hoppipolla |
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Beiträge: 9 Mitglied seit: 16.05.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Ich glaube, was mich am meisten dazu bewegt hat mit World of Warcraft aufzuhören, war der Gedanke, nicht mehr Teil des von Blizzard geschaffenen Systems zu sein.
Ich habe mir das ganze bildlich vorgestellt: Ein riesiges Laufband mit über 10 Millionen Schafen, alle am Rennen wie bekloppt, körperlich und seelisch am Ende, trotzdem springen sie nicht ab, zu groß ist die Vorfreude auf das was sie hoffentlich bald erwarten wird, zu groß die Anerkennung der Freunde, die ja schließlich auch noch mitlaufen. Am Rand steht der Schäfer, er will das seine Schafe weiterlaufen, damit er sie weiterhin melken und scheren kann. Er schlägt sie nicht, tut ihnen keine Gewalt an, im Gegenteil, er gibt ihnen die Möglichkeit abseits ins Ungewisse zu springen. Die, die sich tatsächlich dafür entscheiden, kehren bald zurück, da sie sonst vor Ziellosigkeit, Langeweile oder Schuldgefühlen, krepieren würden. Im Dunkeln, wenn der Schäfer alleine ist, blickt er auf seinen Reichtum, ein spitzbübisches Lächeln huscht über sein Gesicht, seine Gedanken sind bei den Schafen, von dessen Dummheit er nur profitiert.
Einmal dieses Bild im Kopf, kommt es immer wieder hervor wenn ich an World of Warcraft denke. Vielleicht ein bischen paranoid, aber es half mir Abstand zu nehmen. Mein Trotz nicht wieder zu einem Pelzträger zu werden, sondern abseits des Laufbands eigene, schönere Erfahrungen zu machen, ist stärker als die Sucht. Ich wünsche allen Abhängigen, das auch sie eine Methode finden, die für sie Erfolg hat.
http://www.youtube.com/watch?v=aizz0o9fPWU&feature=related
Leg dich nicht wieder schlafen! Mach die Augen auf und erkenne die Realität! Verdrängung führt nur zu Unglück! Spring ab!
bearbeitet von hoppipolla am 16.05.2008 17:01:07
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16.05.2008 16:12:29 | |
gabriele_farke |
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Gruppe: Administrator Rang:
Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert
| Danke, hoppi! Ihr könnte so vielen Menschen mit solchen Berichten die Augen öffnen. Danke!
Alles Gute für Dich, G.
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16.05.2008 18:11:37 | |
Izumi |
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Gruppe: Benutzer Rang:
Beiträge: 62 Mitglied seit: 07.05.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Einwandfreier, sehr gelungener Text zum Nachdenken! Sowas ähnliche sage ich mir auch immer in Gedanken vor; wenn aus irgendwelchen Gründen meine Neugier dennoch siegen sollte und ich den Fehler machen würde, mich dennoch an Wow oder dergleichen zu interessieren; denn ein Schaf möchte ich nie sein oder werden, lieber bleib ich ein Individum wie eigentlich alle Menschen es sein sollten.
for you
--- schon seit gute zweieinhalb Wochen allgemein Medien absitent.. nichtmal Musik aus dem Player --- Text zur dt. Demenz folgt bald.. |
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18.05.2008 22:07:13 | |
hoppipolla |
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Gruppe: Benutzer Rang:
Beiträge: 9 Mitglied seit: 16.05.2008 IP-Adresse: gespeichert
| Ich habe noch ein paar Gedanken niedergeschrieben, die verdeutlichen sollen, wie stark dieses Spiel meine Gefühlswelt beeinflusste.
Und plötzlich atmete ich wieder. Soeben hatte ich stumme Tränen des Abschieds vergossen und noch jetzt überzog ein dünner Film des Leids und der Freude mein hohles Gesicht. Leises Gepolter aus dem Nebenzimmer verriet, dass meine Mutter wie in unzähligen Nächten zuvor in stiller Verzweiflung mein Schicksal betrauerte. Wie war es die Mutter eines Kindes zu sein, dessen Zukunft angesichts der krankhaften Spielsucht immer mehr zu verblassen schien? Diese Frage und viele andere schossen mir plötzlich wie Blitze durch den Kopf, Fragen, die ich aus Angst vor den Antworten, bisher erfolgreich zu verdrängen wusste.
Doch nun lag alles offen vor mir, mein Leben, ein ängstliches Kind, das durch mangelnde Zuwendung zu verenden drohte. Wie hatte ich ernsthaft in Erwähnung gezogen dieses Leben gegen ein künstliches Wesen einzutauschen? War dies aus Angst geschehen? Aus Angst vor der Verantwortung? Mit einem liebevollen Lächeln, griff ich nach den spindeldünnen Ärmchen, bereit dieses Leben in seinem weiteren Verlauf zu stärken und zu schützen. Nun, da ich es fest in den Armen halte und merke wie seine Statur immer kräftiger wird, bin ich überglücklich.
Auch wenn ich eine endgültige Entscheidung getroffen habe und das Spiel von meinem Rechner verbannt wurde ist es nicht so, dass ich es gänzlich aus meinem Gedächtnis streichen kann. Ich habe angefangen, wie wild zu lernen, nach meinem mittelmäßigen Abitur verspüre ich nun das Bedürfnis, die versäumten Stunden, die vor dem Rechner verbracht wurden, aufzuholen. Ich verbringe viel Zeit in der Natur mit Büchern, die mir auch helfen mich selbst zu finden. Zuletzt war es "Mister Aufziehvogel", momentan ist es "Nachtzug nach Lissabon", das mich fesselt. Musik gehört auch zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, auch wenn ich sie oft als Betäubung verwende, habe ich nicht das Gefühl, dass sie mich zu sehr vereinnahmt. Ich habe den Traum, nach Island zu reisen. Jippiii, ich kann wieder von realen Dingen träumen.
bearbeitet von hoppipolla am 27.05.2008 00:44:13
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27.05.2008 00:43:08 | |
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