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Beiträge: 1 Mitglied seit: 20.02.2013 IP-Adresse: gespeichert
| Ich bin 30 Jahre und meine Onlinesexsucht ist Anfang 2012 ans Licht gekommen, im selben Jahr, in dem ich geheiratet habe und unser Sohn auf die Welt kam.
Als ich Jugendlicher war, wurde das Internet gerade groß und die Möglichkeiten wuchsen weiter mit. Selbstbefriedigung machte heimlich jeder (Mann), waren das früher Pornoheftchen, so halfen in der heutigen Zeit die Bilder und Videos im Internet der Fanatsie auf die Sprünge. Ist ja nichts dabei, sagt man sich. Aber das Phänomen Onlinesexsucht war natürlich in diesem frühen Stadium noch nicht bekannt.
Über die Jahre habe ich meine Selbstbefriedigung im Internet ausgelebt, ohne zu glauben, dass ich ein Problem hätte. Das Angebot wurde größer, zu Pornos kamen Cams, als ich Geld zur Verfügung hatte, bezahlte ich letztendlich rund 18 Monate auch dafür.
Als meine Frau mich erwischte, musste ich ihr gestehen, dass ich mich zu Internetpornographie selbst befriedige. Ich versuchte, sie zu beschwichtigen, das wäre nichts Schlimmes. Als sie Kontoauszüge fand, hörte ich mit dem Bezahlen von heute auf morgen auf, aber mein Versprechen, diese Seiten nicht mehr aufzurufen, konnte ich nicht halten, obwohl mir das Leben mit ihr das Allerwichtigste auf der Welt bedeutete, ich war süchtig, hatte die Kontrolle darüber nicht. Zwar schränkte ich den Konsum deutlich ein, aber ich musste mir eingestehen, dass ich nicht, wie ich mir immer vorgemacht hatte, einfach komplett aufhören konnte.
Bis dahin war es schon ein monatelanger Weg, auf dem ich meine Frau belog, um ihr nicht offenbaren zu müssen, dass ich, wenn sich die Gelegenheiten bieten, immer noch bestimmte Seiten besuche.
Was mir half und was ich spätestens im Nachhinein für nötig empfinde, war der regelmäßige Besuch einer Therapeutin, die auf diesem Gebiet bewandert ist. Sie half mir, Pornos als das zu sehen, was sie sind, Illusionen, etwas Schlechtes, das dir alles nehmen und kaputt machen kann, mit einer Industrie dahinter, die Leute ausbeutet und im Endeffekt nicht zur Entspannung, sondern zu psychischen Stress führt. Obwohl ich mittlerweile seit Monaten Pornographie meide, gehe ich noch zur Therapeutin, um den Erfolg nachhaltig zu gestalten und mich mit ihr auszutauschen.
Darüber hinaus installierten wir eine Sicherung, die fragwürdige Seiten sperrt und alle besuchten Seiten aufzeichnet. Das unterstützte vor allem am Anfang, neues Vertrauen zu fassen und die unmittelbare Möglichkeit vor der eigenen Nase auszuschließen. Heute bin ich überzeugt, dass selbst wenn ich die Option hätte, Pornos im Internet zu gucken, ohne dass es irgendjemand erfährt, nicht diese Chance ergreifen würde. Das Verlangen danach hat sich peu à peu reduziert, und selbst wenn Gedanken daran aufkommen, habe ich Bewältigungsstrategien, die sie schnell verschwinden lassen.
Essentiell wichtig: Mehrfacher Besuch eines Therapeuten und eine Kindersicherung aufspielen. Und natürlich eine tolle Frau an der Seite, die einem auf dem Weg hilft und bei der es meine größte Aufgabe sein wird, ihr die Angst zu nehmen, die sie in Bezug auf alles hat, was mit dieser Sucht zu tun hatte.
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