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Forum Übersicht » WOW - World of Warcraft und andere PC-Spiele » WOW und andere PC-Spiele: Hier sprechen die Betroffenen und aktiven Spieler » WoW Sucht, mein Werdegang und mein Ausstieg
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WoW Sucht, mein Werdegang und mein Ausstieg
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Hallo,
nach einigen Tagen der stillschweigenden Lektüre in diesem Forum habe ich mich dazu entschlossen, ebenfalls meine Geschichte darzulegen. Dabei möchte ich im ersten Abschnitt auf meinen Werdegang im Spiel eingehen um auch anderen Personen die Gefahren, denen ich erlag zu zeigen. Im zweiten Abschnitt möchte ich allen meine Art und Weise des Absprungs darstellen, um einen funktionierenden Weg aus der Sucht aufzuzeigen. Ich schreibe generell reines "Fachchinesisch" - wenn man wirklich die selbst erlebte Wahrnehmung wiederspiegeln will, darf man in der Szene gebräuchliche Fachwörter nicht einfach eindeutschen und übersetzen - sonst ist der Zusammenhang falsch dargestellt. Daher gibt es eine Worterklärung aller benutzten Wörter am Ende des Themas! Sollte ich Begriffe vergessen haben, erläutere ich die gerne in der Diskussion. Zur Übersicht habe ich die Abschnitte in Posts unterteilt...

Begrifflichkeiten:
Release = Veröffentlichung eines SPiels
BC vs. Classic WoW = Burning Crusade, 1. Erweiterung von Classic WoW, dies war das 2005 erschiene Urspiel ohne Veränderungen
Raid / raiden = die "Spitze" des spielens: Viele leute (40 / 25/ 10) müssen perfekt aufeinander abgestimmt interagieren um Erfolg zu haben. Zeitfressend, schwer, ungemein sozial bindend (Erfolgsdruck / Anwesenheitspflicht usw.)
Raider vs. Casuals = am ehesten Leistungssportler (raider) und Breiten/Hobbysportler (Casuals) - passen nicht zusammen innerhalb einer Gilde
TS = Teamspeak, ein Programm zur auditiven Kommunikation, benötigt wird ein "headset" (Kopfhörer incl. Mikrofon)
DKP = "Dragon Kill Points" -> "Währung" für Raider. Wer viel mitgeht, bekommt viele Punkte. Wer wenig mitkommt, weniger...tolle Gegenstände in Raids bekommt der mit den meißten Punkten. Bezahlt werden diese Gegenstände eben mit einem Teil der eigenen Punkte. Im Normalfall werden die massiv belohnt, die immer da sind, immer pünktlich sind und toll spielen können.
Kara / Karazhan = erste Raidinstanz in BC, einstieg mit 10 Personen in das "Endgame"
Pre (eigentlich Prequest)= Vorbedingung um eine Instanz spielen zu können. Langwierige Aufgabe die an den verschiedensten Orten erfüllt sein muss, sonst verweigert einem das Spiel den Zugang zum Raid
Equip / Equipment = Gegenstände (=Items) werden an unterschiedlichen Plätzen (Kopf, Hose, Handschuhe etc.) angezogen und bilden das Equip - dieses zu verbessern macht den eigenen Charakter leistungsfähiger und gibt so die Möglichkeit, an schwereren Raids teilzunehmen
grün = selten = Equipmentstufe, recht unnütz für Raider
blau = rar = Equipmentstufe, minimale Vorbedingung für Anfänge in Karazhan
lila = Episch = Equuipmentstufe, "Raiderfarbe" - ein "full-Epic" Charkater (d.h. nur lila Items an haben, nichts anderes) ist Statussymbol und bekommmt sogar von wildfremden Spielern Respekt gezollt
HdZ = Höhlen der Zeit = Endstuffe der Karazhan Prequest - schwere Gegner, wenn man auf Anfängerniveau spielt
Whipe / whipen /gewhiped = alle Spieler sterben, die an dem Raid beteiligt waren, dies Verursacht kosten (Die Ausrüstung geht kaputt!)
Instanz = Abgetrennter Spielbereich, denn nur eine Teilgruppe betreten kann. Mehrere Gruppen erhalten mehrere, parallele Kopieen des gleichen gebietes.
Boss = End- oder Zwischengegner einer instanz, beim Ableben erhält die Gruppe ein paar rare (blau) - in raids sogar violette (epische) gegenstände zur Belohnung
Trash / Trashweg = quasi die "Wachen" des Bosses: Um die Zeit zu verlängern, stehen schwächere Gegnermassen zwischen der Spielergruppe und dem nächsten Boss. Wird von allen gehasst - und Blizzard versüßt dies mit möglichen interessanten zufälligen epischen Gegenständen ("Randomdrop") oder ähnlichem. Der "Trash(weg)whipe" ist die größte Schmach und mehr als peinlich, da er in der Regel nciht schwer ist...
Drop /Dropchance / Droprate / Dropluck / Droppech = Gegenstände in WoW "droppen" - das heißt man erhält sie, wenn ein Computergesteuerter Gegner von der eigenen Grupe getötet wurde. Um die Halbwertszeit zu verlängern, gibt es eine ganze Liste möglicher Gegenstände pro Boss. Davon droppt allerdings nur ein kleiner Teil - welcher entscheidet die Dropchance bzw. Droprate. Das wenigste davon kann man selbst brauchen - bekommt man einen stark benötigten Gegenstand, hatt man "Dropluck", wartet man Wochen und Monate, hat man "Droppech"
Char / Charakter (pl. Chars / Charaktere) = die eigene(n) Spielfigur(en)
Main(char) / Twink = Main = Hauptspielfigur, Twink = Nebenspielfigur die "nur zum Spaß" ohne Ambitionen gespielt wird
Account = Abrechnungstechnischer Eintrag bei Blizzard. Mehrere Charkatere werden hier verwaltet, die monatliche Gebühr wird für einen Account bezahlt.
Clear = Eine Instanz, in der kein Bossgegner mehr am leben ist.
ID = Von Blizzard zugewiesene Nummer, sobald man eine Instanz betritt. Diese Nummern halten meißtens eine Woche lang - in dieser Woche wird der Fortschritt gespeichert (alles was tot ist, bleibt dies auch!), anschließend wird alles zurückgesetzt. Die nummer ist fix und kann nicht geändert werden. IN dieser einen woche kann man nur mit der Gruppe mit der selben nummer die besagte instanz betreten.
GM = "Gamemaster" - quasi ein Spielleiter, Mitarbeiter von Blizzard den man im Spiel kontaktieren kann und der einem bei Problemen weiterhilft


bearbeitet von Wuschl am 28.11.2007 11:48:14
28.11.2007 11:44:03   
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Meine Sucht:

Hallo,
nach einigen Tagen der stillschweigenden Lektüre in diesem Forum habe ich mich dazu entschlossen, ebenfalls meine Geschichte darzulegen. Dabei möchte ich im ersten Abschnitt auf meinen Werdegang im Spiel eingehen um auch anderen Personen die Gefahren, denen ich erlag zu zeigen. Im zweiten Abschnitt möchte ich allen meine Art und Weise des Absprungs darstellen, um einen funktionierenden Weg aus der Sucht aufzuzeigen. Ich schreibe generell reines "Fachchinesisch" - wenn man wirklich die selbst erlebte Wahrnehmung wiederspiegeln will, darf man in der Szene gebräuchliche Fachwörter nicht einfach eindeutschen und übersetzen - sonst ist der Zusammenhang falsch dargestellt. Daher gibt es eine Worterklärung aller benutzten Wörter am Ende des Themas! Sollte ich Begriffe vergessen haben, erläutere ich die gerne in der Diskussion. Zur Übersicht habe ich die Abschnitte in Posts unterteilt...


Mittlerweile bin ich 24, Student und war / bin ein knappes Jahr WoW-süchtig. Angefangen habe ich im Januar 07, quasi mit Veröffentlichung des Addons. Dazu gekommen bin ich durch einen guten freund - und auch gleich herzlich in seine Gilde aufgenommen.
Gestartet habe ich auf einem neuen, jungen Server der quasi für das Addon erst erstellt wurde. Daher waren hier viele Neulinge, alles noch interessant und frisch und dieser ganze "Motivationsknick" der alten Hasen mit Release von BC mir persönlich absolut fremd.
Zu anfangs war ich ein "Noob", hatte keinerlei Ahnung und erforschte die Welt mit weit aufgerissenen Augen. Doch mit der Zeit kamen die ersten ehrgeizigeren Ziele hinzu:
Es galt, meinen Kumpel, der ja schließlich 3-4 wochen vor mir angefangen hatte, im leveln einzuholen. Schnell merkte ich, dass ich so lang spielen konnte, wie ich wollte - irgendwie wurde der Abstand nicht kleiner.
Dies konnte ich mir nur durch meine eigene Unfähigkeit erklären und so erforschte ich die Spielhintergründe. Schnell entdeckte ich einen "fast leveling Guide", quasi eine Komplettlösung. So rauschte ich von meinen Anfängen nur so durch das Spiel - für mich galt es nicht, eine Welt zu erkunden oder gar ein Rollenspiel zu spielen - nein, es ging einzig und allein um den kleinen blauen / violetten Balken am unteren Bildschirmrand, der das Erreichen des nächsten Levels wie ein Ladebalken begleitete.
Die "Früchte" meiner Arbeit erntete ich rasch: schon bald war ich lvl 70 und konnte mich an das "eigentliche" Spiel wagen: das Raiden.

Mittlerweile war die alte Gilde zerbrochen und dank meiner Kontakte aus früheren Internetbeziehungen konnte ich kostenlos ein Forum, TS und DKP System für die Nachfolgegilde organisieren. Durch meine strikte, höfliche Art wurde ich in unserer Gemeinschaft schnell recht beliebt und somit auch prompt zum Gildenleiter gewählt. Von hier an war es um mich geschehen:
Ich musste innerhalb kürzester Zeit das Spiel "lernen" - es war kein Hobby mehr - sondern ich hatte die Pflicht, stets das Quäntchen besser als alle anderen in der Gilde zu sein um jedem auch nur jede erdenkliche Frage beantworten zu können. Die erste große Hürde kam: Karazhan (kurz: Kara)
Binnen weniger Wochen organisierten wir unsere Gilde. Generalstabsmäßig zogen wir die Pre durch - zum teil 5-10 mal am Tag um genügend Leute für Kara zu haben. Das mag für viele merkwürdig klingen - aber für uns war das damals hart: in grün/blauem Equip durch HDZ2 zu marschieren war kein Zuckerschlecken... Dementsprechend gingen 4 "Cracks" (wo meißtens ich selbst dabei war) mit einem Neuling rein um die Pre zu beenden.
Nach dieser Phase ging es an Kara selbst. Wie die kleinen Kinder betraten wir den riesigen Turm und staunten über den Schwierigkeitsgrad nicht schlecht. Ständig whipten wir bei den einfachsten Bossen am anfang der Instanz oder sogar schon im Trash.
Doch die Gemeinschaft schweißte das Zusammen. Hier ist für mich der entscheidende Knackpunkt des Suchtpotenzials:
Blizzard hat die Raidinstanzen so schwer gestaltet, dass man diese ohne eine aufeinander eingeschworene Truppe nicht meistern kann. Über Wochen studiert man quasi eine feste Choreographie, zu Anfangs 10 (in Kara), später dann 25 Personen müssen wie aus dem Drehbuch genauestens wissen, wann sie was zu machen haben. Funktioniert auch nur ein Teil des Ganzen nicht richtig, folgt fast unweigerlich der Whipe. Ein Beispiel: Bei einem Boss darf man sich zu einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr bewegen. Jeder kleinste Schritt zu diesem Zeitpunkt fügt jedem Spieler im Raum massiven Schaden hinzu.
Dieser hohe Schwierigkeitsgrad, gepaart mit der taktiklastigen Spielweise, führt zu einem langwierigen Lernprozess und erklärt das Suchtpotenzial am raiden:
Es ist erlösend, befreiend und ungemein berauschend, wenn nach wochen harter arbeit ein Boss das erste mal stirbt und die Gruppe diese Stufe geschafft hat. Gerade als Gildenleiter stellt sich dann das "Trainergefühl" ein:
ohne mich wären die nie so weite gekommen...
Dieses Gefühl dient als absoluter Ansporn, immer weiter zu machen und noch mehr zu geben als zuvor.... auch wenn es ein Trugschluss ist.

Mittlerweile war ich absolut in WoW gefangen. Ich hatte mir zwischenzeitlich über Ebay einen 2. Account gekauft - und damit 3 Chars auf 70: einen Jäger (Mainchar), einen Priester (vollwertiger Ersatz / ebenfalls so gut wie andere Mainchars) sowie einen Krieger (Twink aber ebenfalls 70)Stellenweise spielte ich Jäger und Priester parallel beim Farmen, um die maximale Zeiteffizienz herauszubekommen. In raidfreien Zeiten suchte ich über Makros für Priester wie für Jäger eine Instanzgruppe um möglichst alles Mitzunehmen, was an Gruppenaktivität möglich war....

Meine Gilde hatte sich mittlerweile zur zweitbesten Gilde der eigenen Fraktion hochgearbeitet und war mehr als nur geachtet und geschätzt - waren wir doch die einzige wirklich richtig gute Raidgilde, die von 0 angefangen hatte und vor BC keinerlei WoW Erfahrungen gesammelt hatte. Alle anderen Gilden waren schon in Classic WoW raiden und hatten nur neu auf dem Server angefangen...

Soweit so gut... ich spielte WoW auf Kosten meines Studiums und auf Kosten meiner anderen Hobbies. Seit zwei Semestern habe ich nun quasi keinen wichtigen Schein mehr gemacht - Hausarbeiten schreiben ging noch ganz gut - aber eine Klausur habe ich nicht mehr bestanden. Dank meines Studienganges (Magister) habe ich keine Pflichtsemesterzahl und bekomme wohl noch geradeso die Kurve und werde in Zukunft halbwegs zügig fertig - doch wird es sehr sehr eng für mich...
Meine früheren Hobbies - Gitarre spielen & Judo - habe ich beinahe komplett aufgegeben. Gitarre war für mich eine Qual - im Unterricht stets nichts zu können. Meist spielte ich die ungeübten Stücke hastig vor meinem Termin ein um sie aus dem Kurzzeitgedächtnis herunterzustottern - und das, obwohl ich schon vor 6-7 Jahren selbst komponierte und zu Schulzeiten eine kreative Band geleitet hatte.
Im Judo bin ich ebenfalls ausgebildeter Trainer (Übungsleiter F sowie Trainer C-Lizenz) und unterrichte sowohl im Kinder-, als auch im Erwachsenenbereich. Sobald es mir die anderen Trainer ermöglichten - sprich: andere Trainer da waren! Kam ich später oder ging früher. Eigentlich 2x die Woche 3h lang Training - davon war ich wenn es hoch kam noch 1x 1,5h lang da... und dann auch nur physisch - nicht mit den Gedanken... Meine Trainerleistung litt darunter bestimmt sehr - auch hier konnte ich nur meinen Schein aufrecht erhalten - eben gerade so das Minimum.
Das einzig "gute" an meinem WoW-Dasein: Ich habe es irgendwie geschafft, sowohl meine (Neben)jobs als auch meine Beziehung zu meiner Freundin halbwegs über WoW zu stellen. Beruflich bin ich in meinem zukünftigen Branchenbereich angekommen, arbeite dort gerne und bin auch anerkannt in meinen Leistungen. Meine Beziehung ist stabil - und seit dem Aufhören so stabil wie seit Jahren nicht mehr ( wir sind im 5. Jahr).


28.11.2007 11:44:47   
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Mein Weg aus der Sucht (incl. Anleitung):

Doch wie kam ich zum aufhören?
Es ging alles recht schnell: Grundsätzlich wusste ich immer, dass ich mich falsch verhalte / zu viel spiele usw. die kleinsten Kleinigkeiten blieben liegen - waren aber nicht wichtig genug um sie vor dem zocken noch zu erledigen. Dann der große Bruch:
Meine Gilde löste sich auf. Grund war immer der gleiche: eingie Ehrgeizige - im nachhinein eher die "Vollzeitsüchtigen" die - wie sagt man so schön - den kompletten "Content" von WoW erfahren möchten, kamen mit dem Erfolg der GIlde nicht mehr klar. Es ging alles zu langsam, man kam nicht voran. Ich gehörte zu dieser Elite. Mir ging es auf den Zeiger dass ich stunden um stunden für die Gilde ackerte und andere die Bemühungen nicht belohnten, sondern zunichte machten. Man kann in WoW einen barbarischen Sozialdruck aufbauen bzw. abbekommen, wenn man in einer solchen Gilde WoW als "Spiel" erachtet. Auf diesem Niveau kann man glaube ich maximal die Metapher des Sports anwenden. Irgendwann kippt auch der Breitensport in den Leistungs-/ Profisport ab. Die aggressivität eines "Raiders" gegenüber eines "Casuals" kann man evtl. so verstehen wie wenn Oliver Kahn in einer Manschafft aus Hobbyspielern spielen MÜSSTE - die aber von sich sagen sie wollen Bayern München sein...

Ich hoffe, diese Darstellung macht meine Situation deutlich. Ich half der neuen Gilde bei der Gründung, schubste quasi mit an und....ging nicht mit rüber!
Der Grund: Ich hatte abends nicht oft genug zeit! Die neue Gilde hat eine Pflicht-anwesenheitsquote. Wird diese Unterschritten, ist man raus. Das klingt hart, ist aber gang und gäbe in wirklich strengen Raids in WoW. Und das heißt: Minimum 2x die Woche Raiden á 4-6h pro Raid - ohne Vorbereitungszeit und das wäre auch nur das pflichtpensum. Hätte ich gekonnt, wäre ich 5x die Woche da gewesen! Ich habe mir ausgemalt, wegzuziehen in eine andere Stadt, pro forma an der Uni zu sein und ansonsten nur zu Hause und raiden....Doch mein wirkliches Leben hielt mich zum Glück ein letztes mal zurück und ich blieb gildenlos.
Daher dachte ich "nun wird alles besser" - doch das gegenteil war der Fall:
Mit dem letzten Patch kamen belohnungen auch für nicht-Raidspieler...Tagesquests / heroic Marken / Epics für marken usw. usw. Ich stürzte mich darauf und spielte pro tag bestimmt 3-4 Heroics - ich hatte ja 2 Charaktere die versorgt werden mussten! Die Onlinezeit war fast ausschließlich vormittags - was voll ins Studium schlug...
In einer kurzschlussreaktion löschte ich dann meine Charaktere und änderte das Passwort meiner Accounts. Ich hielt 4 Tage durch, dann plagten mich Alpträume. Meine "Freunde" im Spiel baten mich erneut anzufangen. Dies tat ich auch - denn Blizzard lässt einen nicht so leicht entkommen:
Ein kurzes, freundliches Gespräch mit einem GM - und shcon hatte ich sämtliche Charaktere mit allen Gegenständen zurück. Erneut packte mich WoW. Ich fühlte mich meinen Charakteren wie meinen Freunden gegenüber schuldig, sie so im Stich lassen zu wollen. Daher spielte und spielte ich in jeder freien Minute (bzw. machte sie Frei!). Meine eigene Verlogenheit rettete mich schließlich: Ich hatte meiner Freundin nur erzählt, dass ich aufgehört hatte. Ich schämte mich zu sehr, wieder angefangen zu haben um ihr auch das mitzuteilen...doch sie - im glauben ich hätte es geschafft - war so stolz auf mich, dass sie mich vor anderen pries und meinte, man würde schon merken wie ich mich verändere usw. Mein Bruder jedoch sah zu Hause, wie ich wieder spielte.
Es kam, wie es kommen musste:
Meine Freundin und mein Bruder kamen auf WoW zu sprechen udn die Blase platzte. Es gab keinen Streit - ich fasste nur ein für allemal den Entschluss (schließlich belog ich gerade meine Freundin! bzw. war zu feige ihr alles zu erzählen!) mit WoW aufzuhören und setzte diesen in die Tat um:

ACHTUNG: Dies könnte eine Anleitung für euch sein, aufzuhören:
1. Verabschiedet euch entschlossen, knapp und eindeutig von euren "Freunden" ingame. Tut dies NIEMALS im TS / Telefon - sondern einzig und allein textbasiert über eine Forenerklärung / im Spiel per Chat.
2. Löscht VORHER euren Zugang zum internen Forenbereich eurer Gilde - und verabschiedet euch im öffentlichen Bereich!
3. Verschickt eure GESAMMTEN Gegenstände die ihr loswerden könnt. Verkauft die an euch gebundenen Gegenstände an den Händler und verschenkt euer Gold. Gebt es an die wichtigsten Leute eurer Gilde bzw. mit denen ihr am besten Auskommt. Solltet ihr wirkliche Angst haben, rückfällig zu werden: Geht an einen Belebten Platz und handelt einen x-beliebigen Spieler an - drückt ihm euer ganzes Gold in die Hand und sagt "stimmt so". Es ist emminent wichtig, euren Charakter im Spiel unspielbar zu machen! Er darf nicht als interessante Möglichkeit übrig bleiben! Selbst gelöschte Charaktere können Wiederhergestellt werden - und das kostenlos! Daher ist es wichtig, Items wegzugeben und nicht einfach nur den Char zu löschen!
4. Nachdem eure Charaktere leer sind (ich hatte alles Weg, die Charaktere hatten nichts mehr an und hatten kein Gold mehr!) löscht ihr jeden Charakter einzeln.
5. Ihr geht in die Accountverwaltung und kündigt euer Abo.
6. Ihr erstellt ein zufälliges Passwort (Text/ Worddatei einfach wahllos auf die Tasten hämmern, mit STRG+C kopieren ohne es zu lesen!) und fügt es in eurem Account ein.
7. Ihr ändert die E-mail adresse des Accounts auf die eines Familienmitglieds (ich habe meinen Bruder genommen)

Das Ergebnis: Der Account ist weg! selbst wenn ihr das Passwort wiederherstellen wolltet über die Sicherheitsfrage - ihr kommt nicht drann da die email eure Vertrauensperson erhält. Die wiederherstellung ist uninteressant: Die Charaktere sind leer und unbrauchbar, die ganze arbeit ist unnötig, wenn man nicht sofort wieder ins spiel einsteigen kann!

Ich bin nun seit einer Woche im "kalten Entzug" und hoffe, dass es nicht noch schlimmer wird. Ich hätte nie gedacht, dass es mich so erwischt, aber zum Glück habe ich genug Beschäftigung, um nicht in ein noch tieferes loch zu fallen... Ich hoffe ich kann diesen Weg weitergehen und wünsche allen in gleicher Situation viel Erfolg und Glück bei ihren Bemühungen - hoffentlich kommt ihr davon weg und vielleicht hilft euch meine Anleitung zum löschen ja weiter!


28.11.2007 11:45:46   
Donardofehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Sehr gut geschrieben, danke vielmals. Ich wünsche dir alles Gute und ich bin überzeugt, dass du es auch schaffen wirst, dein Leben auch ohne WoW zu leben :).

mfg


28.11.2007 21:23:25  
Blacktearfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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hallo wuschl,

ein wirklich "guter" text, der auch genau die kernpunkte trifft, waru auch ich wow für gefährlich halte. und wieder "augen-öffnend" und "erschreckend" wie sich die meisten aussteigerkarrieren in wow immer und immer wieder gleichen.
gut das du den schritt gewagt hast und auch die mechanik hinter wow so klar erkannt hast.

ich war seid beta dabei und komplett in wow in aufgegangen. du bist mit dem addon gekommen und kennst es so nur um so deutlicher. grad durch die lvlguides etc rauscht man voll in die sucht rein und was blizzard da als "casual-content" verkauft hat, ist das nikotin um zum vollsüchtigen ohne rl zu verkommen. das nächste addon wird es noch schlimmer machen.
du kennst ja das ruf, items, marken farmen etc. nur um anschluß zu halten. das "problem" ist ja, das es IMMER jemanden gibt der weiter oder besser ist. die karotte vor einem bleibt ewig unerreichbar.

sry für nun etwas wow insiderkauderwelsch.
ich bin jetzt seid 3 monaten "clean". hatte damals von februar (addon) bis august/september wirklich das ganze programm durchgezogen. klar, war man von dem stillstand auf lvl60 so lange davpr gefrustet. kara, heroic, tempel usw usw.
hatte eine feste 10´ner stammgruppe und war als gut equipter heiler der mittelpunkt (was ja nen tolles gefühl ist...). waren die ersten 70´er auf dem server, also wirklich hardcore. das eben noch neben job, bisschen bis kein rl halt nebenbei, schließlich stiegen 2 der besten gildenkumpels ausgebrannt von dem streß aus. man war schon psychisch fertig, nicht vom ingame streß, sondern die "maske" im rl, das ja alles super ist lügen etc, war einfach zu viel geworden.

da setzte bei mir auch das hirn wieder ein. das gefühl "das ist falsch was ich da mache" war sowieso schon immer da. der entzug setzte ein. aber ohne den crashkurs wie char löschen, equip verkaufen etc. das konnte ich einfach nicht.

ich beschäftigte mich vielmehr mit dem drumherum in wow. was läuft da überhaupt, was ist dieser druck. ergebnis war: es ist völlig egal ob ich da bin oder nicht. die maschine läuft immer weiter. meine onlinezeit sank auf ein minimum, mit schrecken beobachtete ich meine anderen gildenkollegen und deren onlinezeiten, morgens, mittags, abends, online online online. 1 twink, 2 twinks,10 twinks, 2 account. neue twinks, 1 twinks, 2 twinks, etc. da kann ich sagen, es war vor bc nicht so

meinen account habe ich noch nicht gekündigt, aber spiele auch nicht mehr. mich packt manchmal noch die traumwelt in wow und ganz selten logge ich mal ein wenns mir richtig schlecht geht. und sehe sofort was ich mir da einbilde und mich nach über 3 jahren wow ausgebrannt hat. diese hektik, diese agressivität, nur noch druck, zwang und erwartungen. gefördert und gewollt von blizzard. klar, sie wollen geld verdienen.

wie gesagt, der crashkurs kann eine lösung sein, aber ich denke das ist größtenteils zu hart. die gedanken werden unweigerlich wieder um wow schwirren. man sollte soweit es geht seine rl-freunde einschalten, eltern etc. so wie du es ja gemacht hast. sonst brütet man allein vor sich hin und wird zu 99% wieder in wow landen um den druck loszuwerden.

halte deinen kurs durch, du wirst merken das wow ganz langsam wieder in den hintergrund rückt im kopf. aber wirklich nur extrem langsam, das muß ich auch zugeben. sonst wäre ich ja nicht hier. stück für stück entfernt man sich von dem spiel, der gilde, dem druck und bekommt wieder einen klaren blick.

wünsch dir viel glück






28.11.2007 21:50:45  
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