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Nicht mein RTL |
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Group: User Level: Halbgott Posts: 397 Joined: 1/17/2005 IP-Address: saved | Neben den Testspiel der WM-Teilnehmer, gibt es auch “Testübertragungen” der teilnehmenden Sender. So wie heute RTL, die nach längerer Fußball-Abstinenz mal wieder die Kugel rollen lassen. RTL hat sich Rechte für die sonntäglichen WM-Spiele gekauft (2 Vorrundenspieltage, 2 Achtelfinal-Spiele exklusive etwaiger deutscher Beteiligung). Die RTL-Berichterstattung entsprach dem was ich erwartet hatte: ich bin nicht Zielgruppe und darf mich daher auch angewidert abwenden und hier auskotzen. Die Übertragungen kamen mit einem halbstündigen Vorlauf, dessen Existenzberechtigung mir ein schieres Rätsel ist. Wo sich andere Sender zumindest im Ansatz bemühen “beim Thema dranzubleiben”, gibt es bei RTL nur noch gequirlte Scheiße. RTLs Passepartout Günter Jauch leitete mit dem eingekauften Experten und Jauchs Krombacher-Werbepartner Rudi Völler (wo hört das Geld-Verdienen auf, wo fängt die Prostitution an?) durch die Sendung. Anfangs wandelte man durch die Hallen des Sendekomplexes, wo man die Türen für enthemmte RTL-Zuschauer geöffnet hatte, die in Partylaune waren. In einer “Schrebergarten-esken” Hütte wartete die anderen eingekauften Fußball-Experten Eva Padberg und Tim Mälzer um sogleich einen kulinarischen Bezug zum Thema “Niederlande – Australien” herzustellen, indem man wortreich ein paar Straußen-Schnitzel auf den Grill legte. Als ich gestern 15 Böklunder Grillbällchen in die Pfanne schmiß, hat ja auch niemand was von wissen willen. Abgang Mälzer und Padberg, das war doch schon mal ein äußerst ergiebiger Fernsehauftritt, für den man sich vorher stundenlang hat einweisen und schminken lassen. Zwischendurch zerstörte Jauch auch en-passant das Restleben eines 10jährigen (”Hey, du hast ja Zähne wie Ronaldinho!”), der fortan sich nicht mehr auf Schulbesuch oder sonstige Teilnahme des öffentlichen Lebens freuen wird. Jauch und Völler marschierten schließlich eine Reihe von WM-Hupen ab (”Ballmädchen”, jung, gutaussehend, willig, Vorbau, WM-Mannschafts-Jerseys) um sich gegenseitig fantastische Einschätzungen zu den Teilnehmern um die Ohren zu hauen: “Togo – to go, haha” Schließlich ging man ins WM-Studio, wo noch mehr RTL-Volk auf Kommando Begeisterung zeigte. Jauch und Völler machten es sich im Sofa bequem, in einer Kulisse die aussah wie “ZDF Drehscheibe” auf Speed. Damit war der Vorlauf auch schon zu Ende und es wurde nach Rotterdam geschaltet. Später gab es noch die atemberaubende Einschätzung zu hören, das Brasilien zu den WM-Favoriten gehören und auch die Holländer einen gepflegten Ball spielen würde. Morgen mache ich eine Dose Chili Con Carne auf, vielleicht zeigt ja SAT.1 Interesse… Der Begriff “Menschenwürde” bei alten Leuten wird von RTL anscheinend etwas anders definiert: alte brasilianische Fußballstars wurden angerollt, um zum Playback irgendeines Gassenhauers mehr oder weniger synchron die Lippen und Füße zu bewegen, während sie links und rechts von ihnen die Titten nur so um die Ohren gehauen bekommen haben. Brasilianische Folklore, you know. Der Brasilianer an und für sich, trinkt ja sein Wasser vielleicht noch aus der Pfütze inner Favela, aber immer gut drauf, der Sympath! Später, als man aus einer Werbepause zurückkam und wilde Kameraschwenks über die Zuschauer vollführte, herrschte eisige Stille im Studio, bis dann anscheinend irgendjemand in der Regie den Schalter zum Lämpchen gefunden hat und in einigen Blöcken der Zuschauer mit einem Schlag wieder die Ekstase ausbrach. Es gibt einiges über die Öffentlich-Rechtlichen und PREMIERE oder sonstiges Pay-TV zu mäkeln. Aber wenn man sich mal wieder drei Stunden so etwas aussetzt, dann weiß man warum man 40 EUR im Monat mehr spendiert. Ich kriege solche Kotzkrämpfe vor dem Fernseher, wenn sich ein Sender derart schamlos selbstinszeniert. Ich musste Erbrochenes vorm Fernseher wieder aufwischen, als Jauch Uli Potofski präsentierte (ein Potofski ohne Minipli ist kein echter Potofski) und Potofski das RTL-eigene “Starbet”-Sportwettenportal bewarb (RTL gehören 30% an Starbet). Jenes “Starbet” das wiederum in jedem RTL-Werbeblock abgefeiert wurde. Ja, klar, so etwas findet sich inzwischen bei vielen Fernsehsender, aber bei RTL ist es too much gewesen, vorallem, da ansonsten nullkommanull Substanz geboten wurde. Kurz zu den Übertragungen: Bei Niederlande – Australien hat es RTL über die 90 Minuten nicht geschafft den Ton synchron zum Bild hinzubekommen. Kommentiert haben Florian König und Pierre Littbarski. Hmmm, gespaltener Eindruck. Man muss Littbarski es zugute halten, dass er inhaltlich die Übertragung aufwerten konnte. Man muss es RTL zugute halten, dass sie es mit “Doppelkommentierung”, also mit dem Duo Reporter-Analyst versucht haben. Dass es nun auch im Free-TV versucht wird, läßt hoffen, dass es auch die Öffentlich-Rechtlichen mal wagen werden. Aber für sehr viel mehr als nur einen Eintrag ins Fleißheftchen reicht es nicht. Florian König war dröge wie immer und Littbarski war akustisch und sprachlich grenzwertig. Stimmlich quäkend wie Martin Semmelrogge (Vergleich: (c) by Reality Check) und sprachlich war es ganz arg limitiert. Ewald Lienen wäre noch zu haben… Die zweite Übertragung Brasilien – Neuseeland: der zukünftige ARD-Mann Tom Bartels in einer seiner letzten RTL-Übertragungen. Da weiß man, was man (nicht) hat. Vor der Übertragung gab es noch einen kleinen Vorlauf mit Ulrike von der Groeben und dem Mann für das dass 16:9-Format erfunden wurde, Rainer Calmund. Warum man mit Calmund einen Brasilien-Experten verpflichtet hat, um letztendlich 2-3 Bäckerblumen-Platitüden abzufragen, verstehe ich nicht. | |
6/11/2006 10:55:58 PM | ||
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