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Besser spät, als nie! |
RatteK | ||
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Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 17.01.2008 IP-Adresse: gespeichert | Hallo zusammen, ich bin 23 Jahre alt und nun nicht mehr süchtig nach Computerspielen! Ja, nach Spielen, nicht nur nach einem Spiel. Wie alles angefangen hat… …,weiß ich gar nicht mehr genau. Meine ersten Erfahrungen mit Spielen, durfte ich schon in ganz jungen Jahren machen, als ich oft bei meinem Cousin zu Besuch war. Dieser hatte ziemlich viele alte Konsolen und auch schon einen PC, was er natürlich alles zum Spielen benutzte. Und so hing ich, wann immer es ging, neben ihm und schaute ihm beim Spielen zu. So wurde meine Faszination für Computerspiele geboren, die auch bis heute nicht nachgelassen hat. Natürlich bemerkten meine Eltern das und beschlossen mir irgendwann einen C64 zu schenken. Mehr als Spielen, konnte ich mit dem Ding nicht und so fing ich an, alles auszuprobieren, was ich in die Finger bekam. Rückblickend gesehen habe ich schon damals recht viel gespielt. Ich kann mich z.B. an Familiengeburtstage erinnern, an denen ich, anstatt bei der Verwandtschaft zu sitzen, mit Cousins und Cousinen vor der Flimmerkiste hing. Auf den C64 folgte dann auch schon bald der erste PC und damit die Welt in grafisch anspruchsvollere und komplexere Spiele. Und so ging es weiter, bis heute. Auf PC folgte noch besserer PC bis hin zum Laptop, an dem ich nun sitze. Doch heute ist die Situation endlich anders, aber dazu komm ich später. Erst mal ein paar allgemeine Dinge, aus meiner Sicht als Ex-Süchtiger. Das schlechte Gefühl davor und danach Erst vor Kurzem beim Musikhören ist mir diese Überschrift eingefallen. Ich stellte mir vor, wie es denn wohl einem Drogenabhängigen gehen muss und kam schließlich zu der Erkenntnis, dass es bei mir mit dem Spielen gar nicht so anders war. Ich hatte ein schlechtes Gefühl vor dem Zocken und auch danach, wenn quasi die “Wirkung“ nachgelassen hat. Ich ging zur Schule oder später an die Arbeit und dachte daran, was ich abends vor dem Bildschirm wieder alles erleben kann, was ich noch bauen kann, welchen Zwischengegner ich noch schaffen muss oder welches neue Schwert ich mir im Rollenspiel ergattern will. All das ging mir in Situationen im Kopf rum, in denen ich eigentlich an etwas anderes denken sollte. Scheiß auf den Unterrichtsstoff! Ich schreib mir lieber ne Taktik für mein neues Strategiespiel auf! Genau da fing das schlechte Gefühl an. Das Gefühl, dass man noch so lange warten muss, bis man endlich die Maus in der Hand hat und loslegen kann, bis man das Generve seiner Eltern hinter sich hat oder bis man gegessen und geduscht hat, damit nichts mehr die nächsten Spielstunden unterbrechen kann. Und das Gefühl danach? Das kam unweigerlich, wenn ich auf “Herunterfahren” klickte, aufstand und mich nicht mehr in der 1 Quadratmeter großen Welt, in der es nur mich und die Maschine gab, befand. Plötzlich wieder in der Realität, in der nicht alles auf Mausklick reagierte, in der ich nicht Quicksave drücken konnte, wenn mal ne schwierige Situation kam. Das war das schlechte Gefühl, das kam und irgendwann wieder von Gedanken an die nächste Zockerei abgelöst wurde. Realitätsverlust Zu dem Thema fällt mir nur ein Punkt ein, wobei ich aber sehr froh bin, dass es eben nur einer ist. Ich glaube ich kann sagen, dass ich jemand bin, der Realität und Spiel sehr gut auseinander halten kann. Dennoch kann ich mich noch an Situationen erinnern, an denen ich wirklich und ernsthaft gedacht habe auf ein imaginäres “Speichern” drücken zu können, bevor ich die nächste Hürde nehme, um danach notfalls wieder zu laden, wenn ich die Hürde nicht so genommen hab, wie ich es gern wollte. Ein genaues Beispiel dazu kann ich nicht nennen. Ich hoffe es ist verständlich, was ich damit meine. Ich schreibe diesen Unterpunkt auf, weil ich verdeutlichen will, dass der Schritt zum vollständigen Realitätsverlust, gar nicht so weit sein muss. Ich kenne viele Computerspieler, mit denen ich mich auch über das Thema der Schulmassaker in Amerika und Deutschland und die damit verbundenen Diskussionen über Gewalt in Computerspielen unterhalten habe. Wir haben alle gesagt, dass ein Spiel jemanden zu so etwas nie verleiten könnte. Das Wort nie würde ich nur heute nicht mehr so leicht benutzen. Meiner Meinung nach können Spiele sehr wohl Einfluss auf die Realität haben, wenn man gewisse Veranlagungen dazu besitzt. Näher darauf eingehen, will ich aber hier nicht. Von schlechten Noten und sozialen Kontakten. Was ich bereits im Punkt mit den Gefühlen geschrieben habe, passt hier wohl auch rein. Wenn man sich nicht mehr richtig auf die Schule konzentriert, resultieren daraus zwangsläufig schlechte Noten. So war es auch bei mir ungefähr bis zur 8. Klasse. Natürlich gab es damals auch die “Null-Bock-Phase”, die viele kennen, aber das Spielen war auch ein großer Faktor für meine schlechten Leistungen in der Schule. Durch den Drang nach immer neuen Spielen und immer besseren Leistungen in denen, die ich schon besitze, wurde die Schule in die zweite Reihe verbannt. Hausaufgaben habe ich, wenn überhaupt, erst spät abends gemacht, meistens jedoch morgens vor der Schule. Im Unterricht nicht aufgepasst, schlechte Noten geschrieben. All das, hab ich durchgemacht, bis schließlich ein Lehrer bei uns am Esstisch saß, was mich damals so erschreckt hat, dass ich mir doch endlich mal Gedanken über die ganze Situation machte. Und so änderte ich die Prioritäten ein wenig, was sich sofort im nächsten Schuljahr in meinen Noten widerspiegelte. Ich wurde besser in der Schule, spielte aber noch genauso viel. Toll, dachte ich damals. Das geht ja auch so. Weiter süchtig sein und trotzdem was hinkriegen. So fand ich damals zu meiner Balance zwischen dem Spielen und der Pflicht. Soll aber nicht heißen, dass ich sonst nichts gemacht habe. Ich hatte auch Freunde, ging am Wochenende weg, hörte Musik und fing an in Vereinen aktiv mitzumachen. Da wären wir auch schon bei den sozialen Kontakten. Vor meiner gefundenen Balance war ich mehr der Stubenhocker und Einzelgänger. Ich bin wirklich gar nicht aus dem Haus gekommen, was sich dann aber glücklicherweise geändert hat. Da das alles auch neu für mich war, so aus dem Haus zu gehen, feiern zu gehen und viele Leute zu kennen, wurde dem Spielen immer mehr Platz weg genommen. Und das war gut so Die Sucht bestand jedoch weiterhin und mit ihr die Phasen, in denen ich wieder nur spielte und alles andere vernachlässigte. Es waren aber immerhin nur noch Phasen und kein Dauerzustand. Die Phasen reichen aber auch schon aus, um zum Beispiel drei Wochenenden hintereinander durchzuspielen und gar nicht an die Freunde zu denken. Und da kam auf ein mal dieses miese Gefühl, dass ich was verpasst hab, in der Zeit, in der ich gespielt hab, was dann zum beenden der Spielphase führte und ich wieder zur Balance fand. Ein Teufelskreis, der eigentlich nie aufhörte. In diesem Teufelskreis machte ich dann auch meine Fachoberschule und eine Ausbildung. Alles nur mit dem geringsten Aufwand, so dass ich noch genug Zeit nebenbei für Spiele und die anderen Sachen hatte. Aber wenigstens hat es damals diese “Klick” in meinem Kopf gemacht. Besser wäre es gewesen, wenn ich gar nicht mehr gespielt hätte, oder wenigstens weniger, aber rückgängig kann ich nichts mehr machen. Ich kann aber sagen, dass ich die Notbremse jedes mal im richtigen Moment gezogen habe, ohne dass ich zum Beispiel meine Abschlussprüfung verhauen hab, weil ich spielen musste. Ausgesaugt und weggeworfen Was mich letztes Jahr irgendwie schockiert hat, war die plötzliche Gewissheit, dass ich neue Spiele gar nicht mehr so richtig spiele, wie früher. Früher hat mich ein Spiel noch in seinen Bann gezogen. Ich hab mich in der Welt verloren und habe auch fast alles bis zum Ende durchgespielt. Und ich habe wirklich alles gespielt, von Shootern über Sims bis hin zu Flugsimulationen. Ich wollte einfach sehen, wie das Spiel funktioniert, was es hergibt, was es kann und ob es Spaß macht. Hauptsache war, ich habe es noch nicht gespielt. Das ging dann irgendwann so weit, dass ich die Programme nur noch installierte, höchstens vier Stunden spielte und schließlich wieder deinstallierte, weil ich der Meinung war, dass ich genug gesehen hatte. Es gab natürlich auch Ausnahmespiele, die mich gefesselt haben, aber die meisten hab ich nur “ausgesaugt” und dann von der Platte geworfen. Das klingt ziemlich erschreckend, wenn ich mir den letzten Satz grade noch mal durchlesen. Eben wie ein richtiger Süchtiger. Ende 2004 kam dann ein MMORPG auf meine Platte. Nein, nicht WOW, aber etwas ähnliches. Darauf folgte dann ein krasser Rückschlag in frühere Hardcore-Spiel-Zeiten. Diese Art von Spiel hatte ich vorher noch nie ausprobiert und somit konnte ich es nicht einfach aussaugen. Ich verlor mich in der schönen Fantasy-Welt und fing wieder an mich abzuschotten, obwohl ich damals mit meiner Freundin in einer Wohnung wohnte. Ich verlor mich so in der RPG-Welt, dass ich alles andere um mich herum wieder auf ein Minimum herunterschraubte. Die Vereinsarbeit wurde links liegen gelassen, feiern wollte ich auch nicht mehr und an der Arbeit hab ich mich nicht sonderlich angestrengt. Ein halbes Jahr ging das so, bis ich wieder die Notbremse fand und dran zog. Die Balance wiederhergestellt. Ich kehrte noch zwei mal zurück in die Online-Welt, aber immer nur für kurze Zeit, bis ich merkte, dass es wieder zu viel von mir ein nimmt. Mittlerweile denke ich auch, und wenn ich mir das Forum hier durchlese, bin ich damit nicht der Einzige, dass diese Art von Spielen die schlimmsten sind. Aber wie schon erwähnt, ich muss schließlich alles gespielt haben. Fortsetzung folgt | |
17.01.2008 19:45:39 | ||
RatteK | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 17.01.2008 IP-Adresse: gespeichert | Fortsetzung Die Beziehung bleibt nicht unverschont Im Moment bin ich solo, aber in den letzten ca. sechs Jahren war ich fast pausenlos in Beziehungen. Um es genau zu sagen in zwei. Die letzte dauerte fast vier Jahre und die davor fast zwei. Bei der ersten Beziehung, fiel mir der Einfluss des Spielens auf sie gar nicht auf. Eigentlich auch nicht bei der letzten, aber zu sagen, es gäbe keinen Einfluss, wäre gelogen. Meine erste Freundin, sah ich damals nicht so oft. Also hatte ich genug Zeit an den Tagen zu spielen, an denen wir uns nicht sahen. Und dennoch kam es vor, dass ich, obwohl wir uns nicht jeden Tag sahen, auch an den Tagen, an denen wir uns hätten sehen können, sagte, ich könne nicht, weil ich noch was zu tun habe. In Wirklichkeit hing ich natürlich wieder vor der Kiste und musste bestimmt noch ein tolles Monster töten. Zu dieser Zeit war ich eben noch ohne die “Balance”. Wenn man seine Freundin schon anlügt, nur um eine weitere Stunde vor dem PC sitzen zu können, anstatt bei ihr zu sein, muss man sich wohl den schlechten Einfluss der Sucht auf die Beziehung eingestehen. Leider kann ich das erst heute. Genauso war ich oft schlecht gelaunt und das merkt der Partner wahrscheinlich am schnellsten. Schlecht gelaunt wegen nichts. Einfach nur, weil ich aufgehört hab mit Spielen und wieder in der Realität war, weil mir irgendwas nicht gepasst hat, weil ich eben nicht die Kontrolle hatte, die ich mit meiner Maus auf dem Bildschirm besaß. Und so was lässt man automatisch an jemandem aus. Völlig unbegründete schlechte Launen. Was bei der ersten Beziehung nicht so auffiel, aber sehr wohl bei der zweiten, war die verlorene Zeit. Was könnte man alles machen, wenn man nicht vor dem PC sitzen würde. Was hätte man alles zusammen machen können. Mit meiner zweiten Freundin wohnte ich zusammen. Es spielte sich alles in einem Zimmer ab, weil wir eben nicht mehr zur Verfügung hatten. Und genau das ist im Nachhinein betrachtet das schlimmste, denn ich saß manchmal stundenlang vor dem PC und sagte nichts, obwohl sich meine Freundin im selben Raum befand. Manchmal hörte ich gar nicht, wie sie den Raum verließ. Dann kam Besuch, der fragte, wo sie denn sei und ich wusste es nicht. Ich war immer noch der Meinung, sie sitzt hinter mir. Natürlich saß ich nicht jeden Tag die ganzen Jahre lang so da und sie hinter mir, aber es waren genug Tage. Wahrscheinlich zu viele. Ende 2007 beendete ich die Beziehung, aber nicht wegen der Spielsucht (ganz wichtig, falls ein Lemming das hier liest) Spielsucht ist Gift für ne Beziehung! Mehr brauch ich dazu nicht mehr schreiben. Heute Jetzt habe ich so viel geschrieben, und das meiste davon in der Vergangenheit (Sorry für eventuelle Zeitsprünge). Was ist denn nun mit heute? Tja, heute bin ich nicht mehr süchtig, und das kann ich mit Sicherheit sagen. Das selbe habe ich zwar schon die letzten zwei Jahre von mir behauptet, aber das war wieder nur Gerede eines Süchtigen. Seit sieben Wochen bin ich nun solo, und wohne deswegen wieder zu Hause bei meinen Eltern. Darin inbegriffen ist der Umstieg auf einen uralt PC in einem separaten kleinen Zimmer in meinem Elternhaus. Ein PC, auf dem keine aktuellen Spiele mehr laufen und den ich auch gar nicht mit Spielen belasten willJ Also rührte ich die letzten sieben Wochen auch kein Spiel mehr an. Und es ging. Mir fehlte nichts und mir fehlt auch jetzt, wo ich meinen neuen Laptop habe, nichts. Ich hab die Möglichkeit aktuelle Spiele zu spielen, will es aber gar nicht. Es befinden sich zwar zwei neue Spiele auf meiner Platte, aber die hab ich zu nichts anderem angerührt, als auszuprobieren, was die neue Grafikkarte alles schafft. Die krasse Einsicht über meine Sucht, kommt wohl von meiner persönlichen Situation gerade, da ich mir die letzten Wochen über viele Sachen Gedanken mache, über die ich vorher gar nicht nachgedacht habe und ich denke auch über vieles anders, als ich es vorher getan habe. Warum das alles so ist, tut hier nichts zur Sache. Ich bin jedenfalls froh, dass es im Bereich der Spielsucht zu der Selbsterkenntnis gekommen ist. Ich will auf keinen Fall ausschließen, dass ich jemals wieder ein Spiel anrühre. Aber ich kann ausschließen, dass mich diese Sucht wieder so einholt. Vor dem PC sitze ich weiterhin oft und auch lange, um zu surfen, in Foren zu schreiben oder solche Texte hier abzutippen. Von diesen Sachen kann man sich aber leichter trennen, als von Spielen. Außerdem hab ich im Moment gar keine Lust zu spielen und das ist auch gut so Jetzt mach ich aber wirklich mal Schluss. Sorry für den langen Text. Ich hoffe es liest ihn sich auch jemand durch. Euer RatteK The End | |
17.01.2008 19:47:55 | ||
gabriele_farke | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert | RatteK, das klingt alles nach sehr viel Einsicht und Erfahrung! Sei froh, dass Du dieses Kapitel der Spielsucht hinter Dir gelassen hast! Eine neue Freundin wird sich auch bald finden, und der kannst Du dann ganz viel Zeit und Liebe schenken, ganz ohne Ablenkung! Alles Gute für Dich und danke, dass Du uns hier Mut machst mit Deiner Geschichte! G.
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17.01.2008 20:34:58 | ||
RatteK | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 17.01.2008 IP-Adresse: gespeichert | Hab schon lange nicht mehr hier reingeschaut. Danke für deine Antwort Frau G.:) Wusste gar nicht, ob ich hier im richtigen Forum bin, da es schließlich hauptsächlich um Onlinespiele geht. Bis jetzt habe ich aber keinen anderen Ort gefunden, an dem meine Geschichte besser passen würde. Falls doch jemand einen solchen "Ort" weiß, bitte schreiben. | |
27.03.2008 18:22:43 | ||
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