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Beiträge: 1 Mitglied seit: 15.08.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Dass jedermann nach einem erträglichen Dasein sucht, ist keine offene Frage oder ein unbekannt gebliebenes Geheimnis, sondern vielmehr eine Tatsache, der es ins Antlitz zu blicken gilt. Ob bewusst oder unbewusst – letztendlich ist es immer das, was uns bewegt, wenn wir uns in virtuelle Welten stellen. Seien diese Glückspiel, Computerspiel oder Religionen. Ja überhaupt das Faktum, dass es solcherlei Dinge gibt, offenbart schon die tiefe Sehnsucht, wie sie in uns allen ist. Manche jedoch geben sich dann zu intensiv und ohne Rückgrat ihren Obsessionen hin, weshalb letztendlich dieses Forum existiert. Aber hiermit erzähle ich nichts Neues.
Ich möchte im Folgenden lediglich die Initiative ergreifen, von meinen Erlebnissen und Erfahrungen mit der Sucht nach WoW zu berichten. Diese eigene, völlig von der Realität verschiedene Welt! Ja wie sehr wünschten wir, sie real zu machen! Wie sehr waren wir nicht schon als Kinder von Magie und Zauberei und Unwirklichem begeistert und wie sehr sehnt sich ein jeder danach, zu einer Allmacht zu gelangen, die im wirklichen Leben stets versagt bleiben muss. Was aber verbirgt sich wirklich dahinter, wenn ich euch sage: Danach war ich süchtig! Lasst uns genauer hinblicken:
Es ist nicht gelogen, denn in der Tat fand mein erstes Erlebnis, mich selbst interagierend als vollwertiges Mitglied innerhalb einer Gemeinschaft zu sehen, in jenen virtuellen Welten statt. Muss man sich deshalb schämen? Ich denke: ja. – wenn auch mit einer Träne man kleinstgeheim sein Kopfnicken preisgeben muss, dass man die tiefe, tiefe Sehnsucht und den Nichtsinn von allen Dingen selbst gefühlt hat. Also schäme ich mich und liege mir selbst in den Armen.
Siehe an: Auf einmal erhöht sich mein sozialer Wert und mein Rang und Stellung in der Gemeinschaft allein durch mein geistiges Einwirken. Wie war das geschehen? Wie ist es möglich, dass mir solche Dinge außerhalb digitaler Welten unbekannt blieben? Durch das Einkerkern in einen virtuellen Standardcharakter geschah dies. Und plötzlich war ich frei von aller Benachteiligung und bösartiger Abwägung, die durch andere in Wirklichkeit unternommen wird, denn es gab kein Äußeres, an dem ich fortan mehr zu messen war. Jetzt sollten allein meine Worte zählen! Wie ist das wunderbar und wie sollte man danach nicht weiterhin sehnsüchtig sein?
Was waren das aber für Menschen, denen ich dort begegnet bin? Allerlei und von jeder erdenklichen Art waren die, mit denen ich lachte, weinte und liebte. Darunter natürlich auch denkbar viel gebrochene Gestalten, Nichts- und Wenignutze, Kranke und Wahnsinnige. (Ich glaube jedoch, wer nicht krank genug ist für dieses Spiel, der wird es werden müssen, wenn er nicht rechtzeitig abspringt.) Auch aber traf ich Menschen, denen ich die Welt und all ihr Glück von tiefstem Herzen gönne. Jetzt aber - was bleibt? Ich habe mich losgesagt und spiele seit über einem Jahr kein WoW mehr. Allein aber die Tatsache, dass ich noch mit einem Blinzeln und nicht mit Abscheu zurückblicke - ist schlimm genug!
Wehe! Wehe euch, ihr scheinheiligen Leser, wenn ihr das nicht einseht! Brüder! - Meinesgleichen...
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Beiträge: 47 Mitglied seit: 23.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
| Mit einem Blinzeln blickt jeder auf seine WoW Karriere zurück, wenn er dort auch gutes erlebt hat (überwiegend). Man kann auch spielen ohne süchtig zu werden, man muss es nur hin bekommen und sich entsprechend im Rl binden. Ist aber ein schöner Text, mit viel Interpredationsfreiraum. Die Frage die ich mir stelle ist folgende: Bin ich wirklich Krank? So wie du es geschrieben hast bin ich es. Ich würde trotz allem sagen, nein. Die Tatsache dass man ein geregeltes Leben hat, ohne großartiges Spielen mit Sucht, ist für mich schon Beweis genug zu sagen man ist nicht automatisch krank. Wo beginnt rechtzeitiges Abspringen? Bin ich wirklich scheinheilig? Was einsehen? Brüder und Deinesgleichen? Dann hätte ich schon vor über einem jahr aufhören müssen. Ich will das Spiel nicht Verteidigen, um Gottes willen, es hat genug schlechtes gebracht, aber es ist nun mal mein Hobby, dem ich jede Woche ein paar Stunden widme, wie es meine Freundin und Arbeit zu lässt. :-)
mfg
Aegisfang
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