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Beiträge: 9 Mitglied seit: 16.11.2007 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo, über viele Jahre verteilt habe ich nun schon ein paar Beiträge zum Thema WoW-Succht bei Bekannten, und auch mir selbst, verfasst. Da ich heut Abend ein wenig unter Schlaflosigkeit leide, möchte ich die Sammlung mal einfach mit aktuelleren Ereignissen vervollständigen. Wie immer hoffe ich, dass ich neben mir selbst vielleicht auch jemand anderem ein wenig damit helfen kann.
Wie ich bereits sagte, war ich vor wirklich längerer Zeit von der Sucht gepackt und danach hat mich das Spiel nicht mehr großartig gereizt. Vor einiger Zeit kam dann ein Schicksal auf mich zu, was vieles veränderte: Eine aufwändige Operation.
Wie der Zufall so spielt, kam ich nach 2 Monaten nach Hause zur Erholung, undzwar direkt ein Tag vor dem Release des neuen WoW-Addons.
Schule, Sport, viel Draußen sein, Alkohol usw. waren damit erstal gestrichen. Also ließ ich mich von ein paar Freunden breit schlagen wieder mit WoW anzufangen. Aus Scherz sagt man denn so Sachen wie "Hey, 2 Monate frei und das neue Addon erscheint, besser kann es doch gar nicht kommen". Wir wissen gewissermaßen mit der Sucht zu scherzen, weil wir zumindest denken, es ganz gut unter Kontrolle zu haben...
Als ich die ersten Wochen mit einem Kumpel "gezwungen" war zusammen zu spielen (Werbt einen Freund), hat es mich noch angekotzt jeden Abend spielen zu müssen, ich wollte das Zuhausesein genießen und er akzeptiere es dann auch.
Etwas später wurden wir dann von einem Real-Life-Kumpel, der zweifellos süchtig ist, in seine Gilde eingeladen, da es dadurch nun Bonis gibt. Und wie ich bereits damals feststellte, ist es der Zugzwang, den man sich selbst macht, der zur Sucht führt.
Anfangs war alles ganz normal, ich spielte das Spiel weiterhin in sehr wenig Stunden für mich alleine, bis irgendwann immer mal wieder von Freunden oder Gildenleute Kommentare kamen in Richtung "Level doch mal schneller", oder man einfach sieht wie sie Zusammenspielen und man dabei sein möchte...
Und so erwische ich mich in der letzten Woche selbst dabei, wie ich auf Zwang jeden Abend/Tag versuchte 1-2 Level zu machen und das Gefährlichste: nun auch wieder abseits des Spiels Gedanken über das Spiel zu machen. Mir fehlt momentan auch einfach die Abwechselung, weil mir wirklich nicht viel mehr übrig bleibt als Fernsehen, Computer und Lesen in der freien Zeit.
Ich weiß selber, und das kontrolliere ich stark bei mir, dass ich trotzdem noch längst nicht süchtig bin, da ich wirklich jede Chance nutze, um was anderes zu tun z.B. Zeit mit der Familie zu verbringen oder Wochenende etwas mit Kumpels zu machen. (Auch wenn mir nicht viele Möglichkeiten momentan bleiben...)
Trotzdem möchte ich jetzt Präventivmaßnahmen ergreifen, damit es 1. Nicht ungewollt mehr täglicher Konsum wird und 2. Damit mir, sobald ich wieder rundum gesund bin, das Spiel in keiner Hinsicht im Weg steht.
Dafür habe ich für mich persönlich 2 Regeln aufgestellt, die vielleicht auch anderen helfen könnten:
1. Ich lasse mich nicht auf die Gilde ein. Ich wehre mich gegen jeden Gruppenzwang und versuche das Spiel für mich allein zu spielen und stelle mich nicht auf die ein.
2. Überlege ich, mir eine Kindersicherung in den WoW-Account einbauen zu lassen, die es mir nicht erlaubt vor 20 Uhr einzuloggen. Das Passwort würde ich irgenwo aufschreiben und weglegen. Die Frage ist, ob das nötig ist oder ob ich das auch so durchgesetz bekomme für mich. Ich mache das nicht, weil ich sonst wichtige Dinge verpassen würde (diese haben wie gesagt weiterhin Vorang) und ich weiß, dass ich dann in der freien Zeit bis 20 Uhr auch nicht sehr viel mehr Sinnvolles tun würde als mit dem Spiel, aber so weiß ich zumindest, dass meine Spielstundenanzahl am Tag nicht ungewollt zu hoch wird, wenn ich es mir selbst erst erlaube um 8 einzuloggen.
Das Spiel macht, muss ich zugeben, echt wieder riesen Spaß, aber wie der Tipp beim Einlog-Bildschirm schon verrät, solle man alles in Maßen genießen.
Also: Wenn ihr, wie ich, Angst habt (wieder) befallen zu werden setzt euch selbst klare Grenzen und Prioritäten!
Mfg.
bearbeitet von Nur-zu-Besuch-hier am 12.01.2011 02:20:50
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Beiträge: 217 Mitglied seit: 30.11.2010 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Besucher! Ich bin auf einem ganz anderen Gebiet dem Internet verfallen (bin süchtig nach SexChats und frage mich gerade, ob es wohl - wie z.B. auch in Gefängnissen - so eine Art Hierarchie gibt unter den Süchtigen? Könnte mir vorstellen, dass die Helden von WOW auf uns armselige Onanisten doch etwas herabschauen. Egal). Aber es gibt doch deutliche Gemeinsamkeiten, und eine davon erwähnst du in deinem Text: "das Gefährlichste: (sich) nun auch wieder abseits des Spiels Gedanken über das Spiel zu machen." Das ist auch für mich einer der Punkte, an denen ich die Sucht für sehr gefährlich halte: Nicht nur während der (immer viel zu langen) Phasen, die wir online verbringen, verlieren wir die Herrschaft über unsere gedankliche Freiheit und über unsere Lebenszeit, sondern auch durch die Vorlust darauf und die Phantasien dazu, was bei der nächsten Online-Phase passieren soll und letztlich auch in der (bei mir immer starken) Zerknirschungs- und Reue-Phase nach der Online-Zeit. Inzwischen strenge ich mich jedesmal innerlich an, sofort nach dem Auftauchen der ersten Gedanken an die Chats diese Gedanken abzubiegen in eine andere Richtung. Die Kunst dabei ist, die andere Richtung auch interessant zu finden und sich dabei Selbstvorwürfe zu ersparen. Grüße von PeterHoffnung
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Beiträge: 119 Mitglied seit: 01.06.2010 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Nur-zu-Besuch-hier,
dein "Werdegang" ist wirklich interressant.
Hoffe deine OP ist gut verlaufen und die Genesung geht gut vorran?!
Etwas "sinnvolles" anderes zu tun ist für mich auch alles andere als leicht, aber wenn man es zumindest versucht, denke ich ist es ein Anfang. Das du von dir sagst du seist nicht süchtig, mag richtig sein, aber wo meinst du fängt die Sucht an? Ich selbst würde heute nicht mehr von mir behaupten das ich kein Problem hab mit "einem" Onlinerollenspiel. Gut meine Spielzeiten sind auch eindeutig zu viel... Aber der Übergang von normal zu zuviel war ziemlich schleichend, so das ich es gar nicht mitbekam oder mitbekomen wollte, was eigendlich passierte... WoW ist, denke ich schon so aufgebaut, das man in Gruppen gehen sollte um etwas zu erreichen, wenn man das möchte...
@PeterHoffnung,
meinst du wirklich das es eine Art von Hierachie unter den "Suchtbetroffenen" gibt? Klingt schon komisch, ist aber für manche bestimmt so, da es immer Leute geben wird die sich Aufgrund Ihrer eigenen Meinung als etwas besseres halten oder?! Eine Alternative, scheint bei vielen "Suchten" gleich schwierig zu sein, sicherlich es kommt auf den Menschen an, aber ist es nicht unter anderem das fehlen von eben jenen die erst eine Sucht ausmachen?
In dem Sinne erstmal euch beiden alles gute auf euren weiteren Wegen...
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