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Forum Übersicht » Onlinesucht allgemein » Onlinesucht allgemein » irgendwie hats sich ausgezockt, mehr oder weniger
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irgendwie hats sich ausgezockt, mehr oder weniger
Curveballfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Hallo Leute,
Vor kurzem bin ich 22 Jahre alt geworden. Ich bin seit 12 Jahren aktiver Zocker überwiegend am PC und seit WoW überwiegend online. Außerdem konsumiere ich regelmäßig Cannabis und habe 0 Selbstwertgefühl. Ich habe so unfassbar viele Spiele gespielt, exzessiv und ohne Zeitgefühl, bzw. konnte ich nie genug kriegen. Morgens aufgewacht, an den Rechner gesetzt und bis zum Schlafen durchgezockt, dafür brauchte ich noch nicht mal WoW. Ich habe Unsummen an Geld für Soft- und Hardware verbraten. Sicher könnte ich statt dem Rechner auch n netten, gebrauchten Kleinwagen haben. Haben mich die PC-Spiele nicht mehr so angezogen, bin ich eben auf meine Xbox umgestiegen oder habe mir einen meiner vielen runtergeladenen Filme reingezogen.

Die schlimmste Zeit mache ich seid 4 Jahren durch. Ich bin damals von meinem Internat in St. Peter-Ording (dort hab ich auch genug gezockt und auch gekifft, aber längst nicht soviel. Feste Zeiten, kontrollierende Erzieher, Angst das die Kiste weggeschlossen wird, Urinproben zwecks Drogen) nach Berlin gezogen.
Hier wollte ich mich noch einmal der 11. Klasse annehmen. Daraus wurde nichts, in Berlin war auf einmal diese Kontrolle weg. Frei-Zocken, Frei-Kiffen war das Motto. Das einzige was mich ausbremste, war mein kleines Schüler Portemonnaie. Spiele sind teuer genug, aber das Gras erst bei meinem Konsum. Dafür war schnell eine Lösung gefunden. Auf meinem Konto befanden sich knapp 2.500€. Ich hatte davor nie die Möglichkeit an dieses Geld ranzukommen, denn da ich damals rauchte (janz normal) hatte mir mein Dad schon ewig meine EC-Karte abgenommen. Jetzt in Berlin, mit 18 Jahren, hatte ich wieder eine Karte, schließlich war ich ja „erwachsen“ und „reif“ und so, zumindest dachte ich so. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich die 2,5k € auf den Kopp gehauen für Soft-, Hardware und das gute alte Gras.

Zur Schule ging ich noch ab und zu, meist wenn ich neues Gras brauchte. Ein Marzahner aus der Klasse hatte da Connections. Ansonsten blieb ich tagelang oder auch ganze Wochen von der Schule weg. Ich konnte es einfach nicht ertragen unter sovielen Menschen zu sein, ständig mit dem Gefühl das mich die meisten eh nicht leiden können und hinter meinem Rücken über mich reden. Meine Familie, mit denen ich ja zusammenlebte (Vater, Bruder, Schwester), merkte von der Schwänzerei nichts. Ich stand morgens auf machte mich fertig, schnappte mir den Rucksack und zog los. Ich habe dann irgendwo die Zeit totgeschlagen, bin Ringbahn gefahren, zum Potsdamer Platz oder hab in Grünanlagen rumgegammelt und mir ein Tütchen gegönnt. Nach einigen Stunden konnte ich dann wieder nach Haus und endlich weitermachen.

Irgendwann war dann jedenfalls der 11.Feb.2005 heran und ich legte mir WoW zu. Das Spiel nahm mich in Besitz, ich zockte nur noch WoW, andere Spiele interessierten nicht meine gesamte Zeit gehörte Azeroth. Als das Schuljahr sich dem Ende neigte verging mir zum ersten Mal die Lust an WoW und vor allem am Kiffen. Damals wusste ich nicht das ich auch spielsüchtig bin, dass ist mir erst seit kurzem wirklich aufgegangen. Aber ich wusste das Gras nicht gut für mich war, denn es verstärkte offensichtlich meine sozialen Defizite. Konnte ich nüchtern noch halbwegs normal mit Menschen reden, kapselte ich mich breit total ab. Ich beantwortete dann nicht mal mehr „whispers“ in wow, geschweige denn reale Nachrichten oder Anrufe. Dann war ein paar Monate Ruhe. Kein Gras (hatte es mal wieder so satt das ich einfach aufhörte), kein WoW. In dieser Zeit hatte ich auch einen tollen Ferienjob, der mich wenigstens für 7 oder 8 Stunden aus der Wohnung rausholte. Es war für mich auch wieder leichter unter Menschen zu sein. Im Sept. `05 fing ich dann eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn an. Hoffnung keimte auf. Anfangs war auch alles super, nur 2 reine Schultage pro Woche (also weniger „Klassenstress“) interessante neue Aufgaben, eigenes Geld verdienen. Zu diesem Zeitpunkt fing ich wieder mit WoW an und diesmal fesselte es und band mich noch viel weiter ein. Ich begann einen neuen Charakter, kam mit anderen netten Zockern zusammen, questen hier, Instanz da. Irgendwann hatte ich dann meinen 1. 60er. Mit den Leuten mit, denen ich über all die Wochen gelevelt hatte, war ich natürlich in einer Gilde. Sicher keine Top-Gilde, aber ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Dann hatten wirs irgendwann mal geschafft, einen Pool an Spielern, Know-How und Tränke, also ab nach Molten Core. Was wir da an Stunden verbra(u)cht haben, über Monate 2-3 Raidtermine in der Woche. Dazu noch die Zeit um Gold und Zutaten für Tränke zu farmen. MC war irgendwann besiegt, wir fielen über zul`gurub und wie sie alle heißen her. Im Sommer 2007 zerbrach dann meine „Traumgilde“ ich versuchte noch einige Monaten in einer anderen Gilde anzukommen. Da ich aber nur wenns sein musste im TS war und dann meist auch nur hörte statt sprach, fand ich keinen rechten Anschluss. Ich kann noch nicht mal in diesem Spiel auf Menschen zugehen und einfach n bisschen plaudern oder so. Da es mir in der Gilde nicht gefiel, trat ich aus und wurde wieder inaktiv. Zu dieser Zeit kündigten sich auch die Prüfungen in der Ausbildung an und ich wurde beim Drogenkauf im Park vor meiner Haustür von den netten Männern in grün erwischt. Das mit der Polizei hatte mich so uffjeregt, dass ich allein deswegen die Finger vom Gras gelassen habe. 3 Monate lief alles ganz gut, da ich nun auch zu einem Psychologen ging, PC als Suchtmittel spielte für mich in diesen Gesprächen keine Rolle, denn ich erkannte immer noch nicht das auch der PC ein Problem ist. Ich war wohl 4 oder 5 Mal da, dann ging ich nicht mehr hin. Es schien mir ja wieder gut zu gehen und mal ehrlich, Veränderungen strengen doch nur an…

Ich war für 3 Monate „wach“, konnte mich auf meine IHK-Prüfung vorbereiten und schaffte die auch, sogar recht gut. Dann waren die Prüfungen durch und in mir keimte das Gefühl auf, ich könnte jetzt das mit dem Gras kontrollieren. Pustekuchen, ich bin seit 8 Monaten wieder extrem Fleißiger Konsument. Spielen tue ich auch wieder zur Genüge, aber es gibt mir einfach nichts mehr. Und mittlerweile habe ich erkannt dass ich in all den Jahren Computersüchtig war. Ich hab meine verdammte Jugend zwischen virtuellen Welten und weißem Rauch verschwendet. Ich weiß nicht ob ich im Moment immer noch von Spielen abhängig bin oder (und das scheint mir eher der Fall) aufgrund der Alternativlosigkeit weiterspiele. Denn ich tauche nicht mehr wirklich ab ins Spiel, ich mache meine Eingaben, tue was nötig ist um das Spiel zu meistern. Ich spiele nicht wie früher um Spaß zu haben, ich spiele um das Ende zu sehen. Fällt mir schwer das auszudrücken. Meine Augen haben keinen Glanz mehr, wenn ich vor einem Game sitze, dazu gesellt sich das doch alle Spiele vom Grundprinzip gleich gestrickt sind und sich nur durch Story, Grafikengine und Steuerung unterscheiden.

Was bleibt nach diesen 4 Jahren?! Geldprobleme, Gesundheitsprobleme (mehr vom Kiffen), soziale Behinderung, eine völlig verdreckte Wohnung (Ich habe gestern ernsthaft 5-6 Stunden meine 45 m² sauber gemacht, so verdreckt war es). Was mir allerdings Hoffnung gibt, ist die Tatsache das man das alles ändern kann, wenn man sich denn endlich mal den Arschtritt verpasst. Ich ziele sozusagen noch. Außerdem bin ich froh das ich erkannt habe das Cannabis bei weitem nicht das einzige ist was nicht stimmt und ich nicht nur Probleme habe, sondern diese Probleme endlich beim Namen nennen kann.
Nichts ist schlimmer, als zu wissen das etwas mit dir nicht stimmt und egal wie viel du grübelst, du kommst einfach nicht drauf.

Danke fürs Zuhören!

Curve



15.08.2008 15:21:46  
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Beiträge: 3415
Mitglied seit: 26.03.2006
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Hallo Curve,

na, dann hoffen wir mal, dass Du nun die Kurve kriegst ;-)
Also, Hausaufgabe: Zum Hörer greifen und Jannis anrufen. Jannis leitet das Cafe Beispiellos in Berlin, die Adresse findest Du unter www.onlinesucht.de/hilfsangebote-word.htm

Mach einen Termin, er ist ein total netter junger Mann, grüß ihn lieb und dann bekaspert mal, was nun zu tun ist. Es ist doch toll, dass Du uns Deine Geschichte erzählt hast. Da mach doch jetzt was draus, die Chance ist jetzt da!

Alles Gute!!!

G.


Gabriele Farke (HSO e.V.)

++++ Individuelle Onlinesexsucht-Beratung:
http://www.onlinesucht.de/Kosten HSO-2014-OK.pdf

++++ Das Buch "Gefangen im Netz?" ist auch als eBook erhältlich unter
http://www.ciando.com/ebook/bid-240826-gefangen-im-netz-onlinesucht-chats-onlinespiele-cybersex/



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15.08.2008 15:58:10    
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