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WoW: Meine Geschichte |
Romuald | ||
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Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 30 Mitglied seit: 04.01.2011 IP-Adresse: gespeichert | Erstmal: Danke an alle, die in ihren Beiträgen den Mut gefunden haben, ihre oft schmerzlichen Erfahrungen in diesem Forum zu veröffentlichen und danke auch an die Betreuer dieser Website, die das ermöglichen. Ich habe mich in vielen Erzählungen wiedererkannt. Hier meine eigene Geschichte in Kurzform: Ich bin derzeit 50 Jahre alt (ja, Computerspielen ist schon lange kein Hobby mehr, das sich nur auf Kids beschränkt). Vor WoW hab ich etliche Singleplayer-Spiele gezockt wie Civilization, Dune2, Command & Conquer, Warcraft, Diablo2 usw. und bin von diesen Games nicht abhängig geworden; es gibt bei diesen Spielen ja keinen Gruppendruck, keine "Dailies", keine Gilden, keine dauernden Vergleiche (Itemlevel der Ausrüstung, Erfolge, Raidfortschritt usw.) mit anderen Spielen etc. Anfang 2007, also mit WoW, ist das für mich anders geworden, zumal mein Einstieg in einem Lebensabschnitt erfolgte, in dem einige private Sachen nicht so gelaufen sind, wie ich es gewünscht hätte. Fluchtwillige werden von WoW sozusagen mit offenen Armen aufgenommen. Ich weiß noch genau, daß es für mich anfangs das Gefühl war, mit meinem virtuellen Charakter sozusagen eine zweite Chance zu bekommen: erfolgreich zu sein, eine Karriere zu starten, etwas darzustellen und zu erreichen, wenn auch in einer virtuellen Parallelwelt. Dadurch bin ich in den bekannten Kreislauf gekommen: die "wirkliche" Welt ist für mich zunehmends lästig und störend geworden, dadurch habe ich die Spielwelt weiter aufgewertet, wodurch das "Reallife" für mich noch belangloser geworden ist etc. Ich sage nicht, daß Blizzard schuld ist an diesem Teufelskreis, aber natürlich ist ihr System verführerisch (anfangs schnelle "Erfolge" wie Stufenaufstieg, mehr "Macht" mit immer besseren Gegenständen, mehr Wissen usw.); wenn man da keinen festen Anker hat in der Realität gerät man leicht in Gefahr, abzutauchen. Man könnte darüber diskutieren, ob und inwiefern Blizzard das Prinzip der Kundenbindung im Laufe der Jahre perfektioniert hat (z. B.: Dailies, Erfolge, Ruffarmen, Itemlevel, Erfolgsstatus, Gildenruf etc.). Meine Meinung ist, daß die Firma sehr wohl ihr Schärflein dazu beiträgt, die Spieler immer mehr bei der Stange bzw. beim Online-Abo zu halten, aber ich nehme auch zur Kenntnis, daß es offenbar Spieler gibt, die nicht süchtig werden und das Spiel immer bloß als Spiel sehen. Bei mir war es jedenfalls drei Jahre später so, daß ich jede freie Minute ins Spielen investiert habe, auf Kosten von Schlaf, sozialen Kontakten und sonstigen Interessen. Der tägliche Arbeitsablauf (das war kein Spielen mehr, sondern wirklich Arbeit) war: Mit vier Spielcharakteren die Berufs-Dailies machen (Kochen und Angeln, Juwelenschleifen, Stofferzeugung, Schmieden etc.), dann die vier Daily-Heros machen, dann Zeug sammeln (Buff-Food, Tränke), Ruf sammeln und versuchen, in Raid-Gruppen hineinzukommen. Untertags hat sich mein ganzes Denken um das Spiel gedreht (welche Werte "muss" ich noch verbessern, was sind die nächstbesten Gegenstände, was kann ich als nächstes produzieren, wie kann ich Rotationen verbessern, wie ist der Boss XY zu besiegen...), mein einziger Lesestoff waren Spielezeitschriften und diverse Forenberichte (Blizzard-Foren, Elitistjerks,...), meine einzigen Kontakte waren ingame. Ich bin innerlich immer leerer geworden, meine Frau hat sich scheiden lassen usw. Das war wohl der Tiefpunkt bei mir und ich musste mir eingestehen: Ja, ich bin süchtig und so kann es nicht weitergehen. Mein erster Versuch aufzuhören scheiterte kläglich: ich dachte, wenn ich eine Zeitlang nicht spiele, kommen automatisch wieder andere Interessen und soziale Kontakte, aber da kam gar nichts, ich fiel einfach in ein leeres Loch und hab dann umso verbissener weitergespielt. Danach hab ich versucht, einen virtuellen Kontakt in einen realen umzuwandeln, aber das ging auch in die Hose. Auch wenn man tagelang mit einem Menschen im Teamspeak ist, heißt das noch lange nicht, daß man in 3D miteinander kann. Die Begegnung mit der Dame, mit der ich mich über Monate ingame wunderbar und stundenlang unterhalten konnte, war ein Fiasko. Wie ich weggekommen bin? Ich habe, als ich mein Abo in der Tanzschule kündigen wollte, zufällig eine Partnerin gefunden, die ein halbes Jahr später auch meine Lebenspartnerin geworden ist. Heute mach ich viel Sport, das kann ich Ausstiegswilligen nur empfehlen: beim Sport hat man kleine und größere Erfolgserlebnisse, die man ohne die Hilfe anderer, ohne Gilde und ohne Mindest-Itemlevel erreichen kann, nur mit ein bißchen Selbstüberwindung und Kampf gegen den inneren Schweinehund, sozusagen auch ein Boss-Kampf. Ich bin jetzt ein dreiviertel Jahr clean, das heißt meine Charaktere sind im Pixel-Nirvana verschollen, sogar meinen privaten Internetzugang hab ich gekündigt, aber trotzdem stellt WoW immer noch eine gewisse Gefahr für mich dar. Z. B. schaue ich von Zeit zu Zeit nach, was meine Ex-Kollegen so treiben, welche Stufe sie erreicht haben, ob sie schon wieder Raids gehen usw. Vermutlich geht es jemandem, der mit dem Rauchen aufgehört hat, ähnlich, wenn er in ein Raucherlokal kommt und den Geruch aufnimmt. Für mich jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, nur "ein bißchen" WoW zu spielen. Ich versuche den Weg, den ich eingeschlagen habe, weiterzugehen. Allen, die noch im Hamsterrad strampeln wünsche ich einen Entzug BEVOR sie Job, Partner(in) und Freunde verloren haben. | |
10.01.2011 09:48:27 | ||
Seelchen | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 2 Mitglied seit: 05.03.2012 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Romuald, ich finde es super toll, dass Du von dem Spiel losgekommen bist. Mein Papa ist ein bisschen älter als du, und ich sehe in deiner Geschichte einige Paralelen zu meinem Vater. Mein Vater und ich haben seit Release gezockt. Anfangs war ich sehr begeistert von dieser Phantasiewelt in WoW. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht alleine dort unterwegs zu sein. Später -als ich mit dem Raiden angefangen habe-, entwickelte sich alles so, dass ich gar nicht mehr für die Freude an dem Spiel, sondern wohl eher nur für das "weiterkommen" gespielt habe. Im weiterem Verlauf habe ich ständig darauf gehofft, dass mir das Spiel irgendwann wieder soviel Spaß macht wie früher. Das war dann ein Hirngespinst dem ich hinterhergerannt bin und das war der Grund dafür, wieso ich trotzdem immer weitergemacht habe. Das Spiel wurde für mich zunehmend immer stressiger. Irgendwann war ich körperlich und seelisch so angeknackst, dass es mir schon schwer fiel einfach mal nur den PC für das Zocken hochzufahren. Auf der einen Seite wollte ich spielen und auf der anderen Seite habe ich das Spiel verflucht. Ich spiele nun seit 2 Jahren nicht mehr. Nun habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr über dieses Spiel nachgedacht und heute kam mir der Gedanke, dass ich diese Anfangszeit (wo ich nur alleine für mich im Spiel unterwegs war) sehr vermisse. Ich möchte sagen, dass ich es Schade finde, dass sich das Spiel so zum Schlechteren hin entwickelt hat. Es ist traurig, dass Menschen so zum zocken angetrieben werden und dadurch in die Gefahr geraten, süchtig zu werden. Ich würde gerne spielen aber die Bedingungen in dem Spiel sind leider nicht so, dass ich jetzt Gefahrlos wieder damit anfangen könnte. Es ist schade drum, dass das wichtigste im Spiel nur die Loots und der Content sind. Und dieser niemals Endene Kreislauf in dem Spiel ist meiner Meinung nach total unnötig, unkreativ und auch irgendwie dreißt. Vor zwei Jahren dachte ich, ohne WoW bricht für mich eine Welt zusammen. Die Anfangszeit ist denke ich bei jedem mehr oder weniger schwer. Bei mir war es so hart, dass ich fast ständig an das Spiel denken musste. Da ich allerdings auch das Glück hatte gut beschäftigt gewesen zu sein, musste ich in den letzten 1 1/2 Jahen so gut wie gar nicht an dieses Spiel denken. Aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen dass es besser ist, wenn man sich eine Art Ablenkung sucht. Dann kommt man nämlich nicht mehr so häufig auf die Idee dem vergangenen hinterherzutrauern. Sport zu machen ist daher auch sehr gut. Und ich finde es auch wichtig dass man sich sagt, dass man den Mist nicht braucht um irgendwie positiver oder spannender Leben zu können. Es gibt viel schönere Dinge als WoW. Durch die zwei Jahre Entzug bin ich stabiler und resistenter gegen dieses Spiel geworden. Ich würde schon alleine aus Prinzip nicht mehr damit anfangen und ich denke, wenn man wirklich süchtig ist, dass es sehr wichtig ist sich selber mehr Druck zu machen, und damit einfach von heute auf morgen aufzuhören. Wenn ich das konnte, kans das jeder andere auch. ^.^ Die Anfangszeit denkt wohl jeder Süchtige sehr viel darüber nach aber es ist wichtig, genau in diesen Momenten sich nochmal in Erinnerung zu rufen, dass das Spielen einfach nicht wirklich gut tut, weil man dadurch schon Probleme hat, und die unter Umständen noch schlimmer werden könnten! Das wollte ich nur loswerden. Ich hoffe auch dass noch andere WoW-Süchtige mal darauf kommen wie blöde es ist seine Zeit so intensiv damit zu verschwenden. Also alles Gute an alle. :-) (Ex-Süchtige) xD
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05.03.2012 23:01:45 | ||
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