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Eckig, praktisch, eintönig - mit einer herkömmlichen Sanierung und ein bisschen Farbe ist dem Charme eines Plattenbaus schwer beizukommen. Für die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt, Inhaberin von 3600 Wohnungen im riesigen Plattenbauviertel Leipzig-Grünau, ist dies Anlass für ein ungewöhnliches Projekt gewesen. In einem Jahr Bauzeit verwandelte sie zwei unsanierte Sechsgeschosser in Terrassenhäuser. Die beiden oberen Etagen wurden abgerissen, zudem Teile der vierten Etagen herausgebrochen. Dort entstanden bis zu 80 Quadratmeter große Dachterrassen. Am Montag wurde das drei-Millionen-Euro-Projekt offiziell übergeben.
Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU)sprach den Verantwortlichen ein „Kompliment“ aus, „für das, was Sie hier gewagt haben“. Trotz aller Probleme, die Grünaus Image in der Vergangenheit arg lädiert haben, habe der Standort Potenzial. Buttolo meinte sogar, es gebe „Idealvoraussetzungen auch für junge Familien“. Kindergarten und Schulen sind um die Ecke. Zudem, meinte der Innenminister, trage der sogenannte Teil-Rückbau „dem demografischen Wandel Rechnung“. Von ehemals 100 Wohnungen blieben 58 übrig. Zu haben ist derzeit keine mehr.
Die moderne, architektonisch anspruchsvolle Sanierung ist nicht das erste Projekt dieser Art in Sachsen. Laut Axel Viehweger, Präsident des Verbandes der sächsischen Wohnungsgenossenschaften, wurden vergleichbare Vorhaben - zum Beispiel in Dresden - aber letztlich zu teuer für die Mieter. Auch in Leipzig klettern die Kaltmieten kräftig:von 3,10 Euro vor der Sanierung auf 5,40 bis 6,40 Euro. Die Genossenschaft baute jedoch eine Pelletheizung ein und eine Anlage zur Wärmerückgewinnung, so dass sich die Heiz- und Warmwasserkosten halbieren.
„Diese Beispiele brauchen wir mehr“, sagte Viehweger, „gerade auch im Hinblick auf den Stadtumbau Ost.“ Um die Leerstandsprobleme in den Griff zu bekommen, müssten in Ostdeutschland in den nächsten Jahren hunderttausende Wohnungen abgerissen werden. „In Zukunft werden wir aber zu Objekten kommen, auf denen Darlehen drauf sind, wo also schon etwas saniert wurde.“ Diese Häuser könnten nicht so einfach abgerissen werden. Ein Teil-Rückbau - wie jetzt in Grünau - müsse stärker als bisher gefördert werden, sagte Viehweger an die Adresse des Innenministers.
Die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt hat ihr Projekt nach Angaben des Geschäftsführers Rainer Löhnert zur Hälfte aus Eigenmitteln finanziert. Der Rest kam als Kredit von den Banken. Für Kontakt hätten Leerstandsprobleme - 14 Prozent sind es in Grünau - zwar eine Rolle gespielt, aber nicht unbedingt im Vordergrund gestanden. „Wir wollen dieses sehr gute Wohngebiet aufwerten“, betonte Löhnert. „Wir hoffen, dass das Negativ-Image, was von außen noch immer deklariert wird, irgendwann ganz vergessen sein wird.“
Die Genossenschaft hegt deswegen schon weitere Pläne. Ein benachbarter Block mit 150 Wohnungen soll in gleicher Manier umgebaut werden. 78 Wohnungen sollen dabei abgerissen werden. Bei den Bewohnern kommt das Konzept gut an. Kinder aus der Nachbarschaft antworteten auf die Frage, was ihnen an den Terrassenhäusern besonders gut gefalle: „Der Balkon.“ - „Die Terrasse.“ - „Das ganze Haus!“.
(dpa)
Mir Sachsen, mir sinn helle, das weeß de ganze Weld, un sinn mer maa nich helle, da hammer uns ferschdelld!
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