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Beiträge: 188 Mitglied seit: 29.11.2006 IP-Adresse: gespeichert
| Die richtige Betrachtung einer Sache oder eines Umstandes setzt den richtigen "Blick" voraus. Dazu gehört u.a. ein Betrachten von "allen Seiten".
PC Spiele, die Beschäftigung mit dem Computer, Online Rollenspiele - was hat all dies gemeinsam ?
Um auch mal einen positiven Aspekt einzubringen, sollte man erwähnen, das der PC die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, zur Entwicklung, zur Auseinandersetzung mit Wünschen und Fantasien bietet.
Natürlich kann dieses "Werkzeug" nicht das reale Leben ersetzen. Ich finde es aber zu einseitig, den PC oder auch Spiele oder auch Online RPGs ausschließlich als Gefahr darzustellen.
Zu meiner Geschichte - seit meinem 13. Lebensjahr bin ich glücklicher Besitzer eines Computers- und habe bereits in diesem Alter fröhlich Rollenspiel gespielt ( damals Ultima V auf dem C64, natürlich offline ).
Über Amiga und dann PC kam ich dann mit so allerlei Spielen in Berührung, in der Regel am meisten mit Shootern und Rollenspielen.
War es am Anfang oft ein Event noch mit Freunden ( vor den Zeiten des Internets ), so entwickelte es sich zusehends zu einem "Alleinspielen" mit "dem" Internet. Wobei ich relativieren muss, das ich Everquest 2 ( ähnlich wie WOW, komplexer, kleinerer Fankreis ) immer mit Freundinnen spielte ( es waren 2, die durch mich zu Everquest kamen ).
Zwischen Studium und Arbeitsaufnahme spielte ich EQ 2 bis zu 16 Stunden am Tag, keine Zeit mehr zu Essen, und ich gehörte sogar zu den paar "Verrückten", die morgens um 6 Uhr noch beim täglichen Server Down auf das Server-wieder-betreten-können mit ein paar anderen Verrückten wartete. Damals fragte ich mich auch schon : "Gehts noch? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Kannst du nicht jetzt wenigstens schlafen gehen ? Was machst du denn, wenn Sony deinen Account mal sperrt ? Und vor allem, was macht deine Freundin überhaupt nebenan ? ( Die spielte auch EQ2, aber nicht mit mir ;-) )
Zu diesem Zeitpunkt merkte ich, das das Spiel zuviel Relevanz über mein Leben gewonnen hatte. Allein der Klang vertrauter Zonen konnte Glücksgefühle auslösen ( wie das gekillt werden beim PvP Kampf mich zur Weissglut treiben konnte;-) )
Als dann aber meine Real Life Beziehung endete, eine Affäre mit einer anderen EQ2 Spielerin ebenfalls endete( Ja die hab ich IM Spiel kennen gelernt, nein, meine beziehung hätte auch ohne die Affäre geendet ), verlor ich den Spass am Spiel, auch der soziale Druck meiner Gilde ( war Leader ) wurde mir zuviel. Zu diesem Zeitpunkt konnte man tatsächlich von Sucht sprechen, und ein negativieren wäre angebracht. Man darf allerdings nicht nur diese Periode betrachten, sondern die gesamte Zeit - und auf die Gesamtzeit meiner PC Tätigkeit hin ist die Zeit der sinnvollen Nutzung ganz deutlich überwiegend.
Dann habe ich EQ2 durch Counterstrike ersetzt; was allerdings eine ganz andere Situation war - mein Clan bestand aus real life Freunden, die ich tatsächlich kannte und mit denen ich mich auch real traf. Hier sieht man zb einen ganz neuen Aspekt des Online Spiels - es muss nicht so anonym sein, wie oft dargestellt, das Spielen mit Freunden kann auch recht "real" sein.
Und wie sieht es heute aus ? Meine neue Freundin spielt mit mir Everquest, sie wohnt bei mir, und wir achten beide darauf, das es nicht "zuviel" wird. In der Woche spielen wir teilweise sehr wenig bis gar nicht. Nebenbei spiele ich ein wenig Counterstrike, ein paar andere Games so hin und wieder, und das wars.
Was ist die Moral von der Geschicht ? Mein "Computer" war und ist ein wichtiges Werkzeug für mich, aber mehr nicht. Er hat mir in vielen Perioden meines Lebens kraft, ablenkung, befriedigung verschafft, beruhigt, fasziniert, hat mich gelehrt, informiert, etc.
Trotzdem würde ich niemals einen Menschen verletzen ( Thema Emsdetten ), kann sehr gut die Realität beurteilen ( Thema RPGs ), und ziehe einen realen Kontakt jedem virtuellen vor.
Wie ein anderer bereits in diesem Forum geschrieben hat, das Problem ist nicht der PC, das Problem sitzt vor dem PC.
Niemand wird zum Amokläufer, weil er Killerspiele spielt, sondern Amokläufer spielen gerne mal ein Killerspiel. Niemand verliert all seine Beziehungen und ruiniert sein Leben, weil er Online Rollenspiele spielt, sondern Menschen mit Ängsten und Depressionen spielen gerne Rollenspiele, weil es einfacher ist, als aufzustehen, und sein Leben zu richten.
Spiele sind Ausdruck von Fantasie und erweitern das Leben um eine Möglichkeit des sich-selbst-verwirklichens. Das mag für labile Menschen gefährlich sein. Für labile Menschen sind aber auch viele andere Dinge gefährlich, und ein Verbot wäre völlig sinnlos ( und undurchführbar ).
Der Computer ist eine Chance, er bietet den Menschen Möglichkeiten. Wie vieles andere ist er weder gut noch böse.
Es liegt an uns, ihn richtig zu benutzen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Spielern viel Glück und Freude, und allen Nichtspielern Kraft, um uns Gamer zu verstehen - und gelegentlich mal daran zu erinnern, das ein Werkzeug nur ein Werkzeug ist, und das auch bleiben soll.
Liebe Grüße,
evil_adventurer
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| Noch einige Aspekte zum "Spiel" - und zu mir.
Aus einer Diplomarbeit auf dieser Seite ergibt sich ein wichtiger Unterschied zwischen Online RPG und ALLEM anderen :
Die Welt - sei es Norrath bei Everquest oder Azeroth bei WOW - ist ewig ( solange die Server nicht abgeschaltet werden ).
Jedes Offline Spiel und auch jedes Online - nicht - RPG ist vorübergehend und endlich. Die Runde, der Spielzug, etc - alles ist endlich. Nur eben nicht die Rollenspielwelten.
Insofern ist ein solches Spiel auch nicht zu schaffen - the neverending story lässt grüssen.
In letzter Zeit bemerke ich wieder ein Ansteigen meines Spielkonsums...und...es stört mich nichtmals sonderlich.
Zum Thema "Freunde", "Freizeitaktivitäten" : da hätte ich einige Optionen. Aber...ich habe keine Lust drauf. Ich zocke lieber...
Warum ? Vielleicht, weil ich früher schon Rollenspiele spielte, als paper and pen ( man sitzt real mit 5-10 anderen Menschen zusammen am Tisch, einer erzählt die Story, die anderen erzählen was ihre Charaktere tun, deren Daten auf Charakterblättern festgehalten sind ), oder schon mit 7 Jahren meine erste Geschichte schrieb ?
Ich denke, Menschen mit viel Phantasie, dazu noch sensibel, sind besonders "anfällig" für Rollenspiele.
In letzter Zeit zocke ich wieder mehr...und zwar nicht, weil ich keine Freunde habe oder kein Geld um was zu machen, sondern...weils mich eher erfüllt.
Früher schrieb ich Abenteuer für paper and pen Rollenspielrunden; das war sicherlich persönlicher. Interaktives geschichtenerzählen, sozial wertvoll, würde ich mal sagen.
Allerdings ergibt sich in der Sozialen Umwelt eines 29jährigen kaum mehr die Möglichkeit zu sowas, da die ehemaligen Kollegen verheiratet sind / irgendwo studieren / keine Lust mehr, und ganz besonders keine Zeit mehr für sowas haben.
Was bleibt also ? Genau.
Es gab kaum etwas in meinem Leben, wobei ich mich so "richtig am Platz" gefühlt habe wie beim Rollenspiel. Und ich hab ne ganze Menge gesehen und gefühlt.
Ist es nun wirklich so, das ich deswegen Defizite aufweise ? Bin ich a-sozial veranlagt, weil ich lieber spiele, als mich zu ner small-talk party zu begeben ? Habe ich kein Selbstbewusstsein, weil ich den Rechner vielem vorziehe, eher in andere Rollen schlüpfe ?
Wer bin ich denn ? Die Antwort lautet : ich bin vieles. Und vieles davon interessiert niemanden oder ist real unauslebbar. Soll ich mich nun auf das er-lebbare reduzieren ? Und was ist, wenn mich das hochgradig deprimiert, was mir nur möglich ist ?
Was ist Glück ? Glück ist...eine Reise. Die sanfte Brise, im Haar...das weite Land, was sich öffnet, vor meinem geistigen Auge. Das Gewicht der Waffe, an meinem Gürtel, die Wärme des Pferdes unter mir. Die Unbegrenztheit, die als einziges mein Verlangen stillen kann. Unrealistisch ? Lieber nen urlaub in Bayern machen, real ?
Na ja.
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