Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Der Hieb traf den Bären nicht ganz so wie erhofft, doch das wäre auch ein Wunder gewesen, so wie Jandrik unter dem Tier begraben lag und kaum ausholen konnte. Es war reines Glück, dass er den Schädel des Bären erwischt und sogar den Nacken - bis die Axt sich unrettbar verkeilte und Jandrik mit Blut verschmiert auf dem Boden liegen blieb. Die Axt blieb dem Vieh im Nacken stecken und wurde dem jungem Jäger hart aus der Hand gerissen. Ein paar Splitter blieben in der Haut zurück, das raue Ende riss seine Haut auf.
Ein letztes Mal, denn die Axt im Nacken würde so oder so den Tod des Tieres bedeuten, schnappten die riesigen Fangzähne zu und schlugen eine schmierige Wunde in Jandriks Wange, ehe er sich wieder aufrichtete. Wie in Trance griff Jandrik nach dem Messer in seinem Hosenbund und rammte die Klinge in dessen offen liegenden Hals. Blut spritzte. Geistesgegenwärtig rappelte der Jäger sich auf bevor der Bär in Wut und Todeskampf am Ende noch auf ihn stürzen und ihn erschlagen würde.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Blut spritzte, als das Messer durch die Kehle des stinkenden Mannes fuhr, aber so wirklich bekam die junge rothaarige Frau das gar nicht mit. Ob er noch verstanden hatte, was sie ihm hatte sagen wollen, wusste sie nicht, denn ein erkennbares Erinnern hatte sie in seinen Augen nicht erkennen können.
Es war vorbei. Ida spürte wie Onsakers Körper erschlaffte und sah wie seine Augen brachen, aber das Triumphgefühl, das sie eigentlich erwartet hatte, blieb aus. Stattdeseen fühlte sich das rothaarige Mädchen ausgelaugt und erschöpft. Das Messer den Räubers nahm sie an sich, behalten würde sie es wohl nicht, aber man konnte es sicher für gegen etwas anderes eintauschen. Dann schoss ihr siedendheiß ein Gedanke durch den Kopf: Jandrik! Der Bär! Oh Tanfana, lass ihm nichts passiert sein!
Blutverschmiert, wie sie war, rannte sie den Weg zurück, den sie gekommen war. Die kleinen Kratzer und Schrammen an Armen und Beinen brannten, ebenso die kleine Verletzung an ihrer linken Brust, die die Spitze des Pfeils verursacht hatte. Als sie mit der Hand darüberfuhr, spürte sie, dass das Blut bereits trocken wurde. Ihr Atem ging stoßweise, als sie durch die Büsche auf die Lichtung brach, an deren Rand die kleine Schutzhütte stand. Idas Blick huschte hektisch über die Lichtung.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Jandrik hatte unverschämtes Glück gehabt!
Glück, dass der Bär sich wegen des Schlags mit der Axt reflexartig von ihm erheben wollte. Glück, dass ihn die Zähne des Tiers daher beim Zuschnappen nur leicht an der Wange aufgerissen hatten und eben nicht ‚das halbe Gesicht fehlte‘. Glück, dass er den Hals der Bestie so gut, tief und gründlich hatte treffen können und letztendlich auch noch, dass es ihm gelang sich unter der massigen Gestalt des Bären herauszuwinden bevor dieser mit einem – nunmehr gequälten, halbherzigen – Brummen zusammenbrach.
Das Blut des Bären pumpte das erst hektisch und dann immer langsamer schlagende Herz des großen Tieres in Schüben aus der Halswunde – es benetzte den aufgerissenen Waldboden und bildete einen sich stetig vergrößernden dunklen Fleck.
Röchelnder Atem entströmte dem aufgerissenen, rotgefüllten Maul des Bären und seine Beine zuckten krampfhaft als versuche es sich selbst sein Grab zu schaufeln, jedoch unkoordiniert und ohne Erfolg – der große Braune starb, beendete ein langes Leben, welches an seinem ergrauten Fell und den zahlreichen Narben abzulesen war.
Einen Moment konnte der Jäger nur dastehen und zusehen, eine Art Schock hatte Jandrik erstarren lassen – nun, da die unmittelbare Gefahr vorbei war …
Dann, gerade als seine Gedanken wieder rasend zu fließen begannen und ihm Ida in den Sinn kam – da stürmte seine Frau auch schon aus dem Unterholz.
Wie eine ‚Diana der Wildnis‘ sah sie aus: Flammendrotes Haar, wild und zerzaust – Kratzer an den Armen und Beinen, im Gesicht verschmiertes Blut – in jeder Hand ein Messer – nackt – der Blick einer Wahnsinnigen ... Angst und Triumph mischten sich darin.
Dann sah sie Jandrik, ihren Mann – siegreich doch mit Blut übergossen noch mehr als sie selbst, sah den Bären zuckend liegen.
Die Augen des Tieres schlossen sich nicht – es lag fast so etwas wie ein Vorwurf(?) in ihnen … __________________________________________________________________________________________________________________________________________
( Der Geschichtenerzähler verabschiedet sich an dieser Stelle, dankt für die spannenden Szenen und wünscht dem jungen Paar noch 'viel Spaß' beim Aufräumen (ihrer Beziehung) )
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 27.02.2014 14:39:13
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Jandrik stand, viel zu fassungslos um die Erschöpfung zu spüren, neben dem sterbenden Bären und konnte den Blick nicht abwenden bis das Tier ein letztes Mal röchelnd ausgeatmet hatte und schließlich verstummte. Wie viel Glück er gehabt hatte, kam genauso wenig in seinem entgeisterten Kopf an wie die Tatsache, dass sein Messer noch im Hals des Bären steckte und er es herausziehen musste. Nicht jetzt.
Stattdessen hob er den Kopf und sein erster Gedanke galt Ida und ihrem Schicksal. Verdammt, hoffentlich war ihr nichts geschehen! "Ida!", rief er quer über die Lichtung, doch es herrschte einen schrecklichen Moment lang nur Stille. Dann tauchte sie tatsächlich auf und Jandrik atmete erleichtert aus. Sie sah schlimm aus, schlimmer noch als er. Wie eine Wilde, mit den roten Haaren und dem ganzen Gestrüpp, dass sich darin verfangen hatte. Im ersten Augenblick blieb Jandrik fast das Herz stehen als er das ganze Blut sah, mit dem ihr nackter Körper verschmiert war. Aber es schien nicht ihr eigenes.
"Ida!" Viel mehr konnte der Jäger nicht sagen als er auf sie zulief und sie an sich drückte. "Tanfana sei Dank, du lebst...", murmelte er und bemerkte seine eigenen Wunden kaum, dafür aber die seiner Frau. Ohne irgendeinen Fetzen Kleidung am Leib auf einen Räuber loszugehen, das war Wahnsinn. Anscheinend hatten sie beide um einiges mehr Glück als Verstand gehabt.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Zuerst sah sie den Bären, der gerade zuckend zusammenbrach. Wo war Jandrik? War er doch schwer verletzt worden, bevor er dem Bären den Todesstoß hatte geben können? Ihr Herz blieb ihr beinahe stehen. Nein, das durfte nicht sein....!
Dann hörte sie seine Stimme und sah nun, dass er hinter dem Bären stand und sie ihn deswegen nicht hatte sehen können. Dass sie selber genauso schlimm aussah wie der Jäger oder sogar nicht schlimmer, war dem rothaarigen Mädchen gar nicht bewusst. Die Erleichterung darüber, dass ihm nichts schlimmes geschehen war, gab ihr neue Energie und sie rannte über die Lichtung. Auch Jandrik kam ihr entgegen und sie hätte nicht glücklicher sein können, als er sie in seine Arme schloss. Recht stürmisch erwiderte Ida seine Umarmung und fast zeitgleich mit ihm sagte sie, „Tanfana sei Dank, dir ist nichts passiert....“ Erleichtert schloss sie die Augen und ließ sich einfach nur von ihm halten.
Nach einer Weile löste sie sich ein wenig aus der Umarmung, und sah ihn an. Vorsichtig berührte sie seine Wange, die nun aus der Nähe betrachtet, doch offensichtlich verletzt war. „Du bist verletzt.... wir sollten das auswaschen...“ Wie gut, dass sie die Salbe von Maíghread mitgenommen hatte und sauberes Verbandsmaterial. „Und mit dem da.... „, ihr Blick schweifte kurz zu dem toten Bären, „... haben wir auch noch eine Menge Arbeit...“ Allerdings hatten sie nun auch mehr als genug Fleisch, vielleicht ließen sich auch einige von den Sehnen verarbeiten und nicht zu vergessen, das Fell des Bären.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Es war alles, dass ihr Herz noch schlug und ihr Körper noch warm an seinem war. Sie lebte. Und wie sie lebte, atmete, redete. Dasselbe wie er, im gleichen Moment. Jandrik hielt sie still fest.
Erst nach einem Moment löste sich Ida ein bisschen von ihm und betrachtete sein Gesicht. Sie berührte seine Wange, wo der Bär sie aufgerissen hatte. "Du aber auch.", erwiderte er und strich vorsichtig um die Verletzung an ihrer Brust. Sie blutete anscheinend nicht mehr, aber es musste genauso versorgt werden wie seine eigenen Wunden. Jandrik rückte ein Stück von ihr ab, um ihren Körper betrachten zu können. Sonst schien sie nur Kratzer abbekommen zu haben, aber das war im Mondlicht schwer auszumachen. Das ganze Übel würden sie sicher erst bei Tag sehen. "Ja, mit dem werden wir einiges zutun haben.", seufzte Jandrik, "Und die Sonne geht bald auf." Er sah zum Himmel.
Essen hatten sie aber nun in der Tat genug, auch wenn es eine Menge Arbeit bedeutete, den ganzen Bären auszunehmen, das Fell abzuziehen, ihn zu zerteilen... Allein bei dem Gedanken spürte er die Erschöpfung des Kampfes, doch an Ruhe war nun nicht zu denken.
"Erst die Wunden, dann den Rest?", schlug der Jäger vor und sah seine Frau an. Tanfana war wirklich nicht genug zu danken für ihr Leben.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Was war das nur die ganzen Zeit? Auf der einen Seite konnte sich Ida furchtbar aufregen und sie stritten wegen Kleinigkeiten, eigentlich wegen Nichts, das sie in die Luft gehen ließ und dann diese Erleichterung, dass Jandrik lebte und atmete. Aber würde sie nicht genauso erleichtert sein bei einem guten Freund? Sie stand nur ganz still und genoss die Umarmung. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was und ob es etwas zu bedeuten hatte...
Ihr Blick folgte seiner Hand, die nun ihrerseits vorsichtig um Idas Verletzung herumfuhr. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht und die Wunde schmerzte auch nicht mehr wirklich. Jandriks Berührung hinterließ eine leichtes Kribbeln auf ihrer Haut, aber auch darüber wollte sie im Moment nicht nachdenken. „Ach, das sind doch nur Kratzer...“, wehrte die junge Frau ab. Die anderen Kratzer und Striemen, die die Zweige der Büsche hinterlassen hatten, brannten noch ein bisschen, aber das störte sie nicht. Sie lebten, sie hatten das hier gerade überstanden, das war das Wichtigste. Als er sie dann von oben bis unten betrachtete, spürte sie, wie ihr ein wenig die Röte ins Gesicht stieg und Ida war froh, dass das im fahlen Mondlicht wohl nicht auffallen würde. Warum reagierte sie nur so...? Er hatte sie doch schon oft nackt gesehen.... Ihr Blick folgte dem Seinen zum Himmel, der sich langsam ein wenig verfärbte. Mit einem Seufzen nickte die junge rothaarige Frau, denn eigentlich wollte sie nur schlafen, so erschöpft war sie von dem Kampf, an den sie sich irgendwie recht klar und doch sehr verschwommen nur erinnern konnte. Sie hatte Onsaker getötet, sie hatte das, was er Isolde angetan hatte, gerächt. Sie schämte sich nicht dafür, dass sie wie eine Rachegöttin über ihn gekommen war, dass sie in eine Art Blutrausch verfallen war, aber das Gefühl des Triumphes wollte sich noch immer nicht richtig einstellen...
„Ja, erst die Verletzungen versorgen...“, stimmte Ida dem Jäger zu, „ich hole das Verbandszeug und die Salbe von Maíghread“, schnell war sie in der Hüte verschwunden und hatte die Sachen aus dem Rucksack geholt. Wie gut, dass sie die Quelle hinter der Hütte und damit sauberes Wasser hatten. Nachdem Ida wieder aus der Hütte zurück war und sie zur Quelle gingen, fragte sie Jandrik, „Hast du schon einmal einen Menschen getötet? Ich meine, aus Rache, nicht in Notwehr....“ Bei der großen Schlacht vor sechs Sommern war Jandrik noch nicht dabei gewesen, das musste er wohl so 13 Sommer alt gewesen sein und somit wohl noch zu jung, um bei einer solchen Schlacht mitzukämpfen...
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Während Ida die Salbe und das Verbandszeug aus der Hütte holte, warf Jandrik einen kurzen Blick auf das Ungetüm von einem Bären. Jetzt, da er tot war, schien er nicht halb so gefährlich, und der Jäger ahnte, dass der lange Winter letzten Endes den Tod für das Tier bedeutet hatte. Bären überwinterten und waren im Frühjahr wilder und gefährlicher als das ganze restliche Jahr, weil sie ausgehungert aus ihren Verstecken krochen. Im Moment war Jandrik zu müde, um den Stolz auf seine Tat wirklich zu fühlen.
Seine Frau kehrte schnell mit den Sachen zurück und gemeinsam gingen sie zur Quelle, um sich zu waschen. Bei ihrer Frage, blickte er sie von der Seite kurz an. "Nein, nicht aus Rache.", gab er zur Antwort, "Obwohl, was ist es denn anderes, wenn die Römer uns angreifen und wir uns für all die Ermordeten rächen?" Er zuckte mit den Achseln. "Du hast den Räuber getötet, nicht?", fragte er dann, "Wollte er dir etwas antun?" Allein bei dem Gedanken kam trotz der Erschöpfung Zorn in ihm auf. Wenn der Kerl Ida auch nur falsch angesehen hatte, konnte er von Glück reden, bereits tot zu sein. Getötet von einer Frau, das war sicher nichts, womit der Kerl gerechnet hatte...
Jandrik kniete sich neben die Quelle, ergriff Idas Hand und zog sie mit sich auf den kühlen Waldboden. Sie trug noch immer keine Kleider und sah, nackt im Wald, mehr denn je aus wie diese Kämpferinnen aus dem fernen Land, von denen er mal gehört hatte. Erst tauchte er eines der Tücher in das kalte Wasser, dann wrang er es aus und begann, ihren Körper vom Blut zu säubern. "Du bist eine Kriegerin.", sagte er leise und mit einem Lächeln, das nicht ganz ohne Stolz war, "Gebadet im Blut deiner Feinde."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Ernst sah Ida ihren Mann an, als dieser antwortete, „Ja, und nein... wir greifen die Römer an, sie greifen uns an... ist das nicht ein ewiger Kreislauf? Sie rächen sich damit ja auch nur für die Toten... und wir kämpfen dabei ja auch um unsere Freiheit...“, für die junge Frau bestand zwischen den Kämpfen gegen die Römer oder einen anderen Stamm doch noch ein Unterschied zu dem, was sie eben getan hatte. Ida nickte und schüttelte dann den Kopf. Sicher hätte er ihr etwas angetan und sie getötet, wenn sie es nicht geschafft hätte Onsaker zu töten. „Nein, er hat mir nichts getan...“, sie zögerte. Das rothaarige Mädchen hatte dem Jäger noch nicht wirklich viel von der Entführung im letzten Herbst erzählt, „...ich kannte Onsaker.... also den Räuber. Er gehört zu der der Bande, die Isolde um mich im letzten Herbst entführt hatte.“ Sie war nicht sicher, ob Jandrik mehr hören wollte.
Sie hatten die Quelle erreicht und Ida ließ sich von Jandrik auf die Knie ziehen. Eigentlich waren die Wunden des Jäger schlimmer als ihre eigenen und hätten ihrer Meinung nach zuerst versorgt werden sollen, aber Jandrik hatte sich schon eines der Tücher genommen und begonnen ihre Verletzungen auszuwaschen. „Ach... hör auf...“, meinte Ida halb lachend, „... ich bin doch keine Kriegerin, das habe ich doch nur für Isolde getan...“ Das kalte Wasser auf ihrer Haut bescherte der Rothaarigen eine Gänsehaut. Es war wirklich lieb von Jandrik, dass er sich jetzt so um sie kümmerte. Ida erwiderte sein Lächeln und legte ihre Hand an seine unverletzte Wange, „...und du bist ein sehr mutiger Krieger. Du hast es alleine mit einem Bären aufgenommen...“, wieso hatte sie nie bemerkt, dass Jandrik so schöne Augen hatte. Verwirrt nahm sie die Hand wieder weg, „...und ähm... ja und eigentlich sollten wir zuerst deine Winden versorgen... ich hab doch nur ein paar Kratzer...“
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
"Krieger sollten sowas immer für andere tun, nicht für sich selbst.", gab Jandrik zur Antwort und lächelte. Er meinte das durchaus ernst, schließlich gab es genug selbstsüchtige Männer, die nur für wertvolle Besitztümer töteten. Für den Jäger waren das böse, fürchterliche Menschen, die am Blutvergießen auch noch Freude hatten. Egal, was es kostete, sie wollten nur mehr haben und immer mehr... Nein, so etwas verabscheute Jandrik zutiefst.
Sie legte ihre Hand an seine Wange und er lächelte erneut, während er ihren Körper weiter mit Wasser wusch. "Naja, ich wollte uns beschützen..." Jandrik verzog amüsiert den Mund. "Dasselbe wie du." Ida löste ihre Hand wieder und Jandrik konnte ein bisschen Verwirrung in ihren Augen sehen. Sie waren wohl beide durcheinander nach diesem harten Tag und der noch härteren Nacht. Der Streit vom Abend schien allerdings im Angesicht dessen, dass ihr beider Leben beinahe so brutal beendet worden wäre, ziemlich nichtig.
Jandrik nahm die Hand von seiner Frau, um seine eigenen Wunden zu betasten. Die an der Wange fühlte sich wirklich sehr fies an. Allerdings war es die schlimmste Wunde an ihm, der Rest waren Schrammen und kleine Schnitte. Ein paar Schürfwunden noch, als der Bär ihn auf den Boden geworfen hatte, aber sonst... Blaue Flecke sicherlich, eine ganze Menge sogar. "Ist nur die Wange.", beteuerte er. Dabei hatte er die Misere mit seinem Arm noch nicht einmal ganz verwunden, die Narbe war immer noch rosa und die Haut dünn, an einer Stelle sogar etwas aufgegangen, vielleicht wegen der Bärenkrallen.
Trotzdem waren die Schmerzen seiner Wunden und Verletzungen nichts dagegen, Ida wohlbehalten und halbwegs unverletzt vor sich zu sehen und diese unendliche Erleichterung darüber zu spüren. Selbst mit Blättern und Kratzern war sie noch sehr anziehend, zumal immer noch kein Stoff ihre Blöße bedeckte. Jandrik war froh, dass er sie so unverhohlen betrachten durfte, es gab schließlich nichts zu verstecken. Sie war seine Frau. Darauf war er gerade ohnehin stolzer als auf alle getöteten Bären der Welt.
"Wenn du den Räuber nicht getötet hättest, hätte ich es getan. Der Kerl hat euch beide damals entführt, mein Vater hat mir davon erzählt.... weil er wissen wollte, ob ich dich dann noch will, weil der Räuber dich...geschändet haben könnte." Er sah Ida fest an. "Auch wenn Isolde und du gesagt habt, es wäre nichts geschehen.... Wer glaubt schon zwei Mädchen?", sagte Jandrik bitter, "Aber das war mir egal. Ich hab ihm gesagt, ich würde dich auch nehmen wenn ihr gelogen hättet. Und dass ich eher diese Räuber umbringen würde als dir oder Isolde eine Schuld daran zu geben."
Das war eine Ansicht, die im Dorf sicher kaum Freunde finden würde und Jandrik wusste das sehr wohl. Doch für ihn war es seine Pflicht, die zu schützen, die schwächer waren und nicht ihnen Gewalt anzutun. So etwas taten nur Männer, die selbstsüchtig und dumm waren. "Ich bin stolz auf deine Tat."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Dass Jandrik es ernst meinte, daran hatte Ida keinen Zweifel. Er war eben einfach anders, als andere Männer, sei es nun hier in Alarichs Gaue oder anderswo. Aber sie stimmte mit ihm überein, dass die Krieger eines Stammes die Pflicht hatten, die Schwachen zu beschützen. Wozu sonst waren denn die Krieger da? Natürlich war es eine große Ehre für die jungen Männer, wenn sie gar in einen dieser Kriegerverbände aufgenommen wurden, aber auch diese sollten die Schwachen schützen und nicht wie ehrlose Räuberbanden durchs Land ziehen...
„Das hätte doch jeder in dieser Situation getan“, meinte Ida, wobei sie nicht meinte, dass das nur Männer getan hätten. Dass vielleicht andere Frauen sich zitternd in die hinterste Ecke der Hütte verkrochen hätten, kam ihr gar nicht in den Sinn, „...und ich konnte ihn doch nicht einfach davonkommen lassen. Das war ich Isolde schuldig.“ Die Unsicherheit und Verwirrtheit bleib auch noch für mehrere Momente nachdem Ida ihre Hand von Jandriks Wange genommen hatte. Immer wieder huschte ihr Blick zu dem Jäger und wieder weg. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, außer, dass sie beide nach diesem nächtlichen Überfall einfach nur vollkommen erschöpft waren. Was sollte sich auch geändert haben?
Die Kratzer von Büschen und Bäumen, die ihr die Haut an Armen und Beinen aufgerissen hatten, hatten noch nicht einmal richtig geblutet, die mussten auch nicht versorgt werden. Während Jandrik seine eigenen Verletzungen abtastete, betastete sie nun auch endlich etwas ausgiebiger die Wunde, die die Pfeilspitze hinterlassen hatte. Es war schon eine kleine Delle, die wohl auch eine Narbe hinterlassen würde. Vermutlich sollte sie dort auch etwas von Maíghreads Salbe auftragen... Immer wieder glitt ihr Blick auch zu Jandrik und das Gefühl dieser Verwirrtheit wollte einfach nicht gänzlich weichen...
Nachdem der Jäger mit seiner Inspektion seiner Verletzungen fertig war, nahm Ida nun einen der Lappen und befeuchtete ihn an der Quelle. Vorsichtig tupfte sie Schmutz und Blut aus der Wunde an der Wange. Die anderen Kratzer schienen wirklich nicht der Rede wert. „Da muss aber etwas von Maíghreads Salbe drauf...“, begann sie und bemerkte, wie unverhohlen Jandrik ihren Körper musterte. Wieder schoss ihr die Röte ins Gesicht und dieses mal konnte sie wohl kaum darauf hoffen, dass es unentdeckt bliebe... „Schau mich nicht so an....“
Ida erwiderte Jandriks Blick. Es fiel ihr sichtlich schwer, ihn bis zum Schluß ausreden zu lassen, aber sie riss sich zusammen. Im ersten Moment wusste das rothaarige Mädchen nicht, was es sagen sollte, innerlich hatte es sich schon auf Verteidigung vorbereitet, aber Jandriks letzter Satz kam ein wenig unerwartet... obwohl, wenn Ida darüber nachdachte, war er eigentlich gar nicht so unerwartet., denn so wie sie Jandrik mittlerweile kennengelernt hatte, hätte sie wissen müssen, dass er so dachte. Er war wirklich das Beste, was ihr hatte passieren können.... warum hatte sie das nicht sehen wollen..? Jeder andere Mann hätte weder sie noch Isolde haben wollen, nicht nach dieser Entführung! Vielleicht noch als Zweitfrau, die herhalten musste, wenn die Erstfrau mal unpässlich war... Auch Isolde hatte mit Raban unglaubliches Glück. Noch immer den Lappen in der Hand haltend, starrte sie ihn noch einen Augenblick an, dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn.
„Wir haben nicht gelogen....“, begann sie leise, „...aber wenn Raban und Yngve nicht gekommen wären, wäre es nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Onsaker hatte es eindeutig auf Isolde abgesehen. So wie er sie angesehen hat... er hat sie zwar nicht geschändet, aber er hat sie mit seinen widerlichen Händen angefasst... Tanfana hat uns beschützt... aber ich konnt nicht anders.... ich musste ihn töten...“
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Ida war wirklich eine ungewöhnlich starke Frau. So wie sie sprach, hätte es auch mancher Mann getan, wenn auch mit anderen Worten. Jandrik war sich nicht sicher, wie selbst Idas Schwester reagiert hätte. Er kannte Isolde, so wie man sich in einem Dorf eben kannte, und sie war ruhiger als Ida, mehr wie eine Frau zu sein hatte. Ihm kam der Gedanke, dass so eine Frau sicher nicht zu ihm gepasst hätte, wo er doch die meiste Zeit seines Lebens im Wald verbrachte. Wölfe, Bären, Räuber... Gut, die Götter hatten ihnen einiges an Unglück auf einmal geschickt im letzten Mond, aber dennoch war es im Wald eben immer gefährlich. Ida gehörte hierher.
"Jeder Krieger, ja.", meinte Jandrik, "Was dich eindeutig zu einer macht, wenn ich das richtig sehe." Er lächelte. "Wirst du es Isolde erzählen?" Er war sich nicht ganz sicher wie die junge Frau diese Nachricht wohl aufnehmen würde, aber so gut konnte er sie auch nicht einschätzen. Vermutlich wäre sie wenigstens erleichtert, dass es nun einen Räuber weniger gab, den sie im Wald fürchten musste.
Die verwirrten Blicke, die Ida ihm zuwarf, bemerkte Jandrik indessen kaum, so sehr war er mit den Wunden und deren Versorgung beschäftigt. Außerderm hatten sie sich gerade am Vorabend ja noch einmal darüber gestritten und er hatte diese Sache für den Moment in seinem Kopf ganz weit nach hinten geschoben. Es würde sich ein Weg finden, doch es brachte nichts, dauernd darüber nachzugrübeln. Jandrik nickte als seine Frau vorschlug, etwas von der Salbe auf seine Wange zu tun. "Ja, machen wir gleich." Nun schoss Ida aber eindeutig die Röte ins Gesicht, während Jandrik sie betrachtete und er musste lächeln. Sie war wohl wirklich müde nach der ganzen Aufregung. "Ich muss deine Wunden versorgen.", antwortete er nur und hatte damit eine schöne Begründung für seine Blicke. "Außerdem haben wir nichts zu verstecken voreinander, finde ich."
Es war für den jungen Jäger keine Frage, ob er den Mädchen im Zweifel die Schuld gegeben hätte. Ida war wehrhaft, sie hätte den Räuber sicher zumindest verletzt, wenn sie gekonnt hätte, aber wenn sie dazu nicht fähig gewesen wäre? Weil sie verletzt, gefesselt oder halb tot gewesen wäre? Selbst dann... Nein, es war reine Dummheit und Überheblichkeit der Männer, wenn sie einer Frau an einer Schändung die Schuld gaben, so sah es Jandrik zumindest. Ein bisschen überrascht war er dann aber doch als Ida ihm einfach so um den Hald fiel und ihn küsste. Dadurch blieben ihm auch fürs Erste jede Worte erspart. Stattdessen erwiderte er ihren Kuss zärtlich.
Erst nach einem Moment löste sich seine Frau von ihm und erzählte, was geschehen war. Jandrik lauschte still ihren etwas aufgeregten Worten. "Ich glaube es dir.", sagte er, "Du würdest mich nicht anlügen, das weiß ich. Allein, dass er Isolde angefasst hat, macht ihn zu einem widerlichen Kerl. Kein Mann sollte eine Frau einfach so erniedrigen..." Er streichelte Ida mit den Fingern über ihre Wange. "Ehrlich gesagt, mein Vater hat mir damals die Wahl gelassen, ob ich dich noch zur Frau will. Wenigsten das eine Mal hab ich das Richtige getan." Tanfana hatte die beiden Frauen wirklich beschützt, sie mussten den Göttern sehr am Herzen liegen. "Du hast von mir aus das Recht, jeden Kerl umzubringen, der dich gegen deinen Willen begrabscht."
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Niemals hätte Ida sich selbst so gesehen, wie Jandrik sie sah. Sicher, sie wusste nur zu genau, dass sie anders war, als man es von einer Frau erwartete, aber sie hätte sich nie als besonders stark bezeichnet, eher als widerspenstig, stur und rebellisch. Eine, die ein Mann eigentlich nicht haben wollte, und schon gar keine, in die man sich verlieben konnte... Isolde hätte sich warscheinlich nicht unbedingt zitternd in die letzte Ecke der Hütte verkrochen, aber vermutlich wäre sie nicht nackt hinter einem Räuber hergelaufen.
Ida knuffte Jandrik schmunzelnd in die Seite und winkte ab. „Ich weiß nicht genau... ich habe noch nicht darüber nachgedacht...“, meinte sie und dachte dann einen Moment darüber nach, „... ich denke schon. Auch wenn damals nichts passiert ist, hatte Isolde ziemlich schlimme Alpträume danach. Wenn sie weiß, dass Onsaker tot ist, kann sie endlich damit abschließen und wieder ruhig schlafen.“
Skeptisch zog die junge rothaarige Frau eine Augenbraue nach oben. Das sollten nur Blicke gewesen sein, um ihre Wunden besser anschauen zu können? Ida war nicht doof, sie hatte schon bemerkt, wie Jandrik sie eben angesehen hatte. Das hatte nichts mit Wundversorgung zu tun gehabt, sie wusste ja, wie er für sie empfand und bisher hatte ihr seinen Blicke nie etwas ausgemacht, deswegen verstand sie nun ihre eigene Verlegenheit nicht. „Ähm.... nein, haben wir auch nicht....“, meinte sie noch immer ein wenig verwirrt über ihre eigene Reaktion.
Es war der erste Kuss nach ihrem Streit und Ida wusste auch nicht genau, warum sie das gerade getan hatte, aber dieser Kuss war irgendwie anders als die vorherigen.... intensiver? Gefühlvoller? Sie konnte es nicht sagen, aber sie genoss diesen Kuss einfach so wie er war. Warscheinlich war es nur die Situation, weil sie beide mit dem Leben davongekommen waren und es fiel ihr schwer, den Kuss zu beenden...
Während Ida dem Jäger berichtete, hatte sie den Blick gesenkt und auf ihre Hände geschaut. „Nein, das würde ich nicht...“, meinte sie mit einem kleinen Lächeln und sah ihn wieder an, „... aber viele Männer tun es einfach, um ihre Macht über uns zu demonstrieren oder weil sie ihre Treibe einfach nicht unter Kontrolle halten können oder wollen...“ Ihr Lächeln wurde ein wenig breite, als Jandrik ihr über die Wange strich und sie schmiegte sich ein wenig mehr in diese zärtliche Berührung. Wieder starrte die junge Frau den Jäger kurz an. Das hatte sie nicht gewusst. Warum nur war sie so gemein zu ihm gewesen, die ganzen Zeit? Sie hatte nur an sich gedacht und wie gemein sie es gefunden hatte, dass sie nicht selbst hatte entscheiden dürfen, wen sie heiraten wollte. In ihrer eigenen Sturheit hatte sie nichts, aber auch gar nichts verstanden. „Aber...“, begann sie und war nun noch verwirrter als vorher, „...aber da kanntest du mich doch gar nicht wirklich und auch wenn du uns geglaubt hast.... das wäre doch ein guter Grund gewesen, abzulehnen... warum hast du mich trotzdem genommen? Das hättest du nicht tun müssen... und...“, ihr Blick wurde weich und lächelnd strich sie ihm erneut über die Wange, „... und du tust ganz oft das Richtige...“
Verdutzt sah Ida ihren Mann an und ihr Schmunzeln wurde breiter, bevor sie loslachte, „Glaubst du nicht, dass ich das auch ohne deine Erlaubnis tun würde?“ Lachend lehnte sie sich an Jandriks Schulter und streichelte seinen Arm. Sie hoffte, dass es nun immer so bleiben würde und sie sich nicht wieder wegen irgendwelcher missverstandenen Gefühle streiten würden. Auch wenn das rothaarige Mädchen noch immer nicht glaubte, dass es den Jäger liebte, so hatte sich doch einiges geändert durch den nächtlichen Überfall, aber das war Ida noch gar nicht bewusst...
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Jandrik nickte. Ja, es war wohl besser, wenn ihre Schwester vom Tod des Räubers erfuhr, wenn sie solche Alpträume gehabt hatte. Obwohl er ja auch selbst schon bei Ida einen ihrer eigenen bösen Träume miterlebt hatte, es ließ also auch die starke Rothaarige nicht völlig kalt, was geschehen war. Doch er wollte sie jetzt wirklich nicht daran erinnern. "Dann erzähls ihr, wenn es ihr hilft. Aber ich glaube nicht, dass dein Bruder und ihr Mann es je wieder so weit kommen lassen würden, dass ihr so etwas geschieht."
Natürlich gab es weiterhin Räuber im Wald, auch jetzt noch, und es würde sie sicher immer geben. Ganz verjagen oder töten konnte sie niemand, stattdessen musste man sich zur Wehr setzen und die Schwächeren so gut es ging beschützen. Jandrik war froh, dass er Ida das Messer gestern schon gegeben hatte. Ohne eine Waffe dem Räuber gegenüber zu stehen, hätte sie mehr gekostet als nur ein paar Wunden. "Dein Messer hat sich ja auch schon bewährt.", bemerkte Jandrik amüsiert, "Gut, dass ich es dir gestern Abend schon gegeben habe... Obwohl deine Schießfähigkeiten mit dem Bogen auch richtig gut sind. Naturtalent." Er lächelte.
Irgendwie störte sich Jandrik gerade nicht daran, dass Ida so verlegen auf seine Blicke reagierte. Sie hatte gestern selbst gesagt, sie würde seine Gefühle nicht erwidern und natürlich ging der Jäger davon aus, dass sie das auch so gemeint hatte. Aber auch wegen seiner eigenen Erschöpfung, dachte er kaum darüber nach, was das nun wieder zu bedeuten hatte. Ihr Kuss war für ihn so schön und liebevoll wie immer und genauso anziehend wie bei jedem Mal, sodass er ihn selbst kaum beenden mochte. Doch das war er immerhin gewöhnt, schließlich wusste er genau, was er für sie empfand.
"Man kann auch hinterher feststellen, dass man das Richtige geatn hat.", meinte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. "Überlass das mal mir, ich wusste schon, was ich getan habe und warum... Abgesehen davon, erinnerst du dich an die kleine Schneeballschlacht im Winter?" Er lächelte schelmisch. "Da wussten wir zwar schon von der Hochzeit, aber immerhin hätte ich danach immer noch Nein sagen können. Hab ich aber nicht." So ganz genau wusste Jandrik selbst nicht, warum er nie abgelehnt hatte, Ida zu heiraten. Zum Teil war es wegen der Frage gewesen, die ihm sein Vater gestellt hatte - gerade deswegen. Jandrik hatte schlicht nicht gewollt, dass Ida als Zweitfrau bei irgendeinem Krieger landete, der sie ab und zu mit aufs Lager zerrte, wenn er sie gerade brauchte.
Nun musste auch der Jäger lachen. "Das will ich hoffen.", erwiderte er. "Ein paar Finger abhacken ist auch ne schöne Sache...." Als sich seine Frau an ihn lehnte, zog er sie ganz in seine Arme und strich ihr übers Haar.
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Ja, auch sie hatte Alpträume gehabt, aber bei weitem nicht so schlimm wie ihre Schwester Isolde. Jedenfalls hatte Ida nach der Entführung diesen Eindruck gehabt. Wie oft war ihre Schwester aus dem Schlaf hochgeschreckt oder hatte im Schlaf geweint.... Sie war für sie dagewesen und hatte sie getröstet, jede Nacht... die Alpträume waren erst besser geworden, als sie nach Hause zurückgekehrt waren, auch wenn Isolde zuvor eigentlich gar nicht hatte zurückkehren wollen... all die Erinnerungen an schöne Zeiten und dann die ganze Zerstörung durch die Römer. Aber es war ihr Zuhause! „Nein, Raban und Yngve werden soetwas nie wieder zulassen!“, sagte Ida mit Bestimmtheit, „...und ich auch nicht!“ „Ja, sein Blutopfer hat es sich schon geholt“, sie schüttelte den Kopf, „ich weiß nicht, ob ich Onsaker ohne Messer gefolgt wäre... ohne irgendeine Waffe warscheinlich nicht... ach... so gut kann ich das gar nicht... das war irgendwie komisch....“, Ida zuckte mit den Schultern, sie wusste nicht, wie sie das Empfundene und diese gesteigerten Sinne beschreiben sollte. So im Nachhinein war sie überrascht, dass sie den Bogen überhaupt hatte spannen können, denn noch am Abend zuvor, war das ihre größte Schwierigkeit gewesen. „Klar.... hinterher ist es immer einfacher zu entscheiden, ob man etwas richtig oder falsch gemacht hat“, die junge rothaarige Frau erwiderte Jandriks Grinsen. Wie oft war ihr das schon passiert, nur war es bei ihre meist umgekehrt gewesen, oft hatte sie festgestellt, dass sie das Falsche getan hatte, aber hinterher war man ja immer schlauer! Idas Grinsen wurde breiter. Natürlich erinnerte sie sich an die Schneeballschlacht. Sie hatte sie eigentlich nur begonnen, um den Jäger ein wenig zu ärgern und da hatte sie noch immer gedacht, sie könne ihre Eltern umstimmen... jetzt war sie irgendwie froh, dass sie es nicht geschafft hatte... sie runzelte ein wenig die Stirn, verwirrt davon, dass sie so dachte. Noch vor ein paar Tagen hätte sie jeden für verrückt erklärt, der soetwas gesagt hätte. So fiel ihr auch nicht auf, dass Jandrik ihre Frage eigentlich gar nicht beantwortet hatte.
„Da kannst du dir sicher sein“, meinte sie noch immer lachend. Wäre ja auch noch schöner, wenn sie dafür die Erlaubnis von irgendwem brauchte! Gut, manche Männer sahen das so, aber um solche Dinge hatte sich Ida noch nie geschert. Es war schließlich ihr Körper und wenn sie nicht wollte, dass sie angefasst wurde, dann hatte das ganz allein sie zu entscheiden! „Joah... das käme natürlich auch in Betracht. Dann müsste derjenige mit der Schande, von einer Frau verstümmelt worden zu sein, weiterleben.“ Die Idee gefiel dem rothaarigen Mädchen. Vielleicht merkten solche Männer dann endlich mal, dass die Frauen nicht ihr Besitz waren. Nur zu gerne ließ sich Ida in Jandriks Arm ziehen und übers Haar streicheln. Sie drehte den Kopf ein wenig, um Jandrik anzusehen. In ihrem Blick war ein Mischung aus ein wenig Verwirrtheit und Zuneigung oder sogar mehr? zu sehen, denn noch immer wusste die junge rothaarige Frau nicht wirklich, was gerade mit ihr los war.