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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Ausstiegstagebuch von biloved, Start 07.11.2013
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Ausstiegstagebuch von biloved, Start 07.11.2013
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Ich habe erst jetzt die Tagebücher entdeckt und eins angelegt. Bin jetzt eine Woche clean und kopiere einfach mal die bisherigen Beiträge hier rein, um nicht alles noch mal zu schreiben:

Erst mal ein Hallo an die Mitstreiter hier. Ich weiß noch nicht, wohin mich die Reise hier führen wird, aber es fühlt sich gut an, in diesem Forum zu sein und Gedanken und Gefühle auszutauschen mit Menschen, denen es vielleicht ähnlich geht.

Ich habe mir einige Chats von euch durchgelesen und Infomaterial und bin immer noch ziemlich schockiert, wie weit so eine OSS gehen kann und was es mit Beziehungen und Partnern macht. Danke auch an Gabriele, dass sie dieses Forum eröffnet hat. Ich denke, plastischer und lebendiger, kann man die Konsequenzen so einer Sucht wohl kaum erkennen. Über die Beispiele erkenne ich natürlich sehr gut, was da bei mir im Ansatz schon da ist und ich hoffe, ich steige rechtzeitig aus.

Seitdem ich hier bin, habe ich erstens eine Liste angelegt, wann ich täglich wie lange auf Chat- oder Pornoseiten war und wie es mir im Groben an den einzelnen Tagen ging. Was sich vielleicht auch verändert hat. Diese Liste stachelt meinen Ehrgeiz an, weil es natürlich schön ist, wenn da wie bisher überall 0 steht :-).

Ich hatte ein sehr schönes Wochenende mit meiner Freundin, mit der ich jetzt über 6 Jahre zusammen bin, wo wir auch über das Thema OSS geredet haben. Wo ich ihr sagte, dass ich mich da gefährdet sehe. Wir beide sind gerade in einem Prozess, mit meiner Bi-sexualität in der Beziehung einen Umgang zu finden gemeinsam mit einem Paarcoach. Sie weiß von Anfang unserre Beziehung an, dass ich bisexuell bin. Es gab immer wieder Ansätze des offenen Umgangs, aber da sie selbst nicht bisexuell und ein "klassisches Mädchen" ist, ist es für sie eine sehr große Herausforderung und hat sie dann sehr traurig gemacht.

Letztlich habe ich oft den Stress der stetigen emotionalen Auseinandersetzung neben dem anstrengenden Berufsleben nicht ausgehalten und meine schwule Seite in die Ecke gestellt. Bzw., und hier kam eben der gefährliche Punkt, der mir heute morgen noch mal klar wurde: Ich habe sie mit Hilfe des Internets in meiner Phantasie ausgelebt. Das hat natürlich den vermeintlichen Vorteil, dass ich es leben kann, mich emotional aber mit niemandem darüber auseinandersetzen muß. Als Belohung gibt es dann noch einen Orgasmus, und schon ist die Sache wieder erledigt. Da die eigentliche Sehnsucht, einem Mann nahe zu sein, wirklichen Kontakt zu haben aber nicht gestillt wird, steigert sich natürlich der Konsum und wird zur Gewohnheit. Es ist ja erst mal niemand da der urteilt, weil es allein stattfindet und ich konnte mich selbst beruhigen, dass ich ja niemanden betrüge. (nach dem, was ich hier lese und wie ich es jetzt sehe und erkenne, ist das natürlich totaler Käse)

Ich mußte bisher auch niemanden belügen deswegen. Meine Freundin wußte auch, dass ich gelegentlich auf schwulen Pornoseiten bin. Gesammelt habe ich bisher nichts. Und eine Steigerung in Extreme sehe ich bisher auch nicht. (Ausser der Häufigkeit, die mir erst jetzt bewußt wird.) Bisher hat mein Verhalten auch keine Auswirkungen auf berufliche Dinge. Vernachlässigungen etc.

Mir ist eher aufgefallen, dass je mehr ich arbeite (und das war über lange Zeit als Selbständiger schon sehr viel), desto regelmässiger gehe ich ins Netz und benutze diesen kurzen Moment der Spannung, Ablenkung und Entspannung als Druckausgleich. Quasi als Bonbon am Ende eines anstrengenden Tages.

Es gab auch heimliche, reale Kontakte mit Männern, die ich später gebeichtet habe. Sie entstanden by Chance, die ich dann aber auf beruflichen Reisen auch gesucht habe. Weil ich mir zweimal trotz safer Sex Chlamydien geholt habe, keine vertrauensbildende Maßnahme und für mich auch kein gangbarer Weg. Dazu ist einfach in der schwulen Szene zu viel an mehr oder weniger schweren Geschlechtskrankheiten unterweges und der Lebenswandel bei den meisten zu promisk. Das weiß ich aus eigener Erfahrung weil ich zeitweise auch ein rein schwules Singleleben gelebt habe. Ich möchte uns gerne schützen, wir wissen aber beide noch nicht, wie es da einen gangbaren Weg geben soll.

Um es noch etwas komplizierter zu machen, habe ich auch noch eine Mißbrauchgeschichte in meiner Vergangenheit. Sowohl weiblicher als auch männlicherseits in früher Kindheit und das Thema Nähe und Sexualität ist ein sehr heikles. Die Tendenz, zu stark zu kontrollieren oder aus der Nähe zu flüchten, weil sie als eng oder bedrohlich empfunden wird ist also auch noch da. Diesem Thema stelle ich mich gerade nach einigen Jahren Bearbeitung und Therapie noch mal. Nachdem ich in den letzten Jahren damit beschäftigt war, Stabilität und Gleichgewicht herzustellen, geht es jetzt um das Thema Entspannung und Geborgenheit, was ich beides nicht von der Basis her kenne. Ich bin quasi mit stetiger Bedrohung aufgewachsen.

Ich sehe da auch so eine Tendenz, mich mit dem derben Sex auf Pornoseiten und Beziehungsgestörten Chattern mehr zu identifizieren, weil es mein altes Zuhause ist, als mit der heilen Welt meiner Beziehung. Es ist gerade als würde ich noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein altes, krankes Zuhause zu verlassen und in ein gesundes zu Wechseln, was mir nicht bekannt ist, wo es mir entsprechend schwer fällt zu vertrauen.

Ich bin mir sehr bewußt, dass ich eine tolle Partnerin habe. Die tollste Frau der Welt, die mit mir durch schwierige Prozesse geht. Andersherum hat sie auch ihre Themen, durch die ich sie mit meinem reichen Erfahrungsschatz begleiten kann. Es ist auf jeden Fall wahnsinnig viel Liebe da und wir sind sowohl ein gutes kreatives als auch ein entspanntes Alltagsgespann. Wenn das nicht so wäre, dann hätten wir bei den wirklich schwierigen Themen wohl schon beide aufgegeben. Was für ein Geschenk, mit so einer Partnerin durchs Leben gehen zu dürfen. Ich möchte sie auf keinen Fall durch OSS gefährden.

Vielleicht kann sich der ein oder andere in den Themen wiedererkennen und hat Lust, etwas zu schreiben. Würde mich freuen. Bis dann und weil es so heilend ist für euch alle der Wunsch "Be loved!".

biloved

Bisher bin ich weiter auf Null mit meiner Diät. Ich habe gestern auf dem einzigen schwulen Chatportal wo ich angemeldet bin meinen Abflug eingeleitet und die wirklich sozialen Kontakte dort rausgefiltert. Da es keine reine Sexchatseite war, gab es auch sehr nette und menschlich interessante Begegnungen. Die Versuchung, mir noch einmal die Sexprofile anzuschauen, war relativ gering.

Ich warte noch auf die letzten Antworten und werde wohl morgen mein Profil löschen. Fühlt sich soweit erst mal gut an. Eigentlich freue ich mich sogar drauf, den roten Knopf zu drücken und das Ding in die Luft zu jagen. :-) Bietet viel Freiraum um andere Dinge zu tun.


12.11.2013 09:14:52  
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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So ist es richtig! Nun beweist Du, dass Du es ernst meinst! Und glaube mir, der erste Schritt ist schwer, aber wenn Du dann eine Weile Abstand gefunden hast, wirst Du Dich richtig gut fühlen, viel besser als je zuvor!!!

Viel Erfolg und bleib auf Deinem neuen Weg!!



Gabriele Farke (HSO e.V.)

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12.11.2013 13:16:48    
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Das Profil im Chat ist soeben gelöscht.freuendes SmilieFühlt sich sehr gut an. Kurz vorm Gehen tauchte doch tatsächlich noch eine Versuchung auf. Sehr absurd eigentlich. Ein Mann sprach mich auch mein Profil an, das nicht auf Sex ausgerichtet ist. Fand es interessant und beklagt sich darüber, dass alle hier auf der Seite nur Sex wollen. Dann tauschten wir uns etwas aus. Sehr interessant. Gemeinsame Interessen etc. und worauf kam dann das Thema? Dreimal dürft ihr raten. Das lief bei dem so schnell auf eine Verabredung hinaus und ich mußte mich schwerstens zurückhalten.

Ich habe auch erst mal beschlossen, dass es keine Männeraffairen mehr gibt, sondern nur noch Treffen, die ich im Vorfeld mit meiner Freundin besprochen habe. Also keine bösen Überraschungen und beichten hinterher. Es ist in diesem Falle nicht leicht, das Bedürfnis nach männlicher Nähe und Sexualität und die Sexuelle Gier auseinanderzuhalten. Ich denke wesentlich ist, dass ich das ganze meiner Freundin gegenüber noch offener handhabe.


12.11.2013 15:08:13  
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@Gabriele: Fast vergessen: Danke für deine ermunternden Worte. Ich brauche nicht viel Phantasie, um jetzt schon zu spüren, was da von mir abfällt. Ich kenne es auch vom Rauchen. Damit habe ich vor einem halben Jahr aufgehört. Dann haben ich und meine Freundin vor einem Monat beschlossen, keinen Alkohol wie Wein und Bier mehr im Haus zu haben, weil es uns Abends zu regelämssig wurde und dick macht und jetzt wird anscheinend noch weiter geputzt. Kann mir gut vorstellen, dass da eine Last von mir abfällt.

Ich weiß nicht, wie die Erfahrungen damit sind, inwieweit sich so etwas auch zum Beispiel auf die Prostata niederschlagen kann auf psychosomatischer Ebene. Ich habe da im letzten halben Jahr Probleme bekommen und wenn es mit meiner Freundin auf den Sex zusteuert wird es schlimmer. Am Wochenende wo wir eine sehr schöne Zeit zusammen hatten und auch intim wurden dachte ich sogar, ich hätte einen Geschlechtskrankheit angeschleppt. Aber ich habe es checken lassen und es ist definitiv nichts ansteckendes.


12.11.2013 15:14:46  
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ganz ehrlich hat mich dieses Angebot von dem Typen heute in eine erregte Anspannung versetzt, die mich beim Arbeiten abegelenkt hat. Ich muß dazu sagen, dass ich allein zuhause am Computer arbeite und ständig online bin. Das ist schon eine ziemliche Herausforderung. Aber bisher habe ich sie ganz gut gemeistert.

Ich habe zwischendurch die Spannung mit etwas Sport abgebaut und dann ging es wieder besser weiter mit der Arbeit.

Ein gutes Gefühl, nicht mehr auf das Chatportal zurück zu können aber auch komisch. Man hat innerlich kurz die Klinke in der Hand und dann merkt man: ach ist ja nicht mehr. Dramatisch finde ich es zum Glück nicht.


12.11.2013 18:51:47  
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Heute ist Tag 8 und ich bin immer noch clean. Weder Pornoseiten, noch Chat noch SB. Ich bin beruflich zum Glück nicht zu stark belastet und kann mich deshalb auch innerlich mit dem ganzen Thema auseinandersetzen.

Heute morgen habe ich mal in anderen Tagebüchern nachgelesen und mir ist aufgefallen, dass ich bei vielen wenig von den Hintergründen lese. Von den Ursachen, die zu ihrer Sucht führen. Das macht auf mich den Eindruck von etwas sportivem, das sich aber rein auf das Symptom breschränkt. Vielleicht ist das auch eher der Sinn dieses Tagebuchs. Es zeigt mir immerhin klar die Erfolge und Mißerfolge, was eine gute Orientierung ist. Das sind einfach Fakten, an denen man nicht vorbeikommt.

Ich komme über verschiedene Dinge, wie zum Beispiel gestern ein Theaterstück, was ich mit meiner Freundin angeschaut habe, sehr schnell an sehr existentielle Themen. Zum Beispiel eine riesige kindliche Einsamkeit. Für mich ist Sex bisher eine Möglichkeit gewesen, Anerkennung zu bekommen, vor allem von Männern. Da ich von meinem Vater mißbraucht wurde, ist es, als würde ich das Spiel von damals weiterspielen. Meine Mutter war mit mir und er Situation überfordert und hat mich auch nicht gesehen in meiner Not. Ich war also sehr auf mich selbst gestellt. Im Gegenteil meine Mutter hat mich noch emotional mißbraucht, indem ich ihre Bedürfnisse erfüllen und der Mann sein sollte, der mein Vater nicht sein konnte. Der Mißbrauch durch die Schwester meines Vaters war das I-tüpfelchen. Also von beiden Geschlechtern war nichts gutes zu erwarten. Keiner war bereit, wirklich liebevoll und erwartungslos zu geben, nur weil ich da war, weil ich auf der Welt war.

Jeder wollte etwas von mir und das bleibt ein Lebensgefühl. Anstatt ein Zuhause in mir und in meiner Vergangenheit zu finden bleibt immer die Frage, was von mir gewollt und erwartet wird. Und möglichst schon im Vorfeld diese Erwartungen zu erfüllen. Ich habe ein sehr feines Gespür für andere aber wirklich zu spüren, was gut für mich ist, ist nicht einfach.

Im Paarcoaching und auch in der Einzelsitzung kam das Thema, dass ich versuche, meine Freundin glücklich zu machen. Das bringt mich natürlich weit von mir weg und ist zum scheitern verurteilt. Ich glaube über das Gefühl überflüssig zu sein, eine Belastung, versuche ich immer, etwass gut zu machen. Anstatt mich mal als Geschenk an die Menschheit zu sehen. Fazit ist letztlich, dass ich mit Sexsucht oder auch OSS (wobei ich mir da nicht mehr so sicher bin) ausweiche vor diesem großen Gefühl der Trauer und Einsamkeit und der Angst vor Nähe.

Es scheint für den Moment einfacher, in das alte ungesunde, bekannte zuhause zurückzukehren, als es loszulassen und in eine gesunde, liebevolle Beziehung zu gehen.

Es ist ein bisschen wie bei jemandem, der schon früh als obdachloser auf der Straße gelebt hat und er plötzlich in seinem neuen Heim sitzt und total verunsichert ist, einfach weil es neu ist.

Es ist sehr tief, was ich hier teile, ich würde genauso gerne mehr über euch erfahren und vielleicht macht es euch auch Mut mehr von euch zu zeigen als nur, an welchen Tagen sie clean waren und wann nicht.


14.11.2013 09:21:46  
HeavyJonesfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hallo biloved,

ich muss sagen dass ich gerne Deine Beiträge lese, da sie die Ursachen Deiner OSS hinterfragen und schön tiefgründig sind.

In einer Partnerschaft versuche ich auch stets meinen Partner glücklich zu machen und gebe mich dabei Schritt für Schritt auf. Auch ich habe Schwierigkeiten mich als "Geschenk an die Menschheit" zu sehen.

Jetzt bin ich seit gut einem Jahr Single und merke, wie gut es mir tut mich nicht auf das Glück eines anderen Menschen zu fixieren.


14.11.2013 12:48:23  
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hallo HeavyJones, danke das freut mich. In realen Coachingruppen habe ich es schon als sehr bereichernd erfahren, von Menschen zu hören, was sie bewegt. Und zu merken, man ist mit vielen Dingen weniger allein als man denkt.

Es geht mir übrigens mit deinen Beiträgen genauso. Kann immer sehr viel damit anfangen.

Ich war vorher sehr lange single und habe mir immer eine Beziehung gewünscht. Dass ich es mit meiner Hintergrundgeschichte geschafft habe, eine liebevolle Beziehung zu führen, die ins siebte Jahr geht, spricht für die ganzen Prozesse, die ich in den letzten sagen wir mal fast 20 Jahren durchgegangen bin. Viele Mißbrauchsopfer schaffen das nicht.

Ich kenne das singledasein sehr gut und es ist nicht einfach, in einer Beziehung die Freiräume festzusetzen. Am Anfang war ich glaube ich ziemlich furchtbar, was das anbetrifft, weil ich meinen Raum sehr schnell als verletzt gesehen haben. Die Übergänge sind fließender geworden zwischen unseren Räumen, was es aber auch nicht unbedingt einfacher macht, bei sich zu sein und die eigenen Bedürfnisse zu spüren. Das fließt zum Teil auch in den Sex ein. Ich verliere mich zwischendurch und dann war's das mit der Erektion. Das ist eigentlich der Bereich, wo man es am unmittelbarsten udn direktesten merkt, dass man sich verliert.

Würde mich freuen, wenn es heute abend mit der Gruppe klappt und wir ausgiebiger Zeit haben. Vielleicht und hoffentlich auch mit anderen. Und hoffentlich auf einem tiefen und ehrlichen level.


14.11.2013 13:30:54  
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Ich war gestern in der Gruppe der Betroffenen und wir hatten einen sehr schönen und anregenden Chat. Ich bin sehr dankbar dafür und hatte einen guten Abendfreuendes SmilieIch habe sehr viel Offenheit erlebt und das ist auch das schöne an dem Portal hier, wo ich gerne noch mal einladen möchte, mehr von sich zu zeigen. Wir waren uns glaube ich ziemlich einig, dass diese sportive Herangehensweise mit wie viele Tage clean, und sich dann fertig machen, wenn es weniger waren, auf Dauer nichts bringt. Ausser um den Konsum faktisch im Auge zu behalten und sich na klar auch über Erfolge zu freuen.

Was ich hier beobachte, läuft das leicht auf ein Punktspiel zwischen den Partnern hinaus und einer ist dann immer der Gewinner und der andere der Verlierer. Auf der Ebene findet keine Entwicklung statt. Da verstärken sich höchstens Schuldzuweisungen.

Wirkliche Veränderungen finden aber immer auch auf emotionaler Ebene statt. Deswegen mein Tip an euch, auch was Beiträge anbetrifft, vielleicht mehr darüber zu berichten, wie ihr euch mit der momentanen Situation fühlt.

Bei mir ist es gerade so, dass es über das Fehlen der Flirts oder Phantasien im Chat (Garnicht so sehr die Pornografie. Die fehlt mir am wenigsten) ein Leerraum entsteht. Und wenn ich in diesen Leerraum hineinlausche, danan merke ich, dass mir eine Bestätigung fehlt und ich in diesem Leerraum traurig werde. Ich habe heute morgen schon in mein privates Tagebuch geschrieben und mich gefragt, was Sexualität für mich bedeutet. Was sie für mich erfüllen soll. Dabei kam ich auf meine Geschichte zurück und habe das Bedürfnis verspürt, mir diese Entwicklung noch mal anzuschauen.

Eigentlich war es von Anfang an so, dass ich nicht meine Sexualität entdecken konnte, sondern dass sie von sehr jungen Jahren an von außen bestimmt wurde. Sexualität kam also erst mal von außen. Ich schwamm während der Pubertät in meiner Identität, war sehr verunsichert. (Wie natürlich auch viele andere Jugendliche) aber ich wußte schon viel zu viel, hatte schon zu viel erlebt und konnte das nicht in Zusammenhang mit meiner Umgebung bringen. Ich merkte eine Neugier und Anziehung was Männer anbetrifft und hatte sexuelle Phantasien mit meinem Vater und seinen Freunden. Das war natürlich mit einer großen Scham verbunden, und die Hintergründe kannte ich damals noch nicht. Ich hatte meine erste Freundin und es war schwierig, weil ich immer Angst hatte ihr weh zu tun. (Auch damals wußte ich nicht, woher diese Gefühle kamen). Aus einem schmächtigen, ängstlichen fast körperlosen Kind wurde plötzlich in der Pubertät ein breitschultriger, knackiger Mann. Auch diese Selbstbilder konnte ich lange nicht überein bringen.

Dann fing ich an, meinem Interesse für Männer zu folgen. Ich fuhr aus der Provinz in die Großstadt, erkundigte mich,hatte endlich meine Identität gefunden und hatte mein Coming Out, ich brüllte es quasi raus. "Das bin ich!". Engagierte mich in der Schwulenbewegung. Das beste war aber die Aufmerksamkeit, die ich bekam. Ich bekam derartig viel Aufmerksamkeit von attraktiven Männern. Und darin badete ich einige Jahre. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Und ich denke, dass ich damals Sexsüchtig war. Ich trampelte auf meinen Beziehungen herum, betrog sie und konnte sie nie lange halten. Ich mußte einfach mehr davon haben. Ich bekam viel bestätigung. Ich sah gut aus und war ein unersättliches Ferkel, das ein sehr genaues Gefühl dafür hatte, was der andere wollte und sich dem mit viel Phantasie zur Verfügung stellte. Hätte man das damals als Porno gedreht, wäre ich bestimmt groß rausgekommen. Ich war einfach gut und das machte meinen Wert für lange Zeit aus.

In Wirklichkeit hatte ich große Sehnsucht nach einem wirklichen Vater. Für Porter, den Vater aus "Flipper" (70er, braungebrannt, knackig, geschnitzes gesicht) hätte ich sterben können. Der liebte seine Söhne, unterstützte sie, war sexy. So einen Vater hätte ich gerne gehabt. Ganz tief drinnen natürlich, um geliebt zu werden, nicht um von ihm gefickt zu werden.

Was ich sagen will ist, das in mir einfach ein positives Männerbild fehlt. Ein Rückhalt, eine innere Orientierung. Es ist nicht so einfach, den eigenen Weg zu finden, wenn man dieses Zuhause als Mann in sich nicht richtig finden kann.

Ich schreibe das auch, weil es vielleicht auch anderen Männern so geht, die nicht eine Geschichte wie meine haben, dass sie in Pornos auch ein stabiles Männer oder Frauenbild suchen, weil ihr eigenes Selbstbild oder die Orientierung in Beziehungen auf wackligen Füßen steht. In meiner Phantasie muß ich mich den Unsicherheite nicht stellen. Da kann ich sein, wer ich will und alles ist herrlich einfach. Die Pornodarsteller haben ständig einen hoch und vögeln was das zeug hält. Denen kommen keinen blöden Gefühle in den Weg und die müssen auch nicht zueinander finden. Die vögeln einfach drauflos. Die haben auch keine Beziehungen mit einem Alltag. Die quatschen nciht darüber, was gerade im Job Scheiße gelaufen ist, oder ob das Geld reicht. Die tun es einfach.

Apropos... ich werde jetzt auch mal meine alltäglichen Dinge tun LächelnFortsetzung folgt. Ich freue mich über eure Kommentare!


15.11.2013 10:16:48  
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Ich glaube, heute ist Tag 13. Keine weiteren Ambitionen, ins Netz zu gehen, auch SB ist auf Null. Tatsächlich fühlt es sich bei mir gerade sexuell an, wie ein Nullpunkt. Es ist ein Freiraum entstanden und damit Raum zu reflektieren. Ich war ja schon vor der Entdeckung dieser Seite mit meiner Partnerin und auch allein im Prozess, mich mit meiner Sexualität auseinanderzusetzen.

Was mich im Moment sehr tief bewegt ist die Erkenntnis, wie sehr meine Sexualität immer noch fremdbestimmt ist. Wie sehr ich versuche, Erwartungen von außen gerecht zu werden. Bei Männern dient Sexualität dem Erringen von Aufmerksamkeit und Anerkennung indem ich Männern diene.

Mit meiner Freundin sieht es ähnlich aus. Ich möchte sie glücklich machen. Dabei spielt das Lebensgefühl, eine Belastung zu sein (was für meine Mutter so war) eine Rolle. Und das Gefühl, etwas gut zu machen zu haben. Beide Aktionen führen mich nicht zu meinen eigenen Bedürfnissen. Und gerade gibt es bei mir die frustrierende Feststellung, dass ich meine eigene Sexualität mit Ende 40 im Kern noch garnicht kenne. Das heißt, eine Sexualität, die mir gut tut, die einen liebevollen Umgang mit mir selbst einschließt. Die nicht von einem Mangel, einer Leere ausgeht, die aufzufüllen ist, sondern im Bewußtsein steht: Ich empfinde mich selbst als attraktiv, genieße mich selbst und das ist das, was ich meiner Partnerin oder einem Partner mit Respekt vor mir selbst und mit Freude daran zu geben habe.

Letztlich bedeutet diese Erkenntnis eine große Veränderung, von der ich noch nicht weiß, wie ich sie vollziehen soll. Ich denke, ich muß mich da noch mal mit viel Geduld und vor allem Liebe zu mir selbst rantasten.


19.11.2013 08:31:07  
reinhard_wienfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hallo biloved.
Du solltest hinterfragen inwieweit es nicht der falsche Ansatz ist, andere "glücklich" zu machen. Was liegt dieser Motivation zugrunde? Ich sehe darin "Allmachtsphantasien". Oft ist ein gesunder (!) Egoismus besser und erfüllender. Das heißt aber nicht, dass wir völlig unempathisch durch die Welt gehen.
Ich finde man soll den Anspruch (väterlicher Autorität??) andere glücklich zu machen aufgeben. Notwendig ist, dass wir Bedürfnisse artikulieren. Und auch unsere Partner motivieren Bedürfnisse zu äußern! Aber andere "glücklich zu machen" - welche Vermessenheit. Ich bin nicht für das Wohl und Wehe dieser Welt verantwortlich.. Es entlastet einem sich dies einzugestehen.


19.11.2013 09:47:33   
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Hallo Reinhard, lustigerweise habe ich in unserer Kommunikation das Gefühl, du hörst mir nicht zu und dann kommen so seltsame Kommentare wie "Vermessenheit", tendenziell auch wieder ein aggressiver Unterton.

Mal davon ausgegangen, dass du hier in meinem Tagebuch mehr gelesen hast als meinen letzten Kommentar: Du kannst doch nicht im Ernst davon ausgehen, dass ich mit meiner Geschichte und meinem Hintergrund an jahrelanger Reflektion mit therapeutischer Begleitung, es als gangbaren Weg sehe, meine Freundin glücklich machen und Männer bedienen zu wollen.

Das steht hier als Erkenntnis, als einem Programm, das unterbewußt abläuft und dass ich hier selbst aufdecke. Das sagt doch auch schon der ganze Kommentar, der hinterher kommt. Und indem ich es aufdecke, kann ich daran vielleicht etwas ändern und andere, die es lesen vielleicht auch.

Sollte das also eine Bestätigung in meinen Erkenntnissen sein, dann lässt sich das vielleicht unterstützender formulieren und nicht wie eine Zurechtweisung.


20.11.2013 10:33:19  
bilovedfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Erst mal vorweg: ich glaube es sind jetzt 14 Tage ohne OS und SB

Mit therapeutischer Hilfe habe ich mich gestern mal wieder dem Thema meiner Sexualität gewidmet. Im Kern sind wir auf das Thema Vermeidung von traumatischen Erinnerungen gekommen. Offensichtlich gibt es da noch eine große Trauer, die ich gestern wieder im Ansatz gespürt habe und einige schmerzhafte Erinnerungen, die im Körper gespeichert sind und beim Sex oft kurz davor sind an die Oberfläche zu kommen. Kurz bevor das passiert, spüre ich dann meinen Körper nicht mehr richtig und der Sex bricht ab.

In der Vergangenheit haben ich und meine Freundin dann kurz eine Pause eingelegt und wieder neu angefangen, was auch gut geklappt hat. Im Moment habe ich das Gefühl, da kommt mal wieder eine Erinnerungsschub und es lässt sich gerade nicht verdrängen. Ich muß mich also diesen Erinnerungen stellen, um wirklich emotional und mit vollem Genuß da sein zu können. Ich kenne diese Phasen schon und werde mich auch diesmal den Erinnerungen stellen. Es geht mir langsam ziemlich auf die Nerven. Es ist so ein verdammt klebriges Thema und immer wenn man denkt, so jetzt habe ich es hinter mir und ich habe genug geheult, kommt das nächste Tal oder die nächste Schicht der selben Angelegenheit. Scheint wirklich eine Lebensaufgabe zu sein, den Dreck zu verarbeiten.

Um kurz die Verbindung zu OS zu ziehen: Beim OS muß ich den sensiblen Anteil nicht fühlen, kann mich nur auf den Sex konzentrieren, auf die rein körperliche Empfindung. Ich brettere damit sogar gerne mal über meine eigenen Gefühle drüber. Das geht mit Meiner Freundin nicht. Weil wir uns sehr nahe sind, spielen Gefühle eine große Rolle. Ich bin sehr froh, sie an meiner Seite zu haben und dass sie mit mir diesen schwierigen Weg geht.

Ich hatte mal geschrieben, dass es wohl bei OSS bei mir die Tendenz gibt, meine Anziehung zu Männern dahin zu verlegen. Das Thema Sex mit Männern ist aber an sich mit einer gewissen Funktionalität ohne Gefühle belegt. Das zeigt auch schon, dass es das Thema: "Sex mit Männern" ist und nicht das Thema: Sex mit einem bestimmten Mann. Da steckt schon ein Konsum drin, der auf einen Umgang deutet, der mir überhaupt nicht gut tut, sondern einfach nur die Verletzung in den Hintergrund drängt ganz ähnlich wie beim OS.

Beides, weder OS noch Sex mit Männern lösen bei mir im Moment ein großes Verlangen aus. Das Bewußtsein über den verletzten Anteil in mir, um den ich mich kümmern muß, verhindert das gerade zum Glück komplett. Der Focus liegt auf Zärtlichkeit, Selbstliebe und Heilung.


20.11.2013 12:01:17  
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Ein neuer Tag. Gestern schüttelten mich tatsächlich noch Traurigkeit und Schmerz. Habe es durchgelassen und irgendwann war es auch wieder vorbei.

Mir ist heute noch mal bewußt geworden, dass vor der Entscheidung mich mit dem Thema zu beschäftigen schon einen Impuls gegeben hat, der meinen Blickwinkel verändert hat. Könnte auch für andere OSS ein interessanter Aspekt sein.

Ich hatte vor ca. 2 Monaten auf einem Festival einen Dokumentarfilm über Pornodarsteller gesehen. Hier ist der Link zu den Informationen: http://www.imdb.com/title/tt2376722/ Ich weiß nicht, ob der Filmn schon käuflich erhältlich ist. Es gibt bestimmt auch noch andere gute Filme darüber. Ein guter über schwule Pornografie ist zum Beispiel Sex/Life in LA: http://www.imdb.com/title/tt0445949/?ref_=nm_knf_t2

Die Erkenntnis dieser Filme, dass es nur wenige in der Branche gibt, die tatsächlich mit ihrem Leben als Pornstar zufrieden sind oder sogar glücklich. Die meisten erkennen sehr schnell, dass es weniger Genuß ist, als harte Arbeit und dass es kein zurück mehr gibt, wenn deine Körperöffnungen einmal im Netz waren. Wenn die Darsteller aus dem Business rausgehen (was bei vielen schon nach wenigen Monaten der Fall ist) dann verlieren sie oft ihren normalen Job wenn es rauskommt, oder sie bekommen garnicht erst einen. In der Hinsicht hat sich mit dem Internet viel verändert. Du bist sofort weltweit bekannt und jedes Kind kann inzwischen an deine Bilder kommen.

"A risky business" könnte als Film interessanter sein, aber er hatte bei mir den Effekt, dass ich plötzlich nicht mehr funktionierende Objekte gesehen habe, sondern Menschen mit ihren Hintergründen. So richtig genießen konnte ich das hinterher schon nicht mehr. Beide Filme nehmen einem komplett die Illusion, alles wäre ganz einfach und lustvoll für diese Menschen.


21.11.2013 17:30:02  
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Oh man Lächeln Entferne mal lieber die Links aus Deinen Beitrag. Viele Betroffene sind leider nicht so stabil, als dass sie die Bilder und Videos auf der Seite "vertragen". Würde mich nicht wundern wenn Du damit ein paar Rückfälle triggerst. Selbst das Zitieren irgendwelcher Sitenames wird des Öfteren aus Neugierde gegoogelt. Heikles Thema ... gefährliche Trigger.

Ich weiß Du meinst es informativ (was es ja auch ist). Aber das Material zeigt nackte Haut und erinnert stark an Zeiten, die man sich abgewöhnen möchte Zwinkern


21.11.2013 18:58:55  
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