Gruppe: Benutzer Rang:
Beiträge: 1 Mitglied seit: 17.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Ich habe mir einige Beiträge durchgelesen, sie sind auch alle so ähnlich wie mein Fall, aber mir ist es wichtig, diesen nochmal explizit zu schildern.
Es geht um meinen Freund, 21 Jahre. Er ist süchtig nach WoW. Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. Wir sind seit 1 1/2 Jahren zusammen, und in der anfangszeit hat er noch überhaupt kein WoW gespielt. Er erzählte mir zwar, dass er öfter mal mit seinen Kollegen Counterstrike zockt, was ich aber nicht so schlimm fand, da er bei mir wohnte und ich natürlich mitbekam, dass er wirklich selten am PC war (höchstens 2x die woche für ca. 1 std). Irgendwann kam es dann so, dass er mich fragte, wie ich es fände, wenn er mit WoW anfängt. Er erzählte mir, dass sein bester Freund sich das gekauft hätte und die beiden es halt ganz gerne zusammen spielen wollten. Ich hatte erstmal nichts dagegen, sagte ihm aber gleich, dass ich das nicht akzeptieren würde wenn das überhand nimmt. Anfangs war es super, und er ermunterte mich, mir auch einen Charakter zu machen, damit ich sehen konnte, wieviel spaß das macht. Das tat ich dann auch. Irgendwann nach ein paar Monaten (er spielte nur 2-3 std am tag, was ich noch okay fand) besorgte ich mir einen eigenen acount, damit wir beide auch zusammen spielen konnten. Irgendwann wurde es bei ihm aber schlimmer. Ich spielte/spiele recht selten WoW, manchmal ne ganze Woche garnicht, weil es einfach andere, wichtigere Sachen zutun gibt. Er dagegen fing an immer mehr zu spielen. Irgendwann saß er nurnoch vor dem Rechner. Jetzt, seit das neue Addon (Wrath of the Lich King) rausgekommen ist, sitzt er wirklich ständig am PC. Sein Wochenende sieht so aus: Er steht um 12 auf, setzt sich vor den PC, isst vielleicht zwischendurch was. Zockt durch bis nachts bzw. morgens um 6. Er steht nur vom PC auf um auf die Toilette zu gehen oder sich was zu essen zu holen. Er sagt selber, dass er total kaputt und ohne energie ist, aber er rechtfertigt es damit, indem er sagt: "Die anderen aus meiner Gilde leveln auch auf 80, und ich will nicht hinterherhinken." Er hat schon richtig Stress mit seiner Mutter, weil sie das nichtmehr mitansehen kann und will. Mir wird von allen Seiten gesagt: 'Du musst hart sein! Du musst sagen: Entweder der PC oder ich!' aber ist das der richtige Weg? Mein Freund redet den ganzen Tag nur über WoW. Er hat zwar noch einige gute Freunde, die er auch besucht usw, aber sobald er zuhause ist (und das ist er meistens) läuft der Rechner. Wie soll ich mich nun am besten verhalten? Ich habe ihm schon gesagt, dass er sich einen Therapeuten suchen soll, vorallem, weil da noch einige andere Baustellen vorhanden sind, und er sagt dann auch immer: 'Ja, du hast ja recht' aber trotzdem wird immer nichts daraus. Und ich kann ihn ja nicht zwingen.
|
Gruppe: Benutzer Rang:
Beiträge: 24 Mitglied seit: 07.11.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo Linda,
meiner Einschätzung nach ist dein Freund gerade dabei, in den WoW-Sumpf zu geraten. Ich würde aber sagen, dass du gute Chancen hast, ihn da noch rechtzeitig raus zu bekommen. Im Moment erschwert die Erweiterung WotLK diese Versuche wahrscheinlich, aber ich denke es ist wichtig, dass du JETZT etwas unternimmst. Wenn er jetzt, mit WotLK im Hinterkopf, von WoW loskommt, hat er meiner Meinung nach gute Aussichten vollends davon fern zu bleiben.
Wie genau du da vorzugehen hast, fragst du am besten die schlauen Köpfe hier (Gabriele Farke), als (Ex)-Süchtiger würde ich dir Folgendes vorschlagen: Ring ihm ab, dass er dir 1 Stunde Zeit schenkt, in der WoW nicht läuft (vielleicht nach Abschluss einer Instanz, dann ist er nicht so gestresst). In dieser Zeit zeigst du ihm dann das Forum hier und lässt ihn ein paar Beiträge von Betroffenen (Süchtigen) lesen. Such dir am besten vorher schon die Beiträge heraus, die du ihm präsentieren möchtest. Anschließend gehen ihm dann hoffentlich die Augen auf und er erkennt sich in den Texten wieder. Dann ist vielleicht dein Zeitpunkt gekommen und er ist bereit für ein Gespräch, auf das du dich möglichst auch schon vorher vorbereitet hast. Frag ihn z.B.:
- Warum spielst du eigentlich? Was erwartest du dir davon? - Was erwartest du vom Leben an sich? Was sind deine Ziele und was willst du erreichen? - In welcher Rolle siehst du mich (also dich, Linda)? Welchen Stellenwert habe ich in deinem Leben?
Du findest sicher noch selber Dinge, die du loswerden möchtest. Achte aber darauf, dass du ihm nichts vorwirfst oder ihn angreifst. Er muss SELBST erkennen, was er mit seinem Tun anrichtet, das ist ganz wichtig. Nur dann besteht auch die Möglichkeit, dass er sich auf Dauer ändert.
Sag ihm dann auch unbedingt, dass du für ihn da bist und dass du ihm helfen willst – dass das aber nur funktionieren kann, wenn er es auch selber wirklich will. Du kannst ihm ja dann beispielsweise anbieten, die Kinder-Sicherung (Spielzeit-Kontrolle) zu übernehmen. Da musst du dann aber auch hart bleiben und darfst keine Ausnahmen machen (darum wird er wahrscheinlich betteln).
Die nächste Zeit wird sicher hart und eine Belastung für euch werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass ihr das schafft! Alles Gute und viel Erfolg!
hochachtungsvoll Bastian
|