Gruppe: Benutzer Rang:
Beiträge: 2 Mitglied seit: 29.01.2010 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo!
Ich habe jetzt viel über die Abhängigkeit zu WOW gelesen und vieles stimmt mich traurig.
Meine Freundin Sabine habe ich in der Berufschule kennengelernt. Zuerst fand ich sie hochnäsig, doch dann lernte ich ein nettes Mädchen kennen, mit der ich lachen konnte, wir unternahmen viel und waren dick befreundet. Wir erlebten Höhen und Tiefen.
Der Abstieg begann mit WOW. Eines Tages schwärmte sie mir davon vor. Wie toll es ist. Wie toll die Gilden sind, wie hoch sie schon gelevelt hätte und wie begeistert ihr Mann Karli davon wäre.
Gut, also wurde ich neugierig. Ich kaufte mir das Spiel. Und wirklich - es WAR toll. Man konnte so viel machen. Und das Beste: ich konnte mit Sabine und Karli viele Stunden gemeinsam verbringen.
Die realen Aktivitäten wurden zwar weniger, aber wir waren ja viel beisammen - wenn auch nicht in der Realität.
Doch dann fing es an. Sabines Schreieskapaden, wenn ich irgendwo stand, wo ich nicht hingehörte und die Gruppe gestorben ist. Da wir gechattet haben und auch telefonierten, bekam ich mit wie Sabine immer öfter ausflippte, wenn es nicht so ging wie sie wollte.
Als sie wieder mal extrem austickte, beschloss ich, dass das Spiel für mich beendet wäre. Sabine wurde sauer, da ich die aufgeladenen 2 Monate einfach so verfallen ließ.
Trafen wir uns noch ab und an, wurden diese Treffen verschoben, da sie sich noch mit XXXX treffen musste, der endlich nach 2 Tagen wieder aufgetaucht war. Sie zog virtuelle Freunde meiner realen Freundschaft vor.
Ihre Spielzeit fing bereits beim Eintreffen nach Hause von der Arbeit an und ging um ihre "normale" Schlafenszeit um ca. 3 - 4 Uhr früh zu Ende. Am Wochenende war sie kaum telefonisch erreichbar, da sie mit der Gilde (der ich nicht mehr angehörte) irgendwelche unterirdischen Bereiche leveln musste.
Unsere Telefongespräche drehten sich nur noch um WOW und um ihre Chars (glaub die nennt man so). Als ich ihr einmal erklärte, dass es noch was anderes gibt, gerieten wir in einen großen Streit.
Am 24.12.2008 eskalierte die Situation, da sie sich wochenlang nicht mehr meldete, auf Telefonanrufe nicht mehr reagierte. Ich konnte und wollte so nicht weitermachen.
Als ich das letzte Mal bei ihr war, erschreckte ich. Die Wohnung war in einem sehr schlimmen Zustand. Wäsche lag gestapelt herum, Geschirr türmte sich, Sabine und Karli mager wie immer (Essen war immer Nebensache). Ich war erschüttert. Die KOmmunikation der beiden funktioniert nur über WOW.
Sabine zieht sich im WOW aus, legt sich mit den anderen CHars ins Bett (Cybersex oder was?). Als sie mir das erzählte, verstand ich die Welt nicht mehr.
Jetzt hat sie auch noch eine andere Freundin verloren, die versucht hat ihr zu helfen.
Wir sind uns einig. Für Sabine und Karli gibt es nur eine Hilfe - die Therapie. Aber solange sie nicht einsehen, dass sie krank sind, wird das nicht funktionieren.
So habe ich meine beste Freundin verloren, einen Menschen, der mir sehr viel bedeutet hat. Ich bin sehr traurig zu wissen, dass - sollte sie jemals merken, dass sie süchtig ist - niemanden mehr hat zu dem sie gehen kann.
Für mich ist jedenfalls der Zug abgefahren und ich bin froh, dass ich noch rechtzeitig ausgestiegen bin.
lg Tatjana
|