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Hallo zusammen,
ich habe hier als Gast ne ganze Menge gelesen und mich heute angemeldet um zu berichten, wie es bei mir war und hoffe somit, dass ich dem Einen oder Anderen den nötigen Mut schenken kann es mir gleich zu tun.
Ich habe von Beginn an, also so im Februar 2005 World of Warcraft gespielt. Im ersten Jahr, alle paar Wochen mal ein bissl hier und da. Für meinen ersten Charakter brauchte ich ca. ein Jahr. Ich konnte vorher nicht so richtig spielen, weil mein Ex-Partner auch spielte und zwar überdimensional viel und wir seiner Zeit einen sogenannten wow-Rechner hatten. Daher hat ich nur selten die Möglichkeit und ehrlich gesagt hatte es mich damals nicht gestört. Als ich dann begriff , dass ich einen aus der Sicht der anderen Zocker in Game einen wichtigen Charakter hochgespielt hatte fand ich es richtig lustig mit den anderen zu spielen. Es machte einfach Spaß in Gruppen irgendwas zu bewältigen.
Mein Ex hatte von sich aus irgendwann vor, einen neuen Rechner zu kaufen noch besser-schneller-protziger. *kopfschüttel*. Als er es dann auch tat, konnte ich seinen alten Rechner haben und hatte somit die Möglichkeit mir einen eigenen Account zu erstellen. Fand ich toll damals , denn man mochte mich ingame und es machte Spaß. Damals allerdings musste ich nochmals von vorn anfangen, wieder alle Aufgaben bewältigen und wieder auf das damalige lvl 60 hinarbeiten. Nun für diesen brauchte ich dann nur noch 16 Tage und nicht ein Jahr, denn ich wollte da weitermachen wo ich aufgehört hatte und zwar mit den anderen zusammenspielen, was dann auch folgte. Nach und nach zog ich nebenbei noch andere Charaktere hoch, hatte ein Ohr für dies und jenes. Wurde ungewollt zu Mutter der Gilde, die immer ruhig blieb und immer Rat wusste. Das schlimme daran war, dass ich mir wirklich Sorgen um jeden Einzelnen da drin machte und jedem versucht habe bei zu stehen.
Ihr glaubt gar nicht wie viele Menschenkinder es gibt, die sich rein von realen Problemen und schweren Schicksalen in diese Welt flüchten.
Natürlich spielte ich auch weiter aber eher mehr damit ich bei denen sein konnte, die mich brauchten. Und ja ich kaufte mir damals auch die Erweiterung Burning Crusade und zockte bzw. chattete weiter Tage/Nächtelang. Nebenbei ging ich noch arbeiten und musste irgendwie meinen Haushalt bewältigen und meine Kinder auch noch. Das war auf Dauer ein ganz schöner Druck. Natürlich blieben auch Dinge auf der Strecke aber nicht so sehr, denn ich war zwar oft online (um erreichbar zu bleiben), dennoch auch viel Away from keyboard kurz afk genannt.
Man bezeichnete und auch heute noch als gute Seele der Gilde als die Ma , welche immer und stets Rat wusste , jemand der objektiv an Probleme herantrat. Gespielt habe ich die Monate bevor ich aufhörte nur wenn mich jemand brauchte oder eben die Raidgruppe mich brauchte, aber ich war immer da. Spaß hatte ich da schon lang nicht mehr wirklich, denn ich musste auch oft online sein ansonsten hat mich mein lieber ehemalige Partner dumm angemacht und beschimpft.
Es war eine Muss/Will Beziehung zu dem Spiel. Klingt völlig irre ich weiß, aber so in etwa kann man es sagen.
Im letzten Jahr lernte ich wiederrum ingame jemanden kennen, lustiger Weise war das mein Raidleiter ^^. Wir unterhielten uns oft und als wir uns etwas näher kennen lernten fragte er die all entscheidende Frage: Warum spielst du?
Eine Frage, die ich zu seiner Zeit nicht wirklich beantworten konnte, denn ich kümmerte mich ja nur um die Belange der Anderen. Ich hatte mich selber einfach vergessen und das schlimme an der ganzen Sache, ich habe mental gesehen auch meine Kinder vergessen.
Ja ich habe sie zwar versorgt, aber zum Teil war ich eben auch nicht dort wo ich hätte sein müssen.
Diese eine Frage ließ mich Tage und Nächte lang nicht schlafen und schließlich fragte ich mich selber: "Was tu ich hier eigentlich?" Am darauf folgenden Tag nach dieser eigenen Fragestellung sprach ich wiederrum mit meinem Raidleiter und sagte ihm, dass ich aufhören möchte. Er selber hatte das für sich auch schon entschieden, ich denke er brauchte den gleichen Schubs von mir genau so. Wobei ich hier bemerken möchte, dass er bei weitem nicht so viel gespielt hat wie manch anderer und er mehr oder weniger durch Gruppenzwang an bestimmte Zeiten gebunden war. Aber wenn er nicht wollte , musste er nicht online sein und demzufolge war es dann auch nicht.
Wir unterhielten uns ingame immer mehr immer länger und immer intensiver. Ich entdeckte Wünsche und Träume von mir. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Ich sah ein , dass ich mich vor meiner damaligen eigenen Situation (die Probleme mit meinem Partner, mit meinem Leben allgemein) versteckte , mich in eine Welt flüchtete wo ich versuchen konnte all das gut zu machen was an mir selber schlecht ergangen war.
Am 16.November 2007 gab ich (Ich geb zu unter Tränen) meinen Abschied bekannt und JEDER, der mich kennt/kannte wusste, dass ich wenn ich etwas von mir gebe es auch umsetze.
Und heute , naja ich hab noch telefonischen Kontakt zu den Menschenkindern die mir besonders Nahe waren/sind. Aber ich habe auch erkannt, dass man mich außerhalb des Spiels zu schätzen weiss und keine Pixelplattform braucht um zu kommunizieren oder auch zu helfen. Ich habe nun in dem vergangenen Jahr gelernt zu leben , gelernt glücklich zu sein und auch gelernt Verantwortung zu tragen. Verantwortung meinen Kindern gegenüber, Verantwortung meiner neuen und überdurchschnittlich harmonischen Beziehung gegenüber aber auch Verantwortung denen gegenüber, die ich im Spiel zurück gelassen habe. Warum fragt ihr Euch vielleicht. Die Antwort steht schon weiter oben. Ich habe ungewollt eine Leitfigur abgegeben und war für die Anderen etwas besonderes, dass ich *Eigentlich* so nie sein wollte aber ich hab sie damit gefesselt. Dafür trägt man auch Verantwortung, nur nicht indem man weiterspielt sondern aufhört.
Vermissen tu ich das Spiel nicht ansatzweise aber ich gebe zu die Menschenkinder darin schon ;). Allerdings habe ich heute erreicht, dass man sich Real besucht und zusammen schöne Stunden verbringt und nicht gemeinsam in aller Ferne hinter kantigen Stromkisten mit unrealistischen Gesichts- bzw. Emotionszügen. In die Augen schauen ist das Motto ;)!
Man achtet mich heute dafür um so mehr, für meinen Mut aufzuhören und für meinen Kampf um die Menschlichkeit und das alles unter der Sonne die uns täglich Licht gibt und der frischen Luft, welche unsere Lungen gesund befüllt und dem tollen Grün auf dieser Erde, welches man wenn man permanent spielt nicht mehr wahrnimmt.
Ich liebe mein neues Leben, mein neues Lieben , meine Kinder und auch meine alten aber neu realen Bekanntschaften und Freunde.
Ich danke meinem Schatz dafür, dass ich mit ihm ein glückliches Leben ganz ohne Pixelwelt führen kann und wir so viel Spaß haben, wie ich nie zuvor in meinem Leben haben durfte/konnte.
Heute macht bei mir alles Sinn was geschehen ist und das wird es bei Euch auch!!! Wenn nicht heute dann eines Tages das ist gewiss :)
All die jenigen, welche es geschafft haben aufzuhören und sich zu bekennen eine ganz dicke GRATULATION. Ihr seid einfach Spitze sowie auch die Admins dieses Forums.
Ich wünsche auch all denen, welche langsam erkennen inwiefern sie ein Suchtproblem haben das allerbeste der Welt und die nötige Kraft zum aufhören. Bedenkt!!! Es ist NIEMALS zu spät!!!
*Nicht die Dinge, die uns begegnen leiten uns, sondern wir uns selber!*
Liebe Grüße Dana
bearbeitet von Dana am 30.10.2008 17:06:07
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