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Forum Übersicht » Oeffentlichkeitsarbeit/ Veranstaltungen/neueste Presseartikel » Veranstaltungen/ Neueste Nachrichten aus Funk, TV und Print » Buchvorstellung: Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch...
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Buchvorstellung: Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch...
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Letztes Jahr ist ein Buch, zum hiesigen Thema hier, neu rausgekommen. Das jedoch Verständnismäßig mehr für Fachkreise als wie für Betroffene verfasst wurde.

Quelle:

http://www.lehmanns.de/shop/medizin-pharmazie/26007643-9783899678475-pathologischer-pc-internet-gebrauch-bei-patient-innen-der-stationaeren-psychosomatischen-und-suchtrehabilitation

Inhaltsverzeichnis:

http://www.lehmanns.de/media/188770/1

Auszug:

Quote
6.2 Der pathologische PC-/lnternet-Gebrauch im Spiegel der empirischen Resultate

Die PC/Internet-Pathologie erscheint im Licht der empirischen Ergebnisse als Beziehungs- und Verhaltensstörung, die sowohl als Folge der pathologischen PC-/lnternet-Aktivität als auch immer weiter wirksame Ursache einer defizitären Persönlichkeitsentwicklung mit kompensatorischem PC-Internet-Gebrauch angesehen werden kann. Sollte ein charakteristisches Eigenschaftsprofil der Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch beschrieben werden, müssten Besonderheiten im Selbstbild, in der Selbststeuerung, vor allem hinsichtlich der aggressiven Affektregulierungsfähigkeit und im sozial-interaktiven Kontakt einbezogen werden. Im Vordergrund stehen defizitäre Planungs- und Handlungskompetenz, die Ziele nur unzureichend verfolgen lässt. Diese grundlegende Persönlichkeitseigenschaft, konzipiert als „Gewissenhaftigkeit" im Big-Five-Ansatz ist verbunden mit ausgeprägten Rückzugstendenzen, Selbstabwertung, v.a. hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und physischen Attraktivität, eine kon- fligierende Ausprägung von schnell aktivierbaren aggressiven Impulsen einerseits und mangelnder Aggressionshemmung anderseits, sowie starke Unsicherheit im Kontakt mit anderen. Die Ergebnisse zeigen, dass die PC-/lnternet-Problematik sich auf dieser Basis von den drei anderen Untersuchungsgruppen deutlich abgrenzen lässt. Dabei trennt die Symptombelastet- heit die Gruppen nicht entscheidend, ebenso wenig wie Unterschiede in der sozialen und beruflichen Desintegration, obwohl diese Belastetheit bei der PC-Gruppe deutlich höher ausgeprägt ist. Vielmehr begründen zentrale Variablen der Persönlichkeitsorganisation, der Selbstwertregulation, der interpersonellen Problematik und der aggressiven Affektregulierung in bedeutsamen Maß die Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen.
Dieses eigene Profil basiert vor allem auf den ungünstiger ausgeprägten Persönlichkeitseigenschaften „Gewissenhaftigkeit" und „Extraversion", sowie den größeren Defiziten in der sozialen Kompetenz, der aggressiven Affektregulation und hinsichtlich der Selbstwertregulierung auf der negativen Selbstbewertung im Bereich Leistung und physische Attraktivität. Diese Ergebnisse können nicht darauf zurückgeführt werden, dass die Patienten der PC-Gruppe deutlich jünger sind als die Patienten der anderen Untersuchungsgruppe und nicht darauf, dass es sich bei ihnen in 90% der Fälle um Männer handelt, wie die kovarianzanalytische Kontrolle gezeigt hat.
In der Persönlichkeitspsychologie wird die Struktur einer Persönlichkeit durch eine Taxonomie von Eigenschaften (Traits) beschrieben. Dabei wird die Mehrheit derTraits in fünf großen Kategorien zusammengefasst („Big Five"). Der NEO-FFI ist geeignet, diese „Big Five" zu erfassen. Die Skala Gewissenhaftigkeit ist dabei diejenige, die am stärksten schulische, akademische und berufliche Leistungen vorhersagen kann. Spätestens seit den Metaanalysen von Barrick & Mount (1991) und Dudley et al. (2006) gilt Gewissenhaftigkeit in seinen Facetten als validester Prädiktor für Arbeitsleistung und -erfolg.
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Hierarchisch argumentierende Autoren wie DeYoung (2010) beschreiben oberhalb der „Big Five" noch eine weitere strukturelle Ebene der Persönlichkeit (Metatraits) mit den Faktoren Stabilität und Plastizität. „Gewissenhaftigkeit" wird dabei dem Faktor Stabilität zugeordnet. Das in der Literatur nicht durchgängig aber dennoch immer wieder beschriebene Phänomen, dass zumindest in Querschnittsstudien mit zunehmendem Alter der Probanden die „Gewissenhaftigkeit" ansteigt, wird in jüngeren Studien differenziert. So argumentieren Specht et al. (2011) den Anstieg der „Gewissenhaftigkeit" insbesondere bei Menschen die sich in den ersten Berufsjahren befinden.
Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich „Gewissenhaftigkeit" als markantes Merkmal von Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch identifizieren. Studien, in denen intensive Internetnutzer von Online-Rollenspielen (Peters & Melesky, 2008), Shooter-Games (Montag et al., 2011) und sozialen Netzwerken (Kuss & Griffiths, 2011) untersucht wurden, fanden entsprechend negative Korrelationen zwischen Nutzungsintensität und Gewissenhaftigkeit. Von besonderer Bedeutung ist jedoch, dass „Gewissenhaftigkeit" in dieser klinischen Stichprobe von Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch als hervorstechendes Merkmal identifiziert wurde und dieses Merkmal auch im Vergleich mit anderen klinischen Untersuchungsgruppen seine Relevanz behält: „Gewissenhaftigkeit" ist bei der PC-Gruppe deutlich ungünstiger ausgeprägt als bei allen anderen Untersuchungsgruppen. Dies trifft hinsichtlich zwei weiterer Größen der „Big Five", „Extraversion" und „Neurotizismus", so nur für den Vergleich mit den Gruppen Glücksspielen und Abhängigkeit zu.
Unterschiede in der Selbstwertschätzung trennen darüber hinaus deutlich die PC-Gruppe die Patienten von den Gruppen Glücksspielen und Abhängigkeit: Patienten mit der PC-/lnternet- problematik zeigen deutlich ungünstigere leistungsbezogene Selbstwertschätzung und ungünstigere Selbstwertschätzung hinsichtlich der physischen Attraktivität und der Sicherheit im sozialen Kontakt.
Außerdem sorgen zwei Aspekte der interpersonellen Problematik für die Unterschiede zwischen den Gruppen: zu abweisend-kalt und zu introvertiert-sozial-vermeidend. Wieder zeigt sich bei der PC-Gruppe im Fall „zu introvertiert-sozial-vermeidend" eine deutlich ungünstigere Ausprägung als bei pathologischen Glücksspielern und Suchtkranken. Hinsichtlich „zu abweisend-kalt" ergaben sich deutlich ungünstigere Werte als bei allen anderen Gruppen.
Was die aggressive Affektregulation betrifft, so trennen spontane Aggressivität und Aggressionshemmung am stärksten zwischen den Gruppen: Die PC-Gruppe zeigt ein deutlich höheres Ausmaß an spontaner Aggressivität als die Gruppen Abhängigkeit und andere psychische Störungen und ein deutlich niedrigeres Ausmaß an Aggressionshemmung als die Patienten der Gruppe andere psychische Störungen.
Ähnlich wie bei pathologischen Glücksspielern (Sobottka, 2007) unterschieden sich die Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch in den mit der Barratt Impulsiveness Scale (BIS) erhobenen subjektiven Impulsivitätsmaßen von denen der alkoholabhängigen Probanden. Dieser Befund scheint einerseits für eine erhöhte Impulsivität der Probanden der Gruppe PC im Sinne eines überdauernden Persönlichkeitsmerkmals zu sprechen. Andererseits werden aus der allgemeinpsychologischen Impulsivitätsforschung keine oder nur sehr schwache Zusammenhänge zwischen subjektiven und behavioralen Impulsivitätsmaßen berichtet, ohne dass hierfür ein einheitlicher Erklärungsansatz vorliegt (Gerbing, et al., 1987; Helmers, et al., 1995). Mit Sieg, et al. (2003) kann auf die unterschiedliche Beeinflussung von subjektiven und behavioralen Impulsivitätsmaßen durch kognitive und motivationale Faktoren hingewiesen werden.

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Somit kann bei einer noch ausstehenden wissenschaftlichen Konsensbildung über das Kon- strukt der Impulsivität aus der Befundlage nicht abgeleitet werden, dass eine nosologische Zuordnung zu den Störungen der Impulskontrolle gerechtfertig wäre. Vielmehr könnten weitere Studien unter Einbeziehung behavioraler Impulsivitätsmaße Auskunft über die Ausprägung impulsiven Verhaltens und damit über die Relevanz einer gestörten Impulskontrolle bei Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch geben.
Aus sozialmedizinischer Perspektive sind die Ergebnisse der vorliegenden Studie unter Berücksichtung zuvor genannter Befunde aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie von besonderer Bedeutung. Mit der niedrig ausgeprägten Gewissenhaftigkeit der Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch scheint bei diesen keine günstige Voraussetzung für die Leistungserbringung im Erwerbsleben vorzuliegen. Wenn dann im Vergleich zu den anderen Gruppen die Integration ins Erwerbsleben auch noch problematisch bzw. nicht erfolgt ist, sind Verbesserungen des ohnehin niedrigen Ausmaßes an Gewissenhaftigkeit eher nicht zu erwarten, was wiederum nicht zur Verbesserung von persönlichen Voraussetzungen für die Leistungserbringung im Erwerbsleben führt.
Somit kommt den Facetten der Gewissenhaftigkeit und der Vorbereitung einer Integration ins Erwerbsleben bei den Patienten mit pathologischem PC-/lnternet-Gebrauch eine besonders relevante Bedeutung im Rahmen einer stationären medizinischen Rehabilitation zu.
Insgesamt legen die Ergebnisse keine klinische Affinität zwischen der PC-Gruppe und der Gruppe der Patienten mit einer stoffgebundenen Abhängigkeit nahe. Zwischen diesen beiden bestehen hinsichtlich der klinisch relevanten Merkmale im Bereich der Persönlichkeit, Selbstwertregulation, sozialen Beziehungsfähigkeit und aggressiven Affektregulation deutlichere und mehr Unterschiede als zwischen der PC-Gruppe und der Gruppe Glücksspielen und andere psychische Störungen. Dieses Ergebnis korrespondiert mit dem Bild der psychischen Komorbidität, das im Abschnitt 6.5 dargestellt ist. Zuvor folgt die Diskussion des Vergleichs der beiden Fragebögen KPC und CIUS.

112

Da ist ja was dran, das Gewissenhaftigkeit einem von diesem mist Netz nicht mehr loslässt.



01.01.2015 18:42:34  
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