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Forum Übersicht » Ausstiegstagebuecher » Ausstiegstagebuecher für BETROFFENE » Tagebuch vom Constantin, Beginn 22.05.2012
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Tagebuch vom Constantin, Beginn 22.05.2012
constantinfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Hallo alle miteinander!

Bin mal wieder zum ersten Mal seit einigen Jahren hier im Forum. Es ging mir die letzten 5 Jahre relativ gut und auh die Sucht hatte ich immer relativ gut im Griff - allerdings immer eben nur "relativ" - kleinere bis größere Rückfälle gab es immer. So alle paar Wochen eben - ich war immer etwa 3 Wochen bis hin zu 3 Monaten "clean", danach in der Regel ein eintägiger Rückfall mit ordentlichem "Kater" danach.

Zur Zeit arbeite ich viel mehr als sonst. Mein Arbeitgeber braucht mich noch voraussichtlich bis Ende des Kalenderjahres in Vollzeit, was angesichts meiner nicht wenigen ehrenamtlichen Tätigkeiten und Hobbys manchmal schon viel wird! Das führt zu Übermüdung, Gereiztheit, Stress, Rückfall.

Habe beschlossen neu anzufangen - nochmal gründlich zu reflektieren warum ich immer wieder rückfällig wurde, warum meine Strukturen die ich mir immer wieder aufgebaut habe um mich vor der Sucht zu schützen nie länger als paar Wochen geholfen haben. Ich wünsch Euch allen einen guten Tag!


22.05.2012 07:37:05  
constantinfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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LächelnNa ja, so ist es auch nicht dass ich immer nur an der Oberfläche gerupft hätte. Ich habe eine Therapie gemacht und die Gespräche mit meinem Therapeuten sehr genossen - bis der Mann sich krankheitsbedingt aus dem Berufsleben zurückziehen musste. Weiß gar nicht, ob er noch am Leben ist, es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen.

Weiterhin habe ich versucht zu einer Gruppe von AS zu gehen, war bei einem Meeting und dann gleich mehrere hintereinander verpasst - die nächste Gruppe ist 100km weit weg von mir. :-) Ein mal eine Baustelle in der mir dort unbekannten Stadt und dann jedes mal andere Komplikationen die es mir nicht möglich gemacht habe bei mir so früh loszufahren, dass ich einigermaßen pünktlich dort zu Meeting wäre. Fand ich schade, aber eine Gruppe zu der ich 100km anfahren müsste war es eben doch nicht.

Habe unter meinen Bekannten paar Sexsüchtige die sich irgendwann zu irgendeiner Gelegenheit geoutet haben - habe diesen angeboten eine Gruppe bei uns in der Gegend zu gründen oder zumindest uns zu zweit gegenseitig zu stützen - aber für die alle war das Problem nach zwei Wochen kein Problem mehr!

Letztlich habe ich mehrere Versuche unternommen jemanden zu finden mit dem ich diesen Weg gemeinsam gehen kann - eine Art gegenseitiges "Sponsoring".

Ich kenne mittlerweile recht gut die Umstände die zu einem Rückfall führen - aber allein schaffe ich es kaum nicht wieder in eine selbstgestellte Falle hineinzutappen!

Ob es anstrengend ist? Ja, aber erträglich. Mit der Zeit immer erträglicher. Ich sehe es ein bißchen wie einen Zweikampf mit einem wirklich mächtigen Gegner - wenn ich mich gut gehalten habe und aber nach einer Zeit doch einen Fauststoß einkassieren musste, ist es noch lange kein Grund sich auf den Boden zu setzen und zu heulen. Ja, es ist schlimm. Aber dennoch ziehe ich es vor wieder aufzustehen und zu sagen "jetzt erst recht!"

So, heute der zweite Tag. Der gestrige war echt o.k., ganz mühelos - wie es frisch nach einem Rückfall auch zu erwarten wäre! ZwinkernWünsche Euch allen einen guten Tag!


23.05.2012 07:44:18  
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So, der letzte Arbeitstag vor dem Urlaub und der 4. Tag. Bisher war es recht mühelos rückfallfrei zu bleiben, werde jetzt einige Tage nicht da sein, verreise mit meiner Familie.

Allen hier alles Gute!


25.05.2012 06:42:23  
constantinfehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Bin aus dem Urlaub wieder da, wobei "Urlaub" zu viel gesagt ist. Es war ein Besuch bei den Schwiegereltern, meine Frau hatte einiges zu erledigen, ich habe an einem ehrenamtlichen Projekt sehr viel gearbeitet. Und siehe da - tatsächlich wieder ein Rückfall.

Heute ist es der 8. Tag an dem ich wieder "trocken" bin - und ich habe mir Zeit für eine Rückschau genommen. Wie kam es, dass ich wieder Rückfälle hser Zeit somit atte?

Ich hatte eines Tages alle PC's mit einer Kindersicherung geschützt, die Webcam war schon in der Mülltonne, das war die Zeit in der es am besten funktionierte - die Verfügbarkeit war einfach nicht mehr gegeben.

Doch meinen Willen hatte ich in dieser Zeit somit gar nicht geschult. Irgendwann bekam ich heraus (es gehört zu meinem Job mit PCs zurecht zu kommen) wie ich die Kindersicherung hin- und wieder austricksen kann - und es wurde fast zu einem Sport für mich. Eigentlich wollte ich ja "nur überprüfen, ob die KiSi mit ihren EInstellungen auch wirklich sicher ist", meist war sie es nicht, also wudern noch paar Websites mehr zu der "verboten" Liste hinzugefügt und nach paar Wochen packte mich aber wieder der Ehrgeiz und die Neugier - könntest Du es aber nicht trotzdem noch schaffen? Ich musste feststellen, dass mich die Kindersicherung mehr nervt als schützt - und somit wurde sie wieder abgeschafft. Ja, die Verfügbarkeit war wieder da, deshalb auch die Rückfälle so alle paar Monate. Alleridngs habe ich heute noch mehr über PCs gelernt und behaupte jetzt einfach, jede KiSi umgehen zu können. In diesem Bereich muss ich einfach meinen Willen schulen - ein Alkoholiker kann auch nicht die Schließung aller Läden mit Spirituosen erzwingen, wenn er aber sehr wohl in eine Gegend ziehen könnte, wo es kaum welche gibt....

Doch was mich immer am meisten in Versuchung brachte, war die Webcam - deshalb landete sie eines schönen Tages in der gelben Tonne. Dann hatten wir mal mehrwöchigen Besuch von jemandem der seinen eigenen PC dabei hatte mit einer externen Webcam die ich mir glatt für einen Tag mal ausgeliehen hatte.... Und wieder kam ich zu dem Schluß, dass allein Nichtverfügbarkeit kein Schutz ist, weil das Suchtmittel plötzlich und unerwartet wieder verfügbar sein kann.

Ich wurde noch mal darinb bestärkt, meinen Willen mehr schulen zu müssen, hatte deshalb auch nciht so viele Bedenken, als ich mir eines Tages ein Netbook zugelegt hatte - und dieses hat nun mal eine Webcam. Dass dies momentan zu viel war für meine "Schulung der inneren Disziplin" hatte ich bald gemerkt - eine Deinstallation oder Deaktivierung der Webcam über die FlashPlayer Einstellungen sind im Suchtzwanbg in einer Minute wieder behoben, eine physikalische Beschädigung der Webcam wollte ich nicht, damit es nicht zu auffällig ist.

Doch so sehr ich mittlerweile Pornoseiten meide und es auch gut schaffe, ist die Webcam einfach zu viel an Herausforderung - wie es scheint. Deshalb habe ich jetzt die Linsenoberfläche angerauht und diese anschließend mitr einem Wasserfesten schwarzen Stift übrmalt.

Es ist keine 100%-ige Sicherheit. Ich werde trotz der scheinbar wieder nicht gegebenen Verfügbarkeit immer af der HUt sein müssen. Mein Laptop im Büro - welchees mir nicht gehört und an dem ich mich nicht vergreifen kann Zwinkern- hat ebenso eine Webcam - im Arbeitsalltag muss ich mich also durchaus weiterhin zusammenreissen.

Ob de Pornografie nicht mehr an Reiz gewinnt in den kommenden Wochen - im Entzug - muss cih auch weiterhin beobachten. Ich denke, dass eines der Hauptfehler in der Vergangenheit ein mich in einer trügerischen Sicherheit wiegen war, nachdem ich etwas konkretes gegen die Sucht unternommen hatte. Diesen und jenen Schritt gegangen - wunderbar, Problem gelöst! Paar Wochen später - o.k., doch nicht gelöst.

Gut, jetzt wartet die Arbeit. Auf einen guten 8. Tag und Euch allen wünsche ich ein wunderbares Wochenende!

Constantin


08.06.2012 07:50:41  
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Die Sucht wird bleiben! Sie bleibt wie der Alkoholismus, die Glücksspielsucht, die Essstörungen, sie ist stärker als Du und jeder andere Einzelkämpfer hier!

Aber DU musst nicht süchtig bleiben! Lerne zu akzeptieren, dass die OSS ein Teil Deines Lebens ist und lerne gleichzeitig, wie Du dieser starken Sucht begegnen kannst! Wappne Dich gegen die Suchtattacken, denn sie werden niemals ganz verschwunden sein, wenn Du ihnen nicht energisch Einhalt gebietest!

Kämpfe also nicht gegen Windmühlen, indem Du gegen die Sucht kämpfst, sondern nutze Deine Ressourcen, um sie in den Kampf Deiner Verhaltensveränderung zu investieren!

Du kannst jedes Schutzprogramm knacken? Respekt ;-) Aber das können viele, Constantin, das ist keine Kunst. Aber was willst Du damit beweisen? Dass Du das, was Du selbst zu Deinem Schutz installiert hast, auch selbst wieder löschen kannst? Starke Leistung! ;-) Überlege doch mal, veränderst Du mit dem Umgehen der KiSi wirklich Dein Verhalten, um der Sucht die Stirn zu bieten? DU bist es doch, der die Kisi will, um sich zu schützen. Oder? Niemand zwingt Dich, Du selbst hast sie installiert. Wie konfus ist es, sie dann wieder knacken zu wollen?

Baue Dir jeden Schutz vor Deinem eigenen Fehlverhalten ein, den Du bekommen kannst! Angefangen mit der Kisi (www.salfeld.de). Hält die schwarze Markierung auf der Webcam? Oder wischt Du ihn auch regelmäßig wieder ab? Das geht bestimmt ;-) NEIN, lass es, denke daran, DU willst der Sucht entkommen! Könnte man die Webcam zerstören mit dem Hammer? Bevor Du es tust, vergewissere Dich lieber, ob das geht und keine Folgeschäden hat?! Nicht dass ich noch Dein Laptop bezahlen muss, das fehlte mir gerade noch ;-)

Dann lies unter www.onlinesucht.de im Menue unter dem Punkt "OnlineSEXsucht" nach, welche weiteren Maßnahmen Du ergreifen kannst, um Dir den Widerstand gegen die OSS zu erleichtern!

Viel Erfolg,
G.


bearbeitet von gabriele_farke am 08.06.2012 18:28:25
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08.06.2012 18:19:37    
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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@Andi: Wir sind ein gutes Team hier, gell? ;-)

In Sachen KiSi denke ich etwas anders als Du, aber das ist ja erlaubt. Ich denke einfach, dass der berühmte Klick auf die Seite, die mich so in den Bann zieht, manchmal wie automatisch passiert - ohne nachzudenken. Wenn sich in dem Moment die KiSi meldet und daran erinnert, dass man(n) das doch gar nicht mehr wollte, dann ist es eine Art "Zucken", das durch den Betroffenen gehen soll. Quasi eine Erinnerung, dass er gerade wieder dabei war, etwas zu tun, was er sich selbst aber verboten hat.

Dass die KiSi einen Menschen nicht aus der Sucht befreien kann, darin sind wir einer Meinung. Wie gesagt, ich empfehle sie immer unter den o.g. Gesichtspunkten. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, ob ihm/ihr das hilft oder nicht.

G.


Gabriele Farke (HSO e.V.)

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