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Beiträge: 11 Mitglied seit: 08.10.2014 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo,
ich habe es nach ca. einem Jahr der Hölle nun (endlich!) geschafft mich von meinem pornosüchtigen Partner zu trennen. Durch die bewegenden, tiefgreifenden und traumatischen Erfahrungen, die ich in diesem Jahr gemacht habe, erachte ich es als meine Pflicht dir über meine Erkenntnisse und Fehler zu berichten und hoffe, dass ich dir ein paar „Tipps“ zu deiner Lage geben kann.
1.Sei konsequent!
Verschwende dich nicht an einen Partner, der nicht den Willen dazu hat, der Pornographie den Rücken zu kehren. Mach nicht denselben Fehler wie ich und falle immer wieder erneut vor ihm auf die Knie und bettle darum, dass er in eine Therapie geht. (Sicherlich kann man den Entschluss in eine Therapie zu gehen nicht von einem auf den anderen Tag erwarten.) Ich habe mich von meinem Partner immer wieder „hinhalten“ und belügen lassen, wodurch ich ständig neue Hoffnungen schöpfte. Vergebens! Wenn dein Partner nicht dazu bereit ist sich seiner Sucht zu stellen, werdet ihr DEFINITIV keine (glückliche!) gemeinsame Zukunft haben. Denn Du wirst immer auf der Strecke bleiben!
2. Akzeptiere kein Redeverbot!
Ich dachte immer, dass ich meinen Partner vor anderen bloßstellen würde und habe daher mit NIEMANDEM - nicht einmal meiner engsten Freundin - über seine Sucht und meinen Kummer gesprochen. Er hat mich zudem immer wieder darum gebeten, auf keinen Fall mit jemandem darüber zu sprechen, was mir diesbezüglich noch mehr Druck machte. Ich hatte keinerlei Entlastung, wodurch mir seine Sucht jegliche psychische Energie abverlangte. In mir wuchs irgendwann ein unglaublich tiefgreifendes Gefühl der Einsamkeit heran, welches bis heute Nachwehen hat.
3. Tu nichts, was du nicht willst!
Ich habe mich viel zu lange auf gewaltvolle und entwürdigende Sexualpraktiken eingelassen. Anfangs wollte ich meinem Partner gefallen und war auch bereit „neues“ auszuprobieren. Irgendwann war es mir lieber, als dass er rückfällig wird. Und ich muss ergänzen, dass ich wirklich kein höriges Hündchen bin, dass alles tut, was man ihm sagt! Durch das ständige hin und her zwischen entweder keinem Sex oder gewaltvollem bzw. nicht liebevollem Sex habe ich den Bezug zu meiner eigenen Sexualität – insbesondere meinen Grenzen - vollkommen verloren. Erst als ich endlich von ihm loskam und während ich diese Zeilen schreibe, wird mir klar, was ich alles über mich ergehen lassen habe. Leider kann ich nicht ausschließen, dass dies längerfristige psychische Folgen für mich haben wird.
4. Lass nicht zu, dass SEINE Sucht DICH zerstört!
Was mich seine Sucht vor allem gekostet hat, ist Selbstwertgefühl. Das Gefühl nicht genügend zu sein und durch „Pornodarstellerinnen“ buchstäblich ersetzt zu werden, hat mich jeden Tag mehr aufgefressen. Dies hat mich zunehmend in einen Menschen verwandelt, der sich selbst nicht mehr gefällt. Jeder „Korb“ von einem anderen Mann ist für mich wie ein Messerstich ins Herz. Ich hoffe stark, dass das Gefühl ungenügend und unattraktiv zu sein irgendwann aufhören wird.
5. Pornographie ist Gewalt an Frauen! (kurz angeschnitten)
Mir ist vollkommen klar, dass bei der Onlinesexsucht irgendwann immer härtere Pornographie konsumiert werden muss, um zum Höhepunkt zu kommen. Ich bin allerdings auch der Ansicht, dass irgendwann der Punkt kommen sollte, an dem man Verantwortung für sein Verhalten übernehmen muss. Denn durch die Konditionierung der Porno-Konsumenten, wird immer gewaltvollere und menschenverachtende Pornographie produziert werden.
Im vergangenen Jahr, habe ich mich intensiv mit den moralischen Aspekten von Pornographie beschäftigt. (Ich weiß, dass ich hier im Forum an einer Stelle von „billigen Schlampen“ spreche, was absolut nicht zutrifft.) Meine Meinung ließ sich irgendwann nicht mehr mit den Machenschaften meines Partners vereinbaren, was in mir zu einem immer stärker werdendem Identitätskonflikt und Gewissensbissen führte. Denn „das Monster“ lag schließlich in meinem Bett. Da ich in Zusammenhang mit meinen vorangegangen „Tipps“ erwähnt habe, was mich seine Sucht gekostet hat, möchte an dieser Stelle bemerken, dass es der Feminismus ist, den ich gewonnen habe. In mir ist eine wahrhaftige Frauenrechtlerin herangewachsen, die mit Herzblut und 200% ihre Meinung vertritt. Dies bedeutet zwar einerseits meine persönliche Hölle, macht mich andererseits jedoch zu einem besseren Menschen.
Mein abschließendes Fazit ist, dass ich nun eine Therapie machen werde, um all die Wunden zu heilen, die diese Beziehung verursacht hat!
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