Wir sind ein HISTORISCHES Rollenspiel und spielen im Jahr 15n.Chr. in ALARICHS DORF, WIDARS DORF und der römischen Stadt MOGONTIACUM.
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WETTER UND ZEIT
Jahr Wir spielen im Jahr 15n. Chr. Monate Mitte April - Mitte Juni Bitte berücksichtigt das in eurem Play Wetter Der April überrascht alle Dorfbewohner mit mildem, beständigem Wetter. Es regnet genug damit das Getreide wächst. Im Mai ist es sehr windig und regnersich. Es gewittert häufig. Der Juni ist der Vorbote des Sommers. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint.
Beiträge: 410 Mitglied seit: 10.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Die Wala ging zunächst nicht weiter auf die Worte des Richs ein. Erst als sie wieder auf der Trance auftauchte, antwortete sie. Ihre Stimme kang ruhig. Thyra verletzte es nicht, wenn jemand sie kritisierte.
"Pharamond ist weniger zornig, als zutiefst verletzt, Alarich und genau das macht ihn in dieser Situation ein wenig labil. Du darfst bei dem ganzen nicht vergessen, dass er immer noch nicht alle Erinnerungen wieder hat. Und was Ragnar getan hat, war falsch, das habe ich Ragnar auch gesagt. Aber verschüttetes Wasser kann man nicht mehr schöpfen, wir dürfen uns nicht an Ragnars Fehler aufhängen."
Offen erwiderten die dunklen Augen den Blick des Richs: "Es mag sein, dass auch ich einen Fehler gemacht habe, denn auch ich bin ein Mensch und bei weitem nicht fehlerfrei. Allerdings habe ich Pharamond nicht in seiner familiären Entscheidungsgewalt irgendwie beschränkt. Was er mit Ragnar tut, oder nicht, ist seine Sache, das weiß ich. Und dass Pharamond im normalen Zustand ohne dich nie ein Thing einberufen hätte, weiß ich ebenso, Alarich. Aber nach all dem war Pharamond nicht mehr im normalen Zustand. Er und seine Familie haben lange unter Ragnars Fehler gelitten und das brachte ein Fass zum Überlaufen. Ich bin nur geblieben, um eine Eskalation, die am Ende noch dazu führt, dass Raban mitbekommt, dass Ragnar nicht mehr schweigt, zu vermeiden. Ich mag die Zukunft manchmal nur schleierhaft sehen, aber ich sehe die Menschen sehr genau. Und ich weiß, dass selbst Menschen, die nicht besonders schnell zornig werden, sehr unüberlegt reagieren können, wenn sie von jenen verletzt werden, die ihnen etwas bedeuten." Sie seufzte: "Andernfalls wäre es zwischen Alan und mir wohl nie zu jenen Streitereien gekommen, wie wir hatten." Wenn man Thyra wieder einmal so nüchtern reden hörte, konnte man sich manchmal wirklich fragen, ob diese Frau Gefühle hatte.
Im nächsten Moment war der Mensch Thyra jedoch schon wieder hinter der Wala verschwunden: "Nun aber weg von Beweggründen, oder was getan oder unterlassen wurde und hin zu den Runen. Die Runen sagen, dass Raban eine Gefahr ist. Sie sagen aber auch, dass er sich dem Dorf, oder einem Menschen darin, so genau kann man das nicht erkennen, sehr verbunden fühlt und eigentlich kein Verräter sein will. Das lässt hoffen, dass man ihn dazu bringen kann, seine Ziele zu ändern, wenn er erkennt, dass eine mit unschuldigem Leben erkaufte Freiheit keine ist."
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
(pp Amalias Hütte / Das Schweigen wird gebrochen)
Wortlos, ein paar vorübereilenden Dorfbewohner nur mit einem Nicken grüßend, beeilte sich Ragnar, zu Alarichs Hütte zu kommen. Bereits bevor er anklopfte, konnte er von drinnen die ruhige und sehr ernste Stimme der Wala vernehmen. Noch einmal schloß Ragnar kurz die Augen, massierte sich kurz mit zwei Fingern über die schmerzende Stirn, während er tief ein und wieder aus atmete. Schließlich hob er die Hand, um kurz, aber deutlich, an die Hüttentür zu klopfen. Gespannt wartete er ab, ob diese ihm geöffnet oder er hereingerufen wurde.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Urteile nicht zu schnell. Und urteile nicht zu hart. Hast Du mit Pharamond je in Ruhe über all diese Dinge gesprochen? Bitte, besinne Dich auf Deine Aufgaben und denke daran, daß ein Rat nicht zu einem Urteil oder einer Anweisung werden darf." Noch immer war der Rich nicht zufrieden mit den Worten der Wala. Für seinen Geschmack blieb sie nicht neutral genug und mischte sich auch zu stark ein.
Als sie die Runen warf, runzelte er nachdenklich die Stirn. Ihre Worte merkte er sich gut, wägte bereits vorsichtig ab, wie er den Hinweis der Götter berücksichtigen sollten. "Ich danke Dir, Thyra. Du weißt, ich schätze Dich sehr. Wenn es etwas Neues gibt oder Du auch nur ein schlechtes Gefühl hast, dann zögere bitte nicht, mit mir darüber zu sprechen. Und jetzt bitte ich Dich, mich mit Ragnar allein zu lassen. Ich möchte nicht, daß er sich allzu bedrängt fühlt." Er hatte keineswegs vor, Thyra vor den Kopf zu stoßen. Es ging ihm vielmehr darum, Ragnar eine lockere Gesprächsatmosphäre zu bieten.
Er begleitete Thyra noch zur Tür, an die es gerade in diesem Moment klopfte. "Heilsa Ragnar. Komm doch bitte herein", forderte er den jungen Mann auf, während er sich von der Wala mit einem freundichen Lächeln und einem Kopfnicken verabschiedete.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Die Stimme des Richs klang überraschend freundlich, als dieser ihn hineinbat. Dennoch mußte Ragnar nochmals tief durchatmen, während er die Tür öffnete und eintrat. "Heilsa", nickte er Alarich betreten zu, und unwillkürlich streiften seine Augen Thyra, die sich soeben vom Stuhl erhob. "Ich möchte dir nochmal für deine Hilfe danken", meinte er mit einem etwas schief geratenen Lächeln. "Wenn du nicht gewesen wärst, wäre die Situation vorhin vermutlich noch mehr eskaliert. Im Grunde hätte ich die ganze Wut meiner Familie abbekommen müssen, die du abgefangen hast", gab er ehrlich zu. "Danke, Thyra."
Beiträge: 410 Mitglied seit: 10.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
"Wie und wann hätte ich es denn tun sollen, Alarich? Mindestens was die Familienprobleme angeht, hatte ich bisher noch keine Zeit dazu. Was die Erinnerungslücken angeht, allerding ja!", erwiderte die Wala. Für einen winzigen Moment ließ sie die Sorge, die sie tatsächlich empfand durchblicken. Ja, sie war über ihre Ratgeberrolle hinausgegangen. Auch sie wusste das. Aber sie hatte das unter anderem getan, um den vollständigen Bruch in einer Familie zu verhindern. Auch wenn die Wala außer ihrem Bruder keine Familie hatte, wusste sie doch, was es bedeutete, eine zu haben.
"Du musst mir nicht danken, Alarich. Du weißt, dass ich ebenso wie du alles für dieses Dorf, diese Gaue tun werde, was in meiner Macht steht!", erwiderte Thyra sehr ernst. Trotz ihrer Jugend sah man nun, wieso Thyra manchmal als Fels in der Brandung gesehen wurde.
Die Bitte Alarichs kränkte Thyra ebenso wenig wie der Rauswurf aus Pharamonds Hütte. Die Wala war zwar stolz, hatte aber kein übersteigertes Ehrgefühl. Sie packte ihre Runen ein und erhob sich. In einer segnenden GEste hob sie die Hand und trat an Ragnar vorbei. Als sich dieser bedankte, blieb sie stehen: "Du musst mir nicht danken, Ragnar, es ist meine Pflicht, zu helfen! Aber ich hoffe, du hast etwas aus dem GAnzen gelernt! Aber weißt du, wo sich Pharamond jetzt aufhält?"
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Alarich wußte durchaus, was er an der Wala hatte und war ihr dankbar, auch wenn sie den Dank für unnötig hielt. Er lächelte ihr hinterher, bevor er mit Ragnar in die Hütte ging. "Setz Dich, Ragnar. Wie Du Dir sicher denken kannst, bin ich mehr als enttäuscht von Dir. Doch bevor ich meine Meinung kund tue, möchte ich die ganze Geschichte nochmal von Dir selbst hören." Er stellte dem jungen Mann einen Becher hin und setzte sich dann ihm gegenüber, um ihn gut im Auge behalten zu können.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Betroffen nickte er der Wala zu, als diese anmerkte, er hätte aus dem ganzen hoffentlich eine Lehre gezogen. "Als ich weg gegangen bin, war er noch hinter der Hütte", gab er ihr zur Antwort, "Ich nehm' an, er ist zu Hause, und falls er da nicht ist ... ich glaub, er wollte heute den Weidezaun reparieren."
Nachdem Thyra sich verabschiedet hatte, kam Ragnar der Aufforderung Alarichs nach und nahm an dessen Tisch Platz. Automatisch kaute er schon wieder auf seiner Unterlippe herum, was dazu führte, daß er diesmal ein wenig Blut auf der Zunge schmeckte und irritiert in der Angewohnheit innehielt. Nach den richtigen Worten grübelnd, wischte er sich ein paar Haarfransen aus den Augen und stützte einen Moment die Stirn auf die Hand. "Meine komplette Familie ist enttäuscht von mir und ich selbst von mir auch", erklärte er schließlich sachlich. "Ich hätte meinen Bruder als Familienoberhaupt um Rat fragen können - und auch sollen. Und da deine Verantwortung das ganze Dorf betrifft, kann ich verstehen, daß es dir ähnlich geht." Zögernd hob er den Blick von der Tischplatte und sah Alarich an. "Ich muß dir auch sagen, daß ich wegen dieser ganzen Sache total in Panik geraten bin, aber das rechtfertigt nicht wirklich mein Verhalten." Gedankenverloren schüttelte er den Kopf, halb über sich selbst und halb über die ganze vertrackte Situation, in die er da geraten war.
"Als Larcia mir von Rabans Kuß erzählt hat, da war ich einfach nur wütend auf ihn und dachte, er wollte sich ihr Vertrauen erschleichen, um sie auszuhorchen ... Schon damals, als er neu ins Dorf kam, da ... Ich hatte irgendwie das Gefühl, etwas stimmt mit ihm nicht. Aber ich konnte nicht sagen, wieso. Heute weiß ich, daß ich ihn ... unbewußt erkannt haben muß. Wahrscheinlich hab ich ihn damals im Vorbeigehen in Osmunds Dorf gesehen, also ...", wieder zögerte er, allerdings nur, um den Faden nicht zu verlieren, weil er Alarich nicht unnötig verwirren wollte, "... der Mattiakerrich, der Romaeus und mir damals auf der Flucht geholfen hat. Irgendwann hab ich zufällig Osmunds Ring im Gras vor Rabans Stand gefunden, und den hab ich sofort wiedererkannt. Ich dachte zuerst, er hätte ihn gestohlen und wäre wegen dem Kopfgeld zu uns ins Dorf gekommen. Raban aber hat darauf bestanden, daß er den Ring rechtmäßig für sein Schweigen erworben hatte, also anstatt des Kopfgelds. Dann hat er mir erklärt, daß sein Herr ihn in Auftrag von Larcias Vater hergeschickt hat, und ihm im Gegenzug zu unserer Gefangennahme die Freiheit versprochen hat. Er soll uns beide nach Mogontiacum zurückbringen ..."
Nervös tippten seine Fingerspitzen gegeneinander. "Raban hat gedroht, Larcia mit dieser Kußgeschichte in Schwierigkeiten zu bringen - aber sie konnte nichts dafür, das war pure Berechnung von ihm!" Er konnte nicht verhindern, daß seine Stimme unwillkürlich eine Spur lauter wurde vor Empörung. "Überhaupt alles sollte wie Zufall aussehen! Anstatt auf meine erste Geschäftsreise zu gehen, sollte ich ihm nach Mogontiacum folgen und auf mysteriöse Weise spurlos verschwinden ..." Wieder verlor sich Ragnars Blick auf der Tischplatte. Kurz gruben sich seine Zähne erneut in die Unterlippe, während die andere Hand leise auf die dem Tisch herumtrommelte. "Ich meine, ich ... Ich hab Larcia und Romaeus versprochen, auf sie aufzupassen und für sie zu sorgen, und ihr Vater hetzt uns einfach diesen Kerl auf den Hals! Ich war ... total überrumpelt und hatte Angst um sie, aber ich wollte mir das auch nicht einfach so gefallen lassen. Ich hab zuerst versucht, das mit Raban ... naja, von Mann zu Mann zu regeln, nur leider war ich beim ersten Versuch total betrunken - das war direkt nach Arvids Männerabend", winkte er fahrig ab, da Alarich nun doch sichtlich irritiert schien.
"Jedenfalls hat das Yngve mitbekommen, wie auch ein oder zwei andere Auseinandersetzungen darüber. Raban hat hintenrum meine Familie bedroht und vornherum Larcia mit seinen Geschichten aus Mogontiacum schön getan! Und dann ... An einem Nachmittag bin ich zu Yngve, weil meine Axt kaputt war. Raban kam aus der Hütte, ohne mich zu bemerken und ich stand für einen Moment kurz davor, ihm das Ding über den Schädel zu ziehen ...", er schluckte betroffen bei der Erinnerung. "Dann stand auf einmal Yngve neben mir. Er wollte wissen, was denn eigentlich zwischen uns los ist, und deshalb hab ich versucht, aus dem Zufall eine Tugend zu machen und den Spieß umzudrehen. Ich dachte, wenn Yngve und ich ihm klar sagen, daß er mächtigen Ärger kriegt, wenn er seine Finger nicht von Larcia läßt, gibt er sich von selbst geschlagen. Nur dem war leider nicht so. Kaum war Yngve weg, ist Raban total durchgedreht! Er hat zustäzlich noch gedroht, Osmunds Dorf zu verraten und dafür zu sorgen, daß die Römer alles niederbrennen, wenn ich nochmal zu irgendwem ein Wort darüber verliere. Darum hab ich auch den Ring weiterhin behalten ... Ich hab die ganze Zeit über nach irgendwas gesucht, mit dem ich ihn genauso unter Druck setzen konnte, und das Verrückte daran war, daß ich gleichzeitig nachvollziehen konnte, wieso er all das tut! Ich bin bei Larcia trotz unserer Liebe nie wirklich über den Verlust meiner Freiheit hinweggekommen, und er ... er kennt sie ja noch nicht einmal!"
Betreten räusperte der junge Mann sich. Die Hände hatte er unruhig übereinandergelegt, denn nun mußte er auch noch erklären, was für 'Nebenwirkungen' der ganze Streß auf ihn gehabt hatte. Ihm war im Nachhinein ohnehin schon sehr peinlich, daß seine Familie unter seinen Trinkeskapaden hatte leiden müssen, und das nun vor Alarich zuzugeben, machte ihn nur noch verlegener. "Ich hatte ... Alpträume durch die ganze Sache, dieselben wie früher und neue, die dazu kamen. Wann immer ich über irgendwelchen Lösungsansätzen gegrübelt hab, ha'm meine Gedanken sich immer nur im Kreis gedreht, so sehr, daß ich ... Ich hab seit einiger Zeit diese Kopfschmerzanfälle. Aber auch darüber hab ich mit keinem gesprochen, stattdessen hab ich versucht, die Schmerzen ... wegzutrinken." Sein Atem zitterte leicht, als er tief Luft holte und sie wieder ausstieß. "Ich hab Tag und Nacht nur noch daran gedacht, was ist, wenn wegen mir am Ende wirklich ganze zwei Dörfer darunter leiden und unschuldige Leute sterben müssen. Larcia hat schonmal ihre Familie verloren, ich wollte ihr nicht antun, daß wir schon wieder fliehen mußten ... aber im Stich lassen wollte ich sie auch nicht ... Ich hatte wirklich schon Angst, die Götter hätten uns verflucht. Heute Morgen ist das ganze Chaos dann eskaliert, weil Amalia einfach nicht aufgehört hat, nachzubohren. Ich wußte überhaupt nicht mehr weiter, und darum bin ich aus dem Streit heraus abgehauen, zum Heiligtum. Und da hat Thyra mich dann gefunden", schloß er seinen Bericht, der bestimmt nicht weniger verwirrend war als die Situation, in der er sich seit Wochen befand.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Der Rich unterbrach Ragnar mit keinem Wort und ließ sich auch zwischendurch keine Gefühlsregung anmerken. Denn er wollte Ragnar durch nichts ablenken und ihn erstmal einfach reden lassen. Erst als Ragnar geendet hatte, fühlte er sich zu einer ersten Bemerkung hingerissen. "Ragnar, Du hast nun während dieser ganzen Erzählung mehrfach erwähnt, daß Du verwirrt gewesen seist, daß Du einfach nicht mehr gewußt hättest, was Du tun sollst. Warum führte Dein Weg Dich dann nicht zu Deinem Bruder? Er ist der Hausherr! Natürlich fällt es Dir schwer, ihn an der Stelle zu sehen, wo Dein Vater immer gewesen ist. Doch es ist so. Pharamond ist der Herr im Haus. Er ist Vater, Bruder, Richter und Ratgeber in einer Person. Du versuchst, Deine Probleme allein zu lösen, scheiterst und wunderst Dich dann, wenn Pharamond zornig wird. Selbst wenn Du Deine Probleme allein gelöst hättest, wäre sein Zorn berechtigt. Solange Du unter seinem Dach wohnst, bist Du nicht nur Bruder, sondern auch Sohn. Fang an, Deine Rolle zu akzeptieren, solange Du nichts besitzt, um selbst einen Hausstand zu gründen. Werde erwachsen, Junge. Schon um Deines Sohnes Willen." Alarich sprach sehr eindringlich und sein Ton hatte auch eine gewisse Schärfe.
"Hättest Du diese Dinge beachtet, wäre die ganze Angelegenheit nicht so aus dem Ruder gelaufen. Warum hattest Du Angst vor Raban? Er ist hier mitten unter uns derjenige, der Angst haben sollte. Denn wir haben die Macht, ihm sein Leben zu nehmen. Oder seine Freiheit, sofern man bei ihm überhaupt von Freiheit sprechen kann. Wenn ein Soldat wie Pera es nicht schafft, von hier zu fliehen, glaubst Du dann, ein Bursche wie Raban würde es schaffen? Nein, Ragnar, Du hättest nie Angst zu haben brauchen, wärst Du gleich zu Deinem Bruder und ihr gemeinsam zu mir gekommen." Es war ein harter Vorwurf und Alarich schonte Ragnar nicht. Er hatte den Eindruck, daß Ragnar sich mancher seiner Pflichten überhaupt nicht bewußt war.
"Ich möchte Raban noch ein wenig beobachten. Er ist doch im Grunde einer von uns, oder sollte es zumindest sein. Ich möchte erfahren, ob er wirklich ein Römling ist oder im Herzen ein Germane, wie die Römer unsere Völker nennen, wenn sie alle in einen Topf werfen. Yngve und Pharamond werden ihn im Auge behalten. Laß ihn nichts davon merken, verhalte Dich genauso wie bisher. Du mußt dicht halten, verstanden?" Der Blick des Richs war nun stechend und zeigte deutlich, daß er sich nicht sicher war, ob Ragnar das schaffen würde. Es lag nun an Ragnar, dem Rich zu beweisen, daß er vertrauenswürdig war.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Verwundert über dessen Worte, hielt Ragnar dem Blick des Richs stand. Er hatte sehr wohl mit einer Standpauke und der damit verbundenen Strenge gerechnet, aber daß Alarich nun genau das aussprach, was er selbst viel zu oft über Pharamond dachte, verblüffte ihn. Jedes Mal, wenn es zu schwierigen Situationen kam, erinnerte Pharamond ihn sehr an ihren Vater. Manchmal sogar, wenn es galt, Probleme außerhalb der Familie zu lösen. Natürlich war Pharamond schon immer derjenige gewesen, der ihrem Vater am meisten nacheiferte und ihm somit am meisten ähnelte. Nun, da ihr Vater nicht mehr unter den Lebenden weilte, fiel ihm diese Ähnlichkeit viel mehr auf als früher - erst recht, weil Hagan auch in der großen Schlacht umgekommen war. Was ihn jedoch am meisten irritierte, war die Tatsache, daß sich so viel zwischen ihnen verändert hatte. Als ob durch all die Veränderungen in der Familie ihr brüderliches Band enger, aber auch dünner geworden war. Hagan stand nicht mehr zwischen ihnen, ihr Vater nicht mehr über ihnen. Sein Bruder hatte seine Ehefrau verloren, kaum daß er sie gewonnen hatte, und er selbst hatte eine Familie gewonnen, die eigentlich von Anfang an verloren gewesen war. Gleichzeitig schien Pharamonds Weg trotz aller Schicksalsschläge in geordneteren Bahnen zu verlaufen, während er sich ein ums andere Mal durchs Chaos kämpfen mußte, um seiner eigenen Verantwortung als Familienvater gerecht zu werden. Und obgleich das einige Nachteile mit sich zog, wußte er, daß er niemals so sein würde wie sein älterer Bruder, und daß Pharamond sich immer in gewisser Weise daran stören würde. Unbewußt manchmal sogar vor anderen Leuten - weil er es gut mit ihm meinte.
Während seiner Überlegungen hatte Ragnar die Augen geschlossen, verharrte so einen Moment, bis der Rich ihn schließlich wieder auf Raban ansprach. Nur, um Alarich kurz darauf wieder direkt anzusehen. "Rabans Wunsch nach Freiheit ist auf den ersten Blick hin einfach nur menschlich. Aber gleichzeitig hat er eine Art an sich, ohne Rücksicht auf Verluste den Auftrag auszuführen, den man ihm erteilt hat. Genauso, wie sein Auftraggeber selbst handeln würde. Larcias Vater und ihr Bruder sind genauso vorgegangen, Zeno war kurz davor, Romaeus zu töten und Flavus hat seine eigene Tochter ins Exil geschickt! Es war, als ob ... ich das alles von damals nochmal erlebe. Osmunds Ring und daß Raban meine Frau geküßt hat erschien mir wie ein Auftakt zu noch schlimmeren Taten, zu denen die Naevier fähig sind." Nachdenklich starrte der junge Mann wieder auf die Tischplatte, schluckte trocken. "Im Grunde hab ich Raban am Ende Dinge zugetraut, die er niemals ausgeprochen hat." stellte er schließlich bedrückt fest. Offenbar hatte Roald doch Recht damit, daß er durch all das Erlebte mitunter paranoid reagierte!
Aufmerksam lauschte er den Worten des Richs, als dieser erklärte, wie er nun weiter vorgehen wollte. Raban sollte also nach wie vor nichts erfahren - das war gut. Ein Teil dieser Angst, wie Raban darauf reagieren würde, daß er aufgeflogen war, steckte immer noch in ihm. "Das werd' ich", nickte Alarich ohne zu zögern zu. "Auch wenn Raban wirklich nicht zu dem fähig ist, was ich ihm zugetraut habe, könnte ein offensiver Angriff auf ihn wirklich nach hinten losgehen, glaube ich. Gerade, weil er dabei um seine Freiheit kämpft. An sich ist das nämlich kein niederer Beweggrund ..." Er zögerte kurz, als ihm noch etwas anderes einfiel. "Und was ist, wenn er wissen will, ob ich auf seine Forderung eingehe, mit ihm nach Mogontiacum zu gehen? Ich könnte ihm weder ja noch nein sagen ... daß er denkt, ich geh nicht weg, ohne vorher familiäre Dinge zu regeln. Das würde ihn hinhalten ...", fragend sah er Alarich an.
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
OT: Sorry, total verpennt
Alarich kniff die Augen leicht zusammen. "Natürlich ist der Wunsch nach Freiheit verständlich. Die Frage ist, welche Freiheit er wirklich will. Wenn er eine Freiheit im römischen Reich will, eine wirkliche Freilassung mit dem Recht, bei den Römern etwas werden zu können, dann wird er diese Freiheit auf Deine Kosten - und unsere - erkämpfen. Wenn ihm eine Freiheit reicht, wie Du sie hast, nämlich hier bei uns selbstbestimmend zu leben, dann läßt sich das vielleicht machen. Ich will Dir nicht verhehlen, daß ich ihm im Moment nicht traue. Nicht im Geringsten. Aber er soll seine Chance bekommen. Allerdings nur eine."
Auf die letzte Frage Ragnars hatte Alarich auch erst eimmal nur ein Achselzucken. "Dir wird schon etwas passendes einfallen." Natürlich hätte Alarich etwas gewußt,das einleuchtend genug gewesen wäre. Aber Ragnar sollte seinen Grips ruhig selbst mal anstrengen. Es war auch eine Art von Prüfung, ob der junge Mann endlich seiner Verantwortung gerecht werden konnte.
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
(ooc Kein Problem, dachte mir schon sowas)
ic
Langsam nickte Ragnar zu Alarichs Worten. "Du hast recht, wir sollten erst einmal davon ausgehen, daß sich sein Freiheitswunsch an Mogontiacum orientiert ... Anscheinend kommt sein Herr von dort, und so treu, wie er ihm ergeben ist, müssen wir damit rechnen, daß er seine Freiheit offiziell erwerben will." Nachdenklich fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, eher nochmals vor sich hin nickte. "Ich werde ihn so lang wie möglich hinhalten. Vielleicht gelingt es mir dabei ja, ein wenig hinter seine Beweggründe zu schauen. Solange er glaubt, weiterhin Macht über mich zu haben ... Ich muß sehen, wie er sich in nächster Zeit verhält. Machtbewußtsein kann einen manchmal unvorsichtig werden lassen, aber eben nicht jeden." Larcias Vater war damals unvorsichtig gewesen - aber Larcias Bruder nicht. Doch gerade daraus hatte Ragnar damals seine Lehre gezogen, niemals einen Mächtigeren zu unterschätzen. Vielleicht sogar zu sehr ... "Danke, Alarich", Ragnar warf dem Rich einen offenen Blick zu. "Du hast mir gerade Fehler an mir selbst aufgezeigt, die ich sonst wohl nie so wahrgenommen hätte. Und ich ... werde das mit Pharamond und Amalia persönlich klären, versprochen!"
Beiträge: 493 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
Alarich nickte und hielt seinen Blick scharf auf Ragnar gerichtet. "Keine Alleingänge mehr, Ragnar. Keine Heldentaten. Besprich Dich mit Deinem Bruder, berichtet mir regelmäßig, was Raban so treibt. Laßt ihn nicht aus den Augen. Er darf das Dorf nicht verlassen. Hast Du das verstanden?" Der Rich mußte sichergehen, daß Ragnar die große Verantwortung begriffen hatte. Daß er verstand, daß seine Alleingänge das Dorf nur gefährdeten. "Im allergrößten Notfall werden wir ihn töten. Es gibt nicht den geringsten Grund für Dich, ihn zu fürchten. Er hat jeden Grund, uns zu fürchten. Und nun geh zu Deiner Familie und sprich mit Deinen Geschwistern."
Beiträge: 1156 Mitglied seit: 13.12.2008 IP-Adresse: gespeichert
Ragnar preßte betreten die Lippen aufeinander, nickte jedoch ernst. "Ich werd Pharamond bitten, daß er auch ein Auge auf Raban wirft. Und ich hoffe ehrlich ... daß es nicht zum äußersten Notfall kommen wird. Es ist ohnehin schon zuviel Blut vergossen worden in der Sache. Aber das ist dann wohl die Entscheidung eines Things, so wie Pharamond schon gesagt hat." Er nickte wieder, mehr zu sich selbst und unterdrückte ein Seufzen. "In Ordnung, ich werde mit Pharamond und auch mit Amalia reden, sobald sie Zeit haben. Am besten noch heute." Ragnar erhob sich vom Stuhl und nickte dem Rich dankbar zu. "Danke für deine Zeit, Alarich, und auch ... für deine Anregungen." Er sah ihm offen in die Augen. Manchmal wünschte er sich wirklich, auch so mit Pharamond reden zu können, aber da mußte er wohl selbst auch offener auf seinen Bruder zugehen. Ja, vielleicht konnte er sogar noch anderes aus dieser vertrackten Geschichte lernen. Schließlich waren Fehler ja dazu da, hatte seine Mutter früher immer gesagt ...