Glaliho |
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Beiträge: 4 Mitglied seit: 29.01.2009 IP-Adresse: gespeichert
| Vor zwei Tagen habe ich die erste Beratungs-E-Mail von Gabriele erhalten. Ich glaube, das werden jetzt gute drei Monate als Start in ein Porno- und Onlinesexfreies Leben. Am 24. Jänner hat mich meine Frau mit voller Wucht mit meiner Sucht konfrontiert. Wie das genau war, möchte ich in einem der kommenden Einträge schildern. Jedenfalls war das der Punkt, an dem ich mit dem Ausstieg aus der Sucht begonnen habe. Seither bin ich clean und sehr froh darüber. Eine Aufgabe aus der ersten E-Mail möchte ich hier als erstes beginnen:
Ziele kurzfristig
sooft als möglich mein Ausstiegstagebuch führen KiSi installieren (Mac) Selbsthilfegruppe besuchen morgen den Beratungstermin bei einer lokalen Suchtberatung wahrnehmen mir einen Therapeuten suchen und Termin vereinbaren Computerzeit-Protokoll führen, vor dem Hinsitzen zum Computer das Ziel definieren und - wenn das erledigt ist - Computer wieder ausschalten ... noch fortzusetzen
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12.02.2009 01:12:04 | |
Nachtfalter |
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Beiträge: 31 Mitglied seit: 09.02.2009 IP-Adresse: gespeichert
| Willkommen Glaliho,
wie du dich gefühlt hast, nach der Konfrontation kann ich nachvollziehen und drücke dir die Daumen hier. Der Weg ist leider sehr steinig. Aber mit dem entsprechenden Durchhaltewillen wird es viel leichter werden!
Ich hoffe, dass du dir deinen Schwung bewahren kannst, je stärker man sich gleich zu Beginn "in die Mangel" nimmt und die Hürden hochsetzt, desto schwerer wird es später davon auszubrechen und es doch wieder zu versuchen.
Alles Gute! Nachtfalter
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12.02.2009 07:12:20 | |
karamba68 |
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Beiträge: 438 Mitglied seit: 19.12.2007 IP-Adresse: gespeichert
| Hi Glaliho,
herzlich willkommen...nur eins: Nimm dir nicht zu viel vor. Immer eins nach dem anderen, ansonsten wird der Frust über die nicht geschafften Vorsätze zur Rechtfertigung der nächsten Suchtsession.
lg karamba
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14.02.2009 00:13:06 | |
Glaliho |
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Beiträge: 4 Mitglied seit: 29.01.2009 IP-Adresse: gespeichert
| Zunächst danke ich Euch für Eure Zusprüche.
Derzeit funktioniert die Abstinenz sehr gut. Ich fühle mich gut. Bisher erledigt habe ich folgende meiner kurzfristigen Ziele: 1) Kindersicherung installiert, funktioniert 2) Suchtberatung aufgesucht und Folgetermin vereinbart 3) Selbstkontrolle bezüglich der Computernutzung
Der Termin bei der Suchtberatung war recht interessant. Der Psychologe hat mir viele Fragen zu meinem Suchtverhalten gestellt und mir einiges erklärt. Recht aufschlussreich war seine Erklärung zu den hirnphysiologischen Vorgängen bei der Sucht. Es gibt da ein wanting-System, getragen vom Dopamin, und ein liking-System, abhängig vom Serotonin. Er meinte das es da zu einem Ungleichgewicht von wanting und liking kommt, und sich daher die Intensität des Suchtverhaltens stetig steigert. Normalerweise folgt auf sie Suche (wanting) z.B. beim Hunger die Sättigung (liking). Bei der Sucht ist das nicht so, die Sättigung ist immer schwerer zu erreichen und die Suche wird zur Sucht. Nach etwas drei Monaten Abstinenz soll aber der Dopaminspiegel wieder Normalwerte erreichen und der Süchtige hat eine Chance sein Problem zu überwinden. Da bin ich froh, dass ich diese Onlineberatung die drei Monate in Anspruch nehmen werde.
Einmal ganz abgesehen von den physiologischen Abläufen im Hirn ergeben sich für mich aber zumindest zwei Fragen Fragen. Warum bin ich überhaupt nach etwas süchtig? Warum äußert sich diese Sucht bei mir in dieser Form?
Auf der Suche nach Antworten habe ich nun einige Literatur gelesen, bzw. von meiner Frau vorgelegt bekommen. Da muss ich sicherlich einiges aufarbeiten. Anhaltspunkte einstweilen sind: Konfliktunfähigkeit, mangelndes Selbstwertgefühl und niedrige Frustrationstoleranz. Zum Selbstwertgefühl habe ich eine interessante Frage gestellt bekommen: Was mag ich an mir? Ich kann diese Frage nicht beantworten, leider. Um auch ohne lange Suche bald zu einer Verbesserung meiner Einstellung zu mir selbst zu kommen, nehme ich jetzt Ratgeber aus dem Umfeld der NLP in Anspruch. Die Frage nach der Suchtausprägung (bei mir eben Porno) wollen mein Suchttherapeut und ich auch bearbeiten. Er ha mir dazu ein Buch von Götz Haindorff mit dem Titel "Die Jungs von nebenan" empfohlen. Leider ist das Buch vergriffen und in keiner Bibliothek in meiner Nähe entlehnbar. In dem Buch geht es um Biographien bekannter Persönlichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Sicht des Männlichkeitsbildes. Ich werde auch meine Kindheit, ohne die Schuld an meiner Sucht an meine Eltern abgeben zu wollen, beleuchten müssen und versuchen persistierende Mängel aus dieser Zeit zu überwinden. Der Suchttherapeut hat mir auch empfohlen mir selbst etwas anstatt der Sucht anzubieten. Ich habe da wohl einige Dinge vernachlässigt, z.B. soziale Kontakte und einige Interessen und Fähigkeiten, die ich wieder hervorkramen und beleben möchte. Da bin ich nun dran und ebenso versuche ich meine Freizeit besser oder überhaupt zu strukturieren.
Eine brennende Frage, die mich sehr beschäftigt, habe ich auch noch zusätzlich: Warum hat meine von mir so tief empfundene Liebe zu meiner Frau und dann auch zu unserem Kind nicht ausgereicht um clean zu werden und zu bleiben? Sie sind das wertvollste in meinem Leben und das habe ich wegen der blöden Bilder und Videos verraten und aufs Spiel gesetzt. Liebe ich nicht genug?
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18.02.2009 01:04:39 | |
Nachtfalter |
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Beiträge: 31 Mitglied seit: 09.02.2009 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Glaliho,
deine letzte Frage spricht mir aus der Seele und ich kann dich trösten, eben diese Frage haben viele Männer in ihrem Leben.
Mittlerweile habe ich mich überwunden und mal mit jemanden über die gesamte Problematik gesprochen. Es hatte sich schon angedeutet, dass er ebenfalls unser (deins und meins) Problem hat. Er ist ein liebevoller Mann zu seiner Frau und hat auch sonst nichts mit derartigen Sachen am Hut. Mit ihm habe ich wiederrum über andere Personen spekuliert, die wahrscheinlich ebenfalls unser Problem haben.
Es ist halt einfach auch in uns drinnen. Und vielleicht ist diese Scham, dieses Gefühl daran schuld, dass darüber so wenig gesprochen wird. Denn kaum ein Mann kann sich darüber ereifern, weil es ihn selbst insgeheim wahrscheinlich auch betrifft. Ich würde einen Mojito darauf verwetten, dass mindestens 90% der Männer sich Pornos angucken. Aber vielleicht gerade mal 10 - 20 % mit ihren Frauen darüber geredet haben. Und so bleibt es eine verschwiegene Sache und es gibt vielleicht auch dadurch ein entsprechend verzerrtes Bild bei Frauen über uns Männer. Denn sie denken oft auch, nur ihr Mann tut es und nicht der Mann ihrer besten Freundin. Aber so ist es halt in Wahrheit nicht.
Dennoch - das soll keine Rechtfertigung für unser Verhalten sein, sondern lediglich eine Verständniswerbung. Wenn wir Pornos gucken, verletzen wir (egal ob bewusst oder unbewusst) die Gefühle unserer Frau und verraten obendrein unsere Liebe zu ihr. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir es schaffen, davon weg zu kommen, wenn unsere Liebe es wert ist.
Es kann natürlich sein, dass manche uns dann erst recht für krank halten, wenn wir wirklich clean sind (quasi der Antialkoholiker - die gibt es ja auch immer im Freundeskreis und sie werden manchmal belächelt oder gar bedauert). Aber mir wäre das egal, dir wahrscheinlich auch ;)
Viel Erfolg bei deinem weiteren Weg. Ich werde aufmerksam lesen und bin gespannt, welche Anregungen du auch für andere mitteilen wirst.
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18.02.2009 19:14:24 | |
Jurek |
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Beiträge: 98 Mitglied seit: 24.10.2007 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Glaliho,
auch ich wünsch dir für deinen Weg alles Gute. Sei immer ehrlich zu Dir, deinem Tagebuch, deinen Therapeuten und vor allem deiner Frau. Rückschläge sind nicht ausgeschlossen, aber wenn du zu ihnen stehst, schaffst du das. Dass deine Frau dir so sehr dabei hilft und so verständnisvoll mit deinem Problem umgeht ist wirklich Gold wert, auch das wird dich voranbringen.
Viel Erfolg der jurek
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19.02.2009 08:57:25 | |
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