Beiträge: 6 Mitglied seit: 07.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hallo,
immer wieder stoße ich auf das Argument "So lange es sich nicht um eine körperliche Sucht handelt, kann man nicht von Sucht sprechen. Dann handelt es sich lediglich um einen Schalter in der Psyche, der umgelegt werden muss."
Was haltet ihr davon? Soll es wirklich so einfach sein?
Beiträge: 42 Mitglied seit: 07.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hallo Thomas,
ich halte diese These für baren Unsinn. Ich betrachte Sucht als seelisch bedingtes, zwanghaftes Verhalten mit persönlichen und sozialen Folgeschäden. Bei freiwilliger oder erzwungener Abstinenz sind Unruhe, gesteigerte Reizbarkeit und Desinteresse an Alternativangeboten zu beobachten. Da dies auf "körperliche" und "nicht- körperliche" Abhängigkeiten in gleichem Maße zutrifft, sehe ich keinen Grund, Trennungen vorzunehmen. Wäre es so einfach, einen "Schalter in der Psyche" umzulegen, müssten im Umkehrschluss auch körperliche Süchte sehr einfach zu behandeln sein.
LG
Surya
Allein die Dosis macht, dass ein Ding zum Gift wird! (Paracelsus)
Beiträge: 53 Mitglied seit: 08.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
Wo spüren denn die Leute ihre Unruhe, wenn sie nicht spielen können? Genau da, wo sie der Zigarettenraucher auch spürt, wenn er keine Kippen da hat: im ganzen Körper.
Beiträge: 6 Mitglied seit: 13.06.2006 IP-Adresse: gespeichert
tag!
wenn man "psychischen schalter" als selbstreflexion definiert, gilt er sowohl für stoffliche, als auch für nicht stoffliche süchte. bei den stofflichen süchten hat man es als angehöriger "einfacher", weil man etwas greifbares zu händen hat und das "ursache-wirkung" fassbarer ist.
würde man einem passionierten freeclimber erzählen, er sei ein "adrenalinjunkie", würde er sich an die stirn tippen,während er sich einen noch gefährlichen berg sucht, um sein leben wieder auf spiel zu setzen (übertrieben formuliert), aber dass bei nicht stofflichen süchten das belohungszentrum im gehirn unter feuer steht, ist nunmal eine tatsache.
weit mehr als die körperlichen "glückseffekte" scheinene mir die psycho-sozialen ähnlichkeiten stofflicher und nicht stofflicher süchte interessant zu sein. man sollte es kaum glauben, aber die stoffliche droge bringt tatsächlich struktur in ein leben und soziale situation, die nicht mehr zu kontrollieren ist,indem alles andere in den hintergrund tritt und der tag sich nach suche nach der droge, frage der beschaffung und konsumieren ordnet. das internet, oder play bietet ebenso eine feste struktur, und eine art kontrolle über die dinge, die im alltag abhanden gekommen sein mag.
bei den nicht stofflichen süchten ist wohl ähnlich wie bei jeder sucht, auch wenn man sich vom internet oder play fernhält, ist das nur ein herumdoktoren an symptomen, die ursachen für das verhalten, werden duch vermeiden des internets nicht aufgedeckt, oder gelöst.
ich persönlich, finden den umgang mit onlinesüchtigen sehr viel schwieriger, als mit personen, die unter einer stofflichen sucht leiden.
Beiträge: 180 Mitglied seit: 25.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
Ob man nun eine materielle hat oder eine antimaterielle Sucht hat ist ziemlich irrelevant. Wichtig ist der Wille, die Sucht zu besiegen.
Ich glaube nicht, dass es so einfach zu trennen ist, ob ein Mensch z.B. von Kokain oder World of Warcraft abhängig ist. Beide Suchtarten finden im Gehirn statt, wobei die materielle Sucht den ganzen Körper mehr abhängig macht als antimaterielle Suchtarten ( Onlinerollenspiele ).
Allerdings findet in beiden Fällen eine erhöhte Aktivität im Gehirn statt. Zeigt man einem Nikotinsüchtigen seine Droge Nummer 1 ( Zigaretten ) so zeigt das Gehirn in bestimmten Regionen eine erhöhte Aktivität, gegenüber Nicht-Rauchern. Genauso ist es bei Computerspielern, zeigt man denen Bilder oder Videos, findet den in den gleichen Gehinregionen eine stärkere Aktivätat statt.
So leicht ist das Ganze also nicht zu trennen.
Wichtig ist bei beiden Suchtarten der Wille die Sucht zu besiegen und der Wille entspringt unserem Geist, Verstand etc.
Nun gibt es ja auch sehr "erfolgreiche Menschen" die von heute auf morgen süchtig nach World of Warcraft werden. Normalerweise würde man solchen Menschen einen starken Willen zugestehen.
Aber wieso werden auch Menschen süchtig die zuvor nicht einmal annährend mit Onlinerollenspielen in Kontakt gekommen sind ?
Menschen sind verschieden...der eine besitzt bessere Erbanlagen und der andere etwas schlechtere. Der Aufbau unserer Gehirnmatrix enspringt der zur Verfügung stehenden Erbinformation und seinem Umfeld ( Leben ).
Nehmen wir mal einen Menschen der noch nie viel mit Computerspielen zu tun hatte. Er ist ein Diplomingenieur, lebt in einer stabilen Beziehung mit 2 Kindern und hat ein Jahresbruttogehalt von 250 000 Euro. Diesem Menschen muss man, wie schon oben erwähnt, einen starken Willen zugestehen.
Warum wird er aber süchtig ? Wie wir ja wissen, sind wir im Kleinen unterschiedlich aufgebaut. Ein Mensch der z.B. eine Erbkrankheit hat, kann diese weiter an die Nächste Generation geben und genauso ist es auch mit dem Aufbau des Gehirn`s. Wahrscheinlich werden einige Gene oder auch nur eines nicht aktiviert oder ist aktiviert, sollte es aber nicht sein und schon ist man mehr suchtgefährdet als andere Menschen.
Ich rede hier natürlich nur von den absolut harten Fällen, die Ihre Sucht erkannt haben aber nichts dagegen tun können. Selbst wenn Sie noch so einen starken Willen haben...Siegt somit der Körper über den Geist ?
Es ist wirklich verdammt schwierig. Ich würde vorschlagen wir verschieben die weitere Diskussion über dieses Thema auf den 15.06.2050 bis dahin liegen vielleicht bessere Forschungsergebnisse vor. Früher oder später kommen wir hinter die genauen Ursachen...