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Forum Übersicht » OnlineSEXsucht .... Wir suchen Hilfe und gegenseitigen Austausch » OnlineSEXsucht » Mein Leben als Online-Sexsüchtiger Teil 1
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Mein Leben als Online-Sexsüchtiger Teil 1
Timmi27fehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Hallo zusammen,

mein Name ist Tim und ich bin 27 Jahre alt. Es ist das erste Mal, dass ich in einem Forum schreibe, also habt ein bisschen Nachsicht mit mir.

Der Grund, warum ich schreibe, ist Folgender: Ich habe seit Kurzem erkannt, dass ich Onlinesüchtig bin. Vielmehr Online-Sexsüchtig. Deswegen würde ich euch gerne meine Geschichte und alles, was dazugehört erzählen, und eure Meinung dazu hören.

Zuerst will ich etwas über mich erzählen, damit vielleicht klar wird, welche Beweggründe und Motive mich zu meiner Online-Sexsucht bewegt haben.

Ich bin eigentlich immer ein ziemlich introvertierter Typ gewesen, so eine Art Einzelgänger. Das heißt zwar nicht, dass ich keine sozialen Kontakte hatte oder nur ein Außenseiter in meinem Freundeskreis war. Nein, ich war eigentlich immer akzeptiert und wurde auch von allen Seiten gemocht. Mein Problem war nur, dass ich nie in der Lage war, wirkliche Gefühle zu zeigen. Gespräche mit Freunden drehten sich immer um Lappalien und Nebensächlichkeiten, sie haben nie meinen inneren Kern berührt.

Meine Gefühle, die mich innerlich berührten, hab ich seit meinem 13. Lebensjahr in Gedichten niedergeschrieben, aber im Prinzip nie wirklich ausgesprochen. So ging das ein paar Jahre...Ich schrieb mir in Gedichten meine Sorgen, Ängste, Sehnsüchte und Träume von der Seele und in meinem Freundeskreis war ich so eine Art Sonnyboy. Im Laufe dieser Zeit habe ich dann als Autor gelernt, mich in verschiedene Menschen hineinzuversetzen und auch verschiedene Rollen anzunehmen (was für meine Online-Sexsucht von großer Wichtigkeit war, aber dazu komme ich noch).

Das, was ich bisher erzählt habe, ging so etwa bis zu meinem 18. Lebensjahr. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch kein Internet. Auch Pornos, die ebenfalls mittlerweile ein Problem in meinem Leben darstellen, hatten bis dahin keine große Bedeutung für mich oder mein Leben. Es gab zwar auch früher Pornos in meinem Leben, aber ich würde mich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht als pornosüchtig beschreiben.

Das ganze Schlamassel ging im Prinzip los, als ich 18 war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich das erste Mal unsterblich in eine Frau verliebt. Diese Frau gab vor, auch in mich verliebt zu sein. Es war für mich ein ganz neues Gefühl, endlich Emotionen an mich ranlassen zu können und ich war wohl damals noch ziemlich naiv, was Liebe und all das anging. Jedenfalls lief es darauf hinaus, dass diese Frau mich nur benutzt und dann eiskalt abserviert hatte. Das hatte ein tiefes Loch in mein Herz gerissen. Ich war verzweifelt, saß weinend zu Hause, hatte sogar daran gedacht, mich umzubringen. Ich hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle, habe Drogen konsumiert und bin sogar durchs Abi geflogen. Die ganze Sache hat mich dermaßen fertig gemacht und ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mein Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Die Wahrheit jedoch ist, dass ich mein Leben seitdem nie wieder wirklich unter Kontrolle bekommen habe. Seitdem habe ich gekifft und ich bin auch mehrere Jahre keine Beziehung mehr eingegangen. Ich wollte einfach nie wieder so verletzt werden, wie es mir damals passiert ist. Ich war seitdem einfach nicht mehr in der Lage, Gefühle zuzulassen. Einfach aus Angst, verletzt zu werden. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf: Ich schrieb weiter Gedichte, später Romane, und isolierte mich gefühlsmäßig nach außen hin.

Seitdem ging es dann auch los, dass ich allein im Internet stöberte. Zuerst ging es damit los, dass ich verschiedene Pornobilder im Internet gesammelt habe. Doch das war mir dann irgendwann nicht mehr genug. Also versuchte ich bei Chats, mit Frauen Bilder auszutauschen. Da das als Mann nicht sonderlich einfach ist, habe ich mich sogar als Frau ausgegeben. Und es wurde immer schlimmer. Ich spielte sogar als Frau sogenannte Rollenspiele im Chat, ließ mir mit einer virtuellen Partnerin erotische Geschichten und Situationen einfallen und setzte diese dann improvisierend um. Für mich war das eine aufregende Sache, da ich ja als Autor ähnlich denke und mich in fiktive Personen und Situationen hineinversetzen muss.

Später habe ich mich dann eben auch auf richtigen Pornoseiten angemeldet, wo Pornosequenzen heruntergeladen werden konnten. Gegen Geld versteht sich. Ich habe auch auf Hurenforen gestöbert, mit dem Gedanken, mich mit einer der Huren zu treffen und Sex zu haben. Ich habe diese Huren sogar angemailt und ihnen geschrieben, wie toll ich sie finde und dass ich mich mit Ihnen treffen will.

Dazu kamen dann noch verschiedene Onlinebörsen, auf denen ich für viel Geld Pornos bestellt habe. Das Ganze ging eigentlich bis vor Kurzem so. Also fast 10 Jahre. Wobei die ersten Jahre noch vergleichsweise harmlos waren und die wirklich schlimme Phase in den letzten 3 bis 4 Jahren eingesetzt hat.

Bis zum Erbrechen habe ich all das getan, doch was habe ich damit bezwecken wollen? Darüber habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht. Ich habe es einfach getan. Das ich mich danach nicht sonderlich gut fühlte, besser gesagt schlecht fühlte, habe ich nie wirklich mit Symptomen einer Online-Sexsucht in Verbindung gebracht.

Heute denke ich, dass mich meine innere Einsamkeit, die mich seit Jahren begleitet, dazu verleitet hat, diesen Weg zu gehen. Es war der einfachste Weg für mich, das zu bekommen, wonach ich mich immer gesehnt hatte: Die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu bekommen. Das Internet und auch die Pornos, die ich mir über das Internet bestellt habe, sollten mir helfen, meiner Einsamkeit zu entkommen und mein Bedürfnis nach Liebe und der sexuellen Befriedigung zu erfüllen.

Das Internet war wie geschaffen für jemanden wie mich. Ich hatte die Möglichkeit, unbegrenzt und vor allem anonym all meine Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen. Ich war eine unbekannte Online-Persönlichkeit, nicht mehr als ein Name auf irgendeiner Seite. Ich brauchte keine Angst mehr zu haben, dass mich jemand verletzen könnte, dass jemand mit meinen Gefühlen spielen würde. Es kam beim Internetsex weder auf Innerlichkeiten noch auf Äußerlichkeiten an. Vorgeschichten oder Persönlichkeiten waren unwichtig. Ich brauchte mich auch nicht vor jemandem zu schämen oder Schuldgefühle zu haben, schließlich war ich doch anonym. Ich loggte mich ein, befriedigte meinen Trieb, loggte mich wieder aus und niemand sollte jemals davon erfahren.

Ich lebte mit meinen Gefühlen völlig isoliert, in einer Scheinwelt. Mit Realität hatte das alles nichts mehr zu tun.

Wenn ich mir heute durch den Kopf gehen lasse, was ich alles gemacht habe, kann ich es selbst kaum glauben. Aber genau das ist die Gefahr dabei und genau das ist es, was ich jetzt erkannt habe.

Ich habe mir natürlich oftmals eingeredet, dass ich damit aufhören müsste oder dass es das letzte Mal gewesen wäre. Aber da ich mich weiterhin in der ganzen Zeit allein fühlte, hat mich diese ganze Sache nicht mehr losgelassen. Es war wie ein innerer Zwang, der mich dazu gedrängt hat, einfach weiterzumachen.

Was noch hinzukommt, was leider Gottes die Macht der Gewohnheit. Irgendwann war ich es einfach nicht mehr gewohnt, anders zu handeln. Mittlerweile weiß ich aber auch, dass auch die Macht der Gewohnheit nur eine fadenscheinige Ausrede ist, die mein Handeln rechtfertigen sollte. Denn auch schlechte Gewohnheiten kann ich ablegen.

Es hat schon in gewisser Hinsicht mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun. Mein reales Ich hasste, was ich tat. Es lehnte diese Art von Befriedigung ab, verabscheute es sogar. Aber es gab eben noch ein anderes Ich, ich nenne es mal mein virtuelles Ich. Das Ich, dass darauf aus war, all meine Bedürfnisse zu befriedigen. Das Ich, welches mich fast zwanghaft dazu gedrängt hat, dass Internet für meine seelische bzw. sexuelle Befriedigung zu benutzen.

Wer das Modell der Instanzen von Sigmund Freud kennt, der weiß wovon ich rede. Mein reales Ich war das, was Freud als „Über-Ich“ bezeichnet. Immer mit den Normen und Werten der Gesellschaft konform. Mein virtuelles Ich, was Freud als „Es“ bezeichnet, spielte sich in meinem Unterbewusstsein ab und war nur darauf aus, meine Wünsche und Triebe zu befriedigen. Und beide, sowohl das „Über-Ich“ als auch das „Es“, kämpften um mein wahres Ich und ließen mich immer wieder hin- und hergerissen sein. Ich glaube, das ist es, warum ich mich nach meinen Internetausflügen immer so schlecht gefühlt habe.

So ging das also über Jahre hinweg und ich dachte, ich würde ganz gut damit fahren. Ich habe auch vor gut zwei Jahren die Frau meines Lebens kennen gelernt und war sehr glücklich mit ihr. Mein virtuelles Ich habe ich natürlich vor ihr geheim gehalten. Besser gesagt, mir ist nie in den Sinn gekommen, ihr etwas von alldem zu erzählen.

Die Beziehung lief also so, dass ich wesentliche Teile meines Ichs und die Bedürfnisse, die mich verfolgten, vor meiner Freundin versteckt habe und dadurch ein falsches Spiel gespielt habe. Ich habe ihr wesentliche Züge meines Ichs verheimlicht und damit ihr Vertrauen missbraucht.

Etwa ein Jahr lang habe ich vor ihr diese wesentlichen Züge meines Ichs verborgen. Bis sie dann Bilder und E-Mails, Nachrichtenverläufe usw. auf meinem Computer entdeckt und mich zur Rede gestellt hat. Obwohl sie alles entdeckt hatte und ich eigentlich in Allem entlarvt wurde, habe ich nicht zugegeben, dass ich ein Problem habe. Ich habe versucht, meine Online-Sexsucht zu vertuschen, obwohl sie eigentlich offensichtlich war.

Das lag zum Einen daran, dass ich mein Problem zu diesem Zeitpunkt selbst nicht wahrhaben wollte und zum Anderen, dass ich Angst hatte, wieder den Menschen zu verlieren, den ich liebe...Angst hatte, wieder allein zu sein.


bearbeitet von gabriele_farke am 07.12.2006 07:48:06
06.12.2006 23:36:40  
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