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| Der Mann aus Riesa hustete und hustete. Sein Hausarzt behandelte ihn auf Bronchitis. Schließlich stand fest: Er hat Keuchhusten.
Das ist in Sachsen eine meldepflichtige Krankheit. Amtsärztin Petra Albrecht ordnete eine Reihenuntersuchung von 60 Arbeitskollegen und Familienmitgliedern an. Ergebnis: 15 tragen den Erreger in sich. Sie erhalten jetzt ein Breitbandantibiotikum. Derzeit sind noch nicht alle Tests ausgewertet. Sollten weitere positive Befunde vorliegen, wird die Großuntersuchung unter den Mitarbeitern der Firma und den Angehörigen fortgesetzt. „Wir schließen weitere Fälle im Moment nicht aus“, sagte gestern die Sprecherin des Landkreises Meißen Kerstin Thöns. Die Krankheit ist nicht lebensgefährlich, kann aber bis zu vier Wochen oder noch länger dauern.
Mediziner zeigen sich von der Keuchhusten-Häufigkeit in Riesa überrascht. Der Coswiger Chefarzt Prof. Gert Höffken hält das Ansteckungsrisiko bei Erwachsenen für nicht sehr hoch, aber es steigt an.
Wieder mehr Fälle
Seit 1995 verzeichnet die Gesundheitsbehörde wieder mehr Keuchhustenfälle. Das hänge damit zusammen, dass keine Impfpflicht mehr besteht, so Kerstin Thöns. Bis 1990 gab es in den neuen Ländern wenig Erkrankungen. Viele Eltern kommen auch heute den Impfempfehlungen für ihre Kinder nach. Aber die Auffrischung im Erwachsenenalter alle zehn Jahre wird vernachlässigt. Die Landesuntersuchungsanstalt Sachsen meldet von 2006 auf 2007 mehr als eine Verdoppelung der Keuchhusten-Fälle im Freistaat. Die Zahl stieg von 512 auf 1222. Allerdings liegt diese Quote im Rahmen. Experten halten 165 Erkrankungen auf 100000 Einwohner noch für normal. Das würde für Sachsen sogar eine Zahl von 5000 Erkrankungen zulassen. Allerdings gibt es eine hohe Dunkelziffer. Keuchhusten wird oft nicht erkannt, mit Bronchitis verwechselt und er heilt auch ohne Behandlung nach einigen Wochen ab.
Alle zehn Jahre impfen
Auch das Riesaer Amt registrierte im Jahr 2006 zwölf Keuchhusten-Fälle, ein Jahr später schon 31 und in diesem Jahr bereits 26. Gegen Keuchhusten kann ab dem dritten Lebensmonat geimpft werden. Die Vorsorgemaßnahme sollte alle zehn Jahre wiederholt werden. Keuchhusten wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, ist vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich.
Leider, so Landkreissprecherin Thöns, ist die Riesaer Massenerkrankung mit einem größeren Problem verbunden, dem nachlassenden Impfinteresse der Erwachsenen. Es könnte die Wiederbelebung von als ausgestorben betrachteten Krankheitserregern, wie der Kinderlähmung, ermöglichen.
Mir Sachsen, mir sinn helle, das weeß de ganze Weld, un sinn mer maa nich helle, da hammer uns ferschdelld!
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