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Forum Übersicht » Feste/Festtage » Weihnachten » Weihnachtsgeschichten
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Weihnachtsgeschichten
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Eine Weihnachtsgeschichte um das Jahr 1900

>>Aus der Chronik von Hermann Schnitzler<<


Weil wir grad Weihnachten feiern, möchte ich etwas von Weihnachten aus meiner Jugendzeit erzählen, aus der viel gerühmten guten alten Zeit. Um das Jahr 1900.

Ich war gerade 10 Jahre alt. Im ganzen Dorf gab es nur einen Weihnachtsbaum. Aufgebaut von Franze Madelen, Magdalena Breuer, Ehefrau von dem Bäcker Franz Breuer. Wohnte im Mellerweg, jetzt bewohnt von Peter und Josef Bünnagel. Sie hatten einen Sohn, auch Bäcker, Reiner Breuer, genannt Franze Neeres. Er war damals vielleicht 25-30 Jahre alt.

Die genannte Frau Breuer baute und schmückte einen Weihnachtsbaum für die Kinder des Dorfes. Nachmittags nach der Andacht ging es scharenweise nach Franze zum Weihnachtsbaum. Der alte Breuer saß neben dem Baum. Wie funkelten die Kinderaugen. Auch eine kleine Krippe war dabei. Wenn das Zimmer voll war, wurde die Tür zugemacht. Die Anderen mussten warten. Dann wurden die Kerzen angezündet und wir mussten singen. Nachdem wir einige Lieder gesungen hatten, kam Franze Tant (Madelen) mit einer großen Rees ( ein genannter halber Korb) mit Plätzchen. Jeder erhielt eins. Dieselben waren handgroß und mit Zucker bestreut, schmeckten vorzüglich, uns jedenfalls besser wie heute den meisten Kindern Printen und Spekulatius, was man damals nicht kannte. Dann mussten wir gehen, um einer anderen Schar Platz zu machen. So ging es an beiden Weihnachtstagen.

Am Drei-Königstag ging es noch einmal zu Franze. Dann wurde nochmals gesungen und Madelen plünderte den Baum und jedes Kind erhielt noch etwas. Wo findest man heute noch so was? Manchmal lag Schnee, auch mal Regenwetter. Wo über 100 Kinder an einem Tag in Zimmer oder Stube waren, braucht man nicht zu fragen, wie es da aussah. Die Familie Breuer war auch bestimmt nicht mit Glücksgütern übersät. Frohe Kinderaugen waren ihr mehr, als das Unangenehme wert, wie ich es mir später gedacht habe.

Bescherung zu Hause war nicht viel. Ein Apfel, einige Nüsse und ein paar Karamellen. Am Nikolausabend gab es etwas mehr. Doch einige Jahre danach kam der Weihnachtsbaum mehr auf, auch in unserem Dorf. Heute ist er in jeder Familie, ob arm oder reich, zu Haus. Nur weiß ich nicht, ob die Kinder mit all ihren Geschenken heute glücklicher sind, als wir es waren vor 70 Jahren.


Hermann Schnitzler

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08.11.2008 00:58:46   
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Die biblische Weihnachtsgeschichte


Eines Tages überlegte sich der damalige Herrscher über das römische Reich - Kaiser Augustus - dass er alle Menschen zählen lassen will, die in seinem Reich leben. So könnte er ja auch viel besser ausrechnen, wie viele Steuern er von den Menschen verlangen kann und wie reich er dadurch wird.

Nun befahl er aus diesem Grunde eine Volkszählung. Dazu mussten alle Menschen in die Stadt wandern, in der sie geboren wurden und sich in lange Listen eintragen lassen.

Auch Josef sollte an dieser Zählung teilnehmen. Da er der Sohn von David war und in Bethlehem geboren wurde, hatte er einen langen Weg vor sich. Es war zu dieser Zeit so, dass man sich nicht wie heute einfach in ein Auto setzt und hinfährt. Josef musste den weiten Weg zu Fuß gehen. Seine Reise führte von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa.

Auch Josefs Frau - Maria - musste sich auf diese Reise begeben. Für sie war es ein anstrengender Weg, denn sie erwartete ein Kind.

Damit sie den weiten Weg gut übersteht, ritt Maria auf einem Esel und Josef führte den Esel nach Bethlehem. Als Josef und Maria in die Nähe der Stadt Bethlehem kamen, sahen sie viele Menschen auf die Stadt zuwandern.
Es war spät, als sie in Bethlehem eintraten. Nun mussten sie einen Platz zum Übernachten finden, damit sich vor allem Maria auch gut von der anstrengenden Reise erholen konnte. Doch nirgends war eine Unterkunft zu finden. Alles war überfüllt und in den Herbergen war kein Bett mehr frei.

Auf ihrer Suche kamen Josef und Maria an einem Wohnhaus vorbei. Ein Mann stand an der Tür und sah die Beiden. Er erkannte auch, dass Maria schwach und müde war. In seinem Haus war aber auch kein Bett mehr frei, da er schon vielen Menschen einen Platz zur Verfügung gestellt hatte. Aber er bot Josef und Maria an, dass sie in dem Raum, der den Tieren Unterstand gab, übernachten können. Josef richtete für Maria ein Schlaflager her und sie erhielten etwas zu essen und Wasser, um sich zu waschen.

In dieser Nacht bekam Maria ihr Kind. Es war ein Sohn. Sie wickelte das Kind in Laken ein. Weil kein anderer Platz da war, legte sie das Kind in die Futterkrippe. Darin lag weiches Stroh, es war warm und ein geschützter Ort.

Draußen auf den Feldern standen die Hirten bei ihrem Vieh, um es zu bewachen. In diesem Moment erschien ein helles Licht und ein Engel Gottes sprach zu ihnen. Natürlich erschraken die Hirten, weil es mitten in der Nacht auf einmal so hell wurde, doch der Engel beruhigte sie.

Er sprach:" Fürchtet euch nicht! Seht, ich verkünde euch eine große Freude! Heut ist euch der Heiland geboren, auf den ihr lange gewartet habt. Es ist Christus, der Herr, in Bethlehem."
Der Engel erzählte, wie sie das Christuskind erkennen würden. Sie fänden es in einer Futterkrippe, in einem Stall liegend. Dann kamen noch viel mehr Engel. Alle besangen und lobten Gott.

Als alle Engel verschwunden waren und die Hirten über die Neuigkeiten nachdachten, beschlossen sie, sich selbst davon zu überzeugen, was der Engel kundgab. Sie gingen zur Stadt Bethlehem. Nach kurzer Suche fanden sie den Stall mit Maria, Josef und dem Kind in der Krippe.

Sie berichteten den Menschen, was ihnen der Engel vom Kind in der Krippe erzählt hatte. Alle wunderten sich über diese Erzählungen, aber Maria merkte sich jedes Wort, das sie hörte. Die Hirten gingen wieder zu ihren Feldern zurück und dankten Gott dafür, was sie erleben durften und dass alles genauso wirklich war, wie es der Engel erzählt hatte.




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15.12.2008 18:59:52   
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Die Heiligen Drei Könige

Mit den Heiligen Drei Königen sind die Weisen aus dem Morgenland gemeint, die den neu geborenen Jesus besuchten. Ihre Namen sind heute als Caspar, Melchior und Balthasar bekannt. Die Drei sahen am Himmel den Stern von Bethlehem und folgten seinem Licht, bis er sie zu der Futterkrippe führte, in welcher das Jesuskind lag. Sie brachten Jesus als Geschenk ihre Gaben:
Myrrhe, Gold und Weihrauch. Diese Gaben haben verschiedenen Bedeutungen:
Das Gold bedeutet den Schatz der Weisheit und Klugheit
im Handel.
Weihrauch steht für das Erbringen von Opfern und Beten zu Gott.
Die Myrrhe ist die Kraft, sich selbst zu beherrschen und nichts im Zorn zu tun.
Weil die Heiligen Drei Könige so einen weiten Weg zum Jesuskind unternahmen, wurden sie zu Schutzpatronen der Reisenden. Am 6. Januar wird ihrer jedes Jahr gedacht und an diesem Tag finden auch die drei Königsspiele statt.
Vor allem in katholischen Gegenden ist es Brauch, dass Kinder sich als die drei Könige verkleiden und als
" Sternsänger " von Haus zu Haus ziehen. Dort bitten sie um Gaben. Meistens wird dabei Geld gesammelt, welches für Hilfsprojekte der Kirchengemeinden verwendet wird.
Bevor die Sternsänger zum nächsten Haus weitergehen, segnen sie das Haus. Auf die Tür werden die Jahreszahl und Buchstaben geschrieben, sodass es z.B. so aussieht:
" 05 +C +M +B + 05" . Diese Segnung soll Böses vom Haus fernhalten.





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15.12.2008 19:35:21   
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Christ-Kindlein wird zur H.Weynacht-Zeit im Schnee gefunden


Thomas Cantipratanus schreibet, daß einest ein frommer Religios und Priester deß Ordens H.Bernardi gewiser Geschäfft halber auf einem Mayr-Hof geritten seye zu eben solcher Zeit, da die Geistliche und Weltliche Menschen sich pflegten zu bereiten auf die heilige Weyh-Nacht-Zeit, solche mit möglichster Andacht zu begehen. Nun ware damahls ein grimmige Kälten und ein gar tieffer Schnee. Als nun diser Geistliche seines Weegs also fort reiten thäte, sihet er an dem Weeg sitzen ein gar hold-seeliges Knäblein, aber vor Frost und Kälte schier erstarret, und am gantzen Leib zitterend, welches von allen Menschen verlassen ware, und deßthalben bitterlich weinte.
Der fromme Geistliche auß hertzlichem Mitleiden bewegt, steiget alsobald von dem Pferd, hebet das Knäblein auß dem Schnee auf, nimmet es unter seinen Mantel, solches zu erwärmen. Mein liebs Kind (sagt er), wie bist du hieher kommen? wo ist dein Vatter oder Mutter? warumb hat man dich also verlassen? das Knäblein mit starckem Wainen gibet Antwort:
Ach wehe, ach wehe, wie bin ich verlassen, da muß ich allein sitzen in der Kälte, und muß Hunger leiden, niemand will mich aufnehmen und ernähren.
Schweig, schweig, mein liebes Kind (sagte der Religios), ich will dich annemmen:
ich will dein Vatter und Mutter seyn, ich will dir schon zu essen geben, wolte also mit sambt dem Knäblein zu Pferd steigen, das Kind aber entwischt auß seinen Armen, und in einem Augenblick verschwindet es auß seinen Augen. Da erkennte erst der Gottseelige Mann, wer dises Knäblein müsse gewesen seyn, nemblich Jesus, der Sohn der unbefleckten Jungfrauen Mariae, der Heiland der Welt. Es erkannte auch diser fromme Geistliche, was der Sohn Gottes und Mariae mit diser Erscheinung und seinen Klagen hat wollen zuverstehen geben:
daß er nemblich zu diser verderbten Welt-Zeit von den undanckbaren Welt-Menschen eben so übel tractiret werde, gleichwie damahls, als er noch in dem gebenedyten Leib seiner Jungfräulichen Mutter ligend, von den groben Bethlemiteren ist verstossen worden in einen offnen und kalten Vich-Stall....

LEO WOLFF





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17.12.2009 22:20:00   
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Altem, längst erloschenem Volksglauben nach vermögen die Haustiere in der Weihnachtsnacht zu sprechen. Gern unterhalten sie sich darüber, wie sie von Menschen im Laufe des Jahres behandelt wurden. Aber auch die Zukunft liegt vor ihnen offen.

Im Molltale (Kärnten) lebte ein Bauer, der wollte gern wissen, ob es wahr sei, daß in der Christnacht die Rinder menschliche Sprache bekämen und miteinander die Schicksale der Hofgemeinschaft im kommenden Jahr beredeten. Er hatte gehört, daß sich Knechte in früherer Zeit oft während dieser Nacht auf Farnkraut in die Futtertröge der Stalltiere gelegt hätten, um ihr Gespräch zu belauschen.
Trockenes Farnkraut hatte der Bauer - er brauchte es zum Einstreuen -, und so ging er am Christabend in den Stall und legte sich auf seine Farnkrautstreu. Als er eintrat, erhoben sich die Tiere aus dem Lager. Um Mitternacht hörte er, wie der eine Ochse zum anderen sprach:" Im kommenden Jahr wird mich der Schinder vom Hause führen. Du bleibst da, doch am nächsten Christtage wird die Bäuerin dein Fleisch auf den Tisch stellen. Und daran wird der Knecht schuld sein, der uns füttert."
Da hatte der Bauer genug, stand auf und ging zur Tür. Aber als er am Türpfosten stand, hörte er den Ochsen weitersprechen:" Und den Holzstock, der dort an der Tür steht, den werden wir beide bald auf den Friedhof ziehen, und die Bäuerin wird den Knecht heiraten." Als der Lauscher inne ward, daß er damit selber gemeint sei, fiel er vor Schreck zu Boden, und am nächsten Morgen fand man ihn tot im Stalle. Auch alles andere, was das Tier vorhergesagt, traf ein.
Der erste Ochse verendete im Laufe des Jahres an einer Seuche: der Schinder schaffte ihn fort. Der andere wurde zur Christnacht geschlachtet; sein Fleisch kam als Festbraten auf den Tisch. Und der Knecht heiratete die verwitwete Bäuerin.



Friedrich Sieber
Volkskundler * 13. August 1893, Friedersdorf (Spree) Sachsen
gest. 21. März 1973, Dresden oder Eberswalde







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21.12.2009 09:55:32   
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Damals zur Weihnachtszeit...

Von Fichten, Moosen, Schnäpsen und Onkel Bruno sowie einer Katz im Weihnachtsberg

Wir wussten auch als Kinder schon, dass es sich bei unserem Christbaum meistens um eine Fichte handelte, die wir uns selbst am Heiligen Abend so gegen Mittag, wenn der Pöhlbergförster sein Schläfchen machte, mit dem Vater aus dem Wald schlugen.


Wie stolz waren die Eltern, als sie 1946 eine Bescheinigung vom Annaberger Brügermeister in den Händen hielten, die sie berechtigte, einen Weihnachtsbaum aus einem festgelegten Waldrevier zu holen. Marschall Shukow gab den Befehl aus und die sächsische Landesregierung hatte sich darum zu kümmern, dass die Familien mit Kindern Weihnachten unter einem Christbaum feiern konnten.

Ein solcher Baum kostete damals zwischen 50 Pfennigen und 3 Mark und mußte mit Zweigen in zu Haus vorgebohrten Löchern nachgebessert werden.

Der russische Militärkommandant von Annaberg erweiterte diesen Befehl und ordnete den damaligen Landrat Felisch an, auf jedem Marktplatz der Erzgebirgsorte einen Weihnachtsbaum mit Beleuchtung aufzustellen, unter dem dann am Heiligen Abend Weihnachtslieder von den örtlichen Chören und Singegruppen gesungen werden durften.

Später dann, als die Christbäume auf verschiedenen Plätzen in den Städten und Dörfern des Erzgebirges verkauft wurden, schleppten wir immer eine gutgewachsene Fichte nach Hause.

Kiefern, die man auf solchen "Christbaammärkten" auch anbot, entsprachen nicht so recht unseren Vorstellungen von einem echten Weihnachtsbaum, und die paar Tannen, die es ab und an gab, waren uns schon damals zu teuer.

So sangen wir also alljährlich nach dem "Neinerlaa" und vor der Bescherung unsere Weihnachts-Fichte mit einem kräftigen "O, Tannenbaum " an.

Heute nun, wo ein vielseitiges Angebot an Christbäumen die Nachfrage bei weitem übersteigt und so manche Renter, Vorruheständler oder Arbeitslosenhaushalte die sagenhaften Preise oftmals nicht mehr bezahlen können, heute also geht man wieder am Heiligen Abend , oder an den Tagen davor, häufiger in den Wald, um sich dort selbst zu bedienen. Andere kaufen sich ihren Baum schon im Sommer, im Warenhaus. Gut in einem Karton verpackt wird der pflegeleichte Plastikbaum dann alljährlich zur Weihnachtszeit - leider auch schon in einigen erzgebirgischen Stuben - aufgeklappt und mit einem Fichtennadel-Duft-Spray behandelt. Dann breitet sich über die Nußknacker und Räuchermänner Made in China ein Aroma aus, das stark an eine Mischung von früherer Erzhammer-Toilette und dem obligatorischen Fichtenzweiglein am Rockaufschlag unseres Erzgebirgsoriginals, den Schramm Arthur, erinnert.

Wie gut, dass dieses wesensfremde Verhalten nur vereinzelt anzutreffen ist und immer mehr Erzgebirger sich wieder auf die Traditionen ihrer Vorfahren besinnen.

Dort haben die echten Christbäume aus dem Erzgebirgswald, - die Pyramiden, Engel, Bergmänner, Räuchermänneln, Schwibbögen und Lichterspinnen von geschickten Händen aus den Hölzern unserer Heimat hergestellt - , ihren festen Platz schon von alters her. Übrigens ist es grund falsch, keine echten Weihnachtsbäume zu kaufen. Genau das schadet nämlich unserem Wald, worauf das sächsische Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten alljährlich - mit zunehmenden Erfolg - hinweist.

Unsere heimischen Fichtenwälder haben aber neben de Schwamme und Harz und Zapfen und Beeren und Festtagsbraten auch noch einen Artikel im Angebot, der in früheren Zeiten vielleicht noch mehr gebraucht wurde als heutzutage. Kein erzgebirgischer Weihnachtsberg kam ohne das Wald-Moos aus. Ich erinner mich an eine Begebenheit, wie sie sich in den 50er Jahren bei uns daheim in Annaberg zu Weihnachten zutrug:

Anfang Dezember wars. Noch lag zwar kein Schnee, aber die Tage waren schon empfindlich kalt. Wie in so vielen erzgebirgischen Guten Stuben, wurde auch bei uns daheim alljährlich die "Weihnachtseck" hergerichtet. Das Brett für den traditionellen Weihnachtsberg war schon vom Oberboden des alten Hauses geholt worden. Dort, wo unsere Grippenfiguren und das andere "Weihnachtszeig" - die Pyramide, die zahlreichen Nußknacker und Räuchermänner, Engel und Bergmann und der Christbaumschmuck - ihren jährlichen Sommerschlaf hielten, sollen um 1510 die Kräuter der ersten Annaberger Apotheke getrocknet worden sein.

Der Königliche Medicinalrat, Dr.Harms von Spreckel, meint in seinen Aufzeichnungen zur Geschichte der Annaberger Löwen-Apotheke dazu 1930 : "Die Lage dieses Hauses konnte bisher nicht völlig sicher bestimmt werden. Nach der einen Deutung war es das früher Große Kirchgasse Nr. 12, jetzt Mittelgasse Nr. 2, gelegene Gebäude des Hutmachers Schmidt." Jedenfalls hat dieses Haus, in dem ich meine Kindheit verbrachte, zwei Böden. Denkbar wäre es schon mit der einstmaligen Apotheke. Durch die Luft, die hier oben auf dem Iberbuudn, dem zweiten Boden ständig zirkulierte, war aber auch unser so dringend benötigtes Moos vom Vorjahr "furztrocken" , wie sich mein Papa auszudrücken pflegte, und zudem noch recht unansehnlich geworden.

Der Vater zog sich als flugs seine dicke Winterjoppe an, verpaßte mir Mantel, Stiefel, Schal und Handschuhe und ab ging es mit straffen Schritten hinaus aus dem Haus mit dem Metall-Zylinder an der Wand, - dem Pöhlberg zu. Dort kannten wir von all den Jahren zuvor die wunderbarsten Moos-Stellen in den hohen Fichtenwäldern.

Herrlich grünes Gebirgsmoos, leicht feucht und würzig duftend, mit Fichtennadeln bestreut und ab und an mit einem Fichtenzapfen geschmückt. Der Spankorb war bald bis zum Rande gefüllt und die einbrechende Dunkelheit hätte uns sowieso am Weitersammeln gehindert. Der Heimweg führte denn an der alten Försterei vorbei, ein Stück dem Flößgraben entlang, um schließlich am St.Anna-Heim - in dem wir oft in diesen Tagen mit dem Kindertheater Weihnachtsmärchen probten - in die Parkstraße einzuschwenken. Als wir an der Annenkirche angekommen waren, sahen wir schräg gegenüber, in Richtung Scherbank, die freundlich-lockenden Lichter der wegen seiner Böhmischen Knödel weit über Annaberg hinaus bekannten Schänke " Zum Schwan " blinken. Der Weg, den wir zum Pöhlberg rauf und wieder runter zurück gelegt hatten, war doch recht anstrengend. Mein Vater gönnte sich sicher die größte Freude selbst, indem er mir die Ermattung ansah und für Linderung im "Schwan" sorgte. Das Bier kostete damals nur ein paar Pfennige. Es wurde entweder in Holzfässern oder in den beliebten Schnappverschluß-Flaschen von der Fiedler-Brauerei geliefert. Ich kann behaupten, dass es ein sehr schmackhaftes Bier war. Wenn ich damals als kleiner Gung nur den Schaum vom Glas saugen durfte, so hab ich mich doch dann in späteren Jahren intensiver mit dieser und anderen Sorten aus erzgebirgischen Brauereien befassen und den Wohlgeschmack unseres heimischen Bieres verinnerlichen können.

Doch zurück zum Moos aus dem Fichtenwald. Nach den Erklärungen an die Mutter wegen der späten Heimkehr und der dafür vorgetragenen stichhaltigen Argumente, die alle mit dem bekannten Mutter-Stöhnen quittiert wurden, konnte das Moos zur allgemeinen Bewunderung ausgepackt und zum Trocknen auf den lauwarmen Kachelofen geschichtet werden.

Ein Tag vor dem Heiligen Abend: Das Moos hatte die notwendige Trockenheit erreicht und die alljährliche Prozedur konnte beginnen. Mit allergrößter Sorgfalt wurden die Moosstücke über den vorderen Teil des Brettes verteilt, das den Weihnachtsberg tragen sollte. In die Mitte kam zunächst zusammengeknülltes Zeitungspapier, um es dann mit dem duftig-grünen Waldboten zu einem Berg zu formen. Um das Ganze kam ein Gartenzaun, dessen Latten-Spitzen mit Goldbronze nachgebessert wurden. Nun war der Höhepunkt erreicht: Die ersten Massefiguren - kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beim Annaberger Mannl-Lahl erstanden - ,entstiegen ihren Schachteln, um auf dem Berg trapiert zu werden. Mit einem unnachahmlichen Gefühl setzten die kräftigen Schuhmacherhände meines Vaters die zierlichen Hirten, die Schafe und Kamele sowie den zarten Engel der Verkündigung an ihre angestammten Plätze um die Geburt des winzig-kleinen Kindes in der Krippe herum. Und da stand er dann selbst, der Namenspatron meines Vaters - Josef der Arbeiter. Neben ihm sein blaugewandetes und seltsam verzückt dreinblickendes Weib - Maria. Die Frau meines Vaters, meine Mutter Magdalena, stand derweil gerührt mit dem jüngeren Bruder Reinhard auf der Zimmerschwelle, um von dort aus das feierliche Geschehen in der Guten Stube andächtig zu verfolgen. Selbstverständlich nabelte dabei auch das Raachermann'l Schwaden gut abgelagerter, warzer Räucherkerzchen aus Crottendorf in die weihnachtliche Atmosphäre. Erzgebirgische Weihnachtslieder erklangen aus einem kleinen Kriegsradio und zum Schnappverschluß-Bier aus Harnischs-Brauerei wurde ab und an von den Eltern ein selbstgemachter, recht scharfer Kräuterschnaps genippt.

Nun also noch schnell das Papp-Kirchlein oben auf den Berg gestellt. Niemand störte sich daran, dass es ein evangelisches im ansonst katholischen Hausstand war. Die Wege durch die Landschaft hin zum Gotteshaus wurden mit dem bewährten Scheuersand ATA markiert. Fertig war nunmehr das Prachtstück für die festliche Eröffnung am Heiligen Abend. Am Heiligen Morgen aber kam - wie in jedem Jahr so um die elfte Stunde - unser Onkel Bruno zum Weihnachtsbesuch, bzw. zur traditionellen Kräuterschnapsverkostung. Er war ein weitgereister Kaufmann und Drogist aus Annaberg, der mit seinen Olitäten etwas über das Erzgebirge hinaus einen bescheidenen Handel trieb. Es muß nach dem dritten oder vierten Glas dieser sagenhaften Kräutermedizin gewesen sein, als es meinem Vater einfiel - entgegen aller weihnachtlichen Maßregeln und familiären Traditionen - dem gutgelaunten Onkel Bruno unseren Weihnachtsberg vorzustellen.

Fortsetzung folgt....



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Mit einer von ihm ungwohnt großen und stolzen Geste öffnete er fast feierlich die Tür zum Zimmer, in dem der Weihnachtsberg stand. Der Onkel ging, - nein, er schritt auf unser zeitweiliges Familienheiligtum gemessen zu, um alles begutachtend in Augenschein zu nehmen. Doch plötzlich ein Aufschrei im höchsten Männer-Diskant. Ein Ton, den bisher vermutlich noch niemand vom Kirchenchor-Sänger Bruno in dieser Höhe und Lautstärke vernommen hatte. Mit theatralischem Entsetzen sprang er aus dem Zimmer zurück, ließ sich schwer in seinen Kräuter-Schnaps-Sessel fallen und beklagte sich von dort aus mit hochdramatischen Ton und mit dunkelrot angelaufenem Kopf bei uns über die schamlose Entweihung der heiligen Stätte. Was war geschehen? Unsere Katze namens Muschi (so konnten damals solche Mäusfänger noch bedenkenlos genannt werden) war es, die solcherart Entsetzen ausgelöst hatte. Sie war, von allen unbemerkt, in das besagte Zimmer geschlichen, ist auf den Weihnachtsberg gesprungen, einem Hirten und dem Heiligen Josef Ohrfeigen verpaßt, um sich schließlich genüsslich in der Nähe von Ochs und Esel auf dem duftenden Moos niederzulassen und dem Weihnachtstag entgegenzuschnurren.

Das Entsetzen über den derart zugerichteten Weihnachtsberg war bei allen Beteiligten groß. Nach einem kräftigen Schluck vom Knoblich-Schnabs fand auch Onkel Bruno die weihnachtliche Fassung wieder und mein Vater zederte nur noch im tiefsten Bass : "Alles fer de Katz ! Alles fer de Katz! "

Nun, es war nicht alles für die Katz, wie wir heute wissen. In der Erinnerung wird zwar vieles verklärt und die schweren Tage und häßlichen Stunden werden klein und winzig, bis sie eines Tages vollends in Vergessenheit geraten. Die Eindrücke aber, die der Fichtenwald mit seinen Moosflächen seinen Schwammen, Beeren, Zapfen und seinem Duft aus der Kindheit hinterlassen hat, sind noch heute "Tankstellen" für eine manchmal triste Gegenwart und ungewisse Zukunft.

Denn auch diese Schönheiten der heimatlichen Natur sind in Gefahr, wenn wir weiter so mit unserer Umwelt Schindluder treiben, wie dies leider allerorten auch in unserer Heimat zu beobachten ist.

" Bei uns wird geklagt, dass die vielen unnützigen Reklamesendungen alles Übrige verstopfen. Auch das lege ich denen zu Lasten, die mit dem Papier wie Wahnwitzige hausen. Denkt die aufgeblasene Marktwirtschaft nicht an die Bäume, die zusätzlich sterben müssen ? Ich fasse jedes leere Blatt andächtiger denn je an, und sehe den gestorbenen Baum vor mir . . . ! " schreibt Martha Weber aus Wiesa in ihren "Briefzelen" im vergangenen Jahrhundert.

Wenn sich Heimatliebe nicht mit Naturliebe im aktiven Sinne verbindet, werden eines Tages auch die Erzgebirgs-Fichten und das duftende Wald-Moos für unsere Nachfahren nur noch sagenhafte Gestalten aus fernen Zeiten sein.

Was aber wäre ein erzgebirgisches Weihnachten ohne den Duft der echten Fichten aus unseren Wäldern ? Ersparen wir unseren Kindeskindern den massenhaften Anblick des künstlichen Weihnachtsbaumes aus dem Super-Markt, mit dem Fichten-Duft aus der Spraydose. Ersparen wir uns und ihnen künstliche Weihnachten, wenigstens hier oben bei uns - im weitbekannten Weihnachtsland.



Gotthard Schicker








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Weihnachten bei Hoppenstedts




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Die Weihnachtsgeschichte, vorgelesen von Böttcher & Fischer:


http://www.boefiblog.de/wp-content/uploads/2010/12/weihnachtsgeschichte_-_do_161220101.mp3





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27.12.2010 05:40:45   
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Die Fahrt zum Christkind von Julius Lohmeyer



Die Fahrt zum Christkind :
ein Weihnachts-Märchenbuch für deutsche Kinder - Glogau : Hemming, [1889]

mit Bildern von Mohn
Victor Paul Mohn
(Sachse -Illustrator
* 17.11.1842 Meißen
† 17.(18.)2.1911 Berlin)

Hier klicken um das Buch mit den Bildern anzusehen und es zu lesen!


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" Wemmr ä Baar Laadschn hadd,
unn der eene is weck,
unn mr hadd bloß den andrn ...
da nudzn een alle beede nischd.



."Liebe dich selber, dann können dich die Anderen gern haben!
23.12.2012 15:04:41   
clintons9fehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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