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Beiträge: 6 Mitglied seit: 05.09.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Mein Ausstieg und der Preis dafür
Ich bin neu in diesem Forum und möchte gerne über meine Erfahrungen berichten. Seit ca. 2 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Onlinesucht. Bisher diente dazu ein anderes Sucht-Forum, welches die Betreiber aber wegen finanzieller Beweggründe aufgaben. Dort laß ich die Schicksale von Spielern, die ihren Job, ihre Familie und Haus und Hof wegen der Spielerei verloren haben. Manche wollten sogar Selbstmord begehen. Dies war für mich immer ein Mahnmal.
Ich selbst habe ca. 2 Jahre WoW gespielt. Hatte 3 x 70er Chars und doch einige Zeit in dieses Spiel investiert (4-5 Stunden am Tag, Am WE mehr). Es fesselt ohne Frage und man muß neidlos anerkennen, das Blizzard dort eine Welt erschaffen hat, die schon bemerkenswert ist. Nicht umsonst sind so viele diesem Spiel verfallen.
Bei mir war es so: Wenn für Andere das Spiel erst richtig anfing, nämlich mit erreichen von Level 70 und den großen Raidinstanzen, hörte es für mich wieder auf. Ich war nicht bereit 6-8 Stunden am Abend an den Rechner gefesselt zu sein und den Raidleiter fragen zu müssen, ob ich auf die Toilette darf. Zustände, welche es bestimmt noch nicht einmal in irgendwelchen Gefängnissen gibt. So wurde ich auch nie einer von jenen, welche die großen Erfolge im Black Tempel feierten. Macht nichts. Ich lebe noch heute. Es kam, wie es kommen mußte. Eines Tages saß ich vor dem Rechner und wußte nicht mehr, was ich in diesem Spiel machen sollte, obwohl es ja nie endet. Man hat ja immer was zu tun. Ich verschenkte kurzerhand meinen Account und meldete den Kram einfach ab. Das war im März diesen Jahres. Das Spiel befindet sich bis heute noch auf dem PC und die CD’s habe ich immer noch. Bis heute hat mich nichts bewegt, dieses Spiel erneut zu starten. Ich bin nur zu faul es zu deinstallieren. Meine Onlinezeiten sind derart runtergegangen, das ich schon am überlegen war, das Internet abzumelden.
Jedenfalls mein Ausstieg und meine WoW Zeit hat mich einen hohen Preis gekostet. Meine Frau spielt dieses Spiel viel intensiver. So hatte sie früher auch mit anderen Spielen schon Probleme und ist seit langem PC und Onlinesüchtig. Eins kann man mit Sicherheit bestätigen. WoW tötet definitiv Gefühle. Auch ich konnte die Veränderungen in unserer Ehe verspüren. Nach 11 Jahren Ehe degradierte man sich gegenseitig zu Raidmitspielern, die nicht mehr zählten, als die anonymen Spieler auf der anderen Seite des Netzes. Ich kann nur jedem Pärchen abraten so etwas anzufangen. Nun gut. Mit dem Ende meiner WoW Karriere kam auch der Auszug meiner Frau und meinen beiden Kindern. Sie spielt weiterhin wie hammerkrank (Hinzugekommen bei ihr ist noch die Xbox inkl. Guitar Hero und den ganzen anderen Schwachsinn, den es da so gibt.). Na ja und ich habe auch wieder ein neues Leben. Ein Leben, was wieder lebenswert ist. Raus gehen und Luft atmen. Die Zeiten, wo man vor dem 20 Zoll Monitor den großen Helden gemimt hat, sind Gott sei Dank vorbei. Welcome im Reallife, wo man noch viele Dinge erleben kann, die der PC einem nicht vorgaukeln kann. Lieben, Fühlen, Riechen, Schmecken und vor allem mit seinen Freunden was zu unternehmen. Heute lebe ich in einer neuen Beziehung und verschwende an dieses Spiel keine Gedanken mehr.
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