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Ist "sucht" wirklich schlecht? |
Necrionos | ||
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Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 10.04.2008 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Erstmal zu mir: ich bin männlich, 28, berufstätig, single. Mein derzeitiger Tagesablauf sieht etwa so aus: Aufstehen, arbeiten gehen, nach hause kommen und zocken so lange es geht. ( Ich kann inzwischen ganz gut abschätzen wie viel Schlaf ich brauche um die Aufgaben am kommenden Arbeitstag zu bewältigen. Normal rechne ich 6 Stunden pro Tag ein. Wenn ich viel zu tun habe gehe ich auch eher ins Bett und wenn nicht viel zu tun ist reichen auch 4 Stunden oder ich mache mal ganz durch) Das letzte mal krank geschrieben war ich während meiner Schulzeit. Und ich würde schon behaupten wollen das ich meinen Job gut mache, ganz besonders wenn viel los ist und ich entsprechend ausgeschlafen und damit konzentrierter bin. Privat sieht es etwas weniger toll aus. Freunde habe ich eigentlich keine im sinne von Kumpels mit denen man im Reallife oft herum hängt und was unternimmt. Kontakt zu meiner Verwandtschaft besteht an sich nur noch über meine Eltern die mich ziemlich oft anrufen und mich teilweise auch zu Treffen überreden (ich wohne ca 200km von meinen Eltern entfernt und ca 700 km von meiner restlichen Verwandtschaft ) Freundin ist auch so ein Thema. An sich ist die letzte richtige Beziehung fast 10 Jahre her. Diese Beziehung haben wir nach über einem Jahr beendet wegen dem Zocken. An sich hab ich dieser Tatsache keine Träne hinterher geweint. Sie war wirklich hübsch und äußerst intelligent, fast schon die Perfektion einer Frau, aber es wurde langweilig. Am Anfang war es das erobern, das gab mir irgendwie genau das selbe Gefühl wie beim spielen - eine Handlung von mir, eine Reaktion von ihr, Analyse ihrer Reaktion und versuchen meine nächste Aktion noch besser anzupassen. Dann kam der Sex, das war an sich die Basis auf der die Beziehung für mich stand nachdem das Erobern "abgeschlossen" war. Aber auch da ging die Spannung raus bis irgendwann ein Punkt kam wo die Rechnung vom Aufwand den ich für die Beziehung betreibe gegen den "Spass" den ich in der Beziehung habe nicht mehr so gut stand im Vergleich zum zocken im Internet. Also hab ich mich fortan von jeglicher Beziehung ferngehalten mit dem Wissen das es unmöglich ist eine solche Beziehung langfristig aufrecht zu erhalten solange ich Zocke. Finanziell stehe ich auf sicheren Beinen. Ich wohne alleine in einer ganz anständigen 1Raumwohnung, habe einen Kleinwagen und keinerlei Schulden. Mein Einkommen ist nicht wirklich hoch und nach den aktuellen berichten in den Nachrichten zu urteilen dürfte ich so ziemlich die untere Grenze des "Mittelstandes" in Deutschland repräsentieren. Bis zur 7.Klasse ca war ich an sich ein Standard Kind, hab viel draußen mit Freunden gespielt oder Unsinn gemacht, nichts besonderes. Dann bekam ich zu Weihnachten einen Gameboy und an sich war es ab diesem Moment alles anders. An sich haben mich alle Arten von Konsolen und Computern voll in ihren Bann gezogen. Als Freunde bezeichnete ich an sich nur noch diejenigen die meinem neuen Hobby genauso intensiv nachgingen wie ich selbst. Doch mit meinem ersten PC und dem dazugehörigen Internet änderte sich wieder etwas. Nicht die Zeit die ich investierte, sondern das ich den Kontakt mit den letzten Freunden nicht mehr pflegte - wozu auch, Kontakt mit gleichgesinnten hält man über das Internet viel leichter. An sich lief mein Leben die letzten Jahre ziemlich toll. Alle störenden Faktoren (bis auf meine Eltern) habe ich erfolgreich auf Distanz gehalten. Mein leben besteht an sich aus Arbeiten, Zocken und wenn immer es sich nicht vermeiden lässt auch schlafen. So hab ich mir das als Kind immer vorgestellt wie ein perfektes Leben aussieht. Arbeiten um den Lebensunterhalt zu verdienen und sonst nur mit anderen Leuten spielen und Spass haben. Ich bin zwar allein, aber nicht einsam. Die Spieler mit denen ich täglich zusammen spiele, kenne ich zum Teil schon über 7 Jahre. Das sind quasi meine Freunde auch wenn meine Eltern das anders sehen. Wie gesagt bin ich eigentlich äußerst zufrieden mit meinem Leben und möchte auf keinen Fall etwas daran ändern. Nun die Frage ist es Falsch mein Leben so zu führen? Sollte man Gesetze durchsetzen die mich vor meinem Lebensstil schützen? Wo fängt es an das man Spielern eine "psychische Störung" bescheinigt? Ich empfinde die Richtung in die die öffentlichen Diskussionen gehen in letzter Zeit etwas bedrohlich für meinen Lebensstil, was an sich auch der Grund ist meine Sicht der Dinge hier darzustellen. Ahja noch etwas zu mir. Ich erfülle an sich fast alle Punkte die mir eine Sucht ganz klar bescheinigen würden, bis auf einen den ich als sehr wichtig ansehe: ich habe an sich keinerlei Entzugserscheinungen. Wenn ich mal eine Woche bei meinen Eltern bin ein mal im Jahr gibt es weder Computer noch Fernsehen und trotzdem fehlt mir nichts. wir spielen dann oft Abends Brettspiele wie Scrapple, Schach oder auch Mensch ärgere dich nicht. das macht mir alles genausoviel Spass wie zocken am PC. Ich finde Spielen am PC einfach besser weil ich da keine Leerlaufzeiten habe wie zB hin und rück Reise zu Freunden und wenn es nur 5 Minuten zu Fuß laufen wäre, warten auf irgend jemanden usw. ich habe beim zocken die selben vorteile wie in gesellschaftlicher Runde im Reallife, aber so gut wie alle Nachteile fallen weg. | |
10.04.2008 04:52:40 | ||
baer40 | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 543 Mitglied seit: 10.01.2007 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Necrionos, wenn Du es wirklich so toll findest, Dich vom Realen Leben auszuschließen, wenn Du es in Ordnung findest, dass Du keine realen Freunde oder Bekannte hast, wenn Du damit glücklich bist, keine Beziehung zu führen, Du das sogar langweilig findest, dann ist das für Dich nicht schlecht! Ich finde das zwar ein armseliges Leben, dass Du da führst, aber jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Du solltest Dich aber nicht wundern, dass vielleicht irgendwann, wenn es Dir mal dreckig gehen sollte, dann auch niemand da ist. Dann helfen Dir Deine „Zockerei“ und Deine „Zockerfreunde“ aus dem Internet auch nicht weiter…….. Auch wenn Du mal „locker“ eine Woche ohne Zockerei auskommst, bist Du dennoch süchtig. Es gibt bei den Alkoholikern auch Quartalssäufer. Die kommen auch mal locker vier Wochen ohne Alkohol aus, bevor sie sich die Birne zudröhnen. Das Du mal eine Woche ohne auskommen kannst, ist kein Freifahrtschein für Dich, wenn Du ansonsten tagtäglich vor der „Kiste“ sitzt. Uns geht es hier darum, dass Onlinesucht in all seinen Facetten als Krankheit anerkannt wird, nicht darum, dass wir das Internet oder all die „Spielchen“ verboten werden. Denn es ist krankhaft, dass Menschen, so wie Du sich isolieren. Es ist krankhaft, wenn Menschen vor lauter Zockerei oder sonstige Dinge, die sie in der Cyberwelt tun nicht mehr duschen gehen, vergessen zu essen und verwahrlosen….. Wie gesagt, lebe Dein Leben, wenn Du damit glücklich bist. Vielleicht ändert sich ja auch mal Deine Einstellung, dann helfen wir Dir gerne. Gruß baer40 P.S. Sucht ist eine Krankheit, und Krankheit ist schlecht, also ist Sucht schlecht!! | |
10.04.2008 09:57:40 | ||
WoW>all | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 12 Mitglied seit: 17.01.2008 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Necrionos, habe mich in vielen Deiner Ausführungen selbst wiedergefunden. Wobei ich einfach nicht nachvollziehen kann, daß Du mit diesem Leben wirklich auf Dauer glücklich bist. Der Mensch ist ein soziales Wesen, man ist doch auf menschlichen Kontakt angewiesen und ich rede hier nicht von TS! Deshalb eine ernst gemeinte Frage, nimmst Du Drogen? Nüchtern läßt sich ein solcher Lebensstil aus meiner Sicht nämlich nicht ertragen und da spreche ich aus Erfahrung. LG WoW<all | |
10.04.2008 10:22:55 | ||
Necrionos | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 10.04.2008 IP-Adresse: gespeichert | Nein ich nehme an sich nichts was man auch nur im entferntesten als Droge einstufen kann. also keine Zigaretten mit was auch immer gefüllt und so gesagt auch kein Alkohol außer zu Anlässen wo man der Höflichkeit halber mal mit anstößt, nicht mal Kaffee ( ausser wenn es wirklich nötig ist o.O ). Ich lasse mich relativ selten von Kollegen überreden nach Feierabend noch zusammen irgendwas zu machen und ich hasse es jedes mal. da wird getratscht und Unsinn geredet irgendwelche Witze gerissen wo ich absolut nicht drüber lachen kann und wenn dazu noch Bier oder wein fließt wird das ganze mit fortschreitender Zeit unerträglich, da ich selber ja keinen alc. trinke. also fühle ich mich dazu noch total Fehlplatziert in den meisten Freizeiteinrichtungen für Erwachsene. dazu ich hasse es einfach wenn ich mit Informationen überschüttet werde die mich nicht im geringsten interessieren. und ich bin kein besonders gesprächiger Typ, was heißt ich sitze dann die ganze zeit rum, lass mich zutexten und drinke meine Apfelschorle. Das staut in mir so enorme Aggressionen auf so ein 2Stündiger Abend, besonders weil ich noch irgendwie so tue soll als ob mich das ganze interessiert oder als ob ich es lustig finde. Das selbe gilt im übrigen auch für TS. ich liebe im TS Fachsimpeln über irgendwelche Spielmechaniken und Kampfanalysen und so Zeug. Aber sobald jemand anfängt über seinen Hund zu reden oder sonst welche Gespräche anfängt ist das genau wie oben beschrieben, das kann ich einfach nicht ab. nur das TS einen Stummschalte Knopf hat, bzw ich mich einfach ausklinken kann wenn es mir zu viel wird. Das selbe ist halt mit Frauen, nur das dort ein Punkt anders ist. Ich möchte etwas von ihr und dafür bin ich bereit als Gegenleistung ihr das zu geben was sie will. im Normalfall ist das halt unsinniges Gerede, Romantik, gemeinsam investierte zeit usw. alles Dinge die ich eigentlich überhaupt nicht will, aber so lange der "Tausch" für mich fair erscheint ist das kein Problem. Wenn ich etwas wirklich will, nutze ich meine Ressourcen bis zum letzten aus. Kritisch wird die Beziehung in dem Moment wo das was ich von ihr möchte nicht mehr so hoch in meiner Priorität liegt, wenn es mir einfach nicht mehr so viel wert ist. Da es mir sehr wichtig ist was andere über mich denken lasse ich von daher lieber ganz die Finger wenn ich ganz genau weiß das das nicht funktionieren kann. Genauso ist es mit der Verwandschaft. Mutti ruft an und sagt ich soll endlich mal wieder bei Oma anrufen, was ich dann auch wiederwillig auch mache. Paar Tage später rufen meine Eltern an und meinen das Oma sich beschwert hat das ich immer nur mit ja geantwortet habe und gar nichts richtig über mich erzähle. Ja ich meine erstens interessiert mich das nicht im geringsten was Oma mir da erzählt und was soll ich denn erzählen. Wenn ich ihrer zähle das ich einen neuen ring gefunden habe der mir 2% mehr Mana gibt effektiv aber dafür 1% weniger Trefferpunkte als mein alter Ring, dann ist das für mich eine Basis für eine tolle Diskussion welcher der beiden Ringe nun im Endeffekt der bessere ist in welcher Situation und in Verbindung mit welchen anderen Ausrüstungsgegenständen. Für Leute die nix damit am Hut haben ist das halt mal einfach nur unverständlich und aus genau diesem Grund habe ich keinen Kontakt mehr, weil es keine Gemeinsamen Nenner mehr gibt. im Internet gibt es dagegen viele mit denen ich toll reden kann über viele stunden bis mir der hals wehtut. Sowas hatte ich im reallife an sich noch nie, so einen starken grad an ähnlicher Gesinnung.
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10.04.2008 15:42:10 | ||
WoW>all | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 12 Mitglied seit: 17.01.2008 IP-Adresse: gespeichert | Du hast also kein menschliches Interesse an den Bekannten im Internet, sondern schätzt sie nur solange ihr übers Zocken fachsimpeln könnt? Hab ich das richtig verstanden? | |
10.04.2008 15:55:54 | ||
gabriele_farke | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert | Necrionos, wer, meinst Du, hätte etwas davon, Dir eine Sucht zu "bescheinigen"? Jede/r soll doch nach seiner Facon glücklich werden! Glücklich? Bist Du glücklich? Weißt Du, was Glück ist und wie es sich anfühlt? Wenn Du dieses Leben toll findest, dann muss sich ja nichts ändern. UNS tust Du damit nicht weh! Wie Bär schon schrieb, es könnte ja sein, dass Du mal Hilfe brauchst, weil Du vielleicht doch mal erkannt hast, dass Du den Sinn des Lebens auch in virtuellen Welten nicht gefunden hast und weil Du vielleicht mal wieder SPÜREN möchtest, wie es ist, wenn Dich jemand in den Arm nimmt. Es KÖNNTE ja sein ... Alles Gute für Dich, G.
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10.04.2008 16:13:21 | ||
Poc | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 13 Mitglied seit: 15.03.2008 IP-Adresse: gespeichert | Vor kurzem hat in diesem Forum mal einer von seiner Onlinesucht geschrieben, der leicht autistisch auf die Welt gekommen ist. Soweit ich die Diskussion gerade aus dem Kopf zusammenkriege, war es unterm Strich für ihn okay, dass er sein Leben so führt, wie er es führt. Ob das der richtige Ratschlag war, weiß ich nicht, aber es erinnert mich etwas an dich. Ohne dir damit jetzt zu Nahe treten zu wollen. Aber ich glaube nicht, dass du autistisch oder sonstwie "anders" bist. Was die Sache nicht besser macht. Was erwartest du von dem Posting hier? Es wird doch einen Grund geben, warum du dir die Zeit genommen hast, doch sehr ausführlich dein Leben zu beschreiben. Willst du nur wissen, ob du süchtig bist? Oder erwartest du eine Art "Freibrief" von der Community, das bei dir alles, was bei anderen hier nicht gilt, plötzlich gelten soll? Nur weil du zufällig noch dein Leben halbwegs im Griff hast? Ganz ehrlich: Diesen Freibrief wirst du von mir nicht kriegen. Natürlich kannst du tun und lassen, was du möchtest. Und von mir aus steiger dich ruhig weiter in den Wahn, das dich Menschen mit ihrer vermeindlichen Oberflächlichkeit nur langweilen. Ich aber sage dir: Du hast dir einfach nie die Zeit genommen, dich wirklich mit deinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Selbst der vermeindlich größte Versager, selbst die Sau, die bei den RTL-Reality-Shows tagtäglich durch die Wohnzimmer der Republik getrieben wird, ist durchaus tiefgründiger, als man meint. Und genau hier gebe ich dir Brief und Siegel, dass dich dein Lebensentwurf über kurz oder lang ins Abseits befördern wird, wenn du nicht gegensteuerst. Nicht wegen dem Spielen. Aber an deinem Menschenbild stinkt etwas ganz gewaltig. Das alles mein ich nicht böse. Auch wenn es vielleicht so klingt. Ich denke nur, dass du über kurz oder lang vereinsamen wirst. Mit 28 bist du noch jung. Was aber ist mit 40? Oder 50? Willst du dann noch immer irgendwelche Onlinespiele mit 20jährigen zusammen spielen? Was passiert, wenn du deine Arbeit verlierst? Oder doch einmal krank wirst? Ich war in meiner Hochphase wegen einer akuten Gallenentzündung für eine Woche im Krankenhaus. Es hat mir gewaltig die Augen geöffnet zu merken, das außer meinen Eltern mich kein Mensch besucht hat. Es mag kitschig klingen, aber an dem Satz, das niemand eine Insel ist, ist durchaus was dran. Denk mal drüber nach.
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10.04.2008 16:33:15 | ||
flaschengeist | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 30 Mitglied seit: 18.12.2006 IP-Adresse: gespeichert | Ich kann mich allen Ausführungen, insbesondere denen Pocs, nur anschließen. In der Psychologie ist Einsamkeit folgendermaßen definiert: Weniger (enge) zwischenmenschliche Beziehungen als subjektiv erwünscht. Die Menschen unterscheiden sich also - und zwar im Wesentlichen aufrund ihres Ausprägungsgrads der Persönlichkeitseigenschaft Extraversion - in ihrem Bedürfnis nach Geselligkeit. Demnach wärst du nach deinem jetzigen Empfinden einfach ein Mensch, der fast kein Bedürfnis nach sozialen Kontakten hat. Ob sich dieses Empfinden in zukünftigen Lebenslagen halten wird, wage ich jedoch zu bezweifeln. | |
10.04.2008 20:52:41 | ||
Necrionos | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 3 Mitglied seit: 10.04.2008 IP-Adresse: gespeichert | Ich habe jetzt mal nach den letzten Antworten sehr viel über alles nachgedacht. Und immerhin hat mich das in einem Punkt so weit gebracht, das ich jetzt genau mit dem Finger drauf zeigen kann. Ich denke meine primäre Intention ist es wohl nicht mich von Spielesüchtigen zu distanzieren, sondern viel mehr darzustellen das mein keine tragische Folge des zur Krankheit mutierten Hobbys Computerspielen ist, sondern durchaus ein für mich anstrebenswerter Zustand ist. Das Problem was ich nun habe, ist das es mir sehr wichtig ist was andere Menschen über mich denken. Aber Online spielen als Hobby das die gesamte Freizeit ausfüllt scheint nur bei den wenigsten Menschen Akzeptanz zu finden. Das ganze wirkt in Kombination mit dem Punkt das es keiner anerkennen möchte das wenn ich über viele Jahre mit einem festen Personenkreis zusammen spiele es doch das gleiche ist als wenn ich mich mit jemandem in einer Kneipe treffe und das nur weil wir uns nie persönlich gegenüberstehen. Die fehlende Akzeptanz und das zusammen mischen zwischen intensiv ausgeübtem Hobby und dem Punkt wo man die Kontrolle darüber verliert. Ja ich halte mich wie schon gesagt auf Grund der Tatsache das ich glaube jederzeit aufhören zu können wenn ich einen Grund dafür hätte und der tatsache das ich mein Leben im Griff habe für nicht süchtig, aber irgendwie passe ich vollständig in das Raster für süchtige. Nehmen wir doch nur mal den Punkt mit dem kleiner werden des Freundeskreises bei süchtigen. Wächst mein Online-Freundeskreis nicht in gleichem Verhältnis an wie er wo anders schrumpft? Vertieft sich die Freundschaft nicht im laufe der Zeit auch? Das ist an sich der einzige Punkt wo man sagen könnte der trifft nicht auf Onlinefreunde zu. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, ist das nicht fast schon etwas ..(finde grad kein passendes Wort dafür).., das ich mir einen physisch anwesenden Freund zulegen muss und diese Freundschaft nur zu dem zweck pflegen muss damit der mir mal hilft wenn ich wirklich mal bei irgendwas Hilfe brauche? Dann könnte man vielleicht noch sagen das ganze ist gar nicht real. Und das stimmt auch. In dem Moment wo ich den PC ausschalte ist das alles nicht mehr von Bedeutung was ich die letzten 5 -10 Stunden gemacht habe. ABER den Spass den ich beim spielen empfunden habe, den Ärger als ich besiegt wurde, die Unterhaltungen die ich mit anderen Spielern geführt habe sind doch real. Das was ich tue ist zwar weit weg von jeglicher Realität, aber ich der vor dem PC sitzt bin doch real und was ich empfinde auch. Das selbe gilt für Erinnerungen. Ich werde nie vergessen wie ich das erste mal in meinem Leben mit 250 anderen Spielern gemeinsam eine Festung erobert habe. Oder das aller erste mal im Grenzgebiet umherstreifen und den ersten kontakt mit einem Feind, dieser Schreck und das anschließende Herzklopfen. Ich war so extrem aufgeregt das ich nicht einmal mehr wusste welche tasten ich jetzt drücken sollte. Diese Ereignisse selbst mögen nicht real sein und keinerlei Einfluss haben, aber diese Erinnerung und die intensiven Gefühle die damit verbunden waren bleiben real. Und so intensiv wie manche dieser Erinnerungen sind, werden sie mir auch für immer erhalten bleiben. Von daher kann ich das wirklich nicht verstehen wieso andere meinen Lebensstil schlechter/unwürdiger ansehen als irgend ein beliebiger anderer Lebensstil. Ganz im Gegenteil würde ich sogar behaupten wollen das mein Alltag um ein vielfaches Abwechslungsreicher und Gefühls intensiver ist als das leben von den menschen die ich kenne. Ich würde niemals nie freiwillig mit dem leben meiner Eltern, oder jemandem aus meiner näheren Verwandschaft tauschen wollen. Auch die Familien von meinen ehemaligen Freunden oder auch das leben meines Chefs würde ich niemals führen wollen. Und ich denke genau das ist mein Problem und meine Intention weswegen ich den Thread aufgemacht habe. Die Diskussion hier hat mir auf alle Fälle geholfen etwas mehr Klarheit darüber zu erlangen. Noch ein paar direkte antworten hintendran: Das haben meine Elten schon ein Jahr nachdem sie mir den Gameboy schenkten prophezeit. "das wird sich nicht lange halten" .. das ist jetzt 14? oder 15? Jahre her. da mich das sucht Thema doch auch schon lange beschäftig, da ich mich irgendwie immer ein wenig angesprochen fühle, habe ich auch einige berichte gelesen, sendungen dazu gesehen usw. ein Bericht ist mir dabei stark in Erinnerung geblieben weil der inhalt nahezu zu 100% auf mich zutrifft. Sucht, egal welcher Art entsteht indem über durchschnittlich starke und/oder in sehr kurz aufeinander folgenden Phasen Glücksmomente ausgelöst werden. Ein Effekt davon ist das alles andere um einen herum anfängt zu "verblassen", einfachere Dinge reichen mit der Zeit nicht mehr um einen Zustand des Glücks zu erleben. <- genau dieser letzte satz trifft auf mich zu 100% zu. Ich finde im "echten" leben kein so intensiven Gefühlsmomente, was nicht nur auf glück zutrifft. Auch alle anderen Gefühle auch negativer art wie Wut/Ärger/Traurigkeit haben deutlich blassere Wirkung. Als ich würde schon sagen das ich weis was ganz extremes Glücksgefühl ist und auch ganz extreme Wut, nur das "reale" dinge diese Gefühle noch nie so stark ausgelöst haben wie es onlinespiele können. Nein, es geht dabei um das sprachliche miteinander. ich kann es nicht ab wenn du dich vor mir stellst und mir von deinem Hund erzählst und ich kann es auch nicht ab wenn du das via TS machst. Denn in dem Moment wo du mich ansprichst "zwingst" du mich quasi dazu dir zuzuhören und vor allem muss ich dann sofort darauf eine Reaktion zeigen ohne das ich die zeit habe mir das erst richtig zu überlegen oder ordentlich auszuformulieren. schreibe diese Storys im Chat und ich habe die Freiheit die Informationen aufzunehmen wenn ich grade bereit dazu bin, bzw habe auch die Freiheit es einfach nur zu überfliegen und nur eine kurze Zusammenfassung davon aufzunehmen. im Chat oder im Forum oder per Email kannst du mir alles schreiben ohne das es mich stört.
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12.04.2008 00:15:39 | ||
Ratlos | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 647 Mitglied seit: 23.10.2006 IP-Adresse: gespeichert | Im Grunde weiß ich nicht so recht, wen Du mit deinen sehr grüblerischen Ausführungen überzeugen willst - uns oder dich selbst? Wir sind im Grunde für die da, denen es nicht gut geht. Denen helfen wir. Wenn Du also sagst: Das ist, was ich will, so will ich leben - dann lebe so. Zugegebenermaßen habe ich alles nur überflogen, aber mir fiel dein letzter Absatz auf - die Sache mit der Kommunikation und dem "Zwang zu reagieren". Sicherlich sind Menschen und Kommunikation anstrengende Dinge. Habe ich auch nicht immer Lust drauf. Aber wenn Dir schon ganz alltägliche Situationen, in denen Du dich im realen Leben einfach mal durchsetzen müsstest (Bsp-Anwort: "Sei mir nicht böse, aber dein Hund interessiert mich nicht.") zu viel sind... dann empfinde ich persönlich das so, als seist Du schlichtweg sauer mit der Welt und hättest gleichzeitig Angst, etwas dagegen zu tun (indem Du raus gehst, dich zeigst und dich eben auch durchsetzt bspw.). Aus welchen Gründen auch immer. Ich meine damit, dass es sich nicht so anhört, als hättest Du bewusst die Wahl PRO Onlinespiele/Internet getroffen, sondern eher die Wahl CONTRA reales Leben. Und das wäre dann falsch - sogar für Dich. Aber an dem Punkt verweise ich wieder auf meinen ersten Abschnitt: Wenn Du unbedingt der Überzeugung bist, dass es Deine Art zu leben ist und sein & bleiben soll, dann wäre es mehr als müßig, dir da reinquatschen zu wollen. Ein ganz allgemeiner Nachsatz noch: Ob Sucht oder Depression (die übrigens auch manische, also extrem gefühlsintensive Phasen hat) - der Weg zur Gesundheit bedeutet auch oft, dass auf einmal "das Euphorische" auf der Strecke bleibt, dass das Leben "langweiliger" wird, ruhiger. Die Kicks, das Intensive werden ausbleiben und vielleicht sogar schmerzlich vermisst. Es ist sicherlich eine schwere Entscheidung, sich selbst diese Hochgefühle zukünftig zu entziehen und stattdessen das zu leben, was "alle anderen" auch tun - den Alltag ertragen und meistern mit seinen KLEINEN Höhen und Tiefen, ohne die ganz großen Gefühle... Aber auch hier gilt das Prinzip der Gewöhnung. Ansonsten: DU musst wissen, was Du willst. Ich werde jedenfalls nicht weiter mit Dir diskutieren - schon weil ich glaube, dass ich Dich sonst darin unterstütze, dir ein weiteres intensives Erleben im Netz zu verschaffen. ;-) Alles Gute für Dich Ratlos
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12.04.2008 12:50:43 | ||
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