Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Der Rich zu sein war gewiss mit hohem Ansehen verbunden, aber leider auch mit vielen, vielen Pflichten und Aufgaben. Seit ihrer Rückkehr in 'sein' Dorf war Alarich fast ununterbrochen auf den Füssen und half, wo er nur helfen konnte. Er packte mit an, sprach Trost oder war einfach nur anwesend, so dass 'seine' Leute sich nicht im Stich gelassen fühlten. Doch für seine eigene Familie hatte er bisher kaum Zeit gehabt. Dies sollte sich endlich ändern. Die Luft war bereits kühl geworden und der alte Mann spürte die drohende Kälte des Winters schon tief in seinen Knochen, doch noch war nicht die Zeit gekommen, um sich in die Felle zu wickeln und zu warten, bis das der Winter vorbei sein würde.
Zwar wußte Alarich, dass er in seiner eigenen Hütte niemals gänzlich alleine sein würde, doch wollte er das heutige Gespräch mit seinem Sohn in einer ihm vertrauten Umgebung führen und sich nicht irgendwo anders mit Arvid verkriechen.
Mit einer Hand stützte sich Alarich auf dem Tisch ab, um sich zu erheben und zur hinteren Tür, jene die Richtung Garten führte – zumindest hatte es hier vor dem Angriff der Römer einen sehr schönen Kräuter- und Gemüsegarten gegeben – zu gehen. Er war sich sicher, dass Arvid mit seinem Sohn hinter der Hütte war. Eine der Mägde sollte sich um den Jungen kümmern, während Vater und Sohn ein Gespräch führen wollten.
In der Tür verharrte der Rich und straffte noch einmal seinen Rücken. Auf keinen Fall wollte er gegenüber seinem starken, kräftigen Sohn schwächlich wirken. „Arvid? Kommst du bitte herein? Ich würde mich gerne mit dir unterhalten.“ Ein kurzer Blick und Alarich sah Marga, seine treue, verantwortungsvolle Magd. „Marga, kümmere dich bitte um Marik.“ bat er sie und beugte somit einem Großvater- , Vater- , Sohngespräch vor.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
In den letzten Tagen hatte Arcid wenig Zeit mit seinem Sohn verbracht gehabt, denn es hatte allerhand im Dorf zu tun gegeben und er, als Sohn des Richs, hatte natürlich geholfen wo er konnte. Nicht zuletzt um seinem Vater arbeit abzunehmen, denn er war nicht mehr der jüngste und bei den Arbeiten an den Hütten konnte er ohnehin besser helfen als sein Vater. Doch am heutigen Tag hatte er sich vorgenommen Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. So waren die beiden kurz nach dem Aufstehen einen Ausflug zum Fluss unternommen, hatten dort ihre Zeit damit verbracht zu Fischen oder es zu versuchen.
Nachdem sie wieder zuhause angekommen waren, war er mit seinem Sohn in den kleinen Garten gegangen. Nicht nur Marik tat es gut zeit mit seinem Vater zu vebringen, denn auch Arvid tat es gut seinen Sohn so unbeschwert spielen zu sehen. Es freute ihn das Lächeln auf den Lippen seines Sohnes zu sehen, denn es gab ihm die Hoffnung, das irgendwann wieder alles gut werden würde. Als sein Vater nach draußen kam, blickte Arvid kurz auf und lächelte, ehe er sich wieder seinem Sohn zu wandte. Der junge Mann stand erst auf, als sein Vater ihn bat nach drinnen zu kommen. Er wollte sich mit ihm unterhalten? "Ich komme." antwortete er, ging noch einmal schnell zu seinem Sohn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe er dann zu seinem Vater in die Hütte kam. "Was gibt es denn, Vater?"
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ein flüchtiges Schmunzeln huschte über das Gesicht des Richs als er seinen Sohn mit seinem Enkel im Garten sah. Er ließ Arvid den Vortritt in die Hütte und schloss hinter ihm die Tür. Auf dem Tisch im Wohnbereich standen bereits zwei Becker, so wie ein Krug Wasser, für den Fall das ihr Gespräch länger dauern und sie beide eine Schluck zu trinken gebrauchen könnten.
Mit Recht erkundigte sich Arvid nach dem Anliegen seines Vater für dieses Gespräch. Alarich schaute sich noch einmal kurz in der Hütte um. Außer einer Magd an der Kochstelle, war niemand sonst anwesend. Alarich wartete, bis sich sein Sohn gesetzt hatte und nahm dann ebenfalls Platz. Fest blickte er Arvid in die Augen und begann das unausweichliche. „Ich möchte mit dir über die Geschehnisse am Heiligtum sprechen.“ begann Alarich und obwohl seine Stimme fest und ausgeglichen klang, war er innerhlich angespannt und nervös. Was würde Arvid ihm berichten? Wie waren sein Bruder und sein ältester Sohn gestorben? Hätte es eine Möglichkeit gegeben, um den Angriff der Römer abzuwehren, wenn Alarich nur mehr Männer mit zum Heiligtum geschickt hätte? Der Rich machte sich große Vorwürfe, dass es seine Fehlentscheidung war, die zu diesem großen Unglück geführt haben könnte. "Erzähl mir was vorgefallen ist." bat er Arvid.
Ruhig wartete Alarich ab, bis Arvid anfangen würde zu sprechen. Es war für ihn verständlich, dass es für seinen Sohn nicht leicht sein würde, über die Geschehnisse zu sprechen.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Irgendwie hatte Arvid ein seltsames Gefühl. Er wusste nicht genau warum, doch schon bald würde er es erfahren. Zusammen mit seinem Vater trat er in die Hütte und nahm Platz. Er sah seinem Vater an, das die nächsten Worte nur schwer über seine Lippen kamen und sie ließen Arvid das Blut in den Adern gefrieren. Er verharrte kurz in seiner Position, ehe er leicht den Kopf schüttelte. Er konnte und er wollte nicht über das sprechen was am Heiligtum geschehen war. Diese Bilder verfolgten ihn jede Nacht und es fiel ihm schwer diese in Worte zu fassen.
"Vater..." begann er langsam und überlegte sich seine Worte wohl. "Ich kann verstehen warum du wissen willst, was dort passier ist, aber...ich kann das nicht. Bitte verstehe, das ich dir nicht..." Er wusste nicht genau was er sagen sollte. Auf der einen Seite hatte er das Gefühl seinem Vater erzählen zu müssen was dort geschehen ist, aber auf der anderen Seite war er nicht in der Lage das gesehene und erlebte in Worte zu fassen. "Es war furchtbar." murmelte er leise.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Es erschreckte Alarich zu sehen, wie sich der Gesichtsausdruck seines Sohnes veränderte, als er ihn darum bat zu erzählen, was am Heiligtum vorgefallen war. Trotz der Zeit, die bereits vergangen war, schien Arvid noch immer sehr unter den Geschehnissen am heiligen Hain zu leiden. Doch leider war der jüngere Sohn des Richs der einzige, der von dem Überfall der Römer berichten konnte, denn nur Arvid hatte diesen Angriff – den Göttern sei Dank – überlebt. Einen kurzen Moment überlegte Alarich, ob er die Hand seines Sohnes ergreifen und ihm so etwas Mut und Halt geben konnte, doch er entschied sich dagegen. Er hatte früher nicht so viel Fürsorge gegenüber seinen Kindern gezeigt, da würde er jetzt im Alter auch nicht mehr mit anfangen. „Arvid, ich weiß das es für dich schwer sein muss, aber ich möchte wissen, was genau am Heiligtum geschehen ist.“ Vielleicht tat es Arvid auch gut, darüber zu reden? Vielleicht hätte Alarich seine Frau zu diesem Gespräch hinzu ziehen sollen, damit sie mit ihrem Einfühlungsvermögen ihn davon abhalten konnte, zu sehr auf die Erzählung zu drängen? Doch nun saßen sie hier zu zweit und Alarich hatte lange genug gewartet, damit Arvid das gesehene verarbeiten und ihm lediglich die sachlichen Inhalte des Überfalls schildern konnte. Er erwartete gar keine detailierte Beschreibung des Todes seines älteren Sohnes, oder gar seines Bruders. „Hatte der Angriff der Römer bereits begonnen, als ihr dort eintraft?“ fragte Alarich weiter. Mit den Augen beobachtete er weiter Arvid, für den Fall das dieser es wirklich nicht über sich brachte, zu erzählen was vorgefallen war.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Der Sohn des Richs strich sich über die Stirn und faltete die Hände vor seinen Knien. Er wusste dass sein Vater wissen wollte was geschehen war und er wusste auch, das er keine Rücksicht darauf nehmen würde, das er all das wieder erleben musste. Sein Vater war der Rich dieses Dorfes und das war alles was zählte. Seine Familie und er selbst standen immer hinter seinen Verpflichtungen zurück. Arvid hatte seinem Vater deswegen oft gegrämt, weil er nicht verstanden hatte wieso er sich so wenig um seine Kinder gekümmert hatte. Wie sehr hatte er einst die anderen Kinder des Dorfes bewundert, deren Väter mit ihnen Fischen und Jagen waren, die ihnen das Kämpfen und noch vieles mehr beigebracht hatten. Und die ihre Söhne und Töchter am Abend ins Bett gebracht hatten oder sie am Lagerfeuer umarmt hatten. Auf all das hatte er verzichten müssen und er hatte sich immer eingeredet, das es das Wert gewesen war, denn sein Vater war ein sehr großzügiger und weißer Rich.
Schweigend schüttelte Arvid den Kopf und starrte auf den Fußboden. "Nein. Wir kamen erst gegen Abend am Heiligtum an, denn unterwegs war ...Alrichs Pferd in eine von Grimoalds Fallen getreten. Wir mussten kurz rasten um das Pferd zu versorgen. Als wir eintrafen informierten wir die Menschen über den bevorstehenden Angriff und trugen ihnen auf alles zusammenzupacken. Doch es war bereits zu dunkel um noch aufzubrechen. Also blieben wir die Nacht über." Arvid schwieg einen kurzen Moment, ehe er schließlich weitersprach. "Auch wenn es nicht sehr klug gewesen wäre im Dunkeln mit einem so großen Tross aufzubrechen, hätten wir es tun sollen. Dann hätten wir eine wirkliche Chance gehabt."
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Alarich war der festen Überzeugung, dass der Abstand, den er zu seinem Sohn hielt, helfen würde, die Geschehnisse am Heiligtum neutraler zu sehen. Das er Arvid damit verletzte, war ihm nicht bewusst.
Wie es schien, hatte es bereits Probleme beim Hinritt gegeben, so dass die Leute aus seinem Dorf zu spät am Heiligtum ankamen, als dass sie alle gemeinsam hätten wieder aufbrechen können. Alarich räusperte sich kurz, ehe er weiter fragte. „Wie viele Leute befanden sich bereits an Tanfanas heiligem Ort?“ Mindesten die Hälfte der Menschen vom Stamm der Marser mussten bereits dort gewesen sein, denn zwei Tage später hätten die Feierlichkeiten begonnen. Vielleicht einhundert Männer, Frauen und Kinder? Hatten die Römer wirklich alle...
Der Knoten in seinem Magen wurde fester und Alarich griff nach dem Krug auf dem Tisch und goss ihnen beiden etwas Wasser in die Becher. Anschließend schob er einen Becher zu seinem Sohn. „Arvid? Es hilft weder dir, noch den Verstorbenen, wenn du dir Vorwürfe machst. Eine Flucht in die Nacht hinein wäre mit Risiken verbunden gewesen. Es war die richtige Entscheidung, bis zum nächsten Morgen zu warten. Bitte... berichte weiter.“
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid hatte seine Unterarme auf seine Oberschenkel gestützt und blickte zu Boden. Die Bilder dieses schrecklichen Tages strömten auf ihn ein, als hätte irgendjemand eine längst verschlossene Tür geöffnet. Kurz zuckte er mit den Schultern, als sein Vater ihn fragte wie viele Menschen bereits am Heiligtum gewesen waren. Er wusste es nicht. Es waren viele gewesen, verdammt viele. Zuviele um zu entkommen, zuviele um in der Nacht aufzubrechen. Zuviele um eine Chance gehabt zu haben. "Ich weiß es nicht genau. Es waren so viele." Arvid wusste, dass diese Angaben seinen Vater nicht weiterbringen würden und so raffte er seine Schultern, setzte sich wieder aufrecht hin und dachte angestrengt nach. Er versuchte sich an der Anzahl der Wagen zu orientieren, die er bei ihrer Ankunft und am nächsten Morgen gesehen hatte. Die Menschen zu schätzen wäre ein vages unternehmen gewesen, aber anhand der Wagen ließ sich schon etwas genaueres sagen. "Vielleicht einhundert Männer und Frauen....und Kinder. Vielleicht auch ein paar weniger. Aber es waren noch nicht alle angereist. Einige hatten wohl ein paar Probleme auf dem Weg zum Heiligtum erklärte mir Dankrad als ich ihn am Heiligtum traf. Einer der Wagen ist wohl kaputt gegangen und versperrte den anderen den Weg durch eine der engen Wegstellen. Man hatte sie für den Mittag erwartet, aber sie waren nicht gekommen. Stattdessen ein Bote, der von der Verspätung berichtete." Ein Wink der Götter vielleicht? Tanfana hatte ihre Hände wohl schützend über diese Menschen gehalten, sonst wären es noch viel mehr gewesen, die an diesem Tag den tot fanden.
Arvid blickte auf den Krug, den sein Vater ihm hingeschoben hatte, griff aber nicht danach. Er hatte das Gefühl, wenn er etwas trinken würde, musste er sich augenblicklich übergeben. Langsam hob er seinen Kopf und blickte seinem Vater direkt in die Augen. Er nickte schwach, denn er wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war bis zum nächsten Morgen zu warten. Aber er konnte einfach nicht damit aufhören in Gedanken durchzuspielen was passiert wäre, wenn so manche Dinge anders gelaufen wären. Er räusperte sich kurz, ehe er weitersprach. "Kaum das der Morgen hereingebrochen war, machten wir uns daran die Wagen zu packen. Unnötige Sachen ließen wir zurück, luden nur die wichtigsten Dinge auf die Wagen. Es verging nur wenig Zeit, ehe ein lautes Signal unsere Arbeit unterbrach. Die Römer waren schon längst am Heiligtum, hatten uns umstellt und brachen nun aus den Büschen hervor." Arvids Blick wurde abwesend, denn die Bilder in seinem Kopf spiegelten sich nun vor seinen Augen, als wäre er noch einmal dort am Heiligtum.
"Der Angriff kam überraschend, wir dachten wir hätten noch mehr Zeit. Die Römer griffen uns sofort an. Sie waren nicht alleine. Es waren nicht nur Römer...es waren Menschen wie wir. Mattiaker, Sklaven, Aussätzige...mehr Germanen als Römer. Und sie halfen den Römern tatkräftig dabei ihr eigenes Volk zu töten. Nicht einmal die Frauen und Kinder ließen sie entkommen. Aswin, Alrich und ich halfen ihnen auf die Wägen, riefen die Männer zum Kampf um den Frauen und Kindern die Möglichkeit zur Flucht zu geben, doch es gelang kaum einem Wagen den Platz vor dem Heiligtum zu verlassen. Die Männer an der Seite der Römer kämpften hartnäckig und mit einem solchen Hass in ihren Augen. Dem Hass auf ihr eigenes Volk."
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Arvid hielt sich an das, was ihm sein Vater gesagt hatte und begann zu erzählen. Die Zahl derer, die getötet worden waren, war niedriger als Alarich es angenommen hatte. Lediglich zwei Dörfer schienen schon an Tanfans Heiligtum angekommen zu sein und weitere wären in den nächsten zwei Tagen hinzu gekommen, einschließlich seines eigenen.
Bei der Beschreibung der Männer, die für den Tod so vieler Marser verantwortlich waren, lief dem Rich ein kalter Schauer über den Rücken. Zwar zählten diese Männer nicht zu seinem Stamm, dem Stamm der Marser, aber es waren Männer aus ihrem Land, teilweise aus benachbarten Stämmen. Es kam zwar immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Stämmen, aber für gewöhnlich achteten Sie die Heiligtümer des anderen. Nicht so in diesem Fall. Einzig die Erwähnung eines Boten, der die Verspätung weiterer Marser ankündigte, brachte Alarich zu einem kurzen Aufatmen. Es hätten noch mehr Tote sein können. „Tanfana sei Dank.“ sprach der Rich leise und beobachtete die Regungen im Gesicht seines Sohnes. Der Schmerz über das Erlebte und die Hilflosigkeit, als einziger überlebt zu haben, waren deutlich in Arvids Gesicht zu lesen und doch hoffte Alarich auf die heilende Wirkung der Worte. Wenn Arvid es noch einmal aussprechen musste, wurde ihm hoffentlich bewusst, dass er nichts an dem hätte ändern können, was geschehen war.
Seine Gedanken schweiften ab zu seinem Erstgeborenen. Aswin weilte nicht mehr unter ihnen und Alarich wollte nun Arvid an dessen Stelle zum nächsten Rich heranziehen. Voraussetzung dafür wäre aber die Anerkennung möglichst aller Männer in allen Dörfern der Marser. Und was würde Arvid mehr Anerkennung bringen, als dass er dieses schlimme Ereignis überlebt hatte und davon berichten konnte? „Und wie ging es weiter?“ Noch konnte Alarich seinen Sohn nicht von der Erzählung entbinden.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Der Sohn des Richs hielt einen Moment inne um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Die Bilder, die Geräusche und Gerüche dieses Tages waren so allgegenwärtig, als wäre er noch einmal dort. Er wusste wie wichtig seine Erzählung für seinen Vater war und dennoch kostete es ihn viel überwindung einfach weiterzureden. "Deine Männer kämpften Seite an Seite für ihre Familien, für ihr Dorf und dennoch reichte es nicht aus. Die Römer waren einfach in der Überzahl. Sie hatten uns überrascht. Wir waren noch nicht so weit."
Etwas mehr Zeit, vielleicht eine halbe Stunde, dann hätten sie bessere Chancen gehabt. Dann wären ein paar Wagen schon losgefahren gewesen, sie hätten zumindestens die Frauen und Kinder in Sicherheit bringen können. "Aswin und Alrich waren ganz in meiner Nähe und dennoch konnte ich sie nicht richtig sehen. Ich wurde angegriffen und musste kämpfen. Wie lange dies alles dauerte vermag ich nicht zu sagen. Irgendwann wurde ich getroffen. Die verletzung war nicht weiter schlimm. Ich spürte den Schmerz nicht einmal, spürte nur wie das Blut meine Kleidung an meinen Körper klebte. Irgendwann konnte ich meinen Gegner verwunden, es wurden immer mehr Menschen um mich herum die kämpften. Bald war es schwer zu unterscheiden wer Freund und wer der Feind war. Ich wurde unachtsam und büßte es mit einer weiteren Verletzung. Sie zwang mich auf die Knie und mein Gegner stellte sich triumphierend über mich, doch er unterschätze den Willen zu überleben und den Hass auf unsere Angreifer. Ich tötete ihn."
Es war nicht das erste Mal, dass er einen Menschen getötet hatte. In der letzten Schlacht gegen die Römer hatte er ebenfalls töten müssen und dennoch ging es ihm nicht einfach von der Hand. Noch heute verfolgte das Gesicht der getöteten Männer ihn in seinen Träumen. Vielleicht hatten sie ebenfalls Familie gehabt, sie hatten an etwas geglaubt und deswegen gekämpft. Für sie war es die richtige entscheidung gewesen gegen ihre eigenen Leute zu kämpfen. Doch egal wie sehr er sich um Verständnis bemühte. Er konnte und wollte nicht verstehen wie man sich auf die Seite des Feindes stellen konnte. "Dann ging irgendwie alles sehr schnell. Ich wurde erneut verletzt und wurde ohnmächtig." Arvid schluckte schwer ehe er weitersprach. "Wie lange ich da gelegen habe kann ich dir nicht sagen, Vater. Irgendwann hörte ich eine Stimme an meinem Ohr. Sie bat um Verzeihung und sprach davon, dass Pferde auf mich warten würden. Dann wurde alles um mich herum still." Mittlerweile wusste er, dass es der Feind war, der ihn vom Schlachtfeld gezogen und in der Nähe der Pferde niedergelassen hatte. Er hatte dem Feind sein Leben zu verdanken.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Alarich ließ seinem Sohn die Zeit die dieser benötigte und wartete geduldig ab. Es war beinahe fühlbar wie schwer die Last auf dem Jungen lag. Allerdings wusste Alarich das Arvid mit größerer Stärke daraus erwachsen konnte. Und damit er nicht daran zerbrechen würde hatte sein Sohn die Familie. Insbesondere seinen Vater. So zeigte der Rich nun Verständnis und innere Stärke. Mehr konnte er vorerst nicht für ihn tun. Der alte Mann musste schwer schlucken als Avid weitersprach. Dennoch nickte er verständnisvoll und bemühte sich um Fassung. Seine Männer hatten gut gekämpft und doch hatten sie verloren. Walhalla war ihnen sicher, doch was war das für ein Trost für die Überlebenden? Vor seinem geistigen Auge sah er seinen Ältesten ... Alarich musste die Augen für einen Augenblick schließen und tief durchatmen. Als er wieder aufsah erforschte er die Augen seines Sohnes. Ob er wohl das richtige sagen würde? Gab es überhaupt DAS RICHTIGE? "Zeit war uns nicht gegeben, Arvid. Aber das ist weder dein noch mein Fehler. Du hast getan was du tun konntest."Seine väterliche Hand legte sich auf die von Arvid. Niemand musste - niemand durfte mit seinem Schmerz alleine sein. Sein Sohn sprach weiter und Alarich blieb ruhig. Zumindest äußerlich, denn sein Sohn und sein Bruder ... Er kämpfte den zerreißenden Verlust nieder. Denn in diesem Augenblick wollte er für Arvid da sein. Eines Tages würde es vielleicht anders herum sein.
Die folgenden Beschreibungen waren sehr bildhaft, so dass der Rich mit seinem Sohn mit litt. Er war so tapfer gewesen. Der ältere Mann drückte nun Arvids Hand leicht. "Du hast getan was einem aufrechten Marser zu eigen ist. Ich bin sehr stolz auf Dich mein Sohn."Arvid hatte noch nicht geendet also wartete Alarich ein wenig weiter ab und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen das er weiter reden konnte. Was er dann hörte konnte er kaum glauben. Seine Augen weiteren sich leicht. "was sagst du? War das einer von denen?" Er wollte nicht dankbar sein. Aber jemand hatte seinen Sohn gerettet. Doch zuvor hatte dieser jemand ganze Familien erschlagen. Der Rich zeigte seine Verwirrung deutlich in seinem Gesicht. Wie auch der innere Kampf um Vergebung und Hass. Alarich bemühte sich um eine ruhige Stimme, was ihm nicht so leicht fiel. "Bist du dir sicher Arvid? War es ein Römer? Vielleicht hat Tanfana ihn gelenkt" War das nicht die einzig logische Möglichkeit? Warum sonst sollte ein solch grausamer Feind dies tun? Aber wieso so spät? War am Ende die Göttin selbst derartig geschockt gewesen, das sie zunächst nichts für ihre Kinder tun konnte? Oder es ist eine Prüfung. Etwas was er später mit Thyra besprechen sollte.
Doch trotz allem wollte er eines seinem Sohn noch anraten ... Doch das sollte noch ein wenig warten, bis Arvid die Zeit hatte über Alarichs Worte nachzudenken. Unter umständen konnte sein Sohn sich nun, wo er darüber sprach und nachdachte, an weitere Dinge erinnern, die hilfreich sein konnten. Nicht nur für eine Klärung des geschehenen sondern vielmehr für die Seele seines geliebten Sohnes.
Beiträge: 92 Mitglied seit: 17.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Arvid wünschte sich nichts sehnlicher, als das dieses Gespräch zu Ende sein würde. Nicht weil er die Gesellschaft seines Vaters nicht schätzte, sondern vielmehr weil er das Gefühl hatte die Eindrücke jenen Tages würden ihn zu Boden reißen und dort nieder drücken. Vor seinem Vater wollte er keine Schwäche zeigen und trotzdem konnte er nicht verhindern, dass man ihm deutlich die Ereignisse jenes Tages ansah. Die Worte seines Vaters waren tatsächlich in gewisser Weise tröstlich, doch das wollte Arvid nicht. Er wollte nicht, dass ihm jemand für diesen Tag, für dieses Erlebnis Trost zusprach. Er hätte mit seinem Bruder und seinem Onkel auf diesem Schlachtfeld sterben müssen, so hätte es sein müssen. Doch so war es nicht. Er war hier und Aswin war fort. Sein großer Bruder zu dem er immer aufgeschaut hatte, auf den er immer stolz gewesen war und den, den er immer bewundert hatte. Arvid wusste, dass sein Bruder kein einfacher Mensch gewesen war und dennoch hatte er ihn über die Maßen geliebt, tat es noch immer. Arvid konnte sich einfach nicht vorstellen aufzuwachen und Aswin nie wieder zu sehen. Wie sollte er denn ohne seinen großen Bruder all die Dinge bewältigen die in seinem Leben noch auf ihn warteten? Aswin hatte das Leben geliebt und es genossen. Arvid konnte nicht ertragen, dass sein Bruder nie wieder am Leben teilhaben könnte. Er war doch noch so jung und er wollte eine Familie gründen, das wusste Arvid. Oft hatten sie nicht über solche Sachen gesprochen, doch ein paar Mal hatten sie vor dem Feuer in der Hütte darüber gesprochen. Aswin hatte Arvid stets für seine Frau und seinen Sohn bewundert. Dann war Arvids Frau gestorben und Aswin hatte ihm über diesen Verlust hinweg geholfen, auf seine ganz eigene Art und Weise. Kurz vor seinem Tot hatte Aswin Arvid gesagt, dass er sich verliebt hatte, dass er endlich eine Frau gefunden hatte die ihn so liebte wie er war und das er lange gebraucht hatte um dies zu erkennen, doch nun hatte er es erkannt und wollte sie zu seiner Frau nehmen. Stundenlang hatten die beiden darüber gesprochen und Aswin hatte Arvid um Rat gebeten wie er den Bruder seiner zukünftigen Frau um deren Hand bitten sollte. Es war ein sehr vertrauter Moment gewesen und Arvid klammerte sich zwanghaft an dieses Gefühl, dass er an diesem Abend verspürt hatte.
Und nun war Aswin weg. Einfach weg. Genauso wie sein Onkel bei dem er so viele Jahre gelebt hatte. Der ihm dabei geholfen hatte seinen Sohn großzuziehen, der für ihn dagewesen war als seine Frau gestorben war und unter dessen Dach er gelebt hatte. Kriege forderten immer Opfer und bisher war Arvid und seine Familie davon verschont geblieben. Er hatte immer mit den Menschen getrauert die einen geliebten Angehörigen verloren hatten, doch er hatte nie das fühlen können was sie gefühlt hatten. Und nun saß er hier, musste seinem Vater schildern wieso er überlebt hatte und nicht sein älterer Bruder oder sein Onkel. Warum außer ihm überhaupt niemand überlebt hatte. Arvid wusste, dass sein Vater ihm deswegen keinen Vorwurf machte sondern einfach nur froh war, dass er nicht gestorben war. Doch Arvid konnte nicht damit leben, mit dieser Bürde die ihm auferlegt worden war.
„Aswin wäre ein guter Ehemann und Vater geworden.“ Sprach er einfach in den Raum hinein, völlig in seine Gedanken versunken. Erst der überraschte Ausruf seines Vaters brauchte ihn wieder in die Realität zurück. Beinahe etwas schuldbewusst blickte er den Rich an und nickte leicht. „Ich bin mir sicher, oh ich bin mir so sicher.“ Antwortete er zynisch. Und wie er sich sicher war. Der Feind, der Feind hatte ihm das Leben gerettet und er musste ihm in gewisser Weise auch noch dankbar dafür sein.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
So sehr Alarich es sich wünschte, er konnte seinem Sohn weder den Schmerz nehmen noch die Verpflichtung über alles zu reden. Davon abgesehen hoffte der Rich das es Arvid helfen mochte. Er konnte es sehen und war sich dabei nicht sicher was er machen sollte. Er sah es nicht als Schwäche an. Vielmehr erkannte Alarich in seinem Sohn nur die Stärke eines Mannes der mit solch einer schlimmen Erinnerung leben musste.
Auch Alarich erinnerte sich immer öfter an seinen ältesten Sohn und konnte den Schmerz den er ampfand kaum in Worte fassen. Allerdings wollte er ihn nicht zu deutlich zeigen, da es nun darauf ankam Stärke zu zeigen. Doch er erinnerte sich auch daran, wie nahe seine Söhne sich standen. Ungefragt nahm er seinen Sohn kurz aber fest in den Arm. Jetzt dachte er auch an seinen eigenen Bruder. Der Verlust der beiden schien ihn zu übermannen und er drückte seinen Sohn noch einmal fest an sich und bekämpfte diese verdammten, viel zu unmännlichen Tränen.
"Ja, das wäre er ganz sicher geworden." Antwortete Alarich mit schwerer Zunge. Sein ältester Sohn hätte sich sicher gut um seine Frau und Kinder gekümmert. Ganz sicher. Der Feind der seinen Sohn gerettet hatte, war kurz vergessen. das war jetzt auch nicht mehr wichtig. Nicht für Alarich. Vielleicht würde es sich ändern, wenn er diesen Feind treffen würde ... aber hier und jetzt war das nicht mehr wichtig.