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Beiträge: 2 Mitglied seit: 07.05.2010 IP-Adresse: gespeichert
| Liebes Forum,
ich habe mich hier angemeldet, weil ich gerne Euren Rat hätte.
Seit ca. einem Jahr bin ich mit meinem Freund zusammen und seit ca. sechs Monaten haben wir eine gemeinsame Wohnung. Wir haben eine sehr schöne Beziehung, aber es gibt ein Thema, was mir immer wieder Probleme bereitet, und das ist seine Spielleidenschaft.
Mein Freund ist sehr gutaussehend, beruflich erfolgreich, fährt ein schickes Auto, also man kann also sagen, er erfährt Bestätigung im realen Leben. Seit er 15 Jahre alt ist (nun ist er 35), liebt er Videospiele und bezeichnet sich selbst auch als "Hardcore-Zocker".
Er spielt allerdings kein WOW, sondern alle möglichen Spiele, die gerade erscheinen, aber im letzten Jahr zu 90% "Street Fighter IV", ein Prügelspiel. Und er hatte in den ganzen Jahren auch immer mal wieder spielfreie Phasen.
Bevor wir uns kennengelernt haben, hatte er gerade wieder eine "Hochphase", d.h. er spielte fast jeden Tag. Seit wir uns kennen, ist es weniger geworden und er hat sich auch (zähneknirschend) darauf eingelassen, nur noch an 3 Abenden die Woche zu zocken.
An seinen Spieleabenden spielt er dann aber bis zu 10 Stunden, teilweise bis 4 oder 5 Uhr morgens (er muss erst um 10 Uhr arbeiten). Und dann will er auch nichts anderes machen. Vor einer Woche ist eine neue Version von Street Fighter gekommen und da spielt er jetzt auch öfter als 3x die Woche, sagt aber, das normalisiere sich nach ein paar Wochen wieder und fragt mich auch immer, bevor er spielt.
Das Spiel ist aber sehr präsent in seinen Gedanken. Auch während seiner Arbeitszeit macht er sich Gedanken über Strategien und postet in Foren. Aber wie gesagt, 2 Abende unter der Woche und das ganze Wochenende verbringen wir zusammen und unternehmen dann auch viel.
Daher meine Frage: Kann man bei meinem Freund von Sucht sprechen oder hat er nur ein sehr großes "Hobby"? Er hat eindeutig ein großes Verlangen zu spielen und wenn er ein paar Tage offline war, wird er auch recht unruhig und will dann unbedingt spielen. Andererseits verbringen wir immer noch viel Zeit miteinander, er duscht jeden Tag, isst normal und seine Wohnung ist picobello ordentlich und sauber.
Jetzt würde ich gern wissen, ob es Sinn macht, ich akzeptiere sein "Hobby" und finde mich damit ab, dass er eben so ist, oder laufe ich damit in Gefahr, das Suchtverhalten zu unterstützen und sollte daher lieber an Regeln festhalten? Bisher hatte ich das Gefühl, je mehr Vorschriften ich ihm mache, umso schlechter wird die Laune und wenn ich ihm genug Zeit zum Spielen lasse, kommt er von alleine auf mich zu und unsere gemeinsame Zeit wird schöner.
Es existiert eben noch keine gültige Definition von Onlinespielsucht und da das Thema für mich eine völlig fremde Welt darstellt, würde ich mich über Euren Rat freuen. Meine Freunde verstehen das überhaupt nicht, für die ist jeder Spieler ein Freak. Aber auch Jungs, die nicht spielen, haben Hobbies und verbringen einige Abende in der Woche allein. Die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, reicht mir auch, denn ich habe eigene Hobbies und Freunde, aber das Thema löst bei mir Sorgen aus, da ich mich damit nicht auskenne. Mein Freund beruhigt mich immer, dass es nicht schlimmer wird, da er schon so lange spielt und den Rest seines Lebens noch wunderbar meistert (gut, eigener Freundeskreis und Sport bleiben bei ihm zeitlich auf der Strecke), aber diese ganzen Horrorgeschichten von abhängigen Spielern machen mir Angst. Oder reagiere ich dabei viel zu besorgt und ist eigentlich alles in Ordnung?
Lieben Dank für eure Hilfe! Strandperle
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Beiträge: 270 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Strandperle!
Ob er süchtig ist kann ich nicht wirklich einsortieren, da er ja auch scheinbar "spielfreie" Zeiten hat, aber suchtgefährdet scheint er mir durchaus.
Nur, weil "es sich ja in ein paar Wochen (!)" wieder normalisiert heißt es nicht, das man die Regel schleifen lassen sollte mit den 3 Spieltagen. Auch wenn ein neues Spiel natürlich reizt und man es ständig spielen möchte, sollte die Priorität doch im realen Leben und auf den Regeln des Zusammenlebens beruhen.
Lässt man das Spielen an mehr Tagen zu kann es passieren, das er bei jedem anderen neuen Spiel, das er sich holt ebenfalls diese Toleranz des Mehr-Spielens erwartet.
An Spielen und am Spielen ist nichts verkehrt, es sollte nur immer im Rahmen bleiben. Gönn ihm sein Hobby, aber mach ihm auch klar, das er es nicht übertreiben soll. Auch wenn ich selbst mal auf 60-70 Stunden die Woche (WoW + andere Spiele) kam (wobei ich Single war/bin), kommen mir mittlerweile 30 Stunden ziemlich viel vor.
Wenn Du magst kannst Du am Mittwoch um 20:00 Uhr mal in unsere SHG "Mediensucht allgemein" kommen. Den Link dahin findest Du unten in der Signatur. Du müsstest Dich dort nur noch einmal registrieren, am besten ein paar Minuten vor Beginn.
Viele Grüße!
Aurelius
Selbsthilfegruppe "Onlinesucht für Angehörige und Betroffene":
Jeden ersten und dritten Mittwoch von 20:30 Uhr bis 21:30 Uhr.
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