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Beiträge: 1 Mitglied seit: 03.06.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Hallo,
kurz zu mir: Ich bin 26 (m), aktuell Student und seit ca. 2 Monaten "trocken" (WoW).
Der ganze Spass begann bei mir im Juni 2006 als mir ein ehemaliger Schulkollege anbot den 10-Tage-Testaccount auszuprobieren (war RPG vorbelastet, bis dahin aber nur MUD's). Er war zum damaligen Zeitpunkt bereits Level 60 (höchste Spielstufe) und das gab natürlich den Anreiz dies auch zu erreichen. Das eifrige Spielen wurde dann von mir selbst aus mangelndem Interesse zweimal für ca. zwei Monate unterbrochen. Doch mit dem Addon (BC) Anfang 2007 kehrte das Interesse schlagartig und stark wie nie zurück. Seit diesem Zeitpunkt war ich dann eigentlich Dauergast in der "wunderbaren" World of Warcraft. Ich war zwar nie der große Raid-Fan, aber dennoch hatte ich Onlinezeiten die im Nachhinein betrachtet Irrsinnig waren. Den Höhepunkt meines virtuellen Treibens kam im November 2007 als ich, zusammen mit bekannten, den Entschluß fasste reine PvP-Charaktere auf der gegnerischen Fraktion hochzuleveln. Bis Januar 2008 kamen so über 20 Tage Spielzeit zustande. Der Spass hätte mir fast das erste Semester gekostet. Die Milchmädchenrechnung die zugrunde lag war: PvP = weniger Zeitaufwand und trotzdem erfolgreich mit guten Ausrüstungsgegenständen spielen. Doch leider musste ich feststellen dass es trotzdem wahnsinnig viel Zeit beansprucht die Grundausrüstung zu "farmen" (Ehre) und um auf einem vernünftigen Niveau zu spielen (entsprechende Wertung) braucht man die richtigen Leute und natürlich wiederum sehr viel Zeit. Anfang April (Semesterferien gingen dem Ende zu) wurde mir jedoch bewusst, dass ich meine Prioritäten vielleicht etwas anders legen muss um ein erfolgreiches Studium hinter mich zu bringen. Seitdem habe ich nicht mehr gespielt. In letzter Konsequenz wird mein Account verkauft.
Ich habe einige Beiträge anderer Forenteilnehmer gelesen und musste feststellen dass ich doch gewisse Gemeinsamkeiten mit ihnen habe. Das "ich hab' heut keine Zeit", "Ne, ich bleib heut mal zu Hause", "Nein, keine Lust wegzugehen" findet sich in allen Variationen - auch bei mir. Was mir aber am meisten zu denken gab war die Tatsache, dass ich oft von WoW geträumt habe (abgesehen davon dass ich gedanklich häufig beim Spiel war). Warum ich jetzt aber "aufgehört" habe kann ich selbst nicht sagen, wahrscheinlich war es die Summe der "Auffälligkeiten" die mich dazu bewegt hat.
Wenn ich Bilanz über die letzten zwei Jahre ziehen müsste, dann sieht's irgendwie düster aus. Freundschaften und soziale Kontakte habe ich oft bereitwillig links liegen lassen. Die Prüfungen im ersten Semester habe ich nur um haaresbreite bestanden. Und rein körperlich gings bergab. Aber durch konsequenten Selbstbetrug, Gruppendynamik und "Langeweile" fällt einem das ja leider nicht auf.
Im Moment fühle ich mich ohne eigentlich ziemlich gut. Ich musste feststellen wieviel Zeit man auch für sinnvolle Dinge verwenden kann. Doch die vergeudete Zeit der letzten zwei Jahre bringt mir natürlich nichts zurück. Rückblickend weiss ich nicht ob die Jagd nach virtuellen Gegenständen überhaupt irgendeinen Sinn hat. Solange es ein Hobby ist vielleicht.
Ich glaube dass jeder selbst für sein Handeln verantwortlich ist, deshalb kann ich keiner Firma die Schuld für mein Verhalten in die Schuhe schieben, allerdings stellt sich mir die Frage ob die Spieleindustrie nicht auch eine gewisse Pflicht gegenüber ihrer Kundschaft hat. Meines Erachtens nach ist bsw. WoW vom Spielprinzip auf maximalen Zeitaufwand ausgelegt, ob es jedoch eines Tages Richtlinien oder ähnliches geben wird, die dies reglementieren, ist fraglich. Letztlich ist wohl eine große Diskussion von Industrie, Politik und Sozio-/Psychologie notwendig um einer Generation Spielesüchtiger vorzubeugen und der Spieleindustrie ihre Verantwortung bewusst zu machen. Onlinespielesucht in der Öffentlichkeit zu thematisieren wäre vielleicht auch schon ein Anfang.
Abschließend kann ich nur raten: Denkt über euer eigenes Verhalten nach und hinterfragt es.
mfg fb
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