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| JUNGE JOYSTICK-JUNKIES
"Darf ich meinen Gameboy behalten?"
Eine Spezialklinik in Amsterdam hilft Jugendlichen, die süchtig nach Videospielen sind. Ein Fitnessprogramm, Naturerfahrung, Beziehungen mit echten Menschen sollen virtuelle Welten ersetzen - auch wenn die Spielsüchtigen am Anfang oft uneinsichtig sind.
Noch vor kurzem saß Tim täglich stundenlang vor seinem Computer und spielte. "In der Schule war ich der Dicke, den niemand leiden konnte. Also bin ich nach Hause gegangen und habe mich vor den Computer gesetzt, um zu spielen", erzählt der 21-Jährige aus Utrecht, der mit neun Jahren seinen ersten Rechner bekam.
Gamer: Eine Sucht wie jede andere? Zum Schluss verbrachte der Niederländer 20 Stunden am Tag mit Kriegsspielen, zum Teil auch Nazi-Spiele. "Leute zu erschießen, auf ihren Kopf zu zielen, im Panzer über Häuser zu rollen - das war meine Realität. Wenn ich einen Joystick sehe, kribbelt es mich noch immer in den Fingern", sagt er. Einen Monat Therapie in einer Amsterdamer Spezialklinik für Suchtkranke hat er jetzt schon hinter sich.
Als er noch Computer spielte, ging Tim nie vor vier Uhr morgens ins Bett. Kokain, Haschisch und Ecstasy halfen ihm, diesen Rhythmus durchzuhalten. "Morgens bin ich aufgestanden, dann hab ich mir die Drogen besorgt, und ab elf Uhr habe ich vor dem Rechner gesessen." Da blieb er dann bis zum frühen Morgen des nächsten Tages. Er habe nicht einmal die Fensterläden aufgemacht, erzählt Tim. Sein Zimmer sei ein einziges Schlachtfeld gewesen, überall lagen leere Pizzakartons und leere Flaschen. "Ich bin nicht mal mehr aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Ich habe einfach in eine große Flasche gepinkelt, ohne mit dem Spielen aufzuhören."
Seine Eltern waren wie gelähmt vom Verhalten ihres Sohnes. Und mit seinen 139 Kilo Gewicht war Tim auch niemand, dem man so einfach die Leviten lesen konnte. Die Eltern machten sogar die Hausaufgaben für ihn. Aber dann hatten sie irgendwann genug: Sie stellten ihn vor die Wahl, in die Klinik zu gehen oder auf der Straße zu landen. Ihr Sohn entschied sich für die Therapie und wurde der erste Patient mit Videospielsucht in der Spezialklinik Smith and Jones.
Ein Leben ohne Computer?
"Beim ersten Treffen mit Tim sagte ich ihm: 'Du bleibst von heute an hier.' Und er fragte: 'Kann ich meinen Gameboy behalten?'", erinnert sich der US-Spezialist Keith Bakker, der die Klinik gründete. Dort wurden bislang Alkoholkranke, Kokainabhängige, Patienten mit Bulimie oder Glücksspielsüchtige behandelt. Jetzt hat sich die Klinik auch Videospielsüchtigen geöffnet. Der Großteil von ihnen kommt aus dem Ausland und zahlt viel Geld für eine Gruppentherapie mit intensiver Betreuung.
Wieviel das genau kostet, darüber schweigt sich die Klinikleitung aus: "Das hängt vom Einkommen ab." Dafür bekommen die Patienten ein volles Programm: eine halbe Stunde Meditation am Morgen, ein Fitnessprogramm und vor allem lange Sitzungen in Gesprächsgruppen und Vorträge am Abend, die sie nicht schwänzen dürfen. Jeden Tag sprechen sie zudem mit einem persönlichen Berater oder einem Psychologen über die Schwierigkeiten beim Entzug.
"Vor eineinhalb Jahren ging es plötzlich los, da kamen Leute mit Symptomen von Computerspiel-Abhängigkeit. Das war völlig neu!", erinnert sich Keith Bakker. "Der Jüngste war gerade mal sechs Jahre alt." Die Patienten sind Menschen, die die Kontrolle über sich selbst verloren haben, wie Steven Noel-Hill meint. Er ist Tims Betreuer und war früher selbst abhängig vom Glücksspiel. "Das sind Kinder, die sich in ihrer Haut nicht wohl fühlen. Sobald sie aber vor ihrem Bildschirm sitzen, fühlen sie sich wie Gott." Das Schwierige an der Therapie von Computerspielsüchtigen sei, dass sie nachher meist trotzdem wieder einen Computer benutzen müssten und dem Gerät nicht völlig aus dem Weg gehen könnten.
Nach den Sommerferien will die Klinik nachmittags für jugendliche Spielsüchtige offen stehen. In Kürze soll zudem eine 15-köpfige Gruppe, zum Großteil US-Bürger, zur Therapie nach Amsterdam kommen. "Wir werden eine Woche im Zeltlager verbringen, mitten in der Natur. Wir werden Hütten bauen, ihren Teamgeist entwickeln und ihnen zeigen, dass echte Beziehungen besser sind als die im Spiel", erklärt Noel-Hill seine Pläne. "Aber das könnte schwierig werden. Diese Kids haben viel Wut in sich."
Von Alix Rijckaert, AFP
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| Die Gesellschaft ist auch schuld, an der Sucht "Computerspiele"
Die Gesellschaft hat klare Vorstellungen und ideale. Die meiner Meinung völlig pervers sind und man schnellstens ändern sollte.
Dicke werden ausgestoßen, hässliche werden ausgestoßen, Leute die Probleme mit dem Lesen, Schreiben, Reden etc haben. Alles was nicht der Norm entspricht, wird ausgeschlossen und niedergemacht. Dies sieht man vor allem in Schulen aber auch später am Arbeitsplatz.
Wenn wer CS oder wow spielt, da sieht interessiert es keinem ob man hässlich oder dick ist. Ob man irgendwwie von der gesellschaftlichen Norm abweicht. Man kommt zusammen und spielt ganz einfach. Desweiteren kann man sich bei Ego-Shooter hervorragend abreagieren.
Also würde jeder den anderen seinen Freiraum lassen und nicht auf Äußerlichkeiten achten, sondern darauf was man charakter nennt, dann würde die Welt zu einem besseren Ort werden.
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