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Beiträge: 1 Mitglied seit: 28.04.2009 IP-Adresse: gespeichert
| Bin durch den Taff-Bericht über WoW (wahrlich eine journalistische Glanzleistung) auf die Idee gekommen, ein Forum dieser Art zu Besuchen ... und ich muss gestehen, ich bin schockiert! Wie mit diesem Thema teilweise umgegangen wird, ist erschütternd. Mir ist vollkommen klar, dass es Spiel-/Onlinesucht gibt und ich ziehe vor jedem, der es aus der Sucht (jegliche Art von Sucht) geschafft hat, den Hut, ABER es gibt auch ein "Dahinter". Etwas mehr als das Offensichtliche.
Hat sich jemand tatsächlich Gedanken darüber gemacht, was die Menschen, die Amokläufe begehen, wirklich dazu getrieben hat. Ein Computerspiel? Eine Heavy Metal-Band? Oder vielleicht Familienprobleme? Zukunftsängste? Haltlosigkeit?
Ich sehe nur wieder einen Politiker oder einen Fernsehmoderator, der nach einem fürchterlichen Blutbad, vor die Kameras tritt und das Verbot von Computerspielen propagiert, um später darauf einen Wahlkampf aufzubauen oder einige Reportagen daraus zu machen. Meine Güte! Sind wir den alle wahnsinnig geworden?! Eine furchtbare Tat wurde begangen und wir wollen Computerspiele verbieten?! „Im Zimmer des Jugendlichen, wurden von der Polizei Killerspiele und CDs diverser Musikgruppen, die für ihre gewaltverherrlichenden Texte bekannt sind, sichergestellt…“ Nun ja. Wir sprechen hier von einem Jugendlichen. Was erwarten sie den zu finden? Wie würde der Satz bei einem 46 jährigen Single lauten? „In der Wohnung des 46 jährigen Täters, wurden von der Polizei ein Kasten Bier und ein Männermagazin, das für seine anzüglichen Frauenfotografien bekannt ist, sichergestellt…“
…so und was jetzt? Viele mögen jetzt vorbringen, dass der 46 Jährige ja Single war und deshalb mit sich und seinem Leben nicht zurecht kam. Dass er vielleicht Probleme bei der Arbeit hatte und eventuell kurz vor der Kündigung stand. Was soll ein Kind schon für Probleme haben? Und jetzt sind wir da, wo wir hin wollten. Genau das ist die Frage. Was hatte er/sie für Probleme. Und wie ging er/sie damit um. Wurde ihm/ihr Hilfe verweigert? War er/sie verzweifelt? Ich weiß es nicht. Weil darüber keine Diskussion zustande kommt. Niemand beleuchtet sein Leben, weil die meisten Erwachsenen vergessen wie schwer es manchmal war, erwachsen zu werden. Hat das Kind versucht seine Probleme mit einem Computerspiel oder gewisser Musik zu kompensieren? Oder gefielen ihm einfach die lauten Gitarren?
Komplexe Zusammenhänge waren noch nie die Stärke der breiten Masse. Schauen wir lieber, dass wir die Lösung des Problems in einem Satz formulieren können und das vorzugsweise noch mit einem geeigneten Sündenbock, dann können wir zusammenpacken und haben noch Zeit für ein Bier.
DAS ist die herablassende Art und Weise wie wir alle damit umgehen. „Mein Gott wie furchtbar…“ – Klick – „Ah, das ist meine Lieblingsserie.“
Ich will nicht behaupten die Antworten auf all diese Fragen zu kennen, aber sie werden auch kaum in der Freizeitbeschäftigung unseres Nachwuchses zu finden sein. Mein Wunsch wäre, im Bezug auf dieses Thema, eine ähnlich professionelle Herangehensweise an den Tag zu legen, wie in so manchen Sportanalysen nach einem Fußballmatch oder einem Formel 1 Rennen. Nur, dass Mangels an Interesse, die Einschaltquoten wohl zu niedrig ausfallen werden und ich mir weiterhin selber darüber Gedanken machen muss.
Mit freundlichen Grüßen
Pilani
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Beiträge: 270 Mitglied seit: 28.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Pilani!
Das Problem bei den meisten Menschen ist, das sie viele Dinge erst interessieren, wenn sie selbst von dem Problem direkt oder indirekt betroffen sind.
Man sieht ja immer wieder in den Medien (oder liest in meinem Fall, da kein Fernseher vorhanden ist), wie schlecht es Kindern im Land XYZ geht, wo gehungert wird, wo ein Amoklauf war, etc. Das stumpft nicht nur ab, sondern führt auch dazu, das die Sensationsgier befriedigt wird. Wenn alle mal ehrlich zu sich sind schockieren solche Meldungen nur im ersten Moment und ist allzuoft kurz darauf wieder vergessen. Warum? Weil es einfach zu weit weg ist. Wenn etwas nicht permanent präsent ist verschwindet es bei den meisten schnell wieder aus dem Gedächtnis. Desweiteren hängt es damit zusammen, das der Mensch sich nun mal nur ungern mit negativen Dingen beschäftigt.
Dazu sei auch gesagt, das man sich nicht um alles kümmern kann. Sicher, der Hunger in der 3. Welt ist nicht gut, aber Geld ist in solchen Ländern oft genug vorhanden, nur sehr falsch verteilt. Dardurch, das man von den Medien oft mit Problemen aus aller Welt vollgestopft wird, neigt man dazu, die Probleme vor der eigenen Haustür nicht zu sehen (siehe z. B. Armut in Deutschland).
Oft ist es so, das sich die Menschen mit solchen Problemen auch nicht beschäftigen wollen und ihnen ist eine schnelle Lösung mit (meist unschuldigem) Sündenbock ganz recht ist. Sie haben dann das Gefühl, das etwas "getan wird". Ob es das richtige ist oder nicht ist im ersten Moment zweitrangig.
Für viele ist die menschliche Gesellschaft sehr frustrierend, weil man sich wertlos fühlt oder von den anderen (oft aus völlig nichtigen Gründen) schlecht behandelt wird. Mobben scheint vielerorts eine "Trendsportart" geworden zu sein. Irgendein Wissenschaftler (mir ist leider der Name entfallen) hat erst kürzlich gesagt: "Ich glaube nicht mehr, das die Menschheit gut ist." Seine Begründung war, das die Menschen zu egoistisch seien, um auf Dauer wirklich friedlich und ohne Neid miteinander leben zu können, weil es in der Neigung der Menschen liegt immer mehr haben wollen als andere.
Nur führt sowas natürlich zu Frustration, wenn man sich nicht verstanden oder unnütz fühlt, eventuell gemobbt wird, wenn man nicht "man selbst" sein kann, wenn man keine Chancen z. B. im Job erhält, etc. Bei einigen entlädt sich das dann irgendwann zum Beispiel durch Amokläufe. Oft stand dann in den Zeitungen bei Amokläufen von Jugendlichen, das die Mitschüler diese ignoriert, mit "Spitznamen" bedacht und auch "geärgert" hatten, das selbst aber gar nicht als so schlimm empfanden. Hier liegt oft das Problem: Die wenigsten machen sich Gedanken darüber, was ihr Handeln bei anderen bewirken oder auslösen könnte. Es gibt aber auch Individuen, die es wissen und ganz bewußt so handeln, um anderen zu schaden.
Ich kann durchaus verstehen, das viele in Spielen, Musik und so weiter Ablenkung von ihrer Frustration suchen oder einen Ausgleich zur "harten" Realität. Mit wem will man auch groß über Probleme reden? Die meisten haben selbst genug Probleme und kein Interesse daran, die Probleme von anderen zu hören. Wer soll einem weiterhelfen, wenn man selbst keine Lösung mehr weiß? Vor allem, da sich viele gar nicht trauen, über Probleme zu reden, um nicht als "Weichei" und "Versager" dazustehen.
Nach außen hin wird dann oft die Rolle gespielt, die man denkt, das die Gesellschaft diese von einem erwartet. Solange, bis es halt irgendwann nicht mehr geht.
Die Welt wäre ein besserer Ort, denke ich, wenn jeder über sein Handeln nachdenken würde, welche Auswirkungen das auf sich, auf andere, auf die Umwelt, die Natur, etc. hat. Leider stelle ich immer öfter fest, das der Umgang miteinander immer rücksichtsloser wird und viele auf die Natur pfeifen und ihren Müll in der Botanik entsorgen, weil es bequemer ist. Ich habe es schon erlebt, das einige auf der Rücklehne einer Parkbank saßen (mit den Füßen auf der Sitzfläche) und ihre leeren Zigarettenschachteln einfach nach hinten auf die Wiese warfen, obwohl der Mülleimer direkt neben der Bank stand.
Da habe ich immer wieder das Gefühl, mit einem Großteil der Menschheit läuft irgendwas verkehrt. Soweit meine Meinung und mein Eindruck.
An Gabriele:
Gute Frage. War auch am Überlegen, ob ich diese stelle, aber Du hast mir die Frage vorweg genommen. Vielleicht schockiert es ihn/sie, wie weit man sich aus der Realität entfernen kann? *grübel*
Viele Grüße!
Aurelius
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