Gruppe: Administrator Rang: Supersachse/sächsin
Beiträge: 12313 Mitglied seit: 12.05.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Leipzig. Zu Ausschreitungen von Leipziger Linksautonomen ist es am Donnerstagabend im ehemaligen Stasi-Kinosaal des Museums an der Runden Ecke gekommen. Der Evangelische Arbeitskreis im CDU-Kreisverband Leipzig-Stadt hatte gemeinsam mit dem Bürgerkomitee zum Frühjahrsforum geladen. Gast war der Politikwissenschaftler Eckhard Jesse von der TU Chemnitz, der zum Thema: "Politischer Extremismus und seine Wahrnehmung in Deutschland - Die langen Schatten der Vergangenheit" sprach. Als Moderator fungierte der CDU-Landtagsabgeordnete und ehemalige sächsische Innenminister Heinz Eggert. Jesse wurde von Beginn seiner Ausführungen an immer wieder unterbrochen und niedergebrüllt. Angebote, mit den Anwesenden im Anschluss zu diskutieren, wurden ausgeschlagen. Schließlich ließ Leipzigs neuer Polizeipräsident Horst Wawrzynski, der ebenfalls anwesend war, in der aufgeladenen Atmosphäre mit Bereitschaftspolizei die Störer entfernen. Eine "Initiative gegen jeden Extremismusbegriff" erklärte am Abend: "80 Menschen protestierten heute vor und in der Runden Ecke vehement gegen den Extremismusforscher Eckhard Jesse". Jesse erläuterte im Anschluss seine Ansichten zum Extremismus in der Gesellschaft und vertrat unter anderem die These, dass Rechts- und Linksextremismus die beiden Enden eines Hufeisens seien, die sowohl entfernt als auch einander nahe seien. Jesse erklärte gleichzeitig: "Es ist schlimm in einer Gesellschaft ohne Extremismus zu leben." Dies bedeute nämlich Intoleranz. Verbote von Parteien würden nicht weiterhelfen. "Es darf keine Freiheit zur Abschaffung der Freiheit geben." Aufgrund der Geschichte werde allerdings in Deutschland der Rechtsextremismus dramatisiert und der Linksradikalismus bagatellisiert. Mit Blick auf die linksautonome Szene sagte Jesse, diese sei weit von der studentischen Bewegung der 68-er entfernt. "Damals wurde noch diskutiert. Heute ist die autonome Szene intellektuell nicht mehr in der Lage, auf Argumente einzugehen."
Das Bürgerkomitee erklärte im Anschluss an die Veranstaltung seine tiefe Bestürzung über die Vorfälle. Man sei sehr betroffen, hieß es. CDU-Kreisvorsitzender Hermann Winkler hatte bereits im Vorfeld der Veranstaltung gefordert, die Stadt Leipzig möge einen Extremismusbericht analog des Verfassungsberichts vorlegen, der sowohl rechts- als auch linksradikale Tendenzen einbeziehe.
Roland Herold, Leipziger Volkszeitung vom 16. Mai 2008
Mir Sachsen, mir sinn helle, das weeß de ganze Weld, un sinn mer maa nich helle, da hammer uns ferschdelld!
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