanceakt zwischen Strategie und Spontanität ist sein eigener, ganz privater Nervenkitzel. Auch auf der Jagd bevorzugt er die Abwechslung zwischen unerwartetem Zustoßen und der Kunst, sein Opfer zu verwirren und in die Enge zu treiben. Im Kampf hat er vor allem gegenüber rein menschlichen Gegnern den Vorteil, seine Selbstheilungskräfte einsetzen zu können.

Schwächen: So methodisch Gervais seiner Arbeit nachgeht, so impulsiv ist er in der Liebe. Während Gefühl und Treue für den Söldner in ihm Fremdwörter sind und Schwäche bedeuten, sehen die Frauen gerade in diesen Eigenschaften seine größte Stärke. Dies wiederum bringt oft mit sich, daß er gegenüber seinen beruflichen Grundsätzen untreu wird.
Die Folge dessen ist die Tatsache, daß jede Liebesbeziehung, auch wenn sie längst vergangen ist, Gervais erpreßbar macht. Anderen Leuten auf privater Basis zu vertrauen, fällt ihm daher schwer. Selbst die meisten seiner Ex-Freundinnen wissen nur das nötigste über ihn.
Schon bevor er von Lestat de Lioncourt zum Vampir gemacht wurde, ließ er sich ab und zu von falschem Stolz leiten: So wie andere Leute vielleicht vorzogen, zu wildern anstatt zu stehlen, wollte er bereits in seiner Kindheit lieber betrügen und stehlen als betteln. Auch heute kann es durchaus noch passieren, daß er einen lukrativen Auftrag aus purer Arroganz ablehnt - ein Vampir, der von Lestat de Lioncourt abstammt, hat schließlich einen gewissen Ruf zu wahren!
Eine weitere Schwäche, die von seinem Schöpfer als 'klischeehaft' verspottet wurde, ist, daß Gervais beim Anblick eines Kreuzes schlecht wird. Die Ursache dafür ist ein Erlebnis aus seiner Kindheit, wo er zufällig mit angesehen hatte, wie ein Priester von einem Eisenkreuz regelrecht durchbohrt worden war. Vom Sonnenlicht, das durch eine Glasscheibe fällt, bekommt Gervais Kopfschmerzen, und direkte Sonneneinstrahlung würde ihn töten.

*******************

Lebenslauf:

Paris, August 1783.
Der Regen hatte aufgehört. Trotz Matsch und Pfützen war auf dem Markt unheimlich viel los. Es wimmelte nur so von Leuten. Inmitten von Handkarren, Pferdkutschen, Verkaufsständen, Ausschreiern, Müttern mit quengeligen Kindern, Dienstboten mit Einkaufskörben und zeitunglesenden Spaziergängern regte sich eine kleine Gestalt. Gut vor Regen und kritischen Blicken geschützt, hätte man den zusammengekauerten Körper ebenso gut für den Schemen eines streunenden Hundes halten können. Wo viele Menschen waren, wurde kaum jemand auf Straßenkinder aufmerksam. Die Pariser Gesellschaft hatte sich längst an ihren Anblick gewöhnt, wie auch an die ungefplasterten Straßen unter ihren Füßen.
Fast wie ein Hund, öffnete der Knabe blinzelnd die Augen, hob verschlafen den Kopf und schnüffelte. Pferdescheiße! Mit einem Schlag war Gervais hellwach. Da hatte ein Pferd genau vor seinem Nachtlager etwas fallenlassen!
Er kroch aus der Regentonne und hielt seine Hand dicht über den Kot. Er war noch warm, keine fünf Minuten alt. Also hieß es warten. Kurz darauf, als die Kacke getrocknet war, schob er vorsichtig seine Hand darunter und hob sie auf. Blitzschnell rannte der Junge ein paar Straßen weiter zum Gerichtsgebäude. Dort legte er die Pferdeäpfel in einem unbeobachteten Moment auf die unterste Stufe der Eingangstreppe.
Um in der Stadt überleben zu wollen, mußte man erfinderisch sein, und Gervais hatte längst den Bogen raus, wie man an Geld kam. Entweder man stahl, betrog, oder man verdiente es sich - das hatte er den anderen Leuten aus der Stadt abgeguckt. Am ergiebigsten war es, die drei Möglichkeiten je nach Bedarf miteinander zu verbinden. Nur so war es ihm gelungen, ganze neun Jahre alt zu werden. Seitdem sein Versager von Vater ihn im Stich gelassen hatte, schlief Gervais dort, wo es ihm paßte, wohnte überall und nirgendwo. Aus den unmöglichsten Situationen konnte er sich Vorteile verschaffen - wie beispielsweise durch Pferdekot vor seinem „Bett", seiner Regentonne.
Auch jetzt setzte er sich an eine Hausecke und wartete geduldig ab, bis die Menschen aus dem Gerichtsgebäude ins Freie strömten.
Pflatsch! Wie erwartet, trat der nächstbeste Typ mitten in die Scheiße rein. Ein Trottel, wie Gervais sogleich feststellte, denn er bemerkte es zunächst gar nicht. Der Mann war zu sehr damit beschäftigt, mit einem anderen über die soeben abgeschlossene Verhandlung zu diskutieren.
„Monsieur, da is' was an Eurem Schuh!" Keck hielt der Junge den Advokaten am Ärmel fest und wies auf seine Stiefelspitzen.
„Oh!" Er blickte verwundert nach unten, während Gervais schon Bürste und Schuhcreme hervorkramte.
„Soll ich's saubermachen?"
„Wäre nicht schlecht", meinte er. Der Knabe begann die Stiefel des Mannes auf Hochglanz zu polieren. Als er damit fertig war, begutachtete der Herr sein Werk.
„Gute Arbeit, Kleiner!" Er drückte dem Kind zwei Sous in die Hand. „Das nenne ich wirklich sauber."
Und wieder mal hatte ihm Scheiße sein Frühstück gesichert. Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf Gervais' Lippen, als der Advokat seinen Weg fortsetzte.
Was für ein Trottel!


30.07.2008 19:51:39 
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Fortsetzung Lebenslauf

Sommer 1787, Palais Royal.
„Finger weg, das gehört mir! Ich hab's zuerst geseh'n."
Raoul war sieben. Eine kleine Nervensäge, aber recht nützlich. Er sah zu ihm auf und war klein genug, um wirklich alle Schleichwege, Schlupfwinkel und sämtliche Ecken, die einen retten konnten, auszunutzen. Wenn man gerade vor einem aufgebrachten Ladenbesitzer auf der Flucht war, konnte man ihn zu zweit besser verwirren. Auch, wenn Raoul sich noch nicht so durchsetzen konnte, irgendwie mochte Gervais ihn. Denn er war sich sicher, dem Knirps noch eine Menge beibringen zu können ...
„Gar nicht wahr, ich hab's zuerst geseh'n! Also nimm deinen Fuß da weg!"
... allem voran, wie man auf seinem Recht bestand.
Pierre, vielleicht so alt wie er, zauderte schließlich auch nicht lang. Genervt erob Gervais sich von der Treppenstufe, packte Raoul am Kragen und zog ihn schützend hinter sich.
„Du kennst die Regeln. Raoul war als erster da, also verzieh dich!"
„Das mußt du erst mal beweisen!" Pierres herausforderndes Grinsen lud geradezu dazu ein, ihm eine mitzugeben. Gervais verpaßte ihm einen Stoß, so daß das Geldstück zwischen ihm und Pierre lag.
Ein erboster Blick des Älteren traf ihn, gefolgt von einem Hieb, der ihn zo Boden riß. Zähneknirschend rappelte sich Gervais wieder auf.
„Na warte, das kriegst du zurück!" Er sprang Pierre entgegen und riß ihm die Beine weg, und schon war die schönste Keilerei im Gange. Inzwischen hatten sich ein paar andere Jungs um sie geschart, die sie kräftig anfeuerten. Endlich ging auch Raoul ein Licht auf, und er ging von hinten auf Pierre los. Dabei konnte widerum einer von Pierres Freunden nicht tatenlos zusehen. Innerhalb einer Minute wälzten sich plötzlich alle Jungen, die eben noch vor dem Gasthaus gestanden hatten, auf der Erde. Es war ein einziges Wirrwar von Armen und Beinen, alle lagen auf einem Haufen und verprügelten sich gegenseitig. Raoul wäre beinahe begraben worden, wenn nicht plötzlich die Wirtin, dazwischengegangen wäre. Eine keifende Frau, die mit einem Besen auf die Streithammel einschlug. Der Besen verfehlte nicht seine Wirkung; Pierre und die anderen machten sich schleunigst aus dem Staub, während Gervais sich erschöpft an die Hauswand lehnte. Er hatte ein blaues Auge und Nasenbluten. Raoul blieb etwas zerknautscht liegen und wartete erst mal ab, bis er wieder richtig Luft holen konnte.
„Alles in Ordnung, Jungs?" fragte jemand, und die Wirtin verschwand schimpfend im Restaurant. Das Fünfsousstück, das auf dem Boden gewesen war, war verschwunden. Pierre oder einer von den anderen hatte es sich geschnappt. Raoul blickte auf zu dem Mann, der sie angesprochen hatte. Ein großer beleibter Herr mit weißgepudertem Haar, langem Ausgehrock, Doppelkinn und unheimlich häßlich. Was eigentlich egal war, denn er sah reich aus.
„Worum, um alles in der Welt habt ihr euch wie die wilden geprügelt, noch dazu mit so vielen anderen?"
„Um ein Fünfsousstück", brummte Gervais mürrisch.
„Und das is' jetzt weg!" fügte Raoul hinzu.
„Wenn ihr mir einen Gefallen tut, gebe ich euch jeweils zehn Sous!" sagte der Mann da. Schlagartig vergaßen beide ihre blauen Flecken und stellten sich kerzengerade hin.
„Was soll'n wir tun?" fragte Raoul eifrig, und Gervais gab ihm einen Rippenstoß. Geschäftliches Interesse war zwar gut, aber sich zu früh vor Freude zu überschlagen, ganz und gar nicht!
„Ihr müßt diese zwei wichtigen Briefe für mich abgeben." Der Mann gab ihnen je einen Umschlag und nannte die Adressen. „Die Empfänger werden euch einen Zettel mitgeben, auf dem steht, ob sie die Briefe erhalten haben. Und wehe, wenn ihr sie heimlich lest. Sagt einfach, der Brief ist von Danton."

Herbst 1788
Gervais stand am Seine-Ufer und ließ Steine übers Wasser hüpfen.
„He, kommst du mit zu Camille Desmoulins?"
Aha, die kleine Nervensäge war aufgewacht.
„Nee, keine Lust", erwiderte er. „Der stottert mir zu viel."
Inzwischen war er fast vierzehn. Seit mehr als einem Jahr kannten sie die Pariser Advokaten Danton, Desmoulins und Robespierre, und es zählte zur Normalität, daß sie ab und zu bei ihnen zu Hause aufkreuzten. Mittlerweile waren sie sogar per Du mit den dreien.
Gervais war Maximillien de Robespierre zum ersten Mal begegnet, als er bei ihm für Desmoulins ein Paket abholen sollte. Jedes mal, wenn er vor ihm stand, wunderte er sich, weshalb er nicht umhin konnte, diesen Mann unentwegt anzustarren. Etwas an ihm war anders. Er war reich und großzügig zu den Armen, aber keineswegs so achtunggebietend wie Danton. Er war politisch aktiv, blieb aber dennoch bodenständig und handelte nie so überkandidelt wie Desmoulins. Ein Grund mehr, weshalb Gervais absolut nicht nachvollziehen konnte, weshalb Robespierre mit dem stotternden Kollegen so gut befreundet war! Dennoch ließ er sich von Raoul überreden, mitzugehen, da Robespierre wahrscheinlich auch dort zu finden sein würde.
Als sie endlich vor dem Haus standen, wurde den Jungen die Tür vor der Nase aufgerissen, noch ehe sie richtig geklopft hatten. Desmoulins und Robespierre rauschten nach draußen; sie waren gerade in eine heftige Diskussion vertieft.
„U-u-und ich sa-sage dir, Ma-Maximillien", rief Camille aufgebracht, „Wenn das so weiterg-geht, wird bald eine Re-Revolution ausbrechen!"
„Und diese Erkenntnis willst du gleich schriftlich in die Welt setzen?" Robespierre schüttelte verständnislos den Kopf. „Wozu soll das gut sein?"
„Das Vo-Volk muß wachgerüttelt we-we-werden!" antwortete er. „Genau wie der Kö-Kö-König!"
„He, wie geht's?" Ausnahmsweise war es Raoul, der diesmal zuerst dazwischenredete.
„Ga-Ganz gut, Raoul, a-aber ich habe jetzt keine Z-Zeit."
Mit diesen Worten verschwand Camille Desmoulins um die nächste Hausecke. Robespierre blickte ihm kopfschüttelnd hinterher.
„Was hat der denn?" wollte Gervais verwirrt wissen.
„Er muß Schreibpapier holen", erklärte Robespierre, „um eine Broschüre zu verfassen. Damit will er die Leute auf den kommenden Staatsbankrott aufmerksam machen. Er ist der Meinung, daß es zu einer Revolution kommen könnte."

6. März 1793
Maximillien de Robespierre hatte seinen fünfunddreißigsten Geburtstag. Da es sich um eine Art Jubiläum handelte, hatte er beschlossen, im engen Kreis zu feiern. Stolz saß Gervais zwischen dem Präsidenten des Jakobinerclubs, Georges Danton, Camille Desmoulins samt Frau und Sohn und natürlich Raoul, der allmählich lernte, auf eigenen Beinen zu stehen: Seit er für Hébert als Zeitungsjunge arbeitete und sich in die Familie des Stotter-Advokaten eingeschlichen hatte, war er längst nicht mehr so anhänglich wie früher.
Robespierres Feier fand im Café de Foy am Palais Royal statt, jenes Kaffeehaus, in dem Desmoulins vier Jahre zuvor in seiner berühmten Rede zum Sturm auf die Bastille aufgerufen hatte.
„Genau betrachtet, ist das hier eigentlich eine zweifache Geburtstagsfeier", stellte Robespierre mit einem Seitenblick zu Desmoulins fest. „Schließlich ist es erst vier Tage her, seit du dreiunddreißig geworden bist!"
„Stimmt", erwiderte Camille, „ich hatte allerdings k-k-keine Zeit zum F-Feiern."
„Politik?"
„Unter anderem."
„Wie steht's eigentlich um die Girondisten?" warf Danton ein.
„Immer noch dasselbe", brummte Robespierre. „Aber wir werden sie schon noch kleinkriegen, verlaßt euch drauf! Irgendwann werden die Girondisten genauso enden, wie vor zwei Jahren die Feullantiner!"
„Wie war das damals überhaupt?" Raoul bewies mal wieder die Kenntnisse eines Bauernjungen, aber kein Wunder, immerhin war er erst neun. „La Fayette hat den Club doch angeführt?"
„Das Problem war, die Feullantiner standen zwischen den Royalisten und den Republikanern", ließ Gervais sich mit einem Augenrollen zu einer Erklärung herab. „Sie wollten eine sogenannte Verfassungs-Monarchie wie die Engländer sie haben, und haben deshalb die Republik und das alte Königtum angeprangert. So haben sie sich allerdings die Sympathie beider Parteien verwirkt. Und am Ende hat der Pöbel den Club gesprengt."
Gervais spürte Robespierres Blick auf sich. Er wußte, er und Danton waren dafür, ein außerordentliches Strafgericht einzurichten. Und so wie er die beiden einschätzte, würden sie die Idee binnen kürzester Zeit in die Tat umsetzen ...

9. Thermidor d. J. II - 27. Juli 1794
Angespannt stand der junge Mann am Fenster. Bis auf seine braungrünen Augen, die unruhig zwischen den diskutierenden Männern und dem Geschehen außerhalb hin und her glitten, war er nahezu regungslos. Die wütenden Rufe der letzten Stunden waren mittlerweile fast nicht mehr zu hören - stattdessen meinte Gervais, marschierende Schritte wahrzunehmen, die sich dem Rathaus näherten.
Doch erst der silbrige Glanz der Bajonette riß den jungen Anhäger Robespierres aus seiner Starre.
"Sie greifen an!"
Sein Ruf brachte die Diskussion der anderen augenblicklich zum Schweigen. Gervais starrte immer noch nach unten, doch der anschwellende Lärm sagte jedem im Raum deutlich, daß die Truppen des Nationalkonvents soeben dabei waren, ihr Versteck zu stürmen.
Vollkommen von dem Geschehen draußen in den Bann gezogen, bekam Gervais nur am Rande mit, daß Robespierre und seine Verbündeten aufgeregt miteinander flüsterten. Die Schritte und Schüsse wurden lauter, erklangen bereits im Treppenhaus.
Keiner konnte hinterher sagen, wer die Kugel abgefeuert hatte. Die Tür zu ihrem Versteck wurde bereits heftig attackiert, als der Schuß das allgemeine Gebrüll zerriss. Robespierre ging blutüberströmt zu Boden. Ohne zu zögern riß Gervais sich vom Fenster los und zog seinen Mentor aus dem Chaos heraus. Die Kugel hatte Maximiliens Kiefer zertrümmert. Seine unartikulierten Laute mischten sich mit weiteren Schüssen, mit Glasscherben und dem Blut der Selbstmörder, die sich erschossen oder aus dem Fenster sprangen.
Doch anstatt seine Hilfe anzunehmen, schubste Robespierre Gervais weg, machte eine schwache Bewegung zu dem Fenster, vor dem er eben noch Wache gestanden hatte.



04.08.2008 02:33:23 
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Es war zerbrochen. Der Bruder seines Mentors, Augustin Robespierre, hatte sich hinausgestürzt. Mit seltsam verdrehten Gliedern lag er unten auf dem Asphalt. Ob er noch am Leben war, konnte Gervais nicht erkennen - er wußte nur, er würde garantiert nicht sterben!
"Tut mir leid, Maxime", sagte er mit einem letzten Blick über die Schulter. "Du hast verloren."
Im selben Moment, als die Angreifer den Raum stürmten, sprang Gervais aus dem Fenster. Er ahnte nicht, daß ein Wesen der Nacht, welches die Gunst der blutigen Stunde ausnutzte, das Geschehen mit Argusaugen beobachtete.

Augustins Körper hatte seinen Sturz abgefangen. Gervais Ryont überlebte. Mit kaum 20 Jahren verbittert und von seinem bisherigen Leben im Stich gelassen, forderte er dieses von nun an erst recht heraus. Aus dem einstigen Jünger von Robespierre wurde ein umherziehender Söldner, der jeden Auftrag annahm, der ihm in die Quere kam. Ob Entführungen, Auftragsmorde, Diebstahl, Betrügereien - es gab nichts, was Gervais nicht gemacht hatte. Denn es gab nichts, was ihm lebenswert erschien. Er war 22, als er entgegen seiner Entscheidung im Rathaus versuchte, seinem Leben ein Ende zu setzen. Vom Dach Notre Dames sprang er in die Schwärze der Nacht. Als er aufwachte, stellte sich heraus, daß es, genau genommen, die Arme Lestat de Lioncours gewesen waren. So rasch hatte er zugestoßen, daß Gervais sich nicht mal mehr an den Biß erinnern konnte ...
Umso deutlicher war ihm seine Verwandlung in Erinnerung geblieben. Geschwächt und durstig war er irgendwo in den Katakomben von Paris wieder zu sich gekommen. Tief in ihm bohrten Schmerz und Enttäuschung über die wertlos gewordenen Ideale, denen er seit seiner Kindheit treu ergeben gewesen war. Und neben ihm saß ein blonder, junger Mann, der sich offenbar an seinem Zustand ergötzte. Mit sichtlichem Genuß hatte Lestat ihm auseinandergesetzt, daß Robespierre von vornherein zum Scheitern veruteilt war - einfach deswegen, weil es in der Natur des Menschen lag, sich selbst zu wichtig zu nehmen.
"Du bist nicht besser als er", erklärte der Vampir herablassend. "Denn du bist gesprungen, weil du dich für was besseres hälst ... aber du bist nur ein Mensch. Unwissend. Ein Tropfen, der im Sand versickert, noch bevor er das Meer der Zeit erreicht ... Aber du kannst was besseres werden, wenn du den Mut hast, dein altes Leben aufzugeben. Was du ohnehin wirst, denn du stirbst gerade. Ich könnte dich allerdings retten ..."
Noch nie hatte Gervais etwas erquickenderes geschmeckt, als jenen ersten Blutstropfen, den er kurz darauf aus Lestats Venen empfing. Der Tod seines menschlichen Körpers übertraf selbst den Schmerz, den Robespierres Untergang in ihm hinterlassen hatte. Ein Schmerz, der ihn ganz und gar ausfüllte - und befriedigte. Es war der Beginn eines neuen, unsterblichen Lebens ...

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Deine Vorstellungen für deinen Charakter: Einen Partner suchen, den Vampirbestand in Boston sichern. Bei Gelegenheit die Fronten ein wenig gegeneinander ausspielen ;-), ansonsten laß ich mich gern überraschen.

Avatar: Felix Martin

Lösungssatz: kontrolliert von mir selbst ^^

Zweitchara: später noch Jackie ;-)

Wie bist du auf uns gestoßen? Ich bin Admin ^^

Volljährig? schon länger *g*

Schreibprobe: Also wenn euch der Forenplot schon nicht lang genug ist :D


04.08.2008 02:34:07 
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