Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
In dem Moment, in dem sie es ausgesprochen hatte, wusste Ida, dass die Sache nach hinten losgehen würde. Und genauso war es auch. Aber hätte sie einfach so weitermachen sollen? Und ihm nicht die Wahrheit sagen? Damit Jandrik sich etwas einbildete, das nicht da war? Er wusste genau, dass sie ein ehrlicher Mensch war und ihm sie Wahrheit sagen würde. Sie hatten es ja auch so vereinbart. Sich immer die Wahrheit zu sagen, aber es war wie immer.... die Leute konnten meist nur schwer damit umgehen.
Die Augen der jungen Frau verengten sich, und es war deutlich zu sehen, dass auch sie unendlich wütend war. „Ach ja..... und dir hat es etwa keinen Spass gemacht...?“, sie fuchtelte mit den Armen. Es war immer das gleiche, vor allem mit den Kerlen. Sie wollten die Wahrheit hören und nicht angelogen werden, konnten sie dann aber überhaupt nicht ertragen! „War ja wohl alles nur zu meinem Vergnügen, wie...? Bei den Göttern, du solltest dich mal hören, Jandrik!“ Der benahm sich ja zickiger als manche Frau, wenn die ihre Monatsblutung hatte!
Schmollend schob Ida die Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Der sollte ihr noch mal kommen... Pah! Lager teilen, das konnte er erst einmal vergessen, egal wie schön es war! Mit wütend blitzenden Augen sah sie ihren Mann... ihrem Mann! ...hinterher. Vielleicht fand er im Wald ja eine Dumme, die darauf einging, ihm etwas vorzumachen.... bitte, wenn er damit glücklicher war!
Wütend stapfte sie schließlich über die Lichtung und zerrte die Pfeile aus dem Baumstamm. In ihrer Rage hätte Ida die Pfeile am liebsten zerbrochen, aber dafür waren sie zu wertvoll. So warf sie einfach nur auf die Erde. Aber nun hatte der Baum unter ihrem Zorn zu leiden. Mit wütenden Geräuschen drosch das rothaarige Mädchen auf den Stamm ein, bis ihre Fingerknöchel blutig waren. Erst dann hörte sie auf, auf den Baum einzuschlagen.
Ganz war ihre Wut noch nicht verraucht, als sie die Pfeile aufhob, den Bogen einsammelte und zum Feuer ging. Ihr Blick fiel auf das Kaninchen, das über dem Feuer hing. Hunger hatte sie jetzt auch keinen mehr. Missmutig setzte sie sich ans Feuer und drehte den Spieß, damit das Kaninchen auch von der anderen Seite gebräunt wurde.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Die Worte, die Ida ihm noch hinterher schrie, hörte er kaum. Nein, er wollte sie auch nicht hören. Er hatte es satt, ewig geduldig zu sein und alles mit sich machen zu lassen. Das musste ein Ende haben, so konnte doch keiner von ihnen leben! Natürlich wusste er selbst nur zu gut, dass er sich etwas vorgemacht hatte und dass es seine eigene Schuld war, wenn er die Wahrheit nicht hören wollte. Aber es war mehr als das, er hatte keine Ludt mehr, um etwas zu kämpfen, was so aussichtslos war. Wenn sie ihn nicht liebte, liebte sie ihn eben nicht, und es wurde verdammt nochmal Zeit, dass er sich damit abfand! Ihre Ehe war nun mal geschlossen, daran gab es nichts zu rütteln, egal wie sehr Jandrik, es sich wünschte.
Während er so durch den Wald stapfte, überlegte er sich tatsächlich zu seinem Vater zu gehen und ihn zu bitten, die Verbindung zu lösen. Jandrik wusste nicht einmal, ob das möglich war, und er würde Ida auch in seiner Wut keine Untreue vorwerfen, aber er war es Leid, einfach ausharren und zusehen zu müssen. Irgendwann würde sich Ida in irgendeinen Kerl verlieben und mit Glück hatte Jandrik seine eigenen Gefühle bis dahin verwunden. Sie war schließlich nicht die einzige junge Frau im Dorf. Sein Vater jedenfalls würde die Verbindung niemals lösen, nicht ohne sehr guten Grund, egal was Jandrik wollte oder nicht. Er konnte sich Hademars Worte nur zu gut vorstellen, dazu musste er ihn nicht fragen.
Eine Weile war Jandrik nun schon so gelaufen und endlich hielt er einen Moment inne. Das Lager war längst nicht mehr zu sehen, allmählich wurde es dunkel. Hier draußen konnte es sehr gefährlich werden, das wusste er nur zu gut, also blieb ihm ohnehin keine andere Wahl als zu Ida zurückzugehen. Jandrik hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen würde, aber er wusste, dass es sein musste. Gut, dann würde es eben keine Kinder aus ihrer Ehe geben, vielleicht konnten sich seine Eltern damit abfinden, wer wusste das schon. Mit Glück war Ida schon schwanger von den wenigen Malen, die sie zusammen verbracht hatten, wenn nicht... nunja, am Ende war es besser so.
Als er zurückkehrte, war es bereits dunkel, und das Feuer nur noch ein bisschen Glut. Es war ihm gleich, wo Ida steckte oder nicht, doch er musste nicht lange suchen. Sie saß am Feuer. Auch wenn es kindisch sein mochte oder albern, heute Nacht konnte er unmöglich neben ihr schlafen, das wusste Jandrik. Er duckte sich in die Hütte, nahm einige Felle und wärmende Decken heraus und trug sie sich nach draußen. Es war nicht seine erste Nacht im Freien und er wusste, wie er sich wärmen konnte, zumal die Nächte nun auch längst nicht mehr eisig kalt waren. Beinahe sommerlich sogar an manchen Tagen. Rasch hatte er sich ein kleines Lager neben der Hütte zusammen gelegt und nahm sich fest vor, morgen Holz zu schlagen, um in der Hütte ein zweites Lager einrichten zu können. So wäre es für sie beide angenehmer.
Irgendwie mussten sie diese Ehe schließlich durchziehen, dachte er, und wenn es eben nur ging, indem sie sich aus dem Weg gingen, dann war es eben so. Viele Ehen liefen so, da waren sie nicht die Einzigen im Dorf und nach einer Weile würde Jandrik seine Gefühle begraben können, dann wäre vielleicht auch eine Freundschaft möglich. Ida wusste scheinbar, was sie wollte, und Jandrik würde ihr damit nicht im Weg stehen.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Wie lange Ida beim Feuer gesessen hatte und ihren Gedanken nachgehangen hatte, wusste sie nicht mehr. Irgendwann war das Kaninchen fertig gewesen und sie hatte es überm Feuer weggenommen und so platziert, dass es warm blieb. Sie schaute sich um, aber immer noch keine Spur von Jandrik. Angst hatte sie nicht keine, auch wenn es langsam anfing dunkel zu werden, doch je weiter die Dunkelheit fortschritt, desto mehr Sorgen machte sie sich um den Jäger. Die junge Frau schalt sich selbst ein dummes Weib, denn sie wusste dass Jandrik sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte.
Dann endlich hörte sie endlich eindeutige Geräusche aus dem Wald. Aber anstatt ans Feuer zu kommen ging der Jäger in die kleine Schutzhütte. Mit gerunzelter Stirn verfolgte Ida, wie Jandrik Decken und Felle nach draußen trug. Sie ging nicht davon aus, dass er sie aus der Hütte schmiss. „Meinst du nicht, dass das ein bisschen kindisch ist, Jandrik?“, fragte die junge rothaarige Frau ernst, dennoch war Erleichterung aus ihrer Stimme zu hören, dass er wieder da war. Sie wusste, dass auch diese Frage wieder nach hinten losgehen konnte, hoffte aber, dass ihr Mann sich soweit beruhigt hatte, es selber einzusehen. Auch wenn sie sein kindisches Verhalten wieder ein bisschen wütend machte, schluckte Ida ihren Ärger darüber erst einmal herunter, stand auf und ging zu ihm herüber. Sacht legte sie eine Hand auf seinen Arm und sah ihm in die Augen, „Es tut mir leid, Jandrik, wirklich. Glaub mir, mir wäre es anders auch lieber...“,sagte sie leise und sah bittend zu ihm auf. Sie hatte diese ewige Streiterei so satt. Es musste auch anders gehen. Sie mussten einen vernünftigen Weg finden, aber mit der Vernunft und den Gefühlen war das so eine Sache.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Jandrik zuckte ein bisschen zusammen als Ida ihn so unverhohlen und trotzdem mit ungewohntem Ernst ansprach. Auch wenn sie sich noch nicht lange kannten, wirkliche ernst schien Ida nur selten zu werden. Doch jetzt gerade klangen ihre Worte so gar nicht nach Streit und Zorn, sondern vielmehr als habe sie das Ganze so satt wie er selbst. "Ist kindisch, ja.", stimmte er ihr zu, "Aber besser das als... du weißt schon."
Er legte sich die Felle zurecht und setzte sich darauf als Ida zu ihm herüberkam. Sein Blick wich ihr aus, er zog den Arm allerdings nicht weg als sie ihn berührte. Das hätte nur wieder Ärger bedeutet.... Müde seufzte er. "Hör auf, du kannst doch genauso wenig was dafür wie ich. Wir müssen... irgendwie damit leben. Die Ehe ist nun mal da, das lässt sich nicht ändern." Endlich sah Jandrik sie an. "Ich hab das alles so satt, ich will nicht mehr. Du hattest Recht, ich hab mir was vorgemacht und es war dumm, richtig dumm. Ich hatte die Hoffnung, es könnte sich ändern, aber ich lag falsch. Irgendwann wirds vorübergehen..." Er lächelte schwach. "Irgendwie müssen wir einen Weg finden miteinander zu leben ohne unglücklich zu werden und wenn das heißt, dass wir getrennt schlafen, ist das eben so. Ich bin nicht der älteste Sohn meines Vaters, er wird sich damit abfinden und meine Mutter mag dich. Dann haben wir eben keine Kinder, was solls. Zusammen arbeiten schaffen wir, das wissen wir beide, und das ist das Wichtigste.", sagte er leise.
Nach einem Moment fiel ihm das Messer wieder ein. Konnte er ihr es nicht einfach jetzt geben? Als Versöhnungsgeschenk? Es war besser als nichts und sie konnte es gebrauchen, wenn sie morgen wieder die Fallen kontrollierten. Jandrik rappelte sich vom Lager hoch und holte das Messer aus den Sachen in der Hütte. Langsam ließ er sich wieder neben seiner jungen Frau nieder.
"Hier. Ist ein Geschenk, dann kannst du mir besser helfen im Wald." Jandrik reichte ihr das kleine Messer. "Dein Bruder hat mir die Klinge gemacht, den Griff hab ich selbst geschnitzt.", erklärte er. "Keine Sorge, es ist einfach nur ein Geschenk. Keine Hintergedanken, nichts." Es tat weh, das so auszusprechen, aber es musste sein. "Ich weiß, dass du mich nicht liebst." Und daran würde sich auch nichts ändern, das wusste er jetzt. Trotzdem war das Messer für sie und er hätte es nicht eintauschen und weggeben können. Es gehörte Ida und vielleicht war es das letzte Symbol seiner Zuneigung, das er ihr würde geben können.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Ida biss sich auf die Lippe, um bei Jandriks Antwort nicht lachen zu müssen, denn die Situation war alles andere als lustig, sie war sehr ernst und das wusste die junge rothaarige Frau auch. Ein wenig hilflos sah sie zu ihm herüber. Wie konnte sie nur aus diesem Schlamassel wieder herauskommen?
Ernst blickt sie auf den Jäger hinunter. War das wirklich so? Konnte sie wirklich nicht dafür? Ida sah das ein bisschen anders. Wäre sie nicht so rebellisch, hätten sie diese ganzen Probleme nicht, aber sie war nicht bereit, sich einfach so aufzugeben und so zu tun, als wäre sie eine gute Hausfrau, für die es einfach alles bedeutete, ihren Mann glücklich zu machen, indem sie ihm unzählige Söhne schenkte.... Und eigentlich glaubte sie auch nicht, dass Jandrik das wollte... Immerhin hatte er sich in Ida, die Rebellin verliebt und nicht in Ida, die perfekte Hausfrau. Das rothaarige Mädchen konnte den Schmerz in Jandriks Augen sehen, als er weitersprach. Es krampfte ihr das Herz zusammen, sie hatte ihm nicht wehtun wollen, aber sie hatte auch nicht lügen und so tun wollen, als hätte sich etwas geändert. Ida ließ sich neben ihrem Mann nieder und sah ihn weiterhin ernst an, „Ändern? In einem Tag?“ So lange waren sie jetzt hier, gerade mal einen Tag und auch auch nur, weil Ida sich ihr Mitkommen mehr oder weniger erzwungen hatte. Davor war Jandrik ihr ja permanent aus dem Weg gegangen, wie hätte sich da bei ihr etwas ändern sollen? „Meinst du nicht, dass du da ein bisschen viel erwartest?“, meinte sie und einen leichtes Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück.
Was redete er da jetzt? Ein kurzes wütendes Funkeln war für einen Moment in Idas Augen zu sehen. Energisch, aber nicht grob, hielt sie sein Kinn mit einer Hand fest, damit er sie ansehen musste, „Hör auf, so einen Unsinn zu reden, Jandrik. Nur weil, ich nicht das Gleiche für dich empfinde wie du für mich, heißt das doch nicht, dass alles andere nicht funktionieren kann. Und dass wir gemeinsam arbeiten können, ist eine sehr gute Grundlage.“ Ihr war herzlich egal, was Jandriks Vater über sie dachte. Sigrid mochte sie, das wusste sie und deswegen war es ihr auch wichtig, sie nicht zu enttäuschen. Über Kinder hatte sie noch nicht wirklich nachgedacht, aber sich irgendwann würde sie wohl Kinder bekommen, wenn sie weiterhin das Lager teilten...
Ein wenig verwirrt sah die junge Frau dem Jäger nach, als dieser plötzlich aufstand und in der kleinen Schutzhütte verschwand. Kurz darauf kam er wieder und gab ihr ein Messer. Mir soetwas hatte Ida nun ganz und gar nicht gerechnet. Es gab nur selten Momente, in denen das rothaarige Mädchen sprachlos war und dies war einer. Nach einen so heftigen Streit einfach so ein Geschenk zu bekommen, das passte nicht zusammen.... jedenfalls nicht einfach so... So starrte sie zuerst ihren Mann und dann das Messer an. Dass die Klinge einer hervorragende Qualität hatte, daran bestand kein Zweifel, denn Yngve hatte sie gefertigt. Aber der Griff war besonders schön. Die kräftige Maserung und das Astauge, das so perfekt aufeinander abgestimmt war, wie es nur die Natur erschaffen konnte. Ida war so auf das Messer konzentriert gewesen, dass erst Jandriks Worte ...'Ich weiß, dass du mich nicht liebst' sie aus dieser Konzentration rissen. „Es...“, warum nur musste das alles so schwierig sein? Der Schmerz, der sich hinter Jandriks Worten verbarg, war nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Und auch wenn Ida eigentlich eine starke Frau war, die nichts so leicht aus der Fassung brachte, füllten sich ihre Augen nun mit Tränen. „Ich...“, begann sie erneut und brach wieder ab. Stattdessen schlang sie ihre Arme um Jandrik. „...danke.... es ist.... wunderschön...“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Er wusste, es war viel verlangt, dass sich in einem einzigen Tag etwas ändern sollte. Aber gleichzeitig konnte er es nicht ertragen, sich die ganze Zeit Hoffnungen zu machen und am Ende doch zu verlieren, egal auf welche Weise. Im Grunde genommen fühlte er sich nicht weniger ratlos, was sie denn nun machen sollten und wie sie sich beide am besten verhielten. Es war zum Verrücktwerden. "Nicht in dem einen Tag.", antwortete er leise, "Aber solange wir uns beide sicher sind, dass wir nicht das gleiche wollen, ändert sich wohl auch nichts." So ging es schließlich nun schon beinahe seit Beginn ihrer Ehe und die Situation schien sich immer mehr zu verfahren, jedenfalls in seinen Augen. Ida und er, sie waren nun mal beide zu stur und zu gefühlsbetont, um auch nur einen Fuß zu weichen und das machte es nicht leichter. "Ich weiß weder, wie ich mich dazu bringen könnte, diese Gefühle zu vergessen noch wie ich dich dazu bringe, dasselbe zu empfinden. Das geht nun mal nicht, sowas kann man nicht erzwingen."
Jandrik sah sie an und fing das Funkeln in ihren Augen auf. Ihre Worte machten ihn ebenfalls wütend. "Für mich heißt es das." Das war verdammt kindisch und er reagierte wie eine dumme Frau, das wusste er, aber er konnte es nicht ändern. Jandrik konnte und wollte nicht mit einer Frau schlafen, die für ihn nicht das gleiche empfand wie umgekehrt. Wäre es nur Lust gewesen, die sie beide einte, hätte er es sicher gekonnt. "Das war mein Ernst. Genauso wenig wie du eine pflichtbewusste Ehefrau bist, bin ich ein verdammter pflichtschuldiger Ehemann, der nur dazu da ist, ein paar Söhne zu zeugen. Glaubst du, das ist weniger benutzend als umgekehrt?" Er sah seine Frau bitter an. Nein, es würde viel zu wehtun, mit ihr zu schlafen, in dem Wissen, dass es für Ida vielleicht schön war, aber doch nicht dasselbe wie mit jemandem, den sie wirklich liebte. Im Moment war es ihm egal, was seine Mutter davon halten würde und ob sie enttäuscht wäre.
Nun doch ein wenig gespannt, wartete Jandrik ab, wie Ida auf ihr Geschenk reagierte. Es war nicht der passende Moment, ganz bestimmt nicht, aber vermutlich wäre es auch Unsinn auf einen solchen zu warten. Das Messer, so kriegerisch sowas war, war hier ein Symbol des Friedens zwischen ihnen und vor allem von Zuneigung. Ida jedenfalls starrte abwechselnd das Messer und Jandrik an, während dieser sich still verhielt und wartete, was sie dazu sagen würde. Zuerst einmal schien es ihr die Sprache verschlagen zu haben, sie brachte nur ein paar gestammelte Worte heraus und fiel ihm dann kurzerhand um den Hals. Jandrik spürte ihre Tränen. "Schon gut.", murmelte er, gerührt und gleichzeitig immer noch verletzt. Er hielt seine Frau fest und drückte sie an sich. Ihre Worte verstand er nur gedämpft, aber sie berührten ihn. Sie freute sich wirklich darüber, das war nicht zu übersehen. Irgendwie war es leichter, an ein gutes Ende des Ganzen zu glauben, wenn sie sich so an ihn klammerte... Jandrik vergrub das Gesicht in ihrem langen Haar, um seine eigenen Tränen zu verbergen.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
„Na ja....“, meinte das rothaarige Mädchen, „...bei fast allem wissen wir doch, dass wir das Gleiche wollen. Wir wollen, dass es dem anderen gut geht, wir wollen ehrlich zueinander sein, wir wollen und nicht andauernd streiten, wir wollen eine gute Ehe führen, wir wollen gemeinsam hier im Wald sein...“, zählte sie verschiedene Dinge auf. Der einzige Punkt, bei dem es Unstimmigkeiten gab, war eben der, dass Jandrik sie liebte, aber sie ihn nicht. Aber das hatte in ihren Augen nichts mit wollen zu tun, Gefühle konnte man nicht herbeiwünschen oder 'wollen'. Jandrik schien das ähnlich zu sehen. „Das sollst du auch nicht, Jandrik“, widersprach Ida dem Jäger vehement. Das wäre nicht die Lösung des Problems, wenn ihr Mann seine Gefühle einfach vergessen würde, für die andere Hälfte des Problems hatte Ida allerdings auch keine Lösung, „.... das weiß ich leider auch nicht...“, fügte sie noch leise hinzu und blickte zu Boden. Die junge Frau fühlte sich schlecht dabei, dass sie der Grund war, warum es ihnen beiden so mies ging, aber vor allem, weil es Jandrik so wehtat.
Das Blitzen kehrte in ihre Augen zurück. Wieder benahm er sich äußerst kindisch. Sie hatte ihm mehr oder weniger ein Friedensangebot machen wollen und die guten Dinge hervorgehoben, auf die sie gut aufbauen konnten und dann kam sowas. „Das habe ich auch nicht behauptet. Das wissen wir beide, dass das nicht so ist. Und das verlangt auch niemand von dir. Ich jedenfalls nicht“, sie wollte jetzt nicht Jandriks Vater ins Spiel bringen, denn um den ging es hier nun einmal gar nicht, es ging ums sie beide, um Jandrik und Ida. Um sonst niemanden! „Und jetzt versuch dich mal ein bisschen zusammenzureißen, damit wir gemeinsam eine Lösung finden können.“
Jandrik erwiderte ihre Umarmung und sie klammerte sich noch ein wenig mehr an ihn. Sie wollte einfach nicht, dass es ihm so beschissen ging, vor allem dann nicht, wenn sie auch noch der Grund dafür war. Nach einer Weile spürte Ida etwas Feuchtes an ihrem Hals und sie löste die Umarmung sacht auf. Jandrik weinte ebenfalls. „Hör zu...“, meinte sie leise, „.... wir werden das schaffen, Jandrik. Ich weiß noch nicht wie, aber wir schaffen das, wir müssen es nur beide wollen....“
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Das war bei Weitem kein leichtes Gespräch, was sie da führten, aber Jandrik hatte den Eindruck, es war trotzdem nötig. Sie mussten die Verhältnisse klären, auch wenn es wehtat. Dauernd streiten war sicher keine angenehmere Lösung für die ganze Situation und er wusste, dass sie das beide nicht wollten. Es half, dass Ida ihre Gemeinsamkeiten aufzählte. So wenige waren es gar nicht und immerhin waren sich die jungen Eheleute in den wichtigen Dingen einig. Das war mehr als andere, weit ältere Leute von sich behaupten konnten. "Du hast Recht.", stimmte er ihr zu, "Wir haben einiges gemeinsam und das hilft... Wenn wir ganz verschieden wären, würde ich auch gar nicht so für dich empfinden." Er lächelte, wenn auch ein bisschen gequält. "Es war für uns beide zu früh zum Heiraten.", sagte er schließlich leise, "Unsere Eltern hätten den Sommer abwarten sollen, vielleicht auch noch den Winter... Aber nun müssen wir damit zurechtkommen." Die entscheidende Frage war nun eben wie sie das anstellen konnten.
"Es tut mir Leid.", entschuldigte er sich reumütig für seine erneuten bösen Worte, "Ich weiß auch nicht, für gewöhnlich werde ich nicht so schnell böse... Du verlangst das nicht von mir, das weiß ich. So etwas würdest du nicht tun." Sie mussten wirklich gemeinsam an einem Strang ziehen, wenn sie glücklich werden wollten. Aber Jandrik war sich sicher, dass er es nicht nochmal ertragen würde, mit ihr zu schlafen, nur um dann wieder die schmerzhafte Erkenntnis umso deutlicher spüren zu müssen. Jedenfalls im Moment nicht. Er hatte sich völlig überschätzt letzte Nacht, das war ihm nun klar.
Irgendwann liefen auch ihm die Tränen über die Wangen und auf gewisse Weise tat es ihm gut. Ida löste sich ein Stück von ihm und sah ihn an. "Ja...", murmelte er, "Irgendwie kriegen wir das hin." Ganz so sicher, wie er behauptete, war er sich nicht, aber immerhin liebte er sie. Das konnte doch so falsch nicht sein, oder? Sachte drückte er seine Frau wieder an sich, damit sie die Tränen nicht mehr sehen musste. Er schämte sich ein bisschen, so als starker Mann einfach zu heulen wie ein kleines Kind, aber er konnte auch nichts dagegen tun. Ida im Arm zu halten, half ihm immerhin.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Wenn Ida es richtig überlegte, hatten sie sogar recht viel gemeinsam. Das war ihr vorher noch gar nicht so bewusst gewesen, aber sie hatte da auch noch nicht wirklich drüber nachgedacht oder vielleicht auch nicht drüber nachdenken wollen... Lächelnd legte sie ihm sacht eine Hand auf die Wange, auch wenn es wenig gequält wirkte. Sie wusste ja, was er meinte, aber wie konnte sie ihm für seine Gefühle einen Vorwurf machen? Es tat ihr nur leid, dass sie nicht dasselbe für ihn empfand.
Noch immer ernst sah, die junge Frau den Jäger an, „Das könnte sein... nein, das wird so sein, du hast recht“, sie machte eine kurze Pause. Jetzt war auch nicht der Zeitpunkt, um wieder ihren Eltern Vorwürfe zu machen. Es ging hier um ihre oder um Jandriks Eltern, sondern ganz allein um sie beide. Sie wusste, warum ihr Vater diese Verbindung so schnell wie möglich gewollt hatte und andere Männer und Frauen waren in diesem Alter auch schon verheiratet, einige hatten sogar schon Kinder! Aber deswegen musste sie es aber noch langen nicht mögen.... „Ja, das müssen wir. Und das wird uns auch gelingen.“
Langsam schien Jandrik wieder vernünftig zu werden. Es war eine schwierige und um ehrlich zu sein, eine ziemliche beschissene Situation, aber weder Streit noch Zickerei brachten sie hier weiter. „Schon gut...“, meinte Ida beschwichtigend und auch wenn es schön war, so würden sie wohl die nächste Zeit erst einmal auf das Lager teilen verzichten, bis sie eine Lösung für ihr Problem gefunden hatten.
Intensiv sah die junge Frau den Jäger an. Glaubte er wirklich an das, was er sagte. Sie tat es jedenfalls. Sie würde nicht aufgeben. Auch wenn sie immer noch behauptete, Jandrik nicht zu lieben, so war er wohl der beste Mann, den sie bekommen konnte. Eigentlich hatte sie sich auch nie Gedanken darüber gemacht, wie der Mann, den sie einmal wollte, ja, den sie wollte!, sein sollte. Sollte das ein harter Kerl sein, der nur Kriegszüge, Saufe- und Prügeleien im Sinn hatte und für den sie wirklich nur jemand war, der ihm stramme Söhne schenkte? Nein, ganz bestimmt nicht! Aber ein Feigling oder eine Memme durfte er natürlich auch nicht sein, trotzdem einfühlsam und liebevoll. Ida wusste das das viel verlangt war und auch irgendwie Eigenschaften, die sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder hatten, aber ganz genauso wie die beiden musste ein Mann ja auch gar nicht sein. Und wenn sie es sich richtig eingestand, dann kam Jandrik diesem Bild schon recht nahe, auch wenn er manchmal etwas unsicher wirkte... Das rothaarige Mädchen wusste auch nicht, warum sie ausgerechnet jetzt, so sacht im Arm gehalten, darüber nachdachte. Auch die Tränen, die ihr Mann gerade vergoss störten sie nicht. Warum sollte nicht auch ein Mann weinen dürfen?
Beiträge: 287 Mitglied seit: 19.12.2009 IP-Adresse: gespeichert
Immerhin hatten sie so viel gemeinsam, dass er sie lieben konnte. Nein, Jandrik war nicht oft in seinem jungen Leben verliebt gewesen und noch niemals so wie jetzt. Doch er spürte, dass es die Gemeinsamkeiten waren, die ihn zu Ida hinzogen und nicht ihre vielen Unterschiede. Allzu viele hatte er bisher auch noch nicht feststellen können, wenn er darüber nachdachte. "Wir haben mehr, was uns vereint als was uns trennt.", bemerkte er, "Wir lieben beide den Wald und du wärst eine gute Jägerin geworden, wir sind ehrlich und sagen meistens, was wir denken..." Jandrik überlegte einen Augenblick. "Und wir reden miteinander, egal wie oft wir uns streiten."
Es musste ihnen beiden einfach gelingen, diese Ehe auf eine glückliche Weise zu führen. Im Grunde, das sah Jandrik nun, hatten sie alle Voraussetzungen dazu... Zart strich er seiner Frau durch das rote Haar. Sie hatte wirklich ein Temperament wie ein Feuer. Mal lieblich und warm, dann wieder wild und zerstörerisch. Hatte er sich so seine künftige Frau vorgestellt? Wenn er ehrlich war, dann nicht. In seinen Vorstellungen hatten seine Frau und er getrennte Leben geführt, er im Wald und sie in der Hütte, weil es doch wohl keine Frau gab, die ständig mit einem Jäger unterwegs sein wollte. Wie er nun selbst erfahren hatte, gab es so eine Frau sehr wohl und er hatte sie geheiratet.... Manchmal waren die Pfade der Götter doch wirklich unvorhersehbar.
Immer noch floßen ein paar einzelne Tränen über seine Wangen, während Jandrik sie im Arm hielt und sich fragte, ob Ida wirklich und wahrhaftig die Frau war, die zu ihm passte. In Gedanken ging er einige der jungen Mädchen im Dorf durch, manche von ihnen hatten sich sogar einmal mit ihm unterhalten oder ihn um Hilfe gefragt. Jandrik hatte, hilfsbereit wie er war, nie abgelehnt und geholfen so gut er konnte. Doch jetzt kam ihm zum ersten Mal in den Sinn, dass die Mädchen vielleicht auch etwas anderes von ihm gewollt haben könnten... Ida war und blieb die erste, die er auf diese Weise liebte, so viel wusste er. Und sie würde vielleicht die Einzige bleiben, nein, sogar recht sicher. Sie war und blieb auch das Beste, was ihm hätte passieren können, egal ob sie ihn liebte oder nicht. Es tat weh und gut gleichzeitig, das zu wissen. Jandrik schmiegte seine Frau tröstlich eng an sich und spürte ihre Nähe in diesem Moment wie ein Halt in kalter Nacht.
Inzwischen war es tatsächlich Nacht geworden, das Feuer längst verglüht und noch immer saßen sie neben der Hütte auf den Fellen, sich im Arm haltend. "Bist du müde?", wagte er es schließlich leise zu fragen. Es war keine Frage mehr, ob er draußen schlafen würde, Jandrik wäre nicht fähig gewesen, sie jetzt loszulassen. Die Tränen waren versiegt und übrig blieb eine lähmende Erschöpfung, die ihm beinahe die Augen zufallen ließ.
Kurze Zeit später waren die Felle wieder nach drinnen getragen und die beiden jungen Leute lagen, geschützt vor dem Wind und der nächtlichen Kühle, dicht aneinander geschmiegt in den Decken. Ganz von selbst hatte Jandrik seine Frau wieder an sich gezogen sobald sie sich hingelegt hatte, und nun genoss er ihre Wärme.
Beiträge: 202 Mitglied seit: 31.08.2013 IP-Adresse: gespeichert
Jandrik hatte Ida etwas voraus, er war schon mindestens einmal verliebt gewesen. Sie hingegen noch nie, sonst hätte sie die Zeichen, die sogar ihre Schwiegermutter erkannt hatte, wohl auch selbst erkannt. Aber das und ihre eigenen Sturheit verhinderten, dass sie intensiver darüber nachdachte. Die junge Frau nickte zu seinen Worten, es freute sich, dass er das nun endlich einsah, dass sie so viele Gemeinsamkeiten hatten. Aber das hatten gute Freunde eben auch... Ihre Augenbraue wanderte nach oben, „Ich wäre geworden...?“, fragte sie mit gespielter Empörung und betonte jedes einzelne Wort. Sie war sicher, dass sie es wurde...
Dass Jandrik gerade die gleichen Gedanken durch die Kopf gingen wie ihr, war ihr nicht bewusst, dafür war sie viel zu sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft. Auch die Berührung ihres roten Haares nahm sie nur am Rande wahr, aber sie war ihr keinesfalls unangenehm, sonst hätte sie Jandrik gebeten, damit aufzuhören, egal wie sehr sie in Gedanken war.
Erst die Frage des Jägers riss sie aus ihren Gedanken, „Ähm was...? Müde.... ja schon.... war ein anstrengender Tag, für uns beide....“, gab sie zur Antwort. Überrascht, aber erfreut, bemerkte Ida, dass ihr Mann es sich wohl doch anders überlegt hatte und nicht mehr hier draußen schlafen wollte, denn er trug einen Teil der Felle schon wieder in die kleine Schutzhütte zurück, nachdem sie aufgestanden waren. Das rothaarige Mädchen schnappte sich ebenfalls ein paar Decken und Felle und trug diese hinein.
So in Jandriks Armen gehalten, wusste Ida auf einmal, dass sie diese Umarmung nie wieder missen wollte, egal, ob sie Jandrik nun liebte oder nicht... mit diesen Gedanken und einem kleinen Lächeln auf den Lippen, war Ida ganz schnell eingeschlafen.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Onsaker
Er war in dieser Nacht mal allein im Wald unterwegs, seine Kumpanen hatten sich heillos besoffen nachdem sie ein gutes Stück weiter nördliche auf der Lupia einen Kahn ausgeraubt und unter anderem einen großen Balg mit Honigwein erbeutet hatten -leider wenig zu Fressen dabei gehabt, der einsame Flussfahrer ... dafür hatte ihn Graubart aber auch ersäuft. Das Boot hatten sie am Ufer versteckt, wer wusste ob sie es nochmal brauchen konnten, denn mit in ihr Lager hier im Wald nehmen konnten sie es natürlich nicht. Onsaker hatte nicht viel getrunken, denn er hatte HUNGER! Und auf nüchternen Magen bekam er vom Saufen immer Schmerzen.
Also hatte er sich aufgemacht (während seine Männer am Feuer eingepennt waren), um die Fallen zu kontrollieren, die ein Jäger aus dem nahen Dorf wohl aufgestellt hatte und die sie vor zwei Tagen entdeckt hatten als sie wieder in diese Gegend gekommen waren. Vielleicht war ja was zu holen, ein fettes Karnickel oder von ihm aus auch ein Frischling - hauptsache was zum Braten und zwischen die Zähne!
Der Anführer der Räuberbande streifte also durch den Wald und versuchte den Wildwechseln zu folgen die ihn zu den fremden Fallen führen sollten - was im schattigen Dunkel der dichten Bäume gar nicht so einfach war. Ungefähr wusste er wo er war, denn es gehörte zu seinem 'Handwerk' dass man sich über die Gegend, die Föuchtmöglichkeiten und die Verstecke im Klaren wurde, wenn man in einer Gegend tätig werden wollte. Und so hatte er auch eine Vorstellung davon, wo die kleine, heruntergekommene Schutzhütte war, die dem unbekannten Jäger wohl dazu diente im Wald zu bleiben und die Fallen täglich zu kontrollieren. Denn regelmäßige Kontrolle war wichtig um seine Beute nicht an andere, tierische Jäger zu verlieren oder einfach vergammeln zu lassen.
Er hatte Hunger und er war müde, mit schweren Schritten trottete er unter den Bäumen, brummelte vor sich hin und sog den Geruch des Waldes durch die Nase. Da war etwas, was da nicht hingehörte, etwas dass 'interessant' war ... Er hörte nicht mehr gut, sah sowieso nicht gut und seit dem letzten Winter war etwas 'falsch' mit ihm - er war schlapp und etwas tat ihm weh überall. Aber reichen konnte er noch. So bewußt war ihm das freilich nicht, aber er war alt geworden und krank. Da war das, was er gerochen hatte ... Es gibg von ihm fort und er folgte ihm - leise jetzt - wartete ab, was es vorhatte, wartete auf den richtigen Moment.
Onsaker hatte eine der Fallen gefunden und beugte sich herab, um zu sehen, ob etwas darin war ... "Mist, leer!"fluchte er. Gerade wollte er sich wieder aufrichten, als er ein Knacken hinter sich aus dem Unterholz hörte und bevor er sich noch wirklich wundern konnte sah er auch aus dem Augenwinkel eine Bewegung - eine GROßE Bewegung ... Die Beute war da vorne, da wo er in der letzten Zeit öfter andere Beute gefunden hatte - wehrlos. Bequemes Fütter. Mit einem Satz - der früher weiter, schneller und kraftvoller gewesen wäre - brach der alte Braunbär aus dem Gestrüpp und wollte sich auf den Eindringling stürzen - Fressen! Aber ein jäher Schmerz im Rücken ließ ihn innehalten und so brachte er die Beute nicht sofort in die Reichweite seiner Pranken. Der Bär war verletzt, verletzt und WÜTEND!
Onsaker erkannte es sofort: Ein Bär, ein verdammter Bär - und was für ein Riese! Der Mann hatte nur ein Messer auf seinen nächtlichen Streifzug mitgenommen - keine wirkliche Waffe für den Kampf gegen einen Braunbären! Also blieb ihm nur die Flucht!
Seine einzige Chance würde sein, die Schutzhütte zu erreichen und sich darin zu verbarrikadieren bis der Bär die Lust an ihm verlor! Auf einen Baum steigen half allenfalls gegen Wölfe - Bären konnten auch klettern!
Onsaker nahm - von Todesangst beflügelt - 'die Beine in die Hand' und rannte, rannte in die Richtung in die er die Schutzhütte vermutete - sie musste da seien!
SCHMERZEN! HUNGER! WUT!- seine Müdigkeit und die Verletzung ignorierend setzte der alte Bär der Beute nach, folgte ihr auf dem Wildpfad, durch das Unterholz und schließlich über einen ausgetreteneren Pfad zu eine kleinen Lichtung hin. Hier roch es nach mehr BEUTE. Fast hatte er das flüchtende FLEISCH erreicht, fast, gleich ...
Mit einem inneren Jubel und völlig außer Atem erreichte Onsaker die Lichtung mit der Schutzhütte. Er stolperte über die kleine Wiese, die die rettende Behausung umgab, strauchelte - fing sich wieder - das Brummen, die donnernden Sprünge des Bären und den faulig stinkenden Atem der Bestie schon im Nacken spürend!
Ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden stieß der Räuber die Tür auf, polterte in den kleinen Raum, schmiss die Tür hinter sich zu und tastete nach einem Riegel, die Schulter fest gegen das Holz der Tür gestemmt.
Leise war er nicht gerade und er bemerkte auch im ersten Moment nicht, dass er nicht allein mit dem Bären war, der gerade mit seiner Pranke Späne aus der Tür drosch ...
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 22.02.2014 11:38:59
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Krach riss Jandrik jäh aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte er, zu überrascht, um auf das Gepolter reagieren zu können. Und so konnte er auch im ersten Moment nur hastig nach Luft schnappen als jemand - es war war tatsächlich ein Mensch - in die Hütte stürzte und sich gegen die Tür stemmte. Jandrik brauchte trotzdem nur ein Augenzwinkern um sich eine Waffe zu greifen, sein Jagdmesser, und sie nun seinerseits gegen den Eindringling zu richten. "Raus hier!", zischte er dem Mann zu, der fürchterlich stank und noch abgerissener aussah.
Ob Ida hinter ihm geweckt worden war, hatte der Jäger nicht mitbekommen und er wollte sich auch nicht umdrehen und riskieren, damit die Aufmerksamkeit des Räubers auf sie zu lenken. Denn dass es ein Räuber war, war allein angesichts der Erscheinung des Kerls völlig klar für den Jäger. Viel konnte er nicht ausmachen im Dunkeln, doch das Wenige reichte ihm. "Oder muss ich dich..."
Jandrik konnte die Drohung nicht vollenden. Draußen schlug etwas in wildem Zorn gegen die Hütte und brüllte wie ein Biest. Zuerst dachte er, es seien weitere Räuber, aber dann wurde ihm klar, dass der Kerl nicht ganz freiwillig in die Hütte gerannt war. Er war geflüchtet. Vor einem riesigen Bären, so wie es sich anhörte. Jandrik fluchte. Ein Feind hier drin und einer draußen, das war doch nicht zu fassen! Dennoch ließ er den alten Räuber nicht aus den Augen, heftig atmend und wütend.
Ohne noch weiter nachzudenken, presste Jandrik den Eindringling gegen die hölzerne Tür, das Messer an dessen Hals gedrückt. "Raus!" Er blitzte den Räuber an. "Oder du bist tot bevor der Bär dich kriegt!"
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Kein Mensch hätte bei dem Lärm, den Mann und Bär veranstalteten weiterschlafen können, erst recht nicht dann, als der Jäger ebenfalls aufsprang und anscheinend mit diesem Mann diskutierte, der in die kleine Schutzhütte eingedrungen war. Da dieser die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, war es nun fast vollkommen dunkel. Dass der Kerl ein Räuber war, hätte die junge Frau vermutlich nur aufgrund des Gestankes sagen können, der sich nun in der Hütte breitmachte. Wirklich sehen konnte sie ihn nicht. Aber es konnte auch einfach jemand sein, der sich nicht wusch....
Ida sprang ebenfalls auf und versucht in der Dunkelheit so schnell wie möglich zu Jandrik zu kommen. Ihr eigenes Messer hatte sie vorsichtshalber auch mit genommen. Sacht berührte sie ihren Mann an der Schulter, der den Mann, der wohl vor der Bestie, die dort draußen war, geflüchtet war, nun gegen die Tür drückte und ihm sein Messer an den Hals hielt. „Wir sollten uns vielleicht erst um den da draußen kümmern. Der Mann scheint doch nur vor dem Viech geflüchtet zu sein...“ Im Dunkeln hatte Ida den Mann noch nicht erkennen können, sonst hätte sie diesen Fehler nicht begangen. Sie griff zur Seite, wo die Axt, mit der sie am Vormittag das Holz gespalten hatte, auf dem Holzstapel lag und reichte sie Jandrik. Damit hatte er sicher bessere Chancen gegen den Bären.
Beiträge: 1006 Mitglied seit: 26.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Onsaker
'Von der Pfanne ins Feuer ...' ging so nicht der Spruch wenn man sich aus einer unangenehmen Lage in eine noch schlimmere 'rettete'? Dieser Gedanke ging Onsaker völlig abwegig durch den Kopf, als er das kalte Eisen an seinem Hals fühlte und die feindselige Stimme hörte, die ihn mit dem Tod bedrohte ... Und außerdem hatte der Bär draußen noch nicht aufgehört mit seinen Versuchen, die alte Türe aus rissigem Holz mit wütenden Prankenhieben in Stücke zu brechen. "BEI ALLEN GÖTTERN VERFLUCHT!", stieß der Räuber hervor und zu seinem vorherigen 'Duft' nach ungewaschenen Kleidern gesellte sich nun noch Angstschweiß hinzu. "Das kannst Du nicht ernst meinen, Bursche! Wenn Du die Tür aufmachst um mich rauszuwerfen, dann holt der Bär eher auch Euch!" Zum Glück schien noch eine Frau in der winzigen Hütte zu sein und die machte einen besseren Vorschlag. Verzweifelt stimmte Onsaker ihr zu: "Ja, hör auf Dein Weib - lass uns den Bären töten, dann verschwinde ich auch sofort! - Versprochen!" Die Prankenhiebe hatten jetzt aufgehört, aber wenn man nach draußen lauschen könnte, dann hätte man wohl noch das Schnaufen des Bären gehört und sein Schnüffeln an den Ritzen der Tür. Im Inneren der Behausung war es fast völlig finster und der Mann, der über die mondbeschienene Lichtung geflüchtet war konnte womöglich noch weniger ausmachen als Jandrik und Ida deren Augen schon mehr an das Dunkel gewöhnt waren. Trotzdem tastete Onsaker vorsichtig, sehr vorsichtig nach dem Griff seines langen Messers als die Frau den Mann mit der Axt ablenkte, die sie ihm reichen wollte und der Druck der Messerspitze an seiner Kehle etwas nachzulassen schien.
Erst der Bär und dann sehen wir weiter? - Oder erst den Mann? ...
bearbeitet von Geschichtenerzähler am 23.02.2014 20:09:31